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Schlaflos

von

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Profis

„Bist du es, Stiles?“ Dereks Stimme am anderen Ende der Leitung klang angespannt.
 

„Hey! Ja ich bin es!“ versicherte Stiles.
 

Dann herrschte erst einmal wieder Sprachlosigkeit zwischen ihnen.
 

Schließlich rang sich Derek dazu durch zu sagen, weswegen er angerufen hatte:

„Hast du Zeit, Stiles? Kann ich dich abholen, damit wir sprechen können?“
 

„Ja, sicher.“ antwortete der Jüngere ein wenig nervös, denn Dereks Tonfall verriet nicht, in welche Richtung dieses Gespräch gehen würde. Er würde es wohl einfach abwarten müssen.
 

Sie machten aus, dass Derek in einer halben Stunde bei ihm sein würde und legten dann einfach auf.
 

„Na großartig!“ ätzte Scott: „Dein blöder Milliardär pfeift und du kommst angelaufen, wie ein braves Hündchen. Also, ich hätte ihn wenigstens einen Tag zappeln lassen!“
 

„Sei nicht so!“ forderte Stiles gequält:
 

„Doch! Einer muss schließlich auf dich aufpassen!“ behauptete Scott und begann damit, seinen besten Freund niederzuringen. Als ihm dies gelungen war, hielt er dessen Handgelenke fest, legte sich auf ihn und erklärte: „Vielleicht lasse ich dich ja gar nicht gehen. Dann kann Hollywood sich vor unserer Tür die Beine in den Bauch stehen!“
 

„Du musst nicht eifersüchtig sein!“ versicherte Stiles aufrichtig und küsste Scott sanft:
 

„Wer ist hier eifersüchtig?“ entrüstete sich der Angesprochene, wurde ein wenig blass um die Nase und war mit einem Satz wieder von Stiles heruntergestiegen.
 

Dieser jedoch rückte von hinten an den Freund heran, so dass Scott zwischen seinen Beinen saß, legte die Arme um ihn und begann, dessen Nacken zu küssen:

„Ich liebe dich Scotty, weißt du? Du bist mein Bruder!“ erklärte Stiles feierlich:
 

„Ich bin aber nicht eifersüchtig!“ versicherte Scott noch einmal trotzig: „Kein Stück!“
 

„Sicher doch!“ erwiderte Stiles, drückte seinen Freund noch einmal fest an sich, ehe er sich erhob, um sich etwas zum Anziehen aus dem Schrank zu holen.
 

In Jeans und T-Shirt allein würde er sich nach allem was war zu nackt vor Derek fühlen, spürte er. Am Liebsten hätte er einen dicken Pulli übergezogen, der ihn schützen würde wie eine mittelalterliche Rüstung, doch dafür war es heute beim besten Willen zu warm und so entschied Stiles sich für einen Kompromiss; ein kariertes Flanellhemd, welches er offen über dem T-Shirt trug. Damit fühlte er sich einigermaßen gewappnet für was immer jetzt kommen mochte.
 

Als es an der Tür klingelte, machte Stiles Herz einen kleinen Hüpfer. Er rannte los, um zu öffnen und ließ einen Augen rollenden Scott hinter sich.
 

Derek wollte nicht hinaufkommen, also kam Stiles zu ihm hinunter und schlüpfte neben ihn ins Auto.
 

„Hi!“ sagte er schüchtern
 

„Hi!“ antwortete Derek beklommen: „Gehst du mit mir einen Kaffee trinken, damit wir reden können.“
 

Stiles stimmte zu und wie sich zeigen sollte, meinte Derek mit `wir reden´ dass er selbst sprach, während Stiles lediglich die Rolle des Zuhörers zukam.
 

Jeder von ihnen hatte eine dampfende Schale Milchkaffee vor sich stehen und Stiles blickte an Derek vorbei aus dem großen Kaffeehausfensters auf die Straße, während er entsetzt auf das lauschte, was dieser ihm zu sagen hatte:
 

„Versteh´ mich nicht falsch, Stiles; die letzte Nacht war toll, wirklich, aber vielleicht sollten wir das Ganze zwischen uns lieber professionell halten, denkst du nicht?“ leitete Derek seine kleine Rede ein: „Ich habe mir das alles schon ganz genau überlegt: Ich werde dir ein Festgehalt zahlen, damit du etwas hast, mit dem du regelmäßig rechnen und deine Zukunft planen kannst. Du wärst dann mein Angestellter, so wie mein Gärtner, mein Butler und all´ die Anderen! Du bekommst einen Vertrag, hast eine Kündigungsfrist und alles. Und keine Angst; deswegen musst du mir natürlich nicht ständig zur Verfügung stehen, oder so. Wir werden vereinbaren, wie viele Nächte im Monat du frei hast und so weiter. Du wirst sehen, ich bin ein fairer Arbeitgeber. Du wärst dann sogar krankenversichert. Wie klingt das?“

Es war deutlich zu hören, wie begeistert Derek von seiner eigenen Idee war.
 

Stiles brauchte ein wenig, um darauf zu antworten, denn ihm war das Blut in den Adern gefroren und er hatte dieses weiße Rauschen in seinem Kopf. Mühsam wandte er seinen Blick wieder Derek zu:

„Wie das klingt?“ fragte er tonlos: „Es klingt, als hättest du das alles sehr gut durchdacht!“
 

Derek war ein wenig irritiert wegen Stiles verhaltener Reaktion. Er hatte ihm hier doch soeben ein sehr faires Angebot gemacht, oder etwa nicht?

„Die Konditionen sind alle noch verhandelbar!“ versicherte er daher schnell: „Wenn dir irgendetwas nicht passt, dann ändern wir den Vertrag, bis du damit einverstanden bist. Ehrlich, das ist gar kein Problem!“
 

Stiles schüttelte langsam den Kopf:

„Nicht nötig, Boss! Du hast dir bestimmt ganz tolle Vertragsbedingungen überlegt. Wo muss ich unterschreiben.“
 

Derek war klar, dass hier etwas nicht stimmte, doch ihm war rätselhaft, was das sein mochte. Schließlich schlug er vor:

„Also gut! Dann lass uns kurz in mein Büro fahren, und den Vertrag aufsetzen.“
 

Stiles folgte ihm ohne großen Protest und während Derek an seinem Computer das Schriftstück entwarf, flegelte der Junge sich mit vor der Brust verschränkten Armen in ein weiches, großes, teures Ledersofa, welches eine Ecke von Dereks Büro einnahm.
 

Nachdem Derek eine Dreiviertelstunde lang schweigend an dem Vertragswerk herum gefeilt hatte, schien er endlich zufrieden damit und druckte ein Exemplar, um es Stiles zur Ansicht hinüberzureichen.

Dieser erhob sich, nahm die drei Blätter an sich und schickte sich an, diese sogleich zu unterschreiben.
 

„Moment!“ rief Derek aus und hielt die Hand des Jungen mit dem Kugelschreiber in den Fingern fest: „Du musst es doch erst lesen und mir sagen, was wir vielleicht noch ändern müssen!“
 

„Nö, kein Interesse!“ entgegnete Stiles trotzig und machte einen weiteren Versuch, blind zu unterschreiben, woraufhin Derek ihm die Seiten entzog:
 

„So geht das aber nicht!“ erklärte er fest: „Wenn du es nicht lesen willst, dann werde ich es dir eben vorlesen!“

Und so begann Derek damit, Stiles seinen `Arbeitsvertrag´ zu erläutern: Krankenversicherung, freies Wohnrecht für ihn und Scott in dem Apartment, welches sie nun bewohnten, Arbeitszeiten, Kündigungsfristen, Vergütung, Aufgaben, Vertragsende, ein Dienstwagen, der auch für private Zwecke nutzbar wäre und so weiter.
 

„Du willst mir also ein Auto geben?“ fragte Stiles mürrisch: „Wieso?“
 

„Na ja, damit du mich besuchen kannst. Und außerdem braucht ein junger Mann doch einen fahrbaren Untersatz, oder nicht?“ erwiderte Derek, der immer noch nicht verstand, warum Stiles eigentlich so übellaunig wirkte. Vielleicht war er ja mit den Vertragsklauseln nicht einverstanden? Oder er hatte sie noch nicht so richtig verstanden? Und so hakte Derek noch einmal nach.

„Und mit den Arbeitszeiten bist du einverstanden? Du würdest dann von Sonntag- bis Donnerstagnacht mit mir in einem Bett schlafen, damit ich fit für meine Arbeitstage bin. Das kann entweder bei dir sein, oder bei mir zuhause. Natürlich kannst du auch mal Urlaub nehmen, oder einzelne Nächte freinehmen, wenn du etwas anderes vorhast. Und Freitag- und Samstagnacht hättest du dann regulär frei. Ist das akzeptabel, Stiles?“
 

Der Junge zuckte mit den Achseln und erwiderte einsilbig:

„Ist in Ordnung!“
 

„Und das Geld? Ich hatte an dreißigtausend monatlich gedacht. Ist das auch okay für dich? Das ist nicht beleidigend, oder?“ erkundigt Derek sich unsicher.

Stiles lachte verächtlich und der Ältere sagte schnell:

„Sag´ mir eine Zahl! Ich bin auch bereit, dir mehr zu zahlen.“
 

„Dann will ich eine Fantastilliarde!“ knurrte Stiles sarkastisch: „Mensch Derek! Dir fehlt echt jedes Verhältnis zum Geld, oder? Dreißigtausend? Soviel hat mein Dad als Kleinstadtsheriff nicht mal in einem Jahr verdient! Was soll ich denn bitte mit so viel Geld anfangen?“
 

„Das ist gar nicht so viel, wenn an sich erst einmal an einen gewissen Lebensstadard gewöhnt hat. Und du fütterst doch auch noch Scott mit durch! Und was ist mit diesen beiden Freundinnen von euch? Du kannst sie dann öfter mal einladen, oder ihnen schöne Geschenke machen, oder so.“ erwiderte Derek kleinlaut: „Außerdem will ich doch, dass du weißt, wie viel mir das bedeutet, was du für mich tust. Aus meiner Sicht ist das nämlich unbezahlbar!“
 

Er sah so hinreißend aufrichtig und lieb aus, dass Stiles beinahe eingeknickt wäre, doch dann sprach Derek weiter und dieser Impuls ging vorüber:

„Im nächsten Abschnitt, sind deine Aufgaben festgehalten, Stiles. Du sollst, wie schon gesagt, die Nächte mit mir verbringen. Überdies gehört es zu deinen Aufgaben, meinen Liebhaber bei gesellschaftlichen Anlässen zu spielen. Bist du damit einverstanden?“
 

Stiles blickte ihn verächtlich an:

„Und wie sieht es mit sexuellen Dienstleistungen aus? Wie ist das geregelt? Ficken einmal wöchentlich und alle zwei Tage ein Blow-Job? Oder machen wir das abhängig vom Bedarf?“ fragte er eisig.
 

Derek errötete:

„Aber Stiles! Ich habe dir doch gesagt, ich bezahle nicht für Sex! Und letzte Nacht... das war schön, aber wir waren beide betrunken und ich denke, das sollte sich besser nicht wiederholen!“
 

„Ach so ist das.“ Stiles Stimme ließ die Zimmertemperatur um ein paar Grad fallen: „Ich bin also bloß dein beischlafloser Beischläfer, richtig?“
 

„Du bist sauer.“ stellte Derek ungemein einsichtig fest:
 

„Sauer? Ich?“ schnappte Stiles giftig: „Aber nicht doch! Ich bin doch bloß PROFESSIONELL und kläre mit dir die Einzelheiten deines tollen Arbeitsvertrags!“
 

„Heißt dass etwa, du willst den Job nicht!“ fragte Derek ängstlich und verwirrt: „Ich verstehe dich gerade wirklich nicht.“
 

Ob Stiles diesen Job wollte? Nein, er wollte ihn überhaupt nicht!
 

Aber zu Derek zu sagen `Schmier´ dir dein Geld in die Haare, krieg´ deine Schlafprobleme selbst in den Griff und ein schönes Leben noch!´war eben auch keine Option, denn Scotty hatte ja so Recht, verdammte Axt; Stiles war verliebt und zwar so richtig!

Und wenn dieses schräge Arbeitsverhältnis nun einmal der einzige Weg war bei Derek zu sein, dann würde er es eben tun, auch wenn es ihm sein kleines Herzchen in klitzelkleine Krümel zerbröseln würde!
 

„Dass du es nicht verstehst, ist mehr als deutlich geworden!“ sagte Stiles bitter, riss Derek den Vertrag aus der Hand, schnappte sich einen Kugelschreiber und setzte seinen Namen an die entsprechende Stelle:
 

„Jetzt du!“ forderte der Jüngere und schob Derek den Kontrakt hinüber. Dieser sah aus, als verstünde er die Welt nicht mehr und Stiles war hin und hergerissen zwischen Rührung und dem Impuls, seinem neuen Arbeitgeber einen Baseballschläger über die Rübe zu ziehen!
 

„Und du bist dir wirklich ganz sicher?“ fragte Derek zaghaft.
 

Stiles rollte entnervt mit den Augen:

„Ich habe dir doch gerade mit meiner Unterschrift meine Seele verschrieben, oder nicht? Was brauchst du denn noch? Eine Parade mit Blaskapelle? Jetzt unterschreib´ schon!“
 

Derek blickte ihn noch einen Moment unschlüssig an, ehe er der den Stift ergriff und der Forderung tatsächlich nachkam.
 

Stiles streckte seine Rechte aus und sie besiegelten den Pakt mit einem Handschlag.
 

„Hast du jetzt ein bisschen Zeit? Ich würde mit dir nun gern noch zwei Dinge mit dir erledigen.“ erkundigte sich Derek:
 

„Sicher, ich bin ja jetzt dein!“ gab Stiles achselzuckend zurück.
 

Derek zuckte bei dieser Formulierung ein wenig zusammen, weil diese ihn sich fühlen ließ, als sei er ein Sklavenhalter, doch er sagte nichts dazu. Sie verließen das Bürogebäude wieder und gingen zusammen zu Dereks Wagen.
 

Ihr erster Weg führte sie zu einer Bank, wo für Stiles ein Konto eröffnet wurde, auf welches sein Gehalt überwiesen werden konnte.
 

Danach suchten sie ein Autohaus auf, um für Stiles den vertraglich festgelegten Dienstwagen zu erwerben.

Der Verkäufer führte ihnen Dutzende großartiger, neuer Sportwagen vor, was bei Derek vermutlich in den nächsten Minuten einen spontanen Orgasmus auslösen würde, so lüstern, wie er die Autos anstarrte. Stiles hingegen schliefen bei dem Anblick eher vor Langeweile die Füße ein.
 

Der Autohändler fing langsam an, verzweifelt auszusehen und fuhr damit fort, den beiden Männern das Sortiment anzupreisen und nach einer Weile entdeckte Stiles schließlich doch noch etwas, das sein Herz höher schlagen ließ.

Auf der anderen Seite eines Zauns, wo nur Gebrauchtwagen herumstanden!
 

Derek kniff fassungslos die Augen zusammen:

„Du meinst doch nicht etwa den mintfarbenen Jeep, oder?“
 

„Doch, genau den!“ bekräftigte Stiles mit einem heftigen Nicken:
 

„Nein den wollen sie nicht!“ behauptete der Verkäufer: „Die Karre ist fast zwanzig Jahre alt! Die hat nur noch Schrottwert. Damit haben sie nur Scherereien. Sie wollen den hier“

Er deutete auf einen fetten SUV in Gold.
 

Mit dieser Übergriffigkeit des Verkäufers war Stiles Entscheidung dann endgültig gefallen:

„Ich nehme den Jeep, oder keinen!“ sagte er fest.
 

Derek seufzte und fragte den Autohändler:

„Wie viel wollen sie für den?“
 

Man konnte sehen, dass es dem Verkäufer das Herz brach, weil ihm hier gerade ein Riesengeschäft entging:

„Fünfhundert!“ erwiderte und schien den Tränen nah.
 

Stiles hatte kein Mitgefühl mit ihm. Er hätte ihm besser nicht sagen sollen, was er wollte und was gut für ihn wäre, denn davon hatte er für heute schon dank Derek mehr als genug gehabt!
 

Sie marschierten also zu dem betagten Jeep hinüber, Stiles streichelte über die Motorhaube und sagte zärtlich:

„Na, altes Mädchen? Ich denke, wir werden gute Freunde, was meinst du?“
 

„Ich denke, sie wird dich umbringen!“ murrte Derek: „Ist es überhaupt sicher, eine Probefahrt in dem Ding zu machen?“
 

„Stell´ dich nicht so an, reicher Junge! Ich hatte genau dasselbe Modell in einem anderen Leben schon einmal. Und ich habe diesen Wagen geliebt! Ich werde mir nur irgendwo ein paar Rolle Klebeband besorgen müssen.“ erklärte Stiles begeistert und stieg ein.
 

Dereks Miene spiegelte zu gleichen Teilen Entsetzen und Ratlosigkeit, als er auf den Beifahrersitz erklomm:

„Klebeband?“ fragte er.
 

Statt einer Antwort grinste Stiles lediglich, startete den Wagen und dessen Motor startete entgegen allen Erwartungen völlig problemlos. Der Motor schnurrte wie ein zufriedenes Kätzchen, als sie beide eine kleine Probefahrt um den Block machten:
 

„Das ist ist toll! Dieses Auto macht mich wirklich glücklich!“ erklärte Stiles begeistert, als sie wieder an ihrem Ausgangspunkt angekommen waren.
 

Und Derek, der heilfroh war, dass sie nun endlich wenigstens eine Sache gefunden hatten, die Stiles besäftigte, verkniff sich jede weitere Bemerkung darüber, dass diese Schrottkarre keine fünf Cent wert sei und zahlte anstandslos die geforderte Summe.
 

Anschließend fragte er Stiles schüchtern:

„Und... uhm... wirst du eigentlich heute bei mir schlafen!“
 

Dieser blickte ihn überrascht an:

„Es ist Montag und ich habe ich doch gerade vertraglich dazu verpflichtet, von Sonntag bis Donnerstag mit dir im selben Bett zu schlafen, oder nicht? Ich will doch an meinem ersten Arbeitstag bei meinem Chef nicht gleich einen schlechten Eindruck machen, indem ich nicht auftauche!“
 

„Und soll ich dann zu dir nachhause kommen, oder... ?“ fragte Derek verunsichert und irgendwie auch ein kleines bisschen gekränkt.

Sicher, er selbst hatte diesen Arbeitsvertrag gewollt, doch nun sprach Stiles von Arbeit und Pflicht und das passte Derek dann auch wieder nicht.
 

„Ich komme später zu dir!“ versprach Stiles: „Aber jetzt werde ich erst mal mit Scott zu Abend essen. Ich denke, er vermisst mich ein wenig, weil ich in letzter Zeit viel mit dir unterwegs gewesen bin. Das ist er nicht gewöhnt.“

Als er erkannte, dass Derek ein wenig schmollte, ließ Stiles sich zu einem kleinen Küsschen auf die Wange seines Arbeitgebers hinreißen:

„Um spätestens zehn Uhr bin ich bei dir! Ist das in Ordnung?“
 

Derek nickte, sie verabschiedeten sich und Stiles machte sich mit seinem neuen Auto auf den Heimweg. Unterwegs hielt er noch kurz an einem Supermarkt, denn er würde heute die Küche in ihrem Apartment offiziell einweihen, indem er für Scott groß kochte. Ihm war klar, wenn er sich nicht von seinem besten Freund weitere Schimpftiraden gegen Derek anhören wollte, dann würde er ihn wohl mit einer guten Mahlzeit bestechen müssen!
 

Scott war wieder mit der Spielekonsole beschäftigt und so in sein Spiel vertieft, dass er zusammenzuckte, als Stiles hereinkam. Dieser begrüßte seinen Freund in bester Ehefrauenmanier und einem Kuss auf den Mund mit den Worten:

„Hey Schatz! Wie war dein Tag? Gleich gibt es Essen! Willst du so lange ein Bier?“
 

Stiles wollte schon in der Küche verschwinden, doch Scott hielt ihn fest, zog ihn auf seinen Schoß und forderte:

„Hey, warte doch mal! Was wollte Hollywood von dir? Habt ihr etwa schon wieder gevögelt?“
 

„Nein, haben wir nicht. Und Derek hat auch ziemlich deutlich gemacht, dass das nicht mehr passieren wird.“ gab Stiles betont gleichgültig zurück.
 

Scott blickte ihn stirnrunzelnd an:

„Aha? Und wieso nicht?“ wollte er wissen.
 

Also berichtete Stiles in aller Kürze, alles über sein neues Angestelltenverhältnis und verschwand dann eilig mit den Lebensmitteln in der Küche.

Kaum hatte er die braunen Papiertüten ausgepackt, stand Scott auch schon wieder neben ihm und fragte ungläubig:

„Der Geldsack hat dich also einen Vertrag unterschreiben lassen?“
 

„Nenn´ ihn nicht so, Scotty! Hilf mir lieber Kochen!“ forderte Stiles: „Ich wollte uns gebackenes Hühnchen und Spinatsalat machen.“

Er begann den Teig anzurühren, in welchem die Hähnchenteile frittiert werden sollten.

Als er es nicht mehr aushielt, wie Scotts Blick ihn durchbohrte, fügte Stiles rasch hinzu:

„Es ist okay, Mann! Ehrlich! Besser als okay! Weißt du, wie viel er mir zahlt? Dreißigtausend im Monat. Das bedeutet, du und ich haben ausgesorgt! Selbst wenn er in einem Jahr seine Psyche wieder im Griff haben sollte und auch ohne mich schlafen kann, habe ich bis dahin so viel verdient, dass wir zwei noch ewig davon leben können! Das ist doch cool, oder nicht?“
 

„Und wie wird es dir dabei gehen?“ fragte Scott ernst:
 

„Mir wird es gut gehen!“ behauptete sein bester Freund: „Ich habe doch dich!“

Er schmiegte sich an Scott heran und forderte: „Mach dir keine Sorgen um mich! Wir beide werden ein wunderbares Leben haben! Das ist alles, woran ich gerade denken will!“
 

„Kommt nicht in Frage! Ich werde dir doch nicht andauernd auf der Tasche liegen, wie ein Parasit. Also wenn du das Ganze nur für mich getan hast, dann mach es wieder rückgängig!“ forderte Scott und verschränkte die Arme vor der Brust:
 

„Mach deswegen nicht so ein Theater, Scott!“ verlangte Stiles und schlang die Arme um ihn: „Dieses Geld von Derek ist doch praktisch geschenkt! Ich verdiene es, indem ich Zeit mit jemandem verbringe, den ich auch noch gern habe. Und ich verdiene es praktisch im Schlaf! Und damit du siehst, das ich es ernst meine, kommen in den nächsten Tagen zwei Bankkarten mit der Post; eine mit meinem und eine mit deinem Namen darauf, damit du mich nicht wie ein armer Bittsteller jedes Mal fragen musst, wenn du Geld brauchst. Du nimmst es dir einfach!“
 

„Kann nicht!“ erwiderte Scott unbehaglich: „Ausgeschlossen!“
 

„Mach mich nicht traurig! Ich will es so! Du hast mich damals gerettet, als ich am Ende war und nicht weiter wusste. Ich stehe in deiner Schuld. Und kannst du mir verraten, was ich allein mit dreißigtausend Dollar im Monat anstellen soll? Biittee, Bro! Lass´ mich nicht betteln!“ gab Stiles zurück und klimperte süß mit den Wimpern.
 

Scott konnte nicht anders, als ein wenig zu kichern:

„Also gut! Aber wenn du das irgendwann nicht mehr willst, dann wirst du es sagen, ja? Ich will nicht, dass das blöde Geld irgendwann zwischen uns steht. Immerhin bist du der allerwichtigste Mensch in meinem Leben!“
 

„Wir es nicht! Versprochen!“ versicherte Stiles: „Und nun lass´ mich kochen, denn ich habe Hunger und ich habe Derek versprochen, dass ich um zehn bei ihm sein werde.“
 

Als die Uhr zehn am Abend zeigte und von Stiles immer noch keine Spur war, wurde Derek nervös. Was wenn der Junge es sich anders überlegt hatte? Immerhin hatte Stiles sich ja wirklich eigenartig und nicht eben erfreut über sein heutiges Angebot gezeigt?

Vielmehr war er sogar regelrecht wütend gewesen, auch wenn Derek immer noch nicht verstand, wieso eigentlich?
 

Derek setzte sich in einen Sessel, wurde von Minute zu Minute nervöser und ungeduldiger, begann sich die Haare zu raufen und plötzlich war da diese Enge in seiner Brust, und dieses Rauschen in seinen Ohren.

War das etwa ein Herzinfarkt?
 

Als Stiles um zwanzig nach zehn begleitet von Greenburg in Dereks Salon erschien und erkannte, was vor sich ging, eilte er sofort herbei, kniete sich vor ihn hin, strich mit den Fingern durch das schwarze Haar und sagte sanft:

„Hey, reicher Junge! Tut mir leid, dass es länger gedauert hat. Der Wagen hatte ein paar Startprobleme. Aber nun bin ich ja da. Lass´ uns schlafen gehen, ja?“
 

„Irgendetwas stimmt nicht mit mir!“ keuchte Derek mit weit aufgerissenen Augen.
 

„Das ist gleich wieder vorbei, Derek! Du hast bloß eine Panikattacke!“ versicherte Stiles ruhig.

Er nahm Dereks Hände in seine eigenen, küsste sie und führte den Älteren in sein Schlafzimmer.

„Hast du wirklich gedacht, ich würde nicht kommen?“ wollte Stiles wissen und versprach: „Du musst keine Angst haben. Ich lasse dich nicht im Stich. Ich bin so lange für dich da, wie du mich brauchst!“
 

Derek fühlte sich töricht.

Eine Panikattacke wegen zwanzig Minuten Verspätung? Das war so unglaublich lächerlich und beschämend!

Er war ein echter Witz!
 

Doch er war wahnsinnig dankbar, wie Stiles Mit ihm umging.

Die ganze Aggression des Nachmittags war wie weggeblasen.

Stattdessen war der Jüngere lieb, sanft und fürsorglich, half Derek in seinen Pyjama, ließ ihn im Bett in seiner Armbeuge schlafen und streichelte ihm das Gesicht, das Haar, den Rücken und den Arme, bis sein Herz wieder ruhig und gleichmäßig schlug.
 

„Guter Junge!“ lobte ihn Stiles und klang wie eine Mutter: „Und nun schlaf´einfach, in Ordnung. Ich bin ja jetzt hier! Du bist sicher!“
 

Sicherlich war dies eine merkwürdige Situation und auch Stiles Worte muteten ein wenig eigenartig an.
 

Aber auf der anderen Seite war es genau das, was Derek hören musste und er schlief ganz einfach ein.



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