Schlaflos von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 6: Armer reicher Junge ------------------------------ Heute Nachmittag würde Stiles mit Derek einkaufen gehen! Hierfür hatte er sich um drei Uhr mit ihm am `Rodeo Drive´ verabredet, doch jetzt war er erst mal mit einer Tüte Frühstücksbagels auf dem Heimweg. Stiles war ein wenig aufgekratzt und auch bestens gelaunt, weil er ein weiteres Mal mit Tausend Dollar in der Tasche nachhause trabte, doch in ihrem Zimmerchen empfing ihn ein mürrisch aussehender Scott, der mit vor der Brust verschränkten Armen auf ihrer Matratze hockte: „Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?“ wollte Stiles wissen: „Das war UNSER Abend!“ brummte Scott bloß: „Huh?“ machte Stiles verständnislos: „Ist es etwa, weil ich letzte Nacht noch zu Derek gefahren bin? Aber es war doch sowieso schon spät und wir wären sicher sowieso bald nachhause gegangen.!“ „Vielleicht kann ich ja AUCH nicht schlafen, wenn du nicht hier bist. Jede Nacht bist du nun bei ihm.“ murmelte Scott in seinen nicht vorhandenen Bart. „Ach komm´ schon Scotty! Dafür haben wir Geld und müssen nicht anschaffen gehen! Stattdessen können wir unsere Tage gemeinsam genießen! Ist das nichts?“ fragte Stiles geknickt, hockte sich neben seinen Freund und zog das neueste Bündel Scheine hervor: „Aber ich habe doch bloß dich auf der Welt! Ich will dich nicht verlieren!“ erwiderte Scott traurig. Stiles schlang die Arme um seinen besten Freund: „Aber du verlierst mich doch gar nicht! Bist du etwa eifersüchtig? Das musst du nicht! Wir sind Brüder! Wir gehören zusammen!“ versicherte er aufrichtig. Dann berichtete er von dem geschäftlichen Angebot, welches Derek ihm letzte Nacht unterbreitet hatte: „Siehst du!“ erwiderte Scott hitzig: „Erst sollst du die Nächte bei ihm verbringen, dann sollst du bei so einem blöden Abendessen seinen Lover spielen, später wirst du bei ihm einziehen und ihn dann irgendwann auch noch zum Schein heiraten und ich bleibe mutterseelenallein in dieser Bruchbude zurück! Ich meine... ein heißer Milliardär bewirft dich mit Geld. Was habe ich dir denn im Gegenzug zu bieten? Nichts!“ „Was redest du denn da? Heiraten? Hast du etwa Fieber? Du bist mein allerbester Freund! Du hast mich gerettet, als ich nicht mehr weiter wusste. Ich hab´ dich wahnsinnig lieb, du Trottel! Ich lasse dich doch nicht im Stich! Wir gehören zusammen! Du und ich! Für immer! Egal, was sonst noch passiert!“ Scott hatte ein kleines bisschen zu heulen begonnen, also küsste Stiles ihn auf die Nase, zog ihn an sich und versicherte: „Das mit Derek ist ein gute Sache. Für uns beide Bro! Nun werden bessere Zeiten für uns anbrechen. Das spüre ich!“ Scott schaute ihn unsicher an und nickte dann. Er wirkte immer noch keineswegs überzeugt. Später am Nachmittag betraten Derek und Stiles eine kleine, wahnsinnig edel wirkende Boutique auf dem Rodeo Drive, von der Derek erklärte, dass er eigentlich immer hier einkaufe. Verwirrt realisierte Stiles, wie die Türen hinter ihnen abgeschlossen wurden, doch das schien Derek überhaupt nicht zu beunruhigen. Stattdessen begrüßte er die gruselige Verkäuferin mit dem kurzen, feuerroten Bürstenhaarschnitt und den eisblauen Augen wie eine alte Freundin: „Victoria! Donnerwetter! Du siehst fantastisch aus!“ „Und du erst, Derek! Zum Niederknien!“ behauptete die Rothaarige und Derek und die Frau umarmten sich auf die `Reiche-Leute-Art´; ohne sich zu berühren und indem sie links und rechts Küsse in die Luft hauchten. Mit einer ungehaltenen Geste winkte die einschüchternde Ladenbesitzerin einem hübschen, hochgewachsenen, schlanken, langgliedrigen Mädchen mit langen, dunkelbraunen Haaren und großen dunklen Augen; offenbar das Zeichen, dass sie etwas zum Trinken heranschaffen sollte, denn sie parierte sofort und kam mit einem Sektkühler gefüllt mit Eis, der eine echte Flasche Champagner enthielt und mehreren Sektflöten auf einem silbernen Tablett herbeigeeilt. Das Mädchen hielt den Blick gesenkt, schenkte ein, und verteilte die Gläser an Derek, Stiles und ihre Vorgesetzte. Ihr selbst war es offenbar nicht gestattet, sich etwas von dem teuren Gesöff zu nehmen, denn sie zog sie sich mit dem leeren Tablett artig wieder zurück. Diese junge Frau erinnerte Stiles an eine eingeschüchterte Gazelle. „Mein Freund hier braucht einen Anzug!“ erklärte Derek nun sein Anliegen: „Armani, richtig, Stiles!“ Der Angesprochene machte ein unbehagliches Gesicht und zuckte die Achseln. Zugegeben, diese Victoria verstand es gut zu verbergen, was sie in Wirklichkeit dachte. Da war nur ein kurzes Aufblitzen in ihrem Gesicht zu sehen gewesen, ehe sie es wieder hinter der professionellen Maske versteckt hatte, doch es reichte aus, dass Stiles sehr deutlich bewusst wurde, was er in Wirklichkeit war: Er war Dreck! Seine mottenzerfressenen Stoffturnschuhe, seine Kleidung, die bessere Tage gesehen hatte, sein Haar, das wieder einmal einen frischen Schnitt vertrage konnte; all das waren deutliche Indizien dafür, dass er in so einem Nobelschuppen überhaupt nichts zu suchen hatte, nicht einmal als Reinigungskraft und diese Frau wusste es und tolerierte ihn hier lediglich wegen Dereks Kreditkarte. Trotzdem warf Stiles nun versuchsweise einen flüchtigen Blick auf ein paar Anzüge und die dazugehörigen Preisschilder und diese bewirkten, dass ihm augenblicklich alles Blut aus dem Kopf wich und er ganz blass wurde. Er zupfte Derek schüchtern am Ärmel und fragte flüsternd: „Bist du dir wirklich ganz sicher, dass wir HIER das Richtige finden?“ „Sicher bin ich sicher!“ bestätigte Derek und da war auch schon Victoria mit drei Anzüge zur Auswahl wieder bei ihnen. Ihre verhuschte, gazellenartige Assistentin hatte unterdessen passende Oberhemden, Krawatten, Fliegen und Schuhe herangeschafft und mit all´ dem wurde Stiles nun in die großzügige Umkleidekabine verfrachtet. In dem ersten Anzug fand Stiles, er sähe aus wie ein Mitglied der Mafia. Er war hellgrau, aus einem changierenden, seidigen Material und höchstwahrscheinlich war es sogar tatsächlich Seide. Er saß, wie angegossen. Der zweite Anzug war ein anthrazitfarbener Zweireiher mit Weste in welchem Stiles sich `ready for Wall Street´ fühlte. Kleider machten wohl wirklich Leute. Der dritte Anzug war ein Smoking und Stiles sah darin aus, wie ein magerer James Bond. Folgerichtig zückte er nun auch den geladenen Zeigefinger und richtete ihn auf sein eigenes Spiegelbild. „Lass´ den Blödsinn, Stiles!“ forderte Derek, der natürlich genau diesen Augenblick wählen musste, um den Vorhang zurückzuziehen, um sich das Ergebnis anzuschauen. An Victoria gerichtet verkündete er: „Ich denke, wir nehmen Variante zwei und drei, richtig, Stiles?“ „Bist du irre?“ rief Stiles entsetzt aus: „Gleich zwei Anzüge? Das wird doch ein Vermögen kosten!“ Derek hatte ganz offenbar beschlossen, ihn zu ignorieren und reichte Victoria seine goldene Mastercard. Stiles gelang es, einen flüchtigen Blick auf den Beleg zu werfen. Dieser kleine Spaß war Derek gerade offenbar beinahe fünfzehntausend Dollar wert gewesen. Stiles verzichtete lieber darauf, sich auszurechnen, wie lange Scott und er von diesem Geld leben konnten. Ihm wurde ein bisschen schlecht! „War das wirklich nötig?“ wollte er wissen, als er wieder neben Derek im BMW saß: „Mir ist das unglaublich unangenehm! Und ich trage doch normalerweise gar keine Anzüge!“ Derek warf einen Blick auf die Beifahrerseite und grinste: „Aber das solltest du, Stiles, denn du siehst echt verdammt heiß darin aus.“ Dem Jüngeren fiel die Kinnlade herunter. Es war das allererste Mal, dass Derek andeutete, dass das, was er sah ihm möglicherweise gefiel und Stiles war selbst überrascht, als er realisierte, wie dringend er das hatte hören wollen. Überrascht und auch ein wenig beunruhigt! Um sein Unbehagen zu überspielen, fragte er ein wenig ruppiger als notwendig: „Wo soll ich denn mit diesen Anzügen überhaupt hin? Du hast unsere Bude doch gesehen! Wir haben nicht einmal einen Kleiderschrank. Dass Mäuse in den Taschen eines Designeranzugs ihre Jungen großziehen ist ja wohl kaum im Sinne des Erfinders, oder?“ Der größere, ältere, stärkere und auch in beinahe jeder anderen Weise überlegene Derek zuckte tatsächlich ein wenig zusammen ob der scharfen Ansprache. Kleinlaut entgegnete er: „Für dieses Problem habe ich möglicherweise eine Lösung. Ich habe da etwas gemacht... ich... uhm... ich würde es dir gern zeigen!“ Stiles musterte ihn skeptisch und war gespannt, was nun kommen mochte. Sie fuhren noch drei Blocks weiter und dann hielten sie: „Hier ist es!“ erklärte Derek. „Und WAS ist hier, zum Teufel?“ fragte Stiles, denn alles was er sah waren ein paar Apartmenthäuser. „Komm´ mit! Ich zeige es dir!“ forderte Derek und stieg aus: „Und nimm deine neuen Sachen mit!“ Die Kleider über dem Arm, trabte Stiles ihm unsicher hinterher. Derek schloss eine der Haustüren auf, sie nahmen den Fahrstuhl in den vierten Stock und betraten dort ein möbliertes Apartment: „Und?“ fragte Derek: „Gefällt es dir?“ „Es ist nett.“ bestätigte Stiles: „Gibt es einen besonderen Grund, warum ich mir das anschauen sollte?“ Derek drückte ihm einen Schlüssel in die Hand: „Es ist deines, wenn du willst!“ erklärte. Eine ganze Weile fiel Stiles dazu rein gar nichts ein. Dann fragte er: „Sag mal, bist du komplett übergeschnappt? Du schenkst mir ein Apartment?“ Derek sah verlegen aus: „Also das nicht gerade.“ erklärte er kleinlaut: „Es ist bloß gemietet, aber du kannst hier wohnen, solange du möchtest.“ „Du spinnst trotzdem!“ stellte Stiles überrumpelt fest: „Ich meine... wir kennen uns doch kaum und du gibst mir ein ZUHAUSE? Das ist schon irgendwie verrückt, das ist dir klar, oder nicht?“ Derek schüttelte den Kopf: „Nicht aus meiner Sicht, Stiles! Du ahnst sicher nicht, was es für mich bedeutet, was du für mich tust. Die paar Mäuse, die ich dir dafür zahle wiegen es mit Sicherheit nicht auf, dass ich endlich wieder schlafen kann! Wahrscheinlich rettest du damit sogar mein Leben. Und hier bist du wenigstens in Sicherheit, denn immerhin brauche ich dich noch! Du siehst also, es ist der reine Eigennutz!“ „Ich kann es trotzdem nicht annehmen!“ erklärte Stiles: „Was ist denn mit Scott? Wir gehören zusammen! Ich lebe lieber MIT ihm im Müll, als ohne ihn in einem Schloss!“ Derek lachte: „Dann zieht er eben auch hier ein! Ich habe rein gar nichts dagegen. Ich habe sogar extra dafür gesorgt, dass es zwei voll eingerichtete Schlafzimmer gibt!“ Wieder blickte Stiles Derek eine Weile ratlos an, schlang dann seine Arme um dessen Hals und küsste ihn auf die Lippen. Derek wollte gerade ansetzen zu schimpfen, dass das zwischen ihnen nichts Sexuelles sei, als er realisierte, dass Stiles weinte: „Hey, Kleiner! Was ist mit dir?“ fragte er also stattdessen sanft. Stiles hätte es ihm gern erklärt, doch irgendwie verstand er es selbst nicht so recht, also zuckte er lediglich ratlos mit den Schultern. Seit seine Eltern gestorben waren, hatte er sich irgendwie über Wasser gehalten und jeder neue Tag war ebenso auch ein neues Schlachtfeld gewesen, und nun sollte es plötzlich so leicht sein? Ein neues Heim, genug Geld und er musste nicht einmal irgendetwas Schreckliches dafür tun, sondern bloß Dinge, die er vermutlich auch ohne jede Gegenleistung gemacht hätte, weil er diesen eigenartigen reichen Jungen mittlerweile richtig gern hatte. Halb erwartete Stiles, dass jeden Augenblick eine pummelige Hexe auftauchen und – Bibbidi-Bobbidi-Boo – für ihn, das arme, kleine Aschenputtel einen Kürbis in eine Kutsche verwandeln würde, um ihn zu seinem großen Ball ins Schloss des Prinzen zu befördern. „Danke!“ murmelte Stiles lediglich und wollte dann wissen: „Willst du dann heute Nacht hier schlafen? Oder soll ich wieder zu dir kommen?“ Derek hätte zu beidem nur zu allzu gern Ja gesagt, doch anstatt dessen erwiderte er: „Nein lass´ nur! Ich schaffe es vielleicht auch mal eine Nacht ohne dich. Richte dich mit deinem Freund hier in Ruhe ein. Ich hole dich dann morgen gegen fünf ab, wir gehen zu diesem Abendessen und danach können wir dann ja vielleicht bei mir schlafen, wenn es dir passt. Feiert ihr nur euren Einzug! Ich fahre euch beiden dann gleich euer Zeug hierher, in Ordnung?“ Stiles konnte es immer noch nicht fassen und suchte nach dem Haken an dieser ganzen Sache. Er sagte ein weiteres Mal bloß leise: „Vielen Dank!“ „Eine Badewanne!“ rief Scott schrill vor Begeisterung, als er und Stiles eine Weile später wieder unter sich waren und ihr neues Heim besichtigten, denn Derek hatte sie lediglich bis vor die Tür gefahren und war dann verschwunden: „Diese reichen Leute sind doch wirklich komplett verrückt. Ich meine, wer schenkt denn einem anderen einfach so ein Zuhause?“ „Es ist nicht geschenkt!“ sagte Stiles scharf: „Wir sollten uns lieber nicht daran gewöhnen, sondern es einfach so lange genießen, bis mein Gönner es sich irgendwann wieder anders überlegt, Scott.“ „Warum bist du denn so komisch?“ wollte Scott wissen: „Freust du dich nicht?“ „Doch, ich freue mich!“ erwiderte Stiles: „Ich will mich nur davor schützen, mich an etwas zu gewöhnen, was ein Mindesthaltbarkeitsdatum hat!“ „Also ich werde das hier jedenfalls genießen bis zur letzten Sekunde!“ versicherte Scott: „Und ich werde jeden Tag in die Wanne steigen! Weißt du, wie lange ich das nicht mehr gemach habe? Jedenfalls wenn ich die Male nicht mitzähle, wo ich bei diesem einen Kunden war, der es gern mit mir in seinem Whirlpool getrieben hat.“ Irgendwie wusste Stiles selbst nicht so ganz genau, was ihn eigentlich so unzufrieden machte, wo er doch eigentlich überglücklich sein müsste? Derek wälzte sich unzufrieden in seinem Bett herum. Heute wollte es ihm scheinbar nicht einmal gelingen wenigstens für kurze Zeit einzuschlafen, um dann nach einer Weile schreiend aus einem seiner patentierten Alpträume aufzuwachen. Oh, ja, er brauchten Stiles! Er mochte es sich nicht einmal ausmalen, was passieren würde, wenn dieser eines Tages die Schnauze voll davon haben würde, ihm nachts das Händchen zu halten. Irgendwie wusste Derek, dass er sich dann nicht beliebig irgendwen anders in sein Bett holen konnte, mit dem es ebenso gut funktionieren würde. Nein, das mit ihm und diesem Jungen war auf seltsame Weise Schicksal gewesen! Nach einer Weile gab Derek es auf, schlafen zu wollen. Er setzte sich in seinen Wintergarten und wälzte das Fotoalbum seiner Familie, welches man aus den Trümmern des abgebrannten Hauses hatte retten können. Mit dem Zeigefinger strich er zärtlich über die vermissten Gesichter und spürte ein verdächtiges Brennen hinter seinen Augen. „Brauchen sie mich heute noch, Sir?“ Greenburg hatte sich ganz lautlos genähert und Derek war bei der unerwarteten Ansprache unwillkürlich zusammengezuckt: „Nein, sie dürfen sich zurückziehen!“ antwortete er und der Butler wendete sich zum Gehen, doch dann drehte er sich noch einmal um und wollte wissen: „Der junge Herr wird uns heute wohl nicht mehr besuchen, wie?“ Derek schüttelte den Kopf und bestätigte müde: „Nein, heute nicht!“ „Dann schlafen sie gut, Sir!“ erwiderte der Butler mit einer Mischung aus Schüchternheit und Mitgefühl, ehe er sich endgültig zurückzog. Eine Ewigkeit später, als Derek es einfach nicht mehr aushielt, nahm er drei Schlaftabletten, die er mit reichlich Whiskey herunterspülte, bis die Welt um ihn herum verschwamm. Das nächste, was er sah war Greenburg, der sich über ihn beugte und seine Lippen auf die seinen presste. Hektisch richtete Derek sich auf, blickte sich verwirrt nach allen Seiten um und wollte wissen: „WAS... was zur Hölle ist passiert?“ „Sie hatten einen Atemstillstand, Sir! Die... die Schlaftabletten! Ich wollte gerade einen Notruf absetzen! Ein Arzt sollte sie untersuchen!“ stammelte der Butler gleichermaßen verlegen und besorgt. „Nein! Kein Arzt!“ forderte Derek barsch und rappelte sich auf: „Ich bin in Ordnung!“ „Aber Sir...!“ versuchte Greenburg es noch einmal, doch Derek schüttelte bloß energisch den Kopf und bat stattdessen: „Bringen sie mir bitte einfach einen starken Kaffee, in Ordnung?“ Der Butler blickte ihn sorgenvoll an, doch er nickte und entfernte sich. Derek blickte aus dem Fenster. Die Sonne ging gerade auf und plötzlich war da dieser kurze Moment, in welchem er sich wünschte, Greenburg hätte ihn nicht rechtzeitig gefunden und sein Kampf wäre vorüber. Im Büro erschien Derek heute erst spät und erledigte lediglich das Notwendigste. Körperlich fühlte er sich grauenhaft und war daher froh, als es Zeit wurde Schluss zu machen und Stiles abzuholen. Dieser öffnete ihm gutgelaunt, doch als er sah, in welchem Zustand sich Derek befand, wurde er sofort ernst: „Alter! Was ist denn mit dir passiert? Fischvergiftung, oder was? Du siehst ja aus, wie ein Zombie!“ „Es ist nichts!“ behauptete Derek. „Bullshit!“ rief Stiles energisch aus: „Du erzählst mir jetzt auf der Stelle, was du angestellt hast, Mister!“ „Ich will aber nicht!“ murmelte Derek wie ein trotziger Vierjähriger. Stiles ließ sich davon nicht beeindrucken. Er zog Derek ins innere des Appartments und schenkte seinem Gegenüber `den Blick´! Den hatte er vo seinem Vater gelernt. Sehr oft hatte dieser Blick Verdächtige dazu gebracht, einzuknicken und vor Sheriff Stilinski auszupacken. Und das eine oder andere Mal hatte er auch dazu geführt, dass Stiles vor seinem Dad als reuiger Sünder sein Untaten eingestanden hatte. Und auch hier und heute bei Derek verfehlte der Blick seine Wirkung nicht und der Ältere gestand, was er letzte Nacht getan hatte, um endlich ein wenig Ruhe zu finden und auch, wie knapp er mit dem Leben davongekommen war. Stiles schluckte: „Scheiße Mann!“ brachte er entsetzt hervor, hockte sich auf Dereks Schoß und legte schützend die Arme um ihn: „Was machst du denn für Sachen, Hollywood? Du hast doch so viel, wofür es sich zu leben lohnt! Und diese Schlaflosigkeit wirst du schon noch in den Griff bekommen! Das verspreche ich dir! Ich helf´ dir auch dabei ! Ich bin für dich da, wenn du meine Hilfe brauchst, ja? Du musst nur etwas sagen!“ Er drückte dem Älteren einen Kuss auf die Wange und wollte wissen: „Willst du das Abendessen dann lieber absagen?“ Derek schüttelte den Kopf: „Das können wir so kurzfristig nicht bringen. Ich komme klar! Außerdem will ich diese Scharade hinter mich bringen. Ich lüge meinen Freund nicht gern an.“ „Also gut! Dann werde ich mich jetzt für dich hübsch machen, mein Prinz! In welchem Anzug willst du mich sehen?“ wollte Stiles wissen. Derek entschied sich für den anthrazitfarbenen Zweireiher, denn ein Smoking erschien ihm dann doch etwas übertrieben und wenig später waren die beiden Männer startklar und saßen nebeneinander in Dereks Wagen. Bei einem Blick auf den Fahrersitz stellte Stiles fest: „So übernächtigt und fertig, wie du aussiehst können wir da aber nicht aufschlagen! Dieser Freund von dir muss ja denken, ich sei ein Vampir, der dir bei exzessivem Sex das Leben aus dem Leib saugt!“ „Exzessivem.... WAS?“ fragte Derek entsetzt, doch Stiles hörte ihm gar nicht zu, sondern hatte stattdessen sein Handy gezückt und jemanden angerufen. Als er wieder aufgelegt hatte, nannte er dem Älteren eine Adresse und erklärte, dass sie dort erst noch einen kleinen Zwischenstopp einlegen müssten. Zwar hatte Derek keine Ahnung, was der Blödsinn sollte, allerdings war er irgendwie auch zu müde, sich zu wehren. „Na du Loser!“ wurde Stiles von Malia begrüßt, die daraufhin Derek scharf ins Visier nahm und feststellte: „Das ist also Hollywood, ja? Mensch, Stilinski; du weißt schon, dass dieser Kerl in einer ganz anderen Liga spielt, als du, oder?“ „Weiß ich und es ist reizend von dir, das zu bemerken, Bitch!“ lachte Stiles: „Und wo ist nun die Zauberkünstlerin?“ „Baby!“ rief Malia in den hinteren Teil der Wohnung und da kam auch schon Lydia mit kleinen, würdevollen Schritten auf sie zu, wie die erdbeerblonde Göttin der Vollkommenheit: „Derek Hale! Sehr erfreut!“ sagte sie wohlerzogen und streckte dem Fremden ihre kleine weiße Hand entgegen. Derek erstarrte, weil er nun erkannt worden war, doch Stiles versicherte: „Lydia ist diskret, Süßer! Du hast nichts zu befürchten. Und jetzt wird sich dich ein wenig herrichten, stimmt´s nicht, meine Schöne?“ Lydia nickte, nahm sanft Dereks Kinn in ihre Hand, drehte sein Gesicht ein wenig nach links und rechts und stellte dann fest: „Das sollte kein Problem sein, bei so gutem Material!“ Der verdutzte Derek wurde in einen Stuhl am Fenster platziert und dann öffnete Lydia ein Schminkköfferchen und ließ ihre Magie wirken. Kunstvoll übermalte sie die grauen Schatten unter Dereks Augen mit mehreren Lagen verschiedenfarbigem Make-Up und am Ende musste der auf diese Weise Behandelte eingestehen, dass er aussah, als habe er gerade zwei Wochen Urlaub hinter sich. Als sie aufbrechen wollten, blickte sich Derek schüchtern und unsicher in der Runde um und wollte von Lydia wissen: „Was schulde ich dir dafür?“ „Ich lasse mich gern in Naturalien bezahlen und würde ein mintfarbenes Schächtelchen mit weißer Schleife nicht zurückweisen! Aber andererseits war es mir auch ein Vergnügen, reicher Junge, also vergiss´ es!“ Und damit waren die beiden Männer entlassen. „Mintfarbenes Schächtelchen?“ fragte Derek verwirrt, als sie wieder im Wagen saßen. Stiles kicherte: „Wer von uns beiden gehört denn hier zu den oberen Zehntausend? Ich oder Du? Sie hat von Tiffanys gesprochen! Aber das war sicher nur ein Scherz, also denk´ nicht drüber nach!“ „Sicher?“ fragte Derek verunsichert: „Aber sie hat es doch wirklich gut gemacht.“ „Und ist es in deiner Welt immer so? Jemand macht etwas Nettes für dich und du bezahlst ihn dafür?“ wollte Stiles wissen. Derek zuckte mit den Schultern und er sah aus, als schäme er sich ein bisschen: „Na ja... ja! Meistens schon!“ bekannte er. Stiles schüttelte den Kopf und wollte etwas erwidern, doch da hielten sie auch schon vor dem Schloss von Deucalion Barnes und seiner jungen Verlobten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)