Rot wie Blut von abgemeldet (Die Legende der Shichinintai) ================================================================================ Kapitel 6: Spannungen --------------------- „Was soll das heißen, du kommst nicht mit uns mit?“ Hayato fühlte sich äußerst unbehaglich. Er hatte versucht, dieses Gespräch ein wenig hinauszuzögern, aber Bankotsu schien keine Zeit verlieren zu wollen. Er hatte den gestrigen Tag selbst wie durch einen Schleier erlebt und ihm lief ein kalter Schauer über den Rücken als er an seine blutigen Kleider dachte, die gerade im Kamin verbrannten. „Das soll heißen, dass ich von hier nicht fort kann.“ Auch wenn irgendetwas in seinem Inneren ihn dazu drängte, sodass es ihm beinahe körperliche Anstrengung bereitete, sich diesem Drang zu widersetzen. „Von hier? Was erwartet dich denn hier? Langeweile und Elend!“, setzte Bankotsu nach und bedachte Hayato mit einem durchdringenden Blick. „Nun lass ihn eben, wenn er nicht will“, kam es gelangweilt von Jakotsu, welcher an einem Schälchen Sake nippte. Hayato sah einen Moment automatisch in dessen Richtung, doch als sich ihre Blicke trafen, erinnerte er sich augenblicklich daran, was sie gestern getan hatten und Hayato wandte den Seiten hastig ab, während ihm Hitze ins Gesicht stieg. Glücklicherweise blieb das von Bankotsu unbemerkt. Er verschränkte nur die Arme vor der Brust, „Aber Jakotsu, du hast gesehen, was er kann!“ „Ja, das habe ich. Und das in vielerlei Hinsicht.“ Die Stimme hatte belustigt geklungen und mehr Hitze schoss Hayato ins Gesicht. Er erinnerte sich tatsächlich haargenau daran, was er gestern mit Jakotsu getan hatte und was viel schlimmer war, der Gedanke daran, trotz dass er wieder er selbst war und nicht mehr von diesem bösen Geist beherrscht wurde, erregte ihn. Schon allein deshalb würde er niemals mit den beiden mitkommen können: Das konnte er Bankotsu allerdings schlecht sagen. Außerdem fühlte er sich den Menschen hier verpflichtet.   ~*~ Bankotsu hatte in ihrem gemeinsamen Zimmer damit begonnen, frustriert und lustlos, das wenige Habe, das er hatte, zusammenzupacken und sah nicht auf als Jakotsu hereinkam. Letzterer blieb mit verschränkten Armen im Türrahmen stehen und beobachtete Bankotsu eine Weile. "Wenn du hier die Einrichtung halb demolierst, wirst du Kimura-san auch nicht umstimmen", sagte er sanft. "Ach!", schnauzte Bankotsu schlecht gelaunt zurück, "was wäre ich nur ohne deine schlauen Kommentare!" Jakotsu musste sich auf die Unterlippe beißen um keine bissige Antwort zu geben - gestritten hatten sie in der letzten Zeit genug, außerdem merkte er, dass Bankotsu schlechte Laune hatte und er wollte ihm ein wenig gut zu reden. "Hör mal, Bankotsu..." "Ja, ich höre?", giftete Angesprochener und warf dem Jakotsu einen sauren Blick zu. "Ich weiß, dass du das vielleicht nicht hören willst, aber ohne ihn sind wir wahrscheinlich eh erstmal besser dran, sieh mal ... Wer sagt uns denn, dass er in einem seiner Anfälle, oder was auch immer das ist, was ihn da geritten hat, sich nicht irgendwann gegen uns richtet. Du hast gesehen, wie blutrünstig er war, welche Zerstörungskraft ihn gepackt hätte. Wie gut kennst du ihn, was dich so sicher macht, dass er in seinem Blutrausch irgendwann nicht mehr von Freund von Feind unterscheiden kann? Hättest du ihn aufhalten können?" Bankotsu hielt inne und wurde einen Moment schweigsam. Es widerstrebte ihm, es sich eingestehen zu müssen, aber Jakotsu hatte irgendwie Recht, mit dem was er sagte. Sie kannten sich knapp drei Tage, was waren schon drei Tage? Sehnsüchtig dachte er jedoch daran, welche Bereicherung der, von Jakotsu als blutrünstig titulierte Arzt für sie wäre. Bestimmt eine größere als Jakotsu es je sein könnte, doch diesen Kommentar verkniff er sich lieber. So sagte er nur: "Wir brechen morgen früh auf."   ~*~ Man hatte ihnen als Dank zwei Pferde überlassen, was Jakotsu mit überschwänglicher Freude, Bankotsu mehr gleichgültig hingenommen hatte. Im Gegensatz zu Jakotsu war er lieber zu Fuß unterwegs als zu Pferd und so nutzte er das Pferd, welches ihm zugedacht worden war, praktisch als Gepäcktier. Es machte ihm nichts aus nebenher zu laufen, es war auch mal ganz entspannend, nicht das Gewicht von Banryū und seiner Habe auf dem Rücken zu tragen. Während Jakotsu es sich schon auf dem Rücken seines Tieres bequem machte, wandte sich Bankotsu noch einmal zögerlich an den jungen Arzt, er wollte sich für seinen Ausbruch entschuldigen und versuchte nebenher diesem nochmal auf eine andere Tour ins Gewissen zu reden. "Überlegt es Euch, Kimura", sagte er gedämpft, sodass nur der Angesprochene es hören konnte, „niemand kann sein wahres Wesen für immer verleugnen. Wir kommen sicher einmal wieder hierher, Ihr könnt jederzeit mit uns kommen. Noch mag es nicht ganz glaubwürdig erscheinen, aber eines Tages, werde ich ein sehr berühmter Söldner sein und jeder wird sich wünschen, meiner Truppe anzugehören. Dir stünde eine größere Karriere bevor, als hier in diesem einsamen Dorf." Hayato schwieg dazu und meinte nur: "Ich wünsche euch beiden eine gute Reise, Bankotsu-san." Bankotsu taxierte den anderen noch einmal mit einem kühlen Blick, dann wandte er sich um und ging zu seinem Pferd, welches er am Zügel fasste. "Können wir?" fragte er dann an Jakotsu gewandt, welcher wortlos nickte und seinem Reittier Hilfen gab, damit es sich in Bewegung setzte. So ließen sie das kleine Dorf mit ihren Bewohnern und dem seltsamen Arzt, den Bankotsu immer noch gerne in seiner Truppe in spe gehabt hätte hinter sich. Das Wetter war heute gut und ein, zwei Stunden kamen sie recht zügig voran. Jeder war mit seinen Gedanken beschäftigt und irgendwann sagte Bankotsu etwas, was Jakotsu sehr überraschte: "Es war die Sorge...", ein leichter Rotschimmer legte sich auf seine Wangen. "Wie bitte, was?" entgegnete Jakotsu verwirrt, der dem etwaigen Gedankengang seines Gefährten nicht folgen konnte und sah zur Seite. "Naja ... Die Ohrfeige ... du warst immerhin vorher schon verletzt und, wenn dir da drin was passiert wäre... und es wäre meine Schuld gewesen, weil ich nicht über genug Durchsetzungskraft verfügt habe, um dich davon abzuhalten...", er sprach nicht weiter und Jakotsu biss sich auf die Unterlippe. Leichte Rührung machte sich in ihm breit. Das war es also gewesen? Eine Überreaktion, weil der Andere sich um ihn gesorgt hatte? Ihm wurde warm ums Herz und ein sanftes Kribbeln breitete sich in ihm aus. "Achwas", sagte er großzügig, die Verlegenheit Bankotsus durchaus bemerkend, "Als ob man mich mit so ‘ner läppischen Ohrfeige klein kriegen würde.“ Auf Bankotsus Gesicht zeigte sich ein schiefes Grinsen. "Glaub aber ja nicht, dass ich es nochmal so hinnehmen werde, wenn du dich mir so widersetzt. Ich erwarte absoluten Gehorsam, ansonsten halte ich eine Zusammenarbeit für ausgeschlossen." Und wieder war der Ältere perplex. "Zu... sammenarbeit? Soll ich für dich Anschaffen gehen, oder was?" Diese Begriffsstutzigkeit brachte Bankotsu nun direkt zum Lachen und seine blauen Augen blitzten schelmisch auf. "Nein, du Trottel! Wenn du erstmal lernst, richtig mit diesem Schwert umzugehen, dann naja … also, ich meine, was nicht ist, kann ja noch werden... also..." "Du... möchtest, dass ich bei dir bleibe", fragte Jakotsu mit leuchtenden Augen und Bankotsu, der erleichtert darüber war, diese Bitte nicht ausgesprochen haben zu müssen, nickte. "Ja." "Und irgendwann...", begann der Jüngere auszuschweifen, während er in den Himmel schaute und leicht die Augen vor der blendenden Sonne zusammenkniff. "Irgendwann werden wir uns einen Namen machen und im Geld schwimmen..." Jakotsus Gesichtsausdruck wurde leicht verträumt, "Ja, schön wäre es, und wie willst du das anstellen - nicht, dass die Vorstellung nicht reizvoll wäre..." "Na...", sagte Bankotsu in einem Tonfall der besagte 'Ist das nicht offensichtlich', "Wir machen uns als Söldner einen Namen. Wir bieten unsere Dienste an und irgendwann werden wir sogar dem Kaiser von Japan selbst bekannt und gefürchtet sein", geriet nun seinerseits Bankotsu ins Träumen. Stets war er von dem Wunsch beherrscht gewesen, sich irgendwie zu beweisen. Zu beweisen, dass er kein persönlichkeitsloser, schwacher Junge war, sondern ein ernstzunehmender Krieger. Und Jakotsu würde er auch noch das Kämpfen richtig beibringen, beschloss er großmütig. Immerhin musste man sich auf seine Männer verlassen können.   ~*~ "Nie und nimmer!", kam es energisch von dem androgynen jungen Mann, welcher, um der Diskussion zu entgehen, demonstrativ einige Schritte vor Bankotsu lief, das Pferd am Zügel führend, welches ihm treu hinterher trottete.  Verkehrte Welten, dachte der Hinterherhinkende ironisch und blieb hartnäckig.  "Jakotsu, du brauchst aber eine Rüstung, wenn du nicht willst, dass der erstbeste Angreifer dich mir nichts, dir nichts einfach so absticht!"  "Ich will aber nicht! Rüstungen sind unkleidsam."  Bankotsu stöhnte auf und verdrehte die Augen. "Du bist wirklich unvernünftig und dumm, weißt du das?"  "Ich lege nur Wert auf mein Äußeres, das ist alles", blieb der Ältere stur.  „Dein Äußeres wird dir nicht mehr viel nützen, wenn dir die Gedärme aus dem Leib quellen!“, erwiderte Bankotsu gehässig. "Ich könnte es dir einfach befehlen", setzte Bankotsu nach, während er Jakotsu mit schnellen Schritten einholte und ihm einen Schnipser gegen die Stirn gab.  "Du musst mir gehorsam sein."  Jakotsu runzelte die Stirn und sah seinen Anführer beleidigt an. "Fein, aber nur unter der Bedingung, dass ich neue Kleider bekomme."  "Vergiss es. Wir haben nur begrenzt Geld zur Verfügung, hast du das schon vergessen?Außerdem, seit wann hast du hier bitte Bedingungen zu stellen?"  "Und wovon willst du dann die Rüstung bezahlen?"  "Wer sagt denn, dass ich sie bezahlen will?"  "Soso, ein Dieb sind wir also auch noch."  "Was soll das jetzt heißen?"  "Dass du mir dann auch gleich noch einen neuen Yukata oder einen schönen Kimono klauen kannst, wenn du schon dabei bist." Dabei streckte Jakotsu ihm lachend die Zunge heraus und trippelte ein paar eilige Schritte nach vorne, um Bankotsus Kopfnuss zu entgehen.  Bankotsu hatte nach ihrem Aufbruch vor einer Woche noch ein paar Tage geschmollt, dass er Kimura nicht als Weggefährten hatte gewinnen können, aber irgendwann hatte Jakotsu festgestellt, dass man Bankotsu einfach keine Gelegenheit lassen durfte, schmollig zu sein. Ein meckernder Bankotsu war ihm immer noch lieber, als ein schmollender und in Gedanken versunkener.  Er kicherte leise bei der Vorstellung, Bankotsu mit vorgeschobener Unterlippe und wich den fragenden Blicken selbigem aus, die dieser ihm daraufhin zuwarf.  "Jakotsu, es gibt wirklich wichtigere Dinge, als neue Kleidung. "Na schön, ich mache dir einen Vorschlag. Wenn du dir eine taugliche Rüstung, wenigstens einen Brustharnisch zulegst, dann darfst du dir einen neuen Yukata aussuchen – aber nur wenn er den Preis nicht überschreitet, den ich vorgebe, verstanden?"  Jakotsu legte kurz nachdenklich den Kopf schief. So ein großes Übel war es doch gar nicht, eine schwere Rüstung anzuziehen, wenn man dafür neue Kleidung bekam.  "Hmmm, na schön", willigte er schließlich ein, während sich auf seinem Gesicht ein Strahlen ausbreitete und Bankotsu der dumpfe Verdacht beschlich, dass Jakotsu ein durchtriebenes Luder war.  In Zukunft musste er einfach standhafter sein, beschloss er. Aber, was war eigentlich dabei? Er bekam was er wollte und tat Jakotsu eben nebenbei mal einen Gefallen. Ein selbstgefälliges Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Der Tag neigte sich Spätnachmittag zu und die Herbstsonne verschwand schon fast wieder am Himmel, als in der Ferne im Nebel die ersten Silhouetten von Zivilisation auftauchten. Das musste die kleine Stadt sein, von der Kimura erzählt hatte.  "Hey, wir habens gleich geschafft", murmelte Bankotsu, wobei er seinem Gefährten sanft gegen den Schenkel schlug. Jakotsu hob den Kopf und ließ ein sehnsüchtiges "Naendlich", verlauten.  Die Stadt war zwar längst nicht so groß wie Edo, dennoch groß genug, dass sie eine Stadtwache aufgestellt hatten.  Die beiden Gefährten wurden gefragt, wer sie seien und welches Begehr sie hegten und überraschenderweise gab man sich damit zufrieden, als Bankotsu schlicht meinte, sie seien auf der Durchreise und bräuchten eine Bleibe für die Nacht. Noch nicht einmal über Bankotsus Banryū schien sich jemand zu wundern oder misstrauisch zu werden. Bankotsu war es egal, wenn diese Menschen meinten, zwei tranige Wachen könnten sie vor Überfällen beschützen, dann sollten sie das eben glauben.  Dann ließ er sich noch eine kurze Beschreibung zu einer nächstgelegenen Gaststätte geben und wenig später drückte er einer ziemlich verblüfften Wirtin etwas Geld in die Hand dafür, dass sie ihnen ein gutes Zimmer gab und bei der Gelegenheit gleich noch etwas warmen Sake bereitstellte.  Erschöpft ließ sich Jakotsu später auf einen frischen Futon fallen und schloss einen Moment die Augen. Bankotsu machte sich erstmal dran seine Rüstung abzulegen. Er stöhnte leise und massierte sich notdürftig mit einer Hand die Schulterpartie, auf der er Banryū immer stützte. Er war vollkommen verspannt. Das ließ sich bei einer Waffe, wie der seinen allerdings nicht vermeiden, von daher blieb ihm nichts anderes als Zähne zusammenbeißen. "Weißt du was jetzt toll wäre?" "Hm?"  "Musik, Alkohol und schöne Männer", kam es da verträumt, woraufhin Bankotsu das Gesicht verzog. "Ich dachte, du bist so sterbensmüde, dass du keinen Schritt mehr gehen kannst...?"  "Die paar Schritte runter in die Taverne schaffe ich schon noch", kicherte Jakotsu und rollte sich auf den Bauch um den Jüngeren intensiv anzuschauen. „Alles in Ordnung?“, meinte er dann, als er dessen leicht gequälte Miene und den verzweifelten Versuch der Selbstmassage bemerkte. „Jaja“, winkte Bankotsu grummelnd ab, "Muss das denn sein?"So wirklich nach Gesellschaft war Bankotsu gerade nicht zumute.  "Also, ich werd auf jeden Fall noch einmal hinunter gehen ... Du kannst ja hierbleiben, wir sind ja nicht miteinander verheiratet", flachste Jakotsu und stemmte sich mit einem leisen Ächzen in die Höhe um zum Spiegel und der davorstehenden Waschschüssel zu tappen. Dort machte er sich ein wenig zurecht.  Bankotsu biss sich auf die Unterlippe. Irgendwie passte es ihm in Anbetracht dessen Vergangenheit nicht so ganz, Jakotsu alleine in Gesellschaft von irgendwelchen Kerlen zu wissen. Nur zu deutlich erinnerte er sich an den ersten Abend, als er Jakotsu gesehen hatte und was er für eine Wirkung nicht nur auf ihn gehabt hatte. Nur leider fand er selbst keine passende Ausrede warum das so war. Dass er Jakotsu selbst ein wenig begehrte, das mochte er sich nämlich nicht eingestehen und ansonsten hatte dieser nämlich Recht; Sie waren weder verheiratet, noch liiert, noch Geliebte, oder sonst etwas, und die Begründung, dass er der Anführer war und es sich nicht für Jakotsu schickte, ohne ihn herum zu laufen, war wohl mehr als lahm. Immerhin war dieser noch ein Mann, auch wenn sowohl Charakter als auch Aussehen diese Worte Lügen straften.  Eigentlich gab es nur eine Möglichkeit.  "Weißt du was, ich hab es mir überlegt", sagte der junge Mann schließlich gezwungen gut gelaunt, "Ich denke, ich werde doch mitkommen, ein bisschen Spaß hat noch nie jemandem geschadet."  Die Taverne im Erdgeschoss war zwar verhältnismäßig klein, jedoch ganz gut besucht. An einem der Tische hatte sich schon eine größere Gesellschaft zusammengefunden und man konnte unschwer erkennen, dass der Sake an diesem Abend schon reichlich geflossen war. Nur zwei Frauen befanden sich in der Gesellschaft, die eine, etwas Ältere, schien schon nicht mehr ganz anwesend, was wohl auf die Wirkung des Sakes zurückzuführen war und die Jüngere war gerade mit ihrem, Geliebten? Verlobten? Gatten? Zugange.  Ein Mann um die dreißig erspähte die beiden Neuankömmlinge und ehe Bankotsu Jakotsu in eine bestimmte Richtung schubsten konnte, hatte dieser die Hand gehoben und durch den ganzen Raum gebrüllt: "Hier, mein Herr, setzt Euch doch zu uns und bringt Eure reizende Begleitung gleich mit!" Bankotsu bemerkte aus den Augenwinkeln, dass Jakotsu vor sich hingrinste - es war ihm schleierhaft, wie man Frauen so verachten, sich aber gleichzeitig darüber freuen konnte, wenn man mal wieder, und das schien bei Jakotsu sehr oft zu passieren, mit einer verwechselt wurde. Mit einem innerlichen Seufzen setzte sich der junge Anführer in Bewegung um Jakotsu zu folgen, welcher der Aufforderung, kaum war sie ausgesprochen, auch schon nachkam. Natürlich entgingen Bankotsu die anzüglichen Blicke nicht, als der Mann, der soeben gesprochen hatte und ein anderer auseinanderrückten, damit sie beide an dem Tisch Platz hatten. Leiser Groll keimte in ihm, während er sich schwor, keinen Tropfen Sake anzurühren, damit ihm auch ja nichts entging. So setzte er sich mit steinerner Miene und verschränkten Armen an den niedrigen Tisch und würdigte die Anwesenden kaum mit einem Nicken. Was Jakotsu allerdings nicht zu kümmern schien, denn dieser ließ sich sofort in einen kleinen Plausch mit dem Mann verwickeln, der eben gerufen hatte.  Wehe, dachte sich Bankotsu, wehe der andere käme auf die Idee mehr von ihnen beiden preiszugeben, als es nötig war, dann... Ja, was dann? Dann hatte er einen Vorwand Jakotsu zu rügen und ihn hier herauszuzerren. Der Jüngere seufzte und nahm das Sakeschälchen an, das ihm eine soeben herbeigeeilte Kellnerin angeboten hatte. Nein, dann stünde er nur mal wieder als Spielverderber da und eigentlich hatte sich Jakotsu mal ein wenig Vergnügen verdient nach den Strapazen der letzten Tage.  Jakotsu indes unterhielt sich ganz prächtig mit Miwazaki-san-aber-für-Euch-gerne-Kagerou, wie sich der eine vorgestellt hatte. Gut gebaut mit markanten Gesichtszügen, eloquent und mit einem verschlagenen Grinsen war es sofort um Jakotsu geschehen und schon bald würdigte er Bankotsu keines Blickes mehr.  "Es ist mir absolut schleierhaft", begann er freimütig, wobei er mit seiner wohl natürlichen Lautstärke den ein oder anderen neugierigen Blick auf sich zog, "Wie es so ein zartes Geschöpf, wie Euch in diese tote Gegend verschlägt."  Bankotsu schnaubte verächtlich.  Zartes Geschöpf. Jakotsu musste schon ganz schön blöd sein, um sich von sowas einwickeln...  "Ach, wisst Ihr", antwortete dieser auch prompt, wie um Bankotsus Gedankengängen in den Rücken zu fallen, "Ich bin eigentlich in der Stadt geboren und aufgewachsen, unglückliche Umstände zwangen mich, mich auf Reisen zu begeben..."  Unglückliche Umstände.  Als ob Bankotsu ihn gezwungen hätte, ihn zu begleiten...  "Eine Schande, Euch solchen Gefahren auszusetzen..." Bankotsu knurrte leise. Gefahren aussetzen? Sollte das ein Seitenhieb darauf sein, dass er kein guter Beschützer war?  Dieser Kagerou jedoch schien denselben Fehler zu begehen, wie die meisten anderen Menschen, denen Bankotsu bis jetzt begegnet war. Sie unterschätzten ihn aufgrund seines jungen Alters und seines relativ zierlichen Körperbaus.  "Ich denke", sagte er schließlich scharf, was sogar das laute Organ des Mannes zum Verstummen und ihn dazu brachte, Bankotsu überrascht anzusehen. Auch Jakotsus Aufmerksamkeit hatte er nun, wobei er dessen leise drohenden Blick gekonnt zu ignorieren versuchte, "Ich denke, mein Gefährte ist in meiner Gesellschaft mehr als gut aufgehoben und wenn Ihr immer auf solche ungeschickten Sprüche zurückgreifen müsst, wenn Ihr eine Frau findet, die Euch gefällt, dann wundert es mich wirklich nicht, dass Ihr noch alleine unterwegs seid." Dabei grinste Bankotsu gehässig, während das Mädchen in der Runde, welches noch nicht allzu betrunken war, ein angeheitertes Kichern losließ und der Rest vielsagend grinste. Bankotsu hatte den Nagel wohl auf den Kopf getroffen. Kagerous selbstgefälliges Grinsen verebbte schlagartig, er sah Bankotsu beinahe an, als sei dieser ein lästiges Insekt. Selbiger ließ sich dadurch jedoch nicht aus der Ruhe bringen und erwiderte den Blick herausfordernd.  "Hah!", kam es dann überlegen, wobei er tatsächlich die Dreistigkeit besaß, Jakotsus Hand zu ergreifen, "Du bist ja noch grün hinter den Ohren, tu nicht so, als wüsstest du um die Bedürfnisse einer Frau bescheid..."  "Miwazaki...", mischte sich schließlich einer von dessen Kameraden ein, welcher offenbar um das ungezügelte Temperament und das manchmal unverschämte Wesen, seines Freundes wusste, Bankotsus gehässiges Lächeln wich jedoch nicht, als er sagte: "Und Ihr seid so töricht, dass Ihr noch nicht einmal den Unterschied zwischen Mann und Frau zu deuten vermögt."  Einen Moment blickte Kagerou Miwazaki perplex drein, dann jedoch mit einem Seitenblick in den luftigen Yukata Jakotsus fing er sich wieder, dann lachte er dröhnend. "Na umso besser! Dann muss ich mir wenigstens keine Gedanken über unerwünschten Nachwuchs machen", dabei gab er Jakotsu einen beschwingten Kuss auf die Wange, welcher erheitert kicherte, alle anderen Anwesenden merkten jedoch teilweise nervös, dass ihr Kumpane zu weit gegangen war.  Und das war er in der Tat.  Im nächsten Moment zog Bankotsu den verblüfften Jakotsu mit einem Ruck enger an sich und griff zur selben Zeit nach einem Messer, welches er dem Mann an die Kehle drückte.  Seine Augen waren stechend dabei, sodass es dem Anderen einen Schauer über den Rücken jagte.  "Wage es nicht noch einmal, meinen Gefährten derart unsittlich anzufassen, wenn du nicht willst, dass ich dir deine verdammte Kehle aufschlitze!", knurrte er leise, aber deutlich genug, dass alle Anwesenden es hörten.  Das Mädchen welches vorhin gekichert hatte, schrie leise auf und schlug die Hände vor den Mund, was ihr von ihrem Begleiter ein gezischtes: "Halts Maul, Weib" einbrachte, dann herrschte wieder Stille. Alle Augen waren auf die drei gerichtet.  Miwazakis Adamsapfel zuckte nervös, als er schluckte - er war in seiner Bewegung erstarrt und rang tatsächlich um Fassung. Etwas, was seine Gefährten beunruhigte, denn dieser ließ sich sonst durch nichts so schnell aus der Ruhe bringen, aber dieser Junge hatte so etwas im Blick. Etwas Gefährliches.   Dämonenaugen, schoss es ihm durch den Kopf. Bankotsu blinzelte nicht einmal, als er auf eine Regung seitens des anderen wartete, doch dieser schien festgefroren.  Die Luft war gerade so dick, dass man sie in Scheiben schneiden konnte und schließlich war es Jakotsu, der sich als erster wieder regte. "Bankotsu", sagte er leise und musste sich richtig anstrengen, um selbigen dazu zu bekommen das Messer von der Kehle Miwazakis wegzubewegen, nur mühsam gelang es ihm, es seinem Anführer aus der Hand zu nehmen.  "Komm... Komm, lass uns gehen, raus an die frische Luft...", wisperte der zierliche Mann und packte Bankotsu am Oberarm, welcher sich nur widerwillig mitziehen ließ. Jakotsu liebte zwar Aufmerksamkeit, allerdings wusste er, wann eine Situation drohte, zu eskalieren und so, wie Bankotsu eben geschaut hatte, hätte er ihm durchaus zugetraut, dass er den Anderen, ohne mit der Wimper zu zucken getötet hätte.  Während Jakotsu Bankotsu aus dem Raum zog, stolperte dieser sogar ein paar Schritte rückwärts, um Miwazaki noch im Hinausgehen böse anfunkeln zu können, welcher gerade einen eher kleinlauten Eindruck machte, blass und sich sammelnd.  "Komm schon." Dann schloss sich die Tür hinter ihnen und als sie kurz darauf nach draußen traten, atmete Jakotsu leise aus.  "Kannst du mir mal sagen, was das sollte?", setzte er dann an, wobei er versuchte, Festigkeit in seine Stimme zu legen.  Bankotsu war es selbst, als erwache er aus einer Art Dämmerzustand und böse knurrte er: "Das war doch alles deine Schuld!"  "M-meine?", empörte sich Jakotsu und setzte schon an, etwas hinzuzufügen, doch Bankotsu ließ ihn nicht zu Wort kommen. "Wenn du dich benehmen könntest, dann wäre es niemals so weit gekommen! Hast du eigentlich einen Funken Ehre oder Schamgefühl im Leib!?" Bankotsu gab sich nicht die Mühe, leise zu sein, er war gerade sehr aufgebracht.  "Ich mich benehmen? Ich mich benehmen? Also, hör mal, ich bin nicht derjenige, der seine Körpergröße mit seinem Ego wieder aufwiegeln muss!"  "So viel größer als ich bist du auch nicht!!!", brüllte Bankotsu schließlich und er war kurz darauf, Jakotsu wieder eine zu verpassen, doch der dachte gerade nicht daran, kampflos aufzugeben. Anführer hin oder her, er hatte es nicht nötig, sich behandeln zu lassen, wie einen Gegenstand.  "Uh, was für ein unglaublich durchschlagendes Argument!", gab Jakotsu gehässig wieder zurück, nachdem er Bankotsus halbherzigem Fausthieb ausgewichen war, während er nun selbst in sich einen unbändigen Groll verspürte und Bankotsu machte es mit dem nächsten, was er sagte kaum besser: "Ich kann wenigstens mit einer Waffe umgehen und mich selbst verteidigen, aber du würdest doch keine fünf Minuten alleine überleben, das Einzige, was du kannst ist, deine Beine für irgendwelche Männer breit zu machen, die dir mit plumpen Anmachsprüchen..."  Weiter kam er nicht, da Jakotsu sich plötzlich mit einem wütenden Schrei auf Bankotsu gestürzt hatte. Für Letzteren kam das so überraschend, dass er es nicht schaffte, sein Gleichgewicht zu halten, ein paar Schritte taumelte und schließlich hintenüber kippte, während er die zierlichen Hände um seinen Hals spürte, in welchen eine ungeahnte Kraft steckte, die Bankotsu ernsthaft überraschte.  Es dauerte jedoch nicht lange, da fasste sich der junge Mann wieder und trat seinem 'Angreifer' mit dem Knie in die Seite, sodass dieser schmerzerfüllt aufkeuchte und den Griff um Bankotsus Hals löste, sodass dieser sich mit einer kurzen Drehung von ihm wegrollen konnte.  Doch scheinbar hatte Jakotsu den Schmerz nicht wirklich wahrgenommen, in seiner Rage, denn er brauchte nicht lange, da war er auch schon wieder auf den Beinen und setzte Bankotsu nach.  "Du hast doch keine Ahnung!!!", schrie er nahezu hysterisch, "Du verwöhnter, verzogener Bengel hast doch keine Ahnung, was für ein verdammtes Glück du hattest! Ich hätt dich mal sehen wollen, wenn du vor der Entscheidung stehst, deine Beine breit zu machen, zu verhungern oder im Winter auf der Straße zu sterben!!!“ "Glück, ich?", lachte Bankotsu trocken auf, "Du bist derjenige, der keine Ahnung hat, du musst dich nicht jeden Tag aufs Neue beweisen, du klimperst ein paar Mal mit den Wimpern und alles liegt dir sabbernd zu Füßen!", das Letzte spie er aus und deutliche Eifersucht war plötzlich aus seiner Stimme herauszuhören, "Du weißt nicht, was es heißt, alles zu verlieren, was man hatte, du weißt nicht-"  Ein lautes Klatschen, Bankotsus Kopf flog ruckartig zur Seite. Jakotsu keuchte und ihm standen die Tränen in den Augen, er zitterte vor Wut und vor vergangenem Schmerz.  Eine Weile starrten sie sich an, keuchend, kleine Wölkchen ausstoßend, aufgrund der Kälte der Nacht.  Jeden Moment schien es so, als ginge Bankotsu wieder auf seinen Begleiter los und Jakotsu verspürte mit einem Mal Angst, endgültig zu weit gegangen zu sein und er schrie erschrocken auf, als Bankotsu ihn grob packte.  Doch ein Schmerz blieb aus.  Nur das Gefühl von rauen Lippen auf den seinen war zu spüren und die Holzwand des Gebäudes, welche sich ihm in den Rücken drückte.  Nur ein Kuss, wie er unbeholfener, verzweifelter und verlangender gleichzeitig nicht hätte sein können. Jakotsu gab ein empörtes Geräusch von sich, hob die Hände um gegen Bankotsus Brust zu drücken, nur um irgendwie zu reagieren, doch dieser fing geschickt seine Hände ein und hielt sie in eisernem Griff seinem, während er Jakotsu mit seinem gesamten Körpergewicht gegen die Wand presste.  Er war gefangen, es fühlte sich an, als versuche der seinen aufmüpfigen Geist zu verschlingen. Mit einer ungeahnten Kraft riss Jakotsu sich von Bankotsu los, seitlich, stolperte beinahe und im nächsten Moment starrten sie sich wortlos und keuchend an. Jakotsus Frisur hatte sich gelöst und einzelne Strähnen flossen ihm wild um das blasse Gesicht, auf welchem Bankotsu im Mondlicht eine zarte Röte erkennen konnte, die Lippen tiefrot und leicht geschwollen.  Jakotsus Lippen, viel zu süß. Bankotsu spürte ein verräterisches Ziehen in der Lendengegend und es brauchte alle Willenskraft, sich zu sammeln und sich nicht erneut auf den anderen zu stürzen und ging er ein paar Schritte zurück, beinahe taumelnd, während Jakotsu sich nicht rührte und ihn einfach nur anstarrte.  Diese Augen. Verführerisch. Mit einem Schlag war ihm klar, warum so viele Männer Jakotsu erlagen, obwohl er keine Frau war. Es brauchte keine Frau, um Begehren auszulösen. Bankotsu musste sich ganz dringend der Nähe Jakotsus entziehen, zu viele Gedanken stürmten gerade auf ihn ein.  Mit einem Mal konnte er Jakotsus fragenden Blick nicht mehr ertragen, hatte Angst, dass dieser ihn nach dem 'Warum', fragen würde.  Er hatte Angst, weil er keine Antwort wusste.  Jakotsus Herz klopfte, als er Bankotsu nachstarrte und es klopfte immer noch, als er es endlich schaffte, sich aus dieser Starre zu lösen, und auf ihr gemeinsames Zimmer zu gehen. Von Bankotsu war noch keine Spur und Jakotsu war es ganz recht, denn das verschonte sie beide vor unangenehmem Schweigen.  Er musste erstmal seine Gedanken ordnen. Obgleich kaum zum Manne gereift, hatte ihm Bankotsu damals schon gefallen, als sie sich das erste Mal gesehen hatten in Oneesamas Haus. Und er hatte es genossen, ihm einen runterzuholen und dabei festzustellen, dass es wohl das erste Mal war, dass ein Mann so etwas für ihn tat. Aber das war nur Spielerei gewesen. Geschäkere, nicht im Ansatz zu vergleichen mit dem hier. Jakotsu hatte sich tiefere Gefühle, die über kleine Verliebtheiten hinausgingen immer verboten. Bankotsu war nur ein Junge, sagte er sich, ein Junge, dem der Saft überkochte, solche Jungen hatte er schon oft als Kunden gehabt. Und das war es vermutlich, sie waren so lange unterwegs und hatten selten Gelegenheit, für sich zu sein und es hätte ihn nicht gewundert, wenn Bankotsu schon lange selbst nicht Hand angelegt hätte. Genau, das war vermutlich der Grund. Da waren keine Gefühle. Jakotsu seufzte, während er sich das Schlafgewand anlegte und schließlich zum Spiegel ging um seine Frisur zu lösen.  Als er später zu Bett ging, war Bankotsu immer noch nicht aufgetaucht und als er die Augen schloss fand er noch lange keinen Schlaf.  Erst später, als Jakotsu doch noch vom Schlaf geholt worden war und friedlich auf seinem Futon schlummerte, öffnete sich die Schiebetüre leise und Bankotsu schlich herein, schuldbewusst leise, darauf bedacht, ja keine Geräusche zu machen. Er hatte einen langen Spaziergang hinter sich, hatte noch ein wenig in einer anderen Taverne verbracht, doch wirklich Erlösung hatte er im Sake nicht finden können. Das einzige, was passiert war, war, dass ihm nun schwindelig und schlecht war.  Er legte sich nieder und stieß ein zischendes Geräusch aus als er den Schmerz in seiner verspannten Schulter wieder spürte. Aber Schlaf fand er lange nicht. Dieser Streit war so … überflüssig gewesen. Er hatte ihn ermüdet. Er hätte sich besser beherrschen müssen. Das leise Rascheln von Stoff war zu vernehmen. Schritte, die sich zu ihm herüber bewegten. Schwacher Duft von Ylang stieg ihm in die Nase als Jakotsu sich schweigend bei ihm niederließ. „Lass mich mal deine Schulter ansehen“, erklang die leise Stimme. Bankotsu erwiderte nichts und setzte sich wieder auf. Stöhnte leise als geschickte Finger sich kurz darauf anschickten, ihm die Verspannung heraus zu massieren. Worte fielen keine. Es war ein stilles Friedensangebot. Jakotsu hauchte ihm einen Kuss in den Nacken, ehe er von ihm abließ und sich zu seinem eigenen Futon begab.   ~*~ Am nächsten Morgen war es so, als wäre nie etwas gewesen und Jakotsu war vorerst so umsichtig, die Situation für Bankotsu nicht noch komplizierter zu machen, als sie es ohnehin schon war.Also hielt er die Klappe. Heute hatten sie ohnehin andere Pläne. Jakotsu benötigte laut Bankotsu immer noch eine Rüstung und von dem Wirtsherrn hatten sie sich die Adresse eines Händlers geben lassen, welcher für Qualität und gerechte Preise bekannt war.  Den Weg dorthin legten sie schweigend zurück. Es war nicht direkt ein unangenehmes Schweigen, vielmehr war es Unsicherheit und wenn die beiden ein Wort wechselten, so sprachen sie betont höflich und zurückhaltend miteinander.  Nach einer Viertelstunde Fußmarsch kam auch schon jene Stätte in Sicht, die ihnen der Wirt genannt hatte und Bankotsu überschritt mit einem "Na, dann wollen wir mal", die Schwelle, während man hin und wieder das Schlagen eines Hammers oder Derartiges hören konnte.  Zögernd tapste Jakotsu hinter ihm her, er war immer noch skeptisch, aber da führte jetzt nun kein Weg dran vorbei.  Der Besitzer der Schmiede, ein Mann von eher kleinerer Statur, welcher ständig zu schwitzen schien und einen relativ nervösen, aber dennoch höflichen Eindruck machte, hatte die beiden erspäht und eilte nun flink zu ihnen hin, wo er sich dann vor Bankotsu verbeugte, "Willkommen, mein Herr, wie kann ich Euch zu Diensten sein?"  "Wir suchen einen Brustharnisch oder etwas in der Richtung", damit deutete er eine flüchtige Geste zu Jakotsu an, welcher gedankenverloren an den Tischen mit fertigen und halbfertigen Rüstungsteilen vorbeischlenderte.  Der Inhaber folgte seinem Blick und nickte geflissentlich, dann wandte er sich wieder an Bankotsu und wollte etwas erwidern, als von Jakotsu plötzlich ein überraschend begeistertes: "Oh sieh nur, Rida-san, das ist aber hübsch", kam.  Bankotsu rollte kurz mit den Augen und lief dann zurück zu seinem Gefährten, welcher vor einer Anrichte stehengeblieben war, wobei ihm der Schmied zögernd folgte.  Skeptisch betrachtete er Jakotsus Fund; Eine Brustrüstung aus ledrigem Material, welches von einer seltsamen blauvioletten Färbung war und ganz zarte Schuppenmuster aufwies. Dann ergriff er es prompt und strich ein paar Mal nicht mehr umsichtig darüber und ließ es wieder auf die Anrichte plumpsen.  "Jakotsu, nichts für ungut, aber das Aussuchen einer Rüstung solltest du vielleicht besser mir überlassen, dieses labbrige Material taugt vielleicht zum Tische wischen bestenfalls..."  "Oh, nicht so eilig, mein Herr!", schaltete sich Fuma, der Schmied ein, während er mit leicht missbilligendem Blick die Rüstung wieder sorgsam drapierte.  Die Gefährten sahen den Mann beide mit je einer hochgezogenen Augenbraue an, woraufhin dieser erklärend fortfuhr:  "Diese Rüstung ist aus der Haut eines Wasserdrachen gemacht, das heißt, sie ist unheimlich widerstandsfähig, während sie zudem äußerst kleidsam ist und bequem unter Eurer normalen Kleidung zu tragen, das wäre sicher das Richtige für Eure Gefährtin."  Ging das schon wieder los. Vielleicht sollte er Jakotsu einfach zwingen, in Männerkleidung herumzulaufen. Dann jedoch horchte er auf. "Wasserdrache? Ich dachte, man hat seit 50 Jahren keinen mehr gesichtet."  "Das ist richtig", antwortete der Mann geflissentlich, "Vor 50 Jahren hat man einen erlegt, allerdings sind mir Gerüchte zu Ohren gekommen, dass am Shiki-See ganz oben in den Bergen ein paar Jungtiere gesehen worden seien sollen..."  Bankotsu grübelte ein wenig. Sein Wissen über Wasserdrachen war relativ begrenzt, das Einzige, das er wusste war, sie waren selten und ihre schuppige Haut war sehr begehrt, da sogar scharfer Stahl und Eisen sie nicht durchdringen konnten. Dann jedoch war da noch eine andere Sache, welche er gleich zur Sprache brachte:  "Wie viel soll diese Rüstung kosten, Herr?"  Der Mann musterte die beiden kurz, wie als wolle er schätzen, wieviel Geld sie bei sich trugen, dann antwortete er, "Ich mache Euch einen Vorschlag. Wenn Ihr mir einen Wasserdrachen erlegt und die Haut herbringt, dann überlasse ich Euch diese Rüstung und gebe Euch noch 20 Goldstücke dazu."  Für den Schmied kein schlechtes Geschäft, aus der Haut eines Wasserdrachen und selbst, wenn es noch ein Jungtier war, konnte er mindestens zehn Rüstungen fertigen. Und selbst mit den 20 Goldstücken machte er keinen Verlust.  "Bankotsu, ich muss nicht unbedingt diese hier nehmen...", kam es nach einer Weile zögerlich von Jakotsu, welchen die Stille etwas verunsichert hatte.  "Nein", entschied Bankotsu schließlich, "jetzt wo wir schonmal etwas gefunden haben, das dir gefällt, nehmen wir es auch, hm?"  Der junge Mann sah Bankotsu blinzelnd an. "Aber, wo willst du denn einen Wasserdrachen finden?", fügte er immer noch nicht so ganz überzeugt und auch etwas unbehaglich hinzu.  "Na, wir machen einfach einen kleinen Ausflug in die Berge", erwiderte Bankotsu grinsend, den mit einem Mal die Abenteuerlust gepackt hatte.  "Der Handel gilt."    ~*~ Am nächsten Morgen brachen sie in aller Frühe auf. Bankotsu hatte erst in Erwägung gezogen, dass Jakotsu im Gasthaus bleiben solle, doch da waren ihm prompt ein paar Gegenargumente eingefallen: Erstens, Der Kerl, der seinem Gefährten vorletzten Abend 'den Hof' gemacht hatte befand sich noch immer in eben demselben Rasthaus, zweitens wäre es ganz sinnvoll, wenn Jakotsu mehr für seine Kondition tat und bei der Gelegenheit gleich ein wenig das Kämpfen trainierte und drittens hätte dieser ohnehin solange lamentiert, bis Bankotsu sich geschlagen gab. Außerdem hatte er seine Banryū und auf diese war Verlass. Auch, wenn ihm wohler gewesen wäre, wenn Jakotsu mit seiner eigenen Waffe etwas besser umgehen konnte, aber wie man so schön sagte 'Lerne, indem du es tust', dieser Leitsatz hatte Bankotsu in seinem jungen Leben schon des Öfteren den Allerwertesten gerettet.  Den Rest des gestrigen Nachmittages hatten sie beide damit zugebracht, Informationen heranzuziehen, die einigermaßen taugten. Viele waren es nicht gewesen, aber die wenigen, die sie erhalten hatten, hatten alle in dieselbe Richtung gewiesen, nämlich zum Shiki-See, welcher zwei ganze Tagesreisen in den Bergen lag.  Jakotsu war gerade dabei, ein wenig Proviant in den Satteltaschen zu verstauen, während langsam Wolken aufzogen. "Jakotsu, wenn es anfängt, zu regnen und die Bergpfade matschig werden, wirst du das Vieh führen müssen..."  Jakotsu rollte mit den Augen.  "Nein, wirklich... Ich habe ein Jahr bei einem Pferdehändler gelebt, ich weiß, wie man mit den Tieren umgeht und nenne die einzige Frau, die ich in meinem Leben akzeptiere gefälligst nicht Vieh."  Dabei knautschte er der Stute die Nüstern und sagte in kindlicher Stimme, "Du bist kein Vieh, nicht wahr, Arashi-chan?"  Der junge Anführer schlug sich nur die Hand vors Gesicht und stöhnte genervt. Dann maulte er: "Können wir jetzt endlich los?"  "Hai." Jakotsu zog sich flink den Sattel hoch und machte es sich auf dem Rücken der Stute bequem, dann gab er hauchfeine Hilfen und das Tier setzte sich in Bewegung.  "Weißt du", meinte Bankotsu irgendwann zögernd, wobei er die Armen hinterm Kopf verschränkte, "ich könnte dir einfach befehlen zu Fuß zu gehen, es wäre sicher nicht verkehrt, wenn wir an deiner Kondition arbeiten würden..."  Dabei sah er zu seinem Gefährten hoch. Eigentlich war der Anblick nicht schlecht, ging es ihm durch den Kopf, wie sich der Körper des Älteren an die Bewegungen des Pferdes anpasste, dieses leichteSchwingen der Hüfte hatte schon etwas Sinnliches.  Plötzlich dachte sich der junge Anführer, dass es eigentlich kein Wunder war, dass man Jakotsu immer wieder mit einer Frau verwechselte und selbst, wenn man wusste, was er wirklich war, einer gewissen Anziehung erlag. Wo es Jakotsu an Kampfgewandtheit fehlte, hatte er es zweifellos an Charme.  "Hey, pass auf!" Die warnende Stimme seines Gefährten kam leider zu spät und Bankotsu stolperte unelegant über eine aus dem Boden ragende Wurzel, wodurch er leicht strauchelte und schließlich durch das Gewicht von Banryū, die er ja noch geschultert trug auf den Hintern fiel.  "Hast du nicht aufgepasst, oder setzt du dich immer so hin?", prustete Jakotsu, während sich Bankotsu wütend und beschämt aufrappelte und sich den Staub von der Kleidung klopfte,  "Ja, freilich, wie auch anders? Frechdachs!" Bankotsu machte ein paar schnelle Schritte auf Jakotsu zu und war drauf und dran, diesen vom Pferd herunterzuziehen, Jakotsu jedoch gab Arashi die Sporen, woraufhin die Stute in einen flotten Trab fiel.  "Hey, warte gefälligst!", keifte er junge Anführer, Jakotsu drehte jedoch nur den Kopf und warf ihm einen umwerfenden Blick über die Schulter zu, ehe er in der nächsten Kurve seinem Sichtfeld entschwand.  Bankotsu war drauf und dran, Jakotsu hinter her zu rennen, dann besann er sich darauf, dass er ja eigentlich der Anführer war und als solcher musste er niemandem hinterherlaufen. Und da der Weg sich erst in ungefähr zwei Stunden gabeln würde, brauchte er auch nicht zu befürchten, dass Jakotsu ihm irgendwann verloren ging.  Irgendwann setzte schließlich und endlich doch noch der von Bankotsu angekündigte Regen ein und schon nach kurzer Zeit merkte der junge Mann, dass seine Stute ins Rutschen geriet. Diese unbefestigten Wege verwandelten sich aber auch in kürzester Zeit in ein reinstes Schlammparadies, jedes Kleinkind hätte hier seine helle Freude gehabt.  Jakotsu seufzte und zog kurz die Zügel an, woraufhin die Stute zum Stehen kam und er schweren Herzens vom Pferderücken glitt. Ein angewiderter Ausdruck huschte über sein Gesicht, als eine seiner Zori leicht im weichen Schlamm einsank.  "Genau deshalb trage ich solche Schuhe nicht", ertönte da eine altbekannte Stimme. Jakotsu sah sich um und erkannte Bankotsu, der ihn gemütlich schlendernd einholte, der Regen schien diesen nicht zu stören, nur ein paar feuchte Ponysträhnen hingen ihm ins Gesicht.  Jakotsu schnitt eine Grimasse, während sie nun beide nebeneinander hergingen.  "An sowas wirst du dich gewöhnen müssen", erwähnte Bankotsu beiläufig, woraufhin Jakotsu schnippisch erwiderte: "Habe ich mich beklagt?"  "Nein, aber ich kenne dich inzwischen ziemlich gut ... Hör mal, wenn wir heute wegen dem Scheißwetter nicht mehr so weit kommen ... Ich hab mir sagen lassen, dass an einer Gabelung ein wenig abseits irgend so ein alter Kauz seine Hütte hat, vielleicht lässt der uns bei sich nächtigen..."  "Klingt gut", erwiderte Jakotsu finster und wischte sich eine Strähne aus der Stirn, die sich aus seiner Frisur gelöst hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)