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Erinnerungen an ein Palastleben

von

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Ein Licht in der Finsternis

Es war wie ein Déjà-vu, als Rin den Blick über den Vorhof des Palastes gleiten ließ, bis sie schließlich ihren Ehemann ausfindig gemacht hatte. Sesshōmaru war gefangen im Nebel des Betäubungsmittels und umzingelt von unzähligen Soldaten, die ihre Feuerwaffen auf ihn gerichtet hatten. Blut aus mehreren Schusswunden tränkte seine Kleidung und den Boden zu seinen Füßen. Es kam ihr so vor, als würden ihn diese Wunden stärker zusetzen als es gewöhnliche Wunden taten.

Was jedoch nicht verwunderlich war, sollte ihre Vermutung stimmen. Seit Rin die alte Kugel in Fuyus Laden gefunden hatte, dachte sie darüber nach. Die Kokuryū benutzten mit Sicherheit Kugeln, die mit einer dünnen Schicht Midori Yakubarai überzogen waren. Den Steinen, die auch in Sesshōmarus Gefängnis angebracht gewesen waren und eine unsagbare Gefahr für jeden Yōkai darstellten. Sesshōmarus aktueller Zustand schien das zu bestätigen.

Die Soldaten setzten zu einem neuen Schuss an und Rin stand viel zu weit entfernt, um ihrem Ehemann helfen zu können. Ihren Stab in Händen lief sie bis ans Ende er obersten Terrassenebene und schlug dort ihren Stab auf den Boden. Sie war sich nicht sicher, ob sie die Distanz überbrücken konnte, doch sie würde nicht hilflos zusehen, wie diese Soldaten ihren Ehemann verletzten.

Noch unentdeckt, konzentrierte sie all ihre Macht in den Stab und schickte einen Blitz los, der die Männer, die Sesshōmaru am nächsten standen, ausschalteten. Über die Kämpfenden hinweg suchte Sesshōmaru ihren Blick und ihr Herz setzte einen Schlag aus.

„Sesshōmaru…“, hauchte sie ehrfürchtig und endlich erkennend.

So als hätte er dieses Flüstern über die Menge hinweg vernommen, knurrte Sesshōmaru entschlossen auf und griff das Heft seines Katanas fester. Er gab sein Bestes, um das hier zu beenden und zurück an Rins Seite zu gelangen. Das wusste sie und sie würde genau das Gleiche tun. Auch wenn sich die Ereignisse zu wiederholen schienen, diesmal würden Rin kämpfen. Diesmal würde sie nicht fliehen.

Die Soldaten, die zwischen ihnen standen, wandten ihre Aufmerksamkeit jetzt ebenfalls auf Rin. Einige lösten sich aus der Gruppe und stürmten auf sie zu. Doch das war ihr gleich. Sie wollte Sesshōmaru um jeden Preis beschützen.

Erneut schlug sie ihren Stab auf den Boden und traf damit weitere Männer des Taishō. Doch es reichte nicht aus um sie soweit zu reduzieren, dass Sesshōmaru sie allein besiegen könnte. Deshalb griff sie immer und immer wieder an, bis ihr Atem flach ging und sie sich auf ihren Stab stützen musste um nicht in die Knie zu gehen.

Lieber würde sie sterben, als Sesshōmaru noch einmal zu verlieren. Also kämpfte sie weiter. Wehrte Reihen um Reihen von Soldaten ab und versuchte irgendwie genügend Raum für ihren Ehemann zu schaffen, damit dieser den Rest erledigen konnte.

Den Rücken gedeckt von Benjiro und Isami und ihren Leuten gelang ihr das eine Zeit lang recht gut, doch plötzlich schoss dieser unbeschreiblicher Schmerz erneut durch ihren Körper. So heftig, dass sie einen Schrei nicht unterdrücken konnte. Es fühlte sich an, als wäre sie von einem glühenden Katana aufgespießt worden. Von ihrem unteren Rücken schoss der Schmerz in ihren Unterleib und sie klammerte sich an ihren Stab, um nicht zu fallen.

„Imōto-san!“, schrie Benjiro.

Er konnte jedoch nicht an ihre Seite eilen, da er eine neue Welle an Soldaten auf Abstand halten musste.

„Schon… okay.“, erwiderte Rin atemlos.

Für einen Moment musste sie die Augen schließen und sich ganz auf ihre Atmung konzentrieren, um nicht das Bewusstsein zu verlieren. Dieser Schmerz verhieß nichts Gutes. Genau so wenig, wie das Gefühl von warmer Flüssigkeit, die ihre Beine hinunter floss. Unwillkürlich legte sie eine Hand auf ihren gewölbten Leib und betete zu jedem, der ihr zuhören würde um Kraft und noch etwas Zeit. Sie konnte noch nicht aufgeben.

„Benjiro. Ich will das ihr alle von hier verschwindet… sollte es nicht gut enden.“, wies Rin ihren Bruder an.

„Was redest du denn da?“, fauchte dieser sofort zurück.

Aufgeben. Fliehen. Das waren Dinge, die er niemals in Betracht ziehen würde. Keiner ihrer Brüder. Nicht noch einmal. Trotzdem musste Rin das von ihnen Verlangen. Erneut. Sie ließ ihren Blick über die drei Terrassenebenen des Palastes wandern und über all die Freunde, die hier für sie standen und kämpften.

Isami mit ihrer Yōkai Armee. Terumoto mit seinen Reitern. Die Yōkai aus dem Waldversteck. Tetsuo und Reiji, mit den übrigen Soldaten des Palastes. Jiyū und alle kampffähigen Bewohner ihres Palastes. Und natürlich ihre Brüder. Wenn sie sah, wer hier alles an ihrer Seite kämpfte, dann konnte sie es immer noch nicht glauben. Es war ihr ein Rätsel, wie sie es geschafft hatte, all diese Leute für sich zu gewinnen, doch es war ihr eine Ehre, dass sie auf ihren Ruf geantwortet hatten. Wie also konnte Rin sie da im Stich lassen?

„Isami, Terumoto und die Anderen brauchen jemanden, der sie führen und beschützen kann. Keiner ist dafür besser geeignet als meine drei Brüder. Also bitte! Versprich mir, dass ihr sie rettet, falls es mir nicht möglich ist.“, erklärte sie ruhig.

Benjiro streckte gerade den letzten Soldaten nieder, bevor er zu Rin herum wirbelte.

„Verlang das nicht von uns!“

Die Tränen in seinen Augen schnürten Rin die Kehle zu. Am ganzen Leib zitternd trat sie auf Benjiro zu und legte ihm eine Hand an die Wange. Seine Augen wurden groß, als sein Blick auf etwas direkt hinter ihr auf dem Boden fiel.

„Imōto-san?“

Seine Stimme bebte und Rin wusste nur zu genau, was er sah. Der Strom an Blut, welcher unaufhörlich über die Innenseite ihrer Beine floss, hatte nicht nachgelassen und ihr Kind war so furchtbar still geworden. Sie spürte es nur zu deutlich. Die Finger des Todes, die nach ihnen beiden Griffen.

„Ich liebe euch, wie meine echten Brüder, Nii-san.“, sagte Rin, bevor sie Benjiros Kopf zu sich zog und einen Kuss auf seine Stirn hauchte.

Danach wand sie sich ab und trat zurück an den Rand der obersten Terrasse.

Die Soldaten setzten Sesshōmaru wieder mehr zu und hatten den Kreis um ihn herum drastisch verkleinert. Die Kombination aus dem Gas und den Kugeln, die er bereits abbekommen hatte, taten ihm nicht gut. Schlimmstenfalls würde er hier, zusammen mit ihr, sein Ende finden. Doch Rin wollte dass er lebte. Sie alle sollten Leben.

Noch einmal griff sie ihren Stab mit beiden Händen und atmete tief ein. Sie hob ihn weit über ihren Kopf und das Sonnenlicht, das sich darin brach, musste Sesshōmarus Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben, denn sein Blick schoss augenblicklich zu ihr. Mit Tränen in die Augen, aber einem breiten Lächeln, sah sie ihren geliebten Ehemann an und für den Bruchteil einer Sekunde war es, als bestünde keine Distanz zwischen ihnen.

Zum ersten Mal, seit sie sich beim Angriff auf ihren Palast getrennt hatten, standen sie sich wieder gegenüber. So wie es sein sollte. Sesshōmaru in seiner menschenähnlichen Gestalt und Rin mit ihrer vollen Erinnerung. In einem vollständig friedlichen Moment. Das machte sie so Glücklich, dass ihr die Tränen überliefen.

„Ich liebe dich.“, hauchte sie, bevor sie ihren Stab mit aller Gewalt auf den Boden schlug.

Sesshōmaru streckte ihr eine Hand entgegen und rief etwas, doch sie hörte ihn schon nicht mehr.

 

‘Dem menschlichen Körper sind Grenzen gesetzt. Vor allem was den Gebrauch von Magie angeht. Wir können diese Grenzen zwar ein kleines Stück weit dehnen und strecken. Langsam können wir so dass uns mögliche erweitern. Doch es gibt einen Punkt, über den wir nicht hinaus kommen. Einen Punkt, an dem uns die Magie verschlingt, wenn wir ihn erreichen.‘

Kaede hatte das sehr früh in ihrer Ausbildung zu ihr gesagt und die Ernsthaftigkeit und der Nachdruck in ihrer Stimme hatten dafür gesorgt, dass Rin diese Worte niemals vergessen hatte. Ihr O-Mamori hatte ihre Grenzen um einiges erweitert, doch was sie jetzt vor hatte, würde selbst diese Grenzen sprengen.

Alle Magie, die ihr noch zur Verfügung stand. Alles, was sie aus ihrer Umgebung bündeln konnte. Selbst die Magie ihrer Freunde. Alles saugte sie in sich auf und kanalisierte sie in ihrem Stab. Und all diese Kraft entließ sie auf einmal, zusammen mit einem Schrei, der deutlich machte, dass sie nicht kampflos aufgeben würde.

Schmerz schoss durch ihren Körper. Zerriss sie förmlich in zwei Teile, doch sie hielt sich an ihrem O-Mamori-Stab fest und ließ nicht los. Sie schrie und schrie und schickte gleißendes Licht aus ihrem Stab, der den Platz überflutete. So hell, dass selbst die Unmengen an Blut zu ihren Füßen wie flüssiges Silber wirkten. Glühende Finger rissen an ihrem Kind, an ihrer Wirbelsäule, an jeder Faser ihres Körpers. Sie verbrannte und erfror gleichzeitig und als das Licht ihres O-Mamoris langsam verblasste spürte sie noch, wie ihr der Stab aus den Händen glitt.

Vor dem Aufprall auf den Boden wurde bereits alles schwarz.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

ein neues Kapitel und ein neues Drama. (Sorry, aber das musste einfach noch sein xD).
Während den ganzen letzten Kapiteln habe ich eure Kommentare gelesen und musste mich so zusammenreisen diese Wendung nicht zu spoilern… Ich bin froh, dass sie jetzt endlich raus ist und höre natürlich gerne wieder mit einem Cliffhanger auf ^^ (manchmal erschreckt mich meine böse Ader auch selbst *lach*)

Wir lesen uns nächste Woche!

Gruß
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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Kandy2015
2019-07-29T20:49:08+00:00 29.07.2019 22:49
Jetzt war ich so froh noch ein Kapitel zu haben und dann so was....
Warum quälst du uns so...😣
Das ganze ist doch jetzt nicht dein Ernst?!😦😢
Guck das du schnell das nächste Kapitel schreibst😡😤.

Von:  Sakura_Sira
2019-07-29T09:02:46+00:00 29.07.2019 11:02
Das kannst du sessi nich antun. Weder bei frau noch kind
Schnieffffffff
Von:  Anitasan
2019-07-27T20:18:01+00:00 27.07.2019 22:18
Wow.
Einfach super geschrieben.
Hoffentlich überlebt Rin.
Schreibe schnell weiter.
Bis zum nächsten Mal.
LG Anitasan 😘


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