Paladin Buch 1 von Devalis ================================================================================ Kapitel 102: Kapitel 102 ------------------------ Kapitel 102 Sosuke kniff vor Schmerzen die Augen zusammen. Er kniete unter einen kleinen Wasserfall auf einen großen Stein. Das Wasser donnerte ihm mit voller Wucht und eiskalt auf die Schultern, das sie zum zerreißen gespannt waren. Sosuke war eiskalt, doch er sah dies als Teil seines Bußganges an. Ursprünglich hatte er versucht, mit sich ins Reine zu kommen. Doch er konnte sich immer noch an jedes Gesicht erinnern, das er getötet hatte. Er wollte sich erinnern, doch nun konnte er nicht mehr vergessen. Da erinnerte er sich an Erdna und Nimajneb, die Gründer des Imperiums. Es waren zwei Krieger gewesen. Unbezwingbar mit dem Schwert. Sie vertrauten sich blind und ohne zu zögern. Doch durch Verrat und Intrige hatten Lehnsherren damals die beiden auseinander gebracht, indem sie die Frau von Nimajneb, Ninaj, töteten. Nach einer gewaltigen Schlacht waren nur noch die beiden übrig, getränkt im Blut der Feinde. Beide waren bereit sich zu Töten, voller Hass und Zorn. An diesen Tag hatten ihre Klingen so viel Blut getrunken, wie keine andere vor ihnen. Sie kämpften als die letzten Überlebenden ihrer Armeen gegeneinander. Sie kämpften angeblich 4 Tage und Nächte. Doch in der vierten Nacht sanken beide auf die Knie. Beide waren diesen Kampf leid. Sie hatten zu oft sich aufeinander gestützt, zu oft im Kampf einander der Rücken anvertraut. Zudem hatten beide in diesen Kampf alles verloren, wofür sie fast 15 Jahre lang gearbeitet hatten. Beide hatten ihr Vermögen und ihren Clan verloren. Und beide wurden von ihren Lehnsherren verraten. Wie beide so in dem Blut ihrer Feinde und Kameraden knieten, nur der Vollmond erleuchtete das Schlachtfeld, beschlossen beide, etwas zu verändern. Sie hatten eine Vision von einen geeinten Reich. Führer, die das Volk achten, und so auch geachtet werden. Ein Reich, in dem es Leid, Hunger und Not nicht mehr geben sollte. Den Anfang machten sie mit der Absetzung der Lehnsherren. Als sie nach Jahren voller Blut, Schweiß und Opfer endlich ihr Imperium gegründet hatten, gingen beide für 12 Tage in zu Zweit in die Berge. Dort reinigten sie ihren Körper und auch ihre Seele, indem sie 10 Tage unter einen Wasserfall meditierten, die Schmerzen und das Wasser hatten ihre Körper gereinigt, so das sie die Schwerter niederlegen konnten, und in Frieden das Volk führen könnten. So wollte Sosuke es ihnen gleich tun. Er fühlte sich durch seine Taten beschmutzt und verdorben. Dies versuchte er nun abzuwaschen. Doch ein Teil von ihm begann zu zweifeln. Sosuke war nun erst 5 Stunden hier und meditierte. Die Kälte war kaum noch zu ertragen. Sein Köper zitterte und seine Gedanken wurden langsam durch die Kälte vernebelt. Aber mit dem was er getan hatte, konnte er Ryo nicht mehr unter die Augen treten, da er sich einfach zu sehr schämte. Doch der Gedanke an Ryo war ein fast noch größerer Schmerz als die Kälte. Es war ein innerer Schmerz, als hätte jemand sein Herz durchstoßen. Doch Sosuke zwang sich wieder seinen Geist zu lehren und sich nur auf das Wasser zu konzentrieren. Er sah dies hier als Bußgang an. Was er jedoch nicht sah, war der Stein, der sich oben an der Bruchkante gelöst hatte. Ungebremst fiel er nach unten und traf Sosuke an der linken Schulter. Dieser stöhnte nur kurz vor Schmerz auf, eh er zu Boden ging. Der Stein hatte eine Wunde in seine Schulter geschlagen. So lag er denn da, nackt, der Länge nach auf dem bemoosten Stein, des Gesicht im Dreck. Das Wasser donnerte auf seinen Rücken. Blut floss aus der Wunde und langsam wurde es bis zu seinem Gesicht gespült. Sosuke, der den Mund offen hatte schmeckte sein eigenes Blut. Er lag einfach da, dachte an nicht und starrte ins Leere. Doch dann kamen die Schmerzen und zogen ihn in die Realität zurück. Ohne sich zu bewegen überlegte er nochmals seine Motivation. „Warum tu ich das alles? Hab ich dies denn nötig?“ fragte er sich. Zumal ein Teil in ihm die Handlungen für notwendig erachtete. Da erschien ihm wieder der Teufel und verspottete ihn. „Har! Buße wolltest du tun, und schau dich an, nun liegst du im Dreck und blutest. Zudem wirst du sicherlich an einer Lungenentzündung draufgehen... Und Wasser kann deine Seele nicht abwaschen.“ „Aber er ist willens für seine Taten Buße zu tun“, intervenierte der Engel. „Warum sollte er Buße tun?“ „Weil er gemordet hat.“ „Na und? Das hatte er auch in letzter Zeit. Da kam ihm das nie in den Sinn.“ „Das war was anderes.“ verteidigte der Engel seine Ansichten. „Mord ist Mord... Und was soll es... Es war halt notwendig, dass er mordet. Pech für die anderen... als ob in dieser Zeit er der einzige wäre, der Leute umbringen würde.“ „ABER ES IST FALSCH ZU TÖTEN!“ „Nicht wenn es um das eigene Leben geht. Da ist alles erlaubt.“ konterte der Teufel selbstsicher. Doch plötzlich erschien eine weitere Gestalt, es war Sosuke als Soldat. Engel und Teufel betrachteten ihn überrascht. „Militärische Notwendigkeit.“ war alles was er sagte. „Das ist auch eine Rechtfertigung zum Morden.“ „Aber wie kann es den Mord an Zivilisten legitimieren?“ „Indem das Wohl vieler über das Wohl weniger steht.“ „Und wie viel zählt dann bitte eine Ideologie?“ „Die Ideologie ist das wichtigste was überleben musste. Dies zu wahren, hatte oberste Priorität“ kommentierte das militärische Ich von Sosuke. „Was ist an dieser Ideologie denn so wichtig, dass man so viele dafür opfern musste?“ fragte der Engel. „Wenn du wüstest, für diese Ideologie sind über eine Milliarde gestorben. Da sind seine paar hundert ein Witz.“ „Viele Morde machen einen Mord nicht weniger schlimm.“ „Für einen Soldaten gibt es drei Grundpfeiler, Pflichterfüllung, Tapferkeit und Loyalität.“ „Oh lass das letzte nur niemanden hören, der hier ist nämlich alles, aber nicht loyal.“ scheltete der Teufel. „Was soll er denn tun? Die anderen erwecken und in diesen Kriegen mitmachen?“ „Pflichterfüllung.“ „Dazu hat er nur keine Lust. Er jammert ja jetzt schon. Dabei hat er nicht mal wirklich Krieg mitbekommen.“ „Das braucht er auch nicht.“ „Toll, was soll er denn tun? Ich meine, schau dir den Kerl an, der überlebt nicht mal einen Tag unter dem Wasserfall.“ „Dann muss er sich eine andere Buße suchen.“ „Für einen Soldaten ist es mindestens die Pflicht, die ihn antreibt und zum Handeln bringt. Und im Krieg gibt es nun mal Opfer.“ warf der Soldat ein. „Aber das ist doch Blödsinn. Pflicht, Tapferkeit und all dieser Unsinn bringen einem nichts, wenn man dabei stirbt.“ „Dann tötet man halt die anderen, und schon überlebt man.“ „Erstes Gebot: Du sollst das Leben als höchstes Gut achten.“ „Uh... nu kommen wir mit dem religiösen Fanatismus. Als ob es große Drachen und so was geben würde.“ „Es gibt mit Sicherheit eine Seele.“ fuhr der Engel den Teufel an. „Gibt es nicht. Die Versorgung im Hirn bricht zusammen. Die Weiterleitung von Nervenimpulsen versagt und die Zellen sterben ab. Dann ist das was wir als Persönlichkeit definieren für immer verloren. Eine Seele gibt es bei diesen Vorgang nicht.“ sagte der Soldat trocken. „Was weiß ein Soldat von Dingen wie der Seele! Halt dich raus aus solchen Dingen.“ „Außerdem kann er so nicht vor Ryo treten.“ „Mit Sicherheit kann er das.“ „Nein... Diese Schandtat könnte sie ihm NIE verzeihen.“ „Er muss es ihr ja nicht sagen.“ konterte der Teufel kichernd. „Er sagt einfach nichts dazu und alles ist wie früher.“ „Sie würde es mit Sicherheit merken... Zudem... IST er nicht mehr der Sosuke, der er war.“ „Na ja... wen meinst du denn? Soldatensosuke oder Diebsosuke? Oder jetzt dieses Wrack?“ „Er ist nicht der Sosuke, der er war, als er Ryo verließ.“ „Na und? Ist das denn so ein Problem? Ich meine, jeder Junge träumt davon, was Besonderes zu sein. Jeder will ein Held und Weltretter sein. Andere Kinder spielten Fangen, er hat an taktischen Manövern teilgenommen. Andere Kinder spielten mit viel Fantasie und einer Pappkiste. Er steuerte einen WIRKLICHEN Kampfkoloss. Er war... nein, er IST etwas Besonderes. Er kann etwas Einzigartiges. Jeder hätte ihn um diese Privilegien beneidet. Er hat Dinge gesehen, die heute als technisch unmöglich gelten. Er benutzte neuartigste Technologien, wie andere eine Lampe benutzen. Solche Technologien, die es heute nicht mal privat zu kaufen gibt. Und dagegen sind die negativen Aspekte vernachlässigbar.“ „Erzähl das mal einen Pazifisten.“ mahnte der Engel. „Die gehören alle wegen Feigheit erschossen.“ kommentierte der Soldat das ganze kurz. Darauf klopfte der Teufel ihm auf die Schulter. „Du gefällst mir, du kannst bleiben.“ lachte er dabei. „WIE KANNST DU NUR!“ rief der Engel. Doch da erhob sich Sosuke aus dem Deck und brummte leise, mehr zu den Stimmen in seinen Kopf als das es jemand hören sollte: „Was war ist geschehen, und lässt sich nicht mehr ändern. Was ich war lässt sich auch nicht ändern. Doch was kommen wird, das entscheide ich. Zudem bin ich nicht mehr der Sosuke von damals. Also steht es mir frei zu wählen. Und ich werde nicht Buße für ein früheres Leben ertragen. Schon gar nicht wenn ich es nicht wirklich bereue.“ Dabei fegte er mit seiner Hand die Gestalten hinweg, die sich spontan auflösten. Leicht benommen sah Sosuke sich um. Er zitterte am ganzen Körper. Als er nach links sah, bemerkte er die recht unschön blutende Wunde auf seiner Schulter. „Na herrlich.“ stöhnte er und wuchtete sich von dem vermoorten dreckigen Stein hoch. Es war ein lauer Spätsommertag. Noch war es angenehm warm, doch man spürte schon, dass es auf den Winter zu ging. Sosuke hatte diese Straßen schon viele Male gesehen. Er konnte diesen Weg schon blind gehen. Jedoch sah er nun alles wie aus einen anderen Blickwinkel. Auf einer kleinen Brücke blieb er stehen und starrte ins dunkle Wasser. Wie die Zeit floss es unermüdlich ins Meer. Gleichgültig wessen Fahne über ihm wehte, oder ob es diese Brücke gab. Der Zeit war dies auch gleichgültig. Sie hatte so viel gesehen, und dennoch schritt sie voran, blieb nie stehen. Sie hatte ihn und seine Mission einfach vergessen... Mit Staub verscharrt. Die Mission... So viel Zeit ist verflossen. So viel geschehen. War es besser geworden? War es schlechter geworden? Seine Mission war ein Relikt aus vergangenen Tagen... vergessenen Tagen. Doch war damit seine Mission aufgehoben? Tapferkeit, Pflichterfüllung, Disziplin. All diese Worte sagten ihm etwas, und sie bedeuteten ihm auch etwas. Nur er verstand nicht so recht, warum. Den Treueeid schwor er damals auf eine sterbende Regierung. Nun sollte er diese Leiche wieder ausgraben? Eigentlich war es egal. Unbedeutend was er tun würde, dieser Fluss würde einfach weiter fließen. Und bei der erstbesten Gelegenheit würde die Zeit ihn wieder versuchen abzuhängen. In diesen Moment fasste Sosuke eine Entscheidung. Es hatte keinen Sinn gegen das Schicksal anzukämpfen. Gegen den Strom zu schwimmen, die Zeit aufzuhalten, das Geschehende zu revidieren, würde ihn nur einsam machen. Darauf setzte Sosuke seinen Rucksack ab und zog seinen Pilotenanzug hervor. Er hielt ihn vor sich. Er roch nach Schweiß und Blut. Mit dem geistigen Bild von Ryo vor den Augen ließ er los. Geräuschlos glitt der Anzug ins Wasser. Sofort trieb der Anzug davon. Als der Anzug im Wasser versank, hatte Sosuke das Gefühl, endlich frei zu sein. Alle anderen Gefühle verbannte er aus seinen Herzen. Sosuke wand sich von der Brücke ab und atmete tief ein. Am Ende dieser Straßen lag ihre Werkstatt... IHRE Werkstadt. Sosuke hatte nie wirklich etwas als sein Zuhause bezeichnet. Mit leichten Schritt und einen Lächeln im Gesicht machte er sich auf den Weg nach Hause. Als er an der Mauer des Geländes ankam, strich Sosuke im Vorbeilaufen mit den Fingern über den Putz. Er war mürbe, brüchig und an vielen Stellen fehlte er. Etwas, was man nächstes Jahr richten könnte. Langsam sah Sosuke um die Einfahrt. Fast so wie er es verlassen hatte. Dort standen zwei Autos mehr. Sicherlich Aufträge für Ryo. Die drei großen Hallen sahen immer noch so aus wie er sie verlassen hatte. Der Boden des Geländes war staubig und der Wind wehte mit leichten Briesen Sand in die Luft. Langsam ging er zum Haus. Er zögerte. Doch seine Gedanken flossen wie Sturzbäche durch seinen Kopf. Was sollte er Ryo sagen? Die Wahrheit? Ryo würde ihn nicht verstoßen... oder doch? Er beschloss, das alles was auf dieser Suche geschah, würde außerhalb des Hauses zurück bleiben. Mit diesen Gedanken fuhr er sich über das Gesicht. Rest jetzt fiel ihm auf, dass er sich seit fast drei Wochen nicht rasiert hatte. Er hatte einen Bart bekommen. Sosuke musste grinsen. Erst jetzt fiel ihm auf, das er seit fast 2 Wochen sich selbst nicht mehr in einen Spiegel gesehen hatte. Er drückte auf die Klingel und trat einen Schritt zurück. Sosuke hörte Schritte hinter der Tür. Ryo öffnete die Tür. Sie hatte nur eine kurze Hose und ein bauchfreies Hemd an. „Ja bitte?“ fragte sie und sah die wilde Gestalt vor sich an. Erst nach wenigen Sekunden erkannte sie, dass unter diesen ungepflegten Haaren und dem Bart ihr Sosuke steckte. „Sosuke?“ fragte sie, doch in diesen Moment umarmte er sie. Er presste sie an sich. Wie hatte er sich nach ihrer Wärme gesehnt. Nach ihren Geruch... Ihrer Stimme... Ryo brach in Tränen aus. „DU ARSCH!“ fauchte sie und drückte ihn an sich. „DU HÄTTEST DICH MAL MELDEN KÖNNEN... “ Sosuke hielt sie an sich gedrückt. „... Ich hab mir Sorgen gemacht...“ sagte sie. Sosuke fühlte, wie ihre Tränen seine Schulter durchnässten. Er spürte wie ihr Herz raste, als wolle es gleich zerspringen. „Es tut mir leid... Aber ich verspreche, ich bleibe ab jetzt bei dir.“ sagte er sanft und fuhr ihr mit der Hand über den Kopf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)