Schlaflos von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 7: Daddy Issues ----------------------- Stiles wollte schon aussteigen, doch Derek hielt ihn zurück und erklärte: „Ich hab´ noch etwas für dich; um dein Outfit zu vervollständigen und als Dankeschön, weil du dieses Bauerntheater mit mir durchziehst!“ Er reichte seinem Beifahrer eine hübsche kleine Schachtel. Stiles öffnete sie und ihm gingen beinahe die Augen über: „Eine Cartier?“ rief er aus: „Ich hoffe, du sagst mir, dass du sie bei deinem letzten Ibiza-Urlaub von einem Typen gekauft hast, der an der Strandpromenade auf einer Wolldecke gesessen hat?“ Derek nahm die Uhr aus der Schachtel und legte sie seinem Beifahrer an: „Sie ist nicht von einer Wolldecke, Stiles! Sie ist aus einem Laden. Aber so teuer war sie gar nicht! Ehrlich!“ „Nee, is´ klar!“ sagte Stiles Augen rollend: „Eine Luxusuhr vom Discounter, richtig? Verarsch´ mich doch nicht! Wieso machst du denn so was, Mann? Wieso gibst du so viel Kohle aus?“ „Weil ich sie gesehen und gedacht habe, sie würde gut an dir aussehen. Kannst du nicht einfach sagen: `Die ist ja hübsch! Danke, Derek!´ und dann vergessen wir die Sache? Wieso machst du so ein Theater?“ „Weil ich zum Arschloch werde, wenn ich verlegen bin!“ erwiderte Stiles mit einem kleinen, ertappten Lächeln: „Ach, so ist das.“ Derek musste ein klein wenig lachen. Und nun beugte Stiles sich zu ihm hinüber, küsste ihn auf die Wange und erklärte: „Sie ist WIRKLICH hübsch! Danke, Derek!“ Der Gönner lächelte und wollte wissen: „Bereit für eine kleine Schmierenkomödie?“ Stiles nickte, sie stiegen aus und er griff nach Dereks Hand, weil frisch Verliebte das nun einmal so machten. Überrascht stellte Stiles fest, dass er ein klein wenig nervös war, als sie an der Tür klingelten. Es war ihm irgendwie wichtig, seine Sache gut zu machen und ihre Gastgeber zu überzeugen. Derek zuliebe! Er war verwundert zu sehen, dass nicht irgendjemand vom Personal öffnete, sondern der Hausherr selbst an die Tür kam. Dereks väterlicher Freund war ein wirklich einschüchternder Kerl. Er war zwar auf keinen Fall größer, als Stiles selbst, aber dennoch wirkte er so. Er trug eine edle, dunkelgraue Stoffhose mit Bundfalten und eine dazu passenden Weste, über einem leichten, hautengen, magentafarbenen Seidenstrickpullover, unter welchem sich der gestählte Oberkörper des Mannes deutlich abzeichnete. Stiles schätzte ihn auf Mitte vierzig bis höchstens fünfzig. Er hatte ein markantes, attraktives Gesicht mit vielen Mimikfältchen und großen, dunklen, graublauen Augen. Der Hausherr beäugte den Gast, den Derek mitgebracht hatte eindringlich und drückte dessen Hand ein wenig zu fest und zu lange, so dass es beinahe ein wenig schmerzte. Unter seinem Blick hatte Stiles augenblicklich das Gefühl zu zerbröseln. Er war entlarvt, noch bevor er auch nur ein einziges Wort gesagt hatte; so viel war klar! Und nun fing dieser Deucalion auch noch an zu sprechen: „Sie sind also der junge Mann, der unserem guten Derek, den Kopf verdreht hat, richtig? Sie müssen uns unbedingt verraten, wie sie das Kunststück vollbracht haben?“ Stiles schwitzte in diesem Augenblick gerade sein Hemd durch, doch zum Glück war er ja wenigstens nicht auf den Mund gefallen und so behauptete er dreist: „Ich schätze, du konntest ganz einfach meinem jungenhaften Charme, gepaart mit meinem fantastischen Aussehen nicht widerstehen, ist das nicht richtig, mein Liebling?“ Und dann küsste er überrumpelten Derek. Und zwar so richtig, mit Zungeneinsatz und allem! Das sollte doch eigentlich ausreichen, um den furchterregenden Kerl zu überzeugen, richtig. Doch Deucalion glotzte ihm immer noch aus diesen riesigen Augen mitten in sein Herz. Glücklicherweise eilte nun ein Engel zu Stiles Rettung herbei, denn hinter Deucalion tauchte eine junge Frau auf, bei der es sich nur um Deucalions Verlobte Erica handeln konnte. Sie war einfach umwerfend mit ihrer wilden, blonden Lockenmähne, der selbstbewussten Körperhaltung einer Raubkatze und einem Lächeln, so strahlend, dass man eine Sonnenbrille brauchte. Ihre Augen waren wie die von Stiles; braun, doch im richtigen Licht mit einem goldenen Schimmer. Diese junge Frau versprühte so viel sexuelle Energie, dass man meinte, die Luft um sie herum würde flimmern: „Also wirklich! Was machst du denn da, du Riesenesel? Wieso lässt du unsere Gäste nicht hinein, sondern stehst im Türrahmen, wie Zerberus?“ schalt sie Deucalion und schob ihn kurzerhand energisch beiseite. An Stiles und Derek gerichtet sagte sie fröhlich: „Kommt doch rein, ihr Zwei! Wir freuen uns so, euch zu sehen!“ Kaum waren die beiden Männer der Einladung gefolgt, hatte Erica Stiles auch schon untergehakt und stellte nun anerkennend fest: „Du bist ja wirklich hinreißend, mein Lieber. Da hat unser Derek aber ein richtig gutes Auge bewiesen!“ Stiles errötete tatsächlich ein klein wenig und murmelte: „Das macht bloß der teure Anzug, in den er mich gesteckt hat, damit ich euch gefalle. Der Rest an mir ist absoluter Durchschnitt! Wirklich!“ „So süß!“ kicherte Erica kopfschüttelnd und schob Stiles in einen prächtigen Salon. Auch in Deucalions Haus roch es verdächtig nach viel Geld und dennoch war es ganz anders gestaltet, als Dereks kühler, minimalistisch eingerichteter Palast. Hier gab es viel zu sehen, ohne dass es überladen wirkte: Edle Antiquitäten, Plastiken aus Marmor, oder Bronze und Ölgemälde an den Wänden! Sie hatten auf zwei, mit hellblauer Seide bezogenen Sofas Platz genommen und Deucalion schenkte für sich und Derek gerade ein Glas Whiskey auf Eis ein. Dann erkundigte er sich: „Wollen sie auch, Stiles?“ Der Angesprochene schüttelte den Kopf, denn er hielt es für ratsam, zunächst noch nüchtern zu bleiben: „Wasser wenn sie haben!“ sagte er schüchtern. Offenbar war das die falsche Antwort, denn Deucalion zog streng die Augenbraue hoch, reichte Stiles aber klaglos ein kleines, teuer aussehendes Fläschchen Tafelwasser und ein Glas. Erica erhielt dasselbe. Offenbar kannte ihr Verlobter ihre Bestellung, ohne Fragen zu müssen. Nun hatte sich auch Deucalion sich gesetzt, nahm seinen Blick allerdings keine Minute lang von Stiles und wollte schließlich wissen: „Und was machen sie beruflich, Stiles?“ Derek und er hatten gewusst, dass diese Frage zwangsläufig kommen würde und sie hatten sich ein wenig vorbereitet: „Ich gehe auf die `UC L.A.´ und habe dort in erster Linie Kriminalistik- und Literaturwissenschaftsseminare belegt.“ Die Lüge ging Stiles leicht von den Lippen, denn sie fühlte sich beinahe wie die Wahrheit an, weil es so ja auch genau geplant gewesen war, bevor die Hölle über sein Leben hereingebrochen war, welche ihm seine Eltern genommen hatte. „Zahlen ihre Eltern für das College?“ fragte Deucalion weiter. „Stipendium! Und ich jobbe nebenbei als Kellner.“ behauptete Stiles: „Ich fürchte, ich entstamme einer langen Ahnenreihe von armen Schluckern!“ „Na, was für ein Glück, dass sie nun jemanden wie unseren Derek kennengelernt haben. Er kann ihnen doch sicherlich ein paar Türen öffnen, nicht wahr?“ Deuclions Tonfall ließ keinen Zweifel daran, was er damit andeuten wollte und jeder im Raum hatte es deutlich gehört. Stiles wollte etwas sagen, um sich zu rechtfertigen. Derek wollte etwas sagen, um Stiles zu verteidigen. Doch wieder war es Erica, die zu Stiles Rettung eilte: „Also wirklich Liebling! Du bist unmöglich! Ich weiß ja, dass du unseren lieben Derek um jeden Preis beschützen willst, aber er ist ein großer Junge und wir freuen uns sehr, dass er endlich jemand Netten kennengelernt hat, richtig?“ Ihr Tonfall war scharf und nun forderte sie sogar noch: „Und nun wirst du dich bei unserem Gast entschuldigen richtig, großer, böser Wolf?“ Und tatsächlich sagte Deucalion nun: „Es tut mir sehr leid, Stiles. Ich wollte natürlich nicht behaupten, dass sie Derek bloß ausnutzen wollen. In unserer Position muss man ein wenig aufpassen, wem man sein Vertrauen schenkt, aber ich bin sicher, Derek weiß was er tut.“ Es klang beinahe aufrichtig und Stiles staunte, wie gut Erica, die höchstens halb so alt war wie ihr Verlobter, diesen im Griff hatte. Er folgte bei ihr, wie ein gehorsames Hündchen, während dieser Mann bei Stiles selbst beinahe den Verlust seiner Blasenkontrolle auslöste, so sehr schüchterte er ihn ein. Derek nahm nun Stiles Hand und bekräftigte: „Stiles und ich kommen klar! Er hat mich noch nie um irgendwelche Gefallen oder gar Geld gebeten und du hast selbst gesagt, ich sehe besser aus, seit das mit uns angefangen hat, also sei gefälligst nett, Deuc!“ Stiles lächelte Derek dankbar an und legte den Kopf auf seine Schulter. Das hatte nichts mit Schauspielerei zu tun, sondern er suchte tatsächlich gerade ein wenig Halt, nachdem er so in die Mangel genommen worden war. Und Derek spielte mit und drückte ihm einen kleinen Kuss auf die Schläfe. Stiles hatte schon so ziemlich alles gemacht und das mit so ziemlich jedem, also warum bitteschön wurde er in diesem Moment bei einem kleinen, unschuldigen Küsschen rot? Zum Glück kam nun die Hausdame, um mitzuteilen, dass der erste Gang fertig sei. Sie zogen in das Esszimmer um, wo Derek neben Deucalion auf der einen Seite der Tafel platziert wurde, während Stiles der Platz neben Erica zugewiesen wurde, deren Abstinenz nach dem Wasser nun offenbar beendet war, denn sie schwärmte von dem kalifornischen Weißwein, der zum ersten Gang gereicht wurde und schenkte sowohl sich selbst, als auch Stiles sogleich großzügig ein, ehe dieser Protest einlegen konnte. Stiles hatte einen Bärenhunger, denn seit dem Frühstück hatte er nichts mehr gehabt und so war er ein wenig enttäuscht von dem, was er auf seinem Teller vorfand, nämlich einen einzelnen, zugegeben großen Scampi mit mehreren Klecksen Soße unterschiedlicher Art. Alles war hübsch angerichtet und zumindest für das Auge eine Freude, doch befand sich der Scampi zu allem Überfluss noch in seinem Panzer, weshalb Stiles sich überhaupt erst einmal auf den Tellern seiner Tischnachbarn abgucken musste, wie man das köstliche Fleisch auf die `Feine-Leute-Art´aus seinem Exoskelett befreite. Vor lauter Frust brach Stiles nun mit seinem Vorsatz, nüchtern zu bleiben und hatte bereits das zweite Glas Wein intus, als der zweite Gang serviert wurde. Dieser bestand aus einer kleinen handvoll Blattsalat mit einer Vinaigrette, über welchen ein wenig Hartkäse gehobelt worden war. Das war zwar durchaus schmackhaft, aber SALAT? Mal Ehrlich, wer sollte davon satt werden? Und so ließ Stiles sich ein weiteres Mal von dem einheimischen Rebensaft einschenken! Erst beim Hauptgang war Stiles sich sicher, dass er nicht hungrig vom Tisch aufstehen müsste: T-Bone-Steak, karamellisierte Möhrchen und frittierte Kartoffelspalten! Keine Sekunde zu spät, denn langsam bemerkte Stiles, wie ihm der Wein zu Kopfe stieg. Während des Essens sprachen Derek und Deucalion über das Geschäft und Erica rollte genervt mit den Augen, bis Stiles sie fragte, was sie denn wohl beruflich täte. Wie sich herausstellte, studierte die junge Frau Jura und arbeitete nebenher in der Kanzlei ihres Vaters. Erica berichtete leidenschaftlich davon, wie brillant ihr Vater sei. Er sei DER Strafverteidiger in Kalifornien; eine echte Institution, ein wahres Genie! Stiles mit seiner guten Menschenkenntnis blieb nicht verborgen, dass hier eine junge Frau saß, die Daddy um jeden Preis stolz machen wollte. Er konnte sich einen kleinen belustigten Seitenblick auf ihren so viel älteren Verlobten nicht verkneifen. Dann fragte Erica: „Du hast also Seminare in Kriminalistik belegt? Das werde ich im nächsten Semester auch tun. Das ist unwahrscheinlich nützlich im Strafrecht. Erzähl´ doch mal ein bisschen!“ Derek hielt in seinem Gespräch inne und warf Stiles einen ängstlichen Blick zu, doch dieser schenkte ihm lediglich ein schiefes Grinsen. Und dann referierte der Sheriffssohn ausführlich über alles, was er wusste, von Ballistik, über Faserspuranalyse, bis hin zu Gerichtsmedizin und Derek atmete erleichtert auf. Zum Dessert wurde Creme Catalan gereicht und Stiles kamen beinahe die Tränen: „Fantastisch, oder nicht?“ fragte Erica begeistert: „Deucs Köchin ist ein Genie! Und insbesondere für Nachspeisen hat sie ein Händchen. Und das ist mein Glück, denn ich LIEBE süßes Zeug!“ Der böse Deucalion sah mit einem Mal ganz zahm aus, lächelte seine schöne Gefährtin über den Tisch hinweg an und bedeckte zärtlich ihre Hand mit der seinen. Stiles genoss jeden Bissen des sahnigen Himmels schweigend und mit Andacht. Wenn das mit mit Derek und ihm irgendwann vorbei wäre, weil dieser ihn nicht mehr brauchte, dann würde er immerhin ein paar unglaubliche Erinnerungen zurückbehalten und dieser Nachtisch war eine davon. Nach dem Essen ging es wieder hinüber in den Salon, wo jemand vom Personal bereits ein Feuer im Kamin gemacht hatte. `Logisch!´, dachte Stiles, wischte sich den Schweiß von der Stirn und zog sein Jackett aus: `In Los Angeles konnte es im Sommer schon mal sehr frostig werden! Diese reichen Leute hatten doch einen Knall!´ Aber immer war es hübsch und romantisch und ohne großes Nachdenken kuschelte sich Stiles auf dem Sofa in Dereks Seite. „Ihr seht wirklich gut zusammen aus.“ stellte Erica entzückt fest: „Wirst du Stiles eigentlich nächste Woche zu der Party bei Chris mitbringen, Derek?“ Bei der Frage zuckte der Angesprochene ein wenig zusammen: „Darüber haben wir noch gar nicht gesprochen. Und du weißt doch, dass ich solche Events nicht unbedingt liebe, Süße!“ „Ach´ komm´ schon! Du kannst dich nicht immer drücken! Und diesmal wird es ja anders sein! Du wirst nicht wie ein Mauerblümchen allein in einer Ecke sitzen, sondern dein heißer Freund wird auf deinem Schoß hocken, richtig, Stiles? Und vielleicht will er ja auch ein paar seiner Freunde mitbringen?“ Derek wurde immer kleiner in seinem Sitz und er fragte Stiles: „Du hast doch bestimmt keine Lust auf so ein Event, oder?“ „Doch sicher! Wenn du da hinwillst, bin ich dabei, aber wenn du lieber zuhause bleiben würdest, ist das auch in Ordnung.“ sagte Stiles in der Absicht, Derek ein Hintertürchen für eine Absage offen zu halten, doch Erica interpretierte seine Worte ganz anders: „Fein! Dann ist es abgemacht! Ich werde Chris Bescheid sagen, dass ihr kommt. Und werdet ihr noch jemanden mitbringen?“ Derek sah gequält aus und zuckte mit den Schultern. Stiles fühlte mit ihm und erwiderte: „Darüber werden wir noch in Ruhe sprechen und geben dir Bescheid, in Ordnung?“ Er rieb seine Wange entschuldigend an der dreitagebärtigen von Derek wie ein Kätzchen und schaute ihn süß an. Beinahe war Stiles selbst überrascht, dass das wirkte und Derek ein kleines Lächeln abrang. Deucalion spendierte eine weitere Runde Whiskey und diesmal griff Stiles, trotz Dereks strengem Blick zu. Sie sprachen über Bücher und Stiles hatte schon wieder das Gefühl, Deucalion würde ihm auf den Zahn fühlen; diesmal wegen seiner Behauptung Literaturwissenschaft zu studieren. Doch Stiles war nicht bange! Er hatte mit vier Jahren das Lesen gelernt und seither das geschriebene Wort verschlungen, in welcher Form auch immer es ihm zwischen die Finger gekommen war. Offenbar weil er so nicht weiterkam, fragte Deucalion Stiles nun über seine Herkunft aus. Verdammt! Er hätte doch die Finger vom Alkohol lassen sollen! Stiles beschloss, sehr vage in seinen Aussagen zu bleiben: „Ich komme aus einer Kleinstadt hier in Kalifornien. Nach der High-School bin ich für´s College nach Los Angeles gekommen.“ „Und was machen ihre Eltern beruflich, Stiles!“ forschte Deucalion weiter. `Warum wollte der Kerl denn diese ganzen Sachen über ihn wissen?´ dachte Stiles genervt: „Meine Mutter hat eine kleine Kunstgalerie geleitet, bis ich geboren wurde und mein Vater ist der Sheriff meiner Heimatstadt.“ „Und wie heißt ihre Heimatstadt, Stiles?“ wollte Deucalion nun wissen. Stiles wurde langsam ärgerlich und fragte: „Wieso? Wollen sie sie besuchen? Davon kann ich eigentlich nur abraten! Es ist ein winziges, völlig uninteressantes Kaff, dass nicht einmal einen eigenen Bahnhof besitzt. Es hat keine Touristenattraktionen, ist praktisch ringsherum von Wald umgeben und keiner, der nicht gerade dort lebt, verirrt sich jemals dort hin!“ „Wieso machen sie denn so ein Geheimnis daraus?“ hakte Deucalion nach, doch da schaltete sich Derek ein: „Das reicht jetzt mit dem Verhör, Deuc! Entweder du lässt es jetzt gut sein, oder wir gehen auf der Stelle!“ Erica boxte ihrem Verlobten in den Oberarm und dabei war sie nicht eben zimperlich. Ihr Tonfall klang scharf, als sie erklärte: „Mein Liebster macht das, weil er dich liebt und sich um dich sorgt, Derek. Er hat nur eine extra-ekelhafte Art, dir das zu zeigen. Und jetzt ist endgültig Schluss damit, kapiert?“ Deucalion nickte und die Vier wechselten thematisch in ungefährlichere Gefilde, wie Filme, Kunst und Tagespolitik, doch irgendwie war die Stimmung ab diesem Zeitpunkt ruiniert und nach einer weiteren halben Stunde brachen Derek und Stiles auf. Als die Gastgeber wieder unter sich waren, wollte Erica von ihrem Verlobten wissen: „Wieso warst du heute Abend bloß so unmöglich? Endlich hat Derek jemanden gefunden und er hat es so sehr verdient! Warum hast du diesem Jungen so in die Mangel genommen? Was sollte das?“ Deucalion zuckte unbehaglich mit den Schultern und erwiderte: „An dieser Sache ist irgendetwas faul! Das spüre ich in meinen Eingeweiden! Und Derek steht bereits unmittelbar am Abgrund! Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um diesen einen finalen Hieb zu verhindern, der ihn endgültig in die Tiefe stürzen lässt. Hast du gehört, wie ausweichend dieser Stiles reagiert hat, als ich ihn nach dem Kennenlernen der Zwei befragt habe. Normalerweise haben Paare an dieser Stelle eine Geschichte parat, die sie erzählen. Höchstwahrscheinlich hat dieser Bengel das von langer Hand geplant, sich an Derek herangemacht weil er wusste, wer er ist und er bloß an sein Geld wollte. Hast du nicht den Anzug und die Uhr gesehen? Wie sollte sich ein armes Sheriffssöhnchen, das noch auf´s College geht so etwas leisten können? Also hat Derek dafür bezahlt. Wer weiß, für was er noch alles zahlt? Ich liebe diesen Jungen, aber er ist einfach ein gutmütiger Idiot, der sich leicht ausnutzen lässt!“ „Oh´ halt die Klappe, Deuc!“ schimpfte Erica: „Was ist so schlimm, wenn Derek diesem Jungen hübsche Sachen kauft? Deswegen kann Stiles ihn doch trotzdem von Herzen gern haben. Misch dich da gefälligst nicht ein. Und falls dich MEINE Meinung interessiert: Ich fand diesen jungen Mann ausgesprochen liebenswert: Intelligent, lustig, ein angenehmer Gesprächspartner...! Du sorgst dich umsonst, Liebling!“ „Wir werden sehen!“ erwiderte Deucalion und leerte sein Whiskeyglas mit einem Ausdruck von Endgültigkeit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)