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Schlaflos

von

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The Honeymooners

Derek betrachte noch eine geraume Weile das hübsche, entspannte Gesicht seines schlafenden Gefährten im schwachen Licht der Nachttischlampe. Dies war nun also sein Ehemann. Sie hatten es geschafft; sie hatten jenes Happy End erhalten, für welches sie so lange und hart hatten kämpfen müssen. Und nun konnte keine Macht dieser Welt sie noch auseinanderbringen.

Es war alles so, wie es sein sollte!

Wärme breitete sich in Dereks Innerem aus. Er schlang einen Arm um seinen Mann und ein leises Lächeln lag auf seinem Gesicht, als ihm endlich ebenfalls die Augen zufielen.

Der Friede währte jedoch nur kurz, denn urplötzlich wurde Derek wieder davon geweckt, dass Stiles aus seinem Schlaf hochschreckte, nun aufrecht in ihrem Bett saß und ausrief:

„Fuck, ich bin eingeschlafen! Wie lange habe ich... ? Ich meine, ist es immer noch unsere Hochzeitsnacht, oder... oder ist es schon zu spät?“
 

„Hey Baby, ganz ruhig!“ erwiderte Derek ein wenig benommen: „Du hast nur ganz kurz geschlafen, aber das spielt doch auch überhaupt keine Rolle. Schlaf´ einfach weiter, in Ordnung? Du bist doch todmüde.“ Derek versuchte ihn wieder in eine liegende Position in seine Arme zu ziehen, doch Stiles beharrte:
 

„Nein, das geht nicht. Es ist unsere Hochzeitsnacht... und ich... ich brauche das jetzt. Sonst werde ich wohl niemals glauben, dass es wahr ist; dass du und ich wirklich eins sind. Wir müssen es richtig machen, sonst bringt es Unglück!“

Er nickte heftig, wie um sich selbst Recht zu geben.
 

Derek setzte sich nun ebenfalls auf und blickte ihn ratlos an:

„Seit wann bist du denn so abergläubisch, Süßer. Ich bin Dein und du bist Mein.“ versicherte er: „Du musst nun keine Angst mehr haben.“
 

„Bitte!“ hauchte Stiles in Dereks Ohr und ließ sich rittlings auf dessen Schoß nieder: „Lass es uns einfach tun. Nur um sicher zu gehen. Ich will dich, mein Ehemann. Ich brauche dich jetzt!“

Derek hätte jetzt sagen können, dass das Ganze doch wohl ein wenig ZU schwülstig sei, ein wenig ZU pathetisch und kitschig. Er hätte sagen können, dass Stiles lediglich betrunken war und er nur deswegen so darauf beharrte, doch Derek sagte nichts von alledem und zwar deswegen, weil die Worte seines Geliebten ihm durch und durch gingen und er schlagartig nichts dringender wollte, als mit seinem Mann die Ehe zu vollziehen:

„In Ordnung. Tun wir es!“ erwiderte er also raunend.

Sie nahmen sich viel Zeit, waren verspielt wie Kinder, mal sanft wie kleine Kätzchen, mal ungestüm wie ausgelassene Welpen.

Sie waren nicht auf irgendein Ziel, sondern einzig und allein auf den gemeinsamen Moment fokussiert.

Und gerade als am Horizont die erste Morgenröte erschien und die ersten Sonnenstrahlen die Hollywood Hills küssten, sanken beide befriedigt und in einander verschlungen in ihre Kissen und versicherten einander gegenseitig wie sehr sie sich liebten.

Es dauerte nur Minuten, ehe sie ein weiteres Mal eingeschlafen waren.

Als sie das nächste Mal erwachten, stand die Sonne bereits hoch am Himmel. Ein Blick auf den Wecker auf dem Nachttisch zeigte, dass es bereits kurz nach eins war:

„Der halbe Tag ist bereits vorbei.“ stellte Stiles verschlafen fest, rollte sich auf Derek und parkte seinen Kopf in dessen Halsbeuge.
 

Der Ältere vergrub seine Finger in dessen zerzaustem Haarschopf und erwiderte:

„Na und? Das macht doch nichts. Es sind unsere Flitterwochen. Wir haben alle Zeit der Welt. Oder hast du etwa noch irgendwelche Termine, von denen ich wissen sollte?“
 

„Keine Termine. Nur Hunger wie ein Bär.“ erwiderte Stiles und platzierte einen sanften Biss am Hals seines Ehemannes:
 

„Hey, was soll das denn werden.“ lachte Derek:
 

„Es ist schon zu spät. Wir werden kein Frühstück mehr bekommen. Da muss ich eben nehmen, was ich kriegen kann.“ erklärte Stiles und schnappte gleich noch einmal zu:
 

„Du vergisst wohl, dass ich ein reicher Sack mit eigenem Koch bin. Ich kann frühstücken, wann immer ich will und nun hör auf zu beißen, sonst beiße ich vielleicht zurück.“

Von Dereks Drohung unbeeindruckt machte Stiles einfach weiter. Derek setzte sich dieses Mal jedoch zur Wehr. Ein Gerangel entstand, sie kicherten und wanden sich, eins führte zum anderen, ihr Appetit auf Frühstück war vorerst verschwunden und ersetzt durch ein Verlangen anderer Art

Und als sie dann eine Stunde später frisch geduscht und vollständig bekleidet tatsächlich doch noch an den Frühstückstisch kamen, saßen dort ihre Freunde und hatten ihre eigene, verspätete Morgenmahlzeit bereits beinahe beendet:
 

„Seht mal an, wer da kommt, die Frischvermählten. Wie sieht´s aus, ihr kleinen Perversen. Habt ihr überhaupt geschlafen, oder habt ihr euch wundgevögelt und dabei einen neuen Rekord aufgestellt?“ begrüßte Malia die beiden Männer.
 

Derek lief kirschrot an, doch Stiles ließ sich von dem frechen Mundwerk seiner Freundin nicht aus der Ruhe bringen. Er setzte sich auf ihren Schoß, stahl ein halbes Croissant von ihrem Teller und erwiderte:

„Deine Sorge um unsere Gesundheit ist rührend Teuerste, aber uns beiden geht es bestens, wir sind ausgeschlafen und dennoch in jeder Hinsicht voll und ganz auf unsere Kosten gekommen. Das einzige was ich jetzt noch will sind Kalorien.“ Und mit diesen Worten biss er herzhaft in das fettige, erbeutete Gebäckstück.

„Runter von mir, du Flittchen und nimm´ dir deinen eigenen Teller!“ lachte Malia und schob Stiles von sich.

Dieser erhob sich freiwillig, doch er berichtigte mit näselnder Falsettstimme:

„Ein guter Mann hat mich geheiratet und eine anständige Lady aus mir gemacht, also darfst du mich so nicht mehr nennen, Bitch.“
 

„Lasst den Unsinn!“ forderte Derek gespielt streng, zog Stiles neben sich auf den Stuhl und lud ihm reichlich Rührei und Speck auf den Teller: „Iss´ das! Vielleicht steht dein vorlautes Mundwerk dann endlich mal still? Außerdem brauchst du nach letzter Nacht reichlich Eiweiß und Cholesterin.“
 

Stiles grinste:

„Jetzt darf ich ja wohl nicht mehr widersprechen, was?“
 

Derek erwiderte das Lächeln und stellte fest:

„Schön wär´s, aber ich weiß zufällig ganz genau, wen ich geheiratet habe.“ Er zog seinen Mann zu einem Kuss zu sich heran:
 

„Nun schau sich einer diese Turteltäubchen an.“ kommentierte Deucalion mit einem väterlichen Schmunzeln: „Und wann geht es für euch zwei auf die große Reise?“
 

„Na ja... eigentlich direkt nach dem Essen hatte ich gedacht?“ gab Derek zurück und warf einen fragenden Blick auf Stiles.

Dieser machte große Augen:

„Es war dir also ernst damit, direkt nach der Heirat auf Hochzeitsreise zu fahren? Aber ich habe doch noch überhaupt nichts gepackt?“
 

„Natürlich habe ich es ernst gemeint. So gut müsstest du mich doch mittlerweile kennen, dass ich ein Mann bin, der zu seinem Wort steht. Machst du etwa einen Rückzieher?“ wollte Derek wissen
 

„Nein, natürlich nicht.“ beeilte sich Stiles zu versichern: „Aber... ich weiß ja gar nicht, wo es hingeht?“
 

„Das ist ja auch eine Überraschung. Aber soviel sei verraten, nämlich dass wir nicht bloß an einen einzigen Ort reisen und dort bleiben werden. Nein, ich habe verschiedene Plätze im Kopf, die ich dir zeigen möchte. Du hast einmal gesagt, dass du noch nicht viel von der Welt gesehen hast. Nun... das wird sich schon sehr bald ändern.“

„Oh- okay...?“ stammelte Stiles: „Und wie lange werden wir unterwegs sein?“
 

„Eine Weile. So lange, bis uns das Heimweh wieder nachhause ruft, würde ich sagen. Wie gefällt dir das?“ erkundigte sich der Ältere.
 

Stiles setzte ein breites Grinsen auf:

„Ich find´s toll. Lass´ mich nur schnell aufessen und dann kann´s losgehen.“ beteuerte er.
 

Und tatsächlich hatte Stiles ja momentan keine unaufschiebbaren Verpflichtungen. Das aktuelle Semester am College hatte er ohnehin längst abgeschrieben, weil die Bedrohung seines Lebens durch eine durchgeknallte Soziopathin und ein langwieriger Gerichtsprozess gegen ebendiese ihn in den letzten Monaten doch ein wenig abgelenkt hatten. Er hatte bereits so viele Vorlesungen versäumt, dass er die Zeit ohnehin nicht mehr aufholen konnte.

Und das Straßenkinderprojekt lag in den fähigen Händen von Scott, Danny und Isaac und sollten diese Stiles brauchen, so konnten sie ebenso gut auch aus der Ferne miteinander konferieren.
 

Wie sich zeigen sollte, brauchte Stiles sich über das Kofferpacken keine Sorgen zu machen, denn als er ins Schlafzimmer kam, waren seine Sachen bereits von hilfreichen Geistern bestens verstaut worden. Er musste lediglich noch ein paar persönliche Dinge zusammensuchen, auf die er in den nächsten Wochen, wenn er wo-weiß-wo-auf der-Welt weilte meinte nicht verzichten zu können und schon war er startklar.

Natürlich musste er sich nun noch ausgiebig von seinen Lieben verabschieden.

Er stattete Loba und ihrer Familie einen kleinen Besuch ab, umarmte alle und versicherte seiner kleinen Freundin, dass er immer an sie denken, auch gelegentlich anrufen und vor allem ganz bald wieder da sein werde. Das Mädchen musste im Gegenzug versprechen lieb zu sein und sich in der Schule Mühe zu geben. Sie besiegelten die Sache mit einem Pinkie-Schwur und drückten sich noch einmal ganz fest.

Dann setzte Stiles seine Abschiedstour im Haus fort. Der steife und beherrschte Greenburg erhielt eine Umarmung, jedoch nur eine ganz kurze, um den armen Kerl nicht zu überfordern. Als der Hausangestellte Stiles hinterher anschaute, wie das Kaninchen die Schlange, musste er Lachen und zerzauste dem Butler mit einem kleinen Zwinkerer die Beton-Frisur. Und zum ersten mal seit sie sich kannten, sah der frischgebackene Ehemann Greenburg ebenfalls lachen.

Der Koch Jean war der nächste, der von Stiles mit einer Umarmung verabschiedet wurde, nur das diese längst nicht so zaghaft ausfiel, wie die mit Greenburg, ganz im Gegenteil! Stiles hörte es sogar einmal kurz in seinem Inneren Knacken, weil der liebevolle Hühne ihm offenbar ganz nebenbei den Rücken eingerenkt hatte.

Nun waren Derek und Stiles auf dem Weg nach draußen, wo all ihre Freunde Spalier standen, um sich ebenfalls noch eine persönliche Verabschiedung von dem Paar abzuholen.
 

„Treibt´s nicht zu bunt und habt viel Spaß!“ forderte Deucalion, was Stiles zu der Frage provozierte:
 

„Was denn nun? Sollen wir Spaß haben, oder uns mäßigen? Entscheide dich mal, böser Wolf!“
 

Der Ältere lachte:

„Lass´ einfach meinen Freund am Leben, okay? Dann bin ich schon zufrieden.“
 

„Er ist bei mir in den besten Händen, immerhin bin ich ein Profi.“ versicherte Stiles.
 

Derek hatte unterdessen mit seiner Cousine geklärt, dass diese seine Schlangen in seiner Abwesenheit betreuen würde und Stiles mischte sich ein:
 

„Wehe wenn du Harvey verfütterst! Dann bist du fällig, Schwester!“

„Ich passe schon auf sie auf.“ versicherte Scott und die beiden Freunde legten eine Verabschiedung hin, als sei es eine Trennung auf alle Ewigkeit, bis Derek schließlich mahnte:
 

„Ihr müsst jetzt endlich mal ein Ende finden. Unser Transport kommt jeden Augenblick.“
 

Widerwillig trennten sich die Herzensbrüder von einander und Derek forderte von den zurückbleibenden Freunden:

„Versucht das Haus stehen zu lassen, während Stiles und ich unterwegs sind, sonst kann ich sehr ungemütlich werden!“
 

Die Anderen versprachen brav zu sein und nun ging es für die beiden Honeymooners nach draußen in den Vorgarten, wo bereits ihre Koffer auf sie warteten:
 

„Und nun?“ fragte Stiles und blickte sich ratlos um: „Laufen wir etwa zu Fuß, oder rufen wir uns ein Taxi?“
 

Derek grinste:

„Nicht ganz, mein Schatz. Schau mal nach oben!“
 

Und da hörte der Jüngere auch schon das näher kommende Flap-flap-flap eines Hubschraubers. Ihm gingen vor Überraschung beinahe die Augen über:

„FUUUCK! NICHT DEIN ERNST!“ rief er überwältigt aus.



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