Schlaflos von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 29: Seltsame Zufälle - Teil 1 ------------------------------------- Scott nahm auf dem Krankenbett Platz und schmiegte sich sehr behutsam an Stiles linke, weniger verletzte Seite, wie ein einsamer, kleiner Welpe und sein bester Freund begann ihm das Haar zu kraulen. Derek stand indes ein wenig unbeholfen auf der anderen Bettseite, bis Stiles ihn fragte: „Was ist los, mein Großer? Willst du einfach nur da rumstehen?“ „Aber ich will dir nicht wehtun!“ murmelte der Ältere unbehaglich. Stiles lachte: „Ungebremst in einen Baum zu rasen hat wehgetan. Dich bei mir zu wissen wird mich höchstens ganz schnell wieder gesund machen, als komm´ bitte zu mir, ja?“ Derek zog sich einen Stuhl ans Bett, betrachtete seinen geschundenen Liebhaber leidend und begann dann sehr zart, das geliebte Gesicht mit den Fingerspitzen zu streicheln: „Wie konnte so etwas denn nur passieren?“ wollte er wissen: „Hat dich jemand von der Straße gedrängt, oder was war da los?“ Stiles schüttelte den Kopf: „Es waren die Bremsen. Sie haben einfach nicht reagiert. Vielleicht hat ein Tier sich daran zu schaffen gemacht? Der Wagen hat schließlich ein paar Tage gestanden? Solche Sachen passieren nun mal.“ spekulierte er. Derek runzelte skeptisch die Stirn und so witzelte Stiles, auf Deucalion deutend, welcher sich immer noch, uncharakteristisch schüchtern im Türrahmen herumdrückte: „Vielleicht war es ja auch dein Kumpel da drüben, der die Bremsleitungen höchstpersönlich durchgenagt hat, weil er seine Drohung gegen mein Leben auf besonders perfide Art und Weise in die Tat umsetzen wollte? Was will er überhaupt hier? Sich von meinem baldigen Ableben überzeugen, oder was?“ „Wir haben uns ein wenig ausgesprochen, er hat Besserung gelobt und er hat Scott und mich hergefahren, aber das ist noch lange kein Grund, dass du ihm verzeihen müsstest, Baby! Weißt du, was er getan hat? Er hat einen Detektiv auf dich angesetzt, der herausgefunden hat, dass du früher als Sexarbeiter gearbeitet hast.“ gab Derek giftig zurück: „SCHOCKIEREND!“ erwiderte Stiles kichernd: „Du hast ihm hoffentlich kein Wort geglaubt, oder Liebling?“ Derek küsste Stiles sanft auf die Schläfe und fügte erbost hinzu „So witzig ist das leider gar nicht. Er hat auch Allison von euch beiden erzählt!“ „Idiot!“ brummte Stiles kopfschüttelnd und Scott stellte unglücklich fest: „Deswegen ignoriert sie also meine Anrufe und Nachrichten. Das war´s dann wohl für uns beide?“ Alle Drei schauten Deucalion bitterböse an und dieser beteuerte reumütig: „Ich bringe das mit Allison wieder in Ordnung, ehrlich! Und mit deinem Unfall hatte ich selbstverständlich nichts zu tun, Stiles! Das war doch bloß eine leere Drohung! Ich bin doch kein verrückter Psycho!“ „Warst du mit dem Kerl etwa beim Tierarzt Derek, oder woran liegt es, dass er auf einmal so lammfromm ist?“ fragte Stiles mit einem bösen, kleinen Grinsen „Nein, ich habe ihm nur klar gemacht, dass du das Beste bist, was mir je passiert ist, Liebling und ich denke, er hat es nun endlich begriffen.“ Stiles errötete leicht bei Dereks liebevollen Worten und um von seiner Rührung und Verlegenheit abzulenken, sagte er forsch an Dereks Freund gewandt: „Na, das wurde aber auch wirklich langsam Zeit, Kumpel!“ „Es tut mir wirklich leid!“ versicherte Deucalion: „Es tut mir leid, dass ich Stiles bedroht und zu bestechen versucht habe und es tut mir leid, dass ich Dereks Entscheidung misstraut und einen Privatermittler angeheuert habe, aber das Ganze wäre vielleicht gar nicht passiert, wenn ich von Anfang an nicht von euch belogen worden wäre.“ Derek richtete sich ruckartig auf und fragte empört: „Also ist es meine Schuld, dass du so ein misstrauischer Zyniker bist, der nicht begreifen will, dass ich bereits erwachsen bin, oder wie?“ „Nein Derek, das ist allein meine Schuld und ich werde versuchen, meine Fehler an euch wieder gut zu machen!“ antwortete Deucalion betont bußfertig. „Und mit meinem Freund und seiner süßen Freundin wirst du anfangen! Bring´ das gefälligst uin Ordnung!“ bestimmte Stiles und rieb dem betreten dreinblickenden Scott zärtlich den Rücken. Zu Derek, der Deucalion immer noch wütend fixierte, sagte Stiles süß: „Geben wir deinem Freund doch eine Chance zur Besserung, ja? Immerhin bin ich ganz arg verletzt und brauche Harmonie um mich herum, um wieder gesund zu werden!“ „Siehst du, Deuc?“ rief Derek triumphierend aus: „Ich habe es dir ja gesagt! So ist Stiles nämlich: Er hätte jedes Recht, dich noch eine Weile leiden zu lassen, doch er tut es nicht!“ „Danke!“ sagte Deucalion schlicht. In diesem Moment kam die Schwester zurück ins Krankenzimmer und verkündete: „Ich denke, die Besuchszeit ist nun zu Ende. Der Patient braucht ein wenig Ruhe.“ Schlagartig fühlte Derek bei dem Gedanken, seinen Freund eine ganze Nacht lang hier allein zurückzulassen eine Furcht in den den Eingeweiden, welche sogar Übelkeit bei ihm auslöste. Natürlich war ihm selbst klar, dass das irrational war, aber nach dem, was heute geschehen war, hatte er irgendwie das Gefühl, ihn noch viel, viel besser beschützen zu müssen. Es war bereits sehr spät in der Nacht, als Kate Argent das White Memorial Hospital betrat. Sie fiel gar nicht auf in ihrer Schwesterntracht und von den Bereichen die mit einer Kamera überwacht wurden, hielt sie sich natürlich fern. Zu dieser späten Stunde war hier nicht viel los und so konnte sie kurz hinter einen der Tresen für das Pflegepersonal schlüpfen, um im Computer nachzusehen, in welchem Zimmer Stiles untergebracht wäre. Als sie früher am Tag den Unfall beobachtet hatte, hatte sie schon gehofft, das wäre es nun bereits gewesen, doch diese kleine Bitch war wohl zäher, als er aussah, also würde sie nun wohl doch noch ein wenig nacharbeiten müssen. Sie schlich also lautlos und unauffällig durch die Gänge und huschte schließlich in das halbdunkle Krankenzimmer. Und da lag er! Schlafend, in Verbände gewickelt und eigentlich schon fast hinüber. Niemand würde später auf die Idee kommen, dass sein Tod KEINE natürlichen Ursachen haben könnte. Kate zückte die mitgebrachte Spritze und gab das Gift, welches den Herzstillstand bewirken würde in den Tropf mit dem Schmerzmittel. Eine Einstichwunde im Arm würde vielleicht Misstrauen wecken, doch so wäre es gänzlich unauffällig. Außerdem würde der Patient so auch nicht aufwachen und am Ende noch versuchen, sich zu wehren. Kate blickte noch einmal hinab auf den verletzten Jungen auf dem Bett. Am Liebsten würde sie bleiben, um ihn sterben zu sehen, doch sie durfte sich nicht erwischen lassen, also kam sie leider um dieses besondere Vergnügen. Zu dumm! Aber was war DAS? Kates Blick fiel auf das Plastikbändchen mit dem Namen des Patienten darauf. Wer zur Hölle war denn Jamie Townsend? Verdammt! Sie schaute sich den jungen Mann in den Verbänden um Kopf und Oberkörper noch einmal genauer an: Dies hier war ja überhaupt nicht Stiles! Nicht dass dieser Kollateralschaden Kate besonders jucken würde. Sie war einfach nur genervt, dass sie sich nun etwas Neues einfallen lassen musste, um den kleinen Mistkerl loszuwerden! Als ob sie sonst nichts zu tun hätte! Wutschnaubend verließ sie das Krankenzimmer, während hinter ihr der Herzalarm losging, der vermeldete, dass Jamie Townsend nun tot war. Sie verschwand durch eines der Treppenhäuser, um niemandem in die Arme zu laufen. Derek blickte hinab auf Stiles, welcher nun endlich eingeschlafen war. Der Junge hatte vor lauter Schmerzen lange nicht gewusst, wie er überhaupt liegen sollte, hatte sich unter Stöhnen hin- und hergeworfen und dennoch hatte er eine Schmerztablette verweigert, bis Derek den Unvernünftigen schließlich einfach dazu genötigt hatte. Und nun hielt der Ältere hier Wache, denn für das Wohl seines Freundes opferte er seinen Schlaf mit Freuden, Es war gar nicht so einfach gewesen, das Krankenhauspersonal überhaupt davon zu überzeugen, Stiles zu entlassen, denn sie hatten darauf bestanden, dass dieser über Nacht zur Beobachtung bleiben müsse. Derek hatte versichert, dass er genauestens auf ihn acht geben werde, doch dass war dem behandelnden Notarzt nicht gut genug gewesen. Erst als er Dr. Geyer von seiner Station geholt hatte, welcher die Versicherung abgegeben hatte, zweimal täglich nach Stiles zu sehen und Derek zusätzlich versprochen hatte, heute noch eine private Krankenschwester in sein Haus zu holen, hatten sie schließlich eingelenkt. Für den befreundeten Mediziner war es sichtlich unangenehm gewesen, seine Position als Oberarzt in diesem Krankenhaus einzusetzen, um die Entlassung zu erwirken, doch Derek hatte keine großen Bauchschmerzen damit gehabt, diesen besonderen Umstand auszunutzen Die Privatschwester, die er angeheutert hatte, hatte nun ein Gästezimmer unter Dereks Dach erhalten und war über einen Monitor über Stiles Vitalfunktionen informiert, so dass sie im Notfall zur Stelle sein konnte, doch im Augenblick war alles in bester Ordnung. Warum Derek nun so unbedingt gewollt hatte, dass Stiles wieder mit ihm nachhause käme, hätte er beim besten Willen nicht erklären können. Vielleicht hatte er einfach schon zu viel verloren und fühlte sich nur dann gänzlich sicher, wenn er den verletzten Stiles unmittelbar neben sich wusste? Vermutlich war es irgendetwas in dieser Art, aber Derek war auch nicht besonders gut in Sachen Selbstbetrachtung. In dieser Minute jedenfalls wünschte er sich gewaltige, Schutz spendende Schwingen, unter denen er seinen verletzten Geliebten verbergen könnte, bis dieser wieder heil und stark wäre. Und Derek konnte sich auch lebhaft vorstellen, was Stiles selbst davon halten würde, derart begluckt zu werden: Der zähe, unabhängige, kleine Kerl würde es aus tiefster Seele HASSEN! Derek war sich bewusst, dass es eine ganz schöne Herausforderung werden würde, den hyperaktiven Stiles lange genug im Bett festzuhalten, bis dieser wieder vollständig genesen wäre. Er würde sich ausreichend Beschäftigung überlegen und seine Freunde hierzu mit einspannen müssen. Am kommenden Morgen kam Deucalion auf einen Kaffee vorbei. Er hatte eine Packung Donuts dabei. Stiles rief vom Schlafzimmer aus, dass er Derek ruhig ins Büro mitnehmen könne, doch dieser weigerte sich beharrlich und rief zurück, dass er hier ja wohl nötiger gebraucht werde! Er instruierte also seine rechte Hand in der Firma eingehend, welche Aufgaben in den nächsten Tagen anstehen würden und während sie noch mittendrin waren, kam Dr. Geyer wie versprochen nach seinem Nachtdienst vorbei und verschwand als erstes im Schlafzimmer, um Stiles zu untersuchen. Als er zu Deucalion und Derek an den Frühstückstisch zurückkehrte, bekam der Übernächtigte ebenfalls einen Kaffee und einen Donut und versicherte, wie viel Glück Stiles im Unglück gehabt habe, weil er am Ende ja nur leichte Verletzungen davongetragen habe. Er ließ einen Schmerztropf da, den die Krankenschwester später bei dem Patienten durchlaufen lassen konnte. Dann berichtete er nebenbei, dass er bei der Schichtübergabe zufällig mitbekommen habe, dass ein Unfallpatient, und zwar genau jener, welcher später in Stiles altes Zimmer gekommen sei, nachdem dieser gestern Abend entlassen worden war, völlig unerwartet in der vergangenen Nacht verstorben sein. Sei das nicht ein seltsamer Zufall? „Na ja, nicht jeder kann eben so viel Glück haben, wie Stiles, nicht wahr?“ schloss er schließlich seine Erzählung. Derek lief es bei diesem Bericht eiskalt den Rücken herunter; vermutlich deswegen, weil es ihm noch einmal so richtig klar machte, wie knapp es für seinen Geliebten gestern in Wirklichkeit gewesen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)