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Schlaflos

von

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...they go together like a horse and carriage – Teil 5

Derek hätte zwar gut darauf verzichten können, doch Stiles hatte darauf bestanden, dass sie bei ihrer Hochzeit all die lächerlichen kleinen Rituale zelebrierten, die so üblich waren. Und Derek ließ nichts davon aus, weil er genau begriffen hatte, warum es seinem Geliebten wichtig war. Es war einfach so NORMAL und normal war etwas, was es in Stiles Leben lange nicht gegeben hatte. Da waren der Verlust seiner Eltern, sein Leben auf der Straße, die Art und Weise, wie er sein Geld verdienen musste und dann ihre Begegnung mit all den Umwegen, Gefahren und Katastrophen, die diese nach sich gezogen hatte. Kein Wunder, dass er sich nun einfach nach etwas durch und durch Gewöhnlichem sehnte.

Und so kam es, dass es eine Weile nach dem Eröffnungstanz Zeit für das Brautstraußwerfen wurde. Zwar gab es in diesem Fall überhaupt keine Braut und die winzigen Gebinde der beiden Männer als Sträuße zu bezeichnen war vielleicht auch ein wenig großspurig, dennoch mussten sich nun alle unverheirateten Personen hinter den Rücken der beiden versammeln, es wurde bis zehn gezählt und dann wurde geworfen.
 

Die Bräutigame blickten sich um, nur um festzustellen, dass einer der Sträuße von Malia gefangen worden war, welche sofort laut protestierte, dass sie mit Sicherheit nicht die Nächste sei, die heiraten werde, weil sie Ehe nämlich dämlich sei und eine Erfindung der Männer, um die Damenwelt auf Spur zu halten. Und bei so einem antiquierten und unterdrückerischen Brauchtum werde sie mit Sicherheit nicht mitmachen. Dieses Statement wurde von ihrer Liebsten, welche ihre Ansichten offenkundig ganz und gar nicht teilte, mit einem beherzten Nippelzwirbler, gefolgt von einem divaesquen Abgang kommentiert.

Malia jaulte kurz auf, rieb sich die malträtierten Brüste und versicherte sogleich:

„Aber Baby! Das hat doch nichts mit dir und mir und unserer Liebe zu tun!“

Dann stolperte sie hinter ihrer rotblonden Göttin her, um diese wieder zu besänftigen.
 

Das andere Sträußchen hatte der treue Greenberg gefangen, welcher sich zunächst gesträubt hatte, überhaupt an diesem Ritual teilzunehmen, weil er meinte, es würde sich in seiner Stellung doch nicht geziemen und er sich im Hintergrund zu halten habe. Stiles hatte dies mit einem : „Papperlapapp!“ zurückgewiesen und den jungen Mann dennoch zur Teilnahme genötigt.

Nun blickte der Butler schuldbewusst auf das Gebinde in seiner Hand hinab und stammelte, an Derek gewandt:

„Es tut mir leid, Sir!“

Doch sogleich war Jean Ribeaux zur Stelle, legte einen seiner massigen Arme um den Hausangestellten und säuselte:

„Pourqoi, Chéri. J'aime ça! Mir gefällte das!“

Greenberg errötete heftig.

Stiles grinste in sich hinein. Er hatte schon lange das Gefühl gehabt, dass zwischen diesen beiden klammheimlich etwas lief.
 

Die Bräutigame mochten zwar keine Juden sein, doch Stiles gefiel der Brauch des Glaszertretens und er war sicher, dass ein paar Scherben ihrer Ehe Glück bringen würden, weshalb beide als nächstes je ein in Tuch eingeschlagenes Weinglas mit dem Fuß zerstörten.

Zuletzt wurde die Hochzeitstorte angeschnitten, wobei die Frischvermählten das Messer selbstverständlich gemeinsam führten. Dann reichten sie einander ein Schnapsglas gefüllt mit Magenbitter, stürzten diesen mit verzogenen Gesichtern hinunter und entschädigten sich hierfür anschließend gegenseitig, indem sie sich mit ihren Fingern mit dem Kuchen fütterten. Das herbe Getränk und die Süße des Gebäcks standen hierbei symbolisch für die guten und die schlechten Zeiten, welche das Leben zu zweit für sie bereit halten mochte.

Nachdem all diese Rituale absolviert und sie ausgiebig für eine glückliche gemeinsame Zukunft gerüstet waren, war Derek, welcher es überhaupt nicht liebte die ganze Zeit im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, endlich entlassen und er zog sich gemeinsam mit Deucalion, Chris und Pedro an einen der Tische am Rand der Tanzfläche zurück. Auf die Männer warteten teurer Whiskey und kubanische Zigarren. Malia, welcher es nicht gelungen war ihre Geliebte wieder gnädig zu stimmen, schloss sich ihnen an, blies Rauchkringel in die Luft und schmollte in ihr edles Kristallglas.
 

Stiles hingegen tanzte; er tanzte mit den Kindern, er tanzte mit Scott, mit Allison, mit Erica, mit Lydia, mit Jean, mit den mexikanischen Haushälterinnen, er tanzte als sexy Burgerpattie eingeklemmt zwischen Isaac und Danny, oder er tanzte allein. Er strahlte, lachte, jubelte und feierte. Er war scheinbar unermüdlich, sang schräg und ausgelassen mit, er hüpfte und wirbelte herum und wenn er sich abkühlen und kurz zu Atem kommen wollte, dann schnappte er sich ein Glas Champagner und stürzte es hinunter.

Es waren viele Gläser, die er im Laufe dieses Tages leerte..

Derek wollte und konnte sich ihm nicht anschließen. Es war einfach nicht seine Art auf diese Weise zu feiern, was nicht bedeutete, dass er nicht Anteil nahm. Zwar war er mit seinen Tischnachbarn in mehr oder weniger tiefsinnige Gespräche vertieft, dennoch ließ er Stiles kaum je aus den Augen. Und was er sah, zauberte ein Lächeln auf sein Gesicht, welches bisweilen ans Debile grenzte.

Dieser kleine Verrückte dort drüben war sein Mann!

Er war der glücklichste Mensch auf Erden!
 

Es wurde sehr spät. Die Hochzeitsgesellschaft war angemessen betrunken, vollgefressen und selig, so wie es sein sollte und so zogen sie sich Einer nach dem Anderen in die vielen bereitstehenden Zimmer im Hause für die Nacht zurück. Und auch Derek nahm den erschöpften Stiles bei der Hand. Gemeinsam warfen sie noch einmal einen Blick zurück auf das mittlerweile verwaiste Chaos aus schmutzigem Geschirr, Essensresten, umgekippten Stühlen und langsam verwelkenden Blumen, ehe sie sich selbst zum Gehen wandten.

Als sie an der Tür zum Wintergarten ankamen lallte ein angetrunkener Stiles, mit einem Mal wieder putzmunter:

„Halt! Stopp! Du musst mich über die Schwelle tragen.“

Dann schüttelte er heftig den Kopf:

„Nein warte... nein ich muss DICH über die Schwelle tragen!“

Derek lachte:

„Ich wiege bestimmt vierzig Pfund mehr als du. Du KANNST mich nicht tragen, Süßer.“
 

„Doch, kann ich wohl!“ behauptete Stiles: „Ich kann dich tragen. Mh-hmm! Ja, kann ich! Komm, sitz´ auf.“ Er schwankte ein wenig und streckte auffordernd beide Arme aus:
 

„Du bist betrunken, Stiles. Und du bist furchtbar süß!“ stellte Derek fest.

Stiles grinste dümmlich. Dann streckte er den Zeigefinger in die Luft, als Zeichen, dass er eine großartige Idee hatte und rief aus:

„Ich hab´s! Ich werde dich Huckepack nehmen, Großer.“

„So, so. Aber sag´ mal, warum kann ich DICH nicht einfach über die Schwelle tragen, mein Engel?“ schlug Derek kompromissbereit vor: „Es ist doch nicht wichtig, wer wen trägt, oder etwa doch?“
 

Stiles dachte einen Augenblick darüber nach und entschied dann:

„Nö, geht nicht. Das wäre sexistisch, stereotyp und folgte heteronormativen Normen, jawohl!“
 

Derek blickte ihn verblüfft an. Dann musste er lachen:

„Na du kennst ja tolle, wichtige Worte, mein Schatz!“ lobte er: „Und wieso wäre es das?“

Darüber musste Stiles einen Moment nachdenken:

„Is´ einfach so.“ erklärte er schließlich.

Derek zog fragend die Augenbrauen hoch und so gab Stiles sich dann doch noch ein wenig mehr Mühe mit seiner Erklärung:

„Das ist so, weil du größer bist. Und schwerer. Und reicher. Und älter. Und weil ich Bottom bin.“
 

Derek seufzte schwer:

„Das klingt wie ziemlicher Unsinn, Stiles. Wir sind zwei Männer, vollkommen gleichberechtigt und ich liebe und achte dich über alle Maßen. Außerdem bin ich müde und mir wird hier draußen langsam kalt. Können wir jetzt nicht einfach reingehen? Bitte!“
 

Wieder ein heftiges Kopfschütteln von Stiles:

„Nein geht nicht! Das bringt Unglück. Jemand muss jemanden über die Schwelle tragen, jawohl! So macht man das! Das ist ein Gesetz, oder so!“

Derek begann sich die Haare zu raufen:

„Also gut, Liebe meines Lebens...“ begann er, innerlich um Geduld betend: „Wir machen es so: Ich trage dich über die Schwelle und dafür darfst du mich heute Nacht toppen. Abgemacht?“

Stiles Gesicht hellte sich auf:

„Gute Idee!“ stimmte er zu.

Dann verfinsterte sich seine Miene wieder:

„Nein, schlechte Idee. Dafür bin ich zu betrunken.“
 

„STILES...!“ mahnte Derek

Dann verkündete der Jüngere:

„Ich weiß, wie wir es machen! Ich trage dich Huckepack über diese Schwelle und dann bist du dran und du trägst mich ins Schlafzimmer.“
 

„Machen wir es so!“ seufzte Derek ergeben.
 

Das taten sie.

Und der schwankende, schwer angeheiterte Stiles schaffte es tatsächlich, seinen Ehemann hineinzuschleppen, ohne ihn fallen zu lassen, oder allzu sehr mit ihm irgendwo anzustoßen; nur ein, zwei Mal, oder so.

Im Wintergarten setzte er ihn wieder ab und küsste ihn:
 

„Na endlich! Das wäre geschafft!“ sagte Derek erleichtert. Und offenbar hatte er nicht die Absicht, bis zur Schlafzimmertür zu warten, sondern nahm Stiles jetzt schon hoch und begann ihn zu tragen.

Der Jüngere gab ein zufriedenes Seufzen von sich und versicherte mit glühenden Wangen:

„Ich bin so wahnsinnig glücklich, Derek.“

Dann schmiegte er den Kopf an die Brust seines Mannes, schloss die Augen und war eingeschlafen, noch ehe sie im Schlafgemach angekommen waren.

Ihre Hochzeitsnacht mussten sie wohl nachholen, wie es aussah, dachte Derek amüsiert bei sich, legte seinen Gatten in ihr Bett, zog ihm die Schuhe aus, öffnete behutsam dessen Krawatte und die oberen beiden Hemdknöpfe und deckte ihn zu. Dann zog er sich selbst aus, legte sich daneben und blickte mit gutmütigem Lächeln auf Stiles hinab:

„Ich liebe dich, du kleine Nervensäge!“ flüsterte er und hauchte einen zarten Kuss auf dessen Himmelfahrtsnase.



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