Schlaflos von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 22: Familienbande ------------------------- „Was wollen wir deiner Freundin denn eigentlich schenken? Wir können doch nicht ohne ein Geburtstagsgeschenk bei ihr auftauchen!“ stellte Derek beim Frühstück fest. Er schien sich wirklich Gedanken darüber zu machen. Das hatte Stiles überhaupt nicht erwartet, doch es machte ihn irgendwie glücklich, bedeutete es doch, dass Derek an seinem Leben Anteil nahm. Grinsend gab er zurück: „Ich hatte an hübsche Ohrringe oder so gedacht. Irgendwas Schlichtes? Damit liegen wir bestimmt richtig.“ „Was hältst du dann davon, wenn wir gleich zusammen losfahren, kurz bei `Tiffanys´ Halt machen und ich dich danach zuhause absetze, ehe ich ins Büro weiterfahre?“ schlug Derek vor. Nun musste Stiles lachen und erwiderte: „Tiffanys, huh? Weil es schließlich heißt `Diamonds are a girls best friends´, oder wie? Ist das nicht ein wenig übertrieben? Ich hatte eigentlich etwas weniger Kostspieliges wie zum Beispiel Modeschmuck im Sinn.“ Derek machte ein komisches Gesicht: „Ich kann doch nicht mit irgendwelchem billigem Blechtand da ankommen! Deine Freunde wissen doch, dass ich Geld habe. Wie stehe ich dann da? Sie würden mich für geizig halten! Und ich will ihr doch bloß eine kleine Freude machen.“ Stiles grinste zärtlich und drückte Derek einen kleinen Kuss auf die Wange: „Also gut! Machen wir es so. Aber Malia wird ganz schön Augen machen, das sage ich dir gleich!“ erwiderte er und fügte noch hinzu: „Aber ich werde dann noch einen Kuchen backen.“ Und so stiegen sie nach dem Essen in Dereks mitternachtsblauen BMW und hielten an der Filiale der Juwelier-Kette am Beverly Hills Boulevard, um sich auf die Suche nach dem passenden Geschenk zu machen. Derek nahm die Auslage genauestens in Augenschein, legte Stiles seine persönlichen Favoriten zur Beurteilung vor und entschied sich schließlich für schlichte, goldene Diamantstecker mit Radiant-Schliff. Eigentlich hätten sie nun wieder gehen können, doch da blieb Dereks Blick noch an einer hübschen silbernen Haarspange in Blütenform mit kleinen Rubinen hängen: „Also das ist mit Sicherheit nichts für Malia. Viel zu girlie und verspielt! Die reißt uns den Kopf ab, wenn wir mit so etwas ankommen.“ kommentierte Stiles stirnrunzelnd. Derek lachte und erklärte: „Das schätze ich auch, aber die ist ja auch gar nicht für Malia.“ „Du meinst also, die ist für mich?“ witzelte Stiles übertrieben aufgekratzt: „Das ist ja so süß von dir! Ich find´s toll, wenn du mir hübsche Sachen schenkst, Daddy!“ „Lass´ den Quatsch, du kleiner Spinner!“ lachte Derek, stupste Stiles in die Seite und stellte klar: „Das ist auch nicht für dich, sondern es soll ein kleines Gastgeschenk für Lydia werden, denn schließlich schulde ich ihr ja immer noch `eine kleine, mintfarbene Schachtel mit weißem Band´, erinnerst du dich? Das hat sie gesagt, als sie mich damals für den Besuch bei Erica und Deucalion zurechtgemacht hat. Und das hier würde so hübsch zu ihren schönen roten Haaren aussehen.“ „Kleines Gastgeschenk?“ fragte Stiles und warf einen skeptischen Blick auf das Preisschild. „Gönn´ mir doch den kleinen Spaß!“ bat Derek und so erwiderte Stiles schulterzuckend: „Na dann tu es doch einfach! Es ist schließlich dein Geld und Lydia freut sich mit Sicherheit.“ Wie eigenartig, dass Derek scheinbar glaubte, ihn um Erlaubnis bitten zu müssen, dachte Stiles belustigt. Um halb sieben holte Derek Stiles, Scott und Allison ab und sie machten sich auf den Weg zu Malias Apartment. Als sie ankamen, war die Geburtstagsparty bereits in vollem Gange. Malia hatte in ihrem großem Wohnzimmer eine bunte Mischung aus nicht zusammengehörigen Sitzmöbeln im Kreis zusammengeschoben, auf welchen sich bereits eine ganze Reihe an Gästen lümmelte. Zur Überraschung der Neuankömmlinge war Chris Argent einer von ihnen und er schien sich pudelwohl zwischen all den kleinen Gaunern und schrillen Paradiesvögeln zu fühlen, welche Malia ihre Freunde nannte. Er und sie waren, wie sich nun herausstellte seit der Party von Chris damals auf Facebook befreundet und überdies seither beste Poker-Buddies: „So, so...“ sagte Chris gespielt streng zu seiner Tochter: „Das ist also der Junge, mit dem du dich neuerdings ständig triffst, obwohl du es bislang noch nicht für nötig gehalten hast ihn mir einmal offiziell vorzustellen ja? Und wieso enthältst du ihn mir vor? Was stimmt denn bitteschön nicht mit ihm? Ich bin doch nicht deine Mutter, das Miststück, die jeden deiner Schritte kontrollieren will und dich bei jeder sich bietenden Gelegenheit niedermachen will, bis du innerlich tot bist. Ich bin der GUTE Elternteil, der deinen Entscheidungen voll und ganz vertraut und genau weiß, was für ein Mensch du bist, Allison!“ Oha! Da hatte jemand die Scheidung von seiner Ex-Frau aber noch wirklich gut verarbeitet, stellte Stiles innerlich fest. Allison rollte mit den Augen: „Ja, sicher, Dad. Ist schon klar!“ erwiderte sie sarkastisch: „Doch das mit Scott und mir ist doch noch recht frisch. Ich hätte ihn schon noch zum Abendessen eingeladen, damit du ihm auf den Zahn fühlen kannst. Ich wollte vorher nur sicher gehen, dass er mich genug mag, dass er es auf sich nimmt, von dir gnadenlos eingeschüchtert zu werden, Daddy!“ Chris ignorierte den Großteil von Allisons Worten und erwiderte lediglich gebieterisch: „Abendessen klingt gut. Nächsten Freitag, neunzehn Uhr bei mir!“ Es war eine Feststellung und keine Frage und diese richtete sich auch nicht an Allison, sondern direkt an Scott, welcher sich bereits jetzt beinahe in die Hosen machte vor Angst: „Einverstanden, Sir! Sehr gern!“ piepste er artig und gab sein Bestes, dem scharfen Blick aus den stahlblauen Augen Stand zu halten. Nun mischte sich Malia ein, welche die ganze Szene bislang lediglich amüsiert aus einiger Entfernung mit angesehen hatte: „Hey, Chris! Hör gefälligst auf meinen Freunden Angst zu machen, und trink´ lieber noch etwas! Vielleicht macht dich das ein wenig lockerer?“ schlug sie vor und schenkte sein Whiskeyglas noch einmal voll, bis zum Rand. Argent stieß mit dem Geburtstagskind an und schenkte ihr ein schiefes Grinsen. Die Gastgeberin fragte nun auch die anderen Neuankömmlinge nach ihrem Getränkewunsch. Allison und Scott erhielten je ein Bier, Derek, der für´s Erste genug von Alkohol hatte nahm eine Cola und da schloss Stiles sich aus Solidarität an. Er reichte Malia den Kuchentransporter mit der zweistöckigen Geburtstagstorte, welche er gezaubert hatte und konnte sehr wohl die Rührung im Gesicht der Freundin erkennen, ehe sie diese kleine Peinlichkeit rasch mit einem, für sie typischen, flapsigen Spruch beiseite wischte: „Mann, Stilinski! Du bäckst? Du bist ja genau wie die Mutter, die ich nie wollte!“ Sie knuffte dem Freund beherzt in den Oberarm. „Ich liebe dich auch!“ versicherte Stiles, rieb sich seinen malträtierten Bizeps und drückte der Kratzbürste einen dicken Kuss auf die Stirn: „Derek hat übrigens auch eine Kleinigkeit für dich.“ Auf dieses Stichwort hin zückte der Ältere das kleine Schächtelchen, welches für Malia bestimmt war, drückte seine Glückwünsche aus und reichte es ihr ein klein wenig verlegen. Das Geburtstagskind nahm das Päckchen skeptisch entgegen, öffnete es und machte dann ziemlich große Augen: „Sind die etwa echt?“ fragte sie entgeistert. Ehe Derek etwas antworten konnte, war auch schon Lydia zur Stelle, schnappte sich das Geschenk ihrer Geliebten, um es genau in Augenschein zu nehmen und rügte Malia: „Natürlich sind die echt! Und hübsch sind sie auch. Nun benimm´ dich nicht wie ein Trampel und bedank´ dich, Baby!“ Malia grinste breit, umarmte Derek zur Überraschung Aller, sagte artig Danke, ganz so, als würde sie über so etwas wie gute eine Kinderstube verfügen und an Stiles gewandt erklärte sie: „Dein Sugar-Daddy ist echt cool, weißt du das“ Derek wurde ein wenig blass, Stiles hingegen puterrot. Er piekste seiner Freundin in die Seite und murrte: „Lass´ das! Er ist nicht mein Sugar-Daddy, kapiert?“ „Jetzt sei doch nicht so empfindlich! Ich wollte bloß nett sein! Ich finde mein Geschenk wirklich toll!“ erwiderte Malia ein wenig kleinlaut. Ein weiteres Mal ging Lydia dazwischen und erklärte: „Ich muss mich für meine Liebste entschuldigen. Manchmal trifft sie einfach nicht ganz den richtigen Ton. Die Ohrring sind wirklich schön. Du hat einen sehr guten Geschmack, Derek! Vielen Dank!“ Derek ließ ein wenig den Kopf hängen. Stiles tat es leid und es rührte ihn auch ein kleines bisschen. Hier waren gerade zwei völlig unterschiedliche Welten zusammengekracht und der mächtige, reiche, souveräne Geschäftsmann Derek Hale hatte nicht die leiseste Ahnung, wie er sich auf diesem ungewohnten Parkett bewegen sollte. Stiles beschloss, ihn zu retten, rutschte hinüber auf seinen Schoß, fuhr mit den Fingern sanft durch sein Haar es Älteren und küsste ihn auf die Stirn: „Ich habe dir doch gesagt, es ist zu viel, Baby! Du wolltest ja nicht auf mich hören! Und nun weißt du nicht, was du mit dem zweiten Päckchen machen sollst, dass dir immer noch ein Loch in deine Jacketttasche brennt, richtig?“ „Huh? Noch mehr Geschenke?“ fragte Malia verblüfft: „Was ist es denn? Gibt´s jetzt etwa noch `nen Pelzmantel passend zu den Diamanten, oder was?“ „Klappe Malia! Dieses Geschenk ist überhaupt nicht für dich!“ erwiderte Stiles und nickte Derek aufmunternd zu, so dass dieser sich traute, das zweite mintfarbene Schächtelchen hervorzuziehen und an Lydia weiterzureichen: „Ein Gastgeschenk! Wie aufmerksam!“ sagte diese entzückt, bedankte sich artig, öffnete das Päckchen und lächelte aufrichtig, als sie die ihr Präsent in Augenschein nahm: „Die ist wunderschön!“ kommentierte sie, drehte die Haarspange einen Moment lang in den Händen hin und her und tauschte sie dann gegen jene aus, welche bis jetzt ihr Haar zusammengehalten hatte: „Und? Wie sehe ich aus?“ wollte sie nun von den Anwesenden wissen: „Sie steht dir großartig!“ versicherte Stiles, nachdem er den schönen Rotschopf ausgiebig bewundert hatte. „Hätte ich etwa auch etwas mitbringen sollen?“ mischte sich nun Chris unbehaglich ein: „Hast du doch!“ erwiderte Malia grinsend und hielt ein teure Flasche Whiskey hoch, ehe sie Chris und sich selbst ein Glas davon einschenkte. Wenn das in dem Tempo weiterging, dann würde Argent bald betrunken auf den Tischen tanzen, dachte Stiles amüsiert. Derek versuchte sich ein Bild von ungewohnten Gesellschaft zu machen, in welcher er sich gerade befand und blickte schüchtern in die Runde. Im Raum waren etwa dreißig Leute versammelt. Zum Glück schien niemand hier aufmerksam die Klatschnachrichten zu verfolgen, denn man erkannte ihn offensichtlich nicht. Er hatte sich aber auch heute dem Anlass entsprechend ein wenig anders frisiert und gekleidet, als er das gewöhnlich tat, nur um sicher zu gehen. Die Haare, hatte er heute mit Haarwachs ein wenig wild und fransig gestylt und er trug Jeans und ein petrolfarbenes Shirt mit Knopfleiste, anstatt Anzug oder Stoffhose mit Oberhemd, wie gewöhnlich in der Öffentlichkeit. Und er musste zugeben, dass dieses legere Outfit sich irgendwie recht gut anfühlte. Nichts kniff oder knitterte und kein Hemdkragen mit Schlips würgte ihn. Auf Malia Party wurde viel getrunken; in erster Linie Bier und einige Gäste kifften auch. Wenn dies hier eine der Hollywood-Partys gewesen wäre, die Derek aus seiner Zeit mit Kate noch allzu gut in Erinnerung hatte, dann wären es wohl eher Champagner und Koks gewesen, die gereicht wurden. Doch das war nicht der einzige Unterschied. Die Leute auf Malias Party waren scheinbar einfach nur hier, um sich zu amüsieren. Bei Kates Partys war dies stets anders gewesen; denn da ging es um Sehen und Gesehen werden. Dort lungerten stets schöne, junge Menschen herum, in der bangen Hoffnung, der richtigen Person aufzufallen; all die Starlets, die angehenden Models und die Groupies, die es irgendwie geschafft hatten, sich zu diesen Anlässen Zutritt zu verschaffen, lieferten sich dort freiwillig aus, wie Freiwild. Kate hatte sich stets über diese jungen Menschen lustig gemacht, die vom schönen Schein angezogen wurden, wie die Motten vom Licht und die ihr schönes, junges Fleisch zu Markte trugen und es den Mächtigen, Reichen und Einflussreichen anboten, um dafür jene kleine, einzigartige Chance zu erhalten von der sie alle träumten, nämlich davon entdeckt zu werden. Derek hatten diese jungen Leute irgendwie Leid getan. Und die Raubtiere, welche sie für ihre eigenen Zwecke auszunutzen, hatte er stets zutiefst verabscheut. Hier bei Malia fühlte er sich wohl. Jeder war er selbst, niemand war besser, oder wichtiger als der andere und niemand versuchte, als etwas zu erscheinen, was er nicht war und so konnte auch er selbst sich entspannen. Er musste nicht die öffentliche Figur Derek Hale sein, sondern er war einfach bloß Derek: Sein Magen begann ein wenig zu knurren und er blickte sich suchend um, erblickte aber überall lediglich Schälchen mit Erdnüssen, Kartoffelchips oder anderen Knabbereien, doch weil er nicht zu Abend gegessen hatte, flüsterte er Stiles irgendwann ins Ohr: „Sag´ mal, gibt’s es hier eigentlich auch irgendwann etwas zu essen?“ In diesem Moment klingelte es an der Tür und Stiles erwiderte grinsend: „Wenn du Glück hast, dann könnte es jetzt soweit sein. Die Frage ist nur, ob es dir auch zusagen wird. Malia ist nämlich keine große Köchin, weißt du?“ Und Derek hatte Glück! Malia und ein Typ in Lieferbotenkluft schleppten etwa zwanzig Pappschachteln ins Wohnzimmer und wurden dafür von den Anwesenden mit Pfiffen und Jubelrufen in Empfang genommen. Stiles opferte sich, als die Raubtierfütterung oging und sicherte für seine Freunde und sich, unter Einsatz seines Lebens zwei der Schachteln. Es mochte vielleicht kein Kobe-Rind sein, doch Derek stellte an diesem Abend fest, das lauwarme Pizza aus einem Pappkarton durchaus auch ihren Reiz haben konnte. Der weiche, hefige Boden, der zäh zerlaufende Käse, die Pepperonis und die fettigen, krossen Salamischeiben waren mit Sicherheit das Gegenteil von Haute Cuisine, aber sie hinterließen dennoch ein befriedigendes, warmes Gefühl im Bauch. Später, als alle gesättigt waren, drehte Malia die Musik ein wenig mehr auf und einige Gäste begannen damit, in der Mitte des Raumes ein wenig zu tanzen. Auch Scott und Allison erhoben sich und Stiles versuchte Derek ebenfalls dazu zu überreden, doch der passte lieber und blieb neben Chris sitzen. So erhob sich eben allein und begann damit, sich mit geschlossenen Augen sanft und sinnlich zu den Klängen der Musik zu bewegen. Und weil der Jüngere ihn nicht sehen konnte, konnte Derek es auch wagen, Stiles beim Tanzen zu beobachten. Er musste ein wenig schlucken und bemerkte selbst gar nicht, wie er sich hungrig die Lippen leckte und den Jungen mit seinen Blicken verschlang, bis Chris irgendwann lachend kommentierte: „Na, dich hat´s ja wohl ganz schön erwischt, was? Wie es aussieht, kannst du ja gar nicht genug von dem Kleinen bekommen. Wollt ihr vielleicht lieber allein sein?“ Derek zuckte ertappt ein wenig zusammen: „Aber er ist doch auch irgendwie süß, oder nicht?“ murmelte er errötend: „Wie du weißt bin ich da ein wenig festgelegter als du, aber selbst ich kann sehen, dass Stiles etwas Besonderes ist.“ bestätigte Chris und auf Dereks Gesicht legte sich als Reaktion darauf ein Grinsen, welches sich irgendwo auf dem schmalen Grad zwischen Zufriedenheit und Dümmlichkeit bewegte. Es klingelte erneut an der Tür und Malia verschwand, um zu öffnen. Wenig später war sie wieder da, schnappte sich Scott und Stiles von der Tanzfläche, zog sie hinter sich her und sagte: „Es gibt ein Problem. Ich brauche euch mal eben.“ Im Flur stand Danny mit einem halb bewusstlosen, blutüberströmten Isaac im Arm: „Schafft ihn ins Bad! Ich habe keine Lust, dass er mir den ganzen Teppich einsaut!“ knurrte Malia nicht besonders feinfühlig und Stiles wollte wissen: „Was ist mit ihm passiert?“ Während sie Isaac wie gewünscht ins Badezimmer hieften, erklärte Danny: „Das waren ein paar der anderen Jungs. Ich könnte sie gerade so davon überzeugen, ihn am Leben zu lassen und nun wusste ich nicht, wohin mit ihm.“ „Wartet hier! Ich hole irgendwas sauberes zum Anziehen und Verbandszeug für ihn. Ich habe ja heute auch sonst nichts zu tun!“ erklärte Malia, maulend und ein wenig selbstmitleidig. Wenig später war sie wieder da und verteilte schwarze Latexhandschuhe an die Jungs: „Macht ihn sauber und bringt ihn dann in mein Studio! Dort habe ich eine Liege, wo er sich ausruhen kann.“ forderte sie und überließ die Männer erst einmal wieder sich selbst. Danny, Scott und Stiles streiften die Handschuhe über und schälten Isaac aus seinen blutigen Klamotten, auch wenn dieser versuchte, sich dagegen zu wehren, weil er in seinem Zustand nicht recht einschätzen konnte, wie ihm geschah, denn beide Augen waren zugeschwollen und er hatte ganz offensichtlich auch etliche Tritte gegen den Kopf abbekommen: „Hey, Kumpel!“ redete Stiles nun sanft auf ihn ein: „Wir sind´s bloß, Scott, Danny und Stiles. Wir tun dir nichts. Versprochen! Wir wollen dir nur helfen. Du hast es hinter dir! Keiner tut dir mehr weh, hörst du? Und jetzt steigst du erst mal in die Wanne und wir waschen dich, einverstanden.“ Statt einer sinnvollen Antwort kam lediglich ein Stöhnen von Isaac, doch er hatte scheinbar verstanden, denn er hatte aufgehört sich zu wehren. Weil Stiles nun schon eine Weile fort war, hatte Derek sich auf die Suche nach ihm gemacht. Er fand ihn im Badezimmer, wo er einem ziemlich schwer verletzten Jungen gerade behutsam das Blut aus den Haaren wusch: „Was ist denn hier los?“ fragte er entsetzt: „Ich bin gleich wieder bei dir, Baby!“ versicherte Stiles: „Wir müssen ihn nur schnell verarzten.“ „Kann ich helfen?“ wollte Derek wissen. Stiles musste ein wenig überlegen. Sein erster Impuls war es Nein zu sagen, weil er aus irgendeinem Grund meinte, Derek vor der hässlichen Seite des Lebens der normalsterblichen Menschen beschützen zu müssen, doch dann schüttelte er diesen absurden Gedanken ab und schlug eine Brücke zwischen Erde und Olymp, indem er auf die Einmalhandschuhe deutete und sagte: „Ja, das wäre gut. Du kannst mit anfassen. Isaac ist nämlich schwer in diesem Dämmerzustand.“ Gemeinsam hoben sie also den gesäuberten Verletzten wieder aus der Wanne und setzten ihn auf den Klodeckel, um ihn sanft mit einem Handtuch wieder trocken zu tupfen. Wie es aussah waren die Verletzungen weniger dramatisch, als es zunächst ausgesehen hatte. Isaac war von Kopf bis Fuß übersät mit Hämatomen und er würde ein paar Tage lang nicht aus den Augen gucken können, doch zumindest gab es keine offenen Verletzungen. Das Blut war wohl lediglich aus seiner Nase geschossen, die möglicherweise gebrochen war und mit Sicherheit hatte er auch eine tüchtige Gehirnerschütterung und eventuell ein paar gebrochene Rippen, also nichts weiter Ernstes. Der Verletzte wurde großzügig mit einer Salbe gegen blaue Flecken eingeschmiert und dann wieder angezogen. Die Trainigshose, die Malia für Isaac gebracht hatte, war für den langen Kerl natürlich zu kurz, aber es ging ja auch nicht darum, einen Schönheitswettbewerb zu gewinnen. Sie zogen ihm auch noch das saubere T-Shirt über und trugen ihn dann mit vereinten Kräften hinüber in Malias `Arbeitszimmer´. Stiles war noch nie hier drinnen gewesen und blickte sich nun verstohlen um. Überall standen die unterschiedlichsten Sextoys und Bestrafungswerkzeuge herum. Bei einigen konnte Stiles nur spekulieren, wofür sie verwendet werden mochten. „Glotz´ nicht so blöd, sondern hilf´ uns lieber!“ knurrte Malia ihn an, während sie versuchte, es Isaac auf einer Chaiselongue in einer Ecke des Raumes bequem zu machen. Stiles riss seinen neugierigen Blick los und hob vorsichtig Isaacs Oberkörper an, damit Danny ein paar weiche Kissen darunter schieben konnte. „Und nun helft mir, ihm das hier einzuflößen!“ forderte Milia. Sie hielt eine Pillenschachtel und ein Glas Wasser in der Hand. „Was ist denn das?“ fragte Scott skeptisch. Malia rollte genervt mit den Augen: „Na, was glaubst du wohl, McCall? Das ist was gegen seine Schmerzen. Denkst du, ich würde ihm in seinem Zustand irgendeine eine Spaßpille geben. An Isaac gewandt knurrte sie: „Na los, Kumpel! Mach´ schon den Mund auf! Ich hab nicht den ganzen Abend Zeit!“ Sie schickte sich an, die Kiefer des Verwundeten gewaltsam aufzusperren, doch der wehrte sich. „Lass´ gut sein, Malia. So wird das nichts!“ mischte sich Stiles ein, nahm ihr das Medikament aus der Hand, setzte sich an Isaacs Kopfende, streichelte dem Verletzten ganz zart die blonden Locken aus der Stirn, nahm eine seiner Hände in die eigene, hielt sie fest und versicherte ihm noch einmal, dass er unter Freunden wäre und auch, dass die Pillen ihm dabei helfen würde, dass alles nicht mehr so furchtbar weh täte. Isaac hatte unter den sanften Berührungen mittlerweile aus seinen verschwollenen Augen zu Weinen begonnen und als Stiles ihn nun ein wenig aufrichtete, um ihn die zwei der Tabletten einnehmen zu lassen, wehrte er sich auch nicht mehr, sondern schluckte sie brav herunter und flüsterte anschließend heiser mit der Stimme eines kleinen Kindes: „Danke Daddy! Ich werde nie wieder ein böser Junge sein! Das verspreche ich dir!“ Die Anwesenden tauschten einen sorgenvollen Blick und Stiles versicherte: „Alles wird gut, Isaac. Hab´ keine Angst, ja? Du bist in Sicherheit!“ Alle bis auf Danny, welcher versprach am Krankenbett Wache zu halten zogen sich zurück, um Isaac ein wenig Ruhe zu gönnen. „Das war der Junge, der dich geschubst und versucht hat und dir zuvorzukommen, an dem Abend, als wir uns zum ersten Mal getroffen haben, richtig?“ stellte Derek fest, nachdem sie die Zimmertür hinter sich geschlossen hatten: Stiles nickte und Derek fragte erstaunt: „Wie kannst du so lieb zu ihm sein, nachdem er dir so übel mitgespielt hat?“ Stiles zuckte mit den Schultern und erwiderte: „Er ist doch im Grunde auch nur ein armer Kerl, der versucht, irgendwie zu überleben. Und hast du gesehen, wie elend er aussah?“ Sie wollten gerade zur Party ins Wohnzimmer zurückkehren, als es erneut an der Tür klingelte. Als Malia öffnete, stand da ein älterer, glatzköpfiger Mann im Anzug, den sie noch nie zuvor gesehen hatte, mit einer dicken Aktentasche in der Hand. Als dieser jedoch Derek erblickte, stutzte er un sagte: „Guten Abend, Mr. Hale. Was für ein eigenartiger Zufall, sie hier zu sehen?“ Derek musste kurz überlegen und fragte dann: „Mr. Jacobs? Sind sie das?“ „Wer zur Hölle sind sie und was wollen sie hier?“ mischte sich Malia ungeduldig ein und blickte fragen zwischen Derek und dem Fremden hin und her: „Mr. Jacobs hat als Anwalt für meine Mutter gearbeitet!“ erklärte Derek stirnrunzelnd. „Das ist richtig!“ erklärte Jacobs: „Doch nicht bloß für sie, sondern ebenso auch für ihren Onkel Peter und er ist auch der Anlass, der mich heute hierher führt. Ich habe nämlich eine Nachricht von ihrem biologischen Vater, Miss Tate und den Auftrag, diese heute, an ihrem einundzwanzigsten Geburtstag zu überbringen.“ "Was will denn der alte Henry von mir? Und wieso ruft er mich nicht selbst an, wenn er etwas zu sagen hat, sondern schickt mir irgend so einen Anzugträger vorbei, hm?" fragte Malia misstrauisch. „Es gibt da etwas, dass sie wissen müssen, Miss Tate." erwiderte Jacobs kleinlaut: "Der Mann, den sie stets für ihren Vater gehalten haben, ist lediglich ihr Stiefvater. Darf ich wohl bitte eintreten?“ „Wozu? Sie haben eine Nachricht für mich, also rücken sie doch einfach raus mit der Sprache!“ bellte Malia garstig und versuchte damit höchstwahrscheinlich in erster Linie, ihre eigene Bestürzung zu verbergen: „Die Nachricht, die ich für sie habe wurde auf Film aufgenommen. Haben sie eventuell irgendwo einen DVD-Spieler?“ wollte Jacobs wissen. In Malias Gesicht arbeitete es tüchtig: Angst, Neugier und Ärger wechselten sich darin ab, während sie überlegte, was sie tun sollte und schließlich sagte sie: „In meinem Schlafzimmer. Kommen sie mit!“ „Wenn Mr. Hale heute hier ist und sie beide sich kennen, dann wäre es vielleicht sinnvoll, wenn er mitkäme.“ schlug Jacobs aus irgendeinem geheimnisvollen Grund vor. Unbehaglich folgte Derek den beiden also. Scott und Stiles schlossen sich ebenfalls an und Malia hakte Lydia unter, welche gerade in ein Gespräch mit Chris und Allison vertieft gewesen war und zog diese, ihre Proteste ignorierend, ebenfalls wortlos hinter sich her. Im Schlafzimmer wurde der Fernseher eingeschaltet, die DVD eingeschoben und dann erschien auf dem Bildschirm Gesicht eines ausgesprochen attraktiven, dunkelblonden Mannes Mitte dreißig mit einem spitzbübischen Lächeln: Peter Hale! Derek wurde blass beim Anblick seines Onkels, wie er quicklebendig in die Kamera grinste und Stiles, der ahnte wie weh das tun musste, schlang seitlich die Arme um ihn und hielt ihn fest. Nun begann Peter zu sprechen: „Meine Liebe Malia! Wenn du dies hier siehst, dann bedeutet das leider, dass ich gestorben bin, bevor ich mit dir auf deinen einundzwanzigsten Geburtstag anstoßen konnte und glaube mir, das ärgert mich viel mehr als es dich ärgern könnte. Ich vermute, dass alles kommt sehr überraschend für dich, doch ich bin dein wirklicher, biologischer Vater und es ist nicht der Mann, der dich hat aufwachsen sehen und den du Dad genannt hast. Ich wette, du hast nun wahnsinnig viele Fragen und die wichtigste von allen ist sicherlich, warum zur Hölle ich nicht für dich dagewesen bin und für dich gesorgt habe. Glaub´ mir bitte, dass ich das sehr gern getan hätte, doch ich habe überhaupt erst von dir erfahren, als du bereits zwölf Jahre alt gewesen bist. Da hätte ich dann gern mit dir Kontakt aufgenommen, doch deine Mutter hatte die Befürchtung, es könnte ihre Beziehung zu deinem Stiefvater zerstören, wenn ich plötzlich auftauchen würde, denn er hielt dich schließlich für sein leibliches Kind. Sie hat mir glaubhaft versichert, dass sie dich eher töten würde, als es zuzulassen, dass ich dich kennenlerne. Natürlich hätte ich dennoch darum kämpfen können, doch leider habe ich Corinne gut genug gekannt, um ihr zu glauben, dass sie ihren Drohungen hätte Taten folgen lassen. Ich habe deiner Mutter von dem Tag an, seit ich von deiner Existenz erfahren habe monatlich eine großzügige Geldsumme überwiesen, damit es dir wenigstens materiell an nichts mangeln sollte. Leider habe ich Corinne aber ebenfalls gut genug gekannt, um zu befürchten, dass du nie auch nur einen roten Heller von dem Geld gesehen hast. Aus diesem Grund habe ich verfügt, dass du heute, an deinem einundzwanzigsten Geburtstag, wo Corinne es dir nicht mehr wegnehmen kann, die Summe von einer Millionen Dollar erhältst, die sich bislang auf einem Treuhandkonto befunden hat. Liebe Malia, ich weiß, das mag schwer zu glauben sein, doch ich habe dich wirklich lieb gehabt! Ich habe Corinnes Anweisung befolgt und habe nie Kontakt zu dir aufgenommen, doch das heißt nicht, dass ich an deinem Leben keinen Anteil genommen hätte. Ich habe Privatdetektive damit beauftragt, etwas über dich in Erfahrung zu bringen und auch wenn du mich nie gesehen hast, ich war da! Dein Auftritt als `Böser Wolf´ bei eurem Theaterstück in der Junior-Highschool war das größte Bühnenerlebnis meines gesamten Lebens, und sogar noch viel besser als das, was ich einmal in einem Strip-Schuppen in Vegas erlebt habe, doch ich schweife vom Thema ab! An dem Tag, als du dein Highschool-Diplom entgegen genommen hast, habe ich in der letzten Reihe gesessen und geflennt wie ein Baby. Ich war so wahnsinnig stolz und hätte nichts auf der Welt lieber getan, als dich in den Arm zu nehmen und es dir zu sagen. Und als du dann deine Hosen hast fallen lassen, der gesamten Lehrerschaft, dem Jahrgang, den Eltern und dem Direktor deinen nackten Hintern entgegengestreckt und gesagt hast `Fickt euch doch, ihr Penner! Endlich bin ich euch los!´, da war ich wohl der Einzige im Saal, der sich vor Lachen fast nassgemacht hätte! Und nun bleibt mir nur noch eines zu sagen, mein geliebtes Kind, welches ich niemals kennenlernen durfte: Werde glücklich, genieß´ dein Leben, denn ich habe es weiß Gott getan! Vielleicht hilft dir dabei das Geld ein bisschen und lindert den Ärger darüber, dass ich nicht so für dich da gewesen bin, wie es ein Vater hätte tun sollen! Ich hoffe so sehr, dass du immer noch mit der niedlichen Rothaarigen zusammen bist, denn sie ist wirklich ein Hingucker! Du hast Glück, dass ich schon tot bin, denn sonst hätte ich möglicherweise versucht, sie dir auszuspannen. Lebe Wohl! Das Gesicht von Peter Hale verschwand und es auf dem Bildschirm nur noch weißes Rauschen zu sehen. 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