Rot wie Blut von abgemeldet (Die Legende der Shichinintai) ================================================================================ Kapitel 15: Räuber ------------------ „Hör mit dem Gegreine auf, das hält man ja nicht aus!“, fluchte der Mann und verpasste der jungen Frau einen Tritt, die sich verängstigt seiner Reichweite zu entziehen versuchte. „Bitte…“, wimmerte sie, „bitte nicht…“ Der Mann stand grinsend über ihr. Er genoss die Macht, die er über sie und die anderen Frauen hatte. Es war eine gute Idee von ihrem Anführer gewesen, sich ein paar Frauen zu entführen. Um Spannungen abzubauen, wie er sagte. Zu dem Mann gesellten sich noch ein paar andere. „Was ist, Go, hast du mal wieder eine mit deiner Hackfresse in die Flucht geschlagen?“, lachte einer seiner Gefährten und der Angesprochene hob drohend die Faust. „Dir geb ich gleich Hackfresse. Ich hab mir das hübsche Ding hier ausgesucht für heute – auf ausdrückliche Erlaubnis des Anführers.“ Sein Kumpel grinste ihn an und schlug ihm auf die Schulter. „Na dann zeig mal, wie gut du ficken kannst!“ Unter Gelächter fing der Mann namens Go die Frau wieder ein, die versucht hatte, sich zu ihren Leidensgenossinnen zu retten, welche sich eingepfercht und bewacht in einer Ecke aneinander drängten. Dann riss er ihren Yukata auf und vergewaltigte sie, unter den Anfeuerungsrufen seiner Gefährten. Der Giftmischer beobachtete das Spektakel unauffällig mit einem Anflug von Neid und leiser Verachtung. Das hatten sie nun davon, diese Weiber. Er hätte sie retten können. Jede hätte die Möglichkeit gehabt. Sie hätten ihn nur zu heiraten brauchen. Aber sie hatten ihn alle abgelehnt. Und jetzt mussten sie die Konsequenzen tragen, jetzt konnte er ihnen nicht mehr helfen. Und er wollte es auch gar nicht. Denn sie hatten ihn alle mit diesem angewiderten herablassenden Blick angesehen. Weil er kein Krieger war. Er war nicht groß und er war schon gar nicht stark. Aber er konnte Gifte mischen. Die besten und die tödlichsten. Hin- und wieder, wenn der Abgrund in ihm besonders tief geworden war, dann, wenn der Schmerz sich nicht mehr ertragen ließ, hatte er ihnen ein Gift verabreicht, das ganz langsam und qualvoll tötete. Sodass er sie zucken und leiden sehen konnte. Und wenn sie einen Liebsten hatten, dann hatte er den zuerst getötet.   ~*~ „He, sieh mal, da“, raunte der Räuber seinen Kumpeln zu, welche seinem Blick folgten. Unten am Fluss, an der breiten Stelle, an welcher die Dörflerinnen oft ihre Wäsche wuschen, war jemand zu sehen. Eine Frau, zierlich, mit einem farbenfrohen Kimono. Offenbar sogar eine Dame, die nicht unbedingt der armen Unterschicht angehörte, ging man von der Art ihrer Kleidung aus. „Dass sich so ein hübsches Ding tatsächlich allein hier in den Wald wagt, wo doch alle wissen, dass wir hier unser Unwesen treiben“, gluckste der zweite belustigt und der Dritte meinte: „Die wär doch ein perfektes Geschenk für den Anführer. Er beschwert sich doch immer, dass die Dorfweiber so schmutzig sind. Die ist bestimmt sauber.“ Dabei beobachteten sie, wie die Frau sich hinkniete und etwas Wasser in einen Schlauch hineinfüllte, den sie bei sich trug. Die drei Männer warfen sich einen Blick zu und setzten sich dann gemächlich in Bewegung. Die Frau schien sie nicht zu bemerken. Erst kurz bevor sie bei ihr anlangten, wandte sie sich um – und griff sich erschrocken an die Brust. „Herrje, Ihr guten Herren habt mich aber erschreckt.“ „Verzeiht uns, Teuerste. Aber wir haben nicht damit gerechnet, dass sich eine Dame wie Ihr hier in diesen Wald wagt. Habt Ihr denn nicht die Geschichten gehört, die man sich erzählt?“ Sie wirkte verwirrt, stand dann langsam auf. „Geschichten?“, wiederholte sie naiv und legte den Kopf leicht schief, „Nein, bedaure, ich kenne keine Geschichten. Wisst Ihr, ich stamme nicht von hier. Mein Tross lagert am Waldrand und ich wollte mir hier etwas die Beine vertreten.“ Die Männer sahen sich an und konnten ihr Glück wohl kaum fassen. Eine Frau, deren Begleitung so weit entfernt war, und so eine schöne dann noch. „Da habt Ihr Euch aber sehr weit in den Wald vorgewagt alleine“, sagte der Zweite und langsam und unauffällig umzingelten sie die Frau. Sie lachte ein glockenhelles Lachen, „Herrje, da habt Ihr wohl recht. Ich bin manchmal eine Träumerin und habe gar nicht auf den Weg und auf die Zeit geachtet. Ich fürchte jedoch…“, meinte sie dann und sah sich ein wenig um, „dass ich mich etwas verlaufen habe. Wenn Ihr wohl so freundlich wärt, mir den Weg zurück zu weisen?“ Die Männer tauschten ein Grinsen. „Wir werden Euch sogar liebend gerne zurück begleiten. Wir können doch eine Dame wie Euch nicht ohne Geleit durch diese gefährlichen Wälder streifen lassen.“ Ihr Gesicht erhellte sich. „Das ist zu freundlich von Euch.“ Die Männer warfen sich verstohlen triumphierende Blicke zu, während sie sich mit der Frau, die so ganz freiwillig mit ihnen kam in Bewegung setzen und bemerkten das versteckte berechnende Grinsen nicht, das auf dem Gesicht dieser „Frau“ lag. Und sie bemerkten auch die beiden Gestalten nicht, die ihnen in größerem Abstand folgten… Der Eingang zu der Höhle dieser Räuber lag erstaunlich gut versteckt. Zumindest so, dass man nicht versehentlich zufällig darüber stolpern konnte. Sie gingen mindestens zwei Stunden weit in den Wald hinein, liefen eine Weile einen Fluss entlang und schließlich unter einem Wasserfall durch, wo der Fels ausgehöhlt war, sodass er einen Gang bildete. Und diese Männer waren nicht umsichtig genug, zu bemerken, dass die vermeintliche Frau, die sie geleiteten kein Stück misstrauisch wurde über den sonderbaren Weg, den sie sie entlang führten. „Edle Dame“, sagte einer von Ihnen plötzlich. „Wir werden den Weg vermutlich heute nicht mehr schaffen. Erlaubt uns Euch ein sicheres Lager für die Nacht zu zeigen. Es gibt viele Wölfe und Dämonen, die sich nachts hier herumtreiben, es wäre nicht klug, nach Einbruch der Dunkelheit hier unterwegs zu sein.“ „Herrje, ich hatte gar nicht bemerkt, wie weit ich mich eigentlich von meinem Tross entfernt hatte“, sagte Jakotsu in gespieltem Erstaunen, „Aber ich vertraue Eurer Kenntnis dieser Wälder, ich bin ja nur ein Weib und verstehe von diesen Dingen nicht viel.“ „Uns könnt Ihr vertrauen“, sagte einer von ihnen grinsend und er war nicht der einzige, der irgendwie gefallen an diesem naiven Ding fand. Auch wenn sie etwas groß war für eine Frau, aber die schlanken Glieder und die zarte Haut waren äußerst anziehend. „Ja“, schnurrte der zweite und kam Jakotsu so nahe, dass er dessen schlechten Atem riechen konnte, er verzog jedoch keine Miene, „wir werden Euch auch gerne etwas wärmen, wenn Euch nachts friert.“ „Ich würde mich sehr gerne von Euch wärmen lassen“, hauchte Jakotsu und sah die ersten beiden verführerisch an, während der Dritte ungeduldig meinte: „Schluss jetzt mit den Spielchen, wir müssen sie zu unserem Anführer bringen, ihr wisst ganz genau dass er es hasst, wenn er nicht zuerst seinen Schwanz reinstecken kann!“ Unter missgestimmten Protestlauten packten die beiden Jakotsu je an einem Arm und zerrten ihn mit sich mit. Und wunderten sich dabei nichtmal, warum nicht auch nur ein Protest kam. Vermutlich dachten sie, „sie“ wäre viel zu verschüchtert, viel zu wehrlos, dabei taten sie genau das, was Jakotsu und seine Gefährten beabsichtigt hatten – sie führten sie direkt in ihr Versteck.   ~*~ „Ihr Vollidioten!“, bellte der Anführer die Männer an, als diese mit ihrer vermeintlichen Beute schließlich vor ihm standen. „Ihr habt mir einen Kerl in Frauenkleidern gebracht!“ „W-was, aber…“ „Nichts aber.“ Der Mann war jünger als Jakotsu vermutet hatte. Höchstens Mitte 30, aber er wirkte als hätte er mindestens das Doppelte an Jahren hinter sich. Das was von seinem Körper zu sehen war, wurde geziert von Narben und sein Gesicht war wettergegerbt und hart. Irgendwie erinnerte er Jakotsu an eine jüngere Ausgabe von Matsumoto. Abneigung machte sich in ihm breit und spiegelte sich auf seinem Gesicht wider. Der Mann stand mit einem Ächzen von seinem Platz auf, wobei der das Mädchen zur Seite schob das er sich kurz zuvor auf den Schoß geholt hatte und kam näher zu Jakotsu heran. Dabei betrachtete er ihn wie ein Stück Fleisch, aber nicht auf eine begierige, sondern auf eine mehr verächtliche Weise. „Nun“, sagte er naserümpfend, „es gibt sicher einige unter uns, die Knaben bevorzugen, wogegen ich nichts einzuwenden habe … allerdings … frage ich mich doch, wieso ein Mann in Frauenkleidern durch die Wälder spaziert.“ Dabei sah er Jakotsu stechend an und der erwiderte seinen Blick ungerührt, ehe sich ein süffisantes Lächeln auf seinem Gesicht breit machte. „Oh, mein Herr, dafür kann es viele Gründe geben. Und das solltet Ihr lieber lassen“, fügte er hinzu als der Mann sein Kinn anhob um ihn genauer zu begutachten. Der Anführer der Räuber kam nicht mehr zu einer Antwort. Man sah nur eine schnelle Bewegung und im nächsten Moment hatte der Mann keinen Kopf mehr. Das Haupt fiel mit einem dumpfen Geräusch zu Boden und eine Blutfontäne spross aus dem Rumpf. Einen Moment hielt der Körper sich, dann sackte er in sich zusammen. Fassungsloses Schweigen breitete sich unter den anwesenden Männern aus und Jakotsu, welcher einiges an Blut abbekommen hatte, grinste nur amüsiert und leckte sich über die Lippen. Von Suikotsus Stahlklauen tropfte noch das Blut. „Hast dir ja ganz schön Zeit gelassen“, sagte Jakotsu amüsiert und warf einen Blick in die Runde der ungläubigen Gesichter, dann wandte er sich an die Männer, die ihn „entführt“ hatten. „Seht das als eine Lektion, einem Mann zu folgen, der nicht intelligenter ist als ein Stück Fels.“ Wütende Blicke begegneten ihm. Wut darüber, sich von einem Mann in Frauenkleidern derart übertölpeln haben zu lassen. „Miese Schwuchtel!“, schrie einer und stürzte sich mit einer Streitaxt auf Jakotsu – der sah ihn kommen und wich nicht mal aus; Lange eher er Jakotsu erreicht hatte wurde er von Suikotsus Klingen durchbohrt. „Wag es nicht“, knurrte dieser leise, während er die Klingen in seinem Bauch genüsslich herumdrehte, „ihn zu berühren. Jeder, der das wagt ist tot.“ Dabei glitt sein Blick in die Runde und mit einem Ruck riss er die Klingen zurück und dem Mann wurden noch bei lebendigem Leib die Eingeweide herausgerissen. Grauen machte sich breit. „Kümmerst du dich darum, Suikotsu?“, schnurrte Jakotsu und ließ sich auf dem Thron des Räuberhäuptlings nieder, um es sich dort bequem zu machen. Im nächsten Moment brach ein blutiges Gemetzel in der Höhle los. „Bitte, wir ergeben uns!“, schrie einer in Todesangst, doch er wurde nicht gehört, denn die Männer, die gekommen waren, um sie zu vernichten waren keine Gesetzeshüter, waren keine Träger von Moral, sie bekämpften Blut mit Blut. Suikotsu verfiel in einen richtigen Rausch und Jakotsu fand es aufs Neue sehr faszinierend, ihn dabei zu beobachten, wie er wütete. Es hatte auf eine gruselige Weise etwas Wunderschönes, dieser Zorn, dieses Blut, diese Kraft. Er fühlte Erregung in seinen Lenden. Abwesend griff er nach dem Weinkelch, den der Anführer vorhin zur Seite gestellt hatte und genoss das Schauspiel. Es dauerte nicht sehr lange. Die Männer waren vielleicht viele gewesen, aber sie waren schwach und dumm. Der Gestank von Blut lag in der Höhle, der umso drückender war, weil er kaum abziehen konnte. Suikotsu war, ebenso wie Jakotsu von oben bis unten mit Blut gespritzt. Er betätigte den Mechanismus, der die Krallen einfahren ließ und bewegte sich dann langsam auf Jakotsu zu. „Das hat nicht so lange gedauert, wie wir geglaubt haben“, raunte dieser und stand auf um Suikotsu etwas entgegen zu kommen – kaum hatte er ihn erreicht, stellte er sich auf die Zehenspitzen und zog ihn zu sich herunter in einen Kuss, der süchtig erwidert wurde. Sie schmeckten beide das fremde Blut auf den Lippen, es war eine dunkle Leidenschaft, die sie seit Langem teilten. „Lass es uns schnell hier treiben, bevor wir zurück kehren…“, raunte er verführerisch. Suikotsu biss ihm in die Unterlippe. „Renkotsu wird nicht sonderlich begeistert sein…“ Er klang ein wenig amüsiert. „Ach, der ist noch eine Weile bei den Weibern beschäftigt. Glaub kaum, dass die so sonderlich kooperativ sind nachdem was die erlebt haben“, erwiderte Jakotsu kichernd, während seine Hand einen Weg zwischen den Rüstungsteilen hindurch fand, um ihm in den Schritt zu packen. Er stieß auf Härte. Und lächelte zufrieden. Suikotsu war genauso sadistisch wie er, das Blutbad hatte seine Lenden zum Kochen gebracht. „Komm“, raunte Jakotsu gegen seine Lippen und zog ihn zu jenem Sitz, den der nun tote Anführer der Räuberbande für sich beansprucht hatte. Suikotsu ließ sich darauf niedersinken und zog Jakotsu dabei mit sich, welcher auf seinen Schoß glitt. Abermals entbrannte ein wilder, wenig zärtlicher Kuss, während welchem Jakotsu in Suikotsus Beinkleider griff, um sein steifes Glied herauszuholen. Am liebsten hätte er ihm den Schwanz erst gelutscht, aber so viel Zeit hatten sie gerade nicht. Jakotsu kam gerade zugute, dass er unter dem Frauenkimono mit dem er sich verkleidet hatte, keine Unterwäsche trug, sodass er nur die Stoffbahnen etwas raffen musste, damit er sich auf Suikotsus Glied setzen konnte – zur Vorbereitung hatte lediglich etwas Speichel gedient, Jakotsu mochte es so rau und schmerzhaft, das gab ihm immer ein Gefühl von Lebendigkeit. Genüsslich stöhnend verdrehte er die Augen und begann schließlich zu reiten, wobei Suikotsu beinahe sehnsuchtsvoll die Arme um seinen Körper schlang, ihn dabei küsste und sich schließlich eine Stelle in seinem Hals suchte, in der er sich verbiss, bis es blutete. Es war besitzergreifend und verlangend. Jakotsu liebte diese Stellung, da er so die Kontrolle über das Treffen seines Lustpunktes hatte und es dauerte nicht lange, ehe er schamlos zu stöhnen begann und er spürte auch das leise, dunkle Stöhnen leicht vibrierend an jener Stelle seines Halses an der Suikotsu sich verbissen hatte – da sie so eng miteinander verschlungen waren, war sein eigenes Glied beständig der Reibung ihrer erhitzten Körper ausgesetzt und es würde sicherlich nicht mehr lange dauern. „Sag mal, habt ihrs bald, oder soll ich das alles hier alleine machen?“, drang plötzlich Renkotsus genervte Stimme durch das Innere der Höhle. Während Jakotsu weiterritt, drehte er sich genervt zur Seite und erwiderte, wobei er sich nicht die Mühe machte, das Stöhnen zu unterdrücken: „Nerv nicht rum, Renkotsu, wir sind mehr als … hah… in der Zeit…“ Renkotsu fluchte unflätig und machte sich dann daran, das Innere der Höhle zu verlassen. „Denkt daran, die Köpfe dieser Bastarde zum Beweis abzuschneiden und mitzunehmen – Belohnung ist pro Kopf ausgeschrieben, wenn ich euch dran erinnern darf. Ich bringe die Frauen schonmal nach draußen – euch beiden Säuen kann man die ja nicht anvertrauen!“ „Jaja!“, erwiderte Jakotsu ungeduldig und verdrehte kurz darauf laut stöhnend die Augen, weil er plötzlich kam. Er ritt noch etwas weiter, begleitet von Suikotsus ungeduldigen Stößen, bis dieser sich in ihm mit einem befriedigten Grunzen in ihm ergoss. Wenig später stand Jakotsu auf, wobei ihm das Sperma das Bein herunterfloss. Er machte sich nicht die Mühe, sich zu reinigen, da er dieses schmutzige klebrige Gefühl von Sperma auf seinem Körper mochte und richtete dabei seine Kleider ein wenig. „Das sind ganz schön viele Köpfe“, stellte er dann fest, „hast du ne Ahnung, wie wir die auf einmal transportieren sollen?“ Suikotsu sah sich einmal im Raum um und meinte dann schulterzuckend: „Wir können ein paar von den Speeren und Lanzen nehmen, die hier rumliegen, und sie drauf spießen, das müsste aufgehen.“ Jakotsus Gesicht hellte sich auf. „Gute Idee!“   ~*~ Der Giftmischer hatte das Blutbad gut verborgen beobachtet mit einer Mischung aus Faszination und Ekel. Er hatte sich dieser Bande ursprünglich angeschlossen, weil er sich in einer Gruppe sicherer und unverwundbarer fühlte als alleine, aber nachdem er gesehen hatte, wie dieser Mann hier im Alleingang gewütet und alle Räuber restlos umgebracht hatte, war ihm der Gedanke gekommen, wie es wohl erst wäre, Teil einer Gruppe von solchen Männern zu sein. Wahnsinnig waren sie, doch er mochte den Wahnsinn, denn er machte gefährlich und schüchterte ein. Er beschloss, dass er ihnen unauffällig folgen und sie eine Weile beobachten würde. Und falls sie ihm weiterhin gefielen, dann hatte er schon eine Idee, wie er sie vielleicht überzeugen konnte, ihn in ihrer Truppe aufzunehmen…   ~*~ Tachibana Susanoo, seines Zeichens Vorsitzender des bezirklichen Shogunats, hatte ein wenig um Fassung ringen müssen als plötzlich dieser junge Mann mit diesem Monster im Schlepptau, das halb aus Maschinenteilen zu bestehen schien bei ihm aufgetaucht war und behauptet hatte, dafür gesorgt zu haben, dass die raubende und Frauen entführende Räuberbande, die seit Monaten die Gegend terrorisierte ausgelöscht worden war. „Junger Mann“, setzte er sich räuspernd an, wobei sein Blick etwas nervös zu dem Koloss von Mann glitt, welcher stockstill dastand und bisher noch keinen Mucks von sich gegeben hatte, „habt Ihr irgendeinen Beweis für diese Behauptung? Ihr könnt hier nicht einfach aufkreuzen und abstruse Dinge behaupten und mir damit meine wertvolle Zeit stehlen.“ Der Mann warf einen unauffälligen Blick zu seinen Wachen, ob diese noch da standen, wo sie hingehörten. Bankotsu hatte sich lässig gegen Ginkotsus stählernes Bein gelehnt, welcher gerade verträumt ein paar Vögelchen beobachtete und lächelte. „Ihr werdet staunen, guter Mann. Meine Männer haben nicht nur jeden einzelnen dieser Verbrecher ausgelöscht, sondern auch Eure geliebten Mädchen befreit. Mir kam zu Ohren, dass Eure Nichte auch unter den Entführten sein soll. Versammelt ruhig alljene, die jemanden vermissen hier und ihr werdet in nicht weniger als einer Stunde ein Wunder erleben.“ Tachibana musterte den jungen Mann und wusste irgendwie nicht, was er davon halten sollte. Wenn er jetzt einfach tat, was dieser verlangte, dann machte er sich höchstwahrscheinlich nicht nur zum Gespött seiner Leute, sondern zog sich auch noch den Unmut der Dorf- und Kleinstadtbewohner zu, wenn die Behauptungen nicht stimmten. Das konnte er nicht riskieren. Nicht, wo er diesen Posten erst seit so kurzer Zeit ausübte. Er räusperte sich abermals und rückte das klobige Brillengestell zurecht, welches auf seiner Nase saß und wollte Bankotsu schon sagen, dass er sich zum Teufel scheren sollte, doch irgendetwas in dessen Blick ließ ihn plötzlich innehalten. Der Mann stockte und gab schließlich nach. Er gab einen kurzen Befehl, mehrere Boten auszusenden und wandte sich dann an Bankotsu. „Ich warne Euch“, sagte er eisig, „sollte das, was Ihr behauptet, sich als Lüge herausstellen, dann werdet Ihr zur Strafe Bekanntschaft mit unserem Foltermeister schließen. Einen Amtsmann zu belügen steht unter Strafe.“ „Damit kann ich leben“, erwiderte Bankotsu unbeeindruckt und streckte sich ein wenig. Er hatte mit seinen Gefährten eine gewisse Zeit ausgemacht und bis die um war, war es noch etwas weniger als eine Stunde. „Wollt Ihr mich nicht in der Zwischenzeit auf einen Sake bitten?“, meinte Bankotsu dann zuckersüß und lächelte den Mann an. „Werdet jetzt bloß nicht unverschämt“, grollte der und erwiderte den Blick böse. „Wenn innerhalb einer Stunde niemand hier ist, dann werdet Ihr mich kennenlernen.“ Die Tatsache, dass jemand beim Shogunat aufgetaucht war und behauptet hatte, die berüchtigte Räuberbande zur Strecke gebracht zu haben, hatte sich in unglaublicher Schnelligkeit in der ganzen Gegend verbreitet – genau darauf hatte Bankotsu abgezielt. Zufrieden glitt sein Blick über die ganzen Menschen, die gekommen waren und dachte bei sich, nur zu, prägt euch mein Gesicht ganz genau ein, eines Tages werde ich ein großer Mann sein. Die Zeit war schon beinahe abgelaufen als plötzlich ein Mann angerannt kam und ziemlich außer Puste vor dem Vorsitzenden stehen blieb. In seiner Aufregung vergaß er sogar, sich zu verneigen. „Herr – sie sind da – sie sind tatsächlich da, die Frauen, alle, sie-“ „Was?!“, rief der Mann und sprang, seine Würde vergessend auf und da sah man schon in kurzer Ferne eine Gruppe von Menschen, die sich beim Näherkommen als die vermissten Frauen und Mädchen herausstellten, auf sie zukommen in Begleitung eines Mönchs. Die Frauen waren beinahe alle in einem sehr schlechten gesundheitlichen Zustand. Heruntergemagert, bei vielen waren die Kleider beinahe fast nur noch Fäden, die sich irgendwie um den schmutzigen Körper sponnen, die Haare teilweise wirr und verfilzt, Verletzungen und Blessuren überall und die ein oder andere befand sich in Panikzuständen. Der Shogunatsvorsitzende starrte eine Weile auf das sich ihm bietende Bild, dann bellte er ein paar Befehle, dass man schleunigst jemanden holte, der sich um die Frauen kümmerte und es brach ein kleines Durcheinander los, weil schon ein paar der Verwandten gekommen waren, die ihre Mädchen nun wieder erkannten. Bankotsu beobachtete das seelenruhig und wandte sich dann an Renkotsu, der gemütlich zu ihm gelaufen kam. „Jakotsu und Suikotsu?“ „Kümmern sich wie abgesprochen um die Köpfe, müssten auch gleich da sein…“ Dass sie erstmal miteinander vögeln mussten, verschwieg Renkotsu, schon allein aufgrund der Tatsache, dass ihn dieses Herumgemache zwischen den beiden Männern abstieß. Eine halbe Stunde später etwa hatte sich der Tumult schon etwas gelegt – man hatte sogar einige Heiler herbestellt, weil zwei der Mädchen sich überhaupt nicht mehr bändigen ließen und um sich schrien und kratzten, wenn man sie anfassen wollte, als Jakotsu und Suikotsu endlich in Sicht kamen. Immer mehr Blicke richteten sich auf die beiden Männer, oder genauer gesagt auf das, was sie da mit sich brachten. Jakotsu trug zwei Lanzen, Suikotsu gleich sechs, auf welchen lauter Köpfe aufgespießt waren mit unheimlich leblosen Blicken, starrend vor getrocknetem Blut und sie umkreisenden Fliegen. Es war ein schauerliches Bild. Der Vorsitzende und die anderen Ratsmitglieder, die sich in der Zwischenzeit eingefunden hatten glotzten allesamt ungläubig auf die beiden Männer, die, wie es aussah offenbar im Alleingang die ganze Schar Räuber zur Strecke gebracht hatten. Der Vorsitzende presste sich den Ärmel vor den Mund, um den Würgereflex zu verbergen, einer der anderen Männer, weniger standhaft, erbrach sich sogar gurgelnd, als Suikotsu und Jakotsu die Lanzen mit den Köpfen vor ihnen mitten auf dem Platz in die Erde rammten, sodass sie aufrecht und für alle gut sichtbar dort steckten. Dann warf ihnen Suikotsu noch einen großen Tragekorb vor die Füße, den er auf dem Rücken getragen hatte, in welchem sich ebenfalls Köpfe befanden. „Das sind die Köpfe von allen 52 Räubern, mitsamt ihres Anführers“, sagte Suikotsu ruhig, doch Tachibana lief dabei ein Schauer über den Körper. Dieser Mann hatte etwas unglaublich Gefährliches in seiner Aura. „Ich habe es Euch gesagt“, fügte Bankotsu freundlich hinzu, „meine Gefährten werden Euch den Ort nennen, an welchem die Bande gelebt hat, damit ihr Euch überzeugen könnt, dass es sich auch wirklich um diese Männer handelt und wir nicht einfach wahllos irgendwelche Männer umgebracht haben.“ Damit erriet er einen Gedankengang, den Tachibana kurzzeitig gehabt hatte. Dieser räusperte sich und versuchte, seine Stimme wieder zu finden, ehe er zwei Soldaten befahl, sich diesen Ort genauestens anzusehen. Allerdings glaubte er auch so, dass diese Männer die Wahrheit sagten, aber er musste das Protokoll einhalten. „Tachibana-sama“, begann Bankotsu respektvoll und diesem schwante bereits, was er jetzt wohlwollte. „Euer Shogunat hat eine Belohnung für jeden Räuberkopf ausgeschrieben, der ihm abgeliefert wird. Ihr habt hier 52 und die Bande restlos ausgelöscht.“ Mit Genugtuung bemerkte Bankotsu, wie die Miene des Mannes etwas leicht Verzweifeltes annahm – offenbar dachte er gerade darüber nach, dass sie niemals im Leben so viel Geld auf einmal hier hatten, um sie vollständig auszuzahlen. Und da griff seine Taktik. „Allerdings sind wir um das Wohl dieser Frauen und der Bewohner der umliegenden Dörfer ebenso besorgt, wie Ihr es seid, weshalb wir uns mit einem Viertel der Belohnung zufrieden geben werden, das uns lediglich dienen soll, unseren Aufwand zu decken.“ Nun starrte Tachibana Bankotsu völlig verblüfft an. Mit allem hatte er gerechnet, nur damit nicht. Er und die anderen Shogunatsmitglieder warfen sich vielsagende Blicke zu, dann erwiderte Tachibana und man konnte ihm die Erleichterung durchaus ansehen: „Bankotsu-san, das ist ein selbstloser Akt von Großzügigkeit, den wir Euch niemals vergessen werden. Wir stehen in Eurer Schuld und damit spreche ich stellvertretend nicht nur für den hohen Rat, sondern für alle Stadt- und Dorfbewohner dieses Bezirkes. Nun muss niemand mehr in Angst um das Leben seiner Töchter und seiner Frauen leben.“ Bankotsus Lächeln wich nicht. „Eines nur“, sagte er samten, „empfehlt meinen Namen weiter. Meine Männer und ich stellen uns liebend gerne in die Dienste der Herren, um … zu helfen…“ Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck wandte er sich ab. Der Grundstein war endlich gelegt.   ~*~ Der Giftmischer hatte auch in der Menge gestanden. Ungesehen und unerkannt, was dank seiner geringen Körpergröße nicht weiter schwierig war. Wie unglaublich viel Geld diese Männer eingebracht hatten, sogar noch abzüglich der Summe auf die sie freiwillig verzichtet hatten. Als sie sich abwandten, um zu gehen, folgte er ihnen in großem Abstand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)