Schlaflos von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 74: Start spreading the news I'm leaving today ------------------------------------------------------ Die Frischvermählten blieben noch einige Tage in New York und sie folgten dabei den typischen Touristenpfaden. Zu Stiles Freude beherzigte Derek zumeist seinen Wunsch, es insgesamt ein wenig bescheidener anzugehen. Sie nahmen zum Beispiel zusammen mit all den Normalsterblichen die kostenlose Fähre hinüber nach Staten Island, um Lady Liberty zu besuchen und den grandiosen Blick hinüber auf die Skyline von Manhattan zu genießen, anstatt ein Boot für sie ganz allein zu mieten. Innerlich amüsierte Stiles sich dabei köstlich über seinen Ehemann, welcher um sich zu tarnen damit er von niemandem erkannt wurde, eine Art Kostümierung anlegte. Statt förmlich im Anzug wie man ihn von den Titelseiten kannte, trug er Jeans, ein Henley-Shirt, darüber eine Lederjacke, eine Baseballkappe und eine verspiegelte Fliegerbrille. Das sah zweifelsohne heiß aus und dennoch wirkte der Geschäftsmann und Globalplayer darin eben seltsam unbehaglich und verkleidet. Stiles kam sich unglaublich kultiviert vor, als er an Dereks Seite durch die Gänge des „MoMA“, des Museum of Modern Art schlenderte und sich abwechselnd von der Mitarbeiterin des Hauses, welche die Führung durchführte und seinem allseits gebildeten Ehemann die Kunst erklären ließ, auch wenn er sich bei manchen Werken insgeheim fragte, welcher talentlose Fünfjährige sich hier wohl ausgetobt haben mochte. Andere Exponate hingegen sprachen durchaus zu ihm und sein Blick blieb wie gebannt daran hängen, also war für ihn und sein Kunstverständnis möglicherweise noch nicht alle Hoffnung verloren. Am Abend desselben Tages ging es dann auch gleich mit Kultur weiter, denn nachdem sie sich auf dem Times Square von den unzähligen blinkenden Bildschirmen hatten überwältigen lassen, besuchten sie auf dem weltberühmten Broadway die Acht-Uhr-Vorstellung des Musicals „Chicago“. Es war vielleicht ein wenig ironisch, extra nach New York zu kommen um sich Chicago anzuschauen, doch der staunende Stiles ließ sich dennoch durch Songs wie „Cell Block Tango“, „All that Jazz“, oder „Nowadays“ in die „Windy City“ der 20er Jahre entführen. Am Tag ihrer Abreise aus dem Big Apple, wirkte Derek bereits am Morgen schon irgendwie zerknirscht, doch weil er von sich aus nicht mit der Sprache herausrückte, fragte Stiles beim Frühstück streng: „Sagst du mir freiwillig, was gerade in deinem Kopf vorgeht, oder muss ich dich foltern?“ Ertappt blickte sein Ehemann von seinem Obstsalat auf und murmelte dann: „Na ja... du weißt doch, dass die Hale-Company hier in New York eine große Zweigstelle hat, oder?“ „Und...?“ fragte Stiles ungeduldig, weil er sich fragte, warum sein Gatte wie so häufig wieder einmal nicht einfach auf den Punkt kommen konnte. „Also... irgendwie erwartet man hier wohl, dass ich mich dort einmal sehen lasse, wenn ich schon in der Stadt bin.“ Derek schielte unsicher zu seinem Geliebten hinüber. Stiles blickte ihn verständnislos an: „Ja und? Dann tu das doch?“ „Aber es ist doch unsere Hochzeitsreise? Ich will dich nicht so im Stich lassen!“ erwiderte Derek unglücklich. Stiles lachte laut auf: „Du musst doch nicht die ganze Zeit den Babysitter für mich spielen. Ich komme auch ein paar Stunden ganz alleine klar.“ versicherte er: „Oder ich begleite dich einfach. Was hältst du davon?“ „Das würdest du tun?“ fragte sein Ehemann erstaunt: „Das wird doch todlangweilig für dich?“ „Ich kann ja verschwinden, wenn´s mir zu lange dauert. Dann gehe ich eben shoppen und gebe dein Vermögen mit vollen Händen aus.“ lachte Stiles. Es sollte nur ein Scherz sein, doch Derek strahlte bei dieser Aussicht über das ganze Gesicht: „Das ist eine großartige Idee. Also machen wir es so?“ Stiles nickte. In der Niederlassung seiner Firma wurde Derek empfangen wie ein König und der neue Ehemann an der Seite seiner Majestät wurde dementsprechend auch derart neugierig gemustert, als sei Stiles so etwas wie ein Einhorn, welches soeben durch das Foyer des Unternehmens spazierte. Natürlich war dem Jungen aus bescheidenen Verhältnissen klar, dass all die Mitarbeiter, welche ihnen begegneten, während sie hier geschäftig mit Aktentaschen und Businesskleidung durch die Gänge hasteten, die Schlagzeilen über ihren obersten Vorgesetzten und seinen Stricher mit Sicherheit kannten. Jeder den sie trafen begrüßte Derek und Stiles mit überschwänglicher Freundlichkeit, dennoch wollte Stiles lieber nicht wissen, was hinter so mancher Stirn in Wirklichkeit vor sich ging. Herumgeführt wurden sie beide von einer schönen, hochgewachsenen Brünetten, die sich Stiles als Jennifer Blake vorstellte und die Derek mit einer Umarmung empfing. Die beiden wirkten ungewöhnlich vertraut miteinander und Stiles spürte eine gewisse subtile, gegen ihn gerichtete Ablehnung. Er beschloss, Derek später danach zu fragen. Der Big-Boss und sein Angetrauter wurden in den Abteilungen herumgereicht, wie ein Wanderpokal. Und überall war es dasselbe Spiel. Es wurden überreichlich Erfrischungen gereicht und schwitzende, übereifrige Mitarbeiter präsentierten Bilanzen und Geschäftsberichte, in dem Versuch, ihren Brötchengeber bestmöglich zu beeindrucken. Als Stiles irgendwann tatsächlich begann sich zu langweilen und sich gleichermaßen unangenehm von dem beständig scharfen Blick Jennifer Blakes, welcher dauerhaft auf ihm ruhte durchbohrt zu fühlen, verabschiedete er sich kurzerhand wie angekündigt von Derek, um auf eigene Faust die Stadt unsicher zu machen. Als sie sich am Abend im Hotel wiedertrafen, war Stiles erste Frage: „Diese Jennifer und du... ist da eigentlich mal etwas gelaufen?“ Derek sah ertappt aus und beeilte sich zu erklären: „Das ist eine Ewigkeit her! Das war sogar noch lange bevor sie für mich gearbeitet hat. Wir haben uns damals auf der Business-School kennengelernt. Und das mit uns ging auch bloß ein paar Wochen, du musst also wirklich nicht eifersüchtig sein.“ Stiles versicherte lachend: „Ich bin nicht der, der eifersüchtig ist. Bezüglich Jennifer würde ich dafür aber nicht die Hand ins Feuer legen.“ Derek wirkte verblüfft: „Wieso? Was ist mir denn entgangen? Hat sie irgendetwas gesagt, oder getan?“ Stiles schüttelte den Kopf: „Nein, sie war sehr diskret. Trotzdem bin ich nur froh, dass Blicke nicht töten können.“ „Bist du sicher?“ fragte Derek skeptisch: „Das kann ich mir gar nicht vorstellen nach all den Jahren?“ „Ziemlich sicher. Also, mein Liebster... wie viele Ex-Freundinnen von dir, die mir nach dem Leben trachten, laufen da draußen eigentlich noch so herum? Nur so als grobe Schätzung, damit ich weiß, worauf ich mich künftig einstellen muss?“ „Ich... uhm... keine, hoffe ich?“ stammelte Derek hilflos. Er wirkte wirklich alarmiert. Da beschloss Stiles ihn zu erlösen und versicherte: „Ich mache doch auch bloß Spaß. Nur weil diese Frau möglicherweise ein Foto von mir zuhause an der Wand hängen hat, bei dem sie mir die Augen mit einer Stecknadel ausgekratzt hat, muss sie ja nicht gleich wirklich meinen Tod planen. Und selbst wenn schon? Wir verlassen ja bald die Stadt, richtig? Also kriegt sie mich nicht. Schau dir lieber an, was ich alles gekauft habe! Ich war nämlich ein sehr fleißiger Milliardärsgatte heute, schau her!“ Derek atmete ein wenig auf und Stiles begann stolz damit, seine Beute zu präsentieren. Es gab Spielsachen und Bilderbücher für die kleine Loba und ihre Bruder Francisco und Enzo, ein Paar Ohrringe für Lydia, ein lustiges Statement-Shirt für Malia, Zigarren für Chris, eine Flasche guter Wein für Deucalion, eine silberne Haarspange für Erica, ein Hoodie für Scott, kuschlige Bademäntel im Partnerlook für Jean Ribaux und Greenberg, sowie für Danny und Isaac, eine nette individuelle Kleinigkeit für jedes der Dienstmädchen und jeden der Gärtner im Haus, ein Laufgeschirr mit flexibler Leine für Harvey, sowie ein Halstuch für Scotts Hund Skippy. Stiles hatte wirklich an jeden gedacht, sogar für Derek hatte er eine schöne, edle, neue Krawatte ergattert und fragte seinen Mann grinsend: „Und was sagst du? Bin ich gut darin, dein Geld in Umlauf zu bringen?“ Derek wirkte irgendwie nicht so zufrieden, wie Stiles sich das erhofft hatte: „Irgendwie hast du das Prinzip des Daseins als Milliardärsgatte noch nicht verstanden, oder? Hast du denn gar nichts für dich selbst gekauft?“ Stiles grinste und versicherte: „Wo denkst du hin? Natürlich habe ich das.“ Er griff in seine Hosentasche und zog einen Schlüsselanhänger aus Plastik mit einem „New-York“-Schriftzug daraus hervor: „Ein Andenken, damit ich mich immer an unsere tolle Zeit hier erinnere.“ erklärte er begeistert. Das Ding hatte sicherlich nicht mehr als einen Dollar gekostet. Derek schüttelte gutmütig den Kopf und versicherte: „Ich liebe dich, du kleiner Spinner!“ Er zog ihn in eine Umarmung und forderte: „Und nun lass´ uns unser Zeug zusammenpacken. Der Flieger wartet.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)