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Rot wie Blut

Die Legende der Shichinintai
von

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Kyokotsu

Jakotsu ritt im fliegenden Galopp auf dem Pferd nachhause, das er nicht unlängst der Stadtgrenze zurück gelassen hatte. Nicht einmal als das Tier Schaum vorm Mund hatte, der in Flocken daran herabperlte, das Fell schweißnass, ließ er es das Tempo drosseln, ungeachtet dessen, dass das Licht des Vollmondes, welches auf die Wege schien nicht immer ein guter Freund war. Während diesem schnellen Ritt löste sich die komplizierte Frisur mehr und mehr auf und die Tränenspuren auf seinen Wangen waren längst getrocknet. Der Nieselregen reichte nicht aus, um den Weg gefährlich glitschig zu machen, doch er reichte um seine erhitzte Haut zu kühlen. Das Gefühl von Macht jedoch, das schwand, je länger, je härter er sein Pferd trieb und das Gefühl von Einsamkeit blieb, dann weinte er wieder und beruhigte sich. Der Morgen graute schon als er endlich das Anwesen erreichte, in dem er mit seinen Gefährten lebte und kaum war er abgestiegen, brach das Pferd erschöpft zusammen und stand nicht mehr auf.

„Es tut mir leid“, wisperte Jakotsu als er es kollabieren sah.

Dann nahm er sein Schwert aus der Halterung und hieb ihm den Kopf ab um es zu erlösen.

 

 

~*~
 

Nachdem Bankotsu endlich wieder seinen Schlaf gefunden und Renkotsu kontrolliert hatte, ob der auch nicht simuliert war, um sich bei der nächsten Gelegenheit davon zu machen, hatte er sich in sein Zimmer begeben um bei Kerzenschein über den Rohzeichnungen einer neuen Waffenausstattung an Ginkotsu zu brüten. Schlaf fand er so schnell nicht und er hatte das Gefühl, schlafen sollte er auch gar nicht. Es war eine Vorahnung, mehr nicht, aber die Zeit als Mönch vor so vielen Jahren hatte ihn sensibilisiert.

Gegen Morgendämmerung waren von Ferne die donnernden Huftritte eines sich schnell nähernden Pferdes zu vernehmen, nur wenig später schwere Schritte, die die Treppe hinauf kamen. Renkotsu lauschte, hinter den Schritten schleifte irgendetwas über den Boden, es klang wie Metall. Dann öffnete und schloss sich eine Türe und es war wieder still. Renkotsu wartete einen Moment, stand dann aus einem inneren Impuls heraus auf und öffnete seine eigene Türe um hinaus auf den Flur zu treten. Jakotsus Zimmer lag am anderen Ende des Flures, direkt neben dem Bankotsus.
 

Als Renkotsu die Türe zu Jakotsus Zimmer aufschob, bemerkte er das Jakotsutou, welches wohl kaum hatte dessen Besitzer den Raum betreten, achtlos fallen gelassen worden war, sodass sich die Klingen wirr entfaltet hatten. Dunkelrotes Blut klebte an ihnen. Jakotsu stand mitten im Raum mit dem Rücken zu ihm und er trug einen blütenweißen Kimono, dessen unterer Saum voll getrockneten Blutes, achtlos auf dem Boden lag und Blut hatte überall rote Blüten auf den weißen Stoff gemalt. Jakotsus Schultern hoben und senkten sich schwer, die Arme baumelten kraftlos an seinen Seiten herab, wodurch die Kimonoärmel Falten gebildet hatten, die an Flügel erinnerten.

Irgendetwas ließ Renkotsu inne halten. Irgendetwas an diesem Anblick war hypnotisierend auf eine irritierende Weise, sodass er schließlich nur da stand, seinen einst so verhassten Kampfgefährten betrachtete und plötzlich von Empfindungen ganz anderer Art überrollt wurde.

„Ich krieg keine Luft“, drang Jakotsus Stimme in seine Starre, „Ich ... krieg keine Luft“, diese Worte waren untermalt von schnappenden Atemzügen, klingend als erstickte er jeden Augenblick und Renkotsu sah ihn wanken. Mehr aus einem Impuls heraus flog der Blick des Erfinders hastig durch den Raum, fand dann etwas Zweckdienliches – einen Dolch. Den griff er sich und hastete mit schnellen Schritten zu Jakotsu hin, welcher japste und röchelte als fräße sich der schwarze Tod durch seine Lungen.

„Ich krieg keine Luft … ich krieg keine Luft … ich krieg keine Luft…“

Renkotsu packte ihn grob, zischte „Halt still!“ und während er seinen Gefährten mit einem Arm hielt, damit er nicht zusammen sackte, führte er den Dolch mit geübter Hand erst unter den Obi, der so fest geschnürt war, dass er kaum die Klinge darunter bekam, um diesen grob aufzuschneiden, kurz darauf mussten die drei Lagen Stoff des Kimono dran glauben, welchen er in der Mitte des Rückens aufschnitt, dann ließ er den Dolch fallen und zerrte an den Verschnürungen von Jakotsus Drachenschuppenharnisch, die noch fester saßen als der Obi zuvor, dabei kam er schon leicht ins Schwitzen, ehe die Riemen endlich nachgaben.

Er ging mit Jakotsu in die Knie, welcher völlig aufgelöst gar nicht bei sich zu sein schien, wobei er mehr aus einem Impuls heraus die Arme um ihn schlang, um ihn zu halten, eine Hand verirrte sich in den Haaransatz an der Schläfe, spürten die wirren Haare zwischen den Fingern, welche er so seidig niemals hatte wahrnehmen können, die Lippen beschwichtigend, beruhigend in seinem Haar. Und er sprach kein Wort dabei, doch die Stärke, der Halt, sein Hiersein, irgendetwas davon schien Jakotsu nach einer Weile zu erreichen, das panische Atmen normalisierte sich, wich einem erschöpften Schluchzen, während sich eine seiner Hände in Renkotsus Ärmel verkrallte. So verharrten sie. Sprachen nicht.
 

Jakotsu erzählte Renkotsu nie, was in dieser Nacht geschehen war, doch das brauchte er auch gar nicht. Es brauchte nicht immer Worte. Und genauso sollte keiner der anderen, nicht einmal Bankotsu, jemals erfahren, was an diesem Morgen zwischen ihnen gewesen war, aus welchem Grund sie sich nun mit anderen Augen sahen. Die Feindschaft, die war fort.

 

~*~
 

In etwa eine Woche später geschah dann etwas sehr Erstaunliches. Jakotsu hatte gerade beschlossen, die Sonne zu genießen und sich keine 20 Minuten auf ihre Terrasse gesetzt als aus der Ferne plötzlich dumpfe, rumsende Schritte zu vernehmen waren. Zuerst hielt er es für ein Geräusch, das aus dem nahen Wald drang, doch das stete gleichmäßige Näherkommen ließ ihn diesen Verdacht schnell verwerfen. So stand er auf und schirmte die Augen mit der Hand ab um in der Ferne etwas erkennen zu können.

Auch Renkotsu, welcher das gute Wetter hatte nutzen wollen, indem er seine Konstruktionspläne draußen bearbeitete, sah irgendwann von seiner Arbeit auf und folgte Jakotsus Blick in die Ferne.

„Was ist da?“, wollte er wissen und versuchte in der Ferne etwas zu erkennen.

„Ich weiß nicht…“, erwiderte der nachdenklich, „sieht aus wie ein ziemlich großer Kerl… vielleicht ein Halbdämon?“

Und tatsächlich solltesich Jakotsus erster Verdacht als wahr erweisen. Je näher der Mann kam, desto größer wurde er – und er war wirklich außergewöhnlich groß, und als er schließlich unlängst vor ihnen stand, stand Jakotsu der Mund offen und Renkotsus Blick lag prüfend auf dem Fremden.

„Tach!“, meinte der fröhlich und schien die verwunderten Mienen der beiden Männer gar nicht wahrzunehmen.

„War echt nich leicht, euch zu finden, hat n bissl Fragerei gebraucht, deshalb komm ich jetzt erst, aber ich hab da was, über das euer Anführer sich sicher freu’n wird.“

Noch immer antworteten Renkotsu und Jakotsu nicht, doch ihrer beider Mienen wandelten sich schlagartig als der Riese aus einer Gürtung, die er auf dem Rücken hatte eine Waffe zog, die ihnen allen nur zu bekannt vor kam. Es warBanryu.

Einen Moment starrten die beiden Männer nur auf die Waffe, die außer Bankotsu kaum jemand heben konnte und während Renkotsu noch darüber nachdachte, ob es sich bei diesem Mann vielleicht wirklich um einen Halbdämon hielt oder nicht, brauchte Jakotsu nur wenige Momente, ehe ihm schlagartig noch etwas ganz anderes bewusst wurde.
 

„Du warst das…“, presste er hervor und starrte den Mann so böse an, dass es jeden normalen Menschen schon in die Flucht geschlagen hätte.

„Höh?“, machte der nur verdutzt als der zierliche Mann in Frauenkleidern ein paar Schritte auf ihn zumachte, den warnenden Ruf seines Gefährten ignorierend.

„Du hast Bankotsu das angetan! Du warst das!!!“

Der Große brauchte eine Weile, ehe er verlegen meinte: „Wenn wir denselben Bankotsu meinen, siehts wohl danach aus, ja. Geht’s ihm gut? Bin eigentlich hergekommen um mit ihm zu sp- huch“, fügte er überrascht hinzu, als Jakotsu wahrhaftig auf ihn losging, wobei er sich die erstbeste Waffe geschnappt hatte, die in Griffweite lag – eine Bratpfanne, die eigentlich nur draußen stand, weil sie jemand im Vorbeigehen da abgelegt und dann vergessen hatte – und drauf und dran war, damit auf den Riesen einzudreschen.

Renkotsu, der die Brisanz der Angelegenheit witterte, verschwand einen Moment im Haus, um Bankotsu von diesem ungewöhnlichen Besuch zu unterrichten, doch er bemerkte, dass dieser bereits – von Suikotsu gestützt die Treppe herunter kam.

„Was ist da draußen los?“, wollte er wissen.

„Das solltest du dir vielleicht selbst an-“, setzte Renkotsu an, doch ein wütender Aufschrei, der von draußen kam, ließ sie alle innehalten und sich bedeutungsvolle Blicke zu werfen.
 

„Wag es ja nicht, setz mich sofort wieder ab, du Grobian! Ich bring dich um! Ich bring dich um, hörst du, dafür, was du Bankotsu angetan hast! In der Hölle schmoren sollst du, du Sohn einer Hündin!“

Als die drei Söldner nach draußen traten bot sich ihnen ein Bild, das unter anderen Umständen vielleicht komisch gewesen wäre:

Der große Mann hatte sich wohl gegen Jakotsu, welcher schimpfte wie ein Rohrspatz und so unflätig fluchte, wie man ihn noch nie hatte fluchen hören, nicht anders zu erwehren gewusst, ohne ihm wehzutun, indem er ihn einfach am Rückenteil seines Yukata gepackt hatte um ihn hochzuheben und ihn von sich wegzuhalten.

Bankotsu erkannte den Mann natürlich sofort und all seine Alarmglocken schrillten.

Längst hatte er sich von Suikotsu gelöst und stieg die wenigen Treppenstufen der Veranda herunter.

„Lass ihn sofort runter! Ich warne dich, wenn du ihm auch nur ein Haar krümmst, dann-“

„He, alles gut, ich komm in Frieden – hab dir deine Waffe zurück gebracht, dachte, du würdest sie vielleicht vermissen.“

Damit deutete er mit der freien Hand auf Banryu, die unschuldig neben ihm im Gras lag und Bankotsu riss verblüfft die Augen auf. Der Kerl war gar nicht gekommen, um ihn endgültig in den Boden zu stampfen?

Jakotsu, der bemerkt hatte, dass man ihn gar nicht mehr beachtete, hatte inzwischen die Arme vor der Brust verschränkt und schaute sauer drein, während die beiden miteinander sprachen als hätten sie sich nicht noch vor nicht allzu langer Zeit einen Kampf bis aufs Blut geliefert. Im wahrsten Sinne des Wortes.

„Du hast mir meine Banryu zurück gebracht?“, murmelte er ungläubig, wo er sich doch die letzten Tage schon damit abgefunden hatte, seine geliebte Waffe niemals wieder zu sehen.

„Als Friedensangebot“, erwiderte der Riese und grinste, wobei er seine spitzen Zahnreihen entblößte, „Hast mich mächtig beeindruckt neulich, vor allem als ich gemerkt hab, dass das Ding bestimmt fast so schwer is wie du. Und deine Faust, mein lieber Mann, die hat reingehauen, ich hab mich nachher gefühlt als hätt mich ne Horde Dämonen überrannt.“

Mit allem hatte Bankotsu gerechnet, nur damit nicht.

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, murmelte er dann mit einem schiefen Grinsen. Irgendwie war ihm der Kerl gar nicht so unsympathisch und das nicht nur, weil er ihm gerade gewaltig Honig ums Maul schmierte.

„Keine falsche Bescheidenheit“, fügte der Große hinzu und ließ dabei Jakotsu ganz beiläufig wieder auf die Füße, „bin auch nich ganz ohne Hintergedanken hier. Wär mir ne Ehre, unter deinem Befehl zu kämpfen, und das muss was heißen, ich hab noch nie auf jemandes Befehl gehört.“
 

„Bankotsu, wag es nicht, dich einlullen zu lassen von diesem Monster!“, zeterte Jakotsu sofort wieder los als er mit Schrecken bemerkte, dass Bankotsu ganz offensichtlich ernsthaft darüber nachzudenken schien.

„Bankotsu!“

„Hm… ich denke, wir sollten uns mal ernsthaft unterhalten…“, erwiderte Bankotsu dann, wobei Jakotsu alles aus dem Gesicht fiel

„Bankotsu!!! Suikotsu, warum hast du ihn aufstehen lassen!? Er ist noch im Fieberwahn und weiß gar nicht was er da redet!!!“

Suikotsu jedoch hatte auf Renkotsus vielsagenden Blick hin Jakotsu am Oberarm gepackt um ihn mit sanfter Gewalt zurück ins Haus zu ziehen, was dieser, wenn auch wutschnaubend, schließlich hinnahm.

Erst als sie wieder drinnen waren, riss Jakotsu sich ruckartig los.

„Habt ihr eigentlich alle den Verstand verloren!?“, fauchte er Suikotsu nun an, weil er jemanden brauchte, an dem er seine Wut auslassen konnte, „habt ihr eigentlich alle schon vergessen, dass Bankotsu wegen diesem Ungetüm beinahegestorben wäre?!?!?“, dabei überschlug sich seine Stimme und Tränen des Zorns stiegen ihm in die Augen, vor allem weil er sich schlagartig an diese schrecklichen, quälenden Tage erinnert sah, an denen unklar gewesen war, ob Bankotsu durchkommen würde.

„Jakotsu…“

„Nein, nichts Jakotsu!!! Ihr könnt mich alle mal am Arsch lecken!!!“ Damit ließ er Suikotsu einfach stehen, welcher wusste, dass es keinen Sinn hatte, in diesem Zustand mit Jakotsu zu reden, und ihn erst einmal ließ.
 

Wutgeladen stampfte Jakotsu die Treppen hoch und bemühte sich, auch ja alle Türen so laut zuzuschmeißen, dass jeder es hörte. Dann griff er sich sein Jakotsutou und stampfte genauso laut die Treppen wieder herunter um das Haus dann durch den Hinterausgang zu verlassen – von vorne war gedämpftes Gelächter zu vernehmen und das brachte ihn beinahe schon wieder zum Ausrasten, also machte er, dass er davon kam, bevor noch jemand ernsthaft verletzt wurde.
 

Abreagieren tat er sich, indem er die Klingen seines Schwertes eine Schneise der Zerstörung in den Wald schlagen ließ, die ganzen Emotionen die sich die letzten Wochen angestaut hatten, begehrten nun freigelassen zu werden und irgendwann merkte er, dass er sich kaum noch unter Kontrolle hatte. Ihm schmerzten alle Muskeln, er war verschwitzt, erschöpft und fühlte sich sauer und hässlich, zwischendrin heulte er immer mal wieder, fühlte sich unverstanden und fuhr dann fort mit seiner Wüterei.

Das ging so weit, bis seine Kräfte am Ende waren und er einen fatalen Moment unvorsichtig wurde; einen Wimpernschlag lang hatte er Jakotsutou nicht mehr unter Kontrolle und durch die Fliehkräfte kamen sie plötzlich auf ihn zu, so schnell, dass er gar nicht mehr reagieren konnte.

Dann spürte Jakotsu einen harten Schlag ins Gesicht und verlor das Bewusstsein.

 

~*~
 

Bankotsu nippte nachdenklich an seinem Sakeschälchen. Sie aßen gerade zu Abend und Jakotsu war noch nicht zurückgekehrt.

„Ich versteh einfach nicht, was dem für eine Laus über die Leber gelaufen ist…“, murmelte er und es war nicht zu deuten, ob er zu seinen Freunden sprach oder zu sich selbst. „Ich bin doch derjenige, der diesen Kampf ausgetragen hat und verletzt wurde, warum regtersich jetzt so auf?“

„Ich finde das eigentlich recht offensichtlich“, ergriff ausgerechnet Renkotsu Partei für Jakotsu, während er seinen Anführer mit einer hochgezogenen Augenbraue ansah.

„Was? Was ist offensichtlich?“

„Es ist ehrlich gesagt nicht an mir, diese Sache aufzuklären. Ihr seid beide erwachsene Männer und solltet in der Lage sein über Dinge zu sprechen. Du weißt doch, wie emotional Jakotsu ist, schon immer war. Du solltest es mittlerweile besser wissen.“

„Pah, ich bin hier nicht derjenige, der sich unerwachsen benimmt“, brummte Bankotsu trotzig und schob sich einen Bissen Essen in den Mund. „Und ich bin nunmal der Meinung, dass dieser Kerl gut zu uns passen würde. Und Jakotsu rastet mal wieder aus ohne, dass man auch nur ein vernünftiges Wort mit ihm reden kann.“

Die anderen schwiegen sich zu dem Thema aus, schon aus dem Grund, weil sie alle wussten, dass Jakotsu sehr schwierig sein konnte und weil sie auch wussten was für einen Dickschädel Bankotsu zuweilen hatte, da war man besser beraten, das die beiden unter sich auskaspern zu lassen.
 

Als Jakotsu jedoch lange nach Dunkelheitseinbruch immer noch nicht zurückgekehrt war, begann Bankotsu sich doch langsam Sorgen zu machen, auch wenn er das nicht gerne zugab. Er konnte zwar immer noch nicht so ganz verstehen, was zu diesem Ausbruch geführt hatte, aber er wollte gewiss nicht, dass ihm etwas geschah und er wollte eigentlich auch nicht, dass Jakotsu schmollte. Er hatte sich so aufgeopfert für ihn in der letzten Zeit, das hatte er nicht verdient.

Und plötzlich fiel auch bei Bankotsu der Groschen und er klatschte sich die flache Hand ins Gesicht. Jakotsu musste durch die Hölle gegangen sein in der Zeit als Bankotsus Leben so auf der Kippe gestanden hatte und er war, wie er mittlerweile wusste, der einzige gewesen, der wirklich noch daran geglaubt hatte, dass er es schaffte. Bankotsu biss sich auf die Unterlippe, als das schlechte Gewissen ihn überrollte. Das war doch eigentlich alles das Gegenteil von dem, was er wollte und er fühlte sich gerade wie der letzte Idiot.

Und dann schlich sich noch ein unangenehmer Gedanke in seinen Kopf. Er kannte Jakotsu doch. Der hatte so die Neigung, wenn er wütend oder traurig war, sich in die Betten von irgendwelchen Männern zu flüchten und es war gut möglich, dass er aus diesem Grund nicht nachhause kam.

 

~*~
 

Als Jakotsu wieder zu sich kam, war es längst dunkel und einen Moment blieb er noch auf dem Rücken liegen und starrte in den sternenbehangenen Nachthimmel. Sein Gesicht fühlte sich auf einer Seite unglaublich heiß an und brannte wie Feuer. Er hob die Hand um sich über die Wange zu reiben und zuckte scharf die Luft einziehend zusammen.

„Autsch…“, wimmerte er leise und versuchte sich aufzusetzen. Im Mondlicht erkannte er getrocknetes Blut an seinen Fingerspitzen und als er an sich hinabsah, auch in seinem Kragen und seiner Kleidung. Und das nicht gerade wenig.

„Toll“, motzte er, „schon wieder ein ruinierter Yukata, das war der letzte ohne Blutflecken“, wobei er die Schwere der Verletzung gar nicht realisierte. Was er allerdings realisierte war, dass er sich wie ein Vollidiot mit seiner eigenen Waffe k.o. geschlagen hatte und das war so peinlich, dass er sich nicht traute, jetzt nachhause zu gehen. Die hämischen, spöttischen Blicke der anderen ertrug er gerade überhaupt nicht. So blieb er einfach im Schneidersitz da hocken, wo er war, tat sich selbst unglaublich leid und wusste nicht, was er jetzt tun sollte.

Vielleicht, dachte er niedergeschlagen, sollte ich einfach fortgehen. Sollte Bankotsu diesen Mann nämlich wirklich in ihren Reihen aufnehmen, würde ihn das jeden Tag an den Verlust erinnern, den er beinahe erlitten hätte und das ertrug er nicht. Er ertrug nicht, dass alle so taten als wäre nichts passiert, als hätten sie alle kein Herz in der Brust. Und wenn Bankotsu Entscheidungen traf, dann ließ er in der Regel nicht mit sich diskutieren. Er könnte vielleicht eine Weile bei Nakamura unterkommen und dann mal sehen … mittlerweile fühlte er sich selbstständig genug, um nicht ständig mit jemand anderem unterwegs sein zu müssen der ihn beschützte. Er konnte gut auf sich selbst aufpassen und er brauchte auch gar niemanden, schon gar nicht Bankotsu! So!
 

Bankotsu hatte einen leichten Schlaf gehabt und so wurde er geweckt als er im Zimmer neben sich leichtes Rumoren hörte.

„Jakotsu?“, formte er lautlos und leicht schlaftrunken mit den Lippen, dann rappelte er sich auf um dem Geräusch nach nebenan zu folgen.

Kerzenlicht flackerte in Jakotsus Zimmer, dessen Türe einen kleinen Spalt weit aufstand. Bankotsu schob sie leise ganz auf und beobachtete Jakotsu, welcher ihm den Rücken zugewandt hatte, eine Weile, bis er erkannte, dass dieser offensichtlich einige Dinge zusammenpackte.

„Darf man fragen, was das wird?“, machte er sich dann bemerkbar. Jakotsu zuckte einen Moment zusammen als er die Stimme vernahm, doch er drehte sich nicht um und er antwortete auch nicht, was für Bankotsu schon merkwürdig genug war, denn Jakotsu war zeitlebens eine Quasselstrippe vor dem Herrn. Ignorierte er ihn jetzt? Bankotsu bemerkte eine verräterische Geste, die wirkte als wischte Jakotsu sich etwas aus den Augen. Hatte er etwa geweint? Schon wieder biss ihn das schlechte Gewissen.

„Jakotsu, ich habe dich was gefragt!“, wiederholte er seine Frage von eben etwas lauter und nachdrücklicher.

„Nach was siehts denn aus?“, erwiderte Jakotsu unterkühlt ohne sich umzudrehen und öffnete eine kleine Kiste mit Krimskrams, um zu inspizieren, ob er davon noch irgendetwas brauchen konnte.

„Es sieht danach aus, dass du wütend auf mich bist und deshalb beschlossen hast, dein Zimmer in ein Chaos zu verwandeln?“, riet Bankotsu und versuchte die angespannte Stimmung mit etwas Humor aufzulockern. Was nicht wirklich gelang.

„Fast. Ich gehe.“

„Was?“, entfuhr es Bankotsu entgeistert.

„Du hast mich richtig verstanden“, erwiderte Jakotsu und wandte sich nun doch um, „Ich kann dich nicht dazu bringen, deine Entscheidungen zu revidieren, da ich ja offensichtlich der einzige deiner Gefährten bin, auf dessen Meinung du einen Dreck gibst und da ich mit dieser einen Entscheidung, nämlich, dass du den Mann unter dein Kommando holst, der beinahe deinen Tod zu verantworten gehabt hätte, NICHT leben kann, werde ich gehen. Dann bist du mich endlich los und wir brauchen nicht länger zu streiten.“

Die Worte waren ruhig, jedoch so hart gesprochen, dass Bankotsu erschlagen zurück prallte und er wollte etwas erwidern, doch da fiel ihm auf, dass Jakotsus linke Wange vom Unterkiefer bis zum Jochbein aufgeschlitzt war und ihm eine tiefe Fleischwunde entgegen klaffte. Er hatte sehr stark geblutet, denn das komplette Gewand war vorne linksseitig bishin zum Obi blutgetränkt, das sah er sogar im spärlichen Licht der Kerzen. Bankotsu erbleichte und japste: „Was ist passiert?“

„Wie, was ist passiert?“

„Deine … deine Wange … wer hat dich so verletzt?“ ein tiefsitzender Groll machte sich plötzlich bemerkbar.

„Übertreib nicht Bankotsu, das ist ein kleiner Kratzer, mehr nicht.“

„Hast du dich schonmal im Spiegel angesehen?“

Dabei packte Bankotsu Jakotsu am Oberarm und zog ihn vor einen Spiegel, sodass Jakotsu das erste Mal das Ausmaß seiner Verletzung erkannte. Nur ein Millimeter weiter und er wäre vermutlich erblindet. Plötzlich wurden ihm die Knie weich und da sackte sein Kreislauf zusammen…

 

~*~
 

Bankotsus Blick war sorgenvoll auf Jakotsus bleiche Züge gerichtet, während Suikotsu den Schnitt in der Wange nähte. Mit wem war Jakotsu nur aneinander geraten, dass er so eine Verletzung davon getragen hatte? Und hatte er das ernst gemeint, dass er gehen wollte? Die Vorstellung behagte ihm nämlich nicht, je länger er darüber nachdachte. Jakotsu war von Anfang an bei ihm gewesen. Er hatte ihn zum Lachen gebracht und ihn mit seiner Leichtigkeit angesteckt, wenn ihm schwermütig gewesen war. Er hatte ihm Lieblichkeit und diese kleinen süßen lustvollen Momente geschenkt wenn sie unter sich gewesen waren, ohne etwas dafür zu fordern.

Und was hatte er getan? Er hatte sich darüber beschwert, dass Jakotsu ständig quasselte ohne Punkt und Komma, er hatte sich beschwert, dass er ihn immer beschützen musste, er hatte sich beschwert, dass Jakotsu immer in diesen Aufzügen auf die Straße ging, sodass sie wohl keiner mehr ernst nehmen konnte, er hatte sich beschwert, dass er immer so einen Aufwand um sein Äußeres betrieb. Eigentlich hatte er sich ständig über Jakotsu beschwert.

Doch eines wurde ihm nun klar. Jakotsus Quasseln hatte die Stille vertrieben, Jakotsu zu beschützen hatte ihm Selbstvertrauen gegeben, das Gefühl, endlich gebraucht zu werden, Jakotsus Kleider hatten ihm schon so manche angenehmen Fantasien geschenkt und sein Körper war durch diesen Aufwand so weich und weiß und duftend, dass er am liebsten für immer in ihm versinken würde.

Bankotsu wurde ganz anders als ihm schlagartig etwas bewusst wurde. Er schluckte trocken und biss sich auf die Unterlippe. War er etwa schon die ganze Zeit so verliebt gewesen und hatte es einfach nicht gemerkt? Und Jakotsu? Empfand er ebenso, war er deshalb so aufgelöst? Hatte er ihm Unrecht getan?

 

~*~
 

Jakotsu erwachte als ihn die Strahlen der Morgensonne an der Nase kitzelten. Blinzelte verwirrt. Hatte er nicht gestern noch vorgehabt, von hier zu verschwinden oder hatte er das nur geträumt?

„Hey“, ließ ihn Bankotsus Stimme zusammen zucken und Jakotsu ruckte in eine aufrechte Position.

„Ich wollte… ich wollte … gestern, da …“

„Mach langsam“, meinte der andere müde und musste ein Gähnen unterdrücken. Als er sah, wie Jakotsus Gesichtsausdruck sich schon wieder änderte, fügte er schnell hinzu: „Warte, hör mir zu, ich … ich will nicht, dass du gehst!“, platzte es dann aus ihm heraus und ein wenig hilflos sah er seinen Gefährten an, weil er sich doch gar so schwer mit Worten tat.

Das brachte Jakotsu einen Moment aus dem Konzept. Er hatte das gestern also doch nicht geträumt. Aber irgendwie, da war kein Wind mehr in seinen Segeln, die Wut, die ihn gestern getragen hatte, war fort und Stumpfheit gewichen. Er fühlte sich müde, schrecklich müde.

„Ist mir egal, was du willst“, murmelte er, „was ich will interessiert ja auch keinen.“ Damit machte er sich dran, aufzustehen.

„Jakotsu … Makoto, bitte.“ Er wusste nicht, was ihn hatte innehalten lassen. Das Flehen, das in Bankotsus Worten, die so ungewohnt sanft gekommen waren lag oder die Art und Weise wie er seinen Namen ausgesprochen hatte.

„Hör zu, ich bin ein Idiot“, beeilte sich Bankotsu zu sagen, jetzt wo er Jakotsus ungeteilte Aufmerksamkeit hatte, der sah ihn abwartend an.

„Ich … ich … also…“ Bankotsu sah hilflos einen Moment zur Decke als könne er dort die Worte finden, die er benötigte und meinte dann: „Ich hab dir Unrecht getan.“

Jakotsu verschränkte die Arme vor der Brust.

„Warum hast du mir Unrecht getan?“ Die Frage klang gefährlich, wie eine Prüfung.

„Nunja. Fangen wir einmal an mit dieser Strafe ungewöhnlicher Härte, die ich dir aufgebrummt habe. Ich… natürlich, ich war wütend, weil ich meine Autorität untergraben sah, aber viel mehr noch … viel mehr noch war ich … eifersüchtig“, kam das letzte Wort mehr nuschelnd aus seinem Mund, wobei er es nicht fertig brachte, Jakotsu anzusehen.

„Ich hab dich nicht verstanden.“

„Herrgott, ich war eifersüchtig, in Ordnung!?“, fuhr Bankotsu dann auf und dann trafen sich ihre Blicke doch, „ich bin ständig eifersüchtig! Ich war eifersüchtig, jedesmal, wenn ich dich nachts mit Suikotsu gehört hab, ich war eifersüchtig als du zu diesem Kerl gegangen bist und tagelang verschwunden warst, Herrgott, ich war sogar eifersüchtig auf dieses Schwein Matsumoto! Und es hat mich zur Weißglut getrieben, zu merken, dass du irgendwelchen dahergelaufenen Kerlen deine Zuwendung schenkst, weißt du … weißt du, es kam mir vor als hättest du nur den Jungen in mir gesehen, der damals an dem Abend, an dem wir uns kennengelernt haben, nach einer Minute in deiner Hand gekommen ist und nicht den Mann, der dich genommen hat im Zimmer meiner Eltern! Ich – verdammtnochmal, ich musste immer gegen eine Erfahrung ankämpfen, die dich in die Arme anderer Männer gezogen hat!“ Bankotsu hatte sich immer mehr in Rage geredet und jetzt, wo die Luft raus war stützte er das Gesicht gestresst in die Handfläche, die Augen bedeckend, er fühlte sich erschöpft. Und irgendwie leer.
 

„Jetzt sag doch was…“, bat er flüsternd nach einer Weile der Stille.

„Bankotsu…“, sagte Jakotsu tonlos, „Takeshi … weißt du eigentlich … wie sehr ich dich liebe…?“

Dabei spürte Bankotsu Jakotsus Hand an seiner Wange, eine Berührung so zärtlich und vertraut, dass er sich eines sehnsüchtigen Aufseufzens nicht erwehren konnte. Er fing Jakotsus Hand ein, schmiegte sich einen kurzen Moment in sie hinein und zupfte sie dann sanft weg um einen Kuss auf die Fingerspitzen zu hauchen. Liebe. Makoto hatte ihm gerade seine Liebe gestanden. Liebe, für die er diese ganze Zeit, Seite an Seite, schlicht blind gewesen war. Bankotsu lächelte, ihm entkam ein spöttisches Geräusch über seine eigene Dummheit und erstarrte als er aufsah. Hatten Makotos Augen schon immer so geglänzt? Er drohte einen Moment, sich in der warmdunklen Tiefe zu verlieren und dann … kamen sie sich näher, es war diese unsichtbare Anziehung zweier Liebender, zu einem Kuss zueinander zu finden. Es war ein sanfter Kuss, nicht so stürmisch und unbeholfen wie damals als sie es das erste Mal getan hatten, dieser Kuss ging tiefer, viel tiefer. Bankotsu strich mit der Zunge vorsichtig über die Vertiefung Jakotsus Lippen … nein. Makotos Lippen. Hier und jetzt waren sie nur Takeshi und Makoto.

Makoto öffnete die Lippen einen Spalt, gerade so viel, dass ihre Zungen zueinander finden konnten und die Süße, diese süchtig machende Süße ließ ihn sehnsuchtsvoll schnaufen, unbewusst hatte er seinen Liebhaber näher zu sich gezogen, hielt eine Hand in seinem Kreuz, damit er sich ihm auch ja nicht entwand, während dessen rechte Hand sich in seinen Nacken geschoben hatte, die Finger hauchzart kraulend durch den Haaransatz. Eine ganze Weile verharrten sie so, schweigend, liebend, küssend, vergaßen, was um sie herum war, was vorher gewesen war und was vielleicht einmal sein könnte.

Bald löste Takeshi seine Lippen von denen Makotos, presste sie stattdessen in dessen Halsbeuge und Makoto spürte, wie zittrig sein Atem ging, wie heiß ihm war und selbst erging es ihm kaum anders.

Sehnsuchtsvoll und beinahe ehrerbietig saugte er zärtlich an jener empfindlichen Stelle am Hals, was seinem Liebhaber ein genussvolles Seufzen entlockte, ein wunderschönes Geräusch, von dem er mehr hören wollte. Viel mehr.

Makotos Duft stieg ihm in die Nase. Der sinnliche Duft von Ylang schien ihm aus jeder Pore zu dringen.

„Takeshi“, schwebte eine Stimme in seinen Geist und mit geschlossenen Augen murmelte er ein

„Mh?“

„Du zitterst …“

„Du doch auch …“

Ein flatterndes, flüchtiges Lachen löste sich und fand sein Ende in einem abermaligen Kuss. Takeshi spürte, wie Makotos geschickte Finger seinen Obi lösten und kurz darauf über seine Bauchmuskeln geisterten. Die feinen Härchen auf Takeshis Haut stellten sich auf und eine Gänsehaut rann über seinen Körper, direkt in seinen Schritt. Währenddessen schob er Makoto den leichten Schlafyukata von den Schultern, nur um kurz darauf seine Lippen auf die rechte zu pressen, knabberte sich einen feinen Weg zum Schlüsselbeinund lauschte verzückt den Lauten, die er seinem Liebhaber zu entlocken vermochte. Noch während er Makotos Gewand ganz von seinen Schultern schob, sanken die beiden hinunter auf das Lager und Makoto zog ihn in einen Kuss, so sehnsüchtig, dass es ihm einen Moment den Atem raubte, er spürte, wie Erregung sich mehr und mehr in tieferen Gefilden sammelte, fühlte sich zittrig erregt als Makoto ihn so über sich zog, dass er zwischen seinen Schenkeln Platz fand und es war ein gutes Gefühl, diesen geliebten Körper mit dem eigenen zu umfangen.

Takeshis Lippen kosteten die süßen Knospen, die sich ihm hart entgegenreckten, presste seine Körpermitte dabei sehnsuchtsvoll gegen die seines Liebhabers, ließ ihn spüren, wie es um ihn bestellt war, was er mit ihm machte, atmete heiß gegen die helle, weiche Haut, schloss dann einen Moment die Augen, weil die Empfindungen ihn überwältigten.

Makotos Hand kraulte beschwichtigend durch sein Haar, als er das Haupt einen Moment ruhesuchend an dessen Brust bettete. Ihm war schwindelig, er spürte die Hitze in seinem Gesicht, zwischen den Beinen, wo sie sich bündelte und ein nervöses, flüchtiges Lachen entkam ihm, das so schnell endete, wie es gekommen war.

Makoto ließ ihm die Zeit, die er brauchte.

Während sie erneut in einem gierigen Kuss verschmolzen, änderte sich die Position, sodass sie nun seitlich lagen, die mittlerweile nackten Körper enger aneinandergepresst, weil Makoto das Bein um ihn geschlungen hatte und eine seiner Hände geisterte unbemerkt zwischen sie, um Takeshis Härte zu umfassen. Der stöhnte schnaufend in den Kuss hinein, brach ihn jedoch nicht, während Makoto begann, ihm mit geübten Händen erste Befriedigung zu geben.

Seine eigene Hand indes wanderte um den zierlichen Körper, um sich sehnsuchtsvoll in einer seiner wundervoll festen Backen zu verkrallen, sie immer wieder gierig zu quetschen, genießend dabei die erregten Laute, die nur durch ihren Kuss gedämpft wurden.

Einen Moment lösten sie sich, um wieder zu Atem zu kommen und Makoto war plötzlich über ihm war und sah mit einem solch verführerischen, tiefen Blick an, dass ihm ganz anders wurde. Abermals ein Kuss und ein Speichelfaden verband ihre Lippen als Makoto ihn viel zu früh löste. Das verführerische Lächeln wich nicht, als seine Lippen – diese wundervollen, sinnlichen Lippen – seine Zunge, eine feuchte Spur über seine Muskeln zogen, hinab, wo sein Atem flacher zu gehen begann. Er spürte eine Hand zart seine Hoden massieren und wenig später drückte sich die feuchte Zunge sacht in die Vertiefung der Eichel, sein Glied zuckte erregt und er stöhnte unterdrückt auf als sich die Lippen schließlich gänzlich um ihn stülpten.

Takeshi stützte sich leicht auf dem Ellenbogen ab, damit er Makoto bei dem beobachten konnte, was er tat. Dessen Augen wandten sich in seine Richtung und fingen seinen Blick, blitzten verspielt, und er konnte nichts weiter tun als hypnotisiert dorthin zu starren, wo ihm gerade eine solche Wonne bereitet wurde. Allein der Anblick … Takeshi schluckte schwer, ihm war so schrecklich heiß.

Makotos Zunge tänzelte verspielt über die Spitze, dann saugte er sacht an ihm und begann schließlich langsam den Kopf auf und ab zu bewegen, die Fingerspitzen der einen Hand streichelten dabei zärtlich seine Hoden, die andere kratzte hin und wieder sacht über den Oberschenkel.

Mit einem Laut der Überforderung ließ Takeshi sich zurück fallen und lehnte einen Moment den Unterarm über die Augen, weil ihm plötzlich schwindelig war.

War es das, was man trunken sein vor Lust nannte?

„Makoto …“, flüsterte er, einfach nur um diesen wunderschönen Namen über seine Lippen perlen zu spüren und bald beschleunigte sich seine Atmung, immer wieder leckte er sich hastig über die Lippen, während dieses erregende, wonnevolle Gefühl intensiver und intensiver wurde.

Makoto lächelte still in sich hinein als er den ersten Lustsaft auf seiner Zunge schmeckte und er setzte seine ganzen Künste ein um seinen Liebhaber näher an den Rand des Wahnsinns zu treiben. Das hier, das war so völlig anders, wie das, was er mit Suikotsu getan hatte, oder mit Nakamura oder mit all den anderen Männern, mit denen er sich die Zeit vertrieben hatte. Mit denen er sich von seinen unglücklichen Gefühlen Takeshi gegenüber abgelenkt hatte, die er für immer unerwidert glaubte. Doch das … nie wieder, schwor er sich, nie wieder will ich das für einen anderen tun als für ihn.

„Makoto … Makoto, warte … warte, bitte, ich-“ Takeshi versagten die Worte, doch er wusste auch so, was er ihm sagen wollte. So ließ er von der Männlichkeit des anderen ab und leckte sich verheißungsvoll über die Lippen, ehe er nach oben kroch und sich in eine Umarmung ziehen ließ. Eine Weile bettete er die Wange an der Brust seines Liebhabers, wo er den unruhig hastigen Herzschlag spüren konnte und Takeshis Finger, die ruhelos durch sein Haar geisterten.

„Makoto …“, flüsterte er, „was machst du nur mit mir …“
 

Eine Weile lagen sie so da, gaben sich der entspannten, intimen Atmosphäre hin, solange bis Takeshi nicht mehr befürchten musste, bei der kleinsten Berührung über die Klippe zu springen. Dann, langsam drängte er Makoto von sich auf den Rücken und holte sich damit die Führung zurück und als er ihn ansah, da waren seine Augen voller Wärme, voll von tiefer Zuneigung und Liebe. Abermals ließ er sich zu einem Kuss hinreißen, Makotos Lippen, die waren zu verführerisch, zu verlockend und minutenlang lösten sie sich nicht. Noch während des Kusses war es Takeshis Hand, die sich irgendwie zwischen ihre Körper stahl, um Makoto zu berühren, was diesen sehnsuchtsvoll in den Kuss Seufzen ließ. Derart ermutigt begann er bald die Hand in einem langsamen, jedoch festen Zug auf- und ab gleiten zu lassen und schon bald musste Makoto den Kuss lösen, weil er das Stöhnen, das in seiner Kehle lag, freilassen wollte. Eine Weile ließ er sich verwöhnen, ehe er flüsterte: „Suikotsu hat … da drüben auf dem Regal ein Öl stehen….“

Takeshi blinzelte erst träge, dann jedoch verstand er. Schweren Herzens löste er sich einen Moment von seinem Liebhaber um etwas unbeholfen auf die Beine zu stolpern. Das Öl hatte er schnell erspäht und wenig später ließ er sich wieder an Makotos Seite sinken.

Beinahe hätte er den Öltiegel nicht aufbekommen, weil ihm die Hände so zitterten. Es war ja nicht das erste Mal, dass sie es miteinander taten, aber er konnte sich nicht erinnern, das letzte Mal so nervös gewesen zu sein. Makoto fing seine zitternden Hände ein und löste den Verschluss, woraufhin Takeshi ihm ein leicht nervöses verlegenes Lächeln schenkte.

„Du bist so unglaublich süß…“, flüsterte Makoto verzückt und zog ihn in einen Kuss, noch ehe er protestieren konnte.

Als Makoto spürte, wie sich zwei Finger einen Weg in sein Inneres suchten, entspannte er sich und schloss einen Moment genießend die Augen. War Takeshi anfangs noch nervös gewesen, war bald davon nichts mehr zu merken und er kehrte zur alten Selbstsicherheit zurück als er beobachtete, wie Makoto unter dem Massieren seiner Finger zerfloss, wie sich eine leichte, unglaublich schöne Röte auf die blassen Wangen legte und eine ganze Weile war er wie hypnotisiert.

„Takeshi …“, drang eine sehnsuchtsvoll flüsternde Stimme an sein Ohr, „Takeshi … ich will dich jetzt spüren…“

Der schluckte trocken als diese flehentliche Bitte sein Gehör erreichte und schließlich zog er die Finger langsam zurück, nur um wieder den Platz zwischen Makotos Beinen einzunehmen. Sein Herz schlug schneller als zuerst die Eichel den weichen Muskelring passierte und er schließlich ganz in dieser schwindelig machenden Enge versank.

„Hah“, entfuhr es ihm dabei heiser und ein intensives Gefühl von Lust durchzuckte ihn und er presste die bebenden Lippen einen Moment auf Makotos Haut, unter welcher sich die feinen Muskeln abzeichneten. Der fuhr ihm durchs Haar, seufzte zufrieden auf als Takeshi sich zu bewegen begann, anders als damals, in einem langsamen, gefühlvollen Rhythmus und dabei schlangen sich Makotos Beine um ihn, als wollte der ihn nie wieder frei geben, noch enger mit ihm verbunden sein.

Takeshi hatte einen Moment die Augen geschlossen und als er sie wieder öffnete blieb sein Blick abermals an dem blassen Gesicht hängen, auf welches sinnliche Lust gezeichnet war und beinahe andächtig fuhr er ihm mit einer Hand ins Haar, um durch die wirren, seidigen Strähnen zu streichen.

Und sie versanken gemeinsam in das liebliche Vergessen und nur das süße Stöhnen der Ekstase durchdrang den Raum.

Irgendwann musste Takeshi einen Punkt in Makoto getroffen haben, denn der bäumte sich plötzlich mit einem hohen Stöhnen leicht auf, „Jah … genau ... genau da…“, presste er hervor und Takeshi behielt den Winkel, in dem er in ihn stieß bei.

„Gott … Makoto, ich …“, stöhnte er irgendwann gepresst, „ich komme … gleich…“ Makoto schlang die Arme um ihn als es so weit war, machte es noch enger, noch intensiver für ihn und mit heiserem lauten Stöhnen pumpte er seinen Samen tief in ihn hinein.

Kurz darauf brach er auf ihm zusammen, ließ die Wange einen Augenblick seitlich mit geschlossenen auf Makotos Brust ruhen, während er langsam aus ihm hinaus glitt. Dann wälzte er sich ein wenig schwerfällig von ihm herunter und umfasste die Härte seines Liebhabers, bereits glitschig von erstem Lustsaft, und führte auch ihn zum Ende.
 

Kurz darauf lagen sie umschlungen auf dem Futon, draußen war die Sonne gewandert, es war längst später Nachmittag. In diesem Moment wunderte sich auch keiner von ihnen, warum sie trotz nicht verschlossener Türe nicht gestört worden waren und die Erklärung hierfür war weitaus weniger romantisch als noch ihr Liebesspiel zuvor.

Suikotsu war irgendwann hinauf gekommen und wollte das Zimmer betreten um nach Jakotsu zu sehen, doch die Lustlaute waren schon durch die Türe zu ihm durchgedrungen. So hatte er nur die Augen verdreht, war die Treppe wieder hinunter marschiert und hatte zu den anderen gesagt:

„Die sind grad am Vögeln“, womit die Sache dann auch erledigt war.
 

„Sag mal …“, murmelte Takeshi irgendwann als sich sein Puls wieder normalisiert hatte, und strich Makoto über die Wange, „Was ist eigentlich passiert…?“

Der errötete und drugste etwas herum. „Ist doch egal…“

„Sags mir schon, ich wills wissen. Wenn das irgendein Arschloch war, das dich angegriffen hat, dannmuss ich das sogar wissen, damit ich ihm den Arsch aufreißen kann“, meinte er dann todernst, woraufhin Makoto in belustigtes Gelächter ausbrach.

„Mein Lieber, das ist nicht nötig, denn der Idiot, der das zu verschulden hat, liegt in diesem Moment hier in deinen Armen.“

Da mussten sie beide ein wenig lachen. Nach einer Weile von angenehmer Stille meinte Takeshi vorsichtig: „Glaubst du, du kannst dich mit ihm arrangieren?“

Er musste keinen Namen nennen, Makoto wusste auch so, dass er von dem Ungetüm sprach, das ihn so zugerichtet hatte. Er seufzte und drehte sich auf die Seite und stützte dabei das Kinn in die Handfläche. „Glücklich bin ich damit nicht. Aber wenn du glaubst, dass er dir auch nur ansatzweise ein loyaler Mitstreiter sein wird … naja, dann solls an mir nicht scheitern…“

„Du bist der Beste“, schnurrte Takeshi und pflanzte ihm einen Kuss auf die Lippen.

„Achja, nochwas…“

„Hai?“

„Wenn du jemals wieder für einen anderen Mann die Beine breit machst, dann …“

„Bringst du mich um?“

„Nein, damit würd ich mich ja selbst unglücklich machen. Aber ich wäre dann bei ganz grässlicher Laune und wenn ich grässliche Laune habe, dann...“ Er ließ den Satz unvollendet.

„Na gut…“, schnurrte Makoto, „dann … werd ich zukünftig eben alle schönen Männer umbringen müssen, bevor sowas passiert…“

 

~*~
 

Und so war es nun gekommen, dass Goro, der den Namen Kyoukotsu annahm, ein Mitglied ihrer Truppe wurde. Sieben waren sie nun. Genauso, wie Bankotsus Traumes ihm vor einiger Zeit vorhergesagt hatte.

Den Daimyo, Bankotsus Auftraggeber, hatten sie zufriedengestellt, indem Kyoukotsu den seinen verraten und ihm zusätzlich noch einige sehr interessante Informationen verraten hatte und so hatten sie schließlich auch die überaus hohe Belohnung kassieren können, die der Mann versprochen hatte.



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