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Schlaflos

von

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Come fly with me

Stiles ließ sich von seinem frisch angetrauten Ehemann in den Hubschrauber hieven, nahm auf dem, für ihn vorgesehenen Sitz Platz und legte den Gurt an. Derek und der Pilot begrüßten sich kurz und schon hob der Metallvogel ab.

Stiles klammerte sich an Dereks Bizeps und überwältigt von der Erfahrung, erstmals in einem Hubschrauber zu sitzen, ja überhaupt zum ersten Mal in seinem Leben zu fliegen, stand sein Mundwerk ausnahmsweise einmal vollkommen still. Er blickte wie gebannt nach unten, sah wie seine winkenden Freunde, die Villa und das Anwesen unter ihnen immer kleiner und kleiner wurden. Schon bald waren sie so hoch, dass er meinte, ganz Los Angeles unter sich erkennen zu können. Als er endlich seine Stimme wiedergefunden hatte, wollte er wissen:
 

„Und sagst du mir nun endlich, wohin wir überhaupt fliegen, Baby?“
 

„Also im Grunde sind wir schon fast da.“ gab Derek zurück.
 

Auf Stiles Miene zeigte sich Enttäuschung, hatte er sich doch vorgestellt, erstmals einen vollkommen neuen, exotischen Ort kennenzulernen und nicht hier in Kalifornien zu bleiben; dem so ziemlich einzigen Ort auf der Welt, welchen er ja bereits recht gut kannte.
 

„Nun zieh´ doch nicht so ein Gesicht!“ forderte sein Ehemann grinsend: „Der nächste Stopp ist doch lediglich eine kurze Zwischenetappe auf unserer Reise, also keine Sorge!“
 

Stiles, der sich fragte was das zu bedeuten habe, drückte sich die Himmelfahrtsnase an der Scheibe platt. Er realisierte, dass sie sich im Landeanflug befanden und da entdeckte er unter ihnen einen kleinen privaten Flughafen:

„Wir steigen um in deinen Jet? Ist es nicht ein bisschen dekadent, für diesen kurzen Weg einen Hubschrauber zu nehmen? Ein Taxi hätte es doch auch getan.“ kommentierte er:
 

„Ich dachte, du findest es vielleicht aufregend?“ gab Derek mit schlecht verborgener Enttäuschung in der Stimme zurück.
 

Schon tat es Stiles leid. Er fuhr herum, nahm die Hände seines Ehemannes in seine eigenen und versicherte:

„Das ist es doch auch, ganz ehrlich! Mit einem Hubschrauber zu fliegen ist der Wahnsinn! Vergiss´ einfach was ich gesagt habe. Du weißt ja, dass ich dieses ganze „Reiche-Leute-Zeug“ nicht gewohnt bin und dass es mir auch ein bisschen unangenehm ist. Aber während unserer Hochzeitsreise ist alles erlaubt. Wir machen es auf deine Weise und ich verspreche, ich lasse mich voll und ganz darauf ein und von mir wird während der ganzen Zeit kein einziger kritischer Spruch mehr kommen, okay? Es wird spitze werden und ich freue mich schon total darauf, an deiner Seite die Welt zu sehen und die abgefahrensten Abenteuer zu erleben.“ Er beugte sich zu einem Kuss zu Derek hinüber und dieser sah bereits wieder vollständig versöhnt aus.
 

Kaum dass der Hubschrauber gelandet war, stürzte bereits ein Flugbegleiter herbei, welcher ihnen beim Aussteigen behilflich war und ihre Koffer übernahm. Und obwohl Stiles sich Unwohl dabei fühlte, derart verhätschelt zu werden, hielt er Wort und enthielt sich jeglichen Kommentars.
 

Dereks Jet war sehr viel größer und prächtiger, als Stiles es sich vorgestellt hatte. Er hatte vielleicht an so etwas wie eine kleine, niedliche „Cessna“ gedacht, doch in diesem Flieger hätte neben ihnen gut und gerne auch noch ein komplettes Footballteam bequem Platz gehabt.

`Nicht an den CO-2-Ausstoß denken!´, betete er sich im Stillen vor und ließ sich von Derek eine kleine Führung durch das Flugzeug geben, dessen Vorzüge und Annehmlichkeiten ihm dieser, Stolz wie ein kleiner Junge mit seinem Lieblingsspielzeug präsentierte. Es gab direkt im Anschluss an das Cockpit des Piloten eine Art Wohnbereich mit mehreren, mit weißem Leder bezogenen Sofas, um einen flachen, edlen, geschliffenen Glastisch herum, eine Essnische und eine größere Leinwand, um Filme zu sehen. Im Sanitärbereich gab es neben einer Toilette, einem Bidet und einem Waschbecken sogar eine Dusche. Stiles traute seinen Augen kaum. Es gab also tatsächlich Leute, die 40.000 Fuß über der Erde ein Duschbad nahmen? Das war einfach unfassbar! Doch damit war die Führung noch nicht beendet. Eine schmale Tür führte in den hinteren Bereich des Flugzeugs und dort befand sich ein Schlafbereich mit einem runden Bett, groß genug, dass zwei Männer sich dort richtig ausstrecken, oder wahlweise auch amüsanten Lustbarkeiten nachgehen konnten.
 

Stiles ließ sich mit einem Hechtsprung auf das bequeme Lager nieder, warf sich lasziv in Positur und schnurrte:

„Weißt du eigentlich, was der `Mile-High-Club´ ist?“
 

Derek grinste und bestätigte:

„Ja, das weiß ich und ich werde später sehr gern darauf zurückkommen, aber jetzt werden wir gleich starten, also müssen wir erst einmal nach nebenan gehen, unsere Plätze einnehmen und die Gurte anlegen.“
 

Er reichte Stiles die Hand, half ihm hoch und sie kehrten in den Wohnbereich zurück.

Kaum dass sie saßen, war auch schon der eifrige Flugbegleiter zur Stelle und fragte sie, was sie trinken wollten. Derek orderte Champagner für sie beiden, mit welchem sie auf die Reise anstießen, welche vor ihnen lag.
 

Als nächstes ertönte die Durchsage des Piloten, welcher sie begrüßte, bekanntgab dass sie bestes Flugwetter mit wenig Turbulenzen erwarte und dass sie nun die Gurte anlegen sollten. Kein Wort über das Flugziel, wie Stiles selbstverständlich sofort klarwurde:
 

„Ich erfahre also wirklich nicht, wohin wir überhaupt fliegen, sehe ich das richtig?“ fragte er schmollend.
 

„Es ist eine Überraschung. Wart´s einfach ab!“ erwiderte Derek, der offensichtlich große Freude daran hatte, seinen Gatten im Ungewissen zu lassen:
 

„Na gut, ich finde es schon heraus!“ behauptete Stiles und schaute wie gebannt aus dem Fenster, als der Flieger sie in Bewegung setzte.
 

Während des Steigflugs wurden sie in ihre Sitze gedrückt und in Stiles Bauch breitete sich ein angenehmes Kribbeln aus. Als sie nach einer ganze Weile ihre notwendige Flughöhe erreicht hatten, durften sie ihre Gurte wieder lösen und sich frei im Flieger bewegen. Stiles lümmelte sich auf eines der Sofas und klopfte auf den Platz neben sich:
 

„Ich will einen Film sehen. Ist das möglich? Irgendwas Lustiges mit reichlich Action vielleicht?“
 

Derek ließ sich neben ihn fallen, erlaubte es Stiles seinen Kopf auf seinem Schoß zu platzieren, rief das Menü mit den verfügbaren Filmen auf und reichte seinem frischgebackenen Ehemann die Fernbedienung. Die Wahl war schnell getroffen und sie fiel auf „Deadpool 2“.

Bereits nach den ersten Minuten des Films erkundigte sich Derek missmutig:
 

„Sag´ mal, ist das dein Ernst? Das ist doch total dämlich und der Humor ist wirklich unterste Schublade!“
 

Stiles blickte süß wie ein Welpe zu ihm hinauf und klimperte mit den Wimpern:
 

„Also wenn das so ist, brauche ich aber etwas stärkeres als Champanger.“ seufzte der Milliardär, drückte auf den Rufknopf für den Flugbegleiter und bestellte sich Whiskey:

„Willst du auch irgendetwas?“ wollte er von Stiles wissen.
 

„Gibt es zufällig Ginger Ale und irgendwelche Snacks?“ fragte dieser zaghaft.
 

Der Flugbegleiter lächelte, offensichtlich hochzufrieden darüber dass er seinen Kunden zufrieden stellen konnte. Er zählte ausführlich die lange Liste der verfügbaren Knabbereien auf.
 

Stiles, der angesichts dieser Vielfalt überfordert war und vieles aus dieser Aufzählung nicht einmal kannte antwortete:

„Ja in Ordnung, bringen sie mir das, bitte!“
 

Der Steward blickte ihn ratlos an:

„Was denn genau, Sir?“
 

„Na ja... alles.“ gab Stiles ein wenig verunsichert zurück:
 

„Wie sie wünschen.“ gab der Flugbegleiter zurück, bemüht seine Stimme bar jeglicher Wertung zu halten, angesichts dieses ungewöhnlichen Wunsches. Er verschwand, nur um wenig später schwer bepackt mit ihrer Bestellung zurückzukehren.
 

Überrascht stellte Stiles fest, dass Flugzeugportionen offensichtlich für Mäuse, oder andere winzige Säugetiere, aber keinesfalls für Menschen produziert wurden. Dereks Whiskeyfläschchen war winzig. Man brauchte mindestens ein Dutzend davon, um halbwegs betrunken zu werden. Das gleiche galt für die georderten Knabbereien, bei denen jede der kleinen Tüten die ausgesprochen überschaubare Füllmenge von zehn bis zwanzig Gramm aufwies.

Was hatte dieser Steward denn bloß?

Stiles jedenfalls war hochzufrieden damit, nun mehr als zwanzig dieser Tütchen vor sich auf dem Tisch ausgebreitet zu sehen, sich nach und nach durch die exotischen Sorten zu futtern und dabei Dereks Schoß voll zu krümeln.

Von den getrüffelten Kartoffelchips hätte er gern noch mehr gehabt, die mit Käsecreme gefüllten Waffelkügelchen waren so widerlich, dass Stiles sie sofort wieder ausspuckte, die Wasabi-Nüsse waren so scharf, dass er die Englein singen hörte, doch irgendwie gefiel ihm das und an die Brezelchen mit Senf-Honig-Würzung könnte er sich wirklich gewöhnen:
 

„Wenn du nicht aufhörst alles durcheinander zu essen, dann wird dir noch schlecht werden.“ kommentierte Derek mit einer Spur Besorgnis, doch Stiles stellte klar:
 

„Das gehört doch zu einem Kinonachmittag dazu. Außerdem solltest du mich nicht unterschätzen. Ich habe nämlich einen Pferdemagen.“

Er spülte zufrieden mit einem großen Schluck Ginger Ale nach.
 

Als der Film vorüber war, sprang Stiles dann jedoch urplötzlich auf und verschwand in der Toilette.
 

Derek wusste nicht, auf welchem Wege die breite Palette fettiger Naschereien den Körper seines frisch Angetrauten wieder verließen und er wollte es auch lieber gar nicht wissen. Tatsache war nur, dass dieser eine ganze Weile fortblieb.
 

In der Zwischenzeit hatte Derek für Stiles eine Wärmflasche geordert und als dieser wieder bei ihm war wollte er wissen:

„Und? Wie geht es deinem Pferdemagen denn so, Babe?“
 

„Jetzt wieder besser. Ich weiß auch nicht, was da los war? Es muss wohl an der dünnen Luft hier oben gelegen haben.“ gab Stiles zurück. Im Gesicht war er immer noch ein wenig fahl.
 

„Ja, das muss es gewesen sein.“ stimmte Derek mit einem kleinen ironischen Unterton zurück, während er seinen Blick über das Schlachtfeld aus leeren Snacktüten gleiten ließ: „Na komm´ Süßer, wir machen ein Schläfchen!“
 

Ohne Protest folgte Stiles seinem Ehemann in den Schlafbereich, ließ sich von ihm zudecken und umarmen, genoss die Wärmflasche auf seinem Bauch und war im Nu eingeschlafen.
 

Derek, welcher im Grunde nicht müde war, hatte sich sein E-Book mitgenommen und nutzte die Zeit, um endlich mal wieder etwas anderes als Geschäftsberichte zu lesen. Er tauchte stattdessen in eines seiner Lieblingsbücher, einen Klassiker der Weltliteratur, nämlich „Ruf der Wildnis“ von Jack London ein.
 

Eine Dreiviertelstunde später war Stiles jedoch wieder hellwach und offensichtlich wieder vollkommen genesen. Anders zumindest waren dieser ungezogene Blick und das, was er als nächstes zu sagen hatte nicht zu erklären:

„Mile High Club, Mr. Hale. Ich will endlich dazugehören!“
 

Derek legte seine Lektüre beiseite und erkundigte sich stirnrunzelnd:

„Sag´ mal bist du dir sicher? Du hast vorhin überhaupt nicht gut ausgesehen.“
 

„Das war vorhin.“ grinste Stiles, öffnete geschickt Dereks Hose und verschwand kurzerhand mit dem Kopf unter der Bettdecke.
 

Was blieb seinem Mann da anderes übrig, als sich ganz einfach geschlagen zu geben?
 

Eine halbe Stunde später, als sie nackt, befriedigt und mit zerwühlten Haaren beieinander lagen, verkündete Stiles:

„Ich weiß jetzt übrigens, wohin wir fliegen.“
 

„Ehrlich Stiles? Darüber denkst du in diesem Moment nach?“ fragte sein Gatte ungläubig.
 

Stiles grinste.



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