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Schlaflos

von

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Botschaften, Teil 2

Sie waren mit dem Frühstück noch nicht ganz fertig, als Greenberg die Post brachte, welche soeben eingetroffen war.
 

Oben auf dem Stapel lag ein fliederfarbener Umschlag.
 

„Was ist das denn? Ein Liebesbrief von einem heimlichen Verehrer vielleicht?“ witzelte Stiles gut gelaunt.
 

Derek zuckte ratlos mit den Schultern, nahm den Umschlag in die Hand, drehte ihn herum und entdeckte dort seine eigene Anschrift, geschrieben in großen, energischen Lettern. Kein Absender, doch den brauchte es auch gar nicht, denn er erkannte die Handschrift auf Anhieb:

„Oh, Fuck!“ rief er aus.

Er wurde blass und ließ den Umschlag fallen, als sei er vergiftet.
 

„Oh Fuck!“ sagte nun auch Malia, doch das hatte ganz und gar nichts mit dem eigenartigen Brief zu tun, sondern vielmehr mit der Tageszeitung, die sich auf dem Poststapel darunter befunden hatte.

Sie schnappte sich das Blatt, entfaltete es und da erkannten auch die Anderen, was sie entdeckt hatte.

Malias wütendes Gesicht blickte der Frühstücksrunde vom Titelblatt aus entgegen. Man sah Dereks Cousine, wie sie mit geballten Fäusten auf einen der Sensationsjournalisten losging und darüber die Schlagzeile:
 

„Wie der Vater, so die Tochter! Dies ist Peter Hales lange verschollene Skandal-Tochter, wie sie einen Fotografen verprügelt!“
 

„Woher wissen diese Drecksschweine denn, wer ich bin? Verdammt! Da muss doch irgendwer geredet haben!“ rief Malia fassungslos aus und blickte fragend auf Derek, welcher wiederum bloß mit den Schultern zucken konnte.

Auch Malia war nun reichlich bleich im Gesicht.
 

Lydia nahm die Zeitung zur Hand und überflog den kurzen Artikel unter der fetten Schlagzeile und dem riesigen Foto, beides Indizien dafür, dass die Presse in Wirklichkeit überhaupt nicht viel wusste und die Sache bloß künstlich aufgeblasen hatte. Der Artikel behauptete, Malia sei eine Ausreißerin und Schulabbrecherin gewesen – beides war frei erfunden. Man schrieb allerdings auch, sie habe als Prostituierte gearbeitet, was ja zumindest teilweise richtig war, auch wenn Malia niemals gegen Geld mit Männern geschlafen hatte, so hatte sie dennoch eine sexuelle Dienstleistung angeboten. Der Autor wusste außerdem noch zu berichten, dass sie eine Beziehung mit einer anderen Frau unterhielt und dies war einzig vollständig wahre Aussage im gesamten Artikel.
 

„Wie kommen diese Typen eigentlich an ihre Informationen?“ fragte Malia noch einmal und diesmal konnte Derek Antwort geben:

„Sie bekommen Hinweise, sie wühlen im Dreck und einiges denken sie sich auch einfach aus.“ Er seufzte tief und fügte bedauernd hinzu: „Tut mir leid, dass sie nun auch dich auf dem Radar haben, Cousine. Das hätte ich dir gerne erspart. Ich fühle mich irgendwie dafür verantwortlich.“
 

„Is´ aber nicht deine Schuld.“ versicherte Malia finster: „Aber was mache ich denn jetzt?“
 

„Das Beste, was du tun kannst, ist dich zurückzuhalten, schätze ich. Je weniger „Futter“ diese Typen bekommen, umso schneller wirst du für sie wieder uninteressant.“
 

Malia lachte bitter:

„Ich will mich aber nicht zurückhalten! Ich will die Typen in die Finger bekommen und ihnen die Ärsche aufreißen! Ein Gutes hat diese Sache allerdings.“ fügte sie grimmig hinzu: „Sie ist eine Art später Rache an meiner beschissenen Mutter, die Geld kassiert hat, damit ich Peter nie treffe und die alles dafür getan hätte, dass ihr toller Ehemann nie herausfindet, dass sie ihm einen Bastard untergeschoben hat. Ich hoffe, die Bitch liest das und erstickt dran!“

Ein finsteres Lächeln hatte sich auf ihr Gesicht geschlichen. Lydia hockte sich auf den Schoß ihrer Geliebten und schlang die Arme um ihren Nacken.
 

Stiles hatte unterdessen den fliederfarbenen Umschlag in die Hand genommen:

„Er ist von IHR, oder nicht?“ flüsterte er Derek zu.
 

Der Ältere nickte grimmig.
 

„Lass´ uns schnell nach nebenan gehen und ihn zusammen lesen. Ich möchte wissen, was sie will.“ fuhr Stiles fort.
 

Dereks Miene verfinsterte sich weiter:

„Muss das sein?“ wollte er wissen.

Stiles nickte entschlossen:

„Ich will wissen, womit wir es zu tun haben und worauf wir uns einstellen müssen!“
 

Derek seufzte und sagte dann laut in die Runde:

„Entschuldigt uns kurz, ja?“
 

Die Anderen beachteten sie kaum und nickten höchstens knapp, denn sie waren immer noch in heller Aufregung mit der Zeitung beschäftigt und so zogen sich das Paar mit dem Brief in sein Schlafzimmer zurück.
 

Dereks Finger zitterten ein wenig, als er versuchte, den Umschlag zu öffnen:
 

„Lass´ mich!“ forderte Stiles sanft und Derek übergab ihm dankbar den Brief.
 

„Lesen wir ihn zusammen?“ fragte Stiles unsicher, als er die Nachricht entfaltete, die Kate auf das edle Briefpapier geschrieben hatte, denn immerhin war sie an Derek und nicht an ihn gerichtet und er wusste nicht, ob er das Recht dazu hätte.
 

„Ja, sicher!“ gab Derek überrascht zurück und so wendeten sie sich gemeinsam der Botschaft zu:
 

„Mein lieber Derek,

ich weiß, dass du mir mittlerweile alles Böse auf der Welt zutraust, auch wenn ich immer noch nicht begreifen kann wieso?

Vielleicht ist es dein neuer Freund, der dich gegen mich und den Rest der Welt aufhetzt?

Vielleicht ist er eifersüchtig?

Vielleicht will er dich für sich ganz allein haben?

Ich weiß es nicht und kann es auch nicht beurteilen. Es macht mich einfach nur unendlich traurig! Was ist bloß mit uns passiert? Du warst meine erste, große Liebe und die vergisst ein Mädchen nicht. Ich denke gern an unsere Zeit zurück und wir hatten doch auch sehr gute gemeinsame Augenblicke, oder vielleicht nicht?

Und wir haben auch immer auf einander aufgepasst.
 

Und nun lese ich alle diese Dinge in der Zeitung und denke an dich.

Wie muss es dir wohl mit all dem gehen? Ich kenne dich doch! Ich weiß doch, wie sehr du die Medienaufmerksamkeit hasst.

Ist das denn wirklich alles wahr? Ist dein Freund tatsächlich ein Prostituierter?

Und hast du das von vornherein gewusst, oder hat er dir etwas vorgemacht?

Ich hoffe so sehr, dass Stiles dich nicht verraten und dir nicht das Herz gebrochen hat.
 

War er es am Ende sogar, der der Presse alles verraten hat, um Geld dabei herauszuschlagen?

Ich weiß, wie vertrauensvoll du sein kannst, Derek, aber bitte, bitte pass´ gut auf dich auf, damit du nicht von den falschen Leuten hereingelegt wirst! Trotz allem, was vorgefallen ist und all´ der furchtbaren, unglaublichen Dinge, die du mir vorgeworfen hast, sorge ich mich immer noch um dich! Immerhin kenne ich dich schon dein Leben lang und will, dass du weißt, dass ich deine Freundin bin. Falls du mich brauchen solltest, dann bin ich für dich da!
 

Ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft für alles, was du gerade durchmachen musst.
 

In Liebe und Freundschaft,

Kate“
 

Stiles konnte nicht glauben, was er da gerade gelesen hatte. Er blickte Derek prüfend an, traute sich jedoch nicht, etwas zu sagen, sondern wartete einfach ab:
 

„Nicht zu fassen!“ murmelte Derek und schüttelte den Kopf:
 

„Was denkst du über diesen Brief?“ fragte Stiles zaghaft.

Derek zuckte mit den Schultern:

„Das weiß ich gerade irgendwie selbst nicht. Was sagst du denn dazu.“
 

Stiles seufzte schwer und schien dabei ein wenig in sich zusammenzufallen:

„Ich habe Angst, dass du denkst, an ihren Worten könnte etwas Wahres dran sein.“ gestand er.
 

Verblüfft riss Derek die Augen auf:

„Warum sollte ich das denn denken? Ich bin doch nicht blöd, Baby! Ich war dabei, als sie mich unter Drogen gesetzt und.... uhm… missbraucht hat. Ich war dabei, als du, knapp mit dem Leben davongekommen und schwer verletzt im Krankenhaus gelegen hast. Ich liebe dich, Stiles und ich spüre, dass du mich auch liebst. Kate behauptet, sie kennt mich, doch in Wirklichkeit kennt sie bloß den unsicheren Jungen von damals. Aber DU kennst mich, Liebling! Du hast schon verstanden, was ich brauche, als ich es noch nicht einmal selbst gewusst habe. Und ich kenne DICH auch; deine Klugheit, deine Stärke, aber auch deine Verletztheit und wie du dich um deine Familie sorgst. Ich weiß mit Sicherheit, dass du niemals etwas tun würdest, um mir zu schaden. Alles klar?“
 

Stiles atmete auf und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen:

„Ehrlich?“ hakte er noch einmal nach:
 

„Ganz ehrlich!“ versicherte Derek und küsste seinen Gefährten auf sie Spitze seiner süßen Himmelfahrtsnase: „Scheiß auf Kate! Lass uns jetzt einfach zu den anderen zurückgehen. Malia ist immerhin ganz schön durcheinander, wegen des Zeitungsberichts. Sie braucht uns jetzt!“
 

„Warte mal!“ forderte Stiles: „Heißt das, du unternimmst gar nichts wegen des Briefes? Wirst du Kate denn nicht antworten?“
 

Derek gab ein kurzes, hartes Lachen von sich und antwortete dann mit Entschlossenheit:

„Nein, mit Sicherheit nicht! Ich wünschte sogar, ich müsste nie wieder etwas von ihr hören, oder sehen! Was immer sie mit diesem Schrieb bezwecken wollte, es hat nicht funktioniert!“
 

Als Derek und Stiles Hand in Hand ins Esszimmer zurückkehrten, saßen immer noch alle wie erstarrt am Tisch und Malia hatte ihr Mobiltelefon in der Hand und starrte auf das Display, als wolle sie es ermorden. Lydia hatte einen Arm um sie gelegt.
 

Die Stimmung im Raum war wie elektrisiert:
 

„Was ist denn hier los? Ist noch irgendetwas anderes vorgefallen?“ fragte Stiles vorsichtig.
 

„Lies das!“ forderte Malia und ihre Stimme verriet, dass sie kurz vorm explodieren war: „Eines muss ich meiner Mutter lassen: Sie ist schnell! Ich wusste nicht einmal, dass sie meine Nummer hatte. Zumindest hat sie sie in den letzten Jahren nicht dafür benutzt, mir einmal zum Geburtstag zu gratulieren, oder so!“
 

Sie reichte Stiles ihr Handy und er und Derek lasen die Nachricht, die Corinne Tate an ihre Tochter verfasst hatte:
 

„Nun hast du es geschafft, du nichtsnutziges Miststück. Nach all´ den Jahren ist es dir nun doch noch gelungen, mein Leben restlos zu zerstören! Dein Vater ist heute Morgen ausgezogen. Du weißt, was das heißt, oder Malia? Wiedergutmachung! Und da du ja nun reich bist will ich für´s Erste Fünfhunderttausend von dir, denn von irgendetwas muss ich ja nun Leben. Sollte ich bis heute Abend nichts von dir hören, dann wende ich mich eben an die Presse und dann hören die von mir auch noch ein paar hübsche Geschichten über dich . So oder so, ich komme an mein Geld!“
 

„Wow! Was für eine Hexe!“ entfuhr es Stiles ganz spontan und ungefiltert.
 

„Ich hasse sie!“ knurrte Malia und zwei heiße, zornige Tränen liefen ihr über die Wangen:
 

„Keine Sorge, Malia. Ich werde sie auszahlen.“ versicherte Derek: „Das ist keine große Sache. Und meine Anwälte werden mit ihr etwas aushandeln, um sie zum Schweigen zu bringen. Ich regle das für dich! Versprochen“
 

„NEIN!“ rief Malia aus und sprang vom Tisch auf: „Sie bekommt keinen einzigen Cent. Mir ist scheißegal, welche Lügen sie den Medien erzählt. Sie hat mir mein Leben verkackt! Dafür bezahle ich sie doch nicht auch noch!“
 

Derek nickte und machte einen Gegenvorschlag:

„Einverstanden! Dann hetze ich ihr trotzdem meine Anwälte auf den Hals und die werden sie ein wenig einschüchtern. Einverstanden?“
 

„Und warum mache ich das Mistvieh nicht einfach ausfindig und prügele sie zu Tode!“ knurrte Malia und wischte sich über die feuchten Augen:
 

„Weil du dann ins Kittchen wandern würdest und das will ich nicht, denn schließlich bist du das letzte Familienmitglied, das mir geblieben ist.“ erwiderte Derek sanft.
 

Diese Worte gaben Malia den Rest und ihre Wut schlug um in Verzweiflung. Zum Glück war Derek zur Stelle, um seine schluchzende Cousine in seine Arme zu ziehen und zu trösten.



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