Schlaflos von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 75: Von Brokeback-Mountain in die alte Welt --------------------------------------------------- Als sie ein weiteres Mal in Derek Privatjet auf die Starterlaubnis warteten, erkundigte sich Stiles: „Du verrätst mir wohl wieder nicht, wohin es als nächstes geht, was?“ Grinsend schüttelte der Milliardär den Kopf, doch er überreichte seinem Ehemann eine Tüte und versprach: „Aber ich gebe dir einen Hinweis?“ Stiles kippte den Inhalt aus, hielt ein paar Reithosen hoch und fragte mit einem frechen Grinsen: „Was soll das denn werden? Hast du uns vielleicht ein altes Landhaus irgendwo in der Pampa gemietet, um dort heiße Rollenspiele mit mir zu spielen? Ich sehe es regelrecht vor mir: Du mimst den zurückgezogen lebenden, traurigen, einsamen Lord und ich bin dein einfacher, aber gut bestückter Stallbursche. Und so sehr du es auch versuchst, kannst du meiner derben, animalischen Sexualität auf die Dauer einfach nicht widerstehen. Zwischen uns entflammt ein Feuer der Leidenschaft, was darin gipfelt, dass wir fortan bis in alle Ewigkeit unaussprechliche Schweinereien in den Stallungen zwischen Strohballen und Pferdeäpfeln miteinander treiben, richtig?“ „Pferdeäpfel?“ fragte Derek mit gekrauster Nase: „Echt sexy! Aber abgesehen davon hast du da ein sehr stimmungsvolles Szenario für uns entworfen. Du solltest Schundromane für gelangweilte Hausfrauen schreiben, Süßer. Doch leider liegst du vollkommen falsch! Nein, ich habe mich nur gefragt, ob du wohl gern reitest?“ Das Grinsen auf Stiles Gesicht wurde noch ein wenig breiter und unverschämter, also beeilte Derek sich klarzustellen: „Auf einem Pferd meine ich selbstverständlich. Meine Güte, was ist denn los mit dir? Du bist ja ganz wuschig?“ „Ich kann nichts dagegen tun!“ gab Stiles zurück und hockte sich auf seinen Schoß: „Ich bin in den Flitterwochen und ich habe den heißesten Mann der Welt geheiratet. Egal was ich auch tue, meine Gedanken schlagen stets dieselbe Richtung ein. Aber zu deiner Frage: Ich habe keine Ahnung, ob ich reiten kann, denn ich habe es noch nie ausprobiert.“ „Super, dann kannst du es nun lernen.“ versprach Derek: „Denn unsere nächste Etappe hat etwas mit Pferden zu tun.“ Mit dieser Aussage musste Stiles sich zufrieden geben, denn Derek verriet kein weiteres Wort. Sie bekamen von dem eifrigen Steward an Bord ihr Abendessen serviert und danach war es für sie Schlafenszeit, welche sie auch tatsächlich schlafend verbrachten. Nicht dass Stiles nicht versucht hätte, seinen Ehemann noch ein wenig für vergnügliche Aktivitäten wach zu halten, doch Derek stellte klar, dass sie ohnehin schon eine kurze Nacht haben würden, weshalb sie dies auf einen späteren Zeitpunkt verschieben müssten. Das Gesicht zu einem beleidigten Schnäuzchen verzogen, kehrte der Jüngere ihm daraufhin den Rücken zu. Derek umfing ihn von hinten, küsste seinen Nacken und versicherte: „Es lohnt sich, jetzt darauf zu verzichten wenn du das, was als nächstes geplant ist, ausgeschlafen genießen kannst, glaub´ mir!“ „Wie auch immer.“ brummte Stiles mürrisch. Er war nicht wirklich sauer, nur ein wenig geil und er ließ sich sogar dazu herab, seine Finger mit denen seines Geliebten zu verschränken, ehe ihm die Augen zufielen. Knapp sechs Stunden später wurden sie von der Durchsage des Kapitäns geweckt, welcher ihnen mitteilte, dass sie in dreißig Minuten landen würden. Die beiden Männer waren schlagartig wach, verschwanden gemeinsam im Bad, um sich frisch zu machen und schlüpften dann in die Kleider, die der Steward für sie herausgelegt hatte: Jeans, halbhohe Stiefel und Flanellhemden – Alltagskleidung für Stiles, an Derek jedoch eine Premiere: „Mhh... du siehst aus, wie ein sexy Holzfäller!“ schnurrte Stiles, schnappte sich seinen Gatten bei seinem Gürtel und zog ihn zu sich heran: „Verrätst du mir jetzt endlich, wo es hingeht?“ „Wir landen gleich am Jackson Hole Airport.“ teilte sein Ehemann mit und gab ihm einen Kuss, doch leider sagte Stiles das gar nichts und so erläuterte Derek: „Wir sind in Wyoming. Wir verbringen einen Tag im Grand Teton Nationalpark. Reichlich Natur, frische Luft und großartige Landschaft. Was sagst du?“ Stiles gefiel diese Aussicht, denn in den Bergen war er noch niemals gewesen. Am Flughafen angekommen ging es mit einem Hubschrauber weiter, welcher sie direkt hinauf in die Berge hinauf zu ihrer Unterkunft brachte, einem umgebauten ehemaligen Farmhaus, wo die Wirtin, eine robuste Frau in ihren Sechzigern, mit roten Wangen, freundlichem Lächeln und einem dicken, grauen Pferdeschwanz, bereits mit dem Frühstück auf sie beide wartete. Offensichtlich hatte Derek die gesamte Pension für sie gemietet, denn sie waren die einzigen Gäste im Haus. Das Frühstück war ganz nach Stiles Geschmack. Anstelle von winzigen, französischen Häppchen mit unaussprechlichen Namen, gab ein rustikales, frischgebackenes Brot mit Butter und verschiedenen regionalen Käsesorten, gekochte Eier, hausgemachte Marmeladen, ein wenig Gemüse und ein paar Äpfel. Stiles staunte selbst darüber, wie viel er essen konnte und sogar der sonst so figurbewusste Derek langte heute tüchtig zu. Ihre Wirtin, welche sich ihnen als Mary Winston vorstellte erklärte ihnen lachend, dass dies an der Höhenluft läge: „Macht die Leute gefräßig.“ ließ sie die beiden Männer wissen, als sie ihren Brotkorb ein zweites Mal auffüllte. Nach ihrer Mahlzeit und einem kleinen Verdauungsschläfchen in ihrem großzügigen Schlafzimmer, sollte es weitergehen zu einer Erkundungstour zu Pferde. Stiles war in die Reithose geschlüpft und drehte sich naserümpfend vor dem Spiegel: „Man sieht meine Eier.“ murrte er unzufrieden: „Warum ist die denn so verdammt eng?“ „Ich schätze, das gehört so?“ erwiderte Derek ebenfalls ein wenig skeptisch, während er an sich hinabblickte. „Nein, tut mir leid, aber so gehe ich nicht los!“ entschied Stiles, heftig mit dem Kopf schüttelnd: „Darin machen wir uns hier vollkommen lächerlich. So können wir vielleicht bei einem Poloturnier im Londoner Windsor Great Park aufschlagen, aber sicher nicht hier, unter lauter Cowboys und Farmern. Da können wir uns ja auch gleich ein „Tritt-Mich-Ich-Bin-Dummer-Stadtmensch“-Schild um den Hals hängen!“ „Vielleicht hast du Recht?“ gestand Derek ein und beide schlüpften zurück in ihre bequemen, die Eier trefflich verbergenden Jeans. Und als sie einen Augenblick später ihren Reiseführer kennenlernten wussten sie, dass dies eine ganz ausgezeichnete Idee gewesen war. Sein Name war Joe Fister und Stiles musste sich bei diesem großartigen Porno-Namen so fest in die Innenseiten seiner Wangen beißen um nicht zu lachen, dass er irgendwann Blut schmeckte. Joe Fister war ein großer, sehniger, wettergegerbter Kerl, dessen schwer zu schätzendes Alter irgendwo in der Spanne zwischen fünfzig und siebzig Jahren liegen musste. Er war ein Ex-Marine, wie er ihnen berichtete und das glaubte Stiles ihm auf der Stelle. Er war der Inbegriff eines toughen Kerl, einer Art Männlichkeit, die sich längst im Aussterben befand, für die Stiles jedoch ohnehin nie viel übrig gehabt hatte. Joe hatte drei gesattelte Pferde im Schlepptau und reichte den beiden Flitterwöchnern je die Zügel des ihnen zugedachten Gaul. Stiles Pferd war eine riesige Stute namens Sally, mit großen, gütigen Augen, schwarzem, glänzenden Fell und einem weichen, freundlichen Maul. Ihm hätte es schon vollkommen gereicht, dieses wunderbare Tier einfach nur ewig lang zu streicheln, mit ihm zu sprechen und Seite an Seite mit ihm ein wenig herumzulaufen, um die Landschaft zu genießen, doch Stiles wusste, dass von ihm nun erwartet wurde, tatsächlich zu reiten. Wie sich rasch herausstellte, fehlte ihm hierzu jedoch offensichtlich jegliches Talent. Schon das Aufsitzen war ein einziger Kraftakt, er stellte sich dabei an, wie ein besoffener Waschbär und entschuldigte sich währenddessen mehrfach bei der großen Sally, die ihrem Menschen seine Ungeschicklichkeit mit Engelsgeduld nachsah. Irgendwann gelang es Stiles endlich, in den Sattel zu gelangen, in welchem er dann aber hing, wie ein Sack voller Steckrüben. Aber immerhin schaffte er es oben zu bleiben und er entschied, dies als Triumph zu verbuchen, anstatt mit seinem offensichtlichen Mangel an Anmut und Körperspannung zu hadern. Von der Tatsache, dass sein Ehemannes selbstverständlich im Sattel saß, wie die Statue eines Thrakischen Reiters, dessen wilde Schönheit ein begabter Bildhauer für die Ewigkeit festgehalten hatte, versuchte Stiles sich diesbezüglich nicht allzu sehr beeindrucken zu lassen. Es wurde eine schweigsame Unternehmung. Ihr Reiseleiter schien nicht unbedingt der gesprächige Typ zu sein und auch Derek war ja nicht gerade für seine Redseligkeit bekannt, doch selbst Stiles verschlug es die Sprache, angesichts der wundervollen Kulisse, welche sie umgab. Die endlos weiten, grünen Plateaus, die eiskalten Bäche, die tiefen, dunklen Seen und die ewigen, massiven, auf den Gipfeln verschneiten Berge, wirkten wie gemalt, zu schön und vollkommen, um wirklich zu sein. Der strahlende Sonnenschein, einige vorüberziehende weiße Schäfchen und die Berge führten überdies noch ein atemberaubendes Schattentheater für sie auf. Stiles war so überwältigt von all dem, dass er sich den Tränen nahe fühlte. Er hatte das Bedürfnis, all seine Sinne weit stellen zu müssen, damit ihm auch ja nichts entging. Er wollte diese Pracht einfach nur für immer in seinem Inneren speichern. Am frühen Nachmittag machten sie Rast und verspeisten hungrig ein reichliches Picknick, welches ihre Wirtin für sie zusammengestellt hatte. Danach meinte Stiles nie wieder etwas essen zu können, doch als sie am Abend in der Herberge ankamen, sah die Sache schon wieder ganz anders aus und er und Derek machten sich über das dreigängige Abendmahl her, bestehend aus einer Pilzrahmsuppe vorweg, einem Braten mit Wurzelgemüse zum Hauptgang und einem Obstkuchen mit reichlich Schlagsahne zum Dessert. „Müssen wir wirklich morgen schon wieder abreisen?“ erkundigte sich Stiles nach dem Essen: „Es ist so wahnsinnig schön hier.“ „Ich finde es hier auch toll, aber wenn dir das gefallen hat, dann wirst du das, was als nächstes kommt mit Sicherheit lieben.“ behauptete Derek und versicherte dann: „Wir können jederzeit wieder hierher zurückkehren, wenn wir es wollen. Diese Berge sind bereits seit einer Ewigkeit hier. Sie werden auf uns warten.“ „Also gut, aber dann musst du mir einen Tipp geben, was als nächstes auf unserer Reiseroute kommt.“ verlangte Stiles. Derek grinste geheimnisvoll und entgegnete: „Feen und die alte Welt.“ Und mit diesen Stichworten musste Stiles sich wieder einmal zufrieden geben. Es war noch keine acht Uhr am Abend, da rief es die Hochzeitsreisenden auch schon in ihr Zimmer. Der Tag war anstrengend und überwältigend gewesen, doch sie hatten noch etwas vor: „Okay Baby, ich bin zwar von der ganzen Reiterei grün und blau im Schritt, aber ich will jetzt meinen Ehemann!“ erklärte Stiles, gähnte herzhaft und zog sich aus: „Ich will dich auch!“ versicherte Derek, rieb sich mit dem Handrücken über die Augen und ließ dann ebenfalls die Hüllen fallen. Sie krochen gemeinsam in das weiche, warme und überaus bequeme Bett und begannen damit, sich zu küssen und zu berühren. Derek brachte sich über Stiles und murmelte: „Ich liebe dich!“ „Liebe dich auch, Babe!“ erwiderte Stiles, gefolgt von einem weiteren Gähnen und er schlang die Beine um ihn. Derek küsste sich behutsam am Hals seines Gemahls hinab, doch er spürte, wie ihm dabei immer wieder die Augen zufielen. Er wollte sich gerade bei Stiles dafür entschuldigen, als er an dessen gleichmäßigem Atem hörte, dass dieser bereits eingeschlafen war. Da hörte auch Derek auf, dagegen anzukämpfen und ließ sich von Gott Hynpnos in dessen Reich entführen. Die ungewohnte Höhenluft hatte ihren Tribut von dem Paar gefordert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)