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Schlaflos

von

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Offspring

Stiles versuchte noch immer zu begreifen, was soeben geschehen war, während er auf das winzige, schlafende Baby neben sich hinabblickte.
 

Dieser Mr. Harris vom Familiengericht, obwohl er irgendwie unsicher und nervös gewirkt hatte, hatte weder sonderlich schnell, noch in irgendeiner Weise undeutlich gesprochen. Dennoch hatte Stiles in seiner Schockstarre etwas Mühe gehabt, den Worten dieses Mannes zu folgen.

Das Kind sei vor zwei Tagen geboren worden, hatte er berichtet. Es sei bei bester Gesundheit, was angesichts der vorliegenden Umstände wohl an ein Wunder grenze, denn immerhin habe die Mutter ja bereits vor seiner Geburt versucht, es zu töten. Es sei damals ja nur in einer Notoperation möglich gewesen, sein Leben zu retten und man habe Kate Argent danach nur durch Rund-Um-Die-Uhr-Überwachung und dauerhafte Fixierung davon abhalten können, einen solchen Mordversuch zu wiederholen.

An dieser Stelle war Stiles schlagartig übel geworden, als er versuchte sich auszumalen, was es für ein heranwachsendes Leben bedeutet haben musste, von der Mutter die es trug, in jeder einzelnen Minute aus tiefstem Herzen gehasst zu werden?
 

Man habe Mr. Hale persönlich noch nicht erreichen könne und deshalb beim Familiengericht lange beratschlagt, wie nun mit dem Baby zu verfahren sei, hatte Harris weiter ausgeführt. Und sicher sei es sehr ungewöhnlich, es nun direkt an den mutmaßlichen Vater zu übergeben, wenn die Eltern nicht miteinander verheiratet wären, aber da ja gerichtlich genau dokumentiert sei, wie es zu dieser Schwangerschaft gekommen sein soll und angesichts der herausragenden Stellung, die jemand wie Derek Hale gesellschaftlich innehätte, habe man sich dazu entschieden, ein Entgegenkommen zu zeigen und das Kind direkt dem Vater zuzuführen, anstatt es vorläufig in ein Kinderheim, oder eine Pflegefamilie zu geben. Nun müsse zur letzten Sicherheit natürlich noch zeitnah ein Vaterschaftstest erfolgen, doch dies sei ja lediglich reine Formsache, beeilte sich Harris hinzuzufügen.

Stiles übersetzte diese Aussage in seinem Kopf folgendermaßen: Man war davon ausgegangen, dass Derek sein Kind selbstverständlich bei sich haben wolle und die Behörden hatten sich aus Angst vor der Macht und dem Einfluss von jemandem wie ihm und um ein Gerichtsverfahren und einen riesigen Skandal zu vermeiden, für diese „unbürokratische“ und auch sicherlich alles andere als legale Vorgehensweise entschieden.

Da das Kind noch keinen Namen habe, seien alle Unterlagen des Krankenhauses und die Geburtsurkunde vorläufige Dokumente, ausgestellt auf den Namen Jane Doe und sobald eine offizielle Namensgebung vorliege, werden diese selbstverständlich umgehend geändert werden.

Harris hinterließ Stiles eine Visitenkarte und die besten Grüße für Mr. Hale. Man dürfe ihn innerhalb der angegebenen Geschäftszeiten jederzeit anrufen, falls es weitere Nachfragen gäbe.
 

Und damit war er verschwunden und überließ den überrumpelten Stiles und das kleine Mädchen ihrem Schicksal.
 

Und was nun?
 

Natürlich war es Stiles allererster Impuls Derek anzurufen, doch dieser hatte ja unmissverständlich klar gemacht, dass er viel Arbeit und leider überhaupt keine Zeit habe. Und ein flüchtiges Telefonat zwischen Tür und Angel wäre wohl keinesfalls der beste Weg, seinem Mann die überwältigenden Neuigkeiten mitzuteilen, zumal wenn man bedachte, wie Derek bereits im Vorfeld über dieses Kind gesprochen hatte. Damals hatte er unmissverständlich klar gemacht, dass er nichts von seinem Nachwuchs wissen wollte.

Natürlich konnte sich das ganz schnell ändern, nun da dieses Kind nicht bloß eine Idee, sondern ein wirklicher, real existierender, kleiner Mensch war.

So oder so mussten Stiles und Derek von Angesicht zu Angesicht und ohne Zeitdruck darüber sprechen, wie es mit dem Baby weitergehen sollte.

Und da wurde Stiles etwas klar: Derek, er selbst und jeder in ihrem Umfeld hatte es so gründlich vermieden daran zu denken, was wohl wäre, wenn Kates Kind erst einmal auf der Welt war, dass es sich beinahe so angefühlt hatte, als sei diese Schwangerschaft nichts weiter als ein böser Traum gewesen. Das war es ja wohl, was man als Verdrängung nach schwerem Trauma bezeichnete, richtig?

Doch nun war das Baby da, es lebte, war gesund und es war der Obhut von Derek und Stiles anvertraut.
 

Und Babys hatten Bedürfnisse!
 

Stiles war klar, dass es nicht lange dauern würde, ehe die Kleine aufwachen würde. Und dann würde sie weinen; vielleicht vor Hunger, oder weil ihre Windel gewechselt werden müsste, oder aus einem der vielen anderen Gründe, die Säuglinge schreien ließen.

Und Stiles war darauf in keinster Weise vorbereitet. Ja, er hatte bis zum heutigen Tag ja nicht einmal ein Neugeborenes auf dem Arm gehalten. Nicht dass sich ihm in seinem bisherigen Leben häufig die Gelegenheit hierzu geboten hätte, doch selbst wenn, hätte er es sicherlich abgelehnt, denn diese kleinen Dinger waren viel zu winzig und zerbrechlich.

Hatte er nicht einmal gelesen, dass Babys mit einem Loch in ihrem Schädel Welt kamen, der lediglich von ein wenig Haut bedeckt war?

Welcher unbarmherzige Gott hatte sich denn bloß solch einen kranken Scherz erlaubt; ein in jeder Weise hilfloses und ausgeliefertes Wesen mit einer solch empfindlichen Sollbruchstelle auszustatten?

Und dann war da ja auch noch das Köpfchen. Soweit Stiles wusste, musste man es jederzeit stützen, da es dem Baby noch an Muskulatur fehlte, um seinen Kopf selbst zu halten. Und wenn man das Kind nicht richtig hielt, dann konnte man ihm damit leicht das Genick brechen!
 

Stiles betrachtete den Säugling in seiner Schale wie eine winzige, tickende Zeitbombe, die jederzeit hochgehen konnte.

Er wusste, er musste schnell etwas unternehmen, musste beschaffen, was immer so ein kleiner Wurm brauchen mochte,, doch andererseits konnte er ja auch momentan überhaupt nicht hier weg.

Also schnappte er sich kurzerhand ein Telefon und rief Greenburg an, welcher sich gerade auf dem Rückweg von Lobas Schule befand, um diesem einen Einkaufszettel zu diktieren, ohne groß zu erklären, was sich heute morgen Unerwartetes uns Überwältigendes ereignet hatte. Er orderte also Milch für ein Neugeborenes, Fläschchen, Schnuller, Windeln, Cremes, Puder, Babyöl, Reinigungstücher, ein Kuscheltier, reichlich Kleidung zum Wechseln und einen Kinderwagen mit Schlafsack.

Sicherlich fragte sich der Butler nun, ob Stiles wohl endgültig seinen Verstand verloren haben mochte, doch er blieb seiner Rolle des neutralen, hilfreichen Geistes treu, stellte keine Fragen und versicherte, umgehend alles zu beschaffen und heimzukehren, ehe er auflegte.
 

Erneut spürte Stiles den starken Drang in sich, Derek Bescheid zu geben. Er sagt sich, er musste ihm ja nicht schon am Telefon alles erklären, sondern ihn lediglich bitten, so schnell wie möglich wiederzukommen, damit sie über etwas Wichtiges reden könnten.

Doch leider erhielt er dazu keine Möglichkeit.

Als er Dereks Büronummer wählte, wurde er automatisch zu dessen Assistentin durchgestellt, welche ihm mitteilte, dass der Chef in einer wichtigen Konferenz sei und diese würde gewiss noch einige Stunden dauern. Doch auch danach sei sein Terminkalender heute schon sehr voll. Aber natürlich würde sie Mr. Hale ausrichten, dass sein Ehemann angerufen habe und er würde sich melden, sobald es ihm möglich war.

Stiles legte entmutigt auf und leider wählte das Baby genau diesen Augenblick aus, um aufzuwachen. Das Mädchen schaute sich aus müden, blauen Augen blinzelnd um. Dann fiel ihr Blick auf Stiles und sie fing sofort an verzweifelt zu weinen.
 

Das war aber wirklich kein guter Start!
 

„Shh, shh, shh...“ machte Stiles hilflos und schaukelte die Babyschale in der Hoffnung, das Kind dadurch zu beruhigen, doch es half natürlich nicht. Er hatte im Gegenteil das Gefühl, ihr Rufen würde durch seinen stümperhaften Trostversuch bloß noch eindringlicher werden. Sein innerer Impuls war es, die Kleine ganz einfach hochzunehmen, doch er hatte einfach viel zu große Angst davor, ihr weh zu tun, oder sie gar fallen zu lassen:
 

„Hättest du nicht wenigstens so lange warten können, bis dein Essen und deine Windeln hier sind?“ murmelte er unglücklich, hob die Babyschale sehr bedächtig am Griff hoch und begann dann damit, mit dem Kind durch das Haus zu wandern. Leider führte dies ebenfalls nicht dazu, dass das Schreien verstummte. Und jeder einzelne Schrei riss an Stiles Nerven, wie das Lärmen einer Kreissäge. Alle seine Instinkte verrieten ihm deutlich, dass er hier in seiner Eigenschaft als verantwortungsvolle, erwachsene Fürsorgeperson angerufen wurde, doch er hatte keine Ahnung, wie man diese Rolle ausfüllte?
 

Als endlich Greenberg mit den Einkäufen eintraf, war Stiles zunächst erleichtert, doch dann wurde ihm klar, dass er auch keinen Schimmer vom Füttern und Windelwechseln eines Babys hatte:

„Wie funktioniert das denn nun?“ fragte er den Majordomus, doch Greenberg zuckte lediglich hilflos und unbehaglich mit den Schultern:
 

„Ich vermute, dies ist das Baby von Misses Argent und Mister Hale?“ erkannte der Hausangestellte scharfsichtig.
 

Stiles nickte lediglich und blickte sorgenvoll auf das Kind hinab, dessen Gesichtchen mittlerweile schon hochrot angelaufen war.
 

Dann kam ihm endlich eine sinnvolle Idee und er hätte sich selbst treten können, dass er nicht schon früher darauf gekommen war! Es gab doch mindestens eine erfahrene Mutter gleich hier auf dem Gelände, welche ihm mit Sicherheit ein wenig zur Hand gehen und ihm zeigen konnte, wie man einen Säugling versorgte.

Sofia, die Mutter von Loba und ihren Brüdern, hatte soeben Baby Enzo zum Mittagsschlaf hingelegt. Sein Bruder Francisco war vertieft in sein Spiel und somit hatte die junge Frau Zeit für Stiles Anliegen. Sie ließ sich kurz erklären, wer der neue Familienzuwachs sei und wurde dann nicht müde zu betonen welch ein Segen dieses neue Leben im Haus sei, ja ein Gottesgeschenk für Stiles und den Herren. Und wie entzückend und wunderschön das Baby von Senor Hale sei, wiederholte sie wieder und wieder.
 

Und ab da übernahm Sofia zu Stiles Erleichterung die Regie, hob den Säugling ohne jede Scheu aus der Babyschale, legte ihn sich auf den Oberkörper, hielt ihn mit einer Hand und wiegte ihn sanft, während sie mit der freien Hand Wasser aufstellte, um damit und mit dem Milchpulver die Mahlzeit für die Kleine herzustellen. Und währenddessen beruhigte sich das Baby allmählich.
 

Greenburg hatte lediglich die Einkäufe hinter Stiles hergetragen, doch als er erkannte dass man die Situation nun im Griff zu sein schien, hatte er sich klammheimlich zurückgezogen. Stiles vermutete, dass der Butler mit Babys wenig anzufangen wusste, damit ebenso überfordert war wie Stiles selbst und überhaupt, so etwas wie Brutpflege unter der Würde eines Majordomus war.
 

Das Wasser hatte gekocht und das Fläschchen stand bereit, doch Sofia erklärte, dass es ja erst noch abkühlen müsse. Hierfür stellte die junge Mutter die Flasche in den Kühlschrank.
 

Sie machte sich zunächst daran, das Kind zu wickeln und kaum hatte sie die Kleine abgelegt, ging das Weinen wieder los.

Stiles blickte Sofia bei ihrer Tätigkeit genau über die Schulter, weil er es selbst lernen wollte, doch er erschrak beinahe zu Tode, als er sah, dass der Inhalt der Windel grünlich, beziehungsweise beinahe schon schwarz war:
 

„Um Himmels Willen, ist das normal?“ rief er aus.
 

Sofia kicherte amüsiert und versicherte, dass dies in den ersten Tagen nach der Geburt überhaupt nicht ungewöhnlich sei.

Stiles war nicht vollkommen überzeugt, dass der arme kleine Wurm nicht bereits jetzt schon dem Tode geweiht war, weshalb er es zur Sicherheit noch einmal googelte und er stieß bei seiner Suche auf die Begriffe Mekonium, beziehungsweise Kindspech, wobei es sich laut Internet um den ersten angesammelten Stuhl aus der Zeit der Schwangerschaft handele.
 

Doch als Sofia die Kleine beim Anziehen auf den Bauch drehte, entdeckten sie beide auf dem Rücken des Kindes noch etwas sehr viel Erschreckenderes. Stiles wusste natürlich, woher die etwa zehn Zentimeter lange, unregelmäßig gezackte Narbe stammte, doch Sofia hielt sich entsetzt eine Hand vor den Mund:
 

„Dios Mío!“ rief sie aus.
 

Stiles verstand sie nur allzu gut. Ein neugeborener Mensch sollte doch sein wie ein unbeschriebenes Blatt; unschuldig, neu, heil und ganz und nicht bereits vor der Geburt gezeichnet für sein ganzes Leben, richtig?

Etwas griff mit Macht nach seinem Herzen und beinahe war es ihm, als träfe ihn selbst schmerzhaft eine hinterhältige Klinge in seine Rückseite:
 

„Es tut mir leid, mein Kleines. Es tut mir so furchtbar leid!“ flüsterte er und streichelte unendlich sanft den dichten, pechschwarzen Flaum auf dem kleinen Köpfchen.
 

Nachdem Sofia sich wieder ein wenig gesammelt hatte, kleidete sie das Mädchen wieder vollständig an, nahm es auf den Arm, schaukelte es und wie durch ein Wunder hörte das Baby erneut auf zu weinen.'
 

Als das Fläschchen kühl genug war, setzte sich Sofia mit dem Kind in einen Schaukelstuhl und begann es zu füttern. Stiles beobachte auch hier ganz genau, wie die junge Frau dies anstellte.

Zwar spürte er die Sehnsucht in sich, selbst die Kleine zu halten und ihr zu Essen zu geben, doch noch traute er sich das nicht zu.

Als das Fläschchen geleert war, gab das Baby einen tiefen Seufzer von sich und irgendwie rührte Stiles diese zufriedene Erleichterung zutiefst.
 

Sofia erhob sich, lief mit dem Säugling ein wenig auf und ab und streichelte und klopfte sanft auf dessen Rücken:
 

„Luft.“ erklärte sie Stiles: „Muss raus, damit la Ninia nicht bekommt... „ sie suchte nach dem richtigen Wort im Englischen und das passendste was ihr einfiel war: „... Schmerz von Ballon-Bauch?“
 

Stiles musste ein wenig lächeln, doch er nickte verstehend.
 

`Ninia´ dachte er bei sich? Das war doch mal ein erster Arbeitstitel, bis Derek und er sich auf den endgültigen Namen der Kleinen geeinigt hatten. Es war in jedem Fall besser, als sie Jane Doe zu nennen.

Sofia versuchte Ninia wieder in ihre Schale zu legen, doch das Kind begann sogleich wieder zu weinen. Als die junge Frau sie wieder hochnahm, war allerdings sogleich wieder Ruhe:
 

„Deine Hija braucht immer warmen Körper.“ stellte sie wissend fest.
 

Stiles wollte widersprechen, dass Ninia ja nicht seine Tochter sei, sondern lediglich die von Derek, doch er tat es aus irgendeinem Grund nicht. Stattdessen sagte er:
 

„Ich würde sie gern selbst tragen, aber ich habe wirklich Angst, dass sie mir herunterfällt.“
 

„Das passiert nicht.“ erwiderte Sofia überzeugt. Dann schien ihr ein Gedanke gekommen zu sein, denn sie verschwand kurz, nur um wenig später mit einem merkwürdigen Beutel mit Gurten daran zurück zu kommen:

„Baby festbinden.“ erklärte sie: „Sehr gut, weil man auch kann benutzen seine Manos.“
 

Sie legte die unzufriedene Ninia kurz ab, legte Stiles die Tragevorrichtung an und beförderte dann das Baby hinein.

In jenem Moment, als er sich des warmen, winzigen Körpers an seiner Brust gewahr wurde, spürte er ein mächtiges, ungekanntes Gefühl in sich aufwallen und ein verdächtiges Brennen hinter seinen Augenlidern. Er atmete tief durch, um seine Emotionen wieder in den Griff zu bekommen und konstatierte knapp:
 

„Fühlt sich schön an.“
 

Sofia nickte und lächelte zufrieden.
 

Da Ninia gerade nicht daran dachte wieder einzuschlafen, fing Stiles an mit der Kleinen ein wenig herumzulaufen. Erst machten sie einen kleinen Rundgang durch das Haus und anschließend durch den ausgedehnten Garten. Und während der gesamten Zeit plapperte er unermüdlich sanft auf den Winzling ein, erzählte ihr was er sah, oder hörte und berichtete ihr von ihrem Daddy und von der Zukunft, welche vor ihnen dreien lag.

Natürlich spielte der Inhalt seiner Erzählung überhaupt keine Rolle, denn das Mädchen verstand schließlich ohnehin kein Wort, doch es schien ihr zu gefallen und sie zu beruhigen, seine Stimme zu hören, denn irgendwann sank sie tatsächlich wieder in tiefen, friedlichen Schlummer.
 

Stiles kehrte zu Sofia ins Haus ihrer Familie zurück, doch es dauerte eine Weile, ehe er sich auch traute sich von ihr helfen zu lassen, den Säugling wieder in die Babyschale zurückzulegen, weil er fürchtete die Kleine wieder aufzuwecken. Doch Sofia beruhigte ihn dass Babys, wenn sie einmal eingeschlafen waren, so schnell auch nichts wieder weckte.
 

Als Stiles seine winzige Last erfolgreich wieder losgeworden war, blieb er dennoch im Haus der Mexikaner, hockte sich zu Sofias mittlerem Kind Francisco an den Boden und spielte mit ihm mit dessen Legosteinen.

Als Loba aus der Schule heimkehrte und die kleine Ninja entdeckte, rief sie entzückt:
 

„Du hast ein neues Baby, Tio? Das ist sooo schön! Wie heißt es? Ist es ein Mädchen, oder ein Junge? Darf ich mit ihm spielen, wenn es aufwacht?“
 

Stiles musste über diese überschwängliche Freude ein wenig lachen:
 

„Sie ist ein Mädchen und sie hat noch keinen richtigen Namen. Ich sage Ninja zu ihr. Aber sie ist nicht mein Baby, sondern das von Derek.“
 

Loba blickte ihn skeptisch an und schüttelte dann energisch den Kopf:
 

„Du hast Derek doch geheiratet, Tio, also gehört das Baby euch beiden.“ erwiderte sie, als sei daran nun wirklich nichts zu rütteln.
 

Stiles dachte daran zu erklären, dass die Dinge manchmal nicht so einfach waren, wie sie zunächst aussahen, doch er entschied, dass dieses Thema vielleicht noch ein wenig kompliziert für eine Siebenjährige war, also zuckte er lediglich unschlüssig mit den Schultern.
 

Als Ninja nach einer Weile tatsächlich erwachte, fing sie auch sogleich wieder zu weinen an. Loba war umgehend zur Stelle, wie sie es angekündigt hatte und schickte sich an, das Baby aus der Schale zu heben:
 

„Warte!“ rief Stiles erschrocken aus: „Ein Baby zu halten ist schwer. Man muss den Kopf stützen und so. Das ist nicht einfach so.“
 

Loba blickte ihn mit einer Mischung aus Mitleid und gekränktem Stolz an. Dann nahm sie die Kleine hoch, wie ein Profi, hielt sie sicher, stützte den Kopf, murmelte beruhigende Worte und da machte Stiles sich klar, dass dieses kleine Mädchen eine sehr erfahrene große Schwester war:
 

„Du musst keine Angst haben, Tio.“ versicherte Loba: „Babys sind gar nicht schwer. Schau! Sie wiegt fast gar nichts!“ zum Beweis hob das Mädchen das Baby einige Male vorsichtig über den eigenen Kopf und ließ es wieder herab. Und dann forderte sie:

„Hier, versuch es auch einmal!“
 

Sie drückte dem überrumpelten Stiles das Baby in den Arm und nun hielt er es zum ersten Mal ohne Hilfsmittel fest.

Und die kleine Ninja krallte sich mit beiden Fäustchen in sein T-Shirt, hörte vollständig auf zu weinen und blickte ihm geradewegs in die Augen.
 

Stiles schien es, als würde für einen kurzen Moment die Zeit stillstehen.



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