Schlaflos von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 46: Fakin´ it --------------------- Am Morgen nach seinem ersten „Date“ mit Kate sichtete Derek die Zeitungen, welche Greenburg ihm mit dem Frühstück hingelegt hatte und natürlich waren die Titelblätter wieder einmal beherrscht von nur einem einzigen Thema und das waren die Spekulationen über sein eigenes Privatleben. Und dabei reichte das Spektrum der Berichterstattung von der Freude darüber, dass der Milliardär und das Supermodel nun endlich wieder zueinander gefunden hatten, wodurch die wahre; die erste Liebe am Ende gesiegt hätte; bis hin zu dem unglaublichen Bedauern, welches man Kate aussprach, weil sie ja nun wohl als Alibi-Frau für einen dekadenten, perversen, schwulen, reichen Geldsack herhalten musste, der es bevorzugt mit Strichern von der Straße trieb. Derek knurrte leise in sich hinein. Wütend knüllte er die Presseerzeugnisse mit ihrem schwachsinnig-spekulativem Inhalt zusammen und warf sie in die nächste Ecke. Dann fragte er sich sorgenvoll, wie es wohl Stiles ergehen musste, wenn er diesen Mist erst einmal zu Gesicht bekam. Er verfluchte Kate, weil er natürlich genau wusste, wem er es zu verdanken hatte, dass da gestern Abend diese Reporter herumgelungert hatten. Sie waren ihm nicht gefolgt, das war vollkommener Blödsinn! Derek hatte sehr darauf geachtet, dass niemand von denen etwas von seinem Stelldichein mitbekäme. Nein, es war selbstverständlich wieder einmal Kate selbst gewesen, die sich an die Presse gewandt hatte, da gab es gar keine Frage! Wie praktisch das auch für sie war, nicht wahr? Sie konnte zur selben Zeit Fakten schaffen, Stiles reinwürgen, dass er, Derek nun wieder ihr gehöre, UND, und das war vielleicht noch viel wichtiger; sie konnte sich selbst in der Öffentlichkeit wieder ins Gespräch bringen. Derek wusste, dass trotz all ihrer großartigen Erzählungen Kates Modelkarriere ziemlich am Ende war, aber solch eine Berichterstattung würde sie als Person des öffentlichen Lebens im Nu wieder interessant und gefragt sein lassen. Verdammtes Miststück! Aber Derek sagte sich selbst eindringlich, dass es keine Rolle spielte, ob die Öffentlichkeit nun glaubte, dass Kate und er nun wieder ein Paar wären, ebenso wenig, wie es eine Rolle gespielt hatte, was sie über Stiles und ihn berichtet hatten. Die Leute da draußen kannten ihn schließlich gar nicht, wussten nicht wer er war, was er dachte, fühlte und wen er liebte. Für die Öffentlichkeit war er nur eine Projektionsfläche. Er verkörperte Reichtum, Macht, Glamour und ein großartiges Leben, was sowohl Sehnsüchte, als auch Neid in jenen weckte, die all dies nicht hatte. Mit ihm selbst hatte das alles rein gar nichts zu tun und er durfte dies auch keinesfalls an sich heranlassen, was auch immer da gerade geschrieben wurde. Und er betete, dass Stiles dies auch nicht tat. Kaum hatte Derek sich an diesem Morgen am Schreibtisch in seinem Büro niedergelassen, walzte Deucalion ohne anzuklopfen zur Türe herein, schloss sie sorgsam wieder hinter sich, warf eine Zeitung vor seinen Freund und Vorgesetzten hin, welche ein großes Bild von Kate und ihm selbst auf dem Titelblatt zeigte, hockte sich auf jene Ecke seines Schreibtisches, welche beinahe ja beinahe schon so etwas wie sein Stammplatz war und stierte ihn einfach nur wortlos an: „Sag´ mal, willst du vielleicht irgendetwas Bestimmtes von mir?“ knurrte Derek schließlich gereizt. Deucalion rollte mit den Augen: „Ja, das will ich! Du könntest mir zum Beispiel einmal verraten, was du da treibst!“ Er deutete auf das Titelblatt. „Kannst du nicht lesen? Der Milliardär und das Supermodel haben ihr wohlverdientes Happy-End erhalten. Es ist fast wie im Märchen!“ erwiderte Derek. Seine Stimme war beißend vor Sarkasmus. „Bullshit!“ rief Deucalion aus: „Als ich das gesehen habe, dachte ich zuerst, du hättest nun endgültig den Verstand verloren. Es war Erica, die drauf gekommen ist, was hier in Wirklichkeit läuft. Du versuchst, Kate etwas vorzumachen und meinst, du könntest sie austricksen und irgendwie überführen, stimmt´s?“ „Und wenn es so wäre?“ fragte Derek beinahe trotzig zurück: „Musst du das wirklich fragen, Junge? Wenn sie wirklich all die Dinge getan hat, von denen wir glauben, dass sie sie getan hat, dann ist sie eine gefährliche Frau; eine Mörderin sogar. Und da willst DU dich mit ihr anlegen?“ ereiferte sich Deucalion: „Warum übergibst du die Sache nicht endlich der Polizei?“ „Und was sage ich denen, Deuc? Alles was wir haben sind bloß wilde Spekulationen. Die lachen uns doch aus.“ gab Derek missmutig zurück: „Und ich mache ja nichts, was gefährlich wäre. Stiles ist weg und ich verbringe Zeit mit Kate, denn darauf hatte sie es ja die ganze Zeit abgesehen. Und wenn sie glaubt, dass wir wieder gut miteinander stehen, dann wird sie sicherlich irgendwann unvorsichtig und ich finde endlich handfeste Beweise gegen sie.“ „Oder sie merkt was du tust und macht erst dich und dann Stiles kalt?“ schlug Deucalion vor: „Und wie weit willst du dieses Spielchen überhaupt treiben? Gehört auch süßes Bettgeflüster zu deinem Plan, oder wie?“ Derek sah aus, als müsse er sich übergeben und Deucalion schlug vor: „Es muss doch einen besseren Weg geben. Einen Privatdetektiv vielleicht?“ Der Jüngere gab ein verächtliches Schnauben von sich: „Ja, sicher! Warum nicht gleich der Typ, den du hinter Stiles hast herschnüffeln lassen und der dann alles brühwarm Kate verraten hat. Tolle Idee! Da mache ich es lieber selbst, denn mir kann ich wenigstens trauen. Und ich habe vielleicht auch schon einen ersten Trumpf in der Hand. Kate hat gestern irgendetwas mit meinem Handy angestellt. Ich hatte eine Fotofalle darauf installieren lassen und die hat sie erwischt, darum weiß ich es. Das Ding ist gerade bei einem der Nerds aus unserer Technikabteilung, der mir dann sagen wird, was sie gemacht hat. Ich vermute, sie hat eine Art Spyware darauf geladen und wenn das so ist, dann kann ich sie zukünftig mit genau den Informationen füttern, die meiner Mission nützen.“ „Und was für Informationen sollen das sein?“ fragte Deucalion stirnrunzelnd: „Weiß ich noch nicht.“ gab Derek zurück: „Na, das klingt ja alles wohl durchdacht!“ spottete der Ältere: „Hast du eigentlich auch irgendetwas Konstruktives beizutragen, oder bist du nur hier, um zu stänkern?“ fragte Derek erbost. Deucalion lächelte milde, als habe er es mit einem aufsässigen Kind zu tun: „Nein, eigentlich bin ich hier, um dir meine Hilfe anzubieten, wenn ich dir diese hirnverbrannte Sache schon nicht ausreden kann. Sag´ Bescheid, wenn ich etwas tun kann! Und ich selbst werde mir in der Zwischenzeit auch so meine Gedanken machen.“ Das kam überraschend. Derek war bereits wieder halbwegs versöhnt: „Danke Deuc. Wahrscheinlich könnte ich wirklich ein wenig Unterstützung brauchen.“ Entgegnete er friedfertig. Und nun tat Deucalion etwas, was wahrlich nicht alle Tage geschah; er beugte sich vor, um Derek zu umarmen und erklärte: „Ich bin froh, dass Stiles und du immer noch ein Paar seid. Der Junge tut dir gut, auch wenn ich das zunächst nicht sehen konnte. Ich wünsche euch von Herzen alles Gute!“ Soviel dazu, dass die Meinung anderer Leute nicht zählte. Derek wären fast die Tränen gekommen, so gut tat es ihm, endlich Zuspruch und Unterstützung für seine Beziehung zu erfahren: „Danke!“ murmelte er schlicht. Deucalion drückte ihn noch einmal, ein wenig zu fest und als er sich wieder löste, wirkte er irgendwie ein wenig verlegen: „Ich... uhm... werd´ dann mal weitermachen. Schreibtisch voller Arbeit, und so!“ erklärte er, sich räuspernd, wandte sich um und verschwand wieder. Derek blickte ihm nachdenklich hinterher. Nach der Mittagspause ging er hinunter ins Labor zu Jarod, dem Techniker, der sein Handy untersucht hatte. Der blasse, junge Mann mit der hässlichen Hornbrille schwitzte ein wenig und er wirkte ausgesprochen unbehaglich, aber Derek kannte das schon: Jeder hatte Angst davor, mit dem großen Boss persönlich zu sprechen und dabei am Ende vielleicht noch eine schlechte Figur zu machen. Derek lächelte ihm aufmunternd zu: „Also Sir, wer immer sich an ihrem Handy zu schaffen gemacht hat, hat darauf eine Software installiert, die ihm Zugang auf sämtliche Inhalte gewährt, ihren Standort verrät und ihre Telefonate können von der Person mitgehört werden.“ erklärte der junge Mann: „Wollen sie, dass ich dieses Programm wieder für sie entferne?“ Derek schüttelte den Kopf und versicherte, sein Telefon wieder an sich nehmend: „Nein, nicht nötig. Ich danke ihnen für die gute Arbeit.“ Er kehrte in sein Büro zurück. Derek bereitete das Gehörte keine Sorge, denn er hatte ja zuvor Vorkehrungen getroffen. Empfindliche Daten, sowie die meisten Telefonnummern hatte er gelöscht, geschäftliche Anrufe erreichten ohnehin bloß sein dienstliches Handy und Stiles war gewarnt, denn sie hatten dies vorher genau so geplant. Nein, eigentlich lief alles so, wie er es vorher geplant hatte und er war erleichtert und verbuchte dies als ersten kleinen Erfolg. Er wusste, was er als nächstes zu tun hatte und es schmeckte ihm irgendwie gar nicht. Daher beschloss er vorher noch ein ausgedehntes Workout zu absolvieren. Wenn er so richtig schön erschöpft wäre, würde es ihm sicher leichter fallen, seinen Unmut zu kontrollieren und mit der gebotenen Freundlichkeit aufzutreten. Also schnappte er sich seine Sportkleidung und ging hinunter in den Kraftraum seiner Firma. Dort traf er zufällig Danny, der bei seinem Anblick ein wenig blass wurde und schnell versicherte: „Sorry, Boss! Ich... ich hätte vorher fragen sollen, aber ich habe gerade Pause. Ehrlich!“ Derek musste ein wenig lachen: „Hey, ist doch in Ordnung. Dieser Raum ist schließlich für meine Mitarbeiter gedacht. Du kannst hier jederzeit trainieren.“ Dann stellte er anerkennend fest: „Du bist verdammt gut in Form, Danny.“ Der Jüngere zeigte das, für ihn so typische schüchterne Lächeln: „Nicht so gut wie du, Boss! Du bist ein echter Fels.“ Derek zuckte lediglich mit den Achseln, weil es ihn ein wenig verlegen machte. Er stellte sich neben Danny auf´s Laufband und da sie allein im Raum waren, fragte er: „Wie läuft´s eigentlich mit Isaac und dir?“ Ein gutmütiges und zärtliches Lächeln zeigte sich auf Dannys Gesicht: „Es ist wie eine Zwiebel zu schälen. Um an das liebliche Innere zu gelangen musst du erst eine Schicht nach der anderen abtragen und manchmal gibt’s dabei Tränen. Aber ich glaube, am Ende lohnt es sich. Er ist so... verletzt, aber er ist im Grunde ein wirklich guter Kerl. Ich denke, ich bin verliebt in ihn?“ Danny zögerte kurz und fragte dann: „Darf ich dich auch etwas fragen, Derek? Was ist denn nun mit Stiles und dir? Ist es wirklich vorbei? Ich kann das immer noch nicht recht fassen.“ Dereks Miene verfinsterte sich. Kate zu belügen war eine Sache, aber dieser Danny war ein netter Junge. Bis gerade eben hatte er sich auch noch sehr wohl mit ihm gefühlt und vor allem Stiles ein wenig näher, weil er doch einer seiner Freunde war: „Ich schätze schon.“ antwortete er vage. „Ich verstehe schon!“ versicherte Danny mitfühlend: „Du magst nicht darüber sprechen. Aber eine Sache möchte ich trotzdem sagen: Auch wenn ich nicht weiß, was zwischen euch beiden in Wirklichkeit vorgefallen ist, bin ich mir dennoch sicher, dass Stiles dich wirklich liebt. Er ist einer von den Guten, Derek! Vielleicht kannst du dich ja doch irgendwann überwinden, ihm zu vergeben, was auch immer er ausgefressen haben mag, um dich so zu verärgern.“ Dereks erster Impuls war es, den Jüngeren zusammenzustauchen und ihm zu sagen, dass er sich gefälligst um seinen eigenen Scheiß kümmern solle, doch er beließ es lediglich bei einem unbehaglichen Seitenblick und Danny verstand ihn auch so: „Schon gut, ich sage nichts mehr.“ versprach er und zeigte pantomimisch, wie er das Vorhängeschloss vor seinem Mund verschloss und den Schlüssel wegwarf. Und er hielt sich auch daran, denn von diesem Moment an trainierten die Männer beinahe schweigend weiter, sprachen nur noch über den Sport, beaufsichtigen einander gegenseitig bei den Großhanteln und Derek entspannte sich wieder. Nachdem er geduscht hatte, wusste Derek, dass er das Unvermeidliche nun nicht länger vor sich herschieben konnte. Er nahm sein Telefon und wählte Kates Nummer: „Hey Katie!“ begrüßte er sie gespielt zerknirscht: „Hast du schon in die Zeitung geschaut? Oh, Mann, es tut mir so leid!“ Ein kleines Lachen vom anderen Ende der Leitung: „Ist doch nicht schlimm, Baby!“ versicherte Kate: „Lass´ die Leute doch schreiben, was immer sie wollen. Mich stört das überhaupt nicht. Und für dich ist es doch nur gut! Umso schneller ist dieser unbedeutende Skandal mit deiner kleinen Nutte vergessen.“ Derek spürte, wie Magensäure in ihm aufstieg, doch Kate sprach einfach weiter: „Ich habe mir da auch schon etwas zu überlegt. In Zwei Tagen gibt es da diesen großen Wohltätigkeitsball. Die Presse wird auch da sein, sowie jeder der Rang und Namen hat. Da gehen wir zusammen hin und du bist fein raus.“ `Wie selbstlos von dir!´, dachte Derek bitter. Laut sagte er: „Ach Kate! Du weißt doch, dass ich solche Veranstaltungen hasse, wie die Pest.“ „Nun stell´ dich nicht so an, Derek. Es gibt doch wohl Schlimmeres, als einen Abend lang mit deiner heißen Ex zu tanzen, oder nicht. Ich schlage ja nicht vor, das wir knutschen, oder so? Und es ist ja auch für einen guten Zweck; Krebs-Babys, oder so. Auf so etwas stehst du doch. Um auf die Gästeliste zu kommen musst du nur eine großzügige Spende an die Veranstalter machen und schon ist die Sache geritzt. Und das Beste daran: Du wäschst dich damit nicht nur von dem Schmutz der Gosse rein, sondern siehst auch noch wie ein großer Wohltäter aus, wenn du freigiebig für die edle Sache spendest.“ Derek biss bei diesem erneuten Seitenhieb gegen Stiles die Zähne zusammen. Leider musste er zugeben dass die Sache tatsächlich perfekt war, wenn auch nicht aus dem Grund, den Kate meinte. Es wäre die perfekte Gelegenheit Kate in Sicherheit zu wiegen, Zeit mit ihr zu verbringen und sie vielleicht sogar abzufüllen, um ihre Zunge ein wenig zu lockern. Und so sagte er: „Einverstanden. Ziehen wir es durch.“ Und mit ein wenig Übelkeit zwang er sich noch zu einem: „Dank´ dir Katie. Du bist die Beste. Ich weiß, ich habe dir in letzter Zeit nicht allzu viel Grund gegeben, mir zu helfen und du tust es trotzdem. Du bist eine echte Freundin!“ „Keine große Sache, Der! Und du kannst es wieder gut machen. Du wirst mir nämlich mein Ballkleid kaufen!“ erwiderte sie fröhlich: „Wir treffen uns morgen um vier am Rodeo Drive!“ Noch ehe Derek irgendwelche Einwände erheben konnte, hatte Kate sich verabschiedet und aufgelegt. Er kochte innerlich. Um wieder herunterzukommen, sagte er sich ein weiteres Mal, dass er das ganze für Stiles tat und dass es das deswegen wert sei. Er zog ein Foto seines Geliebten aus seiner Schreibtischschublade, betrachtete es zärtlich und wünschte sich nichts sehnlicher, als Stiles nun einfach anzurufen, um seine Stimme zu hören und ihm zu sagen, wie sehr er ihm fehlte und dass er ihn liebte, wie verrückt. Andererseits würde das seine Sehnsucht nur noch weiter anfachen und er musste einen klaren Kopf behalten, also unterdrückte er diesen Wunsch ganz schnell wieder. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)