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Rot wie Blut

Die Legende der Shichinintai
von

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Wir, die Shichinintai

Jakotsu hockte schon seit einer guten halben Stunde niedergeschlagen vor dem Spiegel. Immer wieder betasteten die Finger die Narbe, die sich gut sichtbar über seine ganze linke Wange zog. Jakotsu war immer ein sehr eitles Geschöpf gewesen und diese Entstellung, wie er sie nannte, hatte ihn irgendwann in ein tiefes Loch gerissen. Am liebsten hätte er sich einen Sack über den Kopf gezogen, wenn er hinausging.
 

Es klopfte. Jakotsu seufzte lautlos, dann rief er leise: “Ja?“

Die Türe schob sich auf und Bankotsu betrat das Zimmer. „Jakotsu…“, begann er resigniert als er bemerkte, dass Jakotsu schon wieder Trübsal vor dem Spiegel blies. Dabei kam er langsam zu Jakotsu herüber.

„Ich komm ja schon“, murmelte der lustlos, „Ich dachte, unsere Besprechung wäre erst in einer Stunde…“

„Deshalb bin ich nicht hier“, lächelte Bankotsu schwach, kam dann langsam zu ihm herüber und kniete sich dann neben ihn. Er hauchte ihm einen Kuss an jene empfindliche Stelle zwischen Ohr und Hals.

„Ich hab was für dich… ich … ich dachte, das muntert sich vielleicht ein wenig auf …“

Jakotsu vergaß einen kurzen Moment, sein nun nicht mehr makelloses Gesicht zu betrauern und wandte sich neugierig zu seinem Liebhaber um. Bankotsu hatte ihm noch nie irgendwelche Geschenke gemacht und das passte auch irgendwie nicht so recht zu ihm.

Bankotsu wirkte ein wenig verlegen, als er Jakotsu etwas reichte, das in ein Seidentuch eingewickelt war. Der löste mit vorsichtigen Fingern die kleinen Knoten und kurz darauf kam ein Schmuckstück zum Vorschein, das sich bei näherer Betrachtung als eine feingearbeitete Haarnadel herausstellte. Jakotsu hielt sie ins Licht, um sie besser betrachten zu können. Dabei ging ihm langsam der Mund leicht auf. Die Haarnadel endete in einer feingearbeiteten Kugel aus echter blauer Jade mit filigran aufgemalten roten Schmetterlingen.

„Bankotsu… das … das muss ein Vermögen gekostet haben … wieso …?“

Der wandte den Blick ab und erwiderte leicht verlegen: „Du … naja … du bist so niedergeschlagen die ganze Zeit, ich wollte dich aufmuntern … du … du hast doch schöne Dinge verdient … finde ich…“

Jakotsu sah Bankotsu sprachlos an und bemerkte die feine Röte, die sich auf dessen Wangen gelegt hatte, dann musste er lächeln.

„Die ist wunderschön, ich danke dir…“, damit hob er leicht mit dem Zeigefinger das Kinn seines Liebhabers an, um ihm einen Kuss auf die Lippen zu pflanzen.

Dann wandte er sich zum Spiegel um und öffnete das Haar, das er in einem losen Knoten getragen hatte und griff zu der Bürste um es kurz durchzukämmen. Dabei stieg Bankotsu der Duft von Ylang in die Nase und er inhalierte leicht schauernd die süße Lieblichkeit. Jakotsu band das Haar indes zu einem nun schöneren Haarknoten, welchen er mit der Haarnadel krönte. Dann drehte er sich ein wenig im Spiegel hin- und her um sich besser betrachten zu können.

„Ich bin froh, dass sie dir gefällt“, murmelte Bankotsu, nur um irgendetwas zu sagen, „Ich bin nicht sonderlich gut darin, Leuten Geschenke zu machen, wie du weißt… Makoto…“, fügte er dann sanft hinzu, was Jakotsu dazu brachte, den Blick vom Spiegel ab- und zu Bankotsu hinzuwenden.

Der hob die Hand um ihm sanft mit dem Daumen über die Wange zu streicheln, dort, wo die mittlerweile rötlich schimmernde Narbe zu sehen war, „du bist genauso schön wie immer, weißt du, Narben, die … schmücken dich, sie machen dich nicht hässlich. Sie erzählen deine Geschichte… erinnerst du dich an den Drachen…?“ Bankotsu schob sich den Pony hoch, wo in der Mitte der Stirn immer noch die sternförmige Narbe zu sehen war, die der Wasserdrache ihm vor etwa einem Jahr beigebracht hatte. „Oder … das hier…“, damit schob er leicht den Haori auseinander, den er trug und Jakotsus Blick fiel auf die riesige Narbe, die sich fast sonnenförmig von der Mitte der Brust aus in alle Richtungen verästelte. Da die Verletzung zu weitflächig, zu tief gewesen war, war die Haut dort wo die Narbe verlief, schlecht zusammengewachsen, sodass man wenn man darüber strich sehr deutlich die Unebenheit spüren konnte.

„Das … die erinnert mich zum Beispiel an dich… an deine Liebe… warum heulst du jetzt?“

„Ach, das hast du so schön gesagt“, schniefte Jakotsu und wischte sich verlegen eine Träne aus dem Auge.

„Ich weiß nicht, warum mir das so schwer fällt … vielleicht ist es auch nur, weil es mich an meine eigene grenzenlose Dummheit erinnert, jedesmal wenn ich in den Spiegel sehe…“

Bankotsu betrachtete ihn eine Weile schweigend. Die Narben. Die verbanden sie, nicht nur ihn und Jakotsu, sie alle.

„Weißt du … vielleicht sollten wir sie mit Stärke übermalen…“

Jakotsu sah ihn fragend an. Und er erzählte es ihm…

 

~*~
 

Die Schamanenfrau, die die Hautbilder stach, war wohl die älteste Frau, die jeder von ihnen je zuGesicht bekommen hatte. Ihr Gesicht, voll von symbolträchtigen, blauen Zeichnungen, die schon stellenweise in ihren Falten verschwanden, strahlte eine ungeheure Stärke aus und sie nahm beinahe den ganzen Raum ein, obwohl sie körperlich noch kleiner war als Mukotsu. Sie verlangte einen hohen Preis für ihre Kunst, doch der war es Bankotsu wert, denn es würde sie unverwechselbar machen, ihre Zugehörigkeit festigen.

Die Atmosphäre an jenem Nachmittag war beinahe magisch. Bankotsu, als der Anführer, der er war, machte den Anfang. Den Pony mit einem Tuch zurückgebunden harrte er ohne nur einmal schmerzerfüllt die Miene zu verziehen, während die Frau ihre lange Nadel mit der dunklen Tinte in seine Haut stach. Genau über das Zeichen des Drachen, ebenmäßig und es sollte für Jugend stehen und für Kraft und Unbesiegbarkeit. Ein Stern mit vierformvollendeten Spitzen.

Jakotsu, der als erstes zu Bankotsu gestoßen war folgte daraufhin. Anfangs hatte er gezweifelt, doch nun fühlte er die Richtigkeit. Zwei spitz zulaufende, filigrane Streifen sollten bald die blassen Wangen zieren, stehend für die Schlange unter der Jakotsu sein Schwert führte, für die Verführung und Verschlagenheit und den Tod, den er brachte.

Ginkotsu erhielt das Zeichen der Undurchdringlichkeit, Renkotsu das Symbol von Feuer und Flammen. Mukotsu wurde der schleichende Tod auf die Wangen gemalt und Kyoukotsu das Symbol von roher Urkraft.

Als diese Prozedur vollzogen worden war, verbrannte die Alte Kräuter, die einen sonderbar würzigen Rauch bildeten und sprach einige Worte in einem sehr alten Japanisch, das kaum mehr einer verstand, doch sie alle schwiegen, denn die Feierlichkeit und der Segen, der in diesen Worten lag, griff auf sie über.
 

„Meine Brüder“, begann Bankotsu und blickte jedem von ihnen ins Gesicht, „wir haben unser Bündnis besiegelt, das Bündnis der Sieben. Ein jeder von euch hat mir Treue geschworen und ich schwöre mit meinem Leben, ein würdiger Anführer und euch ebenso treu zu sein. Wir werden beim nächsten neuen Mond von hier fort ziehen und dieses Haus hinter uns niederbrennen zum Symbol der Auferstehung. Denn auferstanden, das sind wir. Wir, die Shichinintai.“

 

~*~
 

Zwei Jahre später…
 

„Bei allen Göttern, ist das vielleicht ein Sauwetter“, murrte der Soldat und wischte sich grimmig das Wasser aus den Augen. Ein sehr fruchtloses Unterfangen, denn es regnete schon seit drei Tagen beinahe ununterbrochen.

„Da sagst du was“, pflichtete ihm sein Kamerad bei, der neben ihm marschierte, „Der Schlamm an meinen Füßen ist schwerer als meine Waffen.“

„Hört auf, euch zu beschweren“, wandte ein Dritter ein, „bei dem Regen ist es recht unwahrscheinlich, dass wir allzu bald auf den Feind treffen. Außerdem, wenn man den Gerüchten Glauben schenken mag, dann wird das Bisschen Regen bald unser geringstes Problem sein.“ Der Mann erschauerte.

„Was für Gerüchte?“, wollte da der Erste wieder wissen.

„Na … man munkelt, dass der Daimyo Nobusaka die Shichinintai angeheuert hat, auf seiner Seite zu kämpfen.“

„Was?“, zischte der zweite, „bist du dir da ganz sicher, Mann? Dienten sie nicht zuletzt noch dem Daimyo Kashiwagi?“

„Ich sag euch nur, was ich gehört hab. Nobusaka muss ein Vermögen hingeblättert haben.“

„Das ist schlecht. Sehr schlecht. Verdammt, ich häng an meinem Leben.“

„Na, ihr werdet euch doch von sieben Mann nicht ins Bockshorn jagen lassen?“, erwiderte der Erste wiederum belustigt, „was sollen sieben Mann schon gegen eine ganze Garnision ausrichten!?“

Über ihnen zuckte ein Blitz durch die Wolken.

„Männer oder Dämonen, so genau weiß man es nicht“, meinte da wieder der Dritte, „Ihr Anführer, sagt man, ist so stark wie 20 Mann und man sagt er habe schon über 900 Dämonen mit seinem Schwert getötet. Und einer von ihnen ist groß wie ein Haus und ein anderer kann dich mit seinem Vielklingenschwert in tausend Stücke zerschneiden.“

„Na, so recht mag ich das nicht glauben. Die Leute dichten doch gern mal was hinzu, um was zu erzählen zu haben.“

„Dann beten wir zu den Göttern, dass es so ist…“
 

Im Laufe des Marsches waren die Männer stiller geworden, denn dieser Marsch war anstrengend und nervenzehrend. Irgendwann jedoch blieb der Trupp stehen.

„Weiß jemand, was da los ist?“, wollte der erste der drei Männer wissen und versuchte über die Köpfeder anderen Soldaten hinwegzuspähen. Doch er bekam keine Antwort. Nur ein Zischen und das Gefühl von warmen Tropfen im Gesicht. Als der Mann, der auf den Namen Mamoru Toshiba hörte sich zu seinen Kameraden umwandte, da sah er noch, wie sie – und eine ganze Schneise von anderen Männern zerteilt zu Boden fielen. Dem Mann stellten sich vor Grauen die Nackenhaare auf und so bemerkte er gar nicht die Klingen des Schwertes, die sich geschickt wie eine Schlange zurückzogen. Einen Moment breiteten sich Stille und Fassungslosigkeit aus. Und dann brach die Hölle los.

Noch ehe sich die Männer formieren konnten, noch ehe die Befehle des Hauptmannes an die Ohren der Soldaten gelangten, noch ehe irgendjemand begreifen konnte, aus welcher Richtung diese Attacke nun gekommen war, loderte plötzlich eine Feuerwand auf, Toshiba konnte sich gerade noch zur Seite werfen – die die vor ihm waren hatten jedoch weniger Glück und gingen als menschliche Fackeln vor Qualen schreiend zugrunde.
 

Toshibas Blick flog hektisch umher in die Richtung aus der diese Attacken gekommen sein mussten, doch aufgrund des hellen Feuerscheines war es schwierig in der Entfernung etwas erkennen zu können. Er kämpfte sich einen Weg durch, er musste irgendwie zu ihrem Hauptmann gelangen oder zu ihrem General und als er sich so durch die Soldaten kämpfte, bemerkte er, dass sie längst unter Angriff standen und in einen Hinterhalt gedrängt worden waren. Dort versuchten gleich mehrere Männer auf einen Mann loszugehen, der groß war wie ein Dämon und an anderer Stelle pflügte sich ein Mann, der halb aus Metall zu bestehen schien, mühelos durch die Reihen der Soldaten, die gnadenlos zerquetscht oder von den Sägeblättern zerteilt wurden und in kürzester Zeit machte sich der üble Gestank von Blut und Innereien auf dem Schlachtfeld breit. Und Toshiba dachte nur an seine eigenen Worte, wie könne man sich denn durch lächerliche sieben Mann ins Bockshorn jagen lassen und verbissen zog er sein Schwert, denn er würde sicherlich nicht als Feigling untergehen. Todesschreie waren zu hören und in der Ferne sah er einen Mann, der sich wie ein Berserker durch die Körper der Soldaten schlachtete, mit nichts weiter als Stahlklauen an den Händen und ein Schauer lief ihm über den Körper, denn der Wahnsinn stand im Blick dieses Mannes.

Plötzlich wurde es einen Moment still um ihn herum. Er stand in Habachtposition mit einigen anderen Männern und sie deckten sich gegenseitig den Rücken und warteten auf das Unvermeidliche, doch plötzlich fielen die Männer um, wie von einer unsichtbaren Macht und Toshiba konnte gerade noch so zurückweichen und so bekam er nur einen winzigen Bruchteil des tödlichen Giftes ab, das durch die Luft strömte. Er hielt sich die Hand vor die Nase und kämpfte den Gedanken an Flucht nieder, er musste doch seinen Kameraden helfen, doch wo, wo sollte er kämpfen, wo sie doch alle von lächerlichen sieben Mann so in die Ecke gedrängt wurden, von Männern, die in seinen Augen keine Männer waren, sondern übermächtige Dämonen, geschickt vom Teufel selbst und dann sah er ihren Anführer.
 

Er stand auf einer Anhöhe, erstaunlich klein von Gestalt, ein krasser Gegensatz zu der riesigen furchteinflößenden Waffe, die locker auf seiner Schulter ruhte.

Toshiba erstarrte als ihn der Blick von eisig blauen Augen traf, ein Blick, der allein schon vermochte, einen Mann in die Knie zu zwingen, so kalt, so gnadenlos, wie er ihn noch nie bei einem Mann gesehen hatte. Er stand nur da, beobachtete das Gemetzel, das seine Söldner da veranstalteten und wirkte auf eine gewisse Weise sehr zufrieden und Toshiba versagte plötzlich jeder Mut, der Schwertarm gehorchte ihm nicht mehr und er spürte das Schwert aus seiner Hand gleiten. Und im nächsten Moment rannte er. Rannte als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her, denn er wusste, es ging nun um das blanke Leben. Mehrfach wäre er beinahe in Blutlachen und Innereien ausgerutscht, konnte sich gerade noch so fangen und steuerte auf den nahen Wald zu. Wenn er den Wald nur erreichte, dann hatte er vielleicht eine Chance zu entkommen und er bemerkte, dass er nicht der einzige war, der diesen Gedanken gehabt hatte.
 

Er durchbrach die Grenze der Bäume und Erleichterung machte sich in ihm breit, doch er verlangsamte seinen Schritt nicht. Fort, einfach nur fort von diesem Sterben, von diesem Grauen und es wurde nach und nach stiller um ihn herum. Nach und nach verlangsamte sich sein Schritt, nur sein Keuchen drang durch die Stille des Waldes, nurmehr vereinzelt waren die Schreie vom Schlachtfeld zu hören. Einen Moment blieb Toshiba stehen, um sich zu orientieren, einen Moment nur Ruhe.

Und dann schossen die Klingen heran, die seine beiden Kameraden schon auf dem Gewissen hatten und trennten ihm das linke Bein sauber oberhalb des Knies ab. Er ging zu Boden, realisierte erst gar nicht die Schwere seiner Verletzung, er spürte einen eigenartigen Schmerz und dann war er nicht mehr alleine. Eine Gestalt kam auf ihn zu, seelenruhig, zierlich, irgendwie schön, wie er beim Näherkommen bemerkte und er fragte sich, was denn bitte eine Frau hier zu suchen hatte.

Bis er merkte, es war keine Frau, es war einer von ihnen und instinktiv robbte er zurück, was nicht so einfach war, wenn einem ein Bein fehlte und man bedenklich viel Blut verlor.

„Beruhig dich“, drang eine melodische Stimme zu ihm hin, „Deine Schlagader zieht sich zusammen,du verblutest nicht sofort. Der Mann in Frauengewandung kam auf ihn zu, ganz gemütlich als hätten sie sich hier zum Plaudern verabredet und als Toshiba ein letztes Mal verzweifelt versuchte, zu entkommen, da trat der Mann ihm einfach mit einem seiner zierlichen Füße auf den blutenden Stumpf, was ihm einen qualvollen Schrei entlockte.

„Je hektischer du dich bewegst, desto schneller wirst du verbluten“, erklärte der androgyne Mann ihm gut gelaunt und trat dann über ihn. Ein Lächeln begegnete ihm, ein grauenhaftes Lächeln, wie das einer Katze, die weiß, dass sie ihre Beute in die Enge gedrängt hat und beschließt, noch ein wenig mit ihr zu spielen.

„Eigentlich ein Jammer, dass du bald stirbst, du bist so ein schöner Mann.“ Er keuchte unterdrückt auf, als er spürte, wie ein Fuß sein Gemächt beinahe zerquetschte.

„Dämon!“, zischte er und ein glockenhelles Lachen ertönte.

„Nein, ein Dämon bin ich nicht, schöner Mann.“ Der Druck auf seine Lenden verschwand und wurde im nächsten Moment von einem weitaus schlimmeren Schmerz abgelöst, als der Mann seine Arme mit seinem Vielklingenschwert auf dem Boden festnagelte. Die Klingen schnitten ihm in die Arme, gerade so keine wichtigen Blutgefäße verletzend, er konnte sich nicht mehr bewegen.

„Wenn du mich schon tötest, hab wenigstens Gnade für einen schnellen Tod!“, presste er hervor, doch zur Antwort bekam er nur ein nachsichtiges Zungenschnalzen.

„Jetzt sei doch nicht so ungeduldig.“ Er spürte irritierenderweise, wie sich der Söldner auf seinen Oberschenkeln niederließ, doch er konnte kaum den Kopf heben, um nachzusehen, was er tat, weil ihm die Klingen sonst tiefer ins Fleisch geschnitten hätten.

„Ich will doch noch ein wenig Spaß mit dir haben…“ Eine Hand griff ungeniert zwischen seine Beine, quetschte sein Gemächt.

„Hast ja ordentlich was in der Hose.“ Die Stimme klang anerkennend, „zu schade, dass die meisten Kerle in deiner Situation keinen Harten mehr kriegen. Aber ich weiß noch was Tolles, was ich mit dir machen kann, mein Hübscher…“

Der Söldner zückte eine Klinge und Toshibas Blick ging zum Himmel, der mittlerweile im Licht der untergehenden Sonne glühte – wann war eigentlich der Regen verschwunden? – und hoffte, man möge ihm einen schnellen Tod bescheren, doch ihn ereilte kein erlösender Schnitt durch die Kehle. Er spürte, wie sich die nicht ganz so scharfe Klinge des Dolches in den unteren Abdomen bohrte und er schrie gepeinigt auf als sich im nächsten Moment Finger in die Wunde bohrten und beinahe wäre ihm ein erleichtertes Aufstöhnen entwichen, als die Hand sich wieder zurückzog, doch dann bemerkte er mit Schrecken und nackter Panik, was der Söldner da getan hatte. Der rosenrote Mund war zu einem schauerlichen Lächeln verzerrt, als er ihm langsam das Gedärm aus der Wundeöffnung zog.

„Nein“, keuchte er nur schwach, „nein, bitte Gnade…“

„Manche Menschen sind so wunderschön, wie du mein Guter… aber wenn man dann in ihr Innerstes blickt, dann sind sie doch alle gleich … ein hässliches Gewirr aus Fleisch, Blut und Gestank…“ während er so im Plauderton mit ihm sprach, zog er ihm quälend langsam die Därme aus dem Leib und Toshiba wünschte sich so sehr, endlich das Bewusstsein zu verlieren, doch diese Gnade wurde ihm nicht gegeben. Irgendwann als der Dünndarm bereits zu einem großen Teil draußen war, hielt der Zug inne und Toshiba spürte Hände an seinen Wangen und Lippen senkten sich herab zu einem Kuss, doch er hatte nichtmal mehr die Kraft zu einem Biss. Und dann wurde ihm die Zunge durchgebissen – mit einem gellenden Schrei, der in einem blutigen Gurgeln unterging bäumte er sich ein letztes Mal auf und Jakotsu beobachtete mit Befriedigung, wie er langsam an seinem eigenen Blut ertrank.

Er spuckte das abgebissene Zungenstück aus und leckte sich das Blut von den Lippen.

„Ich hab mich ganz schön lange mit dir aufgehalten, schöner Mann“, teilte er dem Leichnam mit, „ich muss jetzt wieder an die Arbeit gehen.“ Dabei zog er die Klingen seines Jakotsutous aus dem Erdboden und den Armen des Mannes und ließ sie zurück in ihre Ursprungsposition federn.
 

Es hatte nichtmal eine Stunde gedauert und auf dem Schlachtfeld war keiner mehr am Leben. Zufrieden ließ Bankotsu den Blick über das Massaker gleiten, das sie angerichtet hatten. Wenn sie einen Auftrag erledigten, dann machten sie es richtig und genau dafür waren sie gefragt und gefürchtet gleichermaßen. Mittlerweile konnten nur noch die besser betuchten Daimyo sich ihren Sold leisten, den Bankotsu so derart hoch angesetzt hatte, dass vermutlich sogar dem Kaiser von Japan die Ohren geschlackert hätten. Aber die Daimyo bezahlten jeden Preis, denn in der Zeit der streitenden Reiche waren Soldaten knapp und knapper und jeder kämpfte verbissen um die Vorherrschaft, um jeden Zentimeter Land. Und sie waren unparteiisch, sie kämpften für den, der die höchste Summe bot und mittlerweile waren sie der gefürchtetse Söldnertrupp zwischen der gesamten Ost- und Südküste.

Er sah Suikotsu auf sich zukommen, eine abgehackte Bewegung machend, um Blut und Fleischreste von seinen Klingen zu schütteln, nah hinter ihm trippelte Mukotsu durch die Blutlachen, wobei er dasGesicht verzog, da ihm die ganze ekelhafte Plörre an manchen Stellen bis über die Knöchel reichte.

Jakotsu trat irgendwo zwischen den Bäumen heraus, blutbeschmiert und sehr zufrieden wirkend, woraus Bankotsu schloss, dass er den Recken erwischt hatte, dessen Verfolgung er rein aus Spaß an der Freude vorhin aufgenommen hatte.

„Das war ja fast schon ein Bisschen langweilig“, bollerte Kyokotsu gut gelaunt, „ich würd gern mal wieder einen Haufen übler Dämonen aufmischen!“

„Bist du je mit irgendwas zufrieden?“, meinte Bankotsu daraufhin belustigt, während sie den Heimweg antraten.
 

Die Stimmung der Männer war ausgelassen, auf eine leicht verstörende Weise in Anbetracht der Tatsache, dass sie hier nicht nur ihren Auftrag erledigt hatten, die Truppen des verfeindeten Daimyo zu zerschlagen, sondern daraus eine regelrechte Schlachterei gemacht hatten. Wo man hinsah, einzelne Körperteile, Gedärme, tiefe Fleischwunden, von denen schon die ersten Fliegen angezogen wurden. Hier hatte jemand gewütet, der nicht nur seinen Sold verdiente, sondern regelrecht Spaß am Töten hatte. Und den hatten sie alle, jeder auf seine eigene Weise.

 

~*~
 

Als sie in ihr Haus einkehrten war das Feuer schon erwärmt, das Badewasser gerichtet worden. Bankotsu hatte irgendwann beschlossen, einen Hausdiener anzustellen, da sie sich selbst nicht mit diesen niederen Tätigkeiten abgeben sollten. Ein schlaksiger Knabe, dem man aufgrund eines kleineren Deliktes die Zunge herausgeschnitten hatte und Bankotsu hatte ihn bewusst gewählt, da der Junge ebensowenig Schreiben konnte und die Gefahr, dass er irgendwelche Geheimnisse weitertratschte somit bei Null war. Außerdem war der Kleine viel zu dankbar, ein Dach über dem Kopf zu haben, als dass er nur auf den Gedanken gekommen wäre.
 

Als Bankotsu wenig später seine eigenen Räume betrat, bemerkte er, dass er nicht alleine war.

Er grinste schief. „Wolltest du nicht als erstes baden?“

„Ich hab in Blut gebadet, reicht das nicht?“, schnurrte Jakotsu und schlang von hinten die Arme um ihn. „Ich mag es, wenn du so riechst… nach Blut und Manneskraft …“

„Und nach Dreck und Schweiß“, fügte Bankotsu belustigt hinzu, während er den Kopf leicht entspannt zurücklehnte und Jakotsu an seiner Rüstung herumfummelte, um die Verschlüsse zu lösen.

„Ohja…“, raunte der androgyne Mann und vergrub die Nase einen Augenblick schauernd in Bankotsus Haaransatz.

„Als ich diesen hübschen Soldaten getötet habe, konnte ich nur daran denken, wie wir miteinander vögeln…“ Eine Hand wanderte Bankotsu in den Schritt und er hob eine Augenbraue.

„Du bist ganz schön gierig in der letzten Zeit…“

„Mh… das kommt davon, weil wir so viele Aufträge in der letzten Zeit hatten… schöne Männer zu quälen erregt mich immer so schrecklich…“, dabei presste er seine halbe Erektion gegen den Körper seines Anführers und Liebhabers gleichermaßen. Er löste sich kurz, damit Bankotsu seine Rüstung loswerden konnte; Mit einem leisen Scheppern glitt sie zu Boden. Dann drängte er Bankotsu rücklings gegen die nächste Wand und ging vor ihm auf die Knie, wobei er hektisch begann, seinen Obi zu lösen, den Blick der blauen Augen, in denen er sich immer so gerne verlor, dabei auf sich spürend.

Bankotsu stützte sich mit einem Ellenbogen an einer Kommode ab und schloss mit einem leisen, entspannten Stöhnen die Augen als Jakotsu begann, ihm den Schwanz zu lutschen. Genau das brauchte er nach so einem anstrengenden Tag. Locker vergrub er das Haar in der vom Kämpfen wirren Frisur. Jetzt, dachte er. Jetzt war er dort, wo er immer hatte sein wollen. Er war berühmt-berüchtigt als Anführer des stärksten Söldnertrupps im ganzen Land und sein, ihr Ruf, eilte ihnen bereits weit über die Grenzen Japans voraus. Er öffnete ein Augen und blickte gedankenverloren auf Jakotsus Schopf hinab, der ihm so hingebungsvoll den Schwanz blies. Jakotsu, der ihm von Anfang an mit unerschütterlicher Treue gefolgt war, der ihm schlussendlich sogar sein Herz geschenkt hatte. Es hatte niemals Worte darüber gegeben, was sie nun waren, aber zwischen ihnen lag eine tiefe Verbundenheit, die nur der Tod wieder würde auflösen können. Und dafür war er dankbar. So unendlich dankbar.



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