Was heißt Liebe? von abgemeldet
(Was heißt Liebe?)
================================================================================
Kapitel 1: Ein neuer Anfang, ein neues Leben
--------------------------------------------
Was heißt eigentlich Liebe(n) ?
"Ein neuer Anfang, ein neues Leben"
"Nein, lass sie... lass sie los, bitteeeeee!". Ich schreckte an diesem Morgen
mal wieder aus dem ein und selben Alptraum hoch. Eiskalter Schweiß klebte an
meinem Körper. In letzter Zeit, besuchte mich diese schmerzliche Erinnerung
zwar etwas weniger, aber sie war noch da und sie tauchte dann auf, wenn ich
darauf ganz und gar nicht gefasst war. Meine Eltern sind jetzt geschieden,
endlich! Ich hatte von Geburt an damit leben müssen, bis vor 3 Wochen. Mein
innigster Wunsch war immer gewesen, meinen Vater in seinem Saufgelage sterben zu
sehen. Doch heute bin ich froh, das ich mir dies nicht antun musste.
Ich wohnte jetzt bei meiner Tante Gisele`, der Schwester meiner Mutter. Sie war
Mitte dreißig. Krankenschwester. Und sie versuchte mir eine beste Freundin und
Mutter zu sein. Natürlich besuchte ich noch meine leibliche Mutter, jedes
Wochenende. Sie wollte ein besseres Leben für mich schaffen und meinte ich
brauche Abstand, von ihr, von meiner alten Umgebung, meiner alten Schule,
falschen Freunden und letztendlich von meinem Vater. Mein "Erzeuger" wie ich ihn
nach jedem Kneipenbesuch schimpfte. Ihn, besuchte ich nicht mehr...
An diesem Morgen, quälte ich mich wie jeden Früh, raus auf den Flur. Mein
dunkelblauer samtiger Pyjama, schleifte mit den Hosenenden am Teppich entlang
und sammelte jeglichen Staub und Fusselkram auf, der sich dort rum trieb. Mir
war es egal. Draußen zwitscherten die kleinen Vögelchen, es war Anfang Sommer.
Das Thermometer wies auf 19 Grad Celsius und in der Luft lag der Geruch der
frischen Erde und des saftigem Grün. Es musste wohl heute Nacht geregnet haben.
Nachdem die Badezimmertür ins Schloss gefallen war, musterte ich mich im
Spiegel. Ich fand, ich sah nicht aus wie ein 17-jähriges Mädchen. Ich hatte
ein kleines zierliches ja fast schon kindliches Gesicht, ein "Babyface",
eisblaue Augen, schwarzblaues glattes Haar, das mir fast bis zum Po
reichte...kaum Brustumfang, praktisch so gut wie nichts und war schließlich
keine 1, 50 Meter groß. Aber irgendwie war es mir egal, ich hielt nicht viel
von Liebe und Beziehungskram, ich wusste noch nicht einmal was es hieß,
jemanden zu lieben und eine Beziehung mit seinem Partner zu teilen. Ich wurde
noch nie sonderlich von Jungs angebaggert und wusste innerlich, auf ewig das
kleine jungfräuliche Mädchen von Nebenan zu bleiben, so wie ich jetzt und hier
vor dem Spiegel stand und mich selbst, förmlich löcherte.
Meine rechte Hand griff nach der Zahnbürste, die linke nach der Creme`. Danach
knöpfte ich Stück für Stück mein Oberteil auf, langsam glitt es von meinen
zierlichen Schultern. Kurz darauf betrachtete ich mich abermals im Spiegel, auf
Rücken und Schenkeln, Armen und Bauch, brannten die Narben. Wunden die niemals
wirklich verschwinden würden, weil Vergessen, schwer fällt. Nicht alle Wunden
stammten von meinem Vater, wenn er betrunken und gewalttätig durchs Haus jagte.
Einige hatte ich mir aus Schmerz und Verzweifelung, selbst zugefügt. Ich drehte
den Wasserhahn auf und lauwarmes Wasser prasselte an meinem Körper hinunter.
Ich hörte Schritte. Schnell schlüpfte ich in meinen Slip doch
schon sprang die Tür auf! "Huch! Aber Schatz, was stehst du hier noch so rum
und verschränkst deine Ärmchen vor mir. Du siehst nicht anders als ich aus.",
scherzte sie. Ich nickte nur mit dem Kopf und stiefelte in mein Zimmer. Meine
Kleidung klebte wie durchgeschwitzt an meinem Körper und ich schüttelte
jegliche Gedanken ab, die mich an meine Träume erinnern wollten. Ich trug
heute, eine graue Baggy-Hose und darüber einen schwarzen langärmeligen
Schlabberpulli..."Josephine, es werden heute wohl über 20 Grad und du willst in
diesen furchtbar warmen Klamotten in die Schule?" Ich reagierte nicht, ja ich
schämte mich immer noch wegen der Situation eben im Bad. Ich hasste meinen
Körper, er war mir mehr als peinlich. Und warum war es mir eigentlich so
peinlich?
Redete ich mir ein.
Ich hatte ordentlich gefrühstückt und machte mich auf in meine Schule. Ich
blickte auf die Uhr. Ich hatte noch jede Menge Zeit und atmete wieder den Geruch
der Bäume und den Duft des Blütennektars. Heute hatte ich mir aus Lust und
Laune, die Augen mit schwarzem Liedstrich umrahmt, schwarze Fingernägel(wie
fast immer), naja...und so wankte ich weiter bis ich vor dem Zaun des Schulhofs
stand. Überall um mich rum, drängten nun Hunderte von Schülern in ungefair
dem selben Alter wie ich selbst, einige auch sicher etwas älter, auf zum
Eingang des riesigen Gebäudes. Ich stand da, lange , stand ich einfach nur so
da. Ich träumte, bis..."Hi. Wie heißt du? Bist du neu hier, hab dich noch nie
gesehn." Ein Junge, zwei, drei Köpfe größer als ich, hatte sich vor mir
aufgebaut. Ich kam mir ziemlich winzig vor. Durch mein Geträume hatte ich es
erst gar nicht bemerkt, noch immer löcherte er mich mit fragenden Blick. Ich
stolperte rückwärts und stieß mit dem Rücken gegen das Eisentor. "Pass
auf!", seine Hände griffen nach meinen Schultern und da zuckte ich erst richtig
zusammen. , dachte ich. "Alles OK?"
"Nich, lass mich los!", hauchte ich dem mir fremden jungen Mann entgegen und
rannte so schnell davon, wie mich meine Beine nur tragen konnten. Aber ich wusste warum ich so reagiert hatte, naja
genauer genommen wusste ich es doch nicht, ich wusste nur das ich Angst vor
Beziehungen hatte, Angst davor jemandem so nahe zu kommen und den Menschen den
ich liebe dann vielleicht verlieren zu müssen. Und meine größte Angst war es,
mit einem Jungen "Körperkontakt" zu haben. Ja, Sex und so was...! Seit dem ich
wusste wie das männliche Glied aussah, fürchtete ich mich davor. Ich verstand
nicht, wie sich Frauen dieses Ding mit Genuss in die Kehle rammen konnten. Aber
ich dachte mir, das gehört einfach dazu, das muss so sein...irgendwann würde
ich wohl doch mit einem Jungen schlafen, mein erstes Mal erleben.
Nachdem ich mein Klassenzimmer erreicht hatte, trat ich, mit gesenktem Kopf und
starrem schüchternen Blick auf das Parkett gerichtet, hinein. "Huch, ich bin
die erste! Oder bin ich im falschen Zimmer?" Nirgends war ein Platz besetz,
langsam wurde ich nervös. Ich suchte mir einen Platz in der fast letzten Reihe
am Fenster. Mein schwarzer Rucksack glitt von meinen Schultern sachte hinab und
setzte auf. Ich schob den robusten Stuhl nach hinten, er war schwer, und setzte
mich auch gleich. Da saß ich nun. Mein Blick wanderte im Sekundentakt von der
kleinen gräulichen Uhr über der aufgeklappten Tafel, zur Tür, zum Fenster und
wieder zur Tür und zur Uhr..."Was haben wir`n jetz eigentlich?" "Deutsch, wie
jeden Montag um neun Uhr, Kell!" Stimmen von draußen. Sie näherten sich der
Tür und das allerschlimmste war das, eine Stimme mir irgendwie bekannt vor
kam... Die Tür sprang auf und zwei junge Männer zwischen siebzehn und
schätzungsweise zwanzig Jahren traten ein. Der
eine Junge, war der, der mich kurz zuvor am Tor zum Schulhof angesprochen hatte.
Er trug eine weite dunkle Hose und ein schwarzes Shirt, ebenso eine hübsche
kleine Brille und ein kleines Ziegenbärtchen. Er trug eine dunkelblaue Mütze,
und darunter waren sicherlich eher wenig Haare. Der andere ne eher engere Hose,
eine Jeans und ein helles Sweatshirt und Kinnlanges Haar. Ich empfand ihn
irgendwie als ungepflegt und eklig, aber das war sicher nur der erste Eindruck.
Beide Jungen kamen näher und näher an meinen Tisch. Sie hatten mich noch gar
nicht bemerkt und quasselten weiter bis der Mützenträger seinen Rucksack vor
meinem Oberkörper auf den Tisch knallen ließ. "heh!" Ich zog noch
sekundenschnell meine Finger vom Tisch, sonst wären sie platt gewesen. Beide
starrten mich jetzt an. "Hey, ich kenn dich doch! Sorry, alles klar. Ich hab
dich garnich bemerkt, wir waren so im Gespräch vertief..." Er brach mitten im
Satz ab. Ich hatte mich von ihm abgewandt und glotzte mit verkrampften Blick zu
dem großen Fenster durch die Glasscheibe. Jetzt folgten beide meinem Blick,
aber da war nichts und von diesem Augenblick an, verstanden sie das ich keine
Lust auf eine Konversation mit ihnen vermochte. Gleich darauf fuchtelte der
langhaarige mit einer Hand, wie wild vor meinem Gesicht. Ich fühlte mich auf
einmal so klein und winzig und hässlich. In meinem Kopf erklang die Melodie von
Balthasar, von Placebo. Ein trauriges aber auch ein hoffnungsvolles Lied. Es
trieb mir fast die Tränen in die Augen. Weiter starrköpfig und verkrampft,
betrachtete ich die grünen Bäume und eine Scharr kleiner Spatzen, die sich um
einen kleinen Trinkwasserbrunnen im Hof versammelt hatten. Genüsslich tranken
sie und badeten darin. Sie zauberten ein schwaches Lächeln auf meine Lippen und
auf einmal... Der Mützenjunge packte mit beiden Händen meinen Kopf an, seine
weichen Handflächen schmiegten sich auf meine Wangenknochen und drehten Kopf
und Hals in Richtung ihrer beiden Gesichter. Ich war noch total perplex, bis ich
nur noch in die Augen von ihm schauen konnte. Schokoladenbraun waren sie und
wunderschön, ich glaubte darin versinken zu wollen und die Zeit stand
still...als würden Stunden vergehen...
"Hey, Kleine! Aufwachen!" Noch immer blickten wir uns genau so an, Auge in Auge.
Vielleicht sechs Zentimeter Abstand dazwischen, ich konnte ganz deutlich seinen
Atem spüren der aus seinem Mund, seinen wohlgeformten Lippen hervordrang bis...
Die Tür von neuem aufsprang. Keiner registrierte uns , aber die beiden Jungs
standen schon wieder ganz normal vor dem Tisch den ich mir ausgesucht hatte. Endlich war ich wieder zu mir gekommen. "Na,
endlich aufgewacht, Süße!", grinste mich der hässliche langhaarige Dürre an.
Ich sagte nichts, guckte so wie immer, emotionslos...ich schaute durch ihn
hindurch, versuchte es zumindest. Die Sitzreihen füllten sich langsam, mehr und
mehr. Der Mützenjunge schnipste vor meinen Augen:" Tut mir leid, aber wir beide
sitzen schon hier! Das ist unser Sitzplatz!" Ich bekam nur einen Seufzer heraus
und senkte meinen Kopf hinab, mit Blick auf meine Knie. "Aber..", setzte er
wieder an, dabei hob ich meinen Kopf und setzte meinen Schmollmund auf, "wenn du
magst, setzten wir uns gerne woanders hin...oder einer von uns beiden bleibt bei
Dir und der andere...?! Na, wie wäre das?" Ohne ihm eine wirkliche Antwort auf
seine Frage zu geben, hauchte ich ihm nur ein schwaches "Danke.", entgegen. Der
langhaarige schlurfte in Richtung Mittelreihe und rief noch hinterher: "Kesses
Mädel, die de da aufgetrieben hast! Viel Glück!" Der andere setzte sich neben
mich ans Fenster, , griff nach seinem
Rucksack und lächelte mich von der Seite an. Ich wusste, das er es tat, aber
ich schaute ihn nicht an.
So ging das den ganzen Tag. Ich verbrachte mit leerem Blick und schweigsamer
Art, die nächsten fünf Stunden auf meinem Platz. Nicht alle interessierten
sich für mich, wieder andere spähten in meine Richtung und tuschelten. Jungs
und Mädchen, aber die Themen beider verschiedener Grüppchen teilten sich in
verschiedene oder nur ähnliche Bereiche.
Es waren nur noch drei Minuten bis Schulschluss. Die Lehrerin, klatschte in ihre
Hände und ich wusste sie würde jetzt irgendetwas bekannt geben, das sich um
mich handelte. "Zuerst möchte ich euch nur noch sagen, das ihr eure Poesien
und Geschichten bis morgen zu beenden habt! Ich werden morgen früh einige dran
nehmen die mir ihre Schriftstücke vorlesen und mir vorbehalten auch welche
einzusammeln und zu bewerten!" Das war hier ein Gymnasium, da hatte also heute
noch etwas zu tun. Die einzige Beschäftigung die ich heute durchgeführt hatte
war, rum zu Krakeln und Kritzeln auf einem Stück Papier. Ich war viel zu
nervös die Stunden über gewesen, als das ich was hätte schreiben können. Ich
spürte ständig die Blicke der anderen und besonders die des Mützenjungens
neben mir. Ich musste mich versuchen unter Kontrolle zu halten. Ständig
verspürte ich den Drang in Richtung Fensterscheibe zu gucken. Aber jedes Mal
wenn ich meinen Kopf in diese Richtung auch nur ein klein wenig hinüber lenkte,
schoss mir das Lächeln oder der fragende Blick des Jungens "Kell" neben mir,
ins Gesicht.
"So und nun...", die Lehrerin mit dem Namen, Frau "Henschel", Mitte vierzig
kroch näher heran, sodass sie fast den Schülerchen aus der ersten Reihe auf
dem Schoß saß, näher und erhob zu einem Orkan an,:"möchte ich euch noch eure
neue Klassenkameradin vorstellen! Sie heißt Josephine Deller und ist 17. Sie
ist erst vor kurzem hier zu uns gezogen...Möchtest du uns nicht etwas über
dich erzählen, hmm?" Sie hielt ihren Arm mit offener Hand , rüber an meinen
und Kell`s Tisch. Aber da schallte auch schon der schrille Ton, der Schulklingel
durch das Gebäude und erlöste mich davor, den Mund auf zu machen. Ich
schnappte meinen Stift und knautschte mein Papier in die Hand, rannte zur Tür,
warf den geknüllten Papierfetzten in den Eimer und schoss auf den Schulhof.
"Naja, also das war... Josephine...hmm...dann sehen wir uns morgen...", ihre
Stimme erstarb in dem ganzen Trubel und Durcheinander der Klasse.
Ich schlenderte mit leichten Schritten die Straße hinauf. Diese war schmal, auf
beiden Seiten türmten sich mannshohe, teilweise von Moos und anderen Kräutern
überwachsene Steinmauern. Darüber hinaus wucherten die schönsten Bäume, die
ich jemals gesehen hatte. Sechs Meter hohe Ulmen, Kastanien und Buchen, ich sah
in jedem eine kleine Seele, ein Lebewesen. Hier und da ließen sich noch einige
Sträucher und wenige Birken finden. Nach fünfzehn Minuten streifte ich meinen
linken Ärmel hinter, meine silberne Armbanduhr zeigte vierzehn Uhr sechzehn an.
Gleich würde ich wieder in meinem Zimmer auf meinem Bettchen liegen, eine CD
einlegen, Kerzen anzünden, den duft von Patschouli einatmen und einfach nur so
chillen und nachdenken. Über den Sinn meines Menschenlebens, über mein
sinnloses Dasein als unreife Frau. Aber, Pustekuchen! Meine Ohren vernahmen
schnelle Schritte, mich überkam eine böse Vorahnung...also strampelte ich mit
mehr und mehr Elan, voran in Richtung "Heimat". "Hey, Du!", schrie mir eine
weibliche Stimme nach. "warte doch mal, hey...verdammt!" Das reichte mir, aber
ich blieb einfach nur so stehen und das hastige Atmen wurde lauter
deutlicher...
Eine blasse Hand ergriff plötzlich meine rechte Schulter, vor mir stand ein
Mädchen. Sichtlich außer Atem. Sie war vielleicht nicht ganz einen Kopf
größer als ich selbst, ihre Augen glänzten im Sonnenlicht smaragdgrün. Sie
trug schulterlanges Haar, brünett, mit hellblonden Strähnen. Sie trug eine
enge Jeans und ein weißes Shirt auf dem ein schwarzer Totenkopf abgebildet war.
Ich fand das irgendwie ganz anziehend, genau meine Geschmack, aber ich wollte
mich nun wirklich nicht unbedingt mit ihr abgeben. Dennoch in ihren Augen
strahlten für mich die saftigsten Wiesen, sie reflektierten die grünsten
Bäume die ich je gesichtet hatte. Ich kam davon nich mehr weg. "Hi, du!" Ich
brachte nich mehr als ein emotionsloses "Ja, ...was ?", heraus. Ich hab dich
heute im Unterricht beobachtet und ich glaube, naja...du hast irgendwie so
unglücklich ausgeschaut." "Und?", konterte ich. "DU, ich wollte nur fragen,
also...ich würde morgen echt gerne neben dir sitzen, wenn du nichts dagegen
hast? Darf ich?" Es war mir irgendwie ganz gleich, wer nun neben mir saß oder
ob ich die Bank mit mir ganz persönlich, sprich alleine, teilte. Aber ich
antwortete ihr kühl mit: "Meinetwegen." Sie strahlte über beide Ohren. Warum
wollte dieses Mädchen unbedingt neben mir sitzen, sie war doch hübsch genug um
zwanzig und mehr Freunde und Freundinnen zu haben, die sie vergötterten. Sie
war echt eine wunderschöne kleine junge Frau. Sie hatte nicht so winzige
Brüste wie ich, bestimmt B oder gar ein wenig größer. Ihre Hand umklammerte
immer noch mit festem Griff, meine Schulter. So zärtlich und warm und sanft,
ich fühlte mich plötzlich so seltsam, als ob eine woge oder sanfte Briese mich
einfach hinfort tragen würde. Einfach so. Und ich begann wieder, zu träumen.
"Ähm, ist alles klar mit dir, ich meine...?" Irgendwas zwickte mich leicht in
meinen rechten Arm. "Aua, verdammt! Was sollte das denn jetzt werden?", keifte
ich die Hübsche an. "Tschuldigung, aber du bist auf einmal total weggetreten
und warst nicht mehr ansprechbar!" Sie schmollte mich mit einem unschuldigen
Gesichtsausdruck an, da konnte ich nicht wiederstehen und entschuldigte mich bei
ihr. "Kann ich dich ein Stück begleiten? Übrigens ich bin Kathleen Schlüter,
kannst mich Kathy nennen." Kathy streckte mir, während dem wir beide weiter die
Straße "erkletterten", ihre Hand vor die Brust. Ich zögerte, und dabei blieb
es auch. "Josy.", antwortete ich auf mürrische Art und Weise und brachte nur
ein grimmiges Schmollen hervor. Sie ignorierte das und grinste genauso
weiter...Wir diskutierten nicht, aber wie ich es noch mitbekam, hatte sie sich
bereits bei mir zu Hause eingeladen. Ich war im Inbegriff, meinen Hausschlüssel
hervorzukramen und meine Haustür aufzuschließen, dahinter zu verschwinden und
dieser Kathleen keinen weiteren Augenkontakt beziehungsweise kein einziges
Lächeln zu schenken. Aber alles kam anders. Ich kam von ihren wahnsinnig
schönen Augen nicht weg und hörte mich selber plappern: "Dann sehen wir uns
morgen? Du kannst mich ja mal besuchen kommen,...wenn du magst." Jetzt glühten
sie wieder, ihre Äuglein. Ihre Lippen verformten sich zu einem reizendem
Lächeln. , hörte ich meinen Gedankenfluss reden.
Im Haus war es totenstill. "Tante?
...Gisele`? Bist du da?" Warum hatte sie mir denn nicht heute morgen gesagt, das
sie noch unterwegs sein würde? Und das an meinem ersten Tag...Aber auch gut. Da
konnte mir wenigstens keiner irgendwelche blöden Fragen stellen. Ich schlurfte
in die Küche, dabei knarzte ganz leise der Parkettboden. Meine Füße bewegten
sich noch immer vorwärts, aber meine Augen blieben am Kühlschrank hängen, und
da kam ich ins stolpern. "Scheiße!" Es plautzte gewaltig, ich wedelte wie
verrückt mit beiden Armen. Ich konnte mich nicht mehr halten. Ich landete mit
einem lauten Knall, auf meinem Hintern. Da saß ich nun. Ich schwamm förmlich
in einem See aus dreckigem Blumenwasser. Griesgrämig rappelte ich mich auf.
"Jetz muss ich mich auch noch umziehen, fuck!" Ich kroch
auf dem nassen Boden rum, Meter für Meter tastete ich mich sachte voran und
sammelte die Glasscherben ein. "Autsch, verdammte Scheiße aber auch!" Nachdem ich
die Scherben in den blauen kleinen Abfalleimer, der in der rechten Ecke,
geworfen hatte, stapfte ich zum Wasserhahn. Ich drehte an dem verrosteten Ding
und wusch meine Hände ab. Meine zwei Zentimeter breite Schnittwunde am linken
Daumen, schmerzte gewaltig. Aber ich kniff nur ein bisschen die Augen zusammen,
kaute auf meinen Lippen und kramte ein Taschentuch aus der rechten Hosentasche
raus, um es auch gleich auf die Wunde zu pressen. Kein Pflaster, kein
Verband...ich hatte schon viel schlimmere Wunden ertragen müssen und trug viele
noch heute. Kaum drei Sekunden später tapste ich die Stufen hinauf. Sie war mit
einem weinroten, kurzfaserigen Teppich ausgelegt. Das Geländer war einfach und
aus beigen Holz, welches genau konnte ich nicht sagen. Zuerst stürmte ich in
mein Zimmer und ließ mich auf mein kleines weiches Bett fallen. Die dunkelblaue
Tagesdecke rutschte hinunter und schleifte auf dem Boden. Jetzt viel mir wieder
das Lied von Placebo ein, Balthasar. Wieder trieb es mir fast hundert salzige
Tränen in meine Augen. Ich fand es wunderschön und zugleich todtraurig. Ich
dachte über den Tag nach. Eigentlich dachte ich viel zu viel, aber in diesen
Momenten war es mir gleich. Ich tauchte in eine andere Welt ein. In meine Welt.
Worte
Worte sind mehr, als nur zusammengereihte Buchstaben,
sie sind nicht nur, Linien, Muster und Geraden...
Sie sind der Ausdruck, der Emotionen, der Sprache,
der Erinnerung, der Liebe, des Gewissens und des Seins.
Worte, können verletzten, beruhigen und begeistern,
Worte können erfreuen, dich anschreien und was verschleiern.
Worte werden gesprochen, Worte werden geschrieben,
Worte können heilen, dich quälen und dich besiegen.
Worte sind da, wenn du mit Lauten dich nicht mehr äußern kannst,
Worte können erklären, mitteilen, das jemand da ist,
Worte können genauso emotionsreich sein, wie wenn einer zu dir spricht!
Du verstehst sie deutlich, du empfindest Glück, Hoffnung, Leid und Schmerzen,
du siehst nur nicht die Person, die, die Worte spricht,
siehst nur nicht ihr Gesicht,
nur innerlich....!
Ende, Teil 1
Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)