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Schlaflos

von

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Positiv bleiben!

Triggerwarnung:

Erwähnung von sexualisierter Gewalt gegen Kinder. (Keine detaillierte Beschreibung)
 


 

Es war Montagmorgen und Stiles und Scott saßen gemeinsam am Frühstückstisch:

„Jetzt zieh´ doch nicht so ein Gesicht!“ forderte Scott mitfühlend: „Derek ist doch am Freitag wieder hier. Und bis dahin machen wir Zwei uns einfach eine schöne Zeit, soweit ich nicht arbeiten muss.“
 

Stiles gab ein unzufriedenes Brummen von sich:

„Aber bis dahin hat diese Kate doch längst das, was sie will und ich bin raus! Was, wenn sie es auch noch schafft, dass Derek schlafen kann? Wozu braucht er mich dann noch?“
 

„Aber ich verdiene doch jetzt auch ein bisschen Geld! Und du hast genug auf dem Konto, dass es eine Weile reichen sollte. In der Zeit kannst du dir in Ruhe einen Job suchen, wenn es hart auf hart kommt. Und bestimmt schmeißt Derek uns auch nicht sofort aus der Wohnung, selbst wenn er dich nicht mehr brauchen sollte. Du liegst ihm am Herzen, das haben wir schließlich in letzter Zeit gesehen.“ versicherte Scott.

Stiles ließ seinen Kopf auf die Tischplatte fallen und knurrte:

„Denkst du etwa, dass es mir darum geht? Das Geld oder das Apartment? Ich will IHN, verdammt! Ich weiß, wie bescheuert das ist, aber ich LIEBE ihn nun mal!“
 

Scott kraulte seinem Freund sanft den Nacken:

„Aber du weißt doch noch gar nicht, ob Kate wirklich etwas von Derek will? Vielleicht hat dieser Deucalion das auch bloß behauptet, um dir unter die Haut zu gehen und sie hat wirklich bloß zufällig auch gerade jetzt etwas in Tokio zu tun?“
 

Stiles hob abrupt den Kopf und giftete:

„Ja sicher doch! Und die Weihnachtgeschenke bringt ein dicker, alter Alkoholiker im roten Mantel, richtig? Nein, diese Bitch hat ihr Ziel anvisiert und wird alles ausmerzen, was ihr im Weg ist und im Augenblick bin ICH das!“
 

„Aber wer sagt denn, dass Derek SIE überhaupt noch will?“ versuchte Scott es noch einmal:
 

„Vergiss es Scotty. Du hättest ihn sehen sollen! Er war hingerissen von ihr und ihren tollen Geschichten über den glamourösen Model-Alltag, von ihren langen blonden Haaren, ihrem hübschen Gesicht... Ich kann dagegen echt bloß abstinken! Und mit ihr kann er zusammen sein, ohne Angst vor einem Skandal zu haben, so wie es bei mir wäre, wenn herauskäme, wer und was ich bin. Mit ihr kann er Babys haben! Ich muss jetzt endlich aufhören, mir hier etwas vorzumachen. Er und ich, wir werden niemals eine echte Beziehung führen! Leute wie du und ich existieren in seiner Welt normalerweise überhaupt nicht.“
 

Kate tat sich an den Austern und dem Champagner gütlich, die für sie beide bereit standen und kommentierte:

„Ich hatte schon ganz vergessen, wie angenehm das Reisen in so einem Privatjet sein kann, ohne das ganze Nutzvieh links und rechts, das stinkt, schmatzt, blökt, oder dir auf sonst eine Art auf den Wecker geht. Insbesondere auf so einem Langstreckenflug von fast zwölf Stunden ist das wirklich unbezahlbar.“
 

„Hm?“ machte Derek abwesend und blickte von einem Stapel Papiere auf.
 

„Na, du bist ja ein fleißiger, kleiner Geschäftsmann!“ neckte sie ihn: „Nur Arbeit und kein Spaß? Das macht einen langweiligen Jungen aus dir, Derek!“
 

„Entschuldige, Katie! Ich bin wohl kein unterhaltsamer Mitreisender, richtig? Aber bevor ich morgen in diese Aktionärsversammlung hereinspaziere, muss ich diesen ganzen Haufen Geschäftsberichte in- und auswendig kennen, damit ich auf alles vorbereitet bin.“ rechtfertigte sich Derek.
 

Kate lächelte:

„Du packst das schon! Immerhin bist du DER Derek Hale!“ versicherte sie: „Aber du siehst angespannt aus, Baby. Wieso machst du nicht ein kleines Päuschen und lässt dir von Tante Kate eine kleine, freundschaftliche Massage geben?“
 

„Das klingt gut.“ bestätigte Derek grinsend und schob den Papierstapel für´s Erste beiseite.
 

Kate schlüpfte hinter ihn, hieß ihn, sich das Shirt auszuziehen und begann dann mit geschickten Fingern seinen Nacken und die Schultern zu bearbeiten. Sie gab sich wirklich alle Mühe, doch sie merkte schnell, dass Derek nicht bei der Sache war, also fragte sie seufzend:

„Was ist denn nun schon wieder? Deine Muskeln sind steinhart und du bist mit deinen Gedanken ja ganz woanders!“
 

„Tut mir leid!“ erwiderte er entschuldigend: „Ich musste gerade an Stiles denken. Ich habe ihn mit einem unguten Gefühl zurückgelassen. Es ging ihm nämlich nicht so gut.“
 

Derek konnte nicht sehen, wie Kate hinter ihm mit den Augen rollte. Mit Kreide in der Stimme sagte sie:

„Was ist denn mit deinem Süßen? Hattet ihr etwa Streit?“
 

Derek schüttelte den Kopf:

„Nein, eigentlich streiten wir nie, aber es ist etwas vorgefallen! An dem Abend, als er meine Party verlassen hat, da wurde er... nun ja, er wurde gewissermaßen überfallen und das hat ihn ganz schön mitgenommen. Er hat mir zwar versichert, dass er wieder in Ordnung sei und hat uns viel Spaß gewünscht, aber was, wenn er mich dennoch braucht?“
 

„Aber er hat doch bestimmt Freunde, die sich um ihn kümmern können, oder nicht? Außerdem könnt ihr doch gleich nach der Landung telefonieren. Dann kannst du dich davon überzeugen, dass dein Junge in Ordnung ist!“ versicherte Kate: „Und nun entspann´ dich ein bisschen, damit du bei den Konferenzen in den nächsten Tage fit und konzentriert bist.“

Kate setzte ihre Massage fort.
 

Dies hier könnte schwieriger werden, als sie es sich zuvor ausgerechnet hatte. Dieser Stiles mochte möglicherweise doch ein wenig mehr für Derek sein, als bloß sein Lustknabe und eine nette Abwechslung, aber Kate wollte verdammt sein, wenn sie es zulassen würde, dass diese mickrige, verhungerte, kleine Ratte bekommen würde, was sie im Grunde immer schon IHR zugestanden hatte!

Deucalion und sie hatten eine Menge Strippen ziehen müssen, um diese Reise zustande kommen zu lassen und wenn sich sich nur ordentlich ins Zeug legte, dann würde sie Derek diesen faden, dürren, leberfleckigen Jungen am Ende schon noch aus dem System vögeln! Sie würde jedenfalls alle Register ziehen und zur Not hätte sie auch noch einige Asse im Ärmel. Und schließlich sollte es wirklich nicht allzu schwer werden, denn immerhin wusste sie ja, was Derek und sie für eine unglaubliche Chemie hatten. Außerdem war Kate gewohnt, das zu bekommen, was sie wollte!

Sie hätte ihn damals gar nicht erst gehen lassen sollen, doch sie war jung und dumm gewesen.

Und langsam wurde es Zeit, an die Zukunft zu denken: Derek war der ideale Partner für sie; er hatte eine unglaubliche Menge an Geld, Macht und die besten Verbindungen, sah gut aus, ihre Familien waren einander bereits seit Ewigkeiten verbunden und vor allem war Derek SEXY, WIE DIE HÖLLE. Sie beide hatten das Potenzial, ein echtes Powercouple zu werden und könnten vermutlich die ganze Welt aus den Angeln heben, wenn sie es wollten!
 

An diesem Morgen fuhr Stiles Scott zu seiner Arbeitsstelle; zum einen um einmal zu sehen, wo sein bester Freund nun tätig war, aber vor allem auch, damit dieser Tierarzt sich einmal Harvey und ihren Nachwuchs anschauen konnte.

Dr. Deaton stellte fest, dass sowohl Mutter, als auch Babys in hervorragendem Zustand waren. Die vier Kinder seien zur Hälfte Mädchen und zur Hälfte Jungen und falls Stiles sie nicht behalten wolle, sobald sie alt genug seien, um von der Mutter getrennt zu werden, wisse er auch schon ein, oder zwei Personen, an welche man sie abgeben könne.

Stiles fragte genauer nach, ob sie dann auch wirklich in ein liebevolles Zuhause kämen, denn wenn er wollen würde, dass die Vier als Schlangenfutter endeten, dann konnte er sie ja auch genauso gut Derek geben. Nachdem ihm jedoch versichert worden war, dass sie es gut haben würden, erklärte Stiles, dass er zu gegebener Zeit darauf zurückkommen werde.
 

Während der gesamten Untersuchung war Skippy schwanzwedelnd um den Behandlungstisch herumgehopst. Ob er bloß Lust auf einen Happen Kaninchen hatte, oder einen Spielkameraden suchte blieb dabei offen, doch die knurrende, fauchende Harvey schien an beidem kein Interesse zu haben und beruhigte sich erst, als sie und ihr Nachwuchs wieder warm und sicher in ihrem Transportkorb verstaut waren.
 

Stiles war erleichtert zu sehen, dass dieser Alan Deaton sich tatsächlich als der anständige Kerl entpuppte, als den Scott ihn beschrieben hatte. Er war wohl zu lange im horizontalen Gewerbe tätig gewesen, weil er sich zunächst nicht hatte vorstellen können, dass der Tierarzt Scott wirklich ohne schmutzige Hintergedanken eingestellt hatte. Er hatte schon Visionen davon gehabt, wie dieser Mann seinen besten Freund eines Tages nach Feierabend in eine düstere Ecke zerren und sich zu Willen machen würde, doch nun, nachdem er Alan kennengelernt hatte, war Stiles vollends beruhigt.
 

Nach dem Tierarztbesuch kehrte Stiles heim, denn er hatte sich für den heutigen Tag ein schweres Projekt vorgenommen. Er wollte endlich seine College-Bewerbung vollenden!

Die Frage war bloß, wie man eine mehr als eineinhalbjährige Lücke in seinem Lebenslauf nach dem Highschoolabschluss erklärte, in welcher man als männlicher Prostituierter gearbeitet hatte?
 

Selbstverständlich durch das Auslassen gewisser Details, beschloss er!
 

Stiles schrieb über den tragischen Tod seiner Eltern, welcher ihn mittellos und allein zurückgelassen hatte, weshalb er gearbeitet hatte, um sich selbst durchzubringen. Dabei war es ihm egal ob ihn dies nun wie das arme, bedauernswerte Waisenkind Annie erscheinen ließ. Besser als zu erscheinen, wie eine Nutte, richtig?

Nach drei Stunden war Stiles endlich mit seinem Ergebnis zufrieden, tütete das Ganze ein und machte sich auf den Weg, um es eigenhändig im Büro der UCLA abzugeben, nur um sicher zu gehen, dass nichts schief ging!

Danach machte er einen ausgedehnten Spaziergang über den Campus, sah sich in einigen Wohnhäusern um und schlich sich sogar in den einen oder anderen Hörsaal, in welchem zur Zeit keine Vorlesungen stattfanden. Er stellte sich vor, wie es wohl wäre, wenn er erst einmal Student hier wäre; ein ganz normaler Junge unter lauter Gleichaltrigen.

Und seine Vergangenheit könnte er dann endlich hinter sich lassen.
 

Am Abend rief Scott an; kleinlaut und schuldbewusst und er wollte wissen, ob es wohl in Ordnung sei, wenn er sich noch mit Allison träfe?

„Nur für ein Stündchen! Versprochen!“ schob er hastig hinterher.
 

Da musste Stiles lachen und versicherte:

„Bloß weil Derek nicht da ist, brauche ich doch kein Kindermädchen! Du kannst wegbleiben, solange du willst! Harvey und ich machen uns einen gemütlichen Abend vor der Glotze. Ich komme klar! Vergiss nur nicht, dass wir morgen um drei etwas vorhaben!“
 

„Ach ja!“ erwiderte Scott unbehaglich, denn aus irgendeinem Grund hatte er offenbar große Angst vor diesem Arzttermin. Vielleicht ja deshalb, weil Scott nie zuvor im Leben das Gefühl gehabt hatte, etwas zu verlieren zu haben, dachte Stiles traurig?
 

„Ich hab dich lieb, Bro! Spätestens zum Frühstück sehen wir uns!“ versicherte Scott zum Abschied und sie legten auf.
 

Stiles bereitete sich einen süßen Brei aus Maisgries zum Abendessen zu, weil das schon zu Kindertagen Comfort-Food für ihn gewesen war.

In einem kleinen Karton machte er ein Nest für Harvey und ihre Babys zurecht und stellte die kleine Familie dann neben sich auf das Sofa. Er schaltete den Fernseher ein und blieb bei einem Tom-Hanks-Doublefeature hängen: Erst `Forrest Gump´und dann `Schlaflos in Seattle´! Die doppelte Portion Tränendrüse!

Er aß seinen Brei, kraulte die Häschen und heulte ein wenig.
 

Gegen elf klingelte das Telefon und Stiles Herz machte einen kleinen Hüpfer, als er Dereks Nummer erkannte:

„Hey Großer!“ begrüßte er ihn freudig:
 

„Selber hey!“ kam es müde zurück: „Geht es dir gut?“
 

„Mir geht es super. Harvey und ich machen heute einen Mädelsabend, schauen Herzschmerz-Kino und gleich lackiere ich ihr die Krallen in metallic-rot! Sie freut sich schon. Aber was ist denn mit DIR? Du klingst grauenhaft?“
 

„Kleiner Spinner!“ lachte Derek matt: „Mach dir keine Sorgen! Mir geht’s gut. Es war nur wirklich ein langer und anstrengender Flug. Kate wollte mich dazu überreden, dass ich noch mit ihr auf so eine Poolparty mit lauter Models gehe. Sie war echt hartnäckig, aber ich wäre lieber tot, als jetzt auf so eine Veranstaltung zu gehen. Der Jetlag macht mich fertig. Ich lasse mir viel lieber später von ihr davon erzählen. Gerade bin ich auf dem Weg ins Hotel und hoffe, dass ich wenigstens ein paar Stunden schlafen kann, ehe mich die Alpträume wieder wach machen.“
 

„Du hättest mich fragen können, ob ich mit dir komme, weißt du?“ gab Stiles mit einer Spur Trotz in der Stimme zurück:
 

„Das hättest du gewollt?“ fragte Derek verblüfft: „Aber ich dachte, du freust dich viel mehr über ein paar freie Tage? Und ich bin doch geschäftlich hier, Kleiner. Du hättest dich mit Sicherheit wahnsinnig gelangweilt, denn ich werde den ganzen Tag in irgendwelchen Meetings sitzen.“
 

„Ich hätte mich schon zu amüsieren gewusst. Außerdem haben wir einen Vertrag, in dem steht, dass ich immer für dich da bin, wenn du mich brauchst.“ versicherte Stiles.
 

Derek gab einen missmutigen Laut von sich:

„Das klingt aber verdammt nach Sklaverei und ich habe bestimmt nicht die Absicht, dich irgendwie auszubeuten!“
 

Stiles seufzte:

„Für einen im Grunde klugen Mann bist du ganz schön dumm, weißt du das eigentlich, Hale? Denkst du wirklich, Zeit mit dir zu verbringen wäre eine lästige Verpflichtung für mich? Ich sage dir jetzt etwas, von dem ich eigentlich gedacht habe, dass es sich von selbst versteht, doch scheinbar tut es das nicht: Ich habe dich gern, Derek! Ich verbringe auch meine Zeit gern mit dir und würde es auch dann noch tun, wenn du mir kein Geld dafür geben würdest.“
 

„Nächstes Mal nehme ich dich mit. Versprochen!“ versicherte Derek und klang dabei irgendwie verlegen: „Aber jetzt muss ich eben allein zurechtkommen.“
 

„Musst du nicht!“ widersprach Stiles: „Ich habe doch jetzt dieses tolle, neue Telefon, dass du mir geschenkt hast, erinnerst du dich. Und wenn die Alpträume kommen, dann wirst du mich einfach anrufen. Oder noch besser... wir skypen!“
 

„Das kann ich doch nicht machen! Ich werde dich nicht aus dem Schlaf reißen, wie so blöder Fünfjähriger, bloß weil ich böse träume. Kommt überhaupt nicht in Frage!“ murrte der Ältere.
 

Stiles schmunzelte in sich hinein:

„Derek?“ fragte er.
 

„Was ist?“ knurrte es zurück:
 

„Ruf´ mich einfach an! Ich werde für dich da sein! Immer!“ versicherte der Jüngere: „Und jetzt lege ich auf. Der Werbeblock ist nämlich vorbei und gleich erfahre ich, ob Tom Hanks und Meg Ryan nun ficken werden, oder nicht. Ciao!“
 

Derek hatte keine Chance noch etwas zu erwidern, denn da ertönte bereits das Klicken in der Leitung.

„Kleiner Spinner!“ murmelte Derek grinsend vor sich hin. Natürlich dachte er gar nicht daran, Stiles mitten in der Nacht aus dem Schlaf zu klingeln, aber das Angebot rührte ihn dennoch.
 

Das Taxi setzte ihn am Hilton Tokio ab und er checkte ein.
 

Kate schüttete soeben ihr sechstes Glas Champagner hinunter. Sie hatte verdammt schlechte Laune! Derek hatte sie beinahe den ganzen Flug über ignoriert und hatte stattdessen lieber gearbeitet und nun wollte er nicht einmal mit ihr feiern gehen.

Nun hockte sie allein auf dieser Party, kannte keine Seele und seit einer halben Stunde glotzte sie bereits so ein blondes Bürschchen an, wie ein Stehgeier! Oh, nein, was geschah denn jetzt? Das Bürschchen hatte sich erhoben und kam auf sie zu, denn irgendwas an ihren eisigen Blicken hatte ihn scheinbar glauben lassen, sie sei in irgendeiner Weise interessiert!

Der Typ grapschte ungefragt nach ihrer Hand, ließ ein schleimiges: „Darf ich bitten!“ vom Stapel und versuchte, ohne ein `Ja´ abzuwarten, Kate hinter sich her auf die Tanzfläche zu zerren.
 

Jetzt reichte es ihr aber wirklich! Sie packte beherzt nach seinen Eiern und drückte zu. Als das Bürschchen sich dann entsetzt unter Schmerzen krümmte, ließ sie ihn wissen:

„Wenn du so etwas noch einmal versuchst, dann reiße ich sie dir ab, kapiert?“

Dann ließ sie den glücklosen Verehrer gehen und schnappte sich eine weitere Flasche Blubberwasser, wobei sie sich nun nicht einmal mehr die Mühe machten, ein Glas zu Hilfe zu nehmen.
 

Scott und Allison lagen auf dem Futon im Schlafzimmer ihres kleinen Apartments und schmusten ein wenig, während zu ihren Füßen Skippy schnarchte.
 

Scott war aus verschiedenen Gründen ziemlich nervös. Bei dem Gedanken an den Arzttermin, den Stiles und er morgen haben würden, wurde ihm ganz schlecht. Sicher, er hatte im Job immer auf Kondome geachtet, doch was war denn mit früher? Da war dieser eine Betreuer im Kinderheim gewesen und dann noch einer seiner sogenannten Stiefväter. Die hatten sich doch einfach genommen, was sie gewollt hatten und darum, ob sie das Kind, welches sie für ihre Zwecke missbrauchten mit irgendwas anstecken könnten, hatten sie sich natürlich einen Dreck geschert.
 

Bestimmt hatte er irgendetwas Schlimmes und wusste gar nichts davon!

Scott spürte, dass Allison mittlerweile bereit für mehr war, doch das würde er nicht zulassen, ehe er nicht ganz sicher war, dass er sie dadurch nicht in Gefahr brächte.
 

Und dann gab es da ja auch noch ein anderes Problem! Wenn Scott nämlich mit Allison zusammen war, dann fühlte er sich aus irgendeinem Grund, als sei er noch nie mit einem anderen Menschen intim gewesen. Er fühlte sie sich wie eine gottverdammte Jungfrau, auch wenn das total lächerlich war!

Natürlich wollte er sie. Er wollte sie so sehr, doch er fühlte sich linkisch, absolut ahnungslos und hatte enorme Versagensängst.

Es war nicht immer übel gewesen, wenn er mit einem Mann zusammen gewesen war. Manche Freier hatten sich geschickt angestellt, sich Mühe gegeben, dass auch er auf seine Kosten käme und einige hatte er sogar attraktiv gefunden. Er hatte immer geglaubt, schwul zu sein und dann war Allison aufgetaucht. Mit ihr war es verwirrend und auch total schön, aber vor allem jagte es ihm eine Heidenangst ein, denn was wusste er schon über Frauen und was denen wohl gefallen mochte?
 

In diesem Moment zog sich Allison ihr T-Shirt über den Kopf und sie trug nichts darunter!

Scott blieb die Luft weg.
 

Derek konnte in der Ferne die Umrisse seiner Mutter erkennen. Sie stand auf einer Klippe und er konnte sehen, wie ihre Lippen sich bewegten. Er wusste, dass es etwas sehr Wichtiges sein musste, was sie zu sagen hatte und er wollte es unbedingt hören, also rannte er, doch der Boden unter ihm verwandelte sich in Treibsand und egal wie sehr er sich auch anstrengte, er kam nur minimal voran. Als er sie dann endlich erreicht hatte, war seine Mutter verstummt und sie blickte mit eisigem Blick an ihm vorbei.

„Bitte Mum!“ flehte Derek: „Ich muss es wissen!“

Der Blick seiner Mutter richtete sich sehr langsam auf ihn und dann öffnete sich ihr Mund, doch anstelle von Worten, ertönte lediglich ein lang gezogenener, markerschütternder, furchterregender Sirenenschrei.

Derek hielt sich die Ohren zu, als urplötzlich eine heftige Sturmböe seine Mutter von der Klippe in einen endlosen Abgrund riss, ehe er sie festhalten konnte.
 

Derek erwachte schwitzend, schreiend und starr vor entsetzen. Selbst in dem dunklen, fremden Hotelzimmer nach dem Lichtschalter zu tasten wagte er im ersten Moment nicht. Warum hatte er auch das verdammte Zimmer abgedunkelt? Draußen vor den blickdichten Vorhängen war schließlich hellichter Vormittag, denn Tokio war sechzehn Stunden vor der Zeit in Los Angeles.

Er atmete ein paar Mal tief durch, ehe er endlich bereit aufzustehen. Er holte eine Packung Schlaftabletten aus seinem Koffer, nahm sich eine Flasche Johnny Walker aus der Minibar und gerade, als er sich beides einverleiben wollte, dachte er an das letzte Mal, als er das versucht hatte. Dieses Mal war Greenburg nicht in der Nähe, um ihn ins Leben zurückzuholen.
 

Dann fiel sein Blick auf sein Telefon und schweren Herzens nahm er es zur Hand.
 

„Na, Baby? Böse geträumt?“ fragte Stiles mit kratziger Stimme und grinste zerzaust und müde ihn Dereks Display: „Soll ich dir vielleicht ein Schlaflied singen?“
 

„WAS? Ich bin doch kein Baby mehr!“ empörte sich Derek:
 

„Und ICH kann nicht singen! Aber wen kümmert´s?“ kicherte Stiles und stimmte `Hush little baby´ an.
 

Es klang zwar ein bisschen schräg, aber ganz und gar nicht furchtbar, zumal nicht für jemanden, den man gerade aus dem Tiefschlaf gerissen hatte und gegen seinen Willen zauberte es ein breites Lächeln auf Dereks Gesicht.

Als das Lied verklungen war, redeten sie eine Weile. Stiles ließ sich berichten, wovon Derek geträumt hatte und irgendwie verloren die Traumbilder, nachdem sie einmal laut ausgesprochen worden waren ihren Schrecken.
 

Nach etwa einer halben Stunde bemerkte Derek, dass Stiles beinahe sie Augen zufielen:

„Lass´ uns auflegen, damit du noch ein bisschen Schlaf bekommst!“ sagte er also schweren Herzens.
 

„Und was ist mit dir?“ fragte der Jüngere:
 

Derek zuckte mit den Achseln und gab beschämt zu:

„Ich würde am liebsten weiter telefonieren, bis es für mich wieder Zeit zum Aufstehen wird, aber was soll´s?“
 

„Dann würde ich sagen, wir machen Folgendes: Ich lege mich einfach wieder schlafen, aber wir legen nicht auf.“ bestimmte Stiles, kuschelte sich in die Laken und drapierte das Telefon so, dass Derek ihn sehen konnte.
 

„Du bist verrückt, weißt du das?“ fragte ihn Derek mit zärtlichem Lächeln:
 

„Ich weiß!“ erwiderte Stiles: „Schlaf´ jetzt mein Großer!“
 

Und weil es nun so war, als würden sie tatsächlich in einem Bett liegen, obwohl der halbe Erdball zwischen ihnen lag, konnte Derek tatsächlich wieder einschlafen.
 

Am nächsten Tag um kurz vor drei war Scott so nervös, als würde neuerdings ein Bienenvolk seine Jeans bewohnen. Er zappelte in dem quietschenden Stuhl des Wartezimmers herum und brachte damit sämtliche Anwesenden um den Verstand. Da jedoch Zappelei und Hyperaktivität normalerweise Stiles Spezialität waren, gelang es diesem auch, nicht die Geduld mit seinem besten Freund zu verlieren:

„Es wird schon nichts sein, Bro! Keine Sorge! Du musst die Dinge positiv sehen!“ sagte er beruhigend.
 

Scott verzog aufgrund der Wortwahl unbehaglich das Gesicht:

„Ha, ha! Positiv also, ja? Findest du das witzig? Bestimmt habe ich längst AIDS und weiß nur noch nichts davon!“
 

„Ach Blödsinn! Das hast du nicht!“ versicherte Stiles: „Aber selbst wenn, dann ist das trotzdem nicht das Ende der Welt. Es gibt heutzutage gute Medikamente, um das in den Griff zu bekommen. Mach´ dir keine Sorgen!“
 

Die ältere Frau, die neben ihnen saß und ihr Gespräch belauscht hatte, war ein Stück von ihnen abgerückt, als hätten die beiden Jungs zu ihrer Rechten Flöhe, die jeden Augenblick zu ihr hinüber hüpfen wollten. Stiles schenkte ihr einen finsteren Blick und wollte gerade einen Monolog darüber halten, dass man sich HIV nicht im Bus, oder von der Benutzung derselben Klobrille holen konnte, als Scotts Name aufgerufen wurde.

Die Freunde bestanden darauf, gemeinsam dran genommen zu werden und die Sprechstundenhilfe nickte wissend, denn sie hielt sie offensichtlich für ein Pärchen.
 

Nachdem Stiles und Scott schließlich in jede Körperöffnung geschaut worden war und sie von so ziemlich jeder Körperflüssigkeit oder Ausscheidung eine Probe abgegeben hatten, nahm ihr Arzt, ein freundlicher, rauschebärtiger Mann Mitte fünfzig sich endlich die Zeit, mit ihnen zu sprechen:

„Also die guten Nachrichten zuerst, meine Herren: Der HIV-Schnelltest war bei ihnen beiden negativ, das bedeutet, sie haben es zu über neunundneunzig Prozent nicht. Zu hundert Prozent wissen wir es dann in vier Wochen, ebenso wie dann alle anderen Ergebnisse vorliegen werden, doch meine Erfahrung, nachdem ich sie beide untersucht habe sagt mir, dass wohl alles gut bei ihnen sein dürfte. Ich habe keine Krankheitsanzeichen an ihnen feststellen können, außer dass sie, Chlamydien haben, Mr. McCall !“
 

Scotts Augen wurden riesig vor Schreck:

„Ich hab´s gewusst! Ich HAB`S gewusst!“ rief er aus: „Und nun? Ist es schlimm? Wie lange habe ich noch, Doc?“ fragte er panisch
 

Der Arzt musste ein wenig lachen:

„Wenn alles gut läuft und sie im Straßenverkehr aufpassen, dann gebe ich ihnen noch mindestens fünfzig bis sechzig Jahre junger Mann! Sie nehmen zehn Tage lang ein Antibiotikum und dann sind sie die Chlamydien wieder los. Sie sollten jedoch vielleicht ihren früheren Sexualpartnern Bescheid sagen, dass sie sich auch untersuchen lassen sollten!“

Er zog die Schublade seines Schreibtischs auf, holte einen Lutscher hervor und reichte diesen an Scott mit den Worten:

„Bleiben sie positiv, Mr McCall!“
 

Stiles grinste und drückte seinem verblüfften Freund einen Kuss auf die Wange.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Mamesa
2018-04-20T20:58:29+00:00 20.04.2018 22:58
Bleiben sie positiv....🤣
Ich packs net
Kann mir jemand hoch helfen bin vor lachen aus dem bett gefallen 😂😁
Antwort von:  GingerSnaps
20.04.2018 23:01
Echt? So witzig fand ich das gar nicht? Aber schön, dass es dich so amüsiert hat. :-D
Antwort von:  Mamesa
20.04.2018 23:02
Ach komm schon jeder brauch doch mal nen flachwitz😁😁😏
Antwort von:  GingerSnaps
20.04.2018 23:05
Schon gut! Ich find´s super, wenn´s für dich funktioniert. :-))))


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