El-ahrairah und der Schatz des Menschen von abranka ((Unten am Fluss - Watership Down)) ================================================================================ Kapitel 1: El-ahrairah und der Schatz des Menschen -------------------------------------------------- Es war ein sonniger Morgen als die Kaninchen von Watership Down gerade beim silfay waren und der kleine Currant zu seinem Vater Fiver hopste. Currant entstammte dem ersten Wurf von Fiver und Vilthuril und war eines der jüngsten, aber auch aufgewecktesten und neugierigsten Kaninchen des Geheges. "Paps..." begann er. "Was ist eigentlich ein Schatz?" Dandelion, der unmittelbar neben Fiver fraß, hob den Kopf und lauschte auf die Antwort des übersinnlich begabten Kaninchens. "Nun," erwiderte Fiver bedächtig, "ein Schatz ist etwas besonders wertvolles..." "Aber," mischte sich Dandelion ein, "es ist nicht für jeden das Gleiche." "Das verstehe ich nicht." Currant legte den Kopf nachdenklich schief. "Nun, es gibt da eine Geschichte von El-ahrairah und dem Schatz des Menschen," fuhr Dandelion fort, "vielleicht hilft sie dir weiter." Angesichts der Tatsache, dass der begnadete Erzähler des Geheges eine Geschichte vortragen würde, sammelte sich eine Traube von Kaninchen um ihn. Auch das Oberkaninchen Hazel gesellte sich hinzu, bereit einer der brillant erzählten Geschichten über den Urvater aller Kaninchen zu lauschen. "Es begab sich eines Tages, dass ein kleines Rotkehlchen, dem El-ahrairah, der Fürst mit den Tausend Feinden, einmal das Leben gerettet hatte, zu ihm und seinem bestem Freund Rabscuttle geflogen kam. Es war allgemein bekannt, dass El-ahrairah Abenteuer liebte und immer neue Ideen hatte, um an seltene Leckereien wie Salat oder Rüben heranzukommen. Nun, das Rotkehlchen berichtete dem Fürsten, dass es einen Menschen belauscht hatte, als dieser gerade mit seinem Hund sprach. Der Mensch hätte von einem Schatz geredet, den er noch zwei Sonnenuntergänge in einem Schuppen aufbewahren wollte, danach sollte der Schatz fortgebracht werden. El-ahrairah dankte dem Rotkehlchen und ließ sich den Weg zu dem Schuppen beschreiben. Anschließend brach er zusammen mit Rabscuttle auf. Der Fürst war neugierig geworden und wollte wissen, welchen Schatz der Mensch wohl verbergen mochte. Als sie an dem Schuppen ankamen, entdeckten sie, dass der Hund in einem kleinen eingezäunten Bereich davor frei herumlief und den Schatz offenbar beschützen sollte. El-ahrairah setzte sich auf seine Hinterbeine und dachte nach. Das Tor zu dem Garten war nur durch ein einfaches Seil gesichert. Ein Plan reifte in seinen Gedanken. ,Rabscuttle,' sprach er, ,ich möchte, dass du dich vor das Tor setzt. Ich werde auf den Balken klettern und das Seil durchnagen. Sobald das Seil gerissen ist, ziehe die Aufmerksamkeit des Hundes auf dich und laufe davon. Ich werde mir dann den Schuppen ansehen. Pass nur auf, dass dich der Hund nicht erwischt.' ,Natürlich nicht, Meister,' erwiderte Rabscuttle und setzte sich gehorsam vor das Tor. Wie besprochen nagte El-ahrairah das Seil durch und Rabscuttle lockte den Hund davon. Als die beiden verschwunden waren, hopste der Fürst zu der Tür des Schuppens. Sie war nur schlecht eingepasst und beinahe konnte er sich unter ihr hindurch quetschen. Jedoch nur beinahe. Der Boden war zu fest, als dass sich El-ahrairah ihn in der kurzen Zeit, die ihm Rabscuttle verschafft hatte, einen Weg in den Schuppen bahnen konnte. Es war zu riskant zu graben, da der Hund jeden Moment zurückkommen und El-ahrairah überraschen konnte. ,Ich werde wiederkommen müssen...' murmelte der Fürst mit den Tausend Feinden und kehrte zu seinem Gehege zurück. Einige Zeit nach ihm erschien dort Rabscuttle und wollte hören, ob ihr Plan von Erfolg gekrönt worden war. ,Die Tür zu dem Schuppen war leider verschlossen, doch wir können uns einen Weg graben. Dazu müssen wir nur den Hund länger ablenken. Die Gefahr ist ansonsten zu hoch.' ,Der Hund wird sich jedoch nicht noch einmal fortlocken lassen. Vorhin hat der Mensch ihn geschlagen und ihm befohlen, den Schuppen besser zu bewachen. Du weißt ja, wie Hunde sind: Dumm, aber gehorsam.' ,Ja...' Nachdenklich legte El-ahrairah den Kopf auf seine Vorderpfoten. Sie hatten nur noch bis zum nächsten Sonnenuntergang, dann würde der Mensch den Schatz fortbringen und El-ahrairah würde niemals erfahren, welchen Schatz dieser Mann besaß. Er dachte die ganze Nacht über nach und am nächsten Morgen hatte er schließlich eine Idee. ,Ein Hund ist nicht nur gehorsam - sondern auch verfressen. Rabscuttle, laufe zu dem Rotkehlen und bitte es, uns eine Mistel zu besorgen. Ich werde in der Zwischenzeit nach Aas suchen. Wir treffen uns in dem Gebüsch vor dem Zaun.' Damit jagte El-ahrairah auch schon davon. In dem Gebüsch wartete Rabscuttle bereits mit der Mistel, als El-ahrairah schließlich mit einer toten Taube im Maul ankam. Kaum hatte er das tote Tier ableget, als er sich auf das Gras warf und einige Bissen nahm, um den widerlichen Geschmack aus dem Mund zu bekommen. ,Und jetzt?' fragte Rabscuttle, der die Durchhaltekraft seines Anführers bewunderte. Aas in die Schnauze zu nehmen, das war selbst für den hartgesottenen Rabscuttle vollkommen unvorstellbar. ,Jetzt kaue ich die Mistel zu einem Brei und wir wälzen die Taube darin,' erklärte El-ahrairah. Danach kaute er auch schon die Mistel. Dabei musste er gut aufpassen, denn Misteln betäuben und wenn er zu viel davon schluckte, wäre nicht nur sein Plan gescheitert, sondern er wäre auch allen elil wie Katzen und Füchsen hilflos ausgeliefert. Endlich war der Brei fertig und El-ahrairah spuckte ihn aus. Gemeinsam wälzten Rabscuttle und er die Taube darin und schleppten sie schließlich vorsichtig zu dem Zaun. Sie schoben sie hindurch und huschten wieder davon. Den Hund beobachtend hockten sie sich wieder in das Gebüsch und warteten ab. Allzu lange mussten sie jedoch nicht untätig herumsitzen. Schnell fand der Hund den Köder und schlang ihn hinunter. Beinahe sofort brach er ohnmächtig zusammen und die beiden Kaninchen konnten gefahrlos zu der Tür gelangen. Dort gruben sie so schnell wie noch nie zuvor Rammler gegraben hatten. Innerhalb weniger Stunden hatten sie sich einen Eingang geschaffen, durch den sich El-ahrairah in den Schuppen schob. Rabscuttle blieb draußen und hielt für den Fall Wache, dass der Hund erwachte oder der Mensch kam. In dem Halbdunkel fand El-ahrairah einige Säcke. Hoffnungsvoll lief er darauf zu und riss einen mit seinen Zähnen auf. Dort drinnen war jedoch nichts von Wert, sondern nur dreckige, gelbe Steine. Witternd sog der Fürst die Luft ein, doch außer Erde konnte er nichts riechen. Er schielte noch in die anderen Säcke und fand auch dort nur diese nutzlosen, gelben Steine. Kopfschüttelnd, verwirrt und enttäuscht verließ El-ahrairah den Schuppen und lief gemeinsam mit Rabscuttle zu ihrem Gehege zurück. Auf dem Weg dorthin fragte Rabscuttle schließlich, was denn nun der Schatz des Menschen gewesen sei. Und El-ahrairah antwortete ihm Folgendes: ,Der Schatz eines Menschen ist nichts, das auch der Schatz eines Kaninchens ist.'" Stille breitete sich aus, nachdem Dandelion geendet hatte. "Also," sagte schließlich der junge Currant, "haben Menschen und Kaninchen andere Schätze?" "Oh ja..." Dandelion sah das junge Kaninchen freundlich an. "Für ein Kaninchen sind eher Rüben und Salat Schätze, nicht aber gelbe Steine." "Ja, Rüben und Salat und Butterblumen..." Big Wigs Stimme klang schwärmerisch. "Und Klee..." seufzte das kleine Kaninchen Pipkin leise. "Oder ganz zartes junges Gras," fügte Big Wig der Liste hinzu. "Ihr vergesst vor lauter Futter nur unseren größten Schatz," meinte Hazel schließlich auf seine ruhige und bestimmte Art. "Was meinst du, Hazel-rah?" Currant legte den Kopf schief und blickte das Oberkaninchen an neugierig an. "Das Leben, Currant. Das Leben. Das ist unser größter Schatz." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)