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Schlaflos

von

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At last

Stiles hatte erst sehr spät in der vergangenen Nacht Schlaf gefunden, denn er war einfach zu aufgeregt gewesen. Als der Radiowecker ihn an diesem Morgen um acht Uhr jedoch mit „At Last“ von Etta James weckte, war er dennoch guter Dinge. Er drehte die Musik lauter, sang trotz seiner, vom Schlafen rostiger Stimme mit und sprang ohne Umwege unter die Dusche. Anschließend versorgte er zunächst seine Häschen mit Heu, Frischfutter, Wasser und natürlich einer Extra-Portion Liebe, ehe er auch sich selbst ein kleines Frühstück zurechtmachte. Er bekam nicht wirklich viel herunter, was ganz offensichtlich an seinem dummen Herzen lag, welches heftig klopfend seinen gesamten Brustkorb auszufüllen schien und seinen Magen und alles andere, was sich ansonsten darin befand verdrängte.
 

Als um fünf vor neun die Türklingel ging, flitzte er so rasch los, als würde er in Flammen stehen. Dann hielt er jedoch noch einmal kurz inne, um durch Türspion zu schauen. Über einen längeren Zeitraum das Ziel von mörderischen Absichten einer Soziopathin gewesen zu sein, hatte ihn wohl irgendwie misstrauisch gemacht.

Durch die verzerrende Linse erkannte Stiles seinen Geliebten, welcher den Arm voller roter Rosen hatte.

Stiles biss sich auf die Unterlippe. Das war so altmodisch, übertrieben, kitschig... und großartig. Das war sein Mann!

Er riss überschwänglich die Tür auf:
 

„Endlich!“

Dereks Stimme klang genau so erschöpft, wie er aussah.
 

Stiles zog ihn ohne Umschweife ins Innere seines Apartments, klappte die Tür hinter ihm zu, nahm ihm die Blumen ab, um sie beiseite zu legen und zog ihn fest in die Arme:

„Ja, endlich!“ bestätigte er und sog den vertrauten, geliebten Duft seines Gefährten ein. Und da hatte er zum ersten Mal seit Wochen wieder das Gefühl, Luft zu bekommen: „Ich lasse dich dich nie wieder los!“ hauchte er in das Ohr des Älteren.
 

„Einverstanden!“ bestätigte Derek, hob Stiles Kinn sanft mit Daumen und Zeigefinger, legte seine Lippen auf die seines Liebhabers und all´ die Sehnsucht, die sich in den letzten Wochen in ihm angestaut hatte, floss in diesem Kuss.
 

„Wow!“ keuchte Stiles hinterher atemlos und mit weichen Knien: „Wo ist das denn alles hergekommen?“
 

„Es war eben wirklich schrecklich ohne dich! Du hast mir so wahnsinnig gefehlt!“ rechtfertigte sich Derek, tatsächlich ein klein wenig verlegen.
 

„Tut mir echt leid!“ murmelte Stiles.

Sein Mund suchte ein weiteres Mal den seines Gefährten und dann fragte er: „Willst du erst einmal die Tour?“

Er machte eine übertrieben weitschweifige Geste, mit welcher er sein winziges, bescheidenes Apartment präsentierte.
 

Derek nickte; ein mattes, kleines Lächeln auf seinen Lippen.
 

Stiles schnappte sich die Rosen und führte Derek herum.

Die erste Station war die enge Küche, wo es nichts weiter zu sehen gab, als einen Hängeschrank, ein kleines Spülbecken, zwei Herdplatten und ein Tischchen mit wackligen Stahlrohrstühlen.
 

„Nett!“ behauptete Derek, dessen begehbarer Kleiderschrank allein bereits größer war, als diese gesamte Wohnung.
 

Stiles, der gerade eine hohe, schmale Schüssel aus dem Schrank genommen hatte, um die Blumen hineinzustellen, blickte sich über seine Schulter um und grinste milde zu dem heroischen Versuch Dereks, etwas Freundliches zu seiner Bleibe zu sagen:

„Die sind wunderschön!“ kommentierte er und fügte, auf die Rosen deutend, grinsend hinzu: „Und sie werten diese Bude echt auf.“
 

„Du findest es albern, stimmt´s?“

Derek ließ den Kopf hängen.
 

Stiles lachte und zog ihn zu einem Kuss heran:

„Wann habe ich das denn gesagt, du dummer Kerl?“
 

Derek zuckte mit den Achseln.
 

„Komm, ich zeige dir den Rest!“ schlug Stiles munter vor, nahm seine Hand und zog ihn hinter sich her.

Viel zu sehen gab es nicht gerade. Das klaustrophobische Badezimmer besaß eine Duschwanne, welche man nur erreichte, indem man über die Kloschüssel hinweg stieg und wenn man auf der Toilette saß, hatte man das winzige Waschbecken direkt vor der Nase. Welcher Hobby-Klempner sich hier auch immer ausgetobt hatte, er hatte ganz offensichtlich, ganz nach dem „Tetris“-Prinzip gearbeitet und keine einzige Lücke verschenken wollen.
 

Anschließend warfen die beiden Männer noch einen raschen Blick in das Kaninchenzimmmer, doch die Nager starrten die Eindringlinge lediglich misstrauisch an und es war offensichtlich, dass sie gerade überhaupt kein Interesse an Besuch hatten und so zogen sich die Zweibeiner eben höflich wieder zurück und beendeten ihre kleine Tour in Stiles Schlafzimmer, in welchem sich nichts weiter als ein Bett, ein Einbauschrank und ein alter, auf einem kleinen, wackligen Hocker thronender Röhrenfernseher befanden.
 

„Du weißt doch, dass ich dir liebend gern Geld für eine viel größere und schönere Wohnung gegeben hätte, oder nicht Stiles?“ fragte Derek und ließ sich auf der Bettkante nieder:
 

„Und du weißt, dass ich nicht gern Geld von dir nehmen mag, richtig Babe?“ erwiderte der Jüngere sanft und hockte sich daneben: „Außerdem hatte ich doch alles, was ich brauchte. Ich benötige nicht viel. Und die Enge hier hat mir irgendwie ganz gut getan. Sie hat mir Sicherheit gegeben, wie eine Art Höhle, verstehst du? Ich habe mich gefühlt, wie ein Tier, dass man von seinem Rudel getrennt hat und hier konnte ich mich verstecken.“
 

„Tut mir leid, dass du so allein warst!“ murmelte Derek traurig:
 

„Das muss dir nicht leid tun. Es ist ja meine eigene, dumme Idee gewesen.“ gab Stiles zurück: „Es tut MIR leid, dass du dich mit Kate abgeben musstest. Ich weiß, wie schlimm das für dich gewesen sein muss. Ich sehe es dir an, du siehst erledigt aus. Hast du eigentlich abgenommen?“
 

Derek zuckte mit den Achseln:

„Mir war oft übel.“ gab er kleinlaut zu:
 

„Oh Baby, entschuldige! Das tut mir so leid! Ich hatte mir das nicht gut überlegt. Verzeihst du mir?“ fragte Stiles bestürzt.
 

„Nicht doch, Stiles! Es gibt nichts, wofür du dich schuldig fühlen müsstest. Wir mussten doch etwas unternehmen. Es konnte ja schließlich nicht immer so weitergehen, bis Kate dich am Ende doch noch erledigt.“ erwiderte der Ältere fest.
 

Stiles seufzte:

„Soll ich dir nun eigentlich erzählen, was ich herausgefunden habe?“ fragte er missmutig: „Aber ich sage dir jetzt schon, es ist heftig und es wird dir nicht gefallen.“
 

„Nein, warte noch! Erzähl´s mir hinterher! Zuerst will ich unser Wiedersehen feiern und die verdammte Kate aus meinem System bekommen. Hilfst du mir dabei?“ wollte Derek wissen.

Er musterte seinen Geliebten mit einem hungrigen Blick:
 

„Aber sicher. Ich kümmere mich darum!“ versicherte Stiles, hockte sich rittlings auf den Älteren und schob ungeduldig die Hände unter dessen Kleidung.

Sie sollten das hier jetzt wirklich genießen fand er, denn es war ungewiss, was mit Derek geschehen würde, wenn er erst einmal die ganze Geschichte kannte:

„Ich will dich!“ hauchte er in sein Ohr: „So wie beim allerersten Mal, okay?“
 

Derek wurde seine Jeans bei der Erinnerung an damals schlagartig zu eng. Er nickte und begann eilig damit, sich selbst und Stiles zu entkleiden. Als er dem Jüngeren die Hose von den Hüften zog, entdeckte er die neue Tätowierung und seine Augen wurden groß vor Überraschung:

„Wann?“ fragte er verblüfft und starrte auf die kleine Triskele, platziert rechtsseitig zwischen Stiles Hüftknochen und seiner Scham. Es war eine Miniaturversion Dereks eigener, welche er zwischen Seinen Schulterblättern trug:
 

„Gestern erst!“ gab Stiles errötend zurück und fragte ein wenig unsicher: „Gefällt es dir nicht?“
 

„Was? Doch! Ich finde es unwahrscheinlich heiß! Aber warum? Wie bist du auf die Idee gekommen.“
 

„Du weißt warum.“ erwiderte Stiles leise.
 

Dereks Lächeln wurde sanft und zärtlich:

„Ja, ich schätze, ich weiß es. Danke, Baby!“ flüsterte er und hauchte einen Kuss, zart wie ein Windhauch auf die frische Wunde.
 

Als sie sich liebten, wurde es dann doch nicht wie bei ihrem ersten Mal. Der wesentliche Unterschied war, dass sie damals noch kein Paar gewesen waren. Stiles war seinerzeit nervös gewesen, hatte sogar ein klein wenig Angst gehabt, als er sich Derek so vollkommen ausgeliefert hatte, denn er hatte nicht gewusst, was auf ihn zukam.

Damals war seine Hingabe wie eine Mutprobe gewesen, doch jetzt entstand sie vollkommen organisch, war ein natürlicher Ausdruck seines Vertrauens. Er wusste, dass ihm hier niemals etwas Böses geschehen konnte, dass ihm nicht wehgetan werden würde und das jede Berührung, jeder Blick, jeder Kuss ein Ausdruck von Liebe war.

Sex mit Derek war mit nichts, was Stiles in seinem früheren Leben erfahren hatte zu vergleichen. Das waren zwei völlig unterschiedliche Dinge und so oft sie es auch noch tun wurden, er wusste, er würde nie genug davon bekommen.
 

Stiles kniete am Kopfende des Betten, hielt sich dort fest und verrenkte sich beinahe den Hals, um Derek anschauen oder küssen zu können. Am Liebsten taten sie es so, dass sie einander zugewandt waren, doch darauf verzichteten sie heute mit Rücksicht auf das frische Tattoo.
 

Die Luft um das Paar schien zu knistern und zu flirren und das lag nicht nur an der Hitzewelle, die Kalifornien noch immer im Griff hatte.
 

Derek griff um Stiles herum nach vorn und er ließ seine Hand dessen Bauch hinab zu seiner Mitte wandern, um ihn mit geübten Fingern zum Wahnsinn zu treiben.

Stiles griff um Derek herum nach hinten, um ihn an sich heranzuziehen und ihn so noch tiefer in sich spüren zu können.
 

Den beiden verlangte es in diesem Moment nach nicht weniger, als vollkommener Verschmelzung, danach die Grenzen des eigenen Egos für einen kurzen, kostbaren Moment zu überwinden und Eins zu werden, was eine Weile später in einem heftigen, explosionsartigen, gemeinsamen Höhepunkt gipfelte.
 

Verschwitzt und erledigt ließen sie sich nun nebeneinander auf das Bett sinken.
 

Lächelnd strich Derek Stiles eine feuchte Haarsträhne aus der Stirn:

„Ich liebe dich!“ murmelte er müde: „Ich will dass es für immer so ist, wie jetzt gerade!“
 

Stiles verschränkte ihre Finger.

Nein, er würde diesen Moment jetzt nicht zerstören, indem er über Kate Argent sprach. Das hatte keine Eile:

„Einverstanden! Wir bleiben einfach für immer hier. Hier findet uns die harte Realität nicht.“ behauptete er.
 

Sie rückten näher zusammen, umschlangen einander, der Hitze zum Trotz, mit Armen und Beinen und waren im Nu tief und fest eingeschlafen.
 

Sie hörten nicht, wie sich jemand mit einem Dietrich am Wohnungsschloss zu schaffen machte. Sie erwachten erst, als die Schlafzimmertür mit einem lauten Krachen aufflog:
 

„DU ARSCHLOCH!“ schrie eine wütende, leider allzu vertraute, weibliche Stimme.
 

Dann zerriss ein Schuss die Luft.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  catil
2019-08-21T12:26:26+00:00 21.08.2019 14:26
WAAAS!!??
Du kannst doch nicht bei SO einer Stelle einfach aufhören! Das ist echt ein fieser Cliff.
Schreib zügig weiter sonst Dreh ich noch durch 😉
Lg catil

Ps das Wiedersehen war sehr gefühlvoll und lebensnah beschrieben. Hat mir gut gefallen
Antwort von:  GingerSnaps
21.08.2019 15:57
Ja, ja, ja ich habe schon vielerorts für den Cliffhanger Schelte bekommen und habe es ja auch verdient. ;-) Keine Sorge, das neue Kapit ist hoffentlich morgen fertig.
Und danke für das Lob. Ich fand es gar nicht so einfach, für das Wiedersehen den richtigen Ton zu treffen und habe mit jedem Satz gerungen.
LG, Ginge


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