Texte von Deregar ================================================================================ Kapitel 2: Mechanik der Gefühle ------------------------------- Es ist interessant, sie mit meinem besten Freund zu sehen, offiziell haben sie ja nichts mehr miteinander, aber da lodert die Flamme noch so heftig, dass selbst ein Blinder geblendet wäre. Ich empfand einmal etwas für sie. Und dann lange nicht mehr. Und jetzt wieder. Wieso? Wieso ist das so? Schicksal? Vorherbestimmung? Es ist einfach nur traurig. Jedes Wort, dass sie mit ihm spricht, jedes Mal, wenn sie ihn berührt, wenn sie ihn umarmt, jedes Mal, wenn sie ihn anlächelt, dann kommt es mir, als würden mich duzende glühende Klingen zerschneiden, getrieben von der Gier auf mein, von Trauer getränktes Blut, welches sie begierig zu trinken wünschen. Und jedes Wort, das sie mit mir wechselt, entflammt ein Feuer der Begierde, nach Freundschaft, nach Kontakt, nach Berührung, all das, was er von ihr erhält, all das, was sie ihm gibt, aber mir nicht. Und er würdigt es nicht. Er schwärmt von ihr, sagt mir, sie sei etwas besonderes, ohne zu wissen, was ich fühle. Ist wahrscheinlich meine Schuld, doch reden werde ich mit ihm nicht, nicht jetzt, vielleicht nie. Ich weiß, dass es nicht funktionieren würde, dass wir zu verschieden sind, sie ist so anders als ich, etwas besonderes, und ich weiß, dass es nie klappen könnte. Doch mein Gefühl ist dagegen. Wie kann etwas, wo ich so etwas fühle, wie kann so etwas falsch sein? Wie kann das sein? Schicksal? Eine Strafe, die mir auferlegt wurde? Wenn ja, was habe ich verbrochen, so bestraft zu werden, ich würde es gerne wissen. Mein Verstand gegen mein Herz, ein Kampf, der einem Kampf zwischen Göttern gleichkommt, zwei unsterbliche Hünen, die sich bekriegen und keiner könnte je gewinnen, denn beide sind sie ja unsterblich. In meinem Kopf sehe ich sie und mein Verstand, der erscheint vor mir und die Worte, die er spricht, sie sind klar und deutlich: Vergiss es, gib es auf, es würde nicht funktionieren. Doch dann meldet sich mein Herz zu Wort und zerschmettert die Argumente, die mein Verstand so mühsam zusammengewälzt hat, mit einem einzigen Satz, den es nicht einmal ausspricht, sondern mir einfach nur ihr Bild in mein Gedächtnis ruft. Und dann, dann stehe ich da, so klug wie vorher. Was soll ich denn tun? Weiter für sie schwärmen, sie ausführen, sie vergöttern und bewundern, eine Freundschaft aufbauen, eine Beziehung vielleicht, die dann von ihr zugrunde gerichtete wird, da es nicht funktioniert. Oder soll ich sie aufgeben? Ja, das sollte ich, ganz klar sollte ich das, nur wie? Indem ich sie ignoriere, über ihre Schönheit hinwegsehe, ihre Eleganz ignorieren, alles an ihr übersehen, was ich an ihr doch so liebe? Wie soll das gehen? Soll ich mir etwa in Ekstase die Augen herausreißen, in der Hoffnung, sie dadurch nicht mehr sehen zu müssen, meine Nerven lahm legen, um ihre Berührung nicht mehr spüren zu müssen? Oder soll ich mein Herz ausschalten, in der Hoffnung, so auch das Gefühl an sie auszuschalten? Ja, in unserer mechanischen Welt, da wünscht man sich einfach, auf einen Knopf drücken zu können, um alles auszuschalten. Das wäre nicht schlecht, die Menschen irren herum, als gefühllose Wesen, ohne zu fühlen, um nicht enttäuscht, um nicht gedemütigt zu werden, von der Liebe, der irgendwann doch die Enttäuschung folgt? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)