Erinnerungen an ein Palastleben von C-T-Black ================================================================================ Kapitel 38: Ein kleines Stückchen Himmel ---------------------------------------- Mit Michihito hatten sie ein Treffen vereinbart, dass stattfinden würde, sobald das Chaos des Kampfes beseitigt und wieder Ruhe in die Stadt eingekehrt war. Nachdem sie sich von ihm verabschiedet hatte, hatte Rin auch mit Isami und Terumoto gesprochen. Hatte sich für die Hilfe bedankt und ihre eigene Hilfe angeboten, sollten sie diese jemals brauchen. Mit Sesshōmaru an ihrer Seite hatte sie zugesehen, wie die beiden ihre Truppen wieder zur Ordnung gerufen hatten und aus der Hauptstadt abgezogen waren. Danach hatte sie sich vorerst von ihren Brüdern verabschiedet. Es war ein tränenreicher Abschied, doch er würde nicht für immer sein. Sie wollte jetzt nur wieder nach Hause und dort all die schrecklichen Dinge vergessen, die ihnen wiederfahren waren. Kaum außer Sichtweite von ihren Brüdern, hatte Sesshōmaru Rin auf seine Arme gehoben und hatte sich mit ihr auf den Heimweg gemacht. Dicht gefolgt von Jiyū, die immer noch ihren kleinen, schlafenden Jungen in den Armen hielt. Sie hatten die Stadt kaum verlassen, da hatte die Erschöpfung von Rin Besitz ergriffen und sie hatte das Bewusstsein verloren.     Rin wusste sofort wo sie war. Sie spürte Sesshōmarus Hand, wie sie über ihre Seite nach vorne über ihren Bauch glitt. So, dass er sie nah bei sich halten und seine Nase an ihren Nacken drücken konnte. Sie spürte seinen Atem über ihre Haut kitzeln und lächelte unwillkürlich. Einen Augenblick lag sie noch genießerisch da und tat so als würde sie schlafen, bevor sie doch etwas sagen musste. „Das habe ich vermisst… Ich habe dich vermisst.“ Sesshōmaru küsste ihren Nacken, bevor er seinen Arm etwas lockerte, um es Rin zu ermöglichen, sich zu ihm umzudrehen. „Ich werde dich nicht noch einmal verlieren. Dessen kannst du dir sicher sein.“, entgegnete Sesshōmaru ernst. Das Funkeln seiner Augen sagte Rin genau, wie ernst er seine Worte meinte, weshalb sie eine Hand ausstreckte und seine Wange streichelte. Sie war wieder Zuhause. In ihrem Palast über den Wolken. Einem Bauwerk, das niemand so leicht angreifen oder einnehmen konnte. Eine Festung, die seine Einwohner vor allen Gefahren der Welt schützte. „Wie lange habe ich geschlafen?“, fragte Rin. Ein Schatten des Schmerzes huschte über Sesshōmarus Gesicht. Nur für den Bruchteil einer Sekunde sichtbar und hätte Rin geblinzelt, wäre er ihr entgangen. Doch sie hatte es ganz genau gesehen. „Eine Woche.“ So lange. Rin senkte kurz ihren Blick. Die Ereignisse im Schloss mussten ihren Körper noch mehr zugesetzt haben, als sie geahnt hatte. Und dann kam ihr noch etwas anderes in den Sinn und sie sah wieder zu Sesshōmaru auf. „Unser Kind?“ „Dort.“ Sesshōmaru lenkte ihren Blick zu einem kleinen Bettchen, das neben ihrem eigenen stand. Im sanften Mondlicht konnte Rin ihren Sohn darin schlafen sehen. Erleichterung durchströmte sie, als sie sah, dass ihrem Kleinen wirklich nichts passiert war und er hier bei ihnen war. Am Leben. „Er schläft so friedlich. Als könnte ihn nichts auf der Welt stören oder gefährlich werden. Als hätte er vor nichts Angst.“ Rin wand sich wieder Sesshōmaru zu und schmiegte sich an seine Brust. „Damit kommt er ganz nach seiner Mutter.“, antwortete dieser und Rin konnte den Stolz aus seiner Stimme heraushören. „Da er seine Yōkai-Kräfte von dir hat, bin ich froh, dass er wenigstens ein bisschen nach mir kommt.“, entgegnete Rin und konnte ein glückliches Lächeln nicht zurückhalten. Sesshōmarus Lippen lagen auf Rins, bevor sie überhaupt wusste was geschah. Völlig überraschend küsste er sie und es dauerte einen Moment, bevor sie reagieren konnte und ihre Lippen für ihn öffnete. Begierig ergriff er von ihrem Mund besitz und drängte sie zurück auf die Matratze. Ein genießerisches Seufzen entrang sich ihrer Kehle, als sie sein Gewicht auf sich spürte. Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und hielt ihn fest, während sie dem Drängen seiner Zunge entgegen kam. Ihr Atem ging flach, als sich Sesshōmaru von ihr löste und sie hielt ihn fest, damit er sich nicht allzu weit von ihr zurückzog. „Wofür war der?“, fragte sie immer noch etwas atemlos. Bedächtig strich Sesshōmaru eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht und schien sich dabei jeden noch so kleinen Millimeter von ihr ins Gedächtnis einzubrennen. „Ich hatte nicht erwartet dieses Lächeln noch einmal zu sehen. Dieses Leuchten in deinen Augen, dass mich in den letzten Monaten bei Verstand gehalten hat.“ Dieses ehrliche Geständnis jagte Rin einen Schauer über den Rücken. Sesshōmaru sprach selten offen über seine Gefühle. Oder im Allgemeinen über Dinge, die ihn beschäftigten. Wenn sie allein waren, noch mehr, als wenn sie beobachtet werden konnten, doch auch allein hielt er sich eher zurück. Dass er jetzt so frei sprach, machte Rin klar, wie viel ihm das wirklich bedeutete. Langsam ließ sie ihre Hand von seinem Nacken auf seine Wange wandern. Sie spürte seinen gleichmäßigen Puls unter ihrer Hand, seine warme Haut unter ihren Fingerspitzen und die etwas wärmere Yōkai-Zeichnung. „Ich habe die Zelle gesehen, in der sie dich gefangen gehalten hatten. Ich habe gespürt… was sie dir angetan haben… Auch wenn ich mich nicht erinnern konnte. Diesen Schmerz kann ich noch jetzt empfinden, wenn ich daran denke –“ Rin unterbrach sich, indem sie sich auf die Unterlippe biss. Sie wollte wissen, was Sesshōmaru zugestoßen war, doch vielleicht war es nicht klug so damit anzufangen. Jetzt damit anzufangen. Sie hatten doch wieder alle Zeit der Welt, deshalb holte sie kurz Luft und fing noch einmal an. „Als unser Winterpalast angegriffen wurde, dachte ich meine Welt würde zerbrechen. Als ich dich sah, umzingelt von schwarzen Soldaten. Verwundet. Damals bin ich geflohen, doch egal an wie wenig ich mich danach erinnern konnte… Ich habe immer gespürt, dass du noch irgendwo da draußen bist. Das du lebst und kämpfst. Und das wollte ich auch tun. Ich wollte leben und kämpfen, um an deine Seite zurückkehren zu können. Und ich habe nicht aufgegeben. Genauso wie du nicht aufgegeben hast. Beim Kampf vor dem Kaiserpalast. Als ich dich wieder in der gleichen Situation sah, wie beim Angriff auf unseren Palast, da wusste ich, dass ich mein Leben dafür geben könnte. Für diesen Mann, der alles getan hatte, um mich zu finden. Ich war und bin es immer noch. Bereit alles zu tun, um an deiner Seite zu sein. Du bist mein Leben. Ohne dich könnte ich nicht sein. Also bin ich bereit alles zu geben, um dich am Leben zu wissen.“ Sesshōmaru wand den Blick ab, als Rin sprach und doch konnte sie das Flackern seiner Augen sehen. Wie das Weiß immer wieder vom Rubinrot seines inneren Yōkais abgelöst wurde. „Wie vom ersten Tag an ist es mir immer noch ein Rätsel, was du in mir siehst, Rin. Was du glaubst, was ich bin… So viel Loyalität und Aufopferungsbereitschaft habe ich keine Sekunde lang verdient.“ „Doch, das hast du!“, unterbrach Rin ihn. Mit einer Hand zwang sie ihn dazu, sie wieder anzusehen, bevor sie weiter sprach: „Du bist liebevoll und stellst mich über alle anderen. Selbst wenn du ein anderes Ziel verfolgst, sorgst du stets dafür, dass er mir gut geht. Und mir geht es wirklich sehr gut. Du bist zärtlich und einfühlsamer, als du vielleicht glaubst. Nimmst immer Rücksicht auf meine zu vielen menschlichen Schwächen und förderst all meine Talente. Ich könnte mir niemand anderen an meiner Seite vorstellen als dich, Sesshōmaru.“ Ein Knurren entrang sich seiner Kehle, als das Rot in seinen Augen für einen Moment gewann und sein innerer Yōkai die Kontrolle übernahm. Er drückte seine Stirn an Rins und atmete tief ein. Rin schloss ihre Augen und neigte ihren Kopf zurück, so dass ihre Lippen seine streiften. „Ich liebe dich, Sesshōmaru.“, hauche sie an seinem Mund. Die Kontrolle wieder zurückerlangt, sah Sesshōmaru sie aus diesen Augen an, die wie flüssiges Gold leuchteten. Mit diesem brennen, dass in Rin ein Feuerwerk entzündete. Und dann verschlossen seine Lippen erneut die ihren. Diesmal zögerte Rin keine Sekunde. Sofort erwiderte sie den Kuss. Gab sich ihm hin und forderte gleichzeitig so viel mehr. Immer und immer wieder küsste er sie. Wie ein warmer Sommerregen prasselten sie auf sie hernieder. Von ihren Lippen über ihren Hals und tiefer. Sesshōmaru zog den Saum ihres Kimonos weiter auseinander und küsste sich bis an den Ansatz ihrer Brüste hinunter, bevor er aufhörte. Mit einem frustrierten Seufzen sah Rin zu ihm hinab. „Wieso hörst du auf?“ Das leise Geräusch, das über seine Lippen drang, als er sich wieder neben sie legte, konnte Rin nur als Kichern interpretieren. Was ihr sagte, dass sie wohl verzweifelter geklungen hatte, als sie das beabsichtigt hatte. „Dein Kami-Freund sagte mir, dass du Ruhe brauchst. Auch wenn es aussieht, als hätte er deine Verletzungen geheilt. Innerlich muss dein Körper immer noch verarbeiten, was ihm widerfahren ist. Deshalb muss das erst einmal reichen. Ich werde dir noch früh genug zeigen, wie sehr ich dich vermisst habe und wie sehr ich dich brauche…“ Sesshōmarus Worte trafen Rin wie ein Stich ins Herz. Sie ließ ihre Hand in seine gleiten und verschränkte ihre Finger mit seinen. „Danke… Dass du mich zurück an deine Seite geholt hast. Dass du nicht mehr glaubst, dass ich bei den Menschen besser aufgehoben wäre…“ „In all der Zeit habe ich gelernt, dass ich dich sowieso nicht loswerde. Egal was ich versuche… Also habe ich mich mit dem Gedanken angefreundet.“ Rin hielt sich eine Hand vor den Mund, um bei seinen teilnahmslos klingenden Worten nicht lachen zu müssen. Denn sie spürte ganz genau wie viel Liebe sich hinter seinen Worten versteckte. Es tat so gut, wieder bei Sesshōmaru zu sein. „Erzählst du mir irgendwann, was dir in den letzten Monaten passiert ist?“ Lange schwieg Sesshōmaru auf diese Frage und Rin dachte schon, er wäre eingeschlafen. Doch dann drang seine Stimme wieder durch die laue Nachtluft. „Wir werden sehen.“ Damit konnte sie leben. Immerhin war das kein nein. „Aber vorher musst du mir alles über diese Brüder von dir erzählen.“ Rin musste Lachen, als sie hörte wie Sesshōmaru das Wort Brüder aussprach. Als wären sie ein böser Fluch, den man schnellstmöglich loswerden musste. Eine Plage, die einen nur heimsuchte und nichts Gutes bedeutete. „Das werde ich.“, versprach Rin. Mit dieser Antwort scheinbar zufrieden wand sich Sesshōmaru wieder Rin zu und zog sie an seine Brust. „Morgen. Jetzt musst du erst noch etwas schlafen um wieder zu Kräften zu kommen.“, erklärte er sich und hauchte ihr einen Kuss in die Haare. So als hätte ihr Körper damit den Befehl erhalten wieder zu schlafen überkam Rin eine große Müdigkeit und schon kurz darauf war sie in den Armen ihres geliebten Ehemannes wieder eingeschlafen.     Den ganzen darauffolgenden Tag sorgte Sesshōmaru dafür, dass Rin ihr Zimmer nicht verließ. Er ließ ihr Frühstück bringen und verbrachte den ganzen Tag mit ihr und ihrem Kind im Bett. Sie redeten. Oder eher, Rin redete. Lange und ausführlich über alles, was ihr geschehen war. Sie sprach von ihren Brüdern, ihrer Mission im Westen, vom Leben in der Hauptstadt und der Suche nach Sesshōmaru. Sie ließ kein Detail aus und Sesshōmaru hörte ihr zu, bis sie damit endete, in seinen Armen aufgewacht zu sein. „Auch wenn all das erst passiert ist. Wenn ich hier bin, fühlt sich das alles an wie ein mehr oder weniger schlechter Traum.“, erklärte sich Rin und ergriff Sesshōmarus Hand. Dieser verschränkte wie selbstverständlich seine Finger mit ihren und sah von ihren Händen in ihre Augen. Das Gold seiner Augen befand sich gerade an der Grenze zu diesem flüssigen Schimmer, der Rin gerne einen Schauer über den Rücken jagte. Ihr Mund wurde trocken, als Sesshōmaru seinen Blick nicht abwand und es war letztlich Rin, die ihre Stirn an seine Brust drückte, um seinem Blick zu entfliehen. „Hat dir Yahata gesagt… wie lange… sich mein Körper schonen muss?“, fragte sie peinlich berührt und sie spürte wie Hitze in ihre Wangen stieg. Sesshōmaru stieß seinem Atem aus, was Rin nur als amüsiertes Lachen interpretieren konnte. Mit seiner freien Hand strich er über ihr Haar, bevor er einen Kuss darauf hauchte. „Länger als mir lieb ist.“, war seine einfache Erklärung und Rin sah überrascht zu ihm auf. Als sich ihre Blicke erneut trafen, verflüssigte sich das Gold in seinen Augen. „Vielleicht sollte ich gehen, bis es dir besser geht.“, begann Sesshōmaru und machte Anstalten tatsächlich das Bett zu verlassen. „Auf keinen Fall!“, widersprach Rin sofort und hielt Sesshōmarus Hand fest. „Ich werde brav sein, aber geh nicht weg.“ Ihre Bitte klang mehr wie ein Flehen, doch es war ihr egal wie beschämend das auch war. Wenn Sesshōmaru nicht an ihrer Seite war, fühlte sich Rin, als würde ein Stück ihrer selbst fehlen. Dann schlug ihr Herz unregelmäßig und sie wurde furchtbar unruhig. So, dass sie keinen Frieden finden konnte, bis er nicht zurück an ihrer Seite war. Sesshōmaru zögerte einen Moment, bevor er zurück an ihre Seite kam. „Keine Angst. Ich werde dich nicht verlassen. Nie wieder. Das schwöre ich dir.“, hauchte er dabei. So beruhigt schmiegte sich Rin an ihn und genoss das beruhigende Gefühl Vollständig zu sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)