Rot wie Blut von abgemeldet (Die Legende der Shichinintai) ================================================================================ Kapitel 20: Heilung ------------------- Als Bankotsu wieder zu sich kam, schien die Sonne ins Zimmer hinein. Er blinzelte, verwirrt, weil er sich nicht erinnern konnte, weil er nicht wusste, warum er sich so elendig schwach und ausgedörrt fühlte. Es brauchte eine Weile, um zu merken, dass er sich in Suikotsus Krankenzimmer befand. Wirre Bilder drängten sich in seinen Geist, Bilder, die er nicht zuordnen konnte. Und schon zog der Schlaf ihn wieder in seine Tiefen. Als er das nächste Mal zu Bewusstsein kam, war Suikotsu bei ihm. „Es ist gut, dass du wach bist“, erklärte dieser, „dein Fieber ist zurück gegangen. Ich werde nachher deinen Verband wechseln müssen, das wird etwas wehtun.“ „Was...?“, begann Bankotsu kraftlos. „Du wurdest in einem Kampf schwer verwundet. Mukotsu hat dich mehr tot als lebendig nachhause gebracht. Eine Weile sah es so aus, als würdest du deinem Fieber erliegen. Ehrlich gesagt hat keiner von uns geglaubt, dass du es schaffen würdest. Nichts für ungut. Du hast es übrigens vermutlich Jakotsu zu verdanken, dass du noch hier bist, denn ich hätte mich auf meine Fehleinschätzung verlassen. Hier, du solltest etwas trinken“, fügte er dann hinzu und goss etwas Wasser in ein Schälchen. Dann stützte er den anderen leicht, damit dieser ein paar Schlucke herunterbringen konnte. „J... Jakotsu…?“, brachte er dann heiser hervor. „Er wich tage- und nächtelang nicht von deiner Seite. Er machte dir alle paar Stunden neue Fieberwickel, sorgte dafür, dass dein Körper nicht austrocknet, indem er dir mühsam wieder und wieder Wasser eingeflößt hat. Bis es anfing, dir besser zu gehen, gönnte er sich keine Minute Schlaf. Und dann, wie auf Kommando brach er vor Erschöpfung zusammen – keine Sorge“, fügte der Arzt hinzu als er Bankotsus besorgten Gesichtsausdruck bemerkte, „es geht ihm gut, er hat nur etwas Schlaf gebraucht. Und du wirst auch wieder auf die Beine kommen. Aber du musst deinem Körper Zeit geben, sich zu erholen, verstanden?“, mahnte er scharf. Er kannte Bankotsu doch, der konnte genauso wenig die Füße still halten wie Jakotsu. Bankotsu war im Moment jedoch noch zu erschöpft um zu widersprechen und so schloss er nur ergeben die Augen. Das nächste Mal als er sie öffnete, wandte er den Blick zur Seite und bemerkte, dass Jakotsu auf Suikotsus Futon lag. Er lag mit dem Rücken zu ihm, deshalb konnte er sein Gesicht nicht sehen, und schien tief und fest zu schlafen. Durch den dünnen Stoff des Schlafgewandes konnte man schwach die Striemen seiner Bestrafung durchschimmern sehen und Reue überrollte Bankotsu. Was war nur in ihn gefahren? Wie lange war das nun eigentlich schon her? Er hatte jedes Zeitgefühl verloren. Jakotsus Haar war nicht, wie sonst zu einer Frisur gemacht, es war nur lose mit einem Band zusammengebunden worden und die seidigen Strähnen glänzten wirr und unschuldig im Sonnenlicht. Als er ihn so versunken betrachtete, schob sich ein merkwürdiges Bild in seinen Geist. Flammen waren da gewesen, Jakotsu mitten zwischen ihnen. Und auch da hatte sein Haar so geglänzt. Wie Rabengefieder, schoss es ihm zusammenhanglos durch den Kopf. Schließlich übermannte ihn die Erschöpfung erneut und Bankotsu sank wieder zurück in einen erholsamen Schlaf. Als er das nächste Mal erwachte, war Jakotsu bei ihm. Er saß neben seinem Krankenlager und lächelte matt als er bemerkte, dass Bankotsu die Augen offen hatte. „Wie schön, dass du wieder bei uns bist“, aber die Stimme, die leicht und fröhlich klingen wollte, klang schwer und erschöpft und unter Jakotsus Augen lagen tiefe Schatten, er war blass, die Wangen eingefallen und der ungesunde Anblick wurde von dem weißen Schlafyukata, den er trug, nur unterstrichen. „Stand es … so schlimm um mich oder warum siehst du so beschissen aus?“, meinte Bankotsu mit einem schiefen Grinsen, woraufhin Jakotsus Gesicht sich zornig verzog. „Du hast ja keine Ahnung!“, zischte er, beruhigte sich jedoch dann überraschenderweise sofort wieder und fügte etwas sanfter hinzu: „Wie fühlst du dich denn?“ Die Lüge lag Bankotsu bereits auf den Lippen, als er es sich anders überlegte und sich für die Wahrheit entschloss. Er hätte sich respektlos gefühlt Jakotsu gegenüber, wenn er ihn nachdem was er die letzten Tage wohl durchgemacht hatte, nun auch noch belog. „Schwächer als mir lieb ist…“, gab er dann mit leiser Stimme zu. „Das kriegen wir wieder hin. Suikotsu bringt dir gleich eine Brühe und etwas Reis, damit du wieder zu Kräften kommst.“ „Aus welchem … Grund fühlt sich meine Brust an als steckten tausend heiße Metallsplitter drin?“ „Der Knochen da war gebrochen“, erklärte Jakotsu und versuchte sich an Suikotsus Worte zu erinnern und erschauerte leicht als er an das Bild dachte, als Bankotsu dagelegen hatte mit dieser schrecklichen Fleischwunde. Dir wurde ein Loch in den Brustkorb geschlagen. Mit einem Morgenstern, sagt Mukotsu.“ „Morgenstern..?“, wiederholte Bankotsu matt und wirre Bilder zuckten plötzlich durch seinen Geist und versuchten sich zu einer Erinnerung zusammen zu setzen. Da war dieser Koloss von einem Mann gewesen. Da war ein Kampf, ein harter Kampf, den Bankotsu doch für sich entschieden hatte. Der Morgenstern dieses Mannes hatte ihn mit voller Wucht in die Brust getroffen, dabei hatte er Banryu verloren. „Banryu!“, entfuhr es ihm plötzlich so heftig, dass Jakotsu zusammen zuckte und sein Oberkörper ruckte jeden Schmerz ignorierend in die Höhe. „Jakotsu, Banryu ist noch … im Wald, ich muss, ich muss…“ „Du legst dich sofort wieder hin“, fauchte Jakotsu und nutzte den geschwächten Zustand des anderen aus um ihn einfach bei den Schultern zu packen und zurück auf sein Lager zu drücken. Wider Erwarten war Bankotsu jedoch kräftiger als erwartet und so brauchte es Jakotsus vollen Körpereinsatz, um ihn nieder zu ringen. Schließlich lag Jakotsu mit seinem ganzen Körpergewicht auf Bankotsu drauf und spürte immer noch, wie dieser die Muskeln anspannte. „Jakotsu du verstehst das nicht!“, kam es leicht verzweifelt von Bankotsu, „Ich hab Banryu im Wald zurück gelassen, ich muss sofort … versteh doch…“ „Du musst gar nichts“, schnaufte Jakotsu, den dieser Einsatz gerade seine gesamte Kraft kostete, „alles, was du musst, ist wieder gesund werden, das blöde Ding ist doch jetzt scheißegal – verdammtnochmal Bankotsu, jetzt gib endlich Ruhe!“, fuhr er plötzlich auf und klang dabei so böse und unnachgiebig, dass Bankotsu sofort verstummte und jeden Fluchtversuch aufgab. Jakotsu atmete innerlich auf. Na endlich. „Bitte … kann ich jetzt von dir runter gehen, ohne, dass du sofort wieder aufspringst?“ „Mhh… eigentlich find ich … das grad ganz nett“, murmelte Bankotsu abwesend und Jakotsu zuckte kurz zusammen als er spürte, wie eine Hand, die sich frech unter den verrutschten Yukata geschoben hatte, seine nackte Hinterbacke quetschte. Unwillkürlich legte sich ein Hauch Röte auf die blassen Wangen. „He“, protestierte er halbherzig und stemmte sich ein wenig in die Höhe um Bankotsus Verletzung nicht mehr zu belasten als nötig. Dabei glitt die Hand von ihm herunter. „Bin wohl doch noch nicht so kräftig wie ich dachte…“, lenkte Bankotsu schließlich erschöpft ein und betrachtete abwesend von unten Jakotsus Gesicht, die Lippen, die ihm gerade so nahe waren … Apropos… bildete er sich das ein oder konnte er sich da an einen Kuss erinnern? Aber wann sollte Jakotsu ihn geküsst haben? Jakotsu erhob sich schließlich ganz und richtete seinen Yukata wieder. „Suikotsu … sagte, du seist mir nicht von der Seite gewichen….“, murmelte Bankotsu und suchte den Blick seines Freundes. Jakotsu senkte den Seinen ein wenig und biss sich auf die Unterlippe. „Was hätte ich anderes tun sollen?“, kam es leise, „ich konnte doch nicht zulassen, dass … dass du …“ Jakotsus Stimme zitterte verdächtig bei den letzten Worten. Bankotsu wollte die Hand ausstrecken um ihm über die Wange zu streichen, da seine Kraft jedoch nicht reichte, um seinen Arm zu heben, suchte seine Hand die Jakotsus, welche sacht auf dessen Knie geruht hatte, und drückte sie leicht. „Du hast mir das Leben gerettet… du hast den Tod besiegt, Makoto …“ Und da brachen die Dämme, Jakotsu schluchzte auf, fluchte unflätig, weil er sich nicht mehr beherrschen konnte und entlockte Bankotsu dabei ein liebevoll spöttisches Lächeln. „Ich lass dich nie wieder alleine einen Auftrag erledigen!“, ereiferte sich Jakotsu immer noch heulend, „nie wieder, ich werde überall mit hin kommen, wie ein Schatten werd ich dir folgen und jeder, der dir einen Morgenstern in die Brust rammen will, wird von Jakotsutou in tausend Stücke zerteilt!“ Und auch, wenn er Jakotsus Art, sich so melodramatisch in Dinge hineinzusteigern irgendwie sehr liebenswert fand, so hatte er keinen Zweifel daran, dass er jedes Wort ernst meinte.   ~*~ Wenn es nach Bankotsu ging, dann wäre er nach ein paar Tagen schon längst wieder auf den Beinen. Er war ungeduldig, eine schlechte Angewohnheit, das wusste er selbst, doch er konnte nichts dagegen tun. Außerdem kreisten seine Gedanken ständig um Banryu, die ja immer noch irgendwo verloren im Wald herumlag und sein Herz zog sich zusammen. Die Waffe bedeutete ihm viel, sie war ein Teil von ihm und ohne sie in seiner Nähe fühlte er sich schutzlos und irgendwie unvollständig. Zwar war es schon aufgrund ihres Gewichts recht unwahrscheinlich, dass jemand sie stahl, aber man konnte ja nie wissen. Und außerdem musste er seinem Auftraggeber langsam Bericht erstatten. Und das war ein Problem, weil er im Grunde nicht wusste, ob der Kerl gegen den er gekämpft hatte, von seiner Zerstörungswut abgelassen hatte, wusste er auch gar nicht, was er dem Mann nun berichten sollte. Und aus diesen Gründen erschien es ihm drei Tage nach seinem ersten Erwachen auch nahezu unmöglich, noch länger untätig herumzusitzen. Das Problem war nur, dass er irgendwie an Jakotsu vorbekommen musste, denn der würde ihn garantiert einen Kopf kürzer machen, würde er von seiner Absicht erfahren. Wobei, wieso musste ersich eigentlich rechtfertigen, was er tat, er war immerhin der Anführer dieser Männer. Das zumindest war sein trotziger Gedanke. Also wartete er einen günstigen Moment ab, nämlich den, wenn Jakotsu sein Bad nahm, das er alle zwei Tage zu nehmen pflegte, damit war er für mindestens eine Stunde nicht in der Nähe. Als er sich sicher war, dass sein Gefährte zum Badezuber verschwunden war, stand er vorsichtig auf, wobei er das leichte Ziehen in der Brust ignorierte, und kleidete sich an. Ein Unterfangen, welches sich als ziemlich kompliziert erwies, da sein verletzter Arm kaum zu gebrauchen war. Dann wartete er, bis auf dem Flur die Luft rein war und schlich sich nach draußen. Die Treppe bereitete ihm erste Schwierigkeiten, doch auch die konnte er noch wegignorieren. Als er jedoch die Türe nach draußen aufschob, war er bereits schweißnass, weil die Anstrengung doch mehr war, als sein noch geschundener Körper momentan ertragen konnte. Ginkotsu saß, wie so oft auf der Veranda und schaute ihn überrascht an, doch Bankotsu hob den Zeigefinger an die Lippen. „Kein Wort zu Jakotsu.“ Ginkotsu gab ein „Gish“ von sich, was Bankotsu als Ja wertete. Die Veranda Treppen schaffte er noch, auch noch eine Weile den Weg vom Haus weg. He, dachte er sich irgendwann grinsend, das geht doch, gar nicht so wild. Bis ihm das erste Mal die Sicht verschwamm und er bemerkte, wie heiß die Sonne heute vom Himmel knallte. Einen Moment stützte er sich an einem Baum ab, riss sich dann zusammen und zwang sich weiter zu gehen. Wie er, wenn er jetzt schon schwächelte, Banryu tragen wollte, darüber machte er sich momentan noch keine Gedanken. Ein Schritt nach dem anderen. Und dann geschah es, dass ein sengender Schmerz durch seine Brust schoss, als die dünnen Knochenfasern, die sich bisher über den Bruch gelegt hatten, der Beanspruchung nicht mehr standhalten konnten und rissen. Der Schmerz ließ Bankotsu einen Moment Sterne vor Augen sehen und er war so überwältigend, dass er sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte, seine Welt kippte und wenig später stieg ihm der Duft von frischem Gras in die Nase. „Scheiße“, fluchte er erstickt, enttäuscht und wütend über die Schwäche, über diesen zerbrechlichen Körper und er schloss die Augen, während die Sonne erbarmungslos herabknallte, und wünschte sich, tot zu sein. Er wusste nicht, wie lange er so da lag, als er sich einbildete, jemanden seinen Namen rufen zu hören. Doch er hatte keine Kraft, die Stimme zu heben und zu antworten. „Bankotsu!“, holte ihn eine laute Stimme wenig später aus seinem halbohnmächtigen Zustand und er öffnete die Augen als ein Schatten über sein Gesicht fiel. „Hast du den Verstand verloren?“, rief Jakotsu, wobei die Sorge gerade der Wut überwog und er beugte sich zu ihm herab. „Wie zur Hölle hast du es überhaupt so weit geschafft?“ „Jakotsu…“, kam es erstickt und mehr hauchend aus seiner Kehle, „Es tut so weh… es tut so weh … Jakotsu, es tut so weh…“ und dabei stiegen ihm Tränen in die Augen, ohne dass er sich derer erwehren konnte. „Ach, Bankotsu“, sagte Jakotsu gequält, dem es ins Herz schnitt, Bankotsus Tränen zu sehen, „was machst du denn auch für Sachen?“ „Es tut mir so … leid, ich bin … ein Versager … es tut so weh…“ „Jetzt reiß dich aber mal zusammen“ sagte Jakotsu sanft und strich ihm tröstend über die Wange. „Ich muss dich nachhause bringen. Kannst du gehen, wenn ich dich stütze?“ „Lass mich einfach hier liegen und sterben…“ „Jetzt hör aber mal auf, so wehleidig zu sein! Du bist schwer verwundet worden, es ist normal, dass dein Körper Zeit braucht, sich zu erholen und du bist kein Versager, sondern der stärkste, schönste und mutigste Mann, den ich kenne! Haben wir uns verstanden?“ „Ja…“, kam es kleinlaut von Bankotsu, während Jakotsu versuchte, ihm vorsichtig in die Höhe zu helfen. Kaum stand er jedoch halbwegs auf den Beinen ließ ihn der Schmerz des gebrochenen Brustbeines Sterne vor Augen sehen und eine Welle der Übelkeit überrollte ihn plötzlich, sodass sich im nächsten Moment würgend übergab. Jakotsu, der einen guten Teil davon abbekam verzog keine Miene und biss sich stattdessen auf die Unterlippe. Auf den Rücken nehmen konnte er Bankotsu nicht, wegen dem Druck gegen die Brust. Gehen konnte der kaum einen Schritt ohne wahnsinnige Schmerzen auszustehen und hier lassen, um einen der anderen zu holen, wollte er ihn auch nicht. „Also gut“, sagte Jakotsu schließlich und zog seine Zori aus um einen sichereren Schritt zu haben. Dann ging er in die Knie und griff ihm so vorsichtig wie möglich unter Arme und Kniekehlen und erhob sich mit einem angestrengten Geräusch. „Jakotsu…?“, murmelte Bankotsu, der während des Aufstehens einen erneuten Schmerz hatte wegatmen müssen, verwirrt, „was … tust du …?“ „So weit sind wir nicht von zuhause weg. Das schaffe ich. Außerdem hast du durch das Fieber so viel Gewicht verloren, dass es mich nichtmal anstrengt“, erklärte Jakotsu mit einem schiefen Lächeln undBankotsu schwieg, weil er gerade überwältigt war von Jakotsus Stärke und nicht nur der körperlichen. Und er schwieg auch, weil er sich auf seinen Schmerz konzentrieren musste, und ihm das alles abverlangte. Jakotsu begannen nach drei Vierteln der Strecke die Arme zu zittern, doch sein Griff wurde kein einziges Mal locker. Entschlossen marschierte er weiter und legte sich im Kopf schon die Standpauke zurecht, die Bankotsu zu spüren bekommen sollte, sobald es ihm wieder besser ging. Der indes hatte die Augen geschlossen und den Kopf matt gegen Jakotsus Schulter sinken lassen. Ließ sich wieder von dem angenehmen Duft einlullen, den dieser verströmte. Erst als sie zuhause ankamen, wo ihnen Suikotsu, der inzwischen das Verschwinden seines Patienten bemerkt hatte, entgegenkam, verließen Jakotsu langsam die Kräfte. Suikotsu nahm ihm den Verwundeten mühelos ab, um ihn in sein Behandlungszimmer zu bringen. Jakotsu indes sank keuchend auf die Knie. „Verdammte Scheiße…“, japste er, „Lang mach ich das nicht mehr mit…“ Außerdem spürte er seine Arme nicht mehr. Leicht verstimmt quälte er sich wieder hoch und motzte Ginkotsu im Vorbeigehen an, warum dieser Bankotsu nicht aufgehalten hatte, welcher nur mit einem unschuldigen „Gish“ antwortete. „Ich brauch was zu trinken!“, grummelte er und machte sich daraufhin an ihrem Sakevorrat zu schaffen, welcher eigentlich nur angerührt wurde, wenn sie etwas zu feiern hatten. Während Jakotsu so in seinem Zimmer saß, sauer war und sich betrank, kamen ihm Gedanken ganz anderer Natur. Gedanken, die er während der Zeit, in der Bankotsu so krank gewesen war, beiseite geschoben hatte. Er hatte da noch eine Sache zu erledigen. Eine Sache, um die er sich schon hatte kümmern wollen als er an jenem Tag von Nakamura nachhause gekommen war. Er hatte Nakamura damals ganz unschuldig gefragt als wisse er von nichts, wer denn dieser Mann war, was er für Geschäfte mit ihm abschloss und ob er hier länger in der Nähe lebte. Lauter Informationen. So erfuhr er missbilligenderweise, dass man die Ungnade, unter die Matsumoto gefallen war, wieder aufgehoben hatte und er nun wieder als vollwertiger Samurai galt. Was die Sache komplizierter machte, Jakotsus Seele aber auch mit einem unglaublichen Hass füllte. Wie konnte dieser Mann nur ein gutes Leben haben, während er heute noch Alpträume von dem Missbrauch und der Unterdrückung hatte, den er in dessen Hause hatte erfahren müssen? Nein, dachte sich Jakotsu, er musste endlich etwas tun.   ~*~ Jakotsu trug einen sonnengelben Kimono mit roten Blüten darauf. Das Sonnenlicht verlieh ihm Wärme, untermalte sein Lächeln mit Lieblichkeit. Er saß an einem Fenster, draußen lag Schnee, aber die Sonne schien so hell. Ein warmes Gefühl stieg in Bankotsu auf, er erwiderte Jakotsus Lächeln als sei es nur für ihn bestimmt. Er ging auf ihn zu, geleitet von dem Bedürfnis, ihm nahe zu sein, seinen Duft, seine Nähe, seine Wärme zu spüren, aber je näher er kam, desto mehr schien dieses Bild an Farbe zu verlieren und ein unerklärliches Gefühl der Panik stieg ihn ihm auf und die Szenerie wandelte sich. Es war Nacht und der Vollmond sandte sein weißes Licht zur Erde. Er selbst war in der Rolle des Beobachters, er konnte nichts tun, nicht eingreifen, nicht rufen, als er Jakotsu sah. Jakotsu hatte nun einen schneeweißen Yukata an und trug das Haar offen, was er sonst äußerst selten nur tat. Er war barfuß und hatte sein Jakotsutou bei sich, nicht in seiner Hülle, erhoben, zum Angriff und Bankotsu wusste nicht, was es war, das sich ihm plötzlich eine Klaue aus Eis ums Herz legte, aber irgendetwas stimmte hier nicht. Jakotsu lächelte, doch es war ein eiskaltes Lächeln, bar jeder Freude, es war das Lächeln eines Mörders, der tiefe Befriedigung am Töten fand. Und dann war da noch jemand. Jemand, den Bankotsu sofort erkannte, denn dieser Mann hatte den Auftakt gegeben, zu dem, was sie heute zusammen hielt. Matsumoto, derjenige, der Jakotsus Seele gefressen hatte. Pass auf, wollte Bankotsu rufen, doch kein Laut drang aus seiner Kehle, er hatte die Stimme verloren. Doch sein Ruf wäre gar nicht nötig gewesen. Geschickt und tödlich schnellten die acht Klingen Jakotsutous hervor, ordneten sich um den Gegner an, wie eine Schlange um ihr Beutetier, dann zogen sie sich zu und Matsumoto wurde in tausend Stücke zerteilt und ein Regen aus Blut ging über Jakotsu nieder und er lachte dabei, er lachte so schaurig schrill, beinahe hysterisch und Bankotsu fuhr mit einem entsetzten Schrei aus dem Schlaf in die Höhe. Der Arm ausgestreckt als wolle er noch Jakotsu erreichen, sein Atem ging keuchend und der Puls raste. Es dauerte einen Moment, bis Bankotsu realisierte, dass es ein Traum gewesen war. Dass er hier war, zuhause, dass er geschlafen hatte. Jakotsu war vermutlich irgendwo in der Nähe und es ging ihm gut. Ganz sicher. Bankotsu sah sich in seinem Zimmer um. Seit Jakotsu ihn vor zwei Tagen von seinem peinlichen Ausriss zurückgeholt hatte, hatte er dieses Zimmer kaum verlassen, weil er eingesehen hatte, dass erseinem Körper die Zeit geben musste, die er brauchte, um sich zu erholen. Jetzt jedoch hämmerte eine unerklärliche Nervosität, eine regelrechte Angst von innen gegen seinen Brustkorb und er zuckte zusammen, als es plötzlich an der Türe klopfte, welche sich kurz darauf aufschob. Renkotsu betrat den Raum, er brachte frisches Wasser und etwas zu essen. „Ist alles in Ordnung?“, erkundigte er sich dezent, „Ich hörte dich schreien.“ Bankotsu antwortete nicht sofort. „Ich hatte … wohl einen schlechten Traum…“, gab er dann zu und versuchte den unangenehmen Gedanken zu unterdrücken, wie verdammt real sich dieser Traum angefühlt hatte. Dankend nahm er die Schüssel mit Reis und etwas magerem Fleisch und Gemüse entgegen und begann zu essen – dann fiel ihm etwas auf und er hielt inne. „Warte, Renkotsu – wo ist Jakotsu, er bringt mir doch immer das Essen…?“ Renkotsu schwieg und schien abzuwägen, was er ihm sagen sollte. Dummerweise machte das Bankotsu erst recht misstrauisch und er hakte mahnend nach: „Renkotsu?“ Der gab schließlich nach und erklärte: „Jakotsu brach gestern auf, wohin sagte er nicht, nur dass er eine persönliche Angelegenheit zu erledigen habe und in wenigen Tagen vermutlich zurück wäre. Er nahm sein Schwert mit sich, sonst nichts.“ Ein ungutes Gefühl machte sich mit einem Mal in Bankotsu breit und das nichtmal, weil Jakotsu ihn wieder nicht um Erlaubnis gebeten hatte, länger weg zu sein, sondern weil ihm schwante, dass sein Freund im Begriff war, etwas äußerst Gefährliches zu tun. „Was hast du vor?“, ließ ihn Renkotsus scharfe Stimme zusammenzucken. Ohne es zu merken, war er aufgestanden, alle Schmerzen ignorierend, weil er das Gefühl hatte, Jakotsu vor einer Dummheit zu bewahren. „Ich hab ein schlechtes Gefühl“, gab er dann zu, „Ich muss ihn ... aufhalten…“ „Bedaure, das kann ich leider nicht zulassen“, teilte Renkotsu ihm kategorisch mit. „Dir wurde strikte Bettruhe verordnet und ich will nicht verantworten, dass deine Heilung erneut einen Rückschlag erhält wegen eines Traumgespinstes.“ Bankotsu sank in sich zusammen und ließ sich von Renkotsu zurück auf das Lager drängen. „Das war kein Gespinst“, flüsterte er erschöpft, „ihm wird vielleicht was zustoßen…“   ~*~ Jakotsu hatte sein Pferd weit außerhalb der Stadt angebunden, in welcher Nakamura lebte. Und zu diesem musste er erst, wenn er seinen Plan umsetzen wollte. Um die Konsequenzen seines erneuten Fortgangs würde er sich kümmern, wenn alles vorbei war. Aber wenn er nicht tat, was er tun musste, dann würde er niemals Ruhe finden. Nakamura staunte nicht schlecht als er Jakotsu in seiner Eingangshalle vorfand, ein ungewöhnlicher Anblick, denn er trug Männerkleidung, das blasse Gesicht war bar jeden Farbtupfers. „Ich freue mich Euch wieder zu sehen, auch wenn Euer Besuch überraschend kommt…“ „Ihr müsst mir einen Gefallen tun“, begann Jakotsu und sah dem anderen Mann direkt in die Augen. „Und bitte hinterfragt diesen Gefallen nicht, es ist besser, wenn Ihr nichts wisst…“ Nakamura sah ihn zweifelnd an, nickte dann jedoch. Wie hätte er ihm auch irgendetwas abschlagen können?   ~*~ Matsumoto Hanzo war heute bei ausgesprochen guter Laune. Das offizielle Essen mit einigen anderen Samurai hatte seinem Ansehen sehr gut getan. Zugegeben, das war in den letzten Jahren etwas angeknackst gewesen, aber gerade ging es bergauf. Es war bereits spät als er das Haus des Mannes verließ, in welchem das Essen stattgefunden hatte und er dachte daran, ob er vielleicht noch in einer Taverne einkehren oder sich ein Bordell suchen sollte, wo sie hübsche Knaben hatten. Hin und wieder, wenn Matsumoto die Bordelle besuchte, die auf seinen geschäftlichen Reisen auf seinem Weg lagen, fand er einen jungen Mann, der seine Gelüste schaffte, zu befriedigen, aber keiner von ihnen hatte jemals an den schönen Makoto herangereicht. Niemals, nicht einer. Makoto, dieses kleine Biest, das ihn so hereingelegt hatte. Seit jenem Tage war er verschwunden, genauso übrigens die Oneesama für eine Weile, welche man dann einige Tage später tot in Makotos Kleidertruhe fand. Matsumoto hatte nach ihm suchen lassen, hatte sich sogar selbst auf die Suche begeben, doch diese war erfolglos geblieben und so hatte er sie widerwillig eingestellt. Noch heute waren seine Gefühle, wenn er an Makoto dachte, gemischter Natur, einerseits war da der Wunsch, ihm eigenhändig die Gurgel umzudrehen für diesen dreisten Diebstahl, andererseits war da diese Sehnsucht nach dem weichen, weißen Körper, die ihn oft keine Ruhe finden ließ. Diese Nacht war angenehm lau, der Vollmond schien hell herab als er seine Schritte in Richtung desVergnügungsviertels einschlug. Da waren Huren, die ihn sofort zu sich locken wollten, doch er wies die meisten von ihnen ab, denn er suchte nach etwas ganz Bestimmten. Gerade als er glaubte, gefunden zu haben, was er suchte, hielt er inne, weil ihm war als hätte er etwas aus den Augenwinkeln wahrgenommen und er wandte sich um – und konnte nur noch die Silhouette einer Frau (oder war es ein androgyner Mann?) in einem weißen Kimono erkennen, die flink zwischen den Häuserreihen verschwand. Dort blieb sie einmal stehen und sah sich zu ihm um. Matsumoto konnte das Gesicht nicht richtig erkennen, da es zu weit weg und im Schatten lag, aber irgendetwas lag darin, etwas Neckendes, Verlockendes. So beschloss er diesem Wesen zu folgen, um sein Geheimnis zu ergründen. Als er in die Gasse trat sah er gerade noch einen Schemen, der schon wieder in die nächste Gasse huschte, da hörte er ein aufreizendes Lachen und von diesem Lachen ließ er sich einlullen, denn es erinnerte ihn irgendwie an seinen angebeteten Makoto. „So warte doch!“, rief er, „Lauf nicht fort, ich bin ein reicher Mann und kann dir viel bieten, lass mich doch dein Gesicht sehen!“ Ein erneutes Lachen ertönte, eine Stimme schwebte zu ihm herüber, „Wenn Ihr mich einfangen könnt, dann bin ich Euer…“ Und das wollte Matsumoto sich nicht zweimal sagen lassen, sein Jagdinstinkt war geweckt. Er hatte es noch nie gemocht, wenn sie es ihm leicht machten. So sehr war er in den Bann dieses Geschöpfes gezogen, das ihm auf wundersame Weise immer dann zu entwischen drohte, wenn er glaubte, es nun endlich erreicht zu haben. Irgendwann hatte er dieses Spielchen satt und er rief ungeduldig: „Es reicht, zeig dich endlich!“ Dabei trat er aus der Gasse auf eine freie mondbeschienene Fläche. Ohne es zu merken hatte der oder die Unbekannte ihn bis hin zum Stadtrand gelockt, wo alle Häuser verfallen waren und keine Seele mehr wohnte, bis auf die, die so arm und krank waren, dass ihnen jedes Loch als Unterschlupf recht war. Das bemerkte Matsumoto jedoch nur am Rande, denn sein Blick war augenblicklich an der Gestalt festgewachsen, die nun endlich stehen geblieben und sich umgedreht hatte. Sie … nein, er. Er konnte es nicht erkennen, aber er war sich sicher, es war ein Er, hatte sich zu ihm umgewandt. Das Ende des weißen Kimono über den Unterarm geschlungen, damit er nicht im Dreck schleifte, wunderschön. Matsumoto war sofort hingerissen. „Wer bist du?“, rief er angetan. Abermals begegnete ihm ein Lachen und dieses Lachen rieselte ihm direkt in den Schritt. „Wer ich bin? Oh, Herr, Ihr wisst doch, wer ich bin…“ „Verzeiht, mein Schöner, aber da muss eine Verwechslung vorliegen. An so ein bezauberndes Wesen würde ich mich doch erinnern!“ Tatsächlich kam ihm etwas im Gesicht dieses schönen, jungen Mannes bekannt vor, doch er kam einfach nicht darauf, was es war und an wen er ihn erinnerte. Da kam das Wesen zu ihm herübergeschwebt, ganz nah, sodass er dessen sinnlichen Duft einatmen konnte. Moment … diesen Duft… er kannte ihn… „Erinnert Ihr Euch wirklich nicht, Matsumoto-sama? Erinnert Ihr Euch nicht an Euren Makoto?“ Matsumoto war erstarrt als ihn die Erkenntnis traf wie ein Morgenstern und als er noch versuchte, sich zu sammeln und zu ergründen, ob es wahr war, ob es wirklich Makoto war, der hier vor ihm stand oder ob er vorhin doch zu viel getrunken hatte und einem Trugbild erlag, sprach dieser weiter: „Ich sehe, Ihr habt Euch aus der Ungnade befreien können, die einst über Euch kam… meinen Glückwunsch…“, dabei ließ er den Zeigefinger spielerisch über Matsumotos Brust tänzeln, während er ein paar Schritte an ihm vorbei von ihm fortging. Dabei konnte Matsumoto sehen, dass er eine Art Schwert geschultert hatte, welches unscheinbar in seinem ledernen Halfter ruhte. Seit wann schleppte Makoto Schwerter mit sich herum? Das war doch nichts für… „Was soll das hier werden?“, knurrte er dann misstrauisch, „du hast mich bestohlen und wagst es tatsächlich, mir noch einmal unter die Augen zu treten? Weißt du nicht, dass das deinen Tod bedeuten könnte?“ Zu seinem Erstaunen lächelte Makoto und er sagte mit samtener Stimme: „Zieht Euer Katana.“ „Was? Zu welchem Nutzen?“ „Damit man mir nicht nachsagt, einen wehrlosen Mann getötet zu haben.“ Jakotsus Lächeln wich nicht. Es wich auch dann nicht, als Matsumoto in schallendes Gelächter ausbrach. „Ist das Euer Ernst? Ihr glaubt tatsächlich, ich würde gegen Euch einen Schwertkampf austragen?“ Makotos Lächeln wich nicht. „Dann werdet Ihr ohne Gegenwehr sterben. Soll mir auch recht sein, so oder so werde ich es genießen, wenn Euer Blut meine Klingen färbt.“ Matsumoto verging das Lachen, da er plötzlich merkte, dass Makoto es ernst meinte. Sein Makoto, der zerbrechliche, schöne Knabe, mit dem er so viele lustvolle Stunden verbracht hatte. „Ich kämpf nicht gegen Euch“, knurrte er, ließ den anderen jedoch nicht aus den Augen, da plötzlich etwas Gefährliches von ihm ausging, etwas, das er früher nicht an ihm gekannt hatte, „Ich mach mich doch nicht lächerlich. Hört doch auf so einen Blödsinn zu reden und kommt lieber mit mir mit, inmeinem Haus ist es warm, es wird Euch gefallen…“ Makotos Lächeln verblasste, während er langsam die Hand zu seinem Schwert hob, um es aus seiner Halterung zu ziehen; Dabei verrutschte ein Kimonoärmel und gab den Blick auf einen ledernen Armschutz, wie ihn die Soldaten im Krieg verwendeten, frei. Was war nur geschehen mit seinem Makoto in diesem Jahr, das er ihn nicht gesehen hatte? Seine ganze Aura war eine andere und doch gleichsam anziehend – wenn nicht noch anziehender als früher. Matsumoto leckte sich über die Lippen. „Ihr glaubt also tatsächlich, Ihr könnt gegen mich bestehen, einen gestandenen Samurai, der schon unzählige Schlachten schlug. Ihr, der Ihr Euren Lebtag Euer Geld damit verdient habt, die Beine breit zu machen? Nun gut. Aber ich muss Euch enttäuschen, der Kampf wird schnell vorbei sein und dann werdet Ihr mein, ob es Euch passt, oder nicht.“ „Das werden wir sehen, mein Herr“, wisperte Jakotsu und fixierte Matsumoto mit einem hypnotischen Blick, wie die Schlange ihre Beute, ehe sie zuschlug. Matsumotos Blick glitt zu dem Schwert, das Makoto bei sich trug. Es hatte eine ungewöhnliche Krümmung, es schien kein japanisches Schwert zu sein, mehr geformt wie die Säbel der Sarazener aus dem Morgenland. Langsam zog Matsumoto sein Katana. Er beabsichtigte nicht einmal, Makoto damit anzugreifen, wie könnte er auch? Der Kleine hatte sich da doch in etwas verrannt. „Also“, meinte er gönnerhaft, „greift an, ich werde es bestimmt nicht tun.“ Makoto machte eine Bewegung mit dem Arm, mehr unscheinbar und im nächsten Moment wurde Matsumoto von etwas so hart gegen den Brustharnisch getroffen, dass es ihn von den Füßen riss. Mit einem überraschten Keuchen sprang er wieder auf die Füße, während seine Augen nach Makoto suchten, der jedoch in den Schatten der zerstörten Häuser für einen kurzen Moment untergetaucht war und dann war er plötzlich vor ihm – so schnell, dass Matsumoto gar nicht wahrgenommen hatte, aus welcher Richtung er gekommen war und er konnte gerade noch so mit dem Katana eine Parade ausführen, da Makotos Schwert ihm sonst vermutlich die Brust aufgeschlitzt hätte und als er parierte, bemerkte er zu seinem Erstaunen, was für eine ungeheure Kraft in diesem einst so zerbrechlichen Körper schlummerte und sein Gesicht – sein Gesicht war von solch finsterer Genugtuung durchzogen, dass es Matsumoto einen Moment schauerte. Im nächsten Moment führte Makoto Hiebe aus und brachte ihn tatsächlich ins Schwitzen, ihn, einen gestandenen, kampferprobten Samurai und er musste seinen Plan, keinen Angriff gegen seinen vermeintlich schwächeren Gegner auszuführen, fallen lassen. Als er dem nächsten Hieb auswich machte er eine schnelle Drehung und führte einen gezielten Schwertstreich nach Makoto aus, dem konnte er ausweichen – dem nächsten jedoch nicht, der schlitzte eine tiefe Wunde in seinen Oberschenkel, sodass sich der blütenweise Kimono augenblicklich rot verfärbte, was auf bizarre Weise wunderschön aussah. Makoto jedoch schien diese Verletzung gar nicht zu bemerken, er hatte mit Matsumoto gespielt und jetzt, wo er ihn hatte, wo er ihn haben wollte, siegessicher und überlegen, da schlug er zu. Jakotsu hatte die Kunst mit seinem Jakotsutou umzugehen beinahe perfektioniert, doch das war nun die Vollendung seines Kunstwerkes. Die Klingen glitten schnell, lautlos und tödlich wie eine Viper, auf Matsumoto zu, welcher gar nicht wusste wie ihm geschah als er sich plötzlich gleich acht Klingen gegenüber sah. Die Klingen zogen sich zusammen und schnitten ihm in die Haut, so verharrten sie, in Spannung und Matsumoto erahnte zu spät, dass er einen tödlichen Fehler gemacht hatte. Makoto zu unterschätzen. Er konnte sich nicht bewegen, denn das kleinste Muskelzucken hätte die sich um ihn verhakten Klingen dazu gebracht, ihm gefährliche Verletzungen zuzufügen. Makoto leckte sich genüsslich über die Lippen. „Na, wie gefällt es dir, so hilflos ausgeliefert zu sein?“ Damit trat er einen ruckartigen Schritt zurück, wobei sich die Klingen gefährlich knirschend tiefer in sein Fleisch bohrten. Matsumoto keuchte. So durfte es doch nicht enden. Nicht so, nicht nachdem sein Ruf wieder hergestellt war, er seinen Makoto endlich wieder gefunden hatte. „Kein tolles Gefühl“, setzte Makoto nach und ruckte abermals, wobei Matsumoto das erste schmerzerfüllte Keuchen entwich. „Tut weh, wenn sie in dich eindringen, hm?“, raunte Makoto mit ungewöhnlich dunkler Stimme, „spürst du es? Spürst du, wie ich in dich eindringe? Spürst du den Schmerz und die Angst? Du hast Angst, nicht wahr?“ Matsumoto antwortete nicht, keuchte nur und versuchte sich irgendwie aus diesem tödlichen Geflecht zu befreien. „Aber ich kann jetzt verstehen, warum es dich immer so aufgegeilt hat!“, mit dem letzten Wort zog er die Klinge abermals zurück, schließlich traf sie auf Knochen, durchbohrte die Bauchdecke bis hin zum Gedärm. Matsumoto sah ihn an, so voller Unglauben und Sehnsucht gleichermaßen, dann wisperte er: „Makoto…“, nur sein Name, einem Flehen gleich. Makotos Gesicht wurde ausdruckslos, steinern ohne jede Gnade. „Mein Name … ist Jakotsu!“, zischte er eiskalt und vollführte eine elegante kraftvolle Drehung, wobei er das Schwert herumriss und die Klingen zogen sich zusammen ohne Gnade und Matsumoto spuckte Blut als sie Magen, Lunge, Brustkorb zerschnitten, das Blut begann zu sprudeln und er zu röcheln als sein Hals durchtrennt wurde und mit einem letzten Ruck fiel Matsumoto oder das, was er einmal gewesen war in genau sechs Teilen zu Boden. Es war vorbei. Nur der Mond war Zeuge dieses Mordes gewesen, der Jakotsus Seele befreit hatte. Voller Unglauben schaute er Matsumotos Überreste an, mehr ein blutiges Gemisch aus Gedärm Gliedmaßen und er fühlte sich stark in diesem Moment, unbesiegbar und erleichtert, doch er weinte und während ihm das Schwert aus der Hand glitt und der den Blick zum Himmel wandte, weinend und lachend gleichsam, als es begann zu regnen, als wolle der Himmel ihm Beifall spenden, da setzte endlich die Heilung ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)