Schlaflos von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 17: It´s something in-between -------------------------------------- Derek konnte wieder einmal nicht schlafen, nur heute lag es nicht daran, dass er unter Alpträumen oder Nachtängsten litt. Er blickte hinab auf den schlummernden Jungen an seiner Seite, der sich endlich ein wenig beruhigt hatte. Stundenlang hatte Stiles sich im Schlaf hin- und hergewälzt und in seinen Träumen unverständlich vor sich hin gemurmelt und gejammert. Es war wirklich nicht leicht gewesen, ihn zu beruhigen, doch nun, da Stiles endlich still lag, war Derek dennoch nicht zufrieden. Er hielt den Jungen im Arm, weshalb er selbst sich ebenfalls nicht rühren durfte, da er sonst riskieren würde, den Schlafenden wieder zu wecken. Das Dumme war nur, dass er langsam begann, das Gefühl in seiner rechten Hand zu verlieren! Dies war der Moment, in welchem Derek erstmals vollkommen bewusst wurde, was Stiles da eigentlich Nacht für Nacht für ihn leistete. So oft hatte dieser Junge über seinen Schlaf gewacht und ihm verlässlichen Halt und Trost angeboten, ohne sich jemals über irgendetwas zu beschweren. Bezahlte er Stiles eigentlich genug für seine Dienste? Höchstwahrscheinlich nicht, denn nun, wo er bloß ein einziges Mal selbst tun musste, was sonst immer für ihn getan wurde erkannte Derek, dass es beinahe so etwas wie Schwerstarbeit war. Und im Grunde war es unbezahlbar, denn er verdankte Stiles nicht bloß seinen Schlaf, sondern vielmehr seine Seelenruhe und höchstwahrscheinlich sogar sein Leben. Warum fiel es Stiles eigentlich scheinbar so leicht, diese Dinge zu geben? Er hatte mit Sicherheit bereits eine ganze Menge Mist in seinem Leben erfahren und dennoch war er lustig, freundlich und voll von Liebe? Bereits in der ersten Nacht, als Derek ihn am Straßenrand aufgelesen und mitgenommen hatte, hatte dieser Junge intuitiv begriffen, was Derek von ihm gebraucht hatte und da hatte er selbst es ja noch nicht einmal gewusst! Und nun waren die Rollen bloß einmal eine Nacht lang vertauscht und Derek konnte nur an seine bescheuerte Hand denken, welche ihm hier gerade abstarb. Er war wirklich ein egozentrischer Blödmann! Die Sonne stand mittlerweile hoch am Himmel. Sie strahlte zum Schlafzimmerfenster herein und schien Stiles auf der Nase zu kitzeln, denn dieser grimassierte nun ein wenig und drehte sich dann mit einem knurrenden Laut vom Fenster weg, so dass es Derek schließlich gelang seinen Arm zu befreien, ohne seinen Schutzbefohlenen zu wecken, bevor er hier noch einen dauerhaften Nervenschaden erlitt . Derek rieb sich die Hand, in welche nun nach und nach unter schmerzhaftem Kribbeln Blut und Leben zurückkehrte und es gelang ihm, seine Pein wenigstens halbwegs in Stille und Würde zu ertragen, ohne den Schlafenden durch unflätiges Fluchen letztendlich doch noch aufzuwecken. Immerhin! Als der Schmerz dann endlich wieder nachließ, schmiegte Derek sich sehr vorsichtig wieder von hinten an Stiles heran und legte einen Arm um ihn. Sein Blick fiel auf die Schürfwunde auf dem hübschem Gesicht des Jungen. Wer immer das getan hatte, Derek wünschte, er würde ihn in die Finger bekommen! Er fasste den Beschluss, `Die Waisenkinder´ als Stiles Bodyguards zu engagieren. Garrett und Violet mochten zwar nicht unbedingt die angenehmsten und sympathischsten Vertreter der menschlichen Spezies sein, aber dafür waren sie echte Profis. Damals, direkt nach dem Tod von Dereks Familie hatten sie ihm jedenfalls gute Dienste geleistet. Stiles selbst musste er ja gar nichts davon erzählen, denn es wäre ihm mit Sicherheit nicht recht, wenn man für ihn einen Babysitter anheuerte. Doch Derek konnte sich darauf verlassen, dass diese beiden Personenschützer diskret arbeiten würden. Stiles würde gar nichts davon mitbekommen. Plötzlich gewann Derek eine Erkenntnis, welche ihn selbst überraschte: Er hatte Stiles gern und sorgte sich um ihn! Und dabei ging es nicht bloß darum, dass er ihn nicht verlieren durfte, weil er ihm einen wichtigen Dienst erwies, indem er ihm half zu schlafen. Derek MOCHTE diesen Jungen; das tat er wirklich! Stiles war lustig, stark, frech, verletzlich, clever, außergewöhnlich, unerschrocken und wie auch immer er es anstellte, er brachte Licht und Lebendigkeit in Dereks Leben. Irgendwie war es eigenartig. Schließlich lebten Stiles und er in völlig unterschiedlichen Welten. Dass sie sich überhaupt jemals begegnet waren, grenzte doch bereits an ein Wunder und nun sollte man meinen, dass sie einander nicht viel zu sagen haben dürften, doch das Gegenteil war der Fall; sie griffen mühelos in einander wie zwei Puzzleteile und verstanden sich sogar ohne große Worte. Flüchtig fragte Derek sich, was wohl aus ihm geworden wäre, wenn er Stiles nicht gefunden hätte? Wäre er dann wohl überhaupt noch am Leben? Hätte er vielleicht eine andere Lösung für seine Insomnie gefunden? Er bezweifelte es, nach allem was er bereits erfolglos probiert hatte. Es war eine Weile her, dass es in Dereks Leben jemanden gegeben hatte, um den er sich wirklich von Herzen gesorgt hätte. Er war seit jeher eher ein Eigenbrötler gewesen und es kam noch hinzu, dass das viele Geld, abgesehen von den vielen Vorzügen, die es möglicherweise haben mochte, einen auch wirklich von der Umwelt isolieren konnte. Manchmal fiel es schwer zu unterscheiden, wer seine wahren Freunde waren und wer einfach nur hoffte, von ihm profitieren zu können. Doch immerhin hatte Derek da immer noch seine Familie gehabt, nicht wahr? Und das war ihm auch stets genug gewesen, doch nun waren sie eben alle fort und hatten ihn allein hier zurückgelassen; seine nervtötenden Geschwister, sein lebenslustiger Onkel, seine weise, bewundernswerte Mutter, sein ernster, in sich gekehrter Vater... kein einziger war ihm geblieben! Derek blickte ein weiteres Mal hinab auf den Jungen an seiner Seite. Schlafend sah er wahnsinnig jung aus. Die geschwungenen Lippen waren leicht geöffnet, die markanten Gesichtszüge weich in ihrer Entspannung und das kurze Haar stand wirr in alle Richtungen ab. Derek ertappte sich dabei, wie der Anblick ihn lächeln machte. Es war ein friedlicher Moment, der Junge in seinem Arm hatte endlich Ruhe gefunden und Derek selbst eine Liegeposition, welche ihm bequem und angenehm war und so kam es, dass er schließlich doch noch einmal einschlief. Das Erste, was Stiles beim Erwachen spürte, war sein dröhnender Kopf, dicht gefolgt von den brennenden Schmerzen an den Händen und im Gesicht und einem Puckern in seinem Fuß. Was war hier passiert? Er versuchte, wach genug zu werden, um sich zu erinnern: Gestern Abend, Dereks Geburtstagsparty, Kate Argent und Deucalion, die ihm zugesetzt hatten und dann seine Flucht in das falsche Taxi. Stiles stöhnte und weckte damit nun auch Derek: „Hey, Kleiner! Geht´s dir ein bisschen besser?“ erkundigte dieser sich und streichelte ihm sanft durch das zerwühlte Haar. Stiles rappelte sich mühsam hoch, drehte sich um und blickte auf den Mann neben sich herunter, der ihn bis gerade eben im Arm gehalten hatte. Ihm wurde soeben wieder bewusst, dass er sich in der vergangenen Nacht wie ein Verrückter aufgeführt hatte, auch wenn er gerade gar nicht mehr sagen konnte, wieso eigentlich? So schlimm war das alles doch gar nicht gewesen! Was musste Derek nun bloß von ihm denken? „Das mit gestern.... Tut mir leid, dass du mich so sehen musstest!“ murmelte er verlegen mit kratziger Stimme. Derek setzte sich ebenfalls auf und küsste ihn sacht auf die Stirn: „Ach´ Unsinn! Dir muss überhaupt nichts leid tun! Ich bin bloß froh, dass ich da gewesen bin, um mich um dich zu kümmern, Stiles. Du hast mir echt Angst gemacht. Du warst ja völlig außer dir! Lass´ uns aufstehen und erst einmal duschen Und anschließend erzählst du mir alles, in Ordnung?“ Stiles nickte und sie erhoben sich, doch ihre Pläne wurden durchkreuzt, denn die Dusche lief bereits und vor der Badezimmertür wachte ein kleiner, struppiger, magerer Hund, der die fremden Störenfriede böse ankläffte. Daraufhin wurde das Wasser eilig abgedreht und Scott, mit einem Handtuch um die Hüften und Schaum in den Haaren kam herausgestürmt, nahm das Tier hoch und tadelte ihn: „Aus, Skippy! Willst du wohl deinen Onkel Stiles nicht beschimpfen?“ An die beiden Männer gerichtet, den Blick jedoch nicht von dem Hund nehmend, plapperte Scott drauflos: „Das ist Skippy und eigentlich ist er ganz lieb. Tut mir leid, dass er euch so überfallen hat. Er ist mir sozusagen zugelaufen und wir hatten noch keine Gelegenheit darüber zu sprechen, Stiles, aber ich werde ihn natürlich weggeben, wenn es dir nicht recht ist, dass er hier lebt! Übrigens... was ist eigentlich mit dem Duschgel passiert. Da war doch gestern noch eine volle Flasche und nun ist sie leer. Ich musste Shampoo nehmen...“ Erst da hob er den Kopf und entdeckte, in welchem Zustand Stiles sich befand. Eilig setzte Scott den Hund wieder ab und fiel seinem besten Freund um den Hals, wobei er Derek ein wenig unsanft beiseite schob und fragte: „Scheiße, wer hat das gemacht, Bro? Was ist passiert? Wer hat dir das angetan? Erzähl´s mir!“ „Ich... ich war... ich habe...“ stammelte Stiles, doch weiter kam er nicht, denn er musste weinen. Scott warf einen gleichsam strafenden, wie auch fragenden Blick auf Derek, doch der versicherte: „Ich bin genauso schlau wie du. Warum lassen wir Stiles nicht erst einmal richtig wach werden und dann kann er uns in Ruhe alles erzählen?“ Scott spülte sich also noch eilig die Seife aus den Haaren und verschwand dann in der Küche, um für alle Kaffee und ein spätnachmittägliches Frühstück zu bereiten, denn mittlerweile war es bereits halb fünf am Nachmittag. Unterdessen verschwanden Derek und Stiles im Bad und dies taten sie gemeinsam, weil Derek nicht ganz sicher war, ob er den Jüngeren schon wieder allein und unbeaufsichtigt lassen konnte oder wollte. Er stellte das warme Wasser an, sie schälten sich aus den Kleidern, in welchen sie geschlafen hatten und unter dem Wasserstrahl legte Derek einen Moment lang von hinten beide Arme um Stiles und erlaubte es ihm so, sich anzulehnen und geborgen zu fühlen. Es lag nichts Sexuelles in dieser Geste, Derek wollte Stiles dadurch einfach bloß ein wenig von seiner Sicherheit zurückgeben. Zehn Minuten später saßen beide Männer schließlich bei Scott am Tisch und jeder brütete für sich über seiner Kaffeetasse. Irgendwann wollte Stiles von Scott wissen: „Wann bist du denn eigentlich gestern nachhause gekommen?“ „Wenn ich gewusst hätte, dass du mich brauchst, wäre ich doch nie so lange weggeblieben!“ rechtfertigte sich sein bester Freund schuldbewusst: „Es tut mir wahnsinnig leid! Wir brauchen wirklich ein zweites Telefon!“ Und während Stiles noch versicherte, dass es so überhaupt nicht gemeint war, fiel Derek etwas ein und er verschwand kurz. Als er wiederkam hatte er ein kleines Päckchen in der Hand und reichte es an Stiles: „Ich habe gestern vergessen, dir dies hier zu geben. Damit habt ihr beide dieses Problem ab sofort nicht mehr.“ In dem Päckchen befand sich ein nagelneues I-Phone und Derek begann ausführlich, dessen Funktionen und Vorzüge aufzuzählen. Stiles blickte seinen Gönner überfordert an, versicherte, dass das doch nicht nötig gewesen wäre, forderte, dass Derek gefälligst nicht so viel Geld für ihn ausgeben solle und bedankte sich schließlich mit einer Umarmung. Dann wollte Stiles von Scott wissen: „Aber wo bist du denn nun die ganze letzte Nacht gewesen?“ „Ich war mit Allison zusammen. Wir waren im Kino, danach Kaffee trinken und dann sind wir einfach bloß so in der Stadt herumgelaufen und haben endlos geredet. Irgendwie konnten wir uns nicht recht voneinander trennen. Ich war erst heute Morgen gegen halb sieben wieder da. Es war echt total schön, aber wenn ich gewusst hätte, dass du mich gebraucht hast... „ wiederholte Scott unbehaglich: „Ist in Ordnung, Scotty!“ versicherte Stiles: „Es freut mich, dass es schön mit Allison. Wie hättest du denn ahnen können, was los war? Und immerhin war Derek ja da.“ Derek nahm Stiles Hand, verschränkte ihre Finger und erklärte sanft: „Und darüber bin ich auch verdammt froh! Aber nun spann´ uns nicht weiter auf die Folter, sondern erzähl´ uns endlich, was denn nun eigentlich vorgefallen ist, nachdem du meine Party verlassen hast?“ „Ach, im Grunde war gar nichts. Alles halb so schlimm!“ behauptete Stiles daraufhin unglaublicher Weise. Derek gab einen leisen, knurrenden Laut von sich: „Bullshit! Ich habe dich letzte Nacht gesehen, erinnerst du dich? Du warst vollkommen außer dir! Und was ist mit deinen Verletzungen? Die kommen doch auch nicht von ungefähr. Also los jetzt! Erzähl schon!“ Stiles seufzte und behauptete: „Die Verletzungen habe ich nur aufgrund meiner eigenen Ungeschicklichkeit.“ Dann begann er zu berichten, wie er am vergangenen Abend in das falsche Taxi gestiegen und was daraufhin geschehen war und endete mit den Worten: „Seht ihr? Halb so schlimm!“ „Bist du Irre?“ polterte Derek los, der nun langsam mit seiner Geduld am Ende war: „Irgend so ein Drecksack versucht dich auszurauben und zu überfahren und du sagst `Halb so schlimm´? Wie ist es denn erst, wenn es wirklich richtig schlimm ist, hm? Du solltest zu den Cops gehen und den Mistkerl anzeigen. Es sollte schließlich nicht so schwer sein, den Täter über sein Taxiunternehmen ausfindig zu machen!“ Scott schloss sich seinem Vorredner an und schimpfte: „Earl, diese Ratte! Ich werde mir irgendwo eine Knarre besorgen und ihm seine schrumpeligen Eier wegschießen!“ „Ach, hört schon auf, ihr Zwei!“ forderte Stiles gequält: „Ich werde NICHT zu den Bullen gehen und DU wirst dich gefälligst von Earl fernhalten, Scotty! Der Typ ist nämlich irre! Ich will diesen ganzen Quatsch einfach bloß vergessen und meine Ruhe haben!“ Scott rutschte von seinem Stuhl hinüber auf Stiles Schoß, blickte ihn an, wie ein frischgeborener Welpe, küsste ihn auf die Nase und säuselte: „Ich mache mir doch nur Sorgen um dich, weil ich dich so, SO doll lieb habe, Blödmann!“ Natürlich schmolz Stiles nun dahin: „Selber Blödmann!“ erwiderte er, schlang die Arme um seinen besten Freund und beide hielten einander eine Weile einfach bloß mit geschlossenen Augen fest. Derek beobachte das Schauspiel von seinem Platz aus und dabei fasste er zwei Beschlüsse: Zum einen würde er nun, nachdem er wusste, was Stiles zugestoßen war definitiv die beiden Bodyguards für ihn engagieren und zum anderen würde er jemanden darauf ansetzen, diesen Earl zu finden. In der Umgebung um den Hale-Tower gab es überall Sicherheitskameras. Es sollte für einen Privatdetektiv also ein Kinderspiel sein, ihn ausfindig zu machen. Stiles wollte diesen Kerl vielleicht nicht anzeigen, doch Derek wollte verdammt sein, wenn er dieses Frettchen einfach so ungeschoren davonkommen lassen würde. Das Schwein würde mindestens ebenso heftig leiden, wie Stiles es getan hatte, dann würde er es sich in Zukunft vielleicht zweimal überlegen, ehe er sich an wehrlosen Jungen vergriff. Natürlich würde Derek Stiles kein Sterbenswörtchen von seinen Plänen verraten, weil er sich lebhaft vorstellen konnte, dass diesem das ganz und gar nicht schmecken würde. Nach dem Essen verkündete Derek, dass er noch einmal ins Büro müsse und wollte von Stiles wissen, ob sie sich gegen neun bei ihm Zuhause treffen wollten: „Ich könnte dem Koch sagen, dass er uns etwas Besonderes machen soll. Und später könnten wir vielleicht einen Film sehen.“ „Du willst heute noch ins Büro? Es ist Samstag!“ fragte Stiles überrascht. Derek hatte tatsächlich noch ein paar Kleinigkeiten in der Firma zu erledigen, doch in erster Linie wollte er natürlich seine Pläne in die Tat umsetzen. Außerdem hatte er das Gefühl, dass es gut für Scott und Stiles wäre, wenn sie beide noch ein wenig ungestörte Zeit für ein einander hätten, also antwortete er ausweichend: „So ist das eben, wenn man der Chef ist! Hast du eigentlich schon einmal Hummer gegessen, Stiles? Wie wär´s mit `Surf and Turf´?“ Der Jüngere schaute ihn ratlos an: „Und wieso willst du mich so verwöhnen? Womit habe ich das denn verdient?“ Derek zuckte unwirsch mit den Achseln und ein rosa Schimmer überlief seine Wangen: „Ich hab´ einfach Lust darauf. Ist das etwa ein Verbrechen?“ brummte er ertappt. Stiles lächelte leise, nahm Dereks Hand und stellte fest: „Du bist lieb!“ Nun verwandelte sich Dereks Gesichtsfarbe endgültig in ein tiefes purpurrot, was er zu verbergen versuchte, indem er tief an seiner Stuhllehne herunterrutschte und zur Ablenkung vorschlug: „Ich könnte den neuen `Avengers´-Film besorgen, wenn du willst?“ Stiles legte den Kopf schief und fragte ungläubig: „Der neue `Avengers´-Film, der erst in zwei Wochen in den Kinos anläuft? Wie kommst du denn da ran?“ Nun grinste Derek: „Ich habe eben Beziehungen. Also? Was sagst du?“ „Klingt toll! Und irgendwie illegal!“ bestätigte Stiles strahlend. „Also ist es abgemacht!“ erwiderte Derek und ließ sich von Stiles zur Tür bringen. Bereits im Gehen fragte er noch: „Sag´ mal, soll ich dir nachher vielleicht Greenburg schicken, damit er dich abholt? „Wie bitte?“ fragte Stiles entsetzt. „Na ja, wegen deines Fußes?“ erwiderte der Ältere kleinlaut: „Vielleicht kannst du ja nicht fahren und ich will nicht, dass du wieder ein Taxi nimmst!“ „Ich nehme den Jeep. Es wird schon gehen!“ versicherte Stiles Augen rollend: „Immerhin fahre ich den Wagen und schiebe ihn nicht bis zu dir!“ „Ich mache mir ja bloß Sorgen!“ erwiderte Derek uncharakteristisch verunsichert. Stiles seufzte schwer: „Es tut mir echt leid, dass du ich letzte Nacht so gesehen hast. Ich habe mich total zum Affen gemacht und es ist mir echt peinlich! Aber ich schwöre, jetzt ist alles wieder gut!“ Derek hielt kurz inne, als wolle er noch etwas sagen, doch dann hauchte er einfach bloß einen kleinen Kuss auf Stiles Lippen, ehe er sich umdrehte und verschwand. Als sie wieder unter sich waren, hockte Scott sich mit seinem neuen Hund im Arm neben Stiles auf das Sofa im Wohnzimmer und Mensch und Tier schauten ihn nun mit großen Kinderaugen fragend an: „Was? Denkst du wirklich, ich würde sagen `Vergiss´ es Kumpel! Du bekommst keinen Hund?´ Wer bin ich denn, es dir zu verbieten?“ Fragte Stiles ratlos: „Du wohnst schließlich genau so hier, wie ich und solange du Skippy von Harvey und ihren Babys fernhältst, ist alles in Ordnung.“ Scott blickte unsicher zu Stiles hinüber: „Ich muss doch wenigstens fragen. Immerhin ist das hier deine Wohnung. Derek hat sie DIR überlassen!“ „Wenn du jemals wieder so etwas Dämliches sagst, dann schwöre ich, werde ich dir den Hintern versohlen!“ schimpfte Stiles empört: „Vielleicht gefällt mir das ja sogar?“ erwiderte Scott zwinkernd, setzte den Hund ab und legte sich quer über die Knie seines besten Freundes „Hey! Runter mit dir, Flittchen! Du bist verdammt schwer!“ schimpfte Stiles lachend und gab Scott einen Klaps auf sein Hinterteil, was aufgeregtes Gebell von Skippy nach sich zog: „Ich schätze, du hast da einen echten Beschützer!“ stellte Stiles schmunzelnd fest, als Scott zu seinem Hund eilte, um diesen wieder zu beruhigen. Dann humpelte er in die Küche und begann in den Schränken zu kramen. Schließlich kehrte er zu Scott zurück und erklärte: „Ich glaube, ich muss noch mal in den Supermarkt?“ „Was hast du vor?“ wollte sein Freund wissen. „Backen!“ gab Stiles zurück: „Denn weißt du, was der Anlass für die Party in Dereks Büro war? Es war sein Geburtstag und der Schuft hat mir vorher kein Sterbenswörtchen verraten! Und weil es völlig sinnlos wäre, einem Milliardär ein Geschenk zu kaufen, denn er hat ja schon alles und noch viel mehr, bekommt er von mir einen selbstgebackenen Geburtstagskuchen.“ Scott nickte verstehend, erklärte aber: „Ich werde für dich losgehen, weil du mit deinem Fuß doch gar nicht richtig laufen kannst. Mach mir einfach eine Einkaufsliste. Ich muss sowieso noch einmal mit Skippy raus.“ Etwa eine Stunde später saßen Stiles und Scott gemütlich nebeneinander im Wohnzimmer. Der Geburtstagskuchen war ein echtes Prachtstück geworden: knartschbunt mit reichlich Zuckerguss, über und über beklebt mit Süßigkeiten und ideal für einen Kindergeburtstag. Und damit Scott nicht leer ausging, hatte Stiles für ihn ebenfalls einen Miniaturausgabe davon gebacken, welchen die beiden Freunde soeben verspeisten. Nebenher ließ Stiles sich einen ausführlichen Bericht darüber geben, was Scott mit Allison erlebt hatte. Er erfuhr alles über ihre bezaubernden Grübchen, wie sie nie wusste, wohin mit ihren Händen, wenn sie verlegen war und dass sie die weichsten, wundervollsten Lippen der Welt besaß. Kein Zweifel, Scott hatte es ganz schön erwischt! „Und wie sieht es mit Derek und dir aus?“ wollte der Freund nun von Stiles wissen: „Ich meine, er macht dir schöne Geschenke, ihr duscht zusammen, er sorgt sich um dich... ? Das ist doch mehr, als bloß ein reines Geschäft, oder nicht?“ Stiles zuckte unschlüssig mit den Schultern: „Ich weiß es selbst nicht. Sicher ist es nicht bloß ein Deal für ihn, aber ich bin auch nicht so dumm anzunehmen, dass wir vielleicht irgendwann ein richtiges Paar werden könnten. Irgendwie sind wir wohl irgendwas dazwischen? Irgendwas, für das es noch keinen Namen gibt?“ Wie verabredet fuhr Stiles um einundzwanzig Uhr bei Dereks Palast vor. Er wurde von Greenburg in Empfang genommen und in das Esszimmer geführt, wo Derek bereits auf ihn wartete. An einer lächerlich langen Tafel mit blendend weißer Tischdecke, auf der zwei große Kerzenleuchter für romantische Beleuchtung sorgten, war bereits an den gegenüberliegenden Stirnseiten für sie beide gedeckt: „Und Kleiner? Ich hoffe, du hast Hunger? Denn gleich gibt es gut und reichlich!“ begrüßte ihn der Gastgeber. Stiles schüttelte ungläubig den Kopf: „Du bist verrückt, weißt du das?“ fragte er lachend: „Wie sollen wir uns denn so unterhalten? Mit Walkie-Talkies etwa?“ „Was hältst du dann zur Abwechslung mal davon, einfach mal die Klappe zu halten und dich auf das Essen zu konzentrieren?“ erwiderte Derek mit einem frechen Grinsen. Stiles schüttelte den Kopf: „Nein, das klingt überhaupt nicht nach mir!“ Er drückte Derek einen Karton mit Schleife darum in die Hand und erklärte gespielt streng: „Das ist für dich, auch wenn du es nach dieser Unverschämtheit eigentlich gar nicht mehr verdient hast!“ „Was ist das?“ wollte Derek wissen: „Das ist der Nachtisch! Herzlichen Glückwunsch nachträglich, Baby!“ antwortete Stiles. Derek öffnete den Karton und gab einen, für ihn ausgesprochen untypischen Laut des Entzückens von sich: „Hast du den etwa für mich gebacken?“ Stiles zückte ein Feuerzeug, entzündete die einzelne Kerze, welche auf dem Kuchen thronte und bestätigte: „Ja habe ich. Es ist ein Zitronenpuffer nach dem Rezept meiner polnischen Großmutter, also würdige es gefälligst entsprechend! Und nun blas´ die Kerze aus und wünsch“ dir etwas!“ Derek grinste und tat, wie ihm geheißen. Das Essen war ein Traum. Auf riesigen Tellern lagen neben den ausgelösten Hummerschwänzen noch in Knoblauch gebratene Jakobsmuscheln, medium gegrillte Filetsteaks vom Rind mit Kräuterbutter, ein kleiner Blattsalat und belgische Pommes Frittes mit hausgemachter Remouladensauce. Stiles wären fast die Tränen gekommen, so gut war alles und die Schrecken der vergangenen Nacht verblassten mit einem Mal vollständig. Nach dem Essen führte Derek Stiles nach oben in den Kinosaal, wo sie den Geburtstagskuchen und verschiedene Sorten Popcorn zum Dessert einnahmen und tatsächlich den neuen Avengers-Film als illegitime Preview anschauten. Der Saal war groß genug für mindestens fünfzig Menschen, doch sie beide saßen ganz allein in einem Zweiersitz in der ersten Reihe und Stiles kuschelte sich an Derek. Dies fühlte sich beinahe wie ein Rendezvous an, dachte der Jüngere gerade zufrieden, als Derek verkündete: „Ich habe übrigens gute Neuigkeiten!“ Er kraulte gedankenverloren Stiles Haar und fuhr fort: „Ich muss für ein paar Tage geschäftlich nach Tokyo.“ Irgendwie erwartete Stiles, dass Derek ihn nun fragen würde, ob er Lust hätte mitzukommen und er freute sich schon, denn er hatte die Vereinigten Staaten noch nie verlassen und hätte große Lust darauf gehabt, doch stattdessen sagte Derek nun: „Und wie es der Zufall so will, hat Kate dort ebenfalls einen Auftrag und sie wird mich begleiten. Du hast also ein paar Tage frei. Klingt das nicht gut?“ Der Ältere klang aufrichtig begeistert, also sagte Stiles: „Oh, toll. Ich wünsche eine gute Reise!“ Er hoffte, Derek würde der falsche Unterton in seiner Stimme nicht auffallen. Oh nein, sie beide waren kein Paar! Sie waren ja nicht einmal nah dran! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)