Schlaflos von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 57: Am Ende wird alles gut ---------------------------------- „Ich begreife nicht, wieso?“ Derek klang erschöpft: „Was hatte Kate gegen meine Familie? Die Hales, und die Argents sind seit Generationen befreundet. Wieso hat sie uns plötzlich alle tot sehen wollen?“ Stiles zuckte hilflos mit den Schultern: „Ich denke, so war es möglicherweise auch gar nicht. Dieser Brunski ist komplett irre, verstehst du, Babe? Ich konnte bei unserem Gespräch nicht wirklich nachvollziehen, was in seinem Kopf vorging, aber so wie ich es verstanden habe, ging um eine Sache zwischen Kate und deiner Mutter. Mit dem Rest deiner Familie hatte das scheinbar gar nichts zu tun. Brunski hat sich so ausgedrückt, dass er „über das Ziel hinausgeschossen“ sei. Er... uhm... ich denke, es war am Ende die reine Mordlust, die ihn überkommen und ganz einfach Besitz von ihm ergriffen hat. Hör es dir selbst an!“ Stiles schluckte trocken und spielte Derek die Aufnahme von seinem gestrigen Gefängnisbesuch vor. Es war so unglaublich bitter, seinen Geliebten nun erneut mit jenen Ereignissen zu konfrontieren, die zum Tod seiner Familie geführt hatten. Jetzt musste der arme Kerl das Ganze noch ein weiteres Mal durchleben! Derek schluckte trocken. Seine Augen waren weit aufgerissen und glasig: „Aber zwischen meiner Mutter und Kate hat es keine Feindschaft gegeben.“ murmelte er ratlos: „Im Gegenteil, sie war eher so etwas wie eine Ratgeberin für Kate, beinahe eine Art Mutterersatz, nachdem ihre eigene nicht mehr da war.“ Stiles nickte nachdenklich: „Kannst du dich eigentlich noch an damals erinnern, als Kate in die Psychiatrie gekommen ist? Es muss doch irgendwie damit zusammenhängen, denkst du nicht? War deine Mutter vielleicht für ihre Einweisung verantwortlich und Kate wollte sich rächen? Kann es etwas in dieser Art gewesen sein?“ Derek schüttelte energisch den Kopf: „Nein, damit hatte Mum überhaupt nichts zu tun. Chris hat die Einweisung unterschrieben und Kate war damit auch einverstanden. Sie war damals vollkommen am Boden. Ihr Vater Gerard war gerade gestorben und der war...“ er stockte: „Rückblickend denke ich, ihr Vater war möglicherweise der Einzige, der Kate jemals wirklich etwas bedeutet hat. Was Chris uns vor einer Weile erzählt hat, ist vermutlich wahr: Gerard Argent war ein erbarmungsloser, rücksichtsloser Despot und Kate ist voll und ganz sein Geschöpf. Als er gestorben ist, muss wortwörtlich ihre ganze Welt in sich zusammen gestürzt sein.“ Stiles runzelte die Stirn: „Wie ist dieser Gerard eigentlich gestorben?“ wollte er wissen: „Es war Krebs. Erst war er in seinen Lungen, doch schon bald war er überall in seinem Körper und hat ihn förmlich aufgefressen. Das Verrückte war, dass der alte Mistkerl einfach nicht loslassen wollte. Er hatte unerträgliche Schmerzen, die auch mit den besten Medikamenten nicht vollständig in den Griff zu bekommen waren. Ich habe ihn einmal im Krankenhaus besucht. Jeder Atemzug war für ihn zuletzt bloß noch ein Kampf und dennoch schien er irgendwie fest daran zu glauben, dass er am Ende doch noch geheilt werden würde; natürlich vollkommen entgegen der Prognosen all seiner Ärzte! Als er dann schließlich doch noch verstarb, war es eigentlich so etwas wie eine Gnade.“ resümierte Derek. Sein Blick lag auf seinem Geliebten, welcher angestrengt zu grübeln schien: „Und was, wenn Gerard gar keines natürlichen Todes gestorben wäre?“ fragte Stiles und Derek konnte praktisch sehen, wie es hinter der Stirn seines Geliebten ratterte: „Wir wissen, dass Kate eine Giftmischerin ist. Was wenn sie es nicht mehr ertragen konnte, ihren Vater leiden zu sehen? Und was, wenn deine Mutter das herausgefunden hätte? Vielleicht hat Kate es ihr sogar in einem Moment der Schwäche selbst gesagt? Doch einen sterbenden Mann zu töten ist trotzdem Mord. Vielleicht hat deine Mutter versucht, Kate dazu zu bringen, ein Geständnis gegenüber der Polizei abzulegen? Oder sie hat angedroht, selbst zu den Cops zu gehen? Kate wäre vielleicht in den Knast gekommen? Da wäre dann ja wirklich einiges zusammen gekommen: Sie war verzweifelt aufgrund des Verlustes ihres Vaters, aufgrund ihrer Tat und auch angesichts des Drucks, den ihre Mitwisserin auf sie ausübte. Sie bricht zusammen, kommt in die Klinik und dort trifft sie diesen Irren, der ihr auf der Stelle vollkommen verfallen ist. Sie sieht einen Ausweg für sich, setzt ihn auf deine Mutter an und das Unheil nimmt seinen Lauf?“ Derek schluckte hart: „Fuck! Das klingt irgendwie verdammt plausibel.“ murmelte er: „Meinst du, so ist es gewesen?“ Stiles zuckte ratlos mit den Schultern: „Möglicherweise? Es ist nur eine Theorie.“ Die beiden Männer saßen soeben bei einem reichlich verspäteten Lunch, oder einem verfrühten Dinner, je nachdem, wie man es sehen wollte, als Greenburg Besuch ankündigte. Es war Malia, die jetzt erst von der Polizeistation zurückkehrte. Zur Erleichterung der beiden Männer, sah ihr Auge schon wieder ein wenig besser aus. Sie hatte mittlerweile zwar ein tüchtiges Veilchen, aber immerhin war die Schwellung fast vollständig zurückgegangen. Malia hockte sich neben Derek und begann sogleich, sich von dessen Teller zu bedienen. Dieser schob ihr klaglos seine Portion hin, mit den Worten: „Kannst alles haben. Ich habe nicht so recht Appetit.“ Das ließ Malia sich nicht zweimal sagen und machte sich sogleich darüber her. Stiles warf einen sorgenvollen Blick auf seinen Geliebten, ehe er die Freundin fragte: „Und? Wie war´s?“ Mit vollem Mund, weil sie scheinbar richtig ausgehungert war, fing Malia an zu berichten: „Die haben Kate in eine Zelle befördert und ich durfte aussagen. Stundenlang immer wieder dieselben saublöden Fragen, ohne dass mir auch nur einmal jemand ein Sandwich angeboten hätte, oder so?“ schmatzte Dereks Cousine empört: „Wenn die Bullen so mit wertvollen Zeugen umgehen, müssen die sich ja auch nicht wundern, wenn niemand gern mit ihnen zusammenarbeitet. Und der Inspektor, ein Blödmann namens Hayes oder Haynes, der den Fall untersucht, ist ja wirklich ein echtes Schätzchen! Guckt einen an, als sei man selbst die Verbrecherin! Der hat mich immer wieder gefragt, warum ihr beide ihm denn nicht von Anfang an gesagt hättet, dass ihr Kate verdächtigt, damals als ihr bei ihm gewesen seid und was ihr denn wohl vor ihm zu verbergen hättet.“ „Und was hast du ihm geantwortet?“ fragte Stiles ein wenig nervös: „Na was wohl? Dass ihr es damals noch nicht gewusst hättet und dass es eigentlich SEIN Scheiß-Job wäre, so etwas herauszufinden. Und dann habe ich noch gesagt, dass ihr es ja auch erst durch eure eigenen Nachforschungen erfahren habt und euch dabei in Lebensgefahr gebracht habt, während er zu beschäftigt damit war, Taschenbillard zu spielen und Donuts zu fressen!“ schnaubte Malia: „Ich habe übrigens Chris Bescheid gesagt. Immerhin ist die Killer-Queen seine Schwester. Er hatte einen Rechtsanwalt dabei. Hoffe, das war okay?“ „Sicher!“ bestätigte Derek matt: „Auch jemand wie Kate hat das Recht auf einen Anwalt.“ Stiles atmete ein wenig auf und wollte wissen: „Und wann müssen wir nun zur Wache und unsere Aussagen machen.“ „Eigentlich wollte der Inspektor, dass ihr heute noch vorbeikommt, aber ich habe ihm genug geliefert um Kate vorläufig festzuhalten. Ich habe ihm gesagt, ihr müsst euch erst einmal von dem Schock erholen und habe ihm versprochen, dass ihr morgen früh vorbeikommt, gut ausgeschlafen und mit gewaschenen Ohren und dann eure Zeugenaussagen macht. Und er hat ja auch schon diese Tonbandaufnahmen, die dieser Kleinstadt-Deputy ihm zugeschickt hat. Damit hat er doch wohl erst einmal genug zu tun.“ erklärte Malia. Stiles beobachtete belustigt, wie seine Freundin den Teller in die Hand nahm, um die köstliche Dijon-Soße aufzulecken, wie eine Katze: „Ich lasse dir noch etwas aus der Küche bringen.“ versprach Derek: „Viel Soße!“ forderte seine Cousine. „Alles was du willst! Danke dir! Nein wirklich, danke für alles!“ erklärte Derek nun beinahe feierlich: „Ohne dich wären Stiles und ich jetzt sicherlich schon tot.“ Der Nachschlag kam prompt und Dereks Cousine langte tüchtig zu. Im Nu war der Teller : „Kein Ding!“ behauptete sie salopp, fläzte bequem auf ihrem Stuhl und rieb sich zufrieden den Bauch: „Aber ich schätze, ich muss wohl mal wieder gehen. Lydia wundert sich bestimmt schon, wo ich stecke.“ „Warte noch!“ forderte Derek und richtete sich in seinem Stuhl auf. Stiles merkte auf, denn da war plötzlich eine deutliche Veränderung an seinem Partner wahrnehmbar. Sein Blick war wieder klar, seine Energie und Körperspannung waren zurückgekehrt und da war mit einem Mal eine völlig neue Entschlossenheit. Was mochte das wohl bedeuten? „Warum rufen wir Lydia nicht an und fragen sie, ob sie stattdessen lieber hierher kommen möchte?“ fragte Derek: „Warum fragen wir sie nicht alle, ob sie vorbeikommen wollen? Stiles und ich könnten sicherlich beide ein wenig Gesellschaft vertragen und dann könnten wir auch gleich all unsere Freunde auf denselben Stand bringen, was es Kate betrifft. Was haltet ihr davon?“ „Ja, gute Idee!“ bestätigte Stiles, der sich vor allem begeistert auf diesen Gedanken stürzte, weil er Derek so zu gefallen schien und sie ihn endlich wieder aus seiner Erstarrung hatte erwachen lassen. „Klar warum nicht?“ bestätigte auch Malia und so starteten die Drei einen Rundruf. Derek hatte seinen Koch angewiesen, ein Buffet für ein Dutzend Leute zuzubereiten; eine Aufgabe, auf welche sich Jean Ribaux sogleich begeistert gestürzt hatte, denn im Grunde war er in Dereks Haus, wo er für gewöhnlich lediglich für eine oder bestenfalls zwei Personen kochen durfte, hoffnungslos unausgelastet. Ihre Freunde tauchten nach und nach in Dereks Villa auf. Scott war der Erste und das Wiedersehen zwischen ihm und seinem besten Freund ging Derek einfach ans Herz. In diesem Moment wusste er, er würde seinen Mann wohl niemals vollständig für sich allein haben, aber das war irgendwie okay. Die beiden Freunde umarmten einander so fest, das man als Außenstehender fürchtete, sie könnten sich gegenseitig die Rippen brechen. Sie lachten, plapperten immer wieder zugleich los, weil sie sich so viel zu erzählen hatten, wirbelten herum, wie junge Hunde und ließen sich schließlich eng zusammengekuschelt auf eines der Sofas plumpsen. Derek lächelte leise in sich hinein und fragte sich im Stillen, wie es wohl sein musste, eine solche Freundschaft zu haben? Lydia, Danny und Isaac waren die nächsten, die eintrafen, dicht gefolgt von Deucalion und Erica und gegen halb neun am Abend kam auch Chris dazu. Er blieb irgendwie unschlüssig im Türrahmen des Wohnzimmers stehen und fragte Derek unbehaglich: „Ist es überhaupt in Ordnung, wenn ich hier bin?“ Derek erhob sich aus dem Sessel, indem er gesessen hatte, kam zu ihm hinüber und reichte ihm die Hand: „Sicher ist es okay! Du bist mein Freund. Du bist nicht verantwortlich für das, was deine Schwester getan hat und ohne deine Hilfe wären wir jetzt tot.“ „Die Platzpatronen.“ murmelte Chris verlegen mit einer wegwerfenden Geste: „Die waren Malias Idee. Ich habe sie bloß besorgt, weil ich nun mal von Berufs wegen an der Quelle sitze. Das war doch gar nichts!“ „Nein, ich meine nicht bloß die Munition, sondern einfach alles! Du warst loyal uns gegenüber, obwohl es hier um deine Schwester ging und hast uns die ganze Zeit geholfen. Danke! Diese Situation war sicher nicht leicht für dich.“ erwiderte Derek mitfühlend: „Nein, war es nicht.“ gab Chris zu: „Aber das Schwerste kommt erst noch. Ich habe meiner Allison noch nicht gesagt, dass ihre Tante jetzt im Gefängnis sitzt und ich weiß auch beim besten Willen nicht, wie ich das anstellen soll? Sie glaubt doch, Kate hätte den Mond aufgehängt! Allison weiß gar nichts darüber, was ihre Tante für ein Miststück ist!“ „Ruf´ sie an und bestell´ sie her. Wir sagen es ihr gemeinsam. Allein würde sie es dir vielleicht sowieso nicht glauben.“ schlug Derek vor und Chris nickte dankbar. Kurz nach einundzwanzig Uhr war dann auch Allison eingetroffen und die Anwesenden zogen um in den großen Speisesaal, wo bereits für sie eingedeckt und überreichlich aufgetischt worden war. Während alle anderen sich bedienten und es sich schmecken ließen, bemerkte Stiles dass Derek nervös auf seinem Stuhl herumzurutschen begann. Er blickte ihn fragend an, doch sein Freund schenkte ihm lediglich ein kleines Lächeln und stürzte sein zweites Glas Rotwein hinunter. Als endlich alle gesättigt waren, erhob sich der Hausherr, klopfte mit einer Gabel an sein leeres Glas, räusperte sich und begann zu sprechen: „Ich bin sehr froh, dass ihr alle heute Abend hier versammelt seid. Ihr wisst ja, dass hinter Stiles und mir einige sehr zermürbende Wochen liegen. Einige von euch haben wir in dem Glauben gelassen, wir hätten uns getrennt. Wieder andere haben erraten, dass dies nicht der Wahrheit entsprach.“ Er blickte dabei seine Cousine Malia an: „Wir entschuldigen uns dafür, dass wir euch getäuscht haben, doch bitte glaubt uns, dass dies aus einem gutem Grund geschah. Wie ihr alle wisst, hat es mehrere Anschläge auf Stiles Leben gegeben. Wir wussten nicht mit Gewissheit, wer dafür verantwortlich war, hatten jedoch einen schlimmen Verdacht, also haben wir versucht, diese Person zu überführen und es ist uns schlussendlich auch gelungen. Die Täterin ist mittlerweile in Haft. Der Grund, euch nicht gleich in alles einzuweihen war der, dass die Verdächtige aus meinem Nahumfeld stammt. Wir hatten Angst, dass irgendwer sich aus Versehen verraten könnte, wenn es zu viele Mitwisser gäbe. Das Ganze musste glaubwürdig aussehen, weil wir Stiles aus dem Schussfeld herausnehmen mussten.“ Alle am Tisch lauschten Derek aufmerksam und diesem entging nicht Allisons plötzlich Unruhe und ihr Stirnrunzeln, als ahne sie bereits, worauf das alles hinausliefe: „Die Person, die Stiles nach dem Leben getrachtet hat, hätte uns heute morgen um ein Haar beide ermordet. Der einzige Grund, dass wir noch leben, ist das entschlossene Eingreifen meiner Cousine Malia. Dafür möchte ich dir hier noch mal vor allen Anwesenden in aller Form danken. Was du getan hast war unwahrscheinlich mutig und dein ganzes Vorgehen war auch wirklich sehr clever. Vielen Dank, Liebes!“ „Ich sag´ doch, das war nichts!“ behauptete Malia mit einer abwehrenden Handbewegung: „Konnte euch schließlich nicht abkratzen lassen, oder? Also... kein Ding!“ Stiles wurde es warm ums Herz, als er sah, wie sich ein zartrosa Schimmer der Verlegenheit auf das Gesicht seiner, sonst so toughen, selbstsicheren Freundin legte und er beugte sich zu ihr hinüber, um ihr einen kleinen Kuss auf die Wange zu drücken, wobei er sorgfältig darauf achtete, nicht die Hämatome zu berühren, die sie von dem Kampf am Morgen davongetragen hatte: „Nun werd mal nicht komisch, Stilinski!“ murmelte sie schamhaft und Stiles schüttelte mit einem gutmütigen Lächeln den Kopf über sie. Derek holte tief Luft und sprach mit belegter Stimme weiter: „Insbesondere für Allison wird das, was ich als nächstes zu sagen habe ein großer Schock werden und es tut mir leid Süße, dass ich dir das nicht ersparen kann: Die Person, die Stiles nach dem Leben getrachtet hat, ist deine Tante Kate und sie wird wohl wegen Mordes, Anstiftung zum Mord und versuchten Mordes verurteilt werden.“ Einen Augenblick lang war es vollkommen still im Raum. Dann sprang Allison auf und protestierte: „WAS? SEID IHR VERRÜCKT GEWORDEN? NEIN!“ Sie holte tief Luft und fuhr dann ein wenig ruhiger fort: „Nein, das ist nicht wahr! Das kann nicht wahr sein! Das muss alles ein furchtbarer Irrtum sein! Dad! Unternimm´ doch etwas!“ Scott wandte seine gesamte sorgenvolle Aufmerksamkeit seiner Freundin zu, bereit einzugreifen, doch noch hielt er sich zurück. Chris Argent erhob sich nun ebenfalls und legte die Arme um seine Tochter: „Liebling, hör mir zu! Es tut mir leid, aber es ist wahr und das lässt sich auch beweisen!“ Allison schüttelte ihren Vater ab und blickte ihn verständnislos an: „Wie kannst du so etwas sagen!“ fragte sie und klang dabei furchtbar verletzt: „Kate ist doch keine Mörderin! Sie ist deine Schwester, Dad! Ich kenne sie mein Leben lang.“ Argent atmete tief und erwiderte betont ruhig: „Und ich kenne Kate seit ihrer Geburt, Liebes. Ich habe sie Zeit ihres Lebens bereits furchtbare Dinge tun sehen, um ihren Willen zu bekommen. Und heute Morgen hat sie eine Waffe auf Derek und Stiles gerichtet und versucht, die beiden zu erschießen, was ihr auch gelungen wäre, wenn wir die Munition nicht gegen Blindgänger ausgetauscht hätten. Und schau dir einmal Malias Gesicht an! Das war ebenfalls Kate. Und dann ist da dieser Mann, der Dereks Familie getötet hat. Er hat gestanden, dass er von Kate sozusagen dazu angestiftet wurde, es zu tun. Kate hat einen jungen Mann, den sie für Stiles gehalten hat mit Gift getötet. Die Polizei ist soeben dabei, Beweise dafür zu finden. Ich weiß, diese ganzen Dinge klingen furchtbar, aber es ändert leider nichts daran, dass es wahr ist, Ally!“ Allison war furchtbar blass geworden. Mit einem Ausdruck fassungslosen Entsetzens schüttelte sie leicht den Kopf. Dann rannte sie einfach hinaus. Chris folgte ihr, dicht gefolgt von Scott. Die anderen blickten ihnen mit betretenen Mienen hinterher. Allison hatte sich in den dunklen Wintergarten geflüchtet und sich mit, an die Brust gezogenen Knien in einem der Pfauenthrone zusammengerollt. Chris zog sich ebenfalls einen der Korbstühle heran und blickte seine Tochter aufmerksam und mitfühlend an. Scott blieb in der Tür stehen, als traue er sich nicht näher zu kommen. „Wieso hast du nie etwas gesagt, Dad? Bin ich nur ein dummes Kind, dem man nicht die Wahrheit sagen kann?“ Allisons Stimme bebte vor Zorn. „Hör mal, Liebling...!“ begann Chris Argent sanft: „Ich wusste früher, als du jünger warst doch auch noch nicht, zu was deine Tante alles fähig ist. Natürlich war mir klar, dass sie skrupellos sein kann, aber von diesem Ausmaß dass sich nun gezeigt hat, hatte ich auch keine Ahnung und ich schäme mich! Wie kann ich an Derek und Stiles je wieder gutmachen, was ein Mitglied meiner eigenen Familie ihnen angetan hat? Du weißt doch, wie dein Großvater sein konnte, oder nicht? Und Kate...? Sie hat immer alles getan, um ihm zu gefallen. Als dein Vater habe ich es immer für meine Pflicht gehalten, die Bosheit und Gewissenlosigkeit von dir fern zu halten, zu der meine Familie fähig war. Du warst von Anfang an so gut, liebevoll, fürsorglich und freundlich. Es kam mir beinahe wie ein Wunder vor, dass ein Mensch wie du diesem verkommenen Stammbaum entspringen könnte. Du machst mich so wahnsinnig stolz, mein Kleines!“ Allisons Augen hatten sich mit Wasser gefüllt und nun kullerten dicke Tränen über ihr Gesicht: „Wenn Kate wirklich so gefährlich war, wieso hast du dann zugelassen, dass ich völlig ahnungslos bin und hast mich mit ihr Umgang haben lassen, hm?“ fragte sie mit Trotz in der Stimme. Ihr Vater seufzte: „Kate Argent hat dich gern, sofern das jemandem wie ihr überhaupt möglich ist, Allison. Ich hatte immer ein Auge auf euch beide, aber sie war keine Gefahr für dich. Und deine Ahnungslosigkeit war dein Schutz, verstehst du? Du warst ihr nicht im Weg, konntest sie nicht verraten und somit gab es für Kate auch keinen Grund, gegen dich vorzugehen.“ bedrückt fügte Chris hinzu: „Es tut mir leid, Liebling. Ich wünschte, du müsstest das alles nicht durchmachen. Ich wünschte ich hätte dir eine bessere Herkunft zu bieten.“ Allison senkte den Kopf. Sie seufzte schwer und dann legte sie die Hand an die Wange ihres Vaters: „Nicht, Dad! Wenn ich wirklich so gut und lieb bin, wie du sagst, dann habe ich das wohl von dir geerbt.“ Sie drückte Chris einen Kuss auf die Stirn. Nun wandte sie sich Scott zu und musterte ihn eindringlich: „Sag´ mal, du hast doch sicher auch die ganze Zeit alles gewusst, oder etwa nicht? Wieso hast du nichts zu mir gesagt, hm?“ „Es tut mir wirklich leid, Allison!“ erwiderte Scott mit schuldbewusst gesenktem Kopf: „Du weißt ich liebe dich von ganzem Herzen, aber Stiles ist mein Bruder! Ich hatte Angst dass er stirbt, verstehst du das?“ Allison seufzte und streckte dann ihre Hand aus, damit ihr Gefährte zu ihr käme. Scott kam der unausgesprochenen Aufforderung nach, kniete sich vor seine Liebste hin, blickte sorgenvoll zu ihr hinauf und nahm ihre Hände in seine. „Ich begreife das Ganze noch gar nicht?“ seufzte sie hilflos. Nun schaltete sich Chris wieder ein: „Ich weiß, Schatz! Das ist alles wirklich ein bisschen viel, oder? Ich bin nur froh, dass Derek und Stiles nichts Schlimmeres passiert ist. Sie haben eine wirklich harte Zeit hinter sich.“ Allison nickte und dann erhob sie sich kurzentschlossen: „Lasst uns zu den anderen zurückkehren!“ forderte sie und setzte sich in Bewegung. Verdutzt folgten ihr nun auch ihr Freund und ihr Vater. Die Anderen saßen immer noch im Esszimmer zusammen und als die Drei zurückkehrten, brachen die Gespräche ab und alle Augen richteten sich gespannt auf sie. Allison räusperte sich und erklärte dann: „Tut mir leid, dass ich vorhin einfach so weggerannt bin. Ich bin nun wieder in Ordnung. Sie lief hinüber zu Derek und legte die Arme um ihn: „Ich weiß nicht, was ich sagen soll? Das alles tut mir so furchtbar leid!“ murmelte sie: „Ist in Ordnung, Liebes! Das muss es nicht!“ versicherte dieser: „Ist doch nicht deine Schuld.“ Am Ende war es Malia, welche die Stille, die im Raum entstanden war durchbrach und verkündete: „Also gut Leute. Das schreit nach einem Friedenspfeifchen.“ Sie zückte einen großen Joint, zündete ihn an und schickte ihn grinsend auf die Reise. Das war genau das, was die angespannte Stimmung im Raum aufzulockern vermochte; nämlich dass jemand der Gruppe ganz einfach die dazu Erlaubnis erteilte. Derek blickte erleichtert in die Gesichter seiner Freunde, während seine Finger nervös an der kleinen Ringschachtel in seiner Hosentasche herumnestelten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)