Habia Edibility Lux von LacrimaDraconis ================================================================================ Episode II: Mein Heimatland für Aspirin! ---------------------------------------- Resident Evil : Habia Edibility Lux Episode II: Mein Heimatland für Aspirin! - [Spanien, Sitz der Los Illuminados, eine Woche zuvor] Samtstaubig schleifend schwebte die schwarze Morgenrobe des intriganten Plagalords über die spiegelnden Marmorgänge des Schlosses. Missmutig sah er dem Faltenfall seiner Kleidung zu. Missmutig zum Einen, weil schwarz nicht seine bevorzugte Farbe war. Natürlich galt ihr die Wahl des Bösen im Zweifelsfall, doch wo blieb die Individualität? Wo blieb der Charme? Und wo blieb der Effekt, der seine Augenringe kleiner wirken ließ? All das schaffte nur die Farbe der Kaiser, Könige und Kardinäle. Die Farbe, die laut Tiefenanalyse am besten zu ihm passte. Die Farbe, von der es in dem Psychologiebuch, das Doktor Salvador ihm zum Geburtstag geschenkt hatte, eindeutig hieß: LILA: Erhöhte Spiritualität im Verhältnis zum Blau, noch tiefere Hingabe, Edelmut, äußerste Opferbereitschaft, sehr tiefe Religiosität. Selbstlosigkeit. Interesse für religiöse Probleme, Suche nach Reinheit, authentische spirituelle Entwicklung, Neigung zum Okkultismus Warum aber hatte sein Waschmittel kein Verständnis dafür? Warum konnte er ganze Dörfer unter seine Kontrolle bringen und schaffte es dennoch nicht, die Weißwäsche von der Buntwäsche trennen zu lassen? Überhaupt, warum konnte man nicht einfach zwei verschiedenfarbige Kleidungsstücke in einem Waschgang bearbeiten, ohne dabei beide vollkommen zu ruinieren? Und wenn es schon nicht ging, warum wollten sich seine Bediensteten das einfach nicht merken? Die Antwort auf diese Fragen kannte Osmund Saddler nicht. Was er jedoch kannte, war der zweite Grund für seinen Missmut. Dieser hing nämlich unmittelbar mit soeben erwähnten Dörfern und der Kontrolle über sie zusammen. Sicher waren es die Plagas, die einen großen Teil der Arbeit leisteten, doch irgendwo setzte auch sein Wille ein, mit dem die wachsende Horde dummer Untertanen kontrolliert werden mussten. Und übte man diese psychische Kontrolle 24 Stunden am Tag aus, noch dazu 7 Tage in der Woche, dann führte das früher oder später unweigerlich zu einem unliebsamen Resultat: Mörderische Kopfschmerzen. "Aspirin!" flehte der Lord seinen nichtexistenten Gegenüber heiser an, als er die hölzerne Türe der heruntergekommenen Schlossküche mit lautem Knarren öffnete. Er wusste, dass es in diesem Kaff schon lange kein Aspirin mehr gab und er wusste auch, dass ohnehin keiner seiner Untertanen einen ausreichenden IQ gehabt hätte, ihm die komplexe Bitte nach dem Medikament zu erfüllen. Trotzdem war die Vorstellung eines aufrecht gehenden Spaniers, der ihm nach einem kurzen "Kommt sofort, mein Lord!" die gewünschte Tablette reichte, einfach zu schön, um sich nicht wenigstens für einen Moment in ihr zu verlieren. Osmund Saddler seufzte. Kein Aspirin? Es gab doch nicht einmal mehr mehr als ein Duzend Spanier, die dieses Wort aussprechen, geschweigedenn es in einem korrekten Satz verwenden konnten. "NNNHHHH!! HNNNN!!! HNNGHHHH!! GNNNAAAHHHHH!" ächzte der in der Küche stehende Garrador verwirrt. Weder das Konzept eines Toasters noch die Tatsache, dass seine Klaue sich darin verfangen hatte, konnte er so recht begreifen. Durch Schreie ließ der toastende Feind sich nicht abschütteln und so war es ein Sprint gegen die harte Steinwand, die das Problem der Kreatur wenigstens temporär löste. Noch lauter seufzend warf Lord Saddler einen flüchtigen Blick auf den Garrador, der sich selbst und seinen besten und liebsten Toaster außer Gefecht gesetzt hatte. Kopfschüttelnd suchte er das Regal nach einem brauchbaren Brotmesser ab, als ein erneutes Knarren der Türe ihn dazu brachte, sich abrupt umzudrehen. "¡Hola! Was suchen zwei reizende Frauen wie ihr an einem Ort wie diesem, noch dazu um diese Zeit?" Ratloses Sabbern machte dem Plagalord schnell klar, dass weder Isabel noch Maria, zusammenfassend bekannt als die Bella Sisters, in nächster Zeit auf seinen Flirtversuch anspringen würde. Zugegeben gab es bessere Angebote als ihn auf dem Junggesellenmarkt, aber in diesem hirnlosen Haufen versiechter Stümper hätte es selbst für Brad Pitt und Angelina Jolie nicht mehr als einen Zierplatz an der Wand einer Holzhütte gegeben. Live und mit einer Mistgabel im Gesicht und keineswegs in Posterform, wie es der standardisierte Teenager zu handhaben pflegt. Gelangweilt beobachtete Saddler, wie die zwei Spanierinnen sich demütig gebückt ihren Weg durch die Küche bahnten und vor der Lebensmittelkammer anhielten, um ihr Vorhaben mechanisch auszuführen. ,Ich hätte ihnen nie diese Benzinkettensäge schenken dürfen, aber wenigstens ist mir jetzt klar, wohin das Speiseöl ständig verschwindet', dachte Saddler und schenkte sich ein Glas Tequila ein, in der grausamen Gewissheit, dass es nicht das Letzte an diesem Tag sein würde. "¡Tengo hambre!" "¡Callate! Ah, buenos días, oh wunderbarer Lord!" "Lord Saddler! Alkohol auf nüchternen Magen schadet der Gesundheit und Ihr solltet doch wissen, wie sehr Eure Gesundheit uns allen am Herzen liegt!" Er hatte das Knarren der Türe ignoriert. Drei Mal hintereinander. Warum nur schien diese Strategie bei den nun qualvoll zu seinem Ohr dringenden Stimmen nicht zu funktionieren? "Deine Ratschläge waren erträglicher, als du deine Plaga noch hattest" "Sie war rechthaberisch und ungebildet, aber sobald eines der Tierchen seine Diplomarbeit geschrieben hat, bin ich gerne bereit, diese Symbiose erneut einzugehen" "Du hast kein Recht, die Trinkgewohnheiten unseres wundervollen Lords zu kritisieren und wenn ich du wäre, würde ich mein loses Mundwerk zügeln, bevor es dir das Genick bricht" "Ach herrje, was willst du denn tun? Die anderen sechs Zwerge auf mich hetzen?" "Reiß dich zusammen, Luis. Ramon arbeitet sicher doppelt so hart für Lord Saddler wie du!" "Dafür ist er aber auch nur halb so groß!" "Na warte, vorlauter Bengel!" "Bengel?? Ich bin immer noch älter als du, du eingelaufener- AUA! ER HAT MICH INS KNIE GEBISSEN!!" "Warum bin ich neben diesen Idioten eigentlich nur Bürgermeister?" "Ich mach aus dir einen Golfball, du schäbiger-" Donnernd krachte eine Reihe Regale auf den Boden und sowohl die Bella Sisters als auch der inzwischen zu sich gekommene Garrador samt Toaster suchten so schnell wie möglich das Weite. Ramon Salazar, Luis Sera und Bitores Mendez unterbrachen ihren Zwist für eine beeindruckende Immitation der Holzregale, bei der sie sich ebenfalls zittrig auf den Boden warfen und dort verharrten wie eine Gruppe gefangener Erdmännchen, die vergeblich darauf hoffte, dass die nahende Schlange sich vielleicht doch noch von ihrem Bau abwenden würde. In Osmund Saddlers Augen leuchtete inzwischen in voller Wut der Blick eines Restaurantkritikers, in dessen Suppe sich nun zum wiederholten Male eine saftige Fliege aalte. Die Kopfschmerzen verhärteten seine Gesichtszüge nur und hätte der tapferste Mann der Welt ihn nun angeblickt, wäre er schreiend in das nächste Gebüsch geflohen. Möglicherweise wegen just jener Mimik, möglicherweise aber auch wegen dem riesigen Skorpionstachel, den der Lord bedrohlich über seinen Handlangern kreisen lies. "Salazar, das Schloss gehört dir. Ich verlange, den Rest des Tages nicht gestört zu werden" Kein weiteres Wort. Kein Blut, keine gequälten Schreie. Nur das sich entfernende Schleifgeräusch eines Morgenmantels. Und dennoch dauerte es selbst nach dem Knarren der Küchentüre noch eine gute Ewigkeit, bis die drei Illuminados sich wieder in eine senkrechte Position wagten. "Hat er wieder diese französischen Fischdinger gegessen? Ich weiß nicht warum, aber sie bekommen ihm einfach nicht. Ich glaube-" "Halt die Klappe, Ramon!" "Ich sage doch nur, dass-" "Das Schloss gehört dir" "Was?" "Was meinte er mit ,Das Schloss gehört dir'?" "Das Schloss ist seit Generationen in Besitz der Familie Salazar! Lord Saddler schätzt und würdigt meine-" "Oh nein, sag bloß er hat dem Zwerg die Leitung überlassen!" "Ich bin kein-" "Die Leitung?? Aber ich bin... außerdem würde das ja bedeuten, dass-" "Lord Saddler will uns verlassen?" [Amerika, Grand Hotel Sunset Surprise, zwei Tage später] Was hatte er sich nur dabei gedacht? Natürlich, damals schien die Weltherrschaft ein verlockendes Angebot darzustellen, doch wer hätte geahnt, dass der Weg dorthin so nervenaufreibend sein konnte? Sicher würde er seine Ziele schon bald weiterverfolgen, doch für den Moment... Beinahe verliebt sah Lord Saddler seinem sechsten Päckchen Aspirin zu, wie es sich langsam sprudelnd in einem Glas Wasser auflöste. Neben seinem liebevoll von unterbezahlten Putzkräften gemachten Doppelbett stand ein silberner Speisewagen, auf dem neben ein paar schmutzigen Tellern nur noch eine halbe Scheibe Toast auf eine reichhaltige Mahlzeit schließen ließ. Er hatte nicht einmal angedrohte Gewalt benötigt, um den weißen Standardbademantel des Hotels durch ein angemessenes lila Model ersetzen zu lassen. Tatsächlich war dies der schönste Tag in seinem Leben, seit er als junger, spanischer Schüler seinen ersten Klassenkameraden durch pure Suggestion in den Tod getrieben hatte. "OH LORD SADDLER! DA SEID IHR JA! WIR WAREN KRANK VOR SORGE!" ...jedenfalls hatte er das bis zu diesem Augenblick geglaubt. Und obwohl die Türe seines Hotelzimmers nicht gequietscht hatte, wusste er, dass es von jetzt an nur noch schlimmer werden konnte. "Wir dachten schon, wir würden Euch nie finden! Glücklicherweise kamen wir dann über die Wiederwahltaste zu Eurem Reisebüro und- alles in Ordnung, Eure Erleuchtetheit?" "Was habe ich gesagt? Wir hätten zu Hause bleiben sollen, wie ich-" "Pfft, du hast doch nur Angst vor deiner Gracia" "Angst?? Ich hätte mich lediglich besser gefühlt, wenn ich ihr noch eine Nachricht-" "Gracia? Wer ist Gracia?" [Spanien, Dorf im Gebiet der Los Illuminados, jetzt] "Wie konnte er mir das nur antun? MEIN EIGENER MANN!" "Gracia! Schätzchen! Bitte nicht die-" KLIRR! "...Vase" Wie ein Löwe in seinem Käfig stampfte die gutaussehende Spanierin in routinierten Bahnen durch das Zimmer ihrer Großmutter. Mit dem Unterschied, dass die Zerstörungswut des Löwen durch Gitterstäbe aufgehalten werden konnte. "Ich bin seine Frau! Ich habe ihn geliebt! Nein, sogar für ihn gekocht! Und was tut er?? Verschwindet einfach nach Amerika, ohne mir auch nur ein Wort zu sagen! WIE KONNTE ER NUR??" "Gracia, er ist Forscher! Seine Arbeit bei Lord Saddler verlangt- außerdem hast du doch selbst erst nach einer Woche bemerkt, dass er weg ist!" "KANNST DU DIR VORSTELLEN, WAS FÜR EINE BLAMAGE DAS FÜR MICH WAR?" KLIRR! Möglicherweise konnte Gracias Großmutter das. Die Familie hatte sich daran gewöhnt, dass Luis die meiste Zeit im Schloss Salazars oder auf der nahegelegenen Insel verbrachte, um dort an seinen Forschungen zu arbeiten. Gracia blieb deshalb unter der Woche zu Hause und wartete auf das Wochenende, an dem Luis nach Hause kam und sich für seine Abwesenheit entschuldigte, indem er mit Gracia- KLIRR! ,Vielleicht ist sie deshalb ja so verstimmt', wunderte sich die Großmutter und dachte an den Augenblick, in dem ihre Enkelin vollkommen aufgebracht die morsche Holztüre aus den Angeln gerissen hatte, um ihr tränenüberströmt zu erzählen, dass Luis dieses Wochenende nicht nach Hause gekommen war. Und nicht nur das, nein. Sie hatte auch davon berichtet, wie sie sich selbst auf den Weg zu Salazars Burg gemacht hatte, wie sie Zutritt zu dem Ort erlangen wollte, ihn jedoch von Flamingos bewacht vorfand. "DAS IST IRRSINN! DAS IST ABSOLUT- ich wollte ein Boot zur Insel nehmen, aber da war keines mehr! Wie-" "Vergiss, was dort drüben vorgeht. Du hast es doch gehört. Sie sind nach Amerika geflogen, weil-" KLIRR! Verzweifelt sah die alte Frau zu, wie das Scheitern ihrer Beruhigungsversuche die Anzahl ihres kostbaren Erbporzellans rapide dezimierte. Ihre Enkelin war schon immer eine aufbrausende Natur gewesen und als ehemalige Krankenschwester war ihr sofort klar gewesen, dass eine Hochzeit mit Luis Sera, dem damals begehrtesten Junggesellen des Dorfes, dem Blutdruck ihrer Enkelin auf die Dauer nicht gut tun würde. "Es...es ist ja nicht so, als wäre etwas gegen eine Geschäftsreise einzuwenden. Nicht...nicht unbedingt. Ich meine... ja, er hätte mir eine Nachricht... ABER FAKT IST DOCH, DASS ER MICH BETRÜGT!" "Gracia!" "Hast du gesehen, wie er Marias Kettensäge angestarrt hat?" "Gracia!!!" "Nein, das lasse ich mir nicht länger gefallen!" "Gracia, sei doch vernünftig! Du kannst mit ihm darüber reden, wenn er zurückkommt, aber was willst du jetzt schon tun? Es ist nun mal nicht so, als- Gracia? Was machst du mit dem Reiseprospekt? Nein.... oh nein! Gracia, leg den Telefonhörer weg!" "Ah, buenos días! Spreche ich mit der ,Uncle Sam's Cheapest' Reiseagentur?" "GRACIA!!!" - - - - - - - - - - - - Wie kann sie nur? Mein Jott! *Hicks!* Ähm, will sagen: Wird Gracia ihrem Mann tatsächlich nach Amerika folgen? Wird ihre Großmutter die Vasen zusammenkleben können? Wie wird es den Illuminados in Amerika ergehen? Laufen Kettensägen auch mit Speiseöl? Hat Lord Saddler dem Zimmerservice genug Trinkgeld gegeben? Was zum Teufel hat dieses dämliche Kapitel mit dem Rest der Fiction zu tun? Und Flamingos, die Salazars Burg bewachen?? Hä?? Das, alles, mehr, oder und auch nicht in der nächsten Episode von Habia Edibility Lux Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)