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Schlaflos

von

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Unverstanden

Es war Nacht geworden.

Ein stilles, dunkles Haus, allein die spätherbstlichen Santa-Ana-Winde vor dem Fenster waren zu hören, welche Reste buntem Laubes von den Bäumen im Garten rissen und durch Ritzen an Fenstern und Türen pfiffen. Derek lag allein in seinem Bett und lauschte.
 

Er fragte sich, was Stiles wohl gerade tat? Wo er steckte? Ob er wohl mittlerweile zur Vernunft gekommen war?

Diese verdammte Kate! Sie war der Fluch, welcher auf seinem Leben lag. In diesem Moment wünschte er ihr einfach nur den Tod!
 

Derek wollte so unbedingt schlafen, doch daran war gerade nicht zu denken. Ihm ging einfach zu viel durch den Kopf.

Stiles hatte natürlich recht damit gehabt, dass man ein Neugeborenes nicht einfach sich selbst überlassen konnte, doch das Mädchen großzuziehen war nun einmal keine Option für Derek. Er würde sie aufwachsen sehen und dadurch an jedem Tag seines Lebens ebenso an jene Frau erinnert werden, welche ihn vergewaltigt hatte, die für den Tod seiner Familie und anderen Menschen verantwortlich war, die versucht hatte, seinen Partner zu ermorden und die so unglaublich viel Leid über so viele Leben gebracht hatte.

Und wie konnte diese Bosheit nicht ebenfalls tief in jede Zelle dieses Kind eingraviert sein?
 

Derek war ja bereit beinahe alles für Stiles Glück zu tun, doch das war einfach zu viel verlangt!

Mit so etwas durfte er einfach nicht ihrer beider Leben vergiften!
 

Aber nun, da Derek sich ein wenig beruhigt hatte, war ihm klar, dass eine gute Alternative für das Kind her musste. Sie mussten ein Zuhause für das Mädchen finden; eines das Stiles überzeugte, in welchem die Kleine sicher und zufrieden aufwachsen konnte. Selbstverständlich würde Derek für das Finanzielle zu sorgen, das war ja gar keine Frage. Er würde sicherstellen, dass es ihr materiell niemals an etwas mangeln musste.

Ein solches Arrangement würde Stiles doch sicherlich zufriedenstellen, oder nicht? Dann würde sein Ehemann gewiss ein Einsehen haben, ihm verzeihen, zu ihm nachhause zurückkehren?
 

Und wenn das Kind für Stiles in so kurzer Zeit wirklich derart wichtig geworden war, dann gäbe es gewiss auch eine Möglichkeit, dass er irgendwie Teil ihres Lebens sein könnte, vielleicht als eine Art Patenonkel, oder so?

Und um den Trennungsschmerz zu lindern, konnten er und Stiles sich doch auch sofort um eine Adoption eines eigenen Kindes kümmern. Oder von ihm aus auch eine Leihmutterschaft, falls Stiles die biologische Verwandtschaft wichtig sein sollte? Es würde sich jedenfalls eine zufriedenstellende Möglichkeit finden lassen und dann würde alles wieder gut werden.
 

Dann kam Derek ein Gedanke. Vielleicht würde Chris ja auch Kates Tochter großziehen wollen? Sie war immerhin seine Nichte und er war doch bereits ein erfahrener Vater? Und so wäre auch gewährleistet, dass das Kind sozusagen `in der Familie´ blieb. Das musste Stiles doch mit Sicherheit überzeugen?

Gleich morgen würde Derek seinen alten Freund Chris Argent kontaktieren und diese Option mit ihm besprechen.

In diesem Gedanken fand Derek endlich genug Frieden um einzuschlafen.

Er war so unendlich erschöpft.
 

Als Derek erwachte, war bereits helllichter Tag, es musste beinahe schon Mittag sein und im Haus waren verschiedene Stimmen zu vernehmen.

Derek verschwand kurz im Bad, schlüpfte dann in ein Shirt und eine Trainingshose, atmete tief durch und dann fühlte er sich bereit für das, was nun vor ihm lag.
 

Die Kids waren von ihrem Kurzurlaub zurückgekehrt, gut gelaunt, schwatzend, lachend und offensichtlich ziemlich hungrig, denn sie hatten die Speisekammer geplündert, eine riesige Menge Essen auf den Tisch gehäuft und waren gerade dabei, gierig ihre Beute zu verschlingen, wie eine Horde Heuschrecken.
 

Malia entdeckte ihn zuerst und fragte munter:

„Na, endlich ausgeschlafen, Großer? War wohl ´ne wilde Nacht, wie? Habt ihr euch denn in euren Flitterwochen noch nicht genug ausgetobt? Wo ist denn unser Stiles? Liegt der noch im Koma, oder wie?“
 

Derek schluckte:

„Stiles ist... nicht hier.“
 

Scott blickte alarmiert von seinem Teller auf:

„Nicht hier? Was bedeutet `nicht hier´? Wo ist er denn?“
 

Derek zuckte mit den Schultern:

„Ich weiß es ehrlich gesagt nicht?“
 

Mittlerweile hatte jeder am Tisch aufgehört zu essen und Derek schaute in die fragenden Gesichter von Malia, Lydia, Allison, Danny, Isaac und Scott.
 

„Häh? Was soll dass den bedeuten? Hattet ihr Krach? Du hast Stiles doch wohl nicht etwa irgendwo in Timbuktu zurückgelassen und bist einfach nachhause geflogen, oder?“ fragte Lydia scharf:
 

„Timbuktu? Wie... wieso denn Timbuktu?“ stammelte Derek: „Wir waren gar nicht in Mali. Wir waren viel weiter westlich in Afrika, in Ägypten und Algerien.“
 

„Sagt mal, will der Typ uns eigentlich verarschen?“ schaltete sich nun wieder Malia ein: „Du sollst uns sagen, wo zur Hölle unser Freund Stiles steckt! Was hast du angestellt, du Idiot?“
 

„Ich habe gar nichts angestellt. Es war seine Entscheidung zu gehen. Und es war eine dumme, leichtsinnige Entscheidung, typisch Stiles eben!“ rechtfertigte sich Derek ärgerlich:
 

„Wieso ist er gegangen? Und wohin? War es hier in L.A., oder auf eurer Reise. Rück´ endlich mit der Sprache raus!“ brüllte Scott, welcher mittlerweile vom Tisch aufgesprungen und kurz davor war, auf Derek loszugehen:
 

„Ich würde es euch ja erklären, wenn ihr endlich mal alle die Klappe halten und aufhören würdet, mich mit Fragen zu bombardieren.“ schnaubte Derek: „Also... selbstverständlich habe ich Stiles nicht irgendwo auf der Welt im Stich gelassen und bin ohne ihn zurückgekehrt. Wie könnt ihr das überhaupt von mir denken? Wir hatten eine wundervolle Hochzeitsreise und haben uns sehr gut vertragen. Aber dann kamen wir wieder und ich musste erst einmal mein Unternehmen retten und war einige Tage nicht da. Stiles war allein zuhause. In dieser Zeit ist aber etwas passiert. Kate hat nämlich mittlerweile ihre Höllenbrut zur Welt gebracht und man hat das Baby einfach so hier bei Stiles abgeladen. Ich wusste davon nichts.“
 

„Wow, das Kind ist da? Ich habe einen Cousin, oder eine Cousine?“ fragte Allison dazwischen:
 

„Es ist eine Cousine, aber das ist doch gerade überhaupt nicht der Punkt!“ bellte Derek wütend: „Der Punkt ist, das Stiles mich dann zwingen wollte, dieses Kind zu behalten und großzuziehen, aber das werde ich selbstverständlich nicht tun. Dieses Kind ist nicht mein Problem. Ich will es nicht haben! Aber dann hat Stiles mich einfach so mit dem Gör verlassen, so als würden ich, unsere Ehe und unser gemeinsames Leben überhaupt nichts bedeuten! Ich kann immer noch nicht fassen, dass er mir das angetan hat. Wie ihr also seht, habe ich absolut nichts falsch gemacht und habe diese Behandlung mit Sicherheit nicht verdient!“
 

Eine Weile herrschte ratloses Schweigen am Tisch. Scott war der Erste, welcher dieses durchbrach:

„Du hast Stiles einfach so gehen lassen? Ich dachte, du würdest ihn lieben?“
 

Er sprach leise, doch die Anklage in seiner Äußerung war unüberhörbar, also rechtfertigte sich Derek:

„Ich liebe ihn über alles, aber was hätte ich denn tun können? Es war doch Stiles Entscheidung zu gehen. Ich wollte das bestimmt nicht, ich wollte nur dieses Kind loswerden, das war alles.“
 

„Ich fasse es echt nicht, was du für ein Trottel bist.“ urteilte Malia kopfschüttelnd: „Scheinbar kennst du Stiles kein Stück! Du hast ihm doch überhaupt keine Wahl gelassen, als vor dir zu fliehen. Ich würde dir am liebsten eine reinhauen, Mann!“
 

Derek knurrte leise und erwiderte:

„Wisst ihr was, ihr könnt mich alle mal! Ich habe keinen Bock mehr mit euch zu reden. Ihr seid allesamt unsensible Arschlöcher. Meine Sichtweise ist euch doch scheißegal. Ich bin hier fertig! Ich verschwinde!“
 

Er drehte sich auf dem Absatz um und flüchtete in sein Schlafzimmer, wo er vorsichtshalber die Tür abschloss, damit es sich keiner von den Anderen einfallen ließ, ihm folgen und dieses unsägliche Gespräch fortzusetzen.



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