Schlaflos von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 40: Mexican retreat, Teil 1 ----------------------------------- Derek nahm die Schlüssel an sich und bewegte sie zwischen den Fingern: „Danke, Chris! Es wäre vielleicht wirklich keine schlechte Idee, wenn wir mal eine Weile rauskommen. Ich denke, mittlerweile haben hier alle so etwas wie einen Lagerkoller.“ Stiles und Malia blickten fragend zwischen den beiden Männern hin und her und Derek erklärte: „Die Familie Argent hat in Baja California nicht allzu weit hinter der mexikanischen Grenze ein riesiges Grundstück mit einem ziemlich luxuriösem Ferienhaus darauf. Ich denke, Chris bietet uns als Entschuldigung ein verlängertes Wochenende dort an, sehe ich das richtig?“ „Bleibt dort, solange ihr wollt! Dort habt ihr vor der Presse erst einmal eure Ruhe. Aber ich muss dich korrigieren, Derek. Es ist nicht bloß ein Ferienhaus. Wir haben dort vor allem auch unser Lager und die Ausstellungsräume.“ „Ausstellungsräume?“ fragte Malia ratlos: „Waffen! Meine Familie handelt damit.“ gab Chris zurück: „Cool!“ rief Malia aus: „Kein Wunder, dass ihr so scheiße-reich seid. Mit Krieg lässt sich noch mehr Kohle machen, als mit Sex, richtig? Habt ihr auch Panzerfäuste? Und kann ich eine ausprobieren, wenn wir da sind?“ „Ja, haben wir! Und Nein, darfst du nicht.“ erwiderte Chris streng: „Die Waffen sind besser gesichert als Ford Knox! Und sie sind auch mit Sicherheit kein Spielzeug!“ „Alles klar, `Dad´!“ schmollte Malia enttäuscht, so dass Chris versprach: „Wenn du willst, dann werde ich dir irgendwann das Schießen beibringen? Was hältst du davon?“ Malia zuckte mit den Achseln: „Warum nicht? Ist ja auch das Mindeste, nachdem du mich zum öffentlichen Gespött gemacht hast, richtig?“ Chris zuckte schuldbewusst ein wenig zusammen und Derek sprang für ihn ein: „Das hat er doch nicht mit Absicht gemacht. Sei nicht so hart zu ihm, Cousinchen!“ Malia rollte mit den Augen und erwiderte: „Das war doch bloß Spaß, Leute! Entkrampft mal eure Rosetten!“ „Sie ist wirklich seine Tochter, was?“ stellte Chris grinsend fest und Derek stimmte ihm seufzend und nickend zu: „Das werde ich wohl nie überprüfen können.“ gab Malia mit einer Spur Traurigkeit zurück. Malia und Stiles gingen wieder zu den Anderen hinaus, um sie zu fragen, was sie von einem kleinen Roadtrip hielten und wie es zu erwarten gewesen war, waren sie damit mehr als einverstanden, denn auch der schönste und luxuriöseste Käfig blieb nun einmal ein Gefängnis und sie brauchten alle einfach eine kleine Luftveränderung. Derek war mit Chris zurückgeblieben, weil er diesen noch etwas fragen wollte: „Bist du wirklich sicher, dass wir Allison nichts von unserem Verdacht gegen ihre Tante sagen sollten?“ Argent schüttelte energisch den Kopf: „Damit würde ich noch warten, das wird nämlich ein schwerer Brocken für sie. Wie gesagt, Allison bewundert und liebt Kate. Sie hat noch nie erlebt, wie sie auch noch sein kann; wie gemein und berechnend. Für Allison ist ihre Tante das aufregende, coole Model mit dem schillernden Leben, das ihr Geschenke aus aller Welt mitbringt und ihr verrückte, faszinierende Geschichten erzählt. Wenn es irgendwann sein muss, dann werde ICH am besten mit ihr sprechen. Euch wird sie das alles höchstwahrscheinlich sowieso nicht glauben und vielleicht sogar gleich zu Kate rennen, um ihr alles zu berichten.“ Derek nickte und sie kehrten ebenfalls zu den Anderen zurück. Stiles war inzwischen eine Idee gekommen, die er für ganz großartig hielt, doch er hatte keine Ahnung, wie sein Liebster wohl darauf reagieren würde, also setzte er sich nun auf dessen Schoß und setzte seinen bezauberndsten, unschuldigsten Kleiner-Junge-Blick auf: „Was willst du, Stiles?“ fragte Derek, verbiss sich ein Schmunzeln, sondern blieb stattdessen todernst. „Du-hu...,“ begann Stiles und blinzelte süß: „... weißt du eigentlich, dass deine Gärtner und Haushälterinnen auch alle aus Baja California kommen.“ „Nein, das wusste ich nicht.“ gab Derek zurück, gespannt was nun wohl kommen mochte: „Ich habe kürzlich mit Pedro gesprochen. Er hat mir von daheim erzählt. Ich... ich denke, er hat Heimweh, oder so und würde gerne einmal seine Familie drüben besuchen?“ fuhr Stiles fort: „Aha?“ machte Derek bloß. Langsam ging ihm ein Licht auf: „Könnten wir nicht... du weißt schon... alle zusammen fahren? Hat dein Personal sich nicht auch einmal ein wenig Urlaub verdient, Baby?“ Stiles klimperte bezaubernd mit den Wimpern. Derek zeigte seine beste Grumpy-Cat-Imitation und schlussfolgerte: „Du erwartest also allen Ernstes, dass ich meine Hausangestellten auf ein verlängertes Wochenende einlade? Ehrlich Stiles?“ „Nein, natürlich nicht. Ich komme für das Benzin und alle Unkosten auf! Sie würden sich so freuen. Und nun, da mit den Papieren von Sofia, Gonzalo und den Kindern alles in Ordnung ist, wird es an der Grenze auch keine Probleme mehr geben. Biit-ttee! “ flehte Stiles. Derek gelang es nun nicht länger Ernst zu bleiben. Ein breites, strahlendes Lächeln nahm sein Gesicht vollständig in Besitz: „Ich liebe dich, weißt du das eigentlich, Süßer? Du bist so verdammt lieb!“ Stiles errötete ein wenig und legte Derek den Kopf auf Schulter: „Heißt das, du bist einverstanden?“ „Was sollte ich denn dagegen haben? Sicher bin ich einverstanden!“ versicherte Derek: „Als ob ich dir einen Herzenswunsch abschlagen könnte. Und bezahlen wirst du auch nichts. Was ist das denn für ein Unsinn!“ Stiles strahlte: „Danke, Baby! Es wird toll werden! Die flippen aus vor Freude! Ich werde es ihnen gleich sagen, ja?“ Er drückte Derek noch einen Kuss auf die Lippen und verschwand dann, um das mexikanische Hauspersonal zu einer Besprechung zusammenzutrommeln. Und wie erwartet waren die Familien überwältigt von dem Vorschlag. Pedro erklärte allerdings schnell, dass sie das nicht annehmen könnten, doch Stiles erwiderte, dass Senor Hale würde darauf bestehen und es würde ihn kränken würde, wenn sie ablehnten. Was konnte der Ältere dagegen noch vorbringen? Sofia äußerte Befürchtungen, man könne sie auf dem Rückweg an der Grenze nicht wieder in die Vereinigten Staaten hineinlassen, doch Stiles versicherte, dass die Anwälte sich gut um alles gekümmert hätten und das alles gut gehen würde. Pedros Frau Rosita weinte ein wenig bei dem Gedanken, die alte Heimat einmal wieder zu sehen. Wie sich herausstellte, war sie bereits seit fünf Jahren nicht mehr dort gewesen. Ihre Tochter Alba schloss sie tröstend in die Arme. Stiles freute sich wie ein Kind darüber, dass er diese netten Leute auf so einfache Weise glücklich machen konnte. Er drückte der kleinen Loba noch einen Kuss auf die Stirn und rief dann munter mit einem Klatschen in die Hände: „Also gut Leute! Vamos! Schnell die Koffer gepackt und dann kann´s losgehen, richtig?“ Der treue Greenberg würde in Dereks Schloss die Stellung halten, solange alle fort wären. Garret und Violet, die beiden Personenschützer würden in kleinen Sportcoupés aus Dereks Fuhrpark die Vor- und Nachhut bilden, um sie vor dreisten Reportern und sonstigen ungebetenen Verfolgern zu schützen und alle anderen Mitreisenden fanden Platz in drei von Dereks Geländewägen und dann ging es los in Richtung mexikanische Grenze. Tatsächlich hatten sie eine ganze Weile lang einen Rattenschwanz an Verfolgern hinter sich. Am Ende rief Derek die Highway-Patrol, damit die sich darum kümmerten, denn immerhin wurden diese Papazazi immer mehr zu einer Gefahr für Leib, Leben und den Straßenverkehr und wer erinnerte sich nicht an die Bilder von Lady Diana und Dodi Al-Fayed, die 1997 von Reportern zu Tode gehetzt wurden? So etwas würde sich hier und heute nicht wiederholen! Als sie am Grenzpass ankamen, waren sie dann endlich wieder unter sich. Stiles und Derek saßen in dem Wagen, der die Kolonne anführte und bei ihnen waren Pedro, seine Frau Rosita und die drei Kinder Loba, Francisco und Enzo, für welche sie unterwegs sogar extra noch Kindersitze besorgt hatten. Der Grenzer, der ihre Ausweise kontrollierte, hielt sich offenbar für besonders witzig. Er lehnte sich ins Fenster auf der Fahrerseite und kommentierte: „Das ist ja mal ganz was Neues! Gringos die die Bohnenfresser rüber nach Mexiko schaffen, anstatt umgekehrt? Dann seht mal zu, dass die Typen auch auf ihrer Seite der Grenze bleiben, Jungs!“ Stiles Augen verengten sich zu Schlitzen. Er löste sekundenschnell seinen Gurt, hechtete über Derek hinweg, auf den Grenzbeamten zu, bis sich seine und dessen Nasenspitzen beinahe berührten und knurrte kämpferisch: „Oh Mann, das ist ja wirklich ein großartig-menschenverachtender Humor. Selten so gelacht, du Arschloch!“ Derek schob seinen Geliebten sanft wieder zurück in seinen Sitz, sagte zunächst überhaupt nichts, holte lediglich seelenruhig einen Stift und einen kleinen Block aus seinem Handschuhfach, notierte sich den Namen auf der Uniform des Beamten, schob diesen dann energisch wieder aus seinem Fahrerfenster hinaus, versicherte frostig: „Sie hören von uns, Sir!“ und startete dann wieder den Wagen. „Was hast du denn mit dem Typen vor?“ fragte Stiles missmutig: „Meine Anwälte werden ihn sich vorknöpfen. Ich werde dafür sorgen, dass sie ihm so einen Schrecken einjagen, dass er die Kontrolle über seine Blase verlieren wird. Keine Sorge, Liebling. Er kommt damit nicht ungestraft davon!“ versicherte Derek sanft. Stiles wandte sich nach hinten und murmelte bedrückt: „Es tut mir so leid, dass das passiert ist!“ „Nicht ihre Schuld, Senor!“ beteuerte Pedro schnell, während er einen kummervollen Blick auf den Gegenverkehr warf. Die Schlangen diesseits des Grenzübergangs waren bedeutend länger und den meisten der Wartenden würde man den Weg zu ihren Familien, Partnern und Freunden auf der U.S.-Seite verweigern. Stiles folgte seinem Blick und ließ den Kopf hängen. Es wurde eine schweigsame Weiterfahrt. Derek hatte die Koordinaten in sein Navigationsgerät eingegeben, welche Pedro ihm gegeben hatte und nach eineinhalb Stunden, in denen sie nicht viel mehr gesehen , als staubige Wüste, gelegentlich unterbrochen von einer Rinderherde, oder einem Kaktus, kamen sie in eine kleine Ortschaft, bestehend aus einfachen, ärmlichen und teilweise sogar bereits halb verfallen wirkenden Häuschen. Hier lebte Consuela, Pedros Schwester mit ihrem Mann und ihren Kindern. Es fiel auf, dass ihr Haus größer und in besserem Zustand war, als die umstehenden und Derek ahnte, weshalb dies so war. Sie hatte Familie in den Vereinigten Staaten, die Geld schicken konnte. Sie hatte Glück. Bei ihrer Ankunft wurden sie bereits sehnsüchtig erwartet. Die ganze Familie und scheinbar auch die halbe Dorfbevölkerung war plötzlich zur Stelle, um die Gäste zu begrüßen. Loba war aus dem Auto gehopst und rannte auf eine Frau Anfang fünfzig zu: „ABUELA!“ rief sie aufgeregt, sprang und wurde von der Frau aufgefangen. Das musste dann ja wohl Consuela sein, dachte Derek bei sich. Er, Stiles und die anderen hielten sich im Hintergrund, um das Wiedersehen nicht zu stören. Sófia hatte Enzo auf dem Arm und den zweijährigen Francisco an der Hand. Sie hatte sich ihrer Mutter genähert und diese setzte Loba ab, hielt sich eine Hand vor den Mund und brach in Tränen aus. Sie zog Sofia an sich, bedeckte das Gesicht ihrer Tochter mit Küssen und nahm ihr schließlich Enzo, dass Enkelkind, dass sie noch nie gesehen hatte, weil es in den USA geboren worden war, aus dem Arm, wiegte es, sang ihm vor und küsste auch ihn überschwänglich. Und Derek, der das Ganze aus sicherer Entfernung beobachtete, machte sich ein paar sehr unbequeme Gedanken. Welches Recht hatte eigentlich irgendwer, Grenzen zu ziehen, die Familien von einander trennten und so viel Unglück verursachten? Warum lebten einige Menschen in bitterer Armut, während er selbst mehr Geld hatte, als irgendein Mensch im Leben jemals ausgeben konnte? Und wieso waren ihm diese Ungerechtigkeiten in seinem bisherigen Leben vollkommen gleichgültig gewesen? Wieso hatte er erst durch Stiles ganz langsam damit begonnen, ein Bewusstsein für all diese Schräglagen zu entwickeln? Plötzlich schämte er sich! Und ihm wurde klar, dass dieses neue Bewusstsein nicht ohne Folgen bleiben würde. Er war ein Unternehmer, sogar ein Global-Player und er könnte so viel mehr tun, um diese Welt zu einem besseren Ort zu machen. Und in diesem Augenblick gab er sich selbst das Versprechen, dies auch zu tun! Das Wiedersehen war für alle Anwesenden ein Anlass großer Freude. Es wurde geredet, gelacht und geweint. Es war eine Stimmung wie an einem hohen Feiertag. „Vielleicht sollten wir nun einfach fahren?“ raunte Derek Stiles irgendwann zu, denn er kam sich vor wie ein Eindringling, doch da löste sich Pedro aus der Gruppe und erklärte freudig: „Sie alle sind eingeladen zu Abendessen, Senor Hale! Es gibt Barbecue!“ „Das können wir doch nicht annehmen.“ murmelte Derek unbehaglich, den das Gefühl beschlich, auf diese Weise ohnehin schon armen Menschen auch noch den Kühlschrank leer zu fressen. Wenn sie überhaupt einen Kühlschrank besaßen? Das durfte man doch nicht tun, oder? „Oh, sie müssen, Senor! Bitte! Meine Schwester hat gekocht halben Tag. Sie wäre traurig. Ich habe ihr gesagt, was sie und Senor Stiles getan haben für Familie. Sofia, Gonzalo und Kinder haben Anwalt, haben Papiere, Arbeit, dürfen bleiben in Amerika. Sie will sagen Danke!“ erklärte Pedro aufgeregt: „Ganze Familie ist dankbar. Es ist große Ehre, dass sie sind heute hier!“ „Komm´ schon, Baby!“ grinste Stiles und stupste ihm in die Seite: „Barbecue! Das wird bestimmt lecker! Und du willst die Leute doch nicht beleidigen, oder?“ Das wollte Derek selbstverständlich nicht, also nickte er und sie und die Anderen folgten den Mexikanern in den Innenhof des Hauses. Hier waren lange Tische, ein großer Grill und ein Buffet mit Salaten und Getränken aufgebaut. Lampions und bunte Girlanden waren aufgehängt worden und es gab sogar eine große Piniata für die Kinder. Man bestand darauf, dass Derek an einem Kopf der Tafel saß, gegenüber von Consuelas Ehemann, was Derek aus irgendeinem Grund unwahrscheinlich unangenehm war, dabei war er es doch eigentlich seit frühester Jugend gewohnt, dass man ihn aufgrund seiner Herkunft und seines Vermögens hofierte. Eigenartig? Dann wurde ihm klar, was den Unterschied machte: Diese Leute meinten es ehrlich! Sie meinten wirklich ihn und waren von Herzen dankbar für das, was er getan hatte, auch wenn es für ihn selbst doch nur eine Kleinigkeit gewesen war. Und diese Erkenntnis sorgte dafür, dass er sich ein wenig entspannte. Ein warmes Gefühl breitete sich in seiner Brust aus. Und dann kam auch noch Loba zu Derek, blinzelte ihn mit ihren hübschen, schwarzen Mandelaugen süß an und hielt ihm einige der Bonbons hin, die sie aus der Piniata erbeutet hatte als Geschenk hin. Derek schluckte, bedankte sich dafür, dass sie bereitwillig ihren größten Schatz mit ihm teilte und nahm das Mädchen auf den Schoß. Stiles an seiner Seite beobachtete die Szene mit einem kleinen Lächeln und drückte seinem Geliebten unter dem Tisch aufmunternd das Knie. Stiles blickte in die Runde, genoss die Abendsonne auf seinem Gesicht, die fröhliche Atmosphäre um sich herum, den Geschmack des guten Essens und er genoss, dass sie den Schlamassel zuhause für eine Weile weit hinter sich gelassen hatten. Und wie er sich so entspannte, kam ihm urplötzlich eine Idee! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)