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Schlaflos

von

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Sherlockin´ around, Teil 1

Eva Garcia, das frühere Hausmädchen der Argents ausfindig zu machen war, trotz ihres Allerweltsnamens nicht besonders schwer gewesen, die Frau hingegen davon zu überzeugen, sich mit Stiles zu unterhalten war eine vollkommen andere Sache. Verständlicherweise war sie misstrauisch, nach allem, was Kate ihr angetan hatte und sie begriff nicht, wieso dieser fremde Typ am Telefon sich überhaupt mit ihr treffen und über diese alte Sache sprechen wollte. Stiles setzte schließlich alles auf eine Karte und appellierte an ihr Mitgefühl, indem er sagte, dass Kate immer noch ihr Gift mischte, um zu erreichen was sie wollte und dass sie ihm selbst ebenfalls nach dem Leben trachtete. Es funktionierte, denn Ms. Garcia willigte schließlich ein, Stiles heute um die Mittagszeit zu treffen. Sie verabredeten sich um zwölf Uhr auf der Aussichtsplattform im Griffith Park, in Sichtweite des Hollywood-Schriftzuges.
 

Stiles war zwar schon seit geraumer Zeit in Los Angeles, doch seltsamer Weise hatte er sich bislang noch nicht ein einziges Mal an diesen weltberühmten Ort verirrt. Er war ein bisschen zu früh dort, trug den roten Hoodie, den er als Erkennungsmerkmal angegeben hatte und genoss einen Moment lang den Blick auf die Hollywood Hills. Es waren viele Menschen hier, die meisten von ihnen offensichtlich Touristen. Stiles hatte zunächst seine Zweifel gehabt, ob dies ein geeigneter Treffpunkt sei und ob ein etwas intimerer Rahmen nicht besser wäre, weil sie schließlich beide nicht unbedingt gesehen werden wollten. Andererseits konnte man hier bestens in der anonymen Menge untertauchen. Überdies war Stiles ja auch nicht allein. Die Waisenkinder waren ständig um ihn herum und hielten beide Augen für ihn offen. Violet hatte er sogar gerade noch kurz gesehen und sie hatte ihm verschwörerisch zugezwinkert, ehe sie wieder aus seinem Sichtfeld verschwunden war.
 

Um fünf nach Zwölf war Stiles bereits hoch nervös und überzeugt, dass Ms. Garcia gar nicht erst auftauchen würde, als ihn plötzlich eine Frau von hinten ansprach:

„Sind sie Senor Stiles?“

Sie betonte den Anfangsbuchstaben S jeweils ein wenig zu stark und ihre Sprechweise ging etwas schleppend, floss irgendwie sirupartig dahin, was typisch war für den schönen hispanischen Akzent.
 

Stiles setzte etwas auf, von dem er hoffte, dass es ein vertrauenerweckendes Lächeln sein möge und drehte sich herum. Vor ihm stand eine atemberaubend schöne Frau Ende dreißig, die eine frappierende Ähnlichkeit mit der Schauspielerin Selma Hayek aufwies. Was konnte diese Frau mit dem Engelsgesicht wohl angestellt haben, um einen Zorn von Kate Argent auf sich gezogen zu haben, der groß genug war, sie schleichend vergiften zu wollen?
 

„Ja, das bin ich. Ich bin ihnen sehr dankbar, dass sie gekommen sind, Ms. Garcia.“

Stiles reichte ihr die Hand, welche die Fremde flüchtig ergriff, ohne sie wirklich drücken.
 

„Was wollen sie von mir, Senor?“ fragte sie stirnrunzelnd.
 

„Bitte haben sie keine Angst. Ich will ihnen ganz bestimmt nicht schaden.“ versicherte Stiles rasch: „Ich will bloß etwas gegen Kate Argent unternehmen, bevor sie es am Ende doch noch schafft, mich zu töten. Drei Versuche hat sie bereits unternommen und ein Unschuldiger ist dabei gestorben, aber leider kann ich ihr überhaupt nichts beweisen.“
 

„Woher wissen sie überhaupt von mir? Wer hat ihnen erzählt, was damals passiert ist?“ erkundigte sich Eva Garcia misstrauisch.
 

„Es war Kates Bruder Chris, der mir alles erzählt hat und er bittet mich ihnen zu sagen, wie leid es ihm tut, was damals passiert ist.“ antwortete Stiles schnell, denn schließlich wollte er ihr Vertrauen gewinnen.
 

Ms. Garcia nickte bedächtig und erklärte düster:

„Ja, der junge Mr. Argent war immer freundlich zu mir. Er hat sofort den Arzt gerufen, als ich krank wurde. Er ist der Einzige in der Familie, der kein Teufel ist.“
 

Stiles ließ sich von der Fremden kurz schildern, was sich da vor vielen Jahren im Hause Argent abgespielt hatte und weil Ms. Garcia es wissen wollte, erzählte er ebenfalls davon, was ihm selbst geschehen ist.
 

Die Augen der Fremden verengten sich zu Schlitzen und sie sagte düster:

„Ja, so macht es Ms. Kate; ganz im Geheimen! Keiner soll merken, wie böse sie in Wirklichkeit ist. Sie war stets freundlich und mitfühlend, wenn sie mir meinen Tee mit einer neuen Dosis Gift in mein Zimmer gebracht hat, hat mit sogar eine gute Besserung gewünscht. Diabolo!“
 

Ms. Diaz berichtete davon, dass sie mehrere Wochen gebraucht hatte um zu verstehen, wieso sie aus heiterem Himmel immer kränker und kränker wurde. Irgendwann stellte sie endlich fest, dass es immer dann schlimmer wurde, wenn sie etwas zu essen und trinken zu sich nahm. Geschwächt wie sie damals gewesen sei, habe sie sich dann dennoch auf die Lauer gelegt, um zu sehen, ob irgendwer ihr etwas unterjubelte und so habe sie Kate Argent schließlich dabei erwischt, wie sie Tabletten in einem Mörser zerkleinerte und in die für sie bestimmte Mahlzeit rührte. Sie habe damals einen Riesenspektakel gemacht, habe gedroht, die Polizei zu rufen, Kate vor Gericht zu bringen und habe sofort einen Arzt verlangt.

Da habe Argent Senior, der Vater von Chris und Kate sie mit in ein Zimmer genommen, die Tür hinter ihnen abgeschlossen und sie hatten geredet:

„Senor Gerard war mir immer wie ein wie ein freundlicher älterer Herr vorgekommen. An diesem Tag habe ich sein wahres Gesicht gesehen!“ erklärte Ms. Diaz schaudernd: „Ich weiß bis heute nicht, wie er es gemacht hat, denn er hat mir nie offen gedroht, es blieb immer nur bei vagen Andeutungen, doch am Ende dieses Gesprächs habe ich gezittert vor Angst. Es ist mir so vorgekommen, als wäre alles möglich, falls ich es wagen würde, gegen seine Tochter vorzugehen; dass er irgendetwas tut, um meinen Aufenthalt in diesem Land zu gefährden, dass er meiner Familie schadet, meinen Ruf ruiniert, so dass ich beruflich erledigt wäre, oder gar dass er mich töten und es wie einen Unfall aussehen lassen könnte. Schließlich war ich besiegt und wollte überhaupt nichts mehr gegen Kate unternehmen. Ich wollte bloß noch weg von dort! Gerard Argent hat dann seinen Leibarzt gerufen, der mich versorgt hat, um die Vergiftungssymptome zu lindern und dann hat er mit einem Haufen Geld mein Schweigen erkauft. Ich bin gegangen und habe mich nie wieder umgeblickt. Ich wollte einfach nur glauben, dass dies alles nur ein böser Traum gewesen sei und dass es so böse Menschen überhaupt nicht geben kann.“ Eva Diaz wirkte erschöpft nach diesem Bericht. Matt fügte sie hinzu: „Es tut mir leid, aber ich werde vor keinem Gericht aussagen. Ich habe immer noch große Angst vor diesen Menschen.“
 

Stiles nickte. Er konnte das alles nur allzu gut verstehen. Einem Impuls folgend nahm er die Hand der Frau ihm gegenüber und erklärte:

„Er ist tot, Ma´am! Chris hat mir erzählt, dass sein Vater vor einer Weile seinem Krebsleiden erlegen ist. Gerard Argent kann nie wieder jemandem Angst machen.“
 

Eva Diaz atmete auf, als falle eine große Last von ihr ab und dann lächelte sie ganz einfach. Sicherlich gab es einen Teil in ihr der ihr sagte, dass es falsch sei, sich über den Tod eines Menschen zu freuen, doch in diesem Moment siegte die Erleichterung über diese moralische Instanz:

„Danke!“ sagte sie. Dann verfiel sie in ein nachdenkliches Schweigen und fügte nach einer Weile bedauernd hinzu:

„Es tut mir leid, dass ich nichts für sie tun konnte, Senor Stiles.“
 

Stiles schüttelte den Kopf:

„Da irren sie sich. Sie haben sogar etwas sehr Wichtiges für mich getan. Dank ihrer Geschichte weiß ich nun endlich mit Sicherheit, dass ich mir das alles nicht nur einbilde und unter Verfolgungswahn leide. Bis jetzt gab es immer noch einen kleinen Zweifel in mir, einfach weil ich immer nicht vollständig glauben konnte, dass jemand mir wirklich so etwas Furchtbares antun würde, doch im Grunde ist das, was sie beschreiben genau das, was ich heute ebenfalls erlebe.“

Stiles wollte sich bereits verabschieden, als ihm klar wurde, dass er noch eine letzte Frage auf dem Herzen hatte:

„Wissen sie eigentlich, warum Kate Argent sie damals vergiften wollte? Was konnten sie ihr denn bloß so furchtbares angetan haben, dass sie zu solchen Maßnahmen griff?“
 

„Ja, ich denke ich weiß, warum Kate tat was sie tat, auch wenn für mich überhaupt keinen Sinn ergibt.“ erwiderte die Frau mit einem Blick, der nachdenklich ins Weiter schweifte: „Ich war noch ein junges, dummes Mädchen damals, wissen sie, Senor? Und Kate hatte diesen Schrank voll von schönen Kleidern. Eines Tages war ich allein im Haus und ich konnte einfach nicht widerstehen. Ich habe einige von ihnen anprobiert. Ich weiß, dazu hatte ich kein Recht, aber ich dachte auch, ich schade doch niemandem damit? Ich weiß nicht, wie Kate das herausgefunden hat? Vielleicht hat sie bemerkt, dass in ihrem Schrank etwas anders war, als zuvor, obwohl ich mich sehr bemüht habe, keine Spuren zu hinterlassen. Vielleicht war da auch eine versteckte Kamera? Ich habe keine Ahnung? Sie hat mich jedenfalls danach zur Rede gestellt und ich habe alles abgestritten, weil es mir so unglaublich peinlich gewesen ist. Und bereits am nächsten Tag begann es dann, mir schlechter zu gehen.“
 

Diese Antwort verstörte Stiles mehr, als alles, was er sich selbst hätte ausdenken können:

„Das Ganze bloß wegen ein paar dummer Kleider?“ fragte er fassungslos: „Aber sie haben sie ja nicht einmal gestohlen, sondern bloß angezogen. Was soll denn daran so schlimm sein?“
 

Eva Diaz zuckte matt mit den Achseln:

„Es waren eben IHRE Kleider!“
 

„Um Himmels Willen!“ raunte Stiles ungläubig.



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