Schau nicht zurück von Ditsch (Nach Dumbledores Tod...) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Harry ging den Gang entlang. Wie oft war er hier schon lang gegangen? Und immer hatte er dasselbe Ziel: den Wasserspeier vor dem Büro des Schulleiters. Nein, das Büro der Schulleiterin. McGonagall war ja jetzt für das Wohl von Hogwarts verantwortlich... Warum hatte sie ihn zu sich bestellt? Ging es um Voldemort? "Passwort?", fragte der Wasserspeier gelangweilt. Harry schluckte. McGonagall hatte einen Namen als Passwort gewählt, aber warum hatte sie ausgerechnet diesen nehmen müssen? Diesen Namen, der bei ihm eine Menge Erinnerungen auslösten. "Dumbledore", sagte er. Der Wasserspeier sprang zur Seite und gab den Weg zu einer Art steinernen Rolltreppe frei, die zum Büro hinauf führte. Harry stellte sich auf eine Stufe und ließ sich hinaufbefördern. Oben klopfte er ein paar mal mit dem goldenen Türklopfer an. Keiner antwortete. "Ich komme jetzt rein.", sagte Harry laut. Dann trat er ein. Niemand war im Zimmer. Nur die ganzen Schränke und Bücher und all die merkwürdigen silbernen Geräte, von denen Harry nie erfahren hatte, wozu sie gut waren. McGonagall hatte das Büro nicht verändert. Es sah genauso aus wie bei Dumbledore. Nein, nicht ganz. Die Stange, auf der Fawkes, der Phönix, immer gesessen hatte, war leer. Fawkes war nicht mehr da. Nach Dumbledores Tod hatte er ein Lied gesungen. Es klang Harry immer noch in den Ohren, obwohl es schon ein paar Tage her war. Ein Windstoß wehte durch das offene Fenster. Harry sah zu Boden. Warum hatte McGonagall das Büro nicht anders eingerichtet? Warum hatte sie alles so gelassen? So musste er doch noch mehr an ihn denken.... "Was schaust du so betrübt, Harry? Ist irgendetwas passiert?", fragte eine fröhliche Stimme von der Wand. Harry sah auf. Ach ja, stimmt ja, das Porträt von Dumbledore. Musste es ihn ansprechen? Bei dem Anblick des ehemaligen Schulleiters spürte er einen Stich in seinem Herzen. Diese vertraute Stimme, die Brille mit den Halbmondgläsern, der lange weiße Bart, die blauen Augen und dieses freundliche Lächeln... Musste er ihn ansprechen? Harry wusste nicht, ob er es noch länger ertragen konnte, ihn anzusehen. "Was hast du denn?", fragte Dumbledore, nun eine Spur besorgter. Harrys Stimme klang merkwürdig krächzend, als er sprach. "Es ist nichts. Es geht mir gut." Dumbledore sagte gut gelaunt: "Na dann ist ja gut. Vielleicht hast du ja auch einfach nur einen schlechten Tag." Harry nickte stumm. Dann stellte er sich so hin, dass er Dumbledores Porträt nicht ansehen musste. Doch Dumbledore begann schon wieder zu sprechen: "Harry... Du solltest nicht die ganze Zeit an die vergangenen Erlebnisse denken. Was passiert ist, ist passiert. Richte deinen Blick nach vorn und schau nicht zurück. Du weißt, was du zu tun hast." Harry drehte sich zu ihm und rief wütend: "Wissen Sie eigentlich wie es ist, wenn man zusieht wie eine Person, die einem sehr am Herzen liegt, getötet wird?" Dumbledore antwortete mit leiser Stimme: "Ja, das weiß ich. Und gerade deshalb gebe ich dir diesen Hinweis. Mache nicht den Fehler, dein ganzes Leben an ein einziges Erlebnis zu denken. Du bist zu jung um dein Leben einfach wegzuwerfen. Das Schicksal der Zauberer- und der Muggelwelt liegt in deinen Händen. Ich habe dir alles gesagt, was ich weiß. Du brauchst meine Hilfe nicht mehr. Du bist stark genug um es alleine zu schaffen." Harry sah ihn zweifelnd an. Dumbledore sagte nichts mehr. Er blickte Harry mit einem zuversichtlichen Blick an. Harry wusste, was er zu tun hatte. Er musste alle Horkruxe finden und zerstören. Und dann musste er sich Voldemort zuwenden. Er würde gewinnen. Ja, seine Eltern hatten ihn durch ihre Liebe geschützt und waren für ihn gestorben. Dumbledore hatte ihn unsichtbar gemacht und dadurch sein Leben gerettet. Er hatte sein Leben dafür gegeben, dass Harry lebte. Er wollte, dass Harry lebte. Er wollte, dass Harry alle rettete. Und das würde er auch tun! Er wollte nicht, dass Dumbledore umsonst gestorben war! "Ich werde es schaffen! Ich werde die Horkruxe zerstören und Voldemort besiegen.", sagte Harry, strotzend vor Selbstbewusstsein. Dumbledore lächelte glücklich, sah Harry fest in die Augen und sagte: "Ja, Harry. Das wollte ich hören." Die Tür des Büros ging knarrend auf und McGonagall betrat den Raum. Sie sah Harry an und sagte: "Gut, dass du da bist, Potter." Dann ging sie durch den Raum, umrundete den Schreibtisch, Dumbledores ehemaligen Schreibtisch, und setzte sich. Für Harry zauberte sie durch eine leichte Bewegung mit ihrem Zauberstab ebenfalls einen herbei. Er setzte sich. McGonagall sagte: "Ich weiß, dass Professor Dumbledore dir eine Menge über Du-Weißt-Schon-Wen erzählt hat. Nun ja, da ich jetzt die Schulleiterin von Hogwarts bin, möchte ich, dass du mir alles erzählst. Einiges hat Dumbledore schon verraten, aber du bist der einzige, der alles weiß. Dumbledore ist noch nicht dazu gekommen, es dem Orden mitzuteilen." Harry stand auf. Warum fragte sie nicht einfach Dumbledore? Er wusste doch auch bescheid! "Sehen Sie sich einfach die Gedanken an, die Dumbledore gesammelt hat. Sie stehen dort im Schrank." Er zeigte auf die kleinen Glasfläschchen mit der silbernen Flüssigkeit. "Er wird Ihnen schon sagen, welches Sie nehmen müssen. Auf Wiedersehen. Ich muss noch packen." Das war zwar eine Lüge, immerhin hatte er schon vor der Beerdigung gepackt, aber irgendetwas musste er ja sagen. Harry ging rasch auf die Tür zu. Er ging hinaus und rannte die Treppe hinunter. "Potter! Bleiben Sie hier!", rief McGonagall ihm noch hinterher, doch er hörte sie nicht mehr. Er lief durch das halbe Schloss, bis er schließlich nach Luft ringend unten am Eingangstor ankam. Er ging hinaus. Draußen drehte er sich dem See zu und lief zu dem großen Rasenplatz, auf dem immer noch die Bänke von der Beisetzung Dumbledores standen. Ein paar Leuten standen noch herum und unterhielten sich. Man sah ihnen an, dass das nicht gerade der schönste Tag in ihrem Leben war. Einige hatten sogar Tränen in den Augen oder hatten ihr Gesicht in einem Taschentuch vergraben. Harry verlangsamte seinen Schritt. Er ging an den Leuten vorbei auf den weißen Grabstein zu, der dort stand. Als er nur noch wenige Schritte von ihm entfernt war, sah er ihn an. Hier war Dumbledore begraben worden. Dumbledore, der... Nein! Er durfte nicht schon wieder zurück schauen. Er ging noch dichter an den Grabstein heran, legte seine Hand auf ihn und flüsterte: "Professer Dumbledore. Ich werde alle Horkruxe finden und vernichten. Und dann besiege ich Voldemort und finde heraus, wer R.A.B. ist. Sie wissen schon, der der den Horkrux genommen hat. Ich verspreche Ihnen, ich werde nicht mehr zurück schauen. Ich werde den Blick nach vorn richten. Wünschen Sie mir Glück!" Dann lief er zum Schloss zurück. Während er über den grünen Rasen lief, kam es ihm vor als hörte er Dumbledores Stimme sagen: "Gut gemacht, Harry. Ich bin stolz auf dich." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)