Schlaflos von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 34: Ein ehrbares Leben ------------------------------ Stiles war natürlich von vornherein klar gewesen, dass die Idee für Derek eine Wohltätigkeitsorganisation zu leiten lediglich ein Trick seines Geliebten war, ihm einen angemessenen Arbeitsplatz zu verschaffen, doch Stiles hatte das Angebot dennoch angenommen, ohne großes Theater zu machen. Dafür gab es natürlich einen guten Grund, oder eigentlich waren es sogar gleich mehrere. Stiles war sich selbstverständlich bewusst, dass es vorteilhaft für einen Geschäftsmann wie Derek war, wenn er seinen Lebenspartner als jemanden vorstellen konnte, der eine gesellschaftlich wichtige, anerkannte Position bekleidete und nicht als: „Das ist Stiles. Ich habe ihn in der Gosse gefunden.“ Ein weiteres Plus war, dass Stiles seine Freunde als Berater beschäftigen konnte. Scott, Danny und sogar Isaac waren nun neuerdings seine Mitarbeiter. Letzterem hatte Stiles natürlich eingeschärft, dass er ein toter Mann wäre, wenn er auch nur ein Sterbenswörtchen gegenüber der Presse verraten und damit Derek schaden würde! Und das hatte dieser scheinbar nicht einfach bloß verstanden, nein offenbar schien die Freundlichkeit, die Isaac in jüngster Zeit zu Teil geworden war, nun auch endlich langsam wirklich zu diesem durchzudringen, denn er war zugänglicher und entspannter, als Stiles ihn jemals erlebt hatte. Isaac hatte ihm sogar neulich nach Feierabend von seinem Elternhaus berichtet und diese Erzählung enthielt all jene Schrecken, die Gewalt und die Folter, welche Stiles bereits im Vornherein erwartet und befürchtet hatte. Er hatte Isaac sein Wort geben müssen, darüber zu schweigen. Nicht einmal Scott dürfe er davon erzählen. Der wichtigste Grund für Stiles, diese Wohltätigkeitsorganisation leiten zu wollen, war allerdings die Arbeit selbst. Mithilfe von Dereks Geld könnte er so vieles bewegen und viele Leben zum Besseren wenden und Stiles liebte diese Vorstellung. Also ging er nun an jedem Morgen mit Derek ins Büro und entwickelte seine Vision. Er analysierte die vorhandene Hilfelandschaft in Los Angeles und sprach mit den Verantwortlichen, um zu ergründen, wo es an welchen Ressourcen, Personal oder Räumlichkeiten fehlte. Es fing gerade an, sich wie ein Neuanfang, wie der Beginn von etwas Wichtigem und Bedeutungsvollem anzufühlen. An Garrett und Violet, welche ihn ständig begleiteten, sobald er das Haus verließ, hatte Stiles sich mittlerweile gewöhnt. Er duldete sie, wie eine unangenehme Hintergrunderscheinung, denn er hatte eingesehen, dass ihm ganz offensichtlich tatsächlich jemand nach dem Leben trachtete und wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war, dann hatte er ein wenig Angst und war sogar recht dankbar für den Schutz. Deucalion hatte tatsächlich seine Ankündigung wahr gemacht und hatte der Polizei von seinem Verdacht berichtet, dass jener Patient, welcher nach Stiles im selben Krankenhausbett gelegen hatte, in der Annahme ermordet worden sein könnte, dass es sich um Stiles selbst handele. Stiles war sich sicher gewesen, dass die Gesetzeshüter Dereks rechte Hand lediglich für einen verhinderten Hobbydetektiv halten und gleich wieder nachhause schicken würde, doch er hatte offenbar nicht mit einkalkuliert, wie überzeugend Deucalion sein konnte, denn die Polizei hörte tatsächlich auf ihn. Immerhin hatte man es ja bereits mit versuchtem Mord zu tun, da die Bremsleitungen des Jeeps ja ohne jeden Zweifel durchschnitten worden waren und so war man offenbar geneigt, Deucalions Verdacht nachzugehen. Dennoch war Stiles sich halbwegs sicher gewesen, dass in dieser Sache Deucalions Fantasie ein wenig mit ihm durchgegangen war. Ein Giftmord in einem Krankenhaus? Das schien einfach zu weit hergeholt! Und das wäre doch sicherlich sonst noch irgendwem aufgefallen, richtig? Doch dieser Morgen änderte seine Meinung. Stiles und Derek kamen gerade ins Büro und Deucalion begrüßte sie mit den Worten: „Jamie Townsend ist ermordet worden. Sein Tod ist eindeutig nicht die Folge seines Unfalls gewesen. In seinem Körper konnte eine Substanz nachgewiesen werden, die sein Herz zum Stillstand gebracht hat.“ „Oh, Gott!“ war alles, was Stiles in diesem herausbrachte. Er wurde schlagartig weiß wie eine Wand, hatte das Gefühl, jemand zöge ihm den Boden unter den Füßen weg und er fiele ins Bodenlose. Ein Mensch war tot? Und der Giftanschlag hatte höchstwahrscheinlich in Wahrheit ihm gegolten? Stiles schwankte ein wenig und er hielt sich an Dereks Oberarm fest, um sich auf den Beinen halten zu können: „Ist in Ordnung! Ich bin hier, Baby!“ versicherte Derek und legte Stiles einen stützenden Arm um die Taille, doch der Klang seiner Stimme verriet dabei seine eigene Erschütterung: „Wie ist das möglich, Deuc? Wie hat... der Mörder sich so irren können?“ wollte er nun wissen. „Jamie Townsend war durch zahlreiche Verbände ziemlich unkenntlich gemacht und er war überdies bewusstlos.“ gab Deucalion zurück: „Er war ein leichtes Opfer und man hätte ihn problemlos mit Stiles verwechseln können, denn er hatte in etwa dieselbe Größe, Statur und das Alter.“ Stiles klammerte sich immer noch an Derek fest und er hatte mittlerweile still zu weinen begonnen. Schlagartig wurde ihm so richtig klar, wie knapp er möglicherweise mit dem Leben davongekommen war. „Die Polizei will nun natürlich mit euch beiden sprechen. Ihr könnt euch später hier melden.“ teilte Deucalion mit und reichte Derek eine Karte. „Was werde wir ihnen sagen? Über Kate meine ich?“ fragte Derek unbehaglich: „Was KÖNNT ihr ihnen denn sagen?“ fragte Deucalion zurück: „Es gibt keinerlei Beweise, nichts was gegen Kate spricht, außer ein paar Vermutungen. Wir sind mit ihrer Familie befreundet. Ohne irgendwelche Anhaltspunkte würde ich ihren Namen gegenüber der Polizei nicht ins Spiel bringen, zumal ich mir immer noch einfach nicht vorstellen kann, dass wirklich sie hinter allem steckt. Was könnte sie denn damit erreichen wollen?“ Derek nickte. Er war unschlüssig gewesen und fühlte sich beinahe erleichtert, denn er hatte wirklich nicht das Bedürfnis gehabt, der Polizei davon zu berichten, dass er von einer Frau vergewaltigt worden war und das müsste er ja wohl, wenn er den Verdacht gegen Kate irgendwie begründen wollte. Und es stimmte, sie hatten keinerlei Beweise, oder irgendetwas anderes vorzuweisen, was wirklich auf Kate als Täterin hindeutete. Natürlich war es nicht Deucalions Entscheidung, was sie bei der Polizei aussagen sollten, doch in diesem Fall war Derek dennoch sehr geneigt, seinen Worten zu folgen und war dem väterlichen Freund dankbar für seinen Rat. Zwei Stunden später saßen Derek und Stiles also auf einem Polizeirevier, um ihre Aussagen zu machen. Erst ließ man sie dabei bei miesem Kaffee ewig lang warten und dann bestand man darauf, sie einzeln anzuhören. Stiles war als Erster an der Reihe. Er blickte sich noch einmal unsicher nach Derek um, ehe er der uniformierten Beamtin, welche ihn aufrief, ins Verhörzimmer folgte. Der Beamte, der die Aussage aufnahm, stellte sich als Inspektor Haynes vor. Er war ein Mann Anfang fünfzig, beinahe zwei Meter groß und enorm breit und schwer, ohne tatsächlich fett zu wirken. Wenn er im Raum war, dann kam er einem voll vor. Er war ein einschüchternder Mann mit einer tiefen Stimme, die er nicht einmal erheben musste, damit sie in jeden Winkel des Raumes drang. Er trug einen zerknitterten, hellgrauen Anzug, der ganz offensichtlich aus besseren Tagen stammte, als er das Jackett über dem Bauch noch zuknöpfen konnte. Sein schütteres Haar trug er kurzgeschoren und er hatte die klassische Rotwangigkeit eines Mannes, der höchstwahrscheinlich unter einer beginnenden Herzerkrankung litt und durchaus laut und aufbrausend werden konnte. Der Polizist musterte Stiles eingehend aus klugen, eisblauen Augen, so dass es diesen spontan ein wenig zu frösteln begann. Nachdem Haynes zunächst sanft begonnen und lediglich ein paar allgemeine Personalien aufgenommen hatte, schlug er alsbald eine härtere Tonart an: „Wissen sie, warum ihnen jemand nach dem Leben trachten könnte, Mr. Stilinki? Haben sie sich in der Vergangenheit vielleicht irgendwelche Feinde gemacht?“ Stiles wurde ein wenig kleiner in seinem Stuhl: „Ich habe niemandem etwas zuleide getan. Ich habe keine Ahnung, warum jemand offenbar versucht, mich loszuwerden.“ Haynes betrachtete ihn eingehend, ehe er fortfuhr: „In welcher Beziehung stehen sie zu Derek Hale?“ „Er... er ist mein Partner!“ antwortete Stiles schüchtern, denn der Blick des Polizisten ging ihm durch und durch: „So, so... aha!“ machte Haynes theatralisch, ehe er seine Bombe platzen ließ: „Sie wissen, dass wir eine Akte über sie haben, oder Mr. Stilinski?“ „Davon bin ich ausgegangen!“ erwiderte Stiles leise. „Sie wurde zwei Mal wegen Prostitution festgenommen. Weiß Mr. Hale eigentlich über ihr Vorleben Bescheid?“ bohrte der Polizist weiter: „Ich wurde festgenommen und gleich wieder freigelassen, weil ich nämlich nichts Unrechtes getan habe. Prostitution sollte nicht kriminalisiert werden, denn sie tut schließlich niemandem weh!“ schnappte Stiles giftig: „Und ja, Derek weiß was ich war. Er kennt mich und er liebt mich trotzdem!“ „Mr. Hale ist ein sehr wohlhabender Mann, nicht wahr? Bezahlt er sie eigentlich für ihre... Dienste?“ erkundigte sich Haynes gelassen und ignorierte Stiles Wut: „Hat diese Frage irgendwas damit zu tun, dass da draußen jemand herumläuft, der mir nach dem Leben trachtet!“ brauste Stiles auf: „Das kann ich noch nicht sagen. Beantworten sie doch einfach meine Frage, Mr. Stilinski!“ gab der Beamte betont ruhig zurück. Stiles kochte innerlich vor Zorn. Er atmete einige Male tief durch, um schließlich so ruhig wie möglich zu antworten: „Sie haben Derek doch gesehen, oder nicht? Denken sie wirklich, jemand wie er hätte es nötig, jemanden wie mich für sexuelle Gefälligkeiten zu bezahlen?“ „Ich weiß es nicht?“ entgegnete der Polizist: „Es wäre doch möglich, dass Mr. Hale Vorlieben hat, bei denen niemand freiwillig mitmachen würde?“ Stiles sprang auf und schlug donnernd mit der Faust auf den Metalltisch: „Denken sie über mich was sie wollen. Ich mag ja bloß Dreck sein, aber wenn sie noch eine einzige Bemerkung in dieser Richtung gegen Derek machen, dann bin ich weg und seine Anwälte werden ihnen die Hölle heiß machen! Sie werden beruflich nie wieder einen Fuß an den Boden kriegen!“ drohte er aufgebracht. Herbeigerufen von dem Krach steckte die Polizeibeamtin, die Stiles in den Verhörraum geführt hatte den Kopf durch die Tür und wollte wissen: „Ist hier alles in Ordnung, Carl?“ Haynes zeigte sich nicht allzu beeindruckt von Stiles kleinem Ausbruch und versicherte: „Hier ist alles bestens, Betty.“ An Stiles gewandt sagte er: „Ich schlage vor, sie beruhigen sich wieder, Mr. Stilinski. Ich tue hier nur meinen Job und versuche herauszufinden, was gespielt wird.“ Polizistin Betty zog sich offensichtlich beruhigt wieder zurück, nachdem Stiles, Haynes immer noch wütend fixierend, seinen Stuhl wieder eingenommen hatte: „Glauben sie mir, ich spiele überhaupt nichts! Ich habe einfach nur Angst um mein Leben.“ knurrte er: „In Ordnung.“ gab Haynes versöhnlich zurück: „Das verstehe ich. Aber sie müssen mir helfen, das Ganze zu verstehen! Wer versucht sie zu töten? Was könnte jemand gegen sie haben, Mr. Stilinski? Kann es jemand aus ihrer Vergangenheit sein? Hatten sie einen Zuhälter, der sich ärgert, dass seine Einnahmequelle weggefallen ist? Hatten sie mit Drogen, oder anderen illegalen Dingen zu tun?“ „Ich weiß es wirklich nicht!“ erwiderte Stiles frustriert: „Ich denke nicht, dass ich mir durch irgendetwas Feinde gemacht habe. Vermutlich fällt es ihnen schwer zu glauben, dass jemand mit meiner Vergangenheit sich nichts weiter hat zu Schulden kommen lassen, aber es ist so! Ich habe meinen Körper verkauft, um zu überleben und weiter nichts. Ich bin clean, ich habe nie einen Freier bestohlen, oder was auch immer und einen Zuhälter habe ich nie gehabt. Ich bin ein Niemand! Ich habe wirklich keinen blassen Schimmer, warum jemand etwas gegen mich haben sollte, ansonsten würde ich es ihnen sagen.“ Haynes nickte bedächtig: „Warum sind sie nach dem Mordanschlag gegen sie eigentlich nicht im Krankenhaus geblieben?“ wollte er nun wissen. „Derek wollte mich einfach bei sich haben, schätze ich. Er hat sich eben Sorgen gemacht.“ erwiderte Stiles müde: „Es gab dafür keinen besonderen Grund.“ Der Inspektor beobachtete Stiles noch eine Weile. Es wirkte, als würde er ihm nicht glauben, oder als wollte er noch irgendwas fragen, doch das tat er nicht. Stattdessen sagte er: „Danke, Mr. Stilinski. Das wäre für´s Erste alles. Sie dürfen jetzt gehen.“ Stiles erhob sich schwerfällig und verließ das Verhörzimmer gefolgt von Haynes. Derek saß immer noch vorn im Wartebereich und erhob sich, als er seinen Liebhaber erblickte: „Hey, Baby! Ist alles in Ordnung?“ fragte er stirnrunzelnd. Stiles nickte, doch sein bleiches, müdes Gesicht strafte diese Geste Lügen: „Ich warte hier auf dich.“ sagte er bloß und nahm auf dem Stuhl Platz, auf dem Derek gerade noch gesessen hatte. Derek blickte sich nach ihm um, hätte ihn gern noch einmal in den Arm genommen, doch irgendwie fühlte er sich seltsam befangen und folgte anstatt dessen Haynes in das Verhörzimmer. Der Polizist fackelte nicht lange und ging sogleich ans Eingemachte: „Ihr... uhm... Freund Mr. Stilinslki sagt, sie wüssten über sein Vorleben Bescheid. Ist das richtig, Mr. Hale?“ Es war mehr als deutlich, dass Haynes Dereks Reaktion sehen wollte und hoffte, auf Ungereimtheiten zu stoßen. Derek blieb jedoch vollkommen gelassen: „Stiles hat als Prostituierter gearbeitet.“ erwiderte er ohne lange Drumherum zu reden. Haynes runzelte ein wenig die Stirn und wollte dann wissen: „Und steht Mr. Stilinski nun in ihren Diensten, Mr. Hales? Bezahlen sie ihn für seine… Gesellschaft?“ fragte der Polizist ohne Umschweife. Derek konnte sich sehr gut vorstellen, was dieser Gesetzeshüter über Stiles und ihn dachte: Der Milliardär und sein kleines Sex-Spielzeug! Es war das, was wohl die meisten Leute in dieser Situation vermuten würden. Auch wenn Derek sich dafür hasste, so kam in diesem Augenblick dennoch so etwas wie Peinlichkeit in ihm auf. Er versuchte, sich nichts davon anmerken zu lassen und erwiderte betont ruhig: „Dies ist Teil von Stiles Vergangenheit. Nein, ich bezahle ihn nicht für unser Zusammensein. Wir haben eine ganz gewöhnliche Liebesbeziehung. Aber ich würde gern wissen, ob ihre Frage eigentlich irgendwas mit den Mordanschlägen gegen meinen Partner zu tun hat, Inspektor?“ Haynes atmete tief und erwiderte: „Um ehrlich zu sein, stellt mich dieser Fall vor ein Problem. Wir haben einen Toten und zwei fehlgeschlagene Mordanschläge gegen Mr. Stilinski, aber wir haben weder einen Täter, noch ein Motiv. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wo ich anfangen soll zu ermitteln? Mr. Stilinski behauptet, keine Feinde zu haben. Können sie Licht ins Dunkel bringen, Mr. Hale? Warum sollte jemand ihren Partner ermorden wollen?“ Derek rang mit sich. Er war kurz davor, dem Polizeibeamten doch noch von ihrem Verdacht gegen Kate zu berichten, doch diese ganze Sache war einfach zu verrückt und viel zu weit hergeholt. Haynes würde ihn doch überhaupt nicht ernst nehmen? Und so zuckte Derek lediglich bedauernd mit den Schultern und erklärte: „Ich weiß es leider nicht. Ich weiß nur, dass ich Angst um Stiles habe und ihn um jeden Preis beschützen werde.“ Haynes nickte bedächtig. Dann fragte er Derek, was er zuvor bereits von Stiles hatte wissen wollen: „Warum haben sie Mr. Stilinski seinerzeit aus dem Krankenhaus mitgenommen? Dies geschah doch entgegen ärztlicher Anweisung, richtig? Hatten sie denn irgendeinen Verdacht, dass ihm im Krankenhaus irgendetwas zustoßen könnte?“ Derek schüttelte den Kopf: „Es war bloß so eine Vorahnung? Oder eine, nach damaligen Erkenntnissen übertriebene Angst, denn da wussten wir ja noch nicht einmal, dass die Bremsen des Autos manipuliert gewesen sind. Ich habe meine Familie verloren, wie ihnen vielleicht bekannt ist. So etwas macht einen misstrauisch, wissen sie?“ Der Polizist horchte auf: „Der Mord an ihrer Familie ist ein gutes Stichwort. Der Mann, der die Tat gestanden hat, hat sich niemals zu seinem Motiv geäußert, ist es nicht so, Mr. Hale. Damals gab es viele Ungereimtheiten, nicht wahr? Könnte es einen Zusammenhang zwischen der damaligen Tat und heute geben, wo wieder einmal das Leben von jemandem in Gefahr ist, der ihnen am Herzen liegt? War der Verhaftete möglicherweise doch unschuldig und ist der wahre Täter vielleicht noch immer auf freiem Fuß?“ Derek wurde blass. Dieser Gedanke wäre ihm im Leben nicht gekommen und er war so erschreckend und furchtbar, dass er überhaupt nicht wusste, wie er darauf antworten sollte. Er hatte ein wenig Frieden in der Gewissheit gefunden, dass der Täter im Gefängnis schmorte und das letzte was er wollte, war an dieser Sache zu rühren: „Wie...? Was... was meinen sie? Nein! Nein, ich weiß nicht?“ stammelte er. „Fällt ihnen jemand ein, der ihnen derart schaden möchte, Mr. Hale?“ bohrte Haynes nach. Derek ließ die Frage kurz wirken und schüttelte dann energisch den Kopf: „Nein! Nein, da ist niemand! Diese Sache hat nichts mit dem zu tun, was heute mit Stiles geschieht!“ bestimmte er, schüttelte sich, als könne er dadurch den Schrecken loswerden, den diese Fragen in ihm ausgelöst hatten und wollte wissen: „Sind wir dann jetzt fertig?“ „Für´s Erste.“ bestätigte Haynes: „Bitte melden sie sich, wenn ihnen noch etwas einfällt, was unseren Ermittlungen weiterhilft. Falls ich noch weitere Fragen habe, werden sie wieder von mir hören.“ Derek nickte, erhob sich, schüttelte dem Polizisten zum Abschied die Hand und verließ das Büro. Stiles sprang sofort auf, als er Derek erblickte und fragte: „Gehen wir jetzt bitte nachhause?“ Derek blickte ihn sorgenvoll an. Stiles war immer noch ausgesprochen blass und seine Gesichtszüge hatten sich sorgenvoll vertieft: „Ich bringe dich heim!“ versicherte der Ältere. Kaum hatten sie das Revier verlassen und waren in den Wagen gestiegen, auf dessen Fahrersitz Garett saß, klingelte Dereks Telefon. Deucalion war am anderen Ende der Leitung und seine Stimme klang bitterernst: „Hast du schon die Nachrichten gesehen? Es kommt auf allen Kanälen und es ist die Titelschlagzeile der Spätausgaben der Zeitungen. Irgendwer hat geredet. Man weiß über Stiles dich Bescheid!“ Vor Schreck fiel Derek sein Handy aus der Hand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)