Paladin Buch 1 von Devalis ================================================================================ Kapitel 92: Kapitel 92 ---------------------- Kapitel 92 Sosuke wandelte durch die hell erleuchteten Gänge. Sie waren weiß gestrichen und bis auf die Staubschicht sauber und tip top in Ordnung. In den Gängen waren Computerterminals. Wie in Trance nahm er alles wahr. Es war für ihn, als würde man nach vielen Jahren durch seinen Kindergarten gehen. Man kannte noch so viele Dinge, jedoch erst wenn man es sah, hatte man eine greifbare Erinnerung. Er erreichte eine Tür, an der stand: „Hauptlabor A“ Neugierig betrat er es und schluckte. Überall waren Wassertanks. Tanks, wie man sie aus Genlaboren kennt. Zumindest die aus Imperialer Zeit, denn aktuell waren jegliche Genversuche an Lebewesen verboten. Das Labor war gewaltig. Es waren je 10 Tanks nebeneinander. Wie viele es hintereinander waren, konnte er nicht genau erkennen. Langsam trat Sosuke an die Tanks heran. Es befand sich noch etwas in diesen Tanks. Es sah irgendwie humanoid aus. Doch es schien tot zu sein. Bedächtig ging Sosuke durch die Reihen der Tanks. Überall waren Überwachungsmaschinen. Aber auf allen Anzeigen waren nur Nulllinien. Zwischen den Tanks waren ab und an Schreibtische. Wohl von den Forschern. Sie waren ordentlich aufgeräumt. Keine panische Flucht wie bei der anderen Basis. Akten und Datenblätter waren ordentlich sortiert. Es schien als hätte man einfach alles aufgeräumt und abgeschaltet. Plötzlich stockte er. Er rieb sich die Augen und sah nochmals durch einen der Wassertanks. Diesen Blick kannte er. Es war verschwommen, doch er konnte damals eine Gestalten vor dem Tank erkennen. Sie legte die Hand auf die Scheibe. Sosuke erschauderte. „Wer bin ich...? WAS bin ich?“ hallte ihm im Kopf. „Bei allen Drachen... DAS nervt langsam“, fluchte Blackwell und trat einen Kleintransporter in eine Straßensperre aus Polizeiwagen. Die Beamten hechteten zur Seite. In diesen Moment kam die schwer gepanzerte Infanterie in ihren Servorüstungen an. Diese Männer und Frauen waren Blackwells absolute Top Elite. Einer von diesen war so viel wert wie 10 normale Infanteristen. Die Männer übersprangen die zerschlagenen Wagen und zwangen die Polizisten zur Aufgabe. Einer schoss plötzlich auf die Soldaten. Dies bezahlte er sofort mit dem Leben. Es gab schon diverse Konfrontationen. Im Süden der Stadt wurde ein Konvoi von einer Hundertschaft Polizisten überfallen. Es gab diverse Tote und Verletzte. Blackwell trat beim Weiterlaufen auf einen der Polizeiwagen. Allein der Anblick einer solchen Maschine hätte bei den meisten Polizisten blanke Panik hervorrufen sollen. Ein gewaltiger 22 Meter hoher Koloss mit einer gewaltigen überschweren Sturmkanone in der Hand. Auf der Schulter hatte er eine Raketenlafette. Blackwell sah sich um. Sie waren an einem Marktplatz angelangt. Auf der linken Seite ragten Hochhäuser auf. „Wo lang jetzt?“ fragte Blackwell über Funk. Da trat Campel in ihrem Luboket auch auf den Marktplatz. An dem Zugang zum Platz bezogen Soldaten in Servorüstung Stellung. Es standen immernoch Holzbuden auf dem Platz. „Seid bei den Buden vorsichtig, das schreit doch schon nach einer Falle“, warnte Blackwell. Vorsichtig betraten vier andere Lubokets den Marktplatz. Sie sahen sich um und beobachteten die Umgebung. „Achtung!“ rief Blackwell und hob den linken Arm. Die Flammen fegten über die Buden hinweg und steckten sie in brand. Flammen schlugen qualmend nach oben. Da explodierte eine der Buden in einem gleißenden Feuerball. „Okay, räumt den Platz frei, dann rückt mit dem Konvoi nach“, befahl Blackwell und trat auf eine der brennenden Buden, um das Feuer zu löschen. Andere Lubokets mit Gewehren in der Hand taten es ihm nach. Während Blackwell auf die Buden trat, ging er mit seiner Gruppe die Karte durch. „Ich schlag vor wir gehen auf der Gartenstraße weiter zum Zentrum. Die ist groß und geräumig“, schlug Koschel vor. „Die Lenom Straße könnte uns auch gut vorranbringen“, stellte Jeansch fest. „Wie wäre es mit einer Straße, wo wir nicht in eine Falle rennen?“, fragte Campel. „Guter Einwand. Ich denke wir gehen von hier die Krausenstraße lang bis zur Försterstraße. Diese dann einbiegen, und gleich auf den Kleinweg weiter, bis wir hier die Nauheimer Straße kreuzen. Und dann können wir uns am Ressligplatz erst mal neu orientieren“, sagte Blackwell, während er eine der brennenden Buden mit dem Fuß wie ein Ball trat. Die zersplitterten Teile flogen über den Platz und schlugen in die Geschäfte auf der anderen Seite des Platzes ein. Schnell entwickelten sich dort Brände. „Alter Brandstifter“, sagte Campel. „Ist doch egal“, sagte Blackwell, als plötzlich eine Explosion den gesamten Platz erschütterte. Erschrocken sahen die Piloten sich um. Die Explosion war im Fundament eines der Hochhäuser erfolgt. Der gewaltige Turm begann langsam zu kippen. Für Blackwell lief alles extrem verlangsamt ab. Die Lubokets hätten sich noch retten können, doch die Infanterie wäre dabei draufgegangen. Die Fahrer der Wagen hauten sofort den Rückwährtsgang rein, doch das konnten sie nicht schaffen. „CAMPEL! SCHENK!“, brüllte Blackwell, ließ das überschwere Sturmgeschütz fallen und zündete die Triebwerke. Es gab nur eines, was sie tun konnten. Blackwell stemmte sich gegen das fallende Haus, in der Hoffnung, den Fall lange genug verzögern zu können. Wenige Sekunden später waren Campel und Schenk mit ihren Maschinen am Hochhaus angelangt, und stemmten sich ebenfalls dagegen. Da gab die Wand gegen die sich Blackwell stemmte nach, und er donnerte ins Innere des Hauses. Schnell schaltete er die Triebwerke ab und ließ sich aus dem Loch fallen. „Wir schaffen es nicht!“, rief Campel. „Dann lenken wir es ab!“, antwortete Blackwell und zündete wieder die Düsen. Er schoss zur rechten Seite des Hauses. Dort begann er mit aller Kraft gegen die Seitenwand zu drücken. Das Hochhaus kippte langsam aber unaufhaltsam nach unten, doch nach und nach kippte es auch immer mehr zur Seite. In diesen Moment explodierte eine zweite Bombe in dem Gebäude. In etwa auf der mittleren Etage. Diese ließ das Gebäude auseinander brechen. „ACHTUNG!“ brüllte Campel. Der Druck den beide Lubokets ausübten reichte aus, um das abgebrochene Oberteil nach hinten zu kippen. Der untere Teil schlug auf den Platz auf, und erschlug fast die Hälfte des Platzes. Die oberen Stockwerke knallten donnernd auf das zerborstene Unterteil. Steine flogen durch die Luft, und eine Staubwolke stieg den Himmel empor. Sofort flammten die Funkanfragen auf, die Blackwell auf der allgemeinen Frequenz beantwortete mit einen: „Wir Leben noch.“ Sosuke hatte das Büro das Laborleiters gefunden. Auch hier waren Massen an Dateien auf dem Computer, etliche bezogen sich auf ein Niveau der Genforschung, das wohl heutige Wissenschaftler kaum noch verstehen könnten, geschweige denn er. Doch da stieß er auf eine recht interessante Datei. „Wochenberichte“. Sosuke öffnete die Datei und hatte eine Liste an Videoaufnahmen zur Auswahl. Die Oberste hatte den Namen: „6.4.2013“ Zögerlich öffnete Sosuke die Datei. Auf dem Monitor erschien eine Frau mit düsterem Gesicht. „Erster Wochenbericht über die Entwicklung der fünften Generation. Projektführer Dr.Iwanov“, sagte die Frau ernst. „Wir haben die 500 befruchteten Eizellen in die ersten Wachstumstanks gegeben. Diese Prozedur haben alle überstanden. Die ersten Reifeteilungen waren auch erfolgreich und vielversprechend. Wahrscheinlich, dass wir hier die erste Zielgeneration haben. Erste Genproben ergaben, dass von dieser Seite her die perfektesten Anlagen vorhanden sind. Genaueres wird man doch erst später erfahren, wenn sie weiter entwickelt sind. Bericht Ende“, sagte die Frau und das Video endete. Die Nächsten Videos waren ebenfalls sehr kurz und sagten nur aus, dass sich die fünfte Generanrtion gut entwickelte. Sosuke übersprang dann viele Videos, bis er zum Video: „19.5.2015“ kam. „Nächste Woche ist es so weit. Wir holen sie aus den Tanks. General Harlech ist schon nervös, und selbst Epistolarius Doston´godos scheint aufgeregt zu sein. Etwas, was ich bei ihm noch nie sah. Wir haben zwar 8 missgebildete Objekte, doch das liegt noch im Toleranzbereich. Einige von ihnen haben schon ab und an die Augen geöffnet. Ob sie schon etwas um sich herum wahrnehmen ist nicht gewiss, doch einige haben Reaktionen auf anderen Menschen in der Nähe gezeigt. Wir werden ja sehen wie weit sie im Einzelnen entwickelt sind.“ 23.5.2015 Heute wollten wir sie aus den Tanks holen. Es verlief auch alles wie geplant. Doch bei 219 hatten wir eine Fehlfunktion.“ Dabei wechslte das Bild von der Frau zu einer Aufnahme einer der Tanks. „Wir ließen das Wasser aus dem Tank, wie wir es bisher gemacht haben. Doch als das Objekt zur Hälfte aus dem Wasser war, schlossen sich die Abflüsse.“ Es war deutlich zu sehen, wie das Wasser aus dem Tank gepumpt wurde. Das Objekt im Inneren begann zu zittern und zu strampeln. Da stieg der Wasserspiegel wieder. „Der Computer verweigerte sämtliche Befehle, und füllte den Tank selbstständig wieder mit Wasser. Bisher ist die Uhrsache dafür noch nicht geklärt. Als wir es ein zweites Mal versuchten, geschah das gleiche. Seitdem verweigert der PC jedoch weiterhin sämtliche Befehlseingaben. Bei keinem anderen gab es so ein Vorkomniss. Ich glaube es liegt an einer Fehlfunktion des Computers. Da sie nicht vernetzt sind, währe ein Programmfehler gut möglich. Jedoch warf heute Abend Dr. Fina eine Idee auf, die so obskur war, dass man sie nicht unbeachtet lassen kann. Es ist deutlich zu erkennen, dass die Prozedur für die Objekte nicht gerade angenehm ist. Sie waren bisher nur in 37,5°C warmem Wasser. Plötzlich wird das abgelassen und die Tür aufgemacht. Dr. Fina äußerte die Überlegung, dass Objekt 219 den PC gesteuert hat. Er ist ausrechend mit dem Computer verbunden, um eine Neuralreaktion zu erzeugen. Aber in diesem Stadium eine solche Reaktion zu zeigen ist geradezu obskur. Jedoch... es ist nicht auszuschließen. Wenn es wirklich so ist, dann frag ich mich, warum geschah es nicht mit den Anderen? Ich schlage vor, Objekt 219 nicht gesondert sondern nur genauer zu betrachten. 3.6.2015 „Bisher gab es keine außergewöhnlichen Vorkomnisse. Bei allen fand eine schnelle Entwicklung der motorischen und kognitiven Fähigkeiten statt. Auch die Sprachentwicklung ist wie zu erwarten schnell. Es sind aktuell zwar nur wenige Worte, aber für grob eine Woche ist es ein guter Schnitt. Andere Generationen waren ebenfalls so schnell. Alle medizinischen Untersuchungen waren positiv. Keiner hat Krankheiten oder andere körperliche Probleme. Wir haben 492 gesunde Elitekrieger erschaffen. In zwei Wochen fangen wir an ihre metaphysikalischen Fähigkeiten zu testen. Auf die Werte von 219 bin ich sehr gespannt.“ 10.6.2015 „Auch wenn sie aus dem Reagenzglas sind, eines ändert sich bei Kindern nie. Sowie sie anfangen können zu laufen, rennen sie einem weg. Wir haben dauernd damit zu kämpfen, das wir sie beisammen halten. Sie sind extrem neugirig und entdeckungsfreudig. Dabei ist es egal ob Mädchen oder Jungen. Drei haben sich als besondere Chaoten herausgestellt. Anna 59, Salmar 160 und Sosuke 219. Das der uns Ärger macht ahnte ich schon beim Rausholen. Aktuell sind die drei irgendwo hin verschwunden. Das Personal sucht sie zwar, aber naja. In so einer Basis gibt es leider sehr viel Platz zum Verstecken. Harlech sieht das viel zu einfach. Er meint wir sollten warten, bis sie Hunger bekommen und, wie sonst auch, wieder aus ihrem Versteck kommen. Zumindest zeugt ihre Flucht von Scharfsinn. Sie haben einen Löffel geklaut, und somit die Schrauben eines Lüftungsschachtes aufgedreht. Danach schoben einige andere, wer genau sagt natürlich keiner, ein Bett davor, um es zu tarnen. Sie sind nun seit fast 6 Stunden weg. Auch wenn Harlech das kaum kümmert, ich mach mir sorgen. Sie sehen zwar aus wie 14 Jährige, sind aber gerade erst auf dem Stand von 3 Jährigen“, sagte die Frau ernst. Für sie gab es wohl keine andere Gesichtsmimik als ernst und leicht besorgt. Plötzlich schaute sie nach oben. „Doktor?“, fragte eine Stimme und nun schwenkte auch die Kamera nach oben auf einen der Lüftungsschächte. Da griff sich die Doktorin einen Besen und schlug mit dem Stiel gegen den Schacht. Kindergeschrei war zu hören. „KOMMT IHR DA SOFORT WIEDER RAUS!“ brüllte die Frau. Darauf klappte eine der Lüftungsklappen auf und ein Mädchen schaute raus. „Warum denn?“, fragte sie unbedarft. „Das ist gefährlich“, sagte sie und holte einen Stuhl, auf den sie dann stieg. Sie zerrte die drei Kinder aus dem Schacht. Sosuke stockte der Atem, das war er. ER stand dort. ER war eines dieser Kinder. Was zur Hölle machte er hier? Und wie zur Hölle konnte das sein? Diese Aufnahmen waren gut 100 Jahre alt. Was die Frau in dem Bericht sonst noch sagte nahm er nicht mehr wahr. Er starrte auf diesen verschmitzt grinsenden Jungen. Das Video endete, und Sosuke starrte weiter auf den Bildschirm. Hier fand er endlich Antworten, doch wollte er diese? Langsam stand Sosuke auf und sah sich um. Es war dieses Büro, in dem diese Aufnahmen gemacht wurden. Langsam glitt sein Blick nach oben. Da war der Lüftungschacht. Er hatte schon eine Schmerztablette geschluckt, doch das half nicht gegen die gewaltigen Kopfschmerzen. Zögerlich setzte sich Sosuke wieder vor den Computer und sah das nächste Video an. 17.6.2015 „Heute haben wir die metaphysikalischen Fähigkeiten der Objekte getestet. Alle hatten einen Synchrowert zwischen 70% und 80%. Dabei hatte 219 nur 72%. Also keine überwältigenden Fähigkeiten. Erstaunlich ist, dass es keine Polarisation auf ein Geschlecht gibt. Es sind 298 Jungen und 202 Mädchen. Die Spitzenwerte von 80% sind bei Jungs wie Mädchen erreicht worden. Zudem haben sie recht schnell begriffen, wie man die Testmaschinen benutzt. Wir scheinen hier gutes Material vor uns zu haben.“ Dabei sah man Kinder, die unter Aufsicht von zig Ärzten an Spielzeug saßen, Die Ärzte notierten jede Bewegung. „Langsam bilden sich auch deutliche Charakterzüge aus. Einige sind Weinerliche, andere sind mehr auf Streit und Konfrontation aus. Wir haben angefangen sie militärisch zu drillen. Jedoch verlangt es viel von den Ausbildern, 6 Jährige zu drillen. Harlech hat nach dem Disaster mit der vierten Generation festgelegt, das wir ihnen sagen, wo sie herkommen. Er will keinen Massensuizid. Kann ich verstehen. Sie sind einem mit der Zeit irgendwie ans Herz gewachsen. Gut, das beinflusst nicht meine Entscheidungen, aber es wäre Schade sie zu verlieren, nachdem wir so viel Arbeit in sie gesteckt haben.“ 24.6.2015 „Gestern haben wir ihnen gesagt, wo sie hergekommen sind. Erstaunlicherweise nahmen sie es mit Fassung auf. Sie haben noch kein gefestigtes Selbstbild. Für sie ist es nichts schlimmes, genetisch geschaffen zu sein. Einer fragte mich nur, wie sie 2 Jahre lang die Luft anhalten konnten. Sie waren sehr begierig darauf. So viel wie möglich darüber zu erfahren. Es stört sie nicht, dass sie hier die einzigen geschaffenen Menschen sind. Ich hatte Entsetzen erwartet. Aber ich sag von mir auch, ich bin ein Mensch... ein gebohrener Mensch... Es sind wohl ganz andere Ansichten. Mal schauen was daraus wird, wenn sie wissen, wir haben sie geschaffen, und wir schufen sie zum Kämpfen. Gut und Böse begreifen sie ja schon. Harlech meinte, aus dieser Tatsache könnte eine sehr positive Situation erwachsen. Wenn sie sich selbst nicht in erster Linie als Menschen ansehen, sondern als Soldaten, sind sie eventuell bei weitem besser konditionierbar als die vierte Generation, die sich immernoch in erster Linie als Menschen sehen. Nimik warnte, wir sollen auf den Überlebenswillen der Objekte achten. Nicht das sie sich als einfach ersetzbar ansehen, und sich sinnlos in den Tod werfen. Die Befürchtung ist leider gegeben. Wir sammeln täglich neue Daten und Erkenntnisse. Es ist kaum zu glauben wie uns diese Generation nach vorne brachte. Harlech meinte 2016 setzen wir eine sechste Generation an. Ach, wir haben ihnen Anfang der Woche ihre ID Nummern eingeschärft. Einige lernten sie schneller als andere... 219 hatte als letzter gelernt. Wir werden sie ihnen weiter einschärfen, damit sie sie sogar im Schlaf können. Übernächste Woche fängt dann ihre Ausbildung an. Sie sind motorisch und geistig dann weit genug entwickelt. Falls 219 bis dahin nicht von einem der Ausbilder erschlagen wurde. Er ist erst wenige Monate alt, und hat schon 5 Disziplinierungsverfahren gesammelt. Wie soll das nur weiter gehen.“ „RAKETEN!“ brüllte Campel und eröffnete das Feuer mit ihrem Sturmgewehr. Im Flug traf sie zwei der 5 Raketen. Die folgende Explosion brachte die restlichen drei von der Bahn ab. „Wo kommen die denn her?“, fragte Blackwell und sah sich um. „Das muss die Landetruppe sein, die durchgebrochen ist“, spekulierte Koschel. „Verdammt. Eine PA-Truppe musste ja durchkommen. Egal, wir sind gleich am Senatsgebäude“, sagte Blackwell und legte mit dem überschweren Sturmgeschütz an. Langsam und mit donnerndem Schritt liefen die gigantischen Lubokets durch die Straßen, gefolgt von einem kleinen Trupp leichter Panzer und Transporter. „Passt ja auf, die haben nun schon drei Häuser auf uns sprengen wollen.“ „Das sollten wir uns merken. Eventuell können wir das auch anwenden“, schlug Campel vor. „Verbrauchen wir aber ne Menge Sprengstoff“, konterte Blackwell und trat um eine Straßenecke. Er sah gerade noch aus dem Augenwinkel den schweren Wasserwerfer auf ihn zu rasen. Dieser donnerte scheppernd gegen den rechten Fuß von Blackwells Luboket. Jedoch reichte das bei weiten nicht aus, um seinen Fuß, der sich fast 40 cm tief in den Beton gedrückt hatte, zu bewegen. „Was zur Hölle?“, stieß Blackwell aus und sah nach unten. Der Wasserwerfer war im vorderen Bereich zerschellt, und der Tank war Leck geschlagen. „Jetzt versuchen die uns über die Füße zu fahren?“, fragte Schenk bedächtig. „Sie werden verzweifelt, also aufgepasst. Verzweifelte neigen zu Wahnsinnstaten“, mahnte Blackwell und trat den Wasserwerfer zur Seite. „Was sagt die taktische Ansicht?“, fragte Campel kurz an Jeansch, der darauf immer ein Auge haben sollte. „Scheint gut zu gehen. Unsere mechanisierten Konvoris kommen gut vorran. Am Stadtrand gibt es diverse Schießereien zwischen unserer und deren... Infanterie?“ „Ich glaube das trifft zu. Sie sind ja sowas wie die Infanterie der Verteidiger. Wie hoch sind unsere Verluste?“, fragte Campel und sah sich um. Da bogen sie auf die letzte Straße ein. Sie konnten das Senatzsgebäude schon sehen. „Die scheinen recht gering zu sein. Erst 82 Tote“, sagte Jeansch. „Immer noch zu viele. Lasst uns den Senat einstampfen“, sagte Blackwell und schritt voran. Auf einmal schien alles um ihn herum zu explodieren. Er trat mit dem linken Bein zurück, um seinen Stand zu wahren. Gesteinsbrocken donnerten gegen seine Panzerung. Warnlichter flammten auf. Der Knall der Explosion führte bei Blackwell zu einen lauten Fiepen in den Ohren. „Aua“, brummte er nur, während sich langsam der Staub legte. Die beiden Häuser neben ihm waren nicht mehr. An ihrer Stelle waren nur noch Trümmerhaufen. „JETZT bin ich wütend. Drei Häuser sind noch verkraftbar... Aber gleich zwei auf einmal... Nein! Los, jetzt reiß ich deren Senatsgebäude ein!“, verkündete Blackwell wütend und stapfte die Straße entlang. 6.8.2015 Diesmal war nicht die Frau zu sehen. Man sah die Gruppe Kinder mit einem alten Mann zusammen sitzen. „In den letzten Monaten hatte jedes der Objekte eine deutlich differenzierte Persönlichkeit entwickelt. Dabei gibt es jene, die sich äußerst diszipliniert sind und sich an die aufgestellten Regeln halten, wie Tony 103, und jene wie unseren Störenfried Sosuke. Sie haben sich nun schon diverse Male in den Haaren gehabt. Aber ich muss sagen, schaut man sich die Charakterprofile an, dann kann man auch erahnen, dass sie Streitpunkte haben. Tony ist diszipliniert und pflichtbewusst. Er erfüllt seine Aufgaben mit Eifer und hat bisher nie seine Hausaufgaben vergessen, oder unsauber gemacht. Sosuke hingegen... Er ist nicht im Sinne von ungehorsam undiszipliniert. Er ist nicht mit dem nötigen Einsatz dabei, seine Aufgaben zu erledigen. Des öfteren stellt er Entscheidungen und Befehle in Frage. Dabei hält er sich jedoch meistens an den nötigen Respekt, wobei er auch öfters schon scharf an einer Distziplinierung entlag geschliffen ist. Er hat ein Talent dazu, andere für seine Sache zu begeistern. Diese Fähigkeit besitzt Tony in keinster Weise. Er kann nur auf Grund eines höheren Ranges anderen Befehle erteilen. Freiwillig bekommt er keinen dazu bewegt, etwas zu machen. Außerdem hat sich, anders als wir zuerst erwarteten, nachdem wir ihnen sagten, dass sie gezüchtet wurden, ein starkes soziales Netz geflochten. Jedoch anders als dabei zu erwarten wäre, gibt es keine Ausgegenzten. Sie sehen sich als feste Gemeinschaft an. Eine Gemeinschaft von gezüchteten Piloten. Hierbei sind Personen wie Sosuke oder Theresa 2. die diesen Gemeinschaftswillen fokussieren. Es wird darauf geachtet, dass keiner isoliert wird, oder sich selber abschottet. Es gibt natürlich immer Reibereihen und Streit. Das mit Tony und Sosuke zum einen, aber auch andere. Anna 59 und Luise 421 geraten auch oft aneinander. Aber im allgemeinen ist das Gruppengefüge doch ausgesprochen gut. Wie man auf dem Video sieht, scheinen sie General Harlech als eine Vaterfigur anerkannt zu haben. Das ist sehr gut, weil wir ihnen so Sitte und Anstand beibringen können. Letztens begegnete mir im Gang eine Gruppe von ihnen. Sie waren auf dem Weg vom Waschraum zu den Schlafräumen. Sie liefen nackt durch den Gang. Auf die Frage, warum sie sich nichts anziehen, argumentierte Daniel 36 „Hier haben uns doch eh schon alle nackt gesehn. Was macht das für einen Unterschied?“ Ich finde diese Aussage unerfreulich. Da auch wenn sie gezüchtet sind, sind sie immernoch Menschem mit Gefühlen und Hormonen. Der nächste Schritt wäre dann wohl eine schwere körperliche Undiszipliniertheit. Gut, als Wissenschaftler würde ich das Resultat davon gerne sehen. Sprich ob sich diese Anlagen vererben oder nicht. Der künstliche Reifeprozess hat nämlich vieles beschleunigt. Lena 385 hatte letzte Woche ihre erste Regelblutung. General Harlech sieht das nicht ernst genug. Jedoch glaube ich, dass dies ernsthaft zu bedenken ist. Das Verhältnis zwischen Anna und Sosuke scheint mir kurz vor dieser Undiszipliniertheit zu stehen. Und so wie er sich sonst benimmt, würde das genau zu ihm passen“, verkündere die Frauenstimme. Sosuke starrte gebannt auf den kleinen Jungen, der sich gerade mit einem Mädchen im Spaß balgte. Der Junge dort war er. Da gab es keinen Zweifel, doch er konnte sich nicht daran erinnern. Er erkannte die Umgebung wieder... aber nur die Umgebung. Keine der Personen. Woran lag das? Blackwell stellte seinen Luboket in den vorgesehenen Wartungskokon. Die Techniker umringten sofort die Maschine und betrachteten die Schäden. Blackwell schaltete langsam die Maschine ab, eh er den Neurohelm absetzte. Nachdem er das Senatsgebäude eingeebnet hatte, hatten sie dann doch kapituliert. Oder weil er gedroht hatte, die Stadt mit Brandbomben einzuebnen. Blackwell war das egal. Sie hatten vor seiner Armee kapituliert. Blackwell war froh, das sie nicht allzu große Verluste hatten. Er stand aus dem Pilotensessel auf und öffnete die Luke. Da stand schon der Chefmechaniker Webber vor ihm. „Die Beschädigungen sind nicht meine Schuld!“, verteidigte sich Blackwell. „Das sagen sie alle... aber zumindest haben sie ihn wieder zurück gebracht“, scherzte Webber, während sich Blackwell in die Luke setzte und die Beine runterbaumeln lies. „Und wie hat er sich gefahren?“, fragte Webber und reichte Blackwell eine Bierflasche. „Wunderbar. Verdammt gute Reaktion. Dazu kann ich endlich die überschwere Sturmkanone mit einem Arm führen. Die Panzerung ist auch angenehm dick“, berichtete Blackwell. „Tja, wir gaben unser Bestes“, antwortete Webber und half Blackwell aufstehen. Mit der Bierflasche im Mund kletterte er die Leiter des Kokons hinunter. Dort kamen schon einige seiner Offiziere auf ihn zu. Sie gratulierten ihm und beglückwünschten ihn. Aber Blackwell hatte keine Lust auf den Trubel. Da sah er Campel. „Eh Togusa!“, rief Blackwell und lief gemächlich über den Platz. Campel kam auf ihn zu. „Ach, ein Schluck kann ich auch vertragen“, sagte sie und wollte das Bier von Blackwell entgegen nehmen. Plötzlich zuckte Blackwell und verharrte in der Bewegung. Campel sah ihn fragend an. Als sich der Pilotenanzug rot färbte weiteten sich ihre Augen vor Panik. Blackwell sah zuerst sie blass an, dann sah er nach unten. Sein Pilotendress war im Brustbereich blutrot. Da versagten die Beine ihren Dienst. Er knickte zusammen und viel auf die Knie. Noch eh Campel „HECKENSCHÜTZE!“ brüllen konnte traf die zweite Kugel in Blackwells Brust. Für Blackwell lief alles wie in Zeitlupe ab. Langsam kippte er zur Seite. Campel warf sich schützend über ihn. Geräusche nahm er nicht mehr wahr. Er sah noch ihr nussbraunes Haar. Ein letztes mal wollte er mit der Hand hindurch streifen, doch sein Körper versagte den Dienst. Langsam wurde alles schwarz um ihn. „Das ist nicht wahr. So darf es nicht enden... NICHT so!“, war Blackwells letzter Gedanke. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)