Schlaflos von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 14: Normal ist die Parole --------------------------------- Derek und Stiles saßen allein am Tisch, denn wie so oft schlief Scott lieber ausgiebig aus, anstatt mit ihnen zu Frühstücken. Beide Männer hatten abgesehen von einem `Guten Morgen´ bislang noch kein Wort miteinander gewechselt, seit sie vor einer halben Stunde aus den Federn gekrochen waren. Stiles entging natürlich nicht, dass sein Gegenüber ganz offensichtlich nach Kräften bemüht war, möglichst vollständig in seinem Kaffeebecher zu verschwinden und schließlich konnte er Derek nicht länger leiden sehen. Stiles erhob sich und nahm auf dem Schoß des Älteren Platz und versicherte: „Das, was letzte Nacht geschehen ist, ist nichts, was dir peinlich sein müsste, Baby! Du hast doch bloß ein kleines bisschen geweint und das war auch schon alles. Das muss auch bei harten Jungs wie dir mal sein; ehrlich! Scott und ich tun das ständig!“ „ICH aber nicht!“ erwiderte Derek mürrisch. „Bloß weil bislang niemand zum Trösten da war, aber das ist jetzt vorbei!“ stellte Stiles klar und strich dem Älteren durch das Haar: „Jetzt bin ICH nämlich hier und bei mir darfst du jederzeit heulen! Ich verrat´s auch keinem!“ Derek gab einen unzufrieden Laut von sich: „Es ist peinlich!“ brummte er leise. „Ich weiß, dass du das denkst, Dummchen, aber dafür gibt es absolut keinen Grund! Im Gegenteil! Du warst gestern ganz toll und mutig! Endlich hast du dich deinen Dämonen gestellt. Ich bin stolz auf dich!“ Stiles drückte dem Älteren einen Kuss auf die Stirn: „Und nun sei kein Snob, reicher Junge und iss deine Pfannkuchen! Es mag ja sein, dass dein verwöhnter Luxusgaumen Besseres gewöhnt und dass dies nur eine Fertigmischung ist, aber dafür habe ich sie mit Liebe für dich zusammengerührt, also Mund auf!“ Stiles grinste und begann Derek zu füttern. Der Ältere lächelte auch und schnappte sich brav den hingehaltenen, vor Sirup triefenden Happen: „Guter Junge!“ lobte ihn Stiles. Und damit war das Thema `Unangemessenes-Verhalten-für-echte-Kerle´ Gott sei Dank fürs Erste von Tisch! Nach dem Frühstück machte Derek sich für´s Büro fertig und er und Stiles verabredeten sich für den Abend in seinem Palast, ehe er schließlich verschwand. Als Scott eineinhalb Stunden später schlaftrunken in die Küchen getapst kam, fand er dort einen Stiles vor, welcher ihm den Rücken zuwandte und hoch konzentriert mit irgendetwas Wichtigem beschäftigt zu sein schien: „Und? Was hast du denn da Gutes für Daddy, du dreckiges, kleines Flittchen?“ begrüßte Scott seinen besten Freund schnurrend, packte mit beiden Händen nach dessen kleinem, in Jeans gekleideten Arsch und küsste seinen Nacken. „Guten Morgen, du Lustmolch!“ erwiderte Stiles fröhlich: „Ja richtig, das hier ist für dich, aber es ist nicht für jetzt! Das ist dein Picknick für heute Nachmittag, denn schließlich geht Liebe durch den Magen und ich will, dass dieses Mädchen sich Hals über Kopf in dich verliebt! Aber wenn du jetzt Hunger hast, dann ich habe noch ein wenig Pfannkuchenteig übrig.“ Er stellte die Pfanne auf den Herd, gab ein wenig Butterschmalz hinein und wollte dann wissen: „Weißt du eigentlich schon, was du nachher anziehen wirst?“ „Nichts!“ erwiderte Scott: „Uhm... also, ich meine... ich werde Allison wohl absagen. Ich hab´s mir anders überlegt. Ich habe keine Lust auf dieses Treffen.“ Stiles fuhr herum wie ein Wirbelwind und stemmte die Fäuste in Seiten: „Wie bitte? Was ist los? Du hast KEINE LUST? Hast du jetzt den Verstand verloren, oder wie? Das kommt gar nicht in Frage, Freundchen! Es wird nicht gekniffen! Ich habe immerhin Gurkensandwiches für euch gemacht!“ „Ich kneife nicht!“ behauptete Scott: „Um mich geht es dabei auch überhaupt nicht, sondern bloß um sie! Allison ist ein echt nettes Mädchen; behütet, gebildet, aus gutem Hause...! Kannst du mir vielleicht mal verraten, was sie da mit jemandem wie MIR anfangen soll? Ich habe mit Sicherheit zehnmal so viele Schwänze in meinem Leben gesehen wie sie, doch abgesehen davon habe nicht die kleinste Sache im Leben vorzuweisen! Ich besitze keinen roten Heller, habe keinen Schulabschluss, keinen Job und wenn´s richtig blöd gelaufen ist, dann habe ich mir vielleicht sogar irgendetwas Ekliges bei einem Freier eingefangen, dass nun unerkannt in meinem Körper schlummert und das ich schlimmstenfalls heute an sie weitergeben werde! Wenn ich Allison wirklich mag, wieso sollte ich ihr dann all das zumuten? Das wäre doch wirklich nicht fair! Warum soll ich ihr nicht lieber die Chance geben, jemand Besseren zu finden, bevor es zwischen uns beiden ernst wird?“ „Jetzt sei kein Idiot, Alter!“ schimpfte Stiles: „Du wirst heute an Allison überhaupt nichts weitergeben, denn es ist doch erst euer erstes Date! Und wenn ich eine Sache über Mädchen wie sie weiß, dann dass dieses mit Sicherheit nicht im Bett endet. Weißt du, was wir machen? In den nächsten Tagen lassen du und ich uns auf alles Mögliche testen, nur um ganz sicher zu gehen, einverstanden? Und zu dem anderen Blödsinn, den du mir gerade erzählt hast, sage ich: Du magst kein reicher Kerl mit großartiger Karriere sein, aber du hast ein riesiges, wundervolles Herz. Und wenn Allison die Frau ist, von der ich hoffe, dass sie sie ist, dann wird dies das einzige sein, was für sie wichtig ist! Ich sage ja gar nicht, dass es leicht werden wird, ihr beizubringen, wie dein bisheriges Leben gewesen ist und dabei würde ich auch sehr behutsam und geschickt vorgehen, aber am Ende bin ich sicher, sie kommt irgendwie damit klar! Und nun schau dir an, was ich für euer Picknick vorbereitet habe!“ Neben den bereits erwähnten Gurkensandwiches hatte Stiles kleine Hähnchenspieße mit Mozzarella und Cherrytomaten hergestellt, einige herrliche, kalifornische Trauben in flüssige Schokolade getaucht und aus einer reifen Wassermelone Herzen und Sterne ausgeschnitten. Scott hatte Tränen in den Augen, als er all dies erblickte: „Ist das toll! Du bist der beste Freund der Welt!“ schniefte er gerührt. „Ich liebe dich, Mann! Und ich will, dass du einen richtig tollen Tag hast!“ erwiderte Stiles bloß schulterzuckend und drückte Scott seinen Teller mit den Pfannkuchen in die Hand. Scott frühstückte und damit er bis zu seinem Date vor Aufregung nicht den Verstand verlor, holten er und Stiles die Spielekonsole hervor und sie zockten, bis es Zeit wurde aufzubrechen. Ein paar Mal wäre Scott am liebsten wieder aus dem Bus gesprungen, doch er hielt tapfer durch und als er ankam, wartete Allison bereits am verabredeten Treffpunkt beim Santa Monica Pier und wirkte genau so aufgeregt wie er selbst. Sie sah unheimlich süß aus, wie sie mit ihren Haaren spielte, weil sie nicht wusste, wohin mit ihren Händen. Scott schlug das Herz bis zum Hals: „Hey!“ murmelte er und kratzte sich am Hinterkopf: „Hey!“ machte auch Allison und umarmte Scott schüchtern: „Ganz schön voll hier, was?“ „Ist es doch immer. Findest du es blöd hier? Willst du vielleicht lieber woanders hingehen?“ erkundigte sich Scott verunsichert. Allison schüttelte den Kopf, nahm Scott bei der Hand und sie marschierten los. Tatsächlich gelang es den beiden jungen Leuten auf Anhieb, auf dem überfüllten Pier eine der weißen Bänke für sich zu reservieren und Scott präsentierte den Inhalt seines Picknickkorbes, der eigentlich ein Rucksack war und drohte den Seevögeln, die sich sofort interessiert um sie scharten mit den Fäusten. Allison kicherte begeistert, als die ganze Herrlichkeit erblickte und fragte: „Wow! Sag´ bloß, du kannst kochen? Das sieht echt toll aus!“ „Ich würde gern sagen, dass ICH das für dich gemacht hätte, aber eigentlich ist dies hier Stiles Art, uns beiden einen schönen Tag zu wünschen.“ bekannte Scott verlegen. Er würde Allison noch so oft anlügen müssen, da wollte er nicht schon beim Essen damit anfangen. Er reichte seiner Begleiterin eine Limo, einen Pappteller und baute die Vorratsdosen mit den Köstlichkeiten vor ihr auf, damit sie sich bedienen konnte. Allison kostete und erwiderte strahlend: „Dann sag deinem Freund vielen Dank für seine Mühe und dass er gern öfter für uns beide kochen darf, denn das hier ist echt lecker!“ „Ich werd´s ihm ausrichten!“ versicherte Scott grinsend und probierte einen der Hähnchenspieße. Die Sonne schien warm auf die beiden hinab, während sie auf den Pazifik blickten, sich an dem Picknick labte und dabei das bunte Treiben um sich herum vollständig ausblendeten. Scott lauschte auf Allisons Erzählungen über ihre Familie; darüber wie schwierig ihr Verhältnis zu ihrer Mutter sei, wie sehr sie ihren Dad bewundere und wie abgrundtief sie ihren Großvater zu Lebzeiten verabscheut hatte. Scott selbst hielt sich lieber bedeckt, denn was konnte er auch schon erzählen? Dass seine Mutter schon seit einer Ewigkeit tot war und sein Vater sich einen Dreck um ihn scherte, weshalb er seit seinem sechsten Lebensjahr zwischen verschiedenen Pflegefamilien und Heimen herumgereicht worden war, wo er Prügel und Missbrauch erlebt hatte und dass er mit dreizehn beschlossen hatte, wenn er schon den Arsch hinhalten müsse, dass er sich dann wenigstens dafür bezahlen lassen könne? Das waren wohl eher nicht die Themen, über die man unverbindlich und nett beim ersten Date plaudern konnte, also hielt er die Klappe. „Rede ich eigentlich zu viel?“ fragte Allison irgendwann verunsichert. Scott lächelte: „Ich höre dir gern zu!“ versicherte er schnell, rückte ein wenig näher an seine Begleiterin heran, nahm all seinen Mut zusammen und legte zaghaft einen Arm um sie. Allison grinste und legte zufrieden ihren Kopf an seiner Schulter ab: „Es ist echt schön hier.“ fand sie. Scott spürte in diesem Moment ein völlig neues und unbekanntes Kribbeln im ganzen Leib. Seine Haut schien zu glühen, überall dort, wo Allisons Körper den seinen berührte. Davon redeten also immer alle, wenn sie von Verliebtheit sprachen! Irgendwann hatte Scott das Gefühl, es einfach nicht mehr aushalten zu können. Es war ganz einfach zu aufregend und intensiv: „Hast du Lust, Karussell zu fahren?“ fragte er deshalb. „Gern!“ versicherte Allison und sprang von der Bank auf. Stiles hatte darauf bestanden, dass Scott hundert Dollar mitnähme, damit er Allison überall einladen könnte, denn er war der Meinung, dass man das eben so mache, auch wenn Frauen heutzutage in allen anderen Fragen gleichberechtigt seien. Natürlich hatte sein bester Freund seine Weisheiten über Frauen bloß aus Filmen, aber Scott wollte lieber auf Nummer sicher gehen und nichts falsch machen und so lief er los, um zwei Tickets zu lösen. Wenig später hockten er und Allison nebeneinander auf zwei dieser bemalten Holzpferdchen, die sich im Kreis und gleichzeitig auf und ab bewegten, als die Fahrt los ging, während im Hintergrund eine altmodische Drehorgelmusik spielte und sie drehten mehrere Runden, bis Allison irgendwann lachend zugab, dass ihr langsam schlecht wurde. Danach liefen sie den Pier auf und ab, schauten sich die bunten Buden, die Menschen und die Schausteller an, drehten noch eine Runde auf dem Riesenrad, stellten sich für die Achterbahn an und als ihnen der Trubel am Pier irgendwann zu viel wurde, gingen sie hinunter zum Strand und stapften Hand in Hand durch den warmen, sonnenbeschienenen Sand. Sie waren bereits ein ganzes Stück gelaufen und um sie herum waren nur noch wenige Menschen, als Allison irgendwann stirnrunzelnd fragte: „Hörst du das auch? Es klingt wie ein Jaulen, oder nicht?“ Scott lauschte angestrengt und zunächst hörte er nichts, abgesehen vom Rauschen der Wellen und den Motorbooten in der Ferne, doch dann vernahm auch er das leise Fiepen nicht weit von ihnen: „Es kommt von da vorn aus dem Gebüsch!“ stellte er fest und beide liefen hinüber, um nachzusehen. Verborgen hinter ein paar Zweigen hockte ein junger Hund, der nun, da er entdeckt worden war, leise zu Knurren begonnen hatte. Das arme Kerlchen war in erbarmungswürdigem Zustand. Das hellbraune, gelockte Fell war verklebt von getrocknetem Blut, welches aus teilweise bereits eitrigen Wunden ausgetreten war und der kleine Körper war vollkommen abgemagert. „Um Himmels Willen! Das sieht ja richtig böse aus! Was machen wir denn mit dem armen Kleinen?“ rief Allison entsetzt aus: „Wir können ihn jedenfalls nicht einfach hier lassen, denn allein überlebt er mit Sicherheit nicht. Aber er sieht aus, als hätte er einiges hinter sich, so als sei er schwer misshandelt worden. Er wird uns sicher nicht einfach so erlauben, ihn mitzunehmen. Wir müssen erst sein Vertrauen gewinnen.“ stellte Scott fest, holte eine Flasche Mineralwasser aus seinem Rucksack, gab etwas davon in eine leere Vorratsdose und stellte diese behutsam vor den Hund hin. Das Tier musterte die beiden Menschen misstrauisch, traute sich dann aber doch an das Wasser heran und begann gierig zu trinken. Scott musste die Dose zweimal nachfüllen, ehe der Durst der armen Kreatur gelöscht war: „Bestimmt hast du auch Hunger, was Kleiner?“ fragte Scott sanft, kraulte zaghaft den pelzigen Kopf und bot dem Tier dann Reste der Hähnchenspieße an, über welche dieses sich sogleich hungrig hermachte. Nachdem sie nun ihre Freundschaft besiegelt hatten, zog Scott seine Jeansjacke aus und wagte es, den kleinen, zitternden Körper darin einzuwickeln und hochzunehmen: „Wir sollten ihn zu einem Tierarzt bringen!“ schlug Scott vor und Allison begann, mit ihrem Handy zu suchen: „Da ist einer eineinhalb Meilen von hier. Wir können meinen Wagen nehmen!“ erwiderte sie. Also trugen sie den Hund zum Auto und machten sich auf den Weg. Der Tierarzt war ein attraktiver, kahlköpfiger Afroamerikaner in den Vierzigern. Er musterte die beiden jungen Leute auf seiner Türschwelle mit einem eindringlichen und irgendwie mysteriösem Blick und sagte: „Eigentlich wollte ich gerade Feierabend machen, aber es sieht wohl so aus, als hätten wir es hier mit einem Notfall zu tun, was? Wo habt ihr Zwei den armen Burschen denn gefunden?“ Gemeinsam berichteten Allison und Scott, wie sie zu dem Vierbeiner gekommen waren, während sie dem Veterinär ins Innere der Praxis folgten. Scott setzte das Tier auf den metallenen Behandlungstisch und nahm ihm die Jeansjacke wieder ab, damit der Arzt ihn sich anschauen konnte, doch kaum, dass dieser sich dem Hund näherte, begann der auch schon zu Knurren, sein Fell aufzustellen und die Zähne zu blecken: „Hör mal, Kumpel! Das ist aber nicht lieb!“ sagte Scott ruhig und kraulte den kleinen Kopf besänftigend: „Der nette Doktor will dir doch nur helfen!“ Und tatsächlich erlaubte das Tier dem Arzt nun, beruhigt durch Scotts Streicheleinheiten, ihn zu untersuchen: „Du hast ein Händchen für Tiere!“ stellte der Veterinär anerkennend fest, doch Scott beeilte sich zu sagen: „Nein, nein, es liegt wohl nur daran, dass ich den Kleinen hier mit Futter bestochen habe!“ Der Tierarzt schüttelte den Kopf und erwiderte bestimmt: „Nein, ich denke, es ist mehr als das. Du suchst nicht zufällig einen Job, oder?“ Scotts Kopf schnellte hoch: „Doch, Sir, das tue ich!“ versicherte er schnell. „Du kannst mich Alan nennen.“ erwiderte der Tierarzt lächelnd: „Ich suche jemanden, der mir hier in der Praxis zur Hand geht… die Käfige sauber hält, ans Telefon geht, mir in den Sprechstunden bei den Tieren hilft und so weiter. Der Junge, der das bisher gemacht hat war leider sehr unzuverlässig und de Tiere haben ihm nicht vertraut, also musste ihm kündigen. Ich kann leider nicht viel zahlen, aber vielleicht hast du ja trotzdem Interesse?“ Scott nickte heftig und strahlte über das ganze Gesicht: „Das klingt toll!“ versicherte er. Oh, ja, Scott wollte den Job! Er wollte ihn sogar beinahe so sehr, wie er Allison wollte. Eine normale Arbeit für einen normalen Jungen und eigenes Geld, dass er nicht dadurch verdiente, dass er seinen Körper verkaufen musste. Scott wurde beinahe schwindelig vor Glück! „Fein!“ sagte Alan: „Dann komm´ doch einfach morgen gegen zehn Uhr vorbei, wir machen den Vertrag und danach kannst du auch schon anfangen. Einverstanden?“ Er hielt dem Jüngeren die Hand hin und Scott schlug begeistert ein: „Einverstanden!“ bestätigte er: „Ich freue mich!“ „Und euren Hund behalte ich über Nacht zur Beobachtung hier. Wir können ja morgen entscheiden, was mit ihm geschehen soll.“ erklärte Alan und legte dem Tier den letzten Verband an. „Wie viel Geld bekommen sie eigentlich von uns für die Behandlung?“ fragte Scott unbehaglich, weil er ahnte, dass die vierundsechzig Dollar, die er noch in der Tasche hatte dafür nicht ausreichen würden, doch der Tierarzt winkte ab: „Du kannst es bei mir abarbeiten. Mach´ dir darüber keine Gedanken!“ versicherte er und wollte dann wissen: „Wie soll euer kleiner Freund denn eigentlich heißen? Ich muss schließlich irgendeinen Namen an den Käfig schreiben.“ „Skippy.“ antwortete Allison spontan: „Ich finde, er sieht aus, wie ein Skippy.“ Scott lächelte: „Einverstanden! Du bist der Boss. Aber dir ist schon klar, dass er uns gehört, sobald wir ihm einen Namen geben, oder?“ Er schüttelte den Kopf: „Ts, ts! Du hast es ja wirklich ganz schön eilig, meine Liebe! Also ich hätte mit der Familienplanung ja wenigstens bis zu unserem ZWEITEN Date gewartet.“ Allison kicherte und boxte Scott in den Oberarm: „Ich weiß eben, was ich will, wenn ich es sehe!“ erklärte sie schlagfertig: „Und nun verabschiede dich von Skippy, denn unser Date ist nämlich noch nicht vorbei!“ Scott streichelte den Hund zum Abschied, trug ihm auf, lieb zu sein und sich gut zu benehmen, bis sie sich morgen wiedersehen würden und bedankte sich bei Alan überschwänglich für das Jobangebot. Wieder vor der Tür wollte er von Allison wissen: „Und was schlägst du nun für den zweiten Teil unseres Dates vor?“ Allison dachte einen Augenblick darüber nach und entschied dann: „Wir holen uns irgendwo einen Burger und dann setzen wir uns an den Strand und betrachten den Sonnenuntergang, ehe du mir wie ein Gentleman Gute Nacht sagen wirst!“ „Das klingt annehmbar!“ stimmte Scott zu: „Allerdings bin ich mir nicht sicher, wie ein Gentleman Gute Nacht sagt. Mit einem Handkuss vielleicht und einem nasalen `Gehabt euch Wohl Mylady´?“ Allison kicherte und bestätigte: „Ja, etwas in der Art!“ „Einverstanden! Ich werde mich vorbildlich benehmen!“ versprach Scott und fing schon mal damit an, indem er seiner Begleiterin galant den Arm reichte. Als sie nebeneinander im Sand saßen, ihre Burger und eine Portion Curly-Fries verspeisten und das farbenprächtige Spektakel am Himmel bewunderten erkundigte sich Allison unvermittelt: „Wie kommt es eigentlich, dass du einfach so spontan diesen Job bei dem Tierarzt annehmen konntest. Hast du denn keine anderen Verpflichtungen?“ Bei Scott schellten sämtliche Alarmglocken! Jetzt musste er sehr vorsichtig sein, was er sagte, wenn er nicht dem Mädchen, das ihm so sehr gefiel gestehen wollte, dass er sich noch bis vor einigen Wochen gegen Geld von fremden Kerlen hatte ficken lassen: „Ich war sowieso gerade auf Jobsuche. Es passte mir ganz gut!“ antwortete er also ausweichend. „Und was ist mit deinem alten Job?“ hakte Allison nach. Scott geriet ein wenig ins Schwitzen: „Der... der hat mir nicht mehr gefallen!“ druckste er herum: „Du sprichst wirklich nicht gern über dich selbst, wie?“ stellte Allison fest. Sie klang ein klein wenig verletzt. Scott blickte sie mit flehendem Welpenblick an: „Es ist nicht so einfach. Ichversuche gerade, ein neues Leben zu beginnen und spreche nicht gern über die Vergangenheit. Hast du noch ein bisschen Geduld mit mir? Ich verspreche, eines Tages erzähle ich dir alles von mir, aber ich brauche noch ein kleines bisschen Zeit!“ Allisons Blick war ein wenig misstrauisch: „Aber du hast nicht mit Drogen gehandelt, oder so etwas?“ wollte sie wissen. Scott schenkte ihr ein kleines Lächeln: „Nichts dergleichen. Ich bin auch kein Dieb, oder ein Mörder. Ich verspreche dir, dass ich in meiner Vergangenheit niemandem Schaden zugefügt habe. Reicht dir die Antwort für´s Erste?“ Allison nickte, erwiderte sein Lächeln und legte einen sanften Kuss auf Scotts Wange, was diesen sofort schüchtern erröten ließ, wie eine dumme, albere Jungfrau: „Du bist irgendwie wirklich verdammt süß!“ stellte sie fest. Scott senkte verlegen den Kopf und erwiderte schmunzelnd: „Das bist du auch!“ Nachdem die Sonne im Meer versunken war, begleitete Scott Allison zum Auto und er hatte wirklich die besten Absichten und wollte sich wie ein Gentleman verhalten, doch scheinbar hatte Allison diesbezüglich indes ihre Meinung geändert, denn sie schlang ihre Arme um den überrumpelten Scott, drängte ihn gegen den Wagen und küsste ihn tief, leidenschaftlich, so dass Scott die Knie weich wurden. Ebenso plötzlich, wie der Kuss begonnen hatte, wurde er von Allison allerdings auch wieder beendet. Sie löste sich von Scott, schenkte ihm ein schelmisches Lächeln und fragte: „Wann sehen wir uns wieder?“ Scott atmete erleichtert aus. Sie mochte ihn! Sie wollte sich noch einmal mit ihm treffen! „Ich könnte dich morgen nach der Arbeit anrufen?“ schlug er, immer noch ein wenig überwältigt von dem Kuss vor. „Ich freue mich darauf!“ erwiderte Allison, sprang in ihren Wagen und brauste davon. Stiles war den ganzen Tag total nervös gewesen. Er hoffte und betete, dass Scotts Rendezvous gut verlaufen sein mochte. Immerhin war er die Person, welche ihm auf der Welt am meisten bedeutete. Scott war mehr als ein Bruder und alles was Stiles für ihn wollte, war ein kleines bisschen Glück! Als Derek Stiles am Abend anrief und Scott immer noch nicht wieder zuhause war, war dies eine willkommene Ablenkung. „Wollen wir vielleicht heute Abend zusammen essen gehen?“ erkundigte sich sein Arbeitgeber slash Beischläfer: „Mein Koch hat heute frei und ich habe Lust auf Fusionsküche.“ „Fusionsküche? Klingt nach Chemiebaukasten. Was ist das denn überhaupt?“ fragte Stiles in den Hörer. Derek lachte: „Keine Angst! Das ist lecker! Damit ist einfach nur die Fusion verschiedener Landesküchen gemeint. Was ist nun? Kommst du mit?“ „Muss ich mich dafür herausputzen? Darauf habe ich nämlich heute echt keine Lust!“ gab Stiles zu: „Keine Sorge! Es ist kein elitärer Edelschuppen, eher so ein moderner Hipster-Laden. Wenn du mit einem blödem Motto-T-Shirt, Nerd-Brille und bunten Turnschuhen da aufschlägst, dann liegst du voll im Trend! Du kannst aber auch einfach in Jeans und Flanellhemd kommen und wirst trotzdem bedient.“ versicherte Derek: „Also gut. Bin dabei! Ich hoffe nur, es ist wirklich gut, denn ich habe einen Bärenhunger weil ich set dem Frühstück keinen Bissen mehr heruntergebracht habe!“ erwiderte Stiles, ließ sich die Adresse geben und machte sich mit Roscoe II, seinem wunderbaren neuen Auto auf den Weg. Derek saß bereits am Tisch und war in Bundfaltenhose und azurblauem Oberhemd für seine Verhältnisse beinahe leger gekleidet, da Stiles ihn sonst eigentlich nur im Anzug kannte. Dennoch stach der reiche Junge in dieser trendig-modernen Umgebung heraus, wie ein bunter Hund. Als er Stiles erblickte strahlte er, erhob sich, begrüßte ihn mit einem Kuss auf die Wange und rückte ihm sogar den Stuhl zurecht. Beinahe so, als seien sie ein ganz normales Paar. Und Stiles war hierbei scheinbar das Mädchen, stellte er belustigt fest, denn irgendwie fand er es süß, dass Derek so ein altmodischer, verschrobener Kauz war. Fusionsküche stellte sich als DIE Entdeckung des Tages heraus! Sie bestellten eine bunte Auswahl aus der Speisekarte und Stiles überfraß sich dabei hoffnungslos, weil das Essen einfach so unverschämt gut war. Nach dem Dessert fing Stiles allerdings damit an, unruhig auf seinem Stuhl herumzurutschen: „Was ist los?“ fragte Derek irgendwann genervt: „Hast du einen Bienenschwarm in der Hose, oder warum zappelst du hier herum?“ „Ich würde so gern einmal Scott anrufen, um zu hören, wie sein Date mit Allison gelaufen ist!“ antwortete Stiles kleinlaut: „Kann ich dein Handy benutzen?“ Kopfschüttelnd reichte Derek ihm das Telefon: „Ich verstehe wirklich nicht, wieso ihr beide euch immer noch ein Handy teilt! Ich werde dir morgen ein eigenes besorgen. Du und Scott, ihr seid doch keine siamesischen Zwillinge!“ Scott ging beim ersten Klingeln an den Apparat und am Klang seiner Stimme, als er nur `Hallo´ sagte konnte Stiles bereits hören, dass die Verabredung seines Freundes ganz offensichtlich ein Volltreffer gewesen sein musste. Da begann Scott auch bereits in bunten Farben zu schildern, was er mit Allison erlebt hatte. Er schloss schließlich mit den Worten: „Es war sooo schön! Ich glaube, ich bin verliebt!“ Stiles strahlte über das ganze Gesicht und er versicherte: „Ich freue mich für dich, Bro!“ „Also geht es deinem Freund gut und wir können nun zu mir fahren?“ erkundigte sich Derek, wirklich aufrichtig um Geduld bemüht. Stiles nickte, doch die Art und Weise, wie er auf seinen armen, hübschen Lippen herum kaute, strafte ihn Lügen: „Was ist denn jetzt noch?“ fragte Derek gereizt. Stiles senkte verlegen den Kopf: „Ich habe irgendwie Angst, dass mein Kaninchen krank sein könnte. Seitgestern reißt es sich bereits ständig büschelweise sein Bauchfell heraus!“ Da musste Derek lachen: „Harvey ist nicht krank! Das ist ganz normal. Es liegt an ihrer Schwangerschaft. Sie wird jetzt jeden Moment ihre Jungen zur Welt bringen und nutzt das Fell, um ihr Nest auszukleiden.“ Stiles blickte ihn mit großen Kinderaugen an: „Sie bekommt JETZT ihre Babys? Aber was, wenn sie mich braucht? Was, wenn etwas schief läuft? Was, wenn sie stirbt?“ fragte er bestürzt. Derek seufzte: „Weißt du, was wir jetzt machen, Kleiner? Wir fahren ganz einfach zu DIR nachhause und schlafen heute wieder dort! Dann kannst du nach deinem Häschen sehen und dir von Scott alles über seine Verabredung erzählen lassen. Vorher gibst du doch eh´ keine Ruhe!“ Stiles grinste entschuldigend und Derek tat furchtbar griesgrämig, doch insgeheim fand er es eigentlich bezaubernd. Sie machten einen Umweg über Dereks Zuhause, damit dieser ein paar Kleider zum Wechseln einpacken konnten und fuhren dann hinüber zu Stiles Apartment. Sie nahmen dabei Stiles Jeep, was ein großes Zugeständnis von Derek war, weil er sich ungern in der klapprigen Karre sehen ließ und er tat dies auch bloß deswegen, weil er selbst ein Taxi ins Restaurant genommen hatte. Bei ihrer Ankunft bekam der erstaunte Scott erst einmal einen flüchtigen Kuss auf die Nase und wurde dann links liegen gelassen, denn Stiles erster Weg führte ihn in sein Zimmer zu Harveys Stall. Von dem Tier selbst war nicht einmal das Schwänzchen zu sehen, denn es hatte sich ganz und gar in einem luftigen Kokon aus Heu verborgen. Stiles wusste, dass er keine Ruhe finden würde, ehe er nicht sicher sein konnte, dass es der kleinen Häsin gut ging und so öffnete er den Stall und schob das Heu ein wenig beiseite. Darunter hockte Harvey und sie fauchte und knurrte böse. Und unter ihr entdeckte Stiles vier winzige, nackte Kaninchenbabys, deren Augen noch immer geschlossen waren. Stiles machte ein paar hohe, spitze Laute des Entzückens, ehe er die kleine Familie schließlich wieder zudeckte und in die Küche lief, um ein paar besondere Leckerbisschen für die frischgebackene Mutter aus dem Gemüsefach zu holen: „Das ist für dich, mein Schatz!“ flüsterte er sanft, legte das Grünzeug in den Käfig und versprach dann: „Aber jetzt lasse ich dich in Ruhe, Mami!“ Derek hatte die Szene belustigt verfolgt und verschwand dann kurz im Bad. In dieser Zeit ließ sich Stiles von seinem besten Freund einen ausführlichen Bericht des heutigen Tages geben. Als Stiles nun von dem Job erfuhr, den Scott quasi nebenbei ergattert hatte fing er an, zu jubeln und wie ein Irrer auf und ab zu hüpfen. Und Scott, dem da erst so richtig bewusst wurde, wie großartig das Ganze war, schloss sich ihm ganz einfach an: „Ihr Zwei seid SO PEINLICH!“ erklärte Derek kopfschüttelnd, mit der Zahnbürste im Mundwinkel, doch das kratzte die beiden Jungs nicht im Geringsten und am Ende brachen sie kichernd auf dem Fußboden zusammen. Später als sie nebeneinander im Bett lagen, wollte Derek von Stiles wissen: „Hast du morgen Abend eigentlich schon etwas vor?“ Stiles hob den Kopf und erkundigte sich neugierig: „Was ist denn morgen Abend?“ Derek wirkte plötzlich irgendwie seltsam verlegen: „Och nichts. Nur so eine dumme Bürosache.“ murmelte er unbehaglich: „Es wird einen kleinen Umtrunk geben, und so. Ich habe eigentlich gar keine Lust dazu, aber meine Anwesenheit wird anscheinend erwartet. Und da alle dich für meinen Partner halten, werden sie wohl auch wollen, dass du ebenfalls kommst.“ Er schob schnell hinterher: „Aber wenn du keine Lust hast, dann musst du natürlich nicht!“ Stiles grinste auf ihn hinab: „Was soll der Blödsinn, Derek? Natürlich werde ich kommen; frisch rasiert und herausgeputzt, damit ich dich nicht blamiere! Das ist doch mein Job, für den du mich fürstlich bezahlst! Außerdem mag ich es, deinen Lover zu spielen! Es gibt mir die Möglichkeit, dich ganz legal ein bisschen zu befummeln!“ Er gab Derek einen kleinen Kuss auf die Lippen und streichelte mit der Hand über seinen Oberkörper. Dieser erwiderte das Lächeln und kommentierte: „Na, ganz offensichtlich lässt du dich davon auch jetzt nicht abhalten!“ Stiles kicherte müde, schmiegte sich in die Umarmung des Älteren und erklärte: „Gewöhn´ dich besser gleich dran!“ Derek dachte, dass Stiles längst eingeschlafen sei, als dieser schläfrig gegen seine Brust nuschelte: „Weißt du was? Alles ist gerade total schön!“ Derek lächelte liebevoll auf ihn hinab und küsste ihn auf den Scheitel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)