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Schlaflos

von

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Daddy Issues

Stiles fütterte und wickelte das Baby unter dem wachsamen Blick von Sofia und Loba zum ersten Mal selbst und ohne Hilfe. Die Frau und das Mädchen nickten einander anschließend offenbar zufrieden zu, was für den frischgebackenen Hilfs-Papa das höchste Lob bedeutete.

Danach blieb er noch eine Weile im Haus der mexikanischen Familie und zwar vor allem deswegen, weil Loba ihn noch nicht gehen lassen wollte. Sie hatte eine weiche, zweifach gefaltete Decke auf dem Boden ausgebreitet, Babyspielzeug herbeigeschafft und ihren Lieblings-Wahl-Onkel mit ihrem unwiderstehlichen Charme dazu gebracht, sich mit ihr und der kleinen Ninia dort niederzulassen.

Als er das Baby auf der improvisierten Spielwiese ablegte, hatte er eigentlich erwartet, dass nun auch prompt das Geschrei wieder losgehen würde, doch soweit ließ Loba es nicht kommen. Sie hielt der Kleinen Püppchen und bunte Greifspielzeuge vor das Gesicht, welche Ninia interessiert betrachtete und auch schon einmal versuchsweise danach grapschte. Währenddessen sprach Loba auf spanisch in sanftem Sing-Sang zu der Kleinen, schnitt für sie Grimassen, oder sang ihr Kinderlieder vor. Stiles hatte sich dazu gelegt und beobachtete ganz einfach amüsiert und auch ein wenig gerührt das Geschehen:

„Du machst das wirklich gut, Süße!“ lobte er Loba aufrichtig.

Die Kleine grinste und erwiderte selbstbewusst:

„Ja, ich kann das!“ Dann wollte sie wissen:

„Kann ich die Tía für dein Baby sein, Tío?“

Da musste Stiles wirklich nicht lange überlegen. Er konnte schließlich jede Hilfe gebrauchen:

„Darüber müssen wir natürlich noch mit Derek sprechen, aber von mir aus gern, mein Spatz. Das würde mich sehr freuen.“

Loba klatschte begeistert in die Hände und bedeckte dann das kleine Gesichtchen des Babys mit Küssen, was dessen Kehle tatsächlich ein begeistertes Quieken entlockte.

Stiles ging das Herz auf.

Sofia hatte unterdessen das Essen für eine ganze Kompanie gekocht und nun kam auch nach und nach die Familie von der Arbeit im Haus und auf dem Grundstück zum Mittagessen heim. Stiles wollte sich nun gern diskret zurückziehen um nicht zu stören, doch natürlich ließ man das nicht zu. Alle Familienmitglieder bestanden zunächst einmal darauf, seinen Familienzuwachs zu begrüßen und zu bewundern und überdies stellten Sofia und ihr Onkel Pedro klar, dass Stiles selbstverständlich zum Essen bleiben müsse, denn als Vater eines Neugeborenen kam er sicherlich gar nicht dazu, sich selbst etwas zuzubereiten. Es war Stiles schlicht nicht erlaubt, diese Einladung auszuschlagen, das gebot ganz einfach die Höflichkeit, also verfrachtete er Ninia wieder in die Trage vor seinem Bauch und setzte sich zu der Familie an den Tisch.

Nachdem die Mahlzeit beendet war, war auch das Baby eingeschlafen und Stiles zog sich in Dereks Villa zurück. Pedro und Loba halfen ihm noch dabei, die Babyausstattung hinüberzutragen, zu der Sofia noch einige ausgediente Utensilien ihrer eigenen Kinder hinzugefügt hatte und dann waren Stiles und Ninia wieder unter sich. Er steckte das schlafende Baby vorsichtig in den neuen Schlafsack, bettete es neben sich auf dem Sofa und nahm sein I-Pad zur Hand, denn was er nun dringend brauchte, waren reichlich Informationen. Er durchforstete das Internet nach allem was ihm zum Thema der menschlichen Brutpflege einfiel, von der Ernährung und Körperpflege für ein Kleinkind, über Kinderkrankheiten, bis hin zum Verlauf frühkindlicher Entwicklung.

Er las einen Artikel zu plötzlichem Kindstod, welcher ihn zutiefst erschreckte und stellte dann aber erleichtert fest, dass er es instinktiv vollkommen richtig gemacht hatte, indem er die Kleine im Schlafsack auf den Rücken gelegt hatte, denn so konnten weder der Untergrund noch eine Decke ihr die Atemwege verlegen, denn aus so einer Position konnte ein Neugeborenes sich noch nicht selbst wieder befreien, weil die Nackenmuskulatur dafür noch zu schwach war.
 

Nun fragte Stiles sich natürlich, welche Todesfallen es noch gab, von denen er keinen blassen Schimmer hatte? Er erfuhr, dass Säuglinge irgendwann zwischen dem vierten und siebten Monat damit begannen, sich zu drehen und dass man sie ab dann sehr gut schützen musste, damit sie nicht irgendwo herunterfallen konnten. Bis dahin war zwar noch reichlich Zeit, doch Stiles wollte sich nicht darauf verlassen. Möglicherweise war Ninia ja ein Wunderkind und beherrschte dieses Kunststückchen jetzt schon. Eilends machte sich Stiles daran den kleinen Wurm rundum mit Kissen und Decken zu schützen – sicher war sicher!

Durch seine Studien stieß Stiles auf Begriffe wie „Objektpermanenz“, was bedeutete, dass für ein Baby bis etwa zum sechsten Moment nur das real und Teil seiner Welt war, was es unmittelbar vor sich sah, weswegen man es auch niemals lange allein lassen durfte, weil es sich dann furchtbar einsam und verlassen fühlte. Er erfuhr, dass Babys und Kleinkinder noch sehr lange ihre Emotionen nicht selbst kontrollieren konnten und dafür die Unterstützung ihrer Betreuungsperson benötigten.

Doch auch andere Fragen beschäftigten Stiles, nämlich zum Beispiel wie er legal der Vater dieses Babys werden und ob Kate ihm dabei wohl einen Strich durch die Rechnung machen konnte?

Als die Buchstaben vor seinen Augen irgendwann zu tanzen begannen, schaute Stiles sich mit Kopfhörern in den Ohren, um das schlafende Kind neben sich nicht zu wecken, Filmbeiträge im Internet zu jenen Themen, die ihn beschäftigten an, weil er einfach nicht genug bekam. Sein Kopf brummte bereits von all´den Informationen, doch er hatte einfach das Gefühl sehr viel nachholen zu müssen, wofür andere Eltern in der Regel ja mindestens die neun Monate Zeit gehabt hatten, welche die Schwangerschaft angedauert hatte. Er wollte es richtig gut machen, keine Fehler begehen, die dem kleinen Mädchen schaden könnten und er hatte das Gefühl, er würde es vielleicht auch Derek beweisen müssen, dass sie beide diese neue Aufgabe, die ihnen da in den Schoß gefallen war, bewältigen konnten.

Als Ninja erneut erwachte, wusste Stiles was zu tun war: Fläschchen vorbereiten und während es abkühlte, musste eine neue Windel her und das ganze ein bisschen plötzlich, denn Neugeborene hatten keine große Geduld mit ihren Betreuungspersonen, wie Stiles bereits jetzt schon gelernt hatte.

Als Stiles die alte Windel entfernte, traf ihn ein kleiner Schrecken. Der kleine Rest Nabelschnur, welcher immer noch dagewesen war, war nun abgefallen und zurückgeblieben war an dieser Stelle lediglich eine kleine Wunde.

Ein weiteres Mal zog Stiles das Internet zurate, ob dies normal sei und ob es etwas zu beachten gäbe. Er erfuhr, dass es dafür zwar noch sehr früh sei und dass diese Abnabelung sich oft erst nach ein bis zwei Wochen vollzog, doch dass es keinen Grund zur Besorgnis gäbe. Die hinterbliebene Wunde müsse einfach nur sauber und trocken gehalten werden und dann werde es hoffentlich auch nicht zu einer Infektion, oder einer anderen Komplikation kommen.

Stiles betrachtete den bräunlichen, vertrockneten Nabelschnurrest und ein Gedanke ging ihm durch den Kopf: Die kleine Ninja hatte es ganz offensichtlich sehr eilig gehabt, diese letzte Verbindung zu ihrer biologischen Mutter, welche nichts als Hass für ihren Nachwuchs übrig gehabt hatte zu trennen und einen Neuanfang zu machen:
 

„Das hast du sehr gut gemacht, mein Engelchen. Du gehörst von jetzt an voll und ganz zu mir und zu deinem anderen Daddy.“ lobte er das Baby, nahm es auf den Arm und ging mit ihr hinüber in die Küche, wo er den kleinen Rest Nabelschnur kurzerhand im Biomüll entsorgte:

„Nun sind wir diese böse Frau los und du musst nie wieder an sie denken.“ erklärte er ihr, auch wenn er da bereits ahnte, dass es ganz so einfach vielleicht doch nicht werden würde.

Nachdem Ninja gefüttert, aber noch nicht wieder müde war, legte er sich mit ihr ein weiteres Mal auf den Boden und spielte mit ihr, hielt ihr seine Finger hin, damit sie danach greifen konnte, redete mit ihr über alles, was ihm so einfiel, oder er betrachtete sie ganz einfach und lernte sie kennen. Loba hatte vollkommen recht gehabt: Er war der Vater dieses kleinen Menschen, ganz gleich was die Biologie dazu sagte. Er spürte es in jeder Zelle seines Körpers und DAS war die einzige Wahrheit die zählte.

Es war bereits Abend, als endlich Derek zurückrief, doch da war Stiles gerade mit einer weiteren Runde füttern und wickeln beschäftigt und konnte nicht den Hörer abnehmen. Erst als Ninja nach einer Weile wieder eingeschlafen war, konnte Stiles endlich die Sprachnachricht seines Gatten abhören. Leider war das Gesagte jedoch ganz und gar nicht das, was Stiles gern gehört hätte:
 

„Hey Babe, schade dass ich dich nicht persönlich erreiche. Ich hoffe du bist mir nicht böse, dass ich mich den ganzen Tag nicht melden konnte, doch ich hatte wirklich viel zu tun. Hier ist gerade echt einiges los und leider werde ich heute wohl auch nicht mehr nachhause kommen können, denn wie wir gerade erst herausgefunden haben, braut sich einiges zusammen. Es droht die feindliche Übernahme einer meiner Tochtergesellschaften, die Deucalion und ich zu verhindern versuchen. Wir haben gegen einundzwanzig Uhr eine Aktionärsversammlung einberufen und ich werde wohl die Nacht durcharbeiten müssen, obwohl ich todmüde bin. Mit ein wenig Glück finde ich eventuell auf meiner Bürocouch ein paar Stunden Schlaf, aber die Chance dafür stehen schlecht. Ich hoffe, ich bin morgen im Laufe des vormittags wieder bei dir. Ich liebe dich!“

Stiles spürte, wie sein Hals eng wurde und Tränen in ihm aufstiegen.

Er wollte Derek bei sich haben. JETZT!

Er wollte mit ihm über Ninja sprechen und darüber, wie es nun weitergehen sollte.

Er wollte endlich die Ungewissheit darüber loswerden, wie Derek über diese neuen Entwicklungen dachte.

Und dann wollte er ihre Zukunft zu dritt planen!
 

Und diese Geschäftsangelegenheiten, mit denen Derek da gerade beschäftigt war, erschienen ihm im Vergleich dazu absolut unbedeutend zu sein.

Er blickte hinab auf das schlafende Baby, so winzig, süß und schützenswert und das Herz in seiner Brust zog sich beinahe schmerzhaft zusammen. Das war das einzige, was wirklich zählte!

Stiles trug das kleine Mädchen vorsichtig hinüber ins Schlafzimmer, platzierte es im Ehebett und legte sich daneben. Er stellte sich vor wie es wäre, wenn Derek nun bei ihnen sein könnte. Er und sein Mann würden links und rechts von ihrer Tochter liegen, auf das kleine Wunder hinabblicken und sich einen Namen für sie überlegen.

Stiles seufzte schwer, fühlte sich allein gelassen und tat sich ein wenig selbst leid.
 

Irgendwann schlief er an der Seite des Kindes ein, doch der Friede währte nicht lange, denn Ninja erwachte und weinte mit allem, was ihre kleinen Lungen hergaben. Und alles wickeln, füttern, Spielangebote machen, singen, sie herumtragen der Welt half nicht, sie wieder zu beruhigen. Während Stiles nun also mit der einen Hand den schreienden Winzling hielt, suchte er mit der anderen via Handy im Internet nach Antworten, was der Kleinen fehlen könnte. Er grenzte es schließlich ein auf Koliken, Magenschmerzen, oder Reizüberflutung durch die Erlebnisse dieses Tages und die noch fehlende Fähigkeit, diese Reize zu verarbeiten. Stiles probierte es also mit sanften Bauchmassagen und übte sich einfach darin, das Weinen zu ertragen, während er weiterhin geduldig bei der Kleinen blieb, sie herumtrug, sie wiegte, ihr vorsang und ihr zeigte, dass sie nicht allein mit ihrem Kummer war:
 

„Du bist wirklich die Tochter deines Daddys, was?“ stellte er irgendwann fest: „Magst auch die Nächte nicht und kannst dann nicht gut schlafen? Aber bei deinem Daddy habe ich das in Ordnung gebracht und bei dir schaffe ich es auch, wirst schon sehen. Gib´ mir nur ein bisschen Zeit, Engelchen!“ versicherte er dem Baby.

Es wurde eine lange Nacht.

Eine wirklich verdammt lange Nacht!

Und sie hielt für Stiles sehr wenig Schlaf und eine enorme Herausforderung an seine Geduld bereit. Und der Jetlag von der Hochzeitsreise tat sein übriges, dass er am nächsten Tag vollkommen erschöpft und emotional aufgerieben war.
 

Sollte es mit Ninja so weitergehen, dann könnten sie vielleicht jemanden einstellen, welcher ihnen bei der Säuglingspflege behilflich war, eine Nanny, oder etwas in dieser Art, sagte sich Stiles, um sich selbst ein wenig Mut zu machen. Oder vielleicht würden ihre Freunde ihnen ja auch manchmal ein wenig zur Hand gehen? Es war eben einfach nur Pech, dass dieses Kind in einem Moment zu ihm gefunden hatte, als er vollkommen allein war. Alles würde leichter werden, wenn das Rudel erst wieder komplett wäre, ganz bestimmt!

Gerade als Stiles zum gefühlt hundertsten Mal das Windel- und Fläschchenritual wiederholte, tauchte plötzlich Loba hinter ihm auf und rief ihm ein fröhliches: „Hola Tio! Hola Ninja!“ zu.

Er wirbelte herum und hätte in seinem übernächtigten Zustand vor Schreck beinahe das Baby fallen lassen.
 

Loba zuckte zusammen und blickte ihren Lieblings-Wahl-Onkel mit ängstlich geweiteten Augen an:

„Bist du krank, Tio?“ erkundigte sie sich zaghaft.

Stiles holte tief Luft, presste sein Baby fest an sich und versuchte mit aller Kraft nicht darüber nachzudenken, was passiert wäre, wenn er den kleinen Wurm wirklich hätte fallen lassen:

„Nein, mein Schatz, ich bin nicht krank. Ich bin bloß sehr, sehr müde.“ gab er so sanft und freundlich zurück, wie es ihm möglich war.

Das Mädchen nickte wissend:

„Babys weinen. Immer nur Bauchweh, Hunger, Pups und Pipi gemacht, Zähne kommen. Das hört nie auf!“ zählte sie altklug auf: „Manchmal nerven Babys.“ Dann fügte sie schnell hinzu: „Aber nicht meiner Mama sagen, bitte! Willst du, dass ich in der Schule Bescheid sage, dass ich nicht kommen kann? Dann kann ich dir helfen und du kannst schlafen?“

Stiles ahnte, dass Loba schon sehr früh dabei helfen musste, ihre kleinen Brüder zu versorgen und dass dabei womöglich auch ein Teil ihrer eigenen Kindheit auf der Strecke geblieben war:

„Kommt nicht infrage, Süße.“ erwiderte er also: „Schule ist wichtig für dich. Dort kannst du lernen, spielen und Zeit mit deinen Freunden verbringen. Ich kriege dass mit Ninja schon in den Griff und später kommt ja Derek nachhause und kann mir mit ihr helfen. Aber du darfst sie noch ein wenig halten und knuddeln, ehe du gehst, wenn du das möchtest.“

Loba nickte begeistert und streckte sogleich die Arme nach dem Baby aus.

Als das Mädchen von Greenburg in die Schule gebracht wurde, gelang es Stiles tatsächlich, Ninja wieder zum Schlafen zu bewegen. Und weil er irgendwo gelesen hatte, dass Eltern von unruhigen Babys am besten dann schlafen sollten, wenn ihr Nachwuchs es ebenfalls tat, platzierte er die Kleine auf dem Sofa und legte sich zu ihr, wo ihm ebenfalls nach wenigen Minuten die Augen zufielen.
 

Er wusste nicht, ob er Stunden, oder nur Minuten geschlafen hatte, als er unerwartet von Dereks fassungsloser Stimme geweckt wurde:

„Was zur Hölle ist denn hier los? Was ist das für ein Baby?“

Stiles schreckte benommen hoch, rieb sich die vom Schlafmangel gereizten Augen und stand so abrupt auf, dass ihm ganz ein wenig schwindelig wurde:

„Das.. das ist deine Tochter. Also ich meine, es ist unsere. Du... du weißt schon!“ sprudelte es aus ihm hervor. Und dann berichtete er genauestens, was sich am gestrigen Tag hier ereignet hatte und wie es kam, dass man Ninja einfach hier bei ihm gelassen hatte.

Derek hörte sich die Erklärung seines Ehemannes mit finsterer Miene zu ende an und polterte dann los:

„SIE HBEN WAS GETAN? Die haben Kates Balg einfach so hier bei uns abgeladen? Sind die verrückt geworden? Das Kind kommt wieder weg, aber sofort! Was habe ich denn damit zu tun? Ich wollte es nie und ich will es auch jetzt nicht. Ich rufe sofort da an und kläre das! Die sollen sie gefälligst wieder abholen. Mir ist scheißegal, wo sie sie hinbringen, aber hier kann diese Teufelsbrut nicht bleiben.“

Und schon hatte Derek sein Handy in der Hand:

„Wie hieß der Kerl vom Jugendamt, der sie gebracht hat? Dem werde ich jetzt aber etwas erzählen!“

„Derek, stopp!“ rief Stiles aus: „Jetzt warte doch mal und denk` darüber nach! Sie ist doch auch dein Baby und sie ist richtig lieb und süß. Ich will nicht, dass sie sie wegholen. Ich will sie behalten.“

In ihm vereinten sich Panik und enttäuschte Hoffnungen. Sicher hatte er nicht damit gerechnet, dass Derek über diese neuen Entwicklungen sogleich begeistert sein würde, doch mit solch einer kategorischen Ablehnung hatte er auch nicht gerechten.

Derek hielt inne und starrte seinen Ehemann eine Weile stumm und fassungslos an:

„Du... du willst WAS? Sie behalten? Bist du vollkommen verrückt geworden? Hast du vergessen, was Kate mir angetan hat, damit es überhaupt zu der Schwangerschaft kommen konnte? Und was sie DIR angetan hat? Sie hat versucht dich umzubringen und hätte es auch beinahe geschafft. Und nun willst du IHR KIND großziehen?“

Stiles Kehle schnürte sich zu:

„Aber die Kleine kann doch für all das gar nichts.“ gab er hilflos zurück: „Sie ist bloß ein unschuldiges Baby.“

„Tut mir leid, Stiles, doch die Sache ist entschieden. Ich will dieses Kind hier nicht. Ich lasse es heute noch wegbringen.“ herrschte Derek ihn an, als sei damit das letzte Wort bereits gesprochen.

Tränen stiegen in Stiles auf:

„Das kannst du nicht tun. Ich... ich habe sie lieb. Ich werde sie behalten, ganz egal, was du sagst!“

„Es ist aber nicht deine Entscheidung, sondern meine.“ urteilte Derek: „Du kannst sie doch noch gar nicht lieb haben, nach so kurzer Zeit und du hast mit diesem Kind nichts zu tun, Stiles.“

„Habe ich wohl!“ antwortete Stiles trotzig: „Ich gebe dieses Baby nicht wieder her!“

„Sie ist aber nicht irgendein Hund, der dir zugelaufen ist, Liebling. Wir können sie nicht behalten. Sie gehört nicht zu uns.“ versuchte Derek es sanfter, in der Hoffnung dadurch wieder ein wenig mehr Ruhe in diese Situation zu bringen.

Leider erreichte er dadurch das genaue Gegenteil, denn nun war Stiles richtig wütend:

„Sprich´ nicht mit mir, als wäre ich ein Kind! Ich weiß, dass sie kein Hund ist. Sie ist ein hilfloser, winziger Mensch und sie braucht jetzt jemanden, der sich um sie kümmert, sie liebt und versorgt. Und wie es aussieht bin ich dieser Mensch, da du dich ja wohl lieber wie ein elender Feigling aus der Affäre ziehen willst! Ich lasse nicht mit mir verhandeln, Derek. Diesmal nicht! Ich behalte sie.“
 

„Das ist nicht deine Entscheidung, Stiles. Du hast hier keinerlei Rechtsanspruch.“ Dereks Stimme war eiskalt als er dies sagte. Und schon hatte er sein Handy wieder zur Hand und schickte sich an irgendwen, vermutlich dass Jugendamt anzurufen. Doch da war Stiles blitzschnell bei ihm, riss ihm das Gerät aus der Hand und warf es gegen eine Wand:
 

„Mir ist scheißegal was du sagst, ich behalte sie! Du wirst mich überhaupt nicht finden, um sie mir wegzunehmen, denn ich verschwinde jetzt mit ihr, in der Hoffnung dass du dich beruhigst und zur Vernunft kommst. Was du da vorhast, ist nämlich der größte Fehler deines Lebens.“

Derek stand da wie vom Donner gerührt und blickte hinab auf sein zu Bruch gegangenes Telefon:

„Du willst mich verlassen?“ fragte er ungläubig:
 

„Ich will nicht, ich MUSS!“ gab Stiles zurück, fing an die Babyausstattung zusammen zu sammeln und in den Kinderwagen zu laden. Zu guter Letzt hob er noch die kleine Ninja selbst hinein, die soeben im Begriff war aufzuwachen und schob den Wagen in das Schlafzimmer, wo er Schränke und Schubladen Aufriss und seine eigene Kleidung in einen Rucksack zu stopfen begann.
 

Derek war ihm gefolgt, schaute ihm hilflos dabei zu und stammelte:

„Aber... aber was... hast du denn jetzt vor? Wo willst du hin? Was wirst du tun?“
 

„Weiß ich noch nicht. Ich suche für mich und unsere Tochter ein Zimmer und lebe dort mit ihr. Und dann hoffen sie und ich wohl darauf, dass Daddy seine Meinung ändert und uns wieder zu sich nachhause holt, schätze ich?“ gab Stiles zurück.

Bei diesen Worten zitterte seine Stimme, doch dieses Mal nicht vor Wut, sondern vor Trauer. Er wischte sich mit dem Ärmel über die Augen und schob dann den Kinderwagen, mit dem weinenden Baby in Richtung Ausgang.

Er hörte Derek hinter sich kramen und ihm dann hinterher laufen:

„Warte Stiles! Das wirst du brauchen.“ murmelte er und drückte seinem Ehemann ein Bündel Geldscheine in die Hand:
 

„Nicht nötig. Ich habe Geld auf dem Konto.“ gab Stiles grimmig zurück:
 

„Nimm´ es trotzdem!“ forderte Derek und drückte ihm die Scheine in die Hand.

Stiles nahm es, seufzte tief und bat dann, ohne Derek anzublicken:

„Bitte ruf´ jetzt noch niemanden an, Derek. Wenn die mich finden, komme ich wegen Kidnapping in den Knast. Gib uns beiden noch ein paar Tage Bedenkzeit, kannst du das tun?“
 

Derek nickte.
 

Dann sah er, wie die Haustür hinter seinem Ehemann zufiel und er war allein.



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