Ai dake ga dekiru koto von Princess_Leiya (Etwas, das nur die Liebe vermag - Yami X Yugi) ================================================================================ Kapitel 1: saisho no deai - Erstes Treffen ------------------------------------------ Los gehts ^-^ Wie der Titel schon sagt, geht es hier um das Erste Treffen der beiden. Mehr sag ich jetzt nicht, lasst euch einfch überraschen. ____ Kapitel 1 - Saisho no deai Alles begann an einem leicht bewölkten Samstagnachmittag, als ich gemächlich mit meinen Einkäufen für die nächsten Tage nach Hause schlenderte. Ja es hatte schon Vorteile, eine eigene Wohnung zu haben, das einzige was mich wirklich störte war, dass ich 3 Mal die Woche Einkaufen musste. Naja. ich will mich mal nicht beschweren. Immerhin bezahlen mir meine Alten alles. Sogar einen Teil meiner Freizeitaktivitäten finanzieren sie mir, wenn sie auch sonst nichts für ihren Sohn tun... Meistens streiten sie nur. Wegen diesen ewigen Auseinandersetzungen, in die ich auch oft mit einbezogen wurde, entschieden wir uns auch für die räumliche Trennung. Viel geändert hat sich nicht, da ich auch zu Hause schon fast alles selbst erledigt hatte. Meine Eltern mussten ja ewig arbeiten. Irgendwie grenzte es schon an ein Wunder, dass sie es mir erlaubten auszuziehen. Irgendwie war ihre Sorge ja auch berechtigt... Ich war nur noch etwa 100 Meter von dem Hochhaus, in dem ich meine Wohnung hatte entfernt, da hörte ich Lärm aus einer schmalen Nebengasse kommen. Außer mir war kein weiterer Fußgänger zu sehen, also musste ich wohl nachsehen, was da los war. Es klang fast, als würde jemand verprügelt werden, aber etwas war merkwürdig. Irgendetwas fehlte zu einer Prügelei... Schmerzensschreie. Davon war nichts zu hören. Schnell lief ich zu der Gasse um zu sehen was Sache war. Ich suchte an der Hauswand Deckung und spähte um die Ecke. Zu spät bemerkte ich, dass mir meine Einkäufe aus der Hand gerutscht waren und nun die Eier ihr Innenleben auf dem Gehweg verteilten. Glücklicherweise hatte niemand in der Gasse es bemerkt. Meine Vermutung erwies sich als vollkommen richtig: 3 gefährlich aussehende Jungs schlugen auf einen kleinen schmächtigen Jungen ein, der vor Schmerzen gekrümmt auf dem schmutzigen Gassenboden neben einer umgekippten Mülltonne lag. Am anderen Ende der Gasse stand ein 4. Junge, der ganz in schwarz gekleidet war und eine auffällige Frisur mit vielen kleinen Stacheln hatte und die Szene mit genugtuendem Grinsen beobachtete. Das war zu viel! Wieso half der dem Kleinen nicht? Ich vergaß meine Einkäufe und die kaputten Eier und hatte nur eines im Sinn: Ich musste diesem kleinen Jungen helfen. Also verließ ich meine Deckung und stürmte in die Gasse. Ich riss einen der 3 von dem Kleinen weg und schickte ihn mit einem kräftigen Kinnhaken ins Land der Träume. Ebenso ging ich mit den beiden anderen vor, die von meinem Auftauchen viel zu überrascht waren um sich großartig zu wehren. Sie bleiben allerdings bei Bewusstsein und flohen vor meinem grimmigen Blick. Verächtlich schnaubend drehte ich mich um, um nach dem Schwarzgekleideten Jungen zu sehen, aber der war verschwunden. Okay, dann hatte er eben Glück gehabt. Unverzüglich kniete ich mich neben den kleinen vor Schmerzen gekrümmten Körper am Boden. Der Junge war gut einen Kopf kleiner als ich, hatte aber sonst eine ziemlich große Ähnlichkeit mit mir: eine nach allen Seiten abstehende schwarz-violette Mähne mit blondem Pony, und seine Gesichtszüge waren meinen ähnlich, wenn auch um einiges weicher. Er schein schon so manches Leid in seinem höchstens 15 Jährigen Leben durchgemacht zu haben. Als ich vorsichtig seine Schulter berührte zuckte er ängstlich zusammen. "Hey, alles in Ordnung, Kleiner." sagte ich ruhig. Langsam entspannte sich der kleine Körper und der Junge öffnete vorsichtig die Augen. Sofort zogen mich diese amethystfarbenen Augen in ihren Bann. Auch sie waren meinen Augen ähnlich, aber doch so anders; weich und sehr melancholisch. Er musste wirklich schon viel durchgemacht haben... Wie konnte man so einem zarten Wesen nur noch zusätzliche Schmerzen zufügen? Ich schwor Rache, auch wenn ich den Kleinen noch nicht einmal kannte. Was für eine Ironie... Kurz musste ich wieder 4 Jahre zurückdenken. Schnell schüttelte ich die Gedanken ab. "Hast du große Schmerzen?" fragte ich vorsichtig. Er schüttelte den Kopf, verzog aber sofort vor Schmerzen das Gesicht. "Also doch." stellte ich sachlicht fest. "Komm, ich helf dir." bot ich an. Der Junge lächelte dankbar, sagte aber nichts. "Kannst du aufstehen?" wollte ich wissen. Er senkte den Blick und schüttelte den Kopf. Dann sah er sich kurz um und deutete auf einen umgekippten Rollstuhl, der im Dreck lag. Anscheinend konnte der Kleine nicht Laufen. Ich stieß kurz Luft durch die Nase aus. Immer hatte ich mich gegen die Gesellschaft gewehrt und nun musste ich feststellen, dass auch ich ihren Menschenvorstellungen unterlegen war. Mein Schnauben interpretierte der Kleine allerdings falsch und sah mich auf einmal ängstlich an und er kauerte sich wieder zusammen. Dachte er etwa ich würde ihm jetzt auch noch schaden wollen? Vorsichtig strich ich ihm eine blonde Strähne aus den Augen. "Ist gut, du brauchst keine Angst vor mir zu haben." Sagte ich leise. "Ich habe keine Vorurteile gegen die Außenseiter der Gesellschaft. Irgendwie gehöre ich ja auch dazu. Ich habe mich nur eben über mich selbst geärgert. Jeder Mensch geht davon aus, dass sein Gegenüber laufen kann oder sehen oder sprechen, und wenn das nicht der Fall ist, ist man überrascht... Tut mir Leid, wenn ich dich irgendwie verletzt haben sollte." Ich lächelte dem Kleinen aufmunternd zu, half ihm beim Aufsetzen, was ihm wieder Schmerzen bereitete, und stand dann auf um seinen Rollstuhl aufzustellen. Wie ich feststellen musste, war daran herumgeschraubt worden. Unter den Umständen konnte ich den Kleinen auf keinen Fall alleine lassen. Ich kniete mich wieder neben ihn und sagte: "Mit dem Schrotthaufen kannst du dich unmöglich fortbewegen. Ich wohne hier ganz in der Nähe. Du kommst jetzt erst mal mit zu mir, da kümmere ich mich erstmal um dich und werde sehen, was ich hier noch retten kann." mit diesen Worten trat ich Leicht an ein Rad des kaputten Rollstuhls. "Außerdem können wir von dort aus deine Eltern informieren, Einverstanden?" Wieder senkte er den Blick. Nach kurzem Zögern nickte er leicht ohne mich anzusehen. "Was ist los Kleiner? Habe ich was Falsches gesagt?" fragte ich. Er schüttelte nur den Kopf, sah mich aber nicht an. Ich nahm ihn vorsichtig in Arm um ihm nicht noch mehr wehzutun. Erstaunlicherweise wehrte er sich nicht dagegen. "Was hast du? Ich sehe doch, dass dir etwas auf der Seele lastet." Er sah mich traurig an, blieb aber stumm. Wollte er oder konnte er nicht sprechen? Ich ließ die Sache erstmal auf sich beruhen. "Komm, lass uns hier verschwinden. Zu Hause haben wir mehr Ruhe." Der Junge nickte nur, deutete aber auf den Schrotthaufen, der ihm als Fortbewegungsmittel gedient hatte. "Das kommt überhaupt nicht in Frage, Kleiner! Da setze ich dich nicht rein! Was ist, wenn das Teil zusammenbricht? Komm auf meinen Rücken." Nach kurzem Zögern stimmte er doch zu. Als ich aufstand musste ich feststellen, dass er sehr leicht war. Ich nahm den Rollstuhl, und hob meine Einkäufe auf. Die Eier waren mir jetzt ziemlich egal. Ich beeilte mich, nach Hause zu kommen. Den Kleinen die 2 Stockwerke zu meiner kleinen Wohnung hochzukriegen war kein Problem, nur der Rollstuhl war etwas sperrig. Wieso gab es hier keinen Fahrstuhl? Im 2. Stock angekommen schloss ich die Tür auf und trug den Kleinen ins Wohnzimmer, das links vom Eingang lag. Ich setzte meinen Kleinen Fund auf der hellgrünen Couch ab. Dann stieß ich eines der beiden Sitzkissen auf dem hellen Teppich zur Seite um anschließend seinen Rollstuhl dahin zu stellen. Meine Einkäufe brachte ich schnell in die Küche. "Sag mal, Kleiner" fing ich vorsichtig das Gespräch wieder an, als ich wiederkam. Er sah mich fragend an. "Willst du nicht mit mir sprechen oder kannst du es nicht?" Er senkte wieder den Blick. Ich legte ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter. "Hey, du brauchst dich nicht deswegen schämen. Es ist doch kein Verbrechen nicht sprechen zu können. Ich ging zu dem Schränkchen rechts neben der Tür, auf dem mein Fernseher stand und kramte aus einer der Schubladen Zettel und Stift heraus und legte es vor den schüchternen Jungen auf den Tisch. "Wie heißt du?" fragte ich ihn. Er zögerte kurz, griff dann aber nach dem Stift und schrieb seien Namen auf das Papier: "Yugi Muto" Ich lächelte. "Ein schöner Name. Ich heiße Yami. Yami Atemu." stellte ich mich vor. Wieder huschte ein sehr kurzes, scheues Lächeln über seine Lippen. Seine Augen blieben aber traurig. Wie gerne würde ich ihn mal übers ganze Gesicht strahlen sehen. Innerlich schüttelte ich heftig den Kopf. HALT! Ich durfte mich einfach nicht in ihn verlieben! Ich würde ihn nie glücklich machen können. Und so ein Engel wie er war viel zu gut für so jemanden wie mich... Außerdem bezweifelte ich, dass er an Jungs interessiert war. Erst nach einiger Zeit bemerkte ich die drückende Stille im Raum. Ich schüttelte meine Gedanken ab. "Okay, dann werde ich mir mal deine Wunden ansehen, okay?" Er nickte unsicher. Ich schloss die Augen um mich an das zu erinnern, was ich in meinem Praktikum im Krankenhaus gelernt hatte. Warum ist nur so wenig hängen geblieben? Abwesend ging ich ins gegenüber liegende Badezimmer und kramte aus dem Schrank meinen Erste-Hilfe Kasten hervor. Dann ging ich in die angrenzende Küche um Wasser zum Auswaschen der Wunden zu holen. Als ich beides hatte begab ich mich wieder ins Wohnzimmer und stellte die Wasserschüssel und den Kasten auf dem Tisch ab. Dann zog ich das andere Sitzkissen zu ihm und setzte mich drauf. Die Schürfwunden in seinem Gesicht waren nur leicht verschmutzt aber nicht weiter schlimm. Ich wusch sie vorsichtig mit dem warmen Wasser aus und beließ es dabei. Die Wunden an seinem Arm sahen etwas schlimmer aus. Auch das waren Schürfwunden, die entstanden sein mussten, als die Kerle ihn zu Boden geschleudert hatten. Wieder stieg eine unbändige Wut in mir auf und ich fragte mich wie man so einem zarten Wesen nur so etwas antun konnte. Nachdem ich diese Wunden ebenfalls ausgewaschen hatte, strich ich vorsichtig etwas Heilsalbe darüber und bedeckte sie mit Pflastern. "Yugi?" unterbrach ich die entstandene Stille. Er sah mich fragend an. "Ich würde mir ganz gerne noch deinen Oberkörper ansehen. Diese Kerle haben ordentlich auf dich eingetreten und ich will sehen, was da verletzt ist. Ich will mich nur vergewissern, dass deine Organe unbeschädigt sind. Mit so etwas ist nicht zu spaßen." Ich wusste dass ihm das unangenehm sein würde, aber ich wollte es um keinen Preis verantworten, wenn da doch etwas verletzt war. Der Kleine sah unbehaglich nach unten. Irgendwie konnte ich ihn verstehen. Ich würde mich auch nicht gern vor einem fremden Menschen ausziehen. Sanft legte ich eine Hand auf seine Schulter und sah ihn eindringlich an. "Bitte, Kleiner. Was ist, wenn da doch etwas verletzt ist, und du nichts merkst? Ich habe vor einem Jahr ein Praktikum im Krankenhaus gemacht. Da war auch ein Patient, der die Folgen eines Autounfalls zu leicht genommen hatte. Er war nach dem Unfall nicht sofort zum Arzt gegangen und ignorierte die Bauchschmerzen, die sich eingestellt hatten und kam 3 Tage später ins Krankenhaus. Die Ärzte stellten einen Blinddarmdurchbruch fest, aber es war zu spät ihn noch zu retten. Den nächsten Tag hat er nicht mehr erlebt. Er hatte vor seinem Tod höllische Schmerzen gehabt, die die Medikamente nicht ganz stillen konnten. Bitte lass mich dich ansehen. Ich will nicht, dass es dir genauso ergeht!". Er zögerte immer noch und sah mich etwas misstrauisch an. Ich konnte ihn schlecht zu seinem Glück zwingen, aber irgendwie war es mir wichtig, dass ihm nichts fehlte. Ich startete einen letzten Versuch. "Yugi. Ich will dich wirklich nur untersuchen. Ich habe nichts im Sinn, das dir schaden könnte." Das Misstrauen schwand nicht aus seinen Augen. Wie gut konnte ich ihn verstehen. Wäre ich in seiner Situation, völlig alleine mit einem Fremden in dessen Wohnung und ihm ausgeliefert, würden mir auch etliche Horrorvorstellungen durch den Kopf gehen. Ich musste es einfach schaffen sein Vertrauen zu gewinnen. Ich überlegte, was ich am meisten fürchten würde in so einer Situation. "Yugi! Was fürchtest du? Hast du Angst dass ich dir zu nahe kommen wollte? Dass ich dich ... vergewaltigen würde? Sei ehrlich!" Er senkte wieder den Blick, dann nickte er fast unmerklich. Ich setzte mich jetzt neben ihn auf Sofa und sah ihn verständnisvoll an. "Ich verstehe dich. Ich hätte die gleiche Angst. Ich will dich zu nichts zwingen. Aber lass dir gesagt sein, dass ich niemals einen Menschen derart demütigen könnte." Ich schwieg eine Weile. ****************Flashback*************** "Hilf mir!" flehte die Frau den 15-Jährigen Jungen verzweifelt an, der gerade den Weg des verlassenen Parks entlang schlenderte. Dieser warf einen kurzen Blick auf das Geschehen, ignorierte die Frau und hielt den Daumen hoch. Ein Zeichen für seinen Freund, dass er mit seinem Vorhaben weitermachen könne. Der Junge entfernte sich mit eisigem Blick von dem Busch, wollte nicht mitkriegen, wie sein "Freund" sich an der Frau verging. Ihre Schreie konnte er trotzdem hören. Sie würden ihn die nächsten Monate noch im Schlaf begleiten. Trotzdem war er irgendwie stolz gewesen, dass Great Tiger ihn auf seiner nächtlichen Tour mitgenommen hatte. Irgendwann würde er, Dark Devil, seine Nachfolge antreten, dessen war er sich sicher. ************Flashback Ende*************** Eine Bewegung Yugis weckte mich aus meinen Gedanken. Er hatte etwas auf den Zettel geschrieben. "Versprichst du's mir?" Ich sah ihm direkt in die Augen um zu verstehen was er meinte. Dann nickte ich entschieden. "Ich werde dir wirklich nicht zu nahe kommen." Daraufhin entledigte er sich seines Oberteils, damit ich meine Untersuchung fortsetzen konnte. Wow, er war ja richtig gut gebaut. Zwar sehr schlank, aber dennoch passte es zu ihm. "Wenn etwas wehtut dann kneif mich." Wies ich ihn an und begann vorsichtig seine Rippen anzutasten. Ich sah ihm dabei auch ins Gesicht die Augen um dort eventuellen Schmerz ablesen zu können. Aber weder konnte ich eine gebrochene Rippe spüren, noch schien er Schmerz zu verspüren. Ich ertappte mich dabei ein zweites Mal an anderer Stelle über die Rippen zu tasten, was eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre. Yugis Haut war weich und warm. Ich wollte mehr spüren, aber das konnte und wollte ich dem Kleinen Wesen nicht antun. Ich konnte es nicht leugnen: Ich begehrte den Kleinen. Aber das durfte ich ihm nicht zeigen, um ihn nicht noch mehr zu verängstigen. Ich wollte ihn näher kennen lernen und nahm mir vor mit ihm in Kontakt zu bleiben. Als ich mit den Rippen fertig war, tastete ich nach dem Blinddarm und anderen Organen, aber auch hier schien alles in Ordnung zu sein. Ich lächelte zufrieden. "Hat irgendwas wehgetan?" fragte ich, als ich fertig war. Er schüttelte den Kopf. "Gut, dann zieh dich wieder an. Hast du sonst noch irgendwo Schmerzen?" wollte ich als nächstes wissen. Wieder ein Kopfschütteln. "Dann hattest du ja richtig Glück im Unglück, Keiner." Ich konnte es mir dann doch nicht verkneifen ihm kurz durchs Haar zu wuscheln. Glücklicherweise wehrte er sich nicht dagegen. Nachdem Yugi ganz versorgt war, wendete mich dem Schrotteil von einem Rollstuhl zu. "Gut, dann guck ich mir jetzt mal das Teil hier an. Ich bin zwar kein Mechaniker, aber na ja. Soll ich dir solange etwas zu lesen suchen?" fragte ich Yugi. Er musterte das Klavier, das neben dem Fernseher stand und schüttelte den Kopf. Ich musste etwas schmunzeln. "Willst du spielen?" wollte ich wissen. Er sah mich an nickte und lächelte. Sogar die Trauer in seinen Augen lichtete sich etwas. Lächelnd nahm ich den Kleinen wieder auf den Arm und setzte ihn auf dem Klavierhocker ab. Er klappte den Deckel hoch, überlegte kurz und fing an zu spielen; ein schönes ruhiges Stück, das ich noch nicht kannte. Ich schloss die Augen und genoss die Musik. So schön möchte ich auch spielen können... Aber das wird mir wohl ewig verwehrt bleiben. Ich habe einfach nicht die Geduld längere Stücke zu üben. "Ein schönes Stück." meinte ich lächelnd, als er fertig war. "Spiel ruhig weiter. Auch wenn ich nicht so aussehe, ich mag Klaviermusik." Durch meine Worte ermutigt spielte er ein anderes Stück. Als ich mich vom Klavier wegdrehte musste ich mich zusammenreißen ihm nicht sanft über den Rücken zu streichen. Verdammt! Was war nur mit mir los? Ich würde mich doch nicht so einfach auf den ersten Blick in diesen Engel verlieben? Ich kannte diesen Jungen doch gar nicht. Ich schob diese verwirrenden Gefühle zur Seite und wendete mich dem kaputten Rollstuhl zu. Viel zu retten gab es da anscheinend nicht. Ich musste feststellen, dass auch einige Stangen verbogen waren. Ich konnte eigentlich nur die Schrauben festziehen und an einigen Stellen neue einsetzen. Das würde das Teil vorläufig zusammenhalten, aber einen Neuen würde Yugi auf jeden Fall brauchen. Nachdem ich alles, was ich tun konnte getan hatte, unterbrach ich sein Klavierspiel. Er sah mich fragend an, spielte aber etwas leiser weiter. "Ich kann leider nichts weiter tun. Dein Rollstuhl ist Schrottreif." Er gab mir durch ein paar Gesten zu verstehen, dass er wieder zum Tisch wolle. Ich trug ihn hin und setzte ihn wieder auf der Couch ab. Dann nahm er wieder den Stift zur Hand und warf schnell ein paar Zeilen auf das Papier: "Muss morgen eh zur nächsten Untersuchung ins Krankenhaus." " Ach so." lächelte ich und wechselte das Thema. "Ich denke ich sollte deine Eltern über das, was geschehen ist informieren. Nicht dass sie sich noch Sorgen machen. Gibst du mir deine Telefonnummer?" Hm? Was ist denn nun los? Yugi hatte wieder den Blick gesenkt und sah noch trauriger aus, als vorher. Ich setzte mich wieder neben ihn aufs Sofa. "Was ist los? Ist was mit deinen Eltern?" fragte ich vorsichtig. Er blieb noch eine Weile unbeweglich sitzen. Hatte er meine Frage überhaupt verstanden? Dann warf er ein Wort auf den Zettel: "Tot" Oh... Ich legte vorsichtig einen Arm um seine Schultern, hatte plötzlich das Bedürfnis ihn zu schützen, wovor auch immer. "Verzeih, Kleiner. Ich wollte dir nicht wehtun." Beruhigend strich ich über seinen Rücken. Als würde er Schutz suchen kuschelte er sich etwas an mich. Ich wunderte etwas, ließ ihn aber gewähren. "Lebst du dann alleine?" fragte ich sanft, als er sich wieder etwas gefasst hatte. Er schüttelte den Kopf. "Bei Großvater." Schrieb er auf. "Ist aber grad im Urlaub, hat sein Handy vergessen." "Also können wir ihn nicht erreichen." Folgerte ich aus den Worten. Er nickte. In dem Augenblick wünschte ich mir nichts mehr, als diesem kleinen vom Schicksal geschlagenen Jungen zu helfen und ihm wieder beizubringen, zu lachen, diese st traurigen Augen mit Freude zu füllen. "Also hast du im Augenblick niemanden, der dir hilft?" fragte ich. Yugi schüttelte den Kopf. "Dann übernehme ich das so lange, bis dein Großvater wiederkommt." Beschließe ich. Daraufhin warf der Kleine schnell eine Zeile aufs Papier: "Wieso tust du das alles für mich?" wollte er wissen. Ich musste lächeln. "Weil ich dich sympathisch finde, weil du sonst ganz auf dich allein gestellt wärst, weil ich dein Klavierspiel mag. Reicht dir das?" "Aber du kennst mich doch gar nicht." Er sah mich an. Anscheinend war er es nicht gewohnt, dass sich jemand fremdes so um ihn kümmerte. Ich hätte ihn sogar verstanden, wenn er entschieden hätte zu gehen. Schließlich hatte ich mich ihm ja praktisch aufgezwungen. Aber anscheinend war er auch dankbar, dass ich ihm beistand. "Mag sein, dass wir uns gerade erst kennen gelernt haben, aber ich merke auch, dass wir uns irgendwie ähnlich sind. Ich habe auch eine sehr harte Zeit erlebt. Ich mag dich irgendwie und will dir helfen. Und ich möchte dich näher kennen lernen Kleiner." Wieder huschte ein flüchtiges Lächeln über seine Lippen, seine Augen waren aber immer noch leer aus. Was war nur geschehen, dass dieser kleine zerbrechliche Junge so zu leiden hatte? Ich fragte aber nicht nach, wollte in ihm nicht noch mehr schmerzhafte Erinnerungen wachrufen. "Willst du was essen oder trinken?" beendete ich das für ihn so schmerzhafte Thema. Zögernd nickte er. "Saft, Wasser oder Tee?" fragte ich. "Wasser." Schrieb er auf. "Magst du Kartoffelsalat?" Ein Nicken. "mit Würstchen." "Wie du willst." Lächelte ich. "Willst du mir helfen, damit du dich nicht langweilst?" bot ich an. Yugi nickte wieder. Also trug ich den Kleinen in die Küche und setzte ihn an dem mitten im Raum stehenden Tisch auf einen Stuhl. Dann holte ich die Zutaten für den Kartoffelsalat aus dem Kühlschrank, der direkt hinter der Tür stand und eine Schüssel aus dem Küchenschrank, der neben dem Kühlschrank stand. Dann stellte ich alles auf den Tisch. Yugi nahm sich die Kartoffeln und den Kartoffelschäler. Ich stellte ihm eine Schale für die Kartoffelschalen hin. Yugi schien Küchenarbeiten gewohnt zu sein, da er schnell und sicher arbeitete. Ich lächelte ihm zu und reichte ihm ein Glas Wasser. Nach einer guten ¾ Stunde war das Essen fertig. Schnell deckte ich den Wohnzimmertisch und trug Yugi zurück. Ich selbst machte es mir in einem Sitzkissen bequem. Während des Essens erzählte ich Yugi einige Dinge aus meinem Leben; von meinen Problemen mit meinen Eltern, etwas von der Schule, und was ich so in meiner Freizeit machte, außer die Wohnung zu putzen. Der Kleine hörte mir interessiert zu. So langsam schien er etwas Vertrauen zu mir zu gewinnen, was mich ungemein freute. Als wir mit essen fertig waren und ich den Tisch abgeräumt hatte, überlegte ich, was wir noch machen könnten. Wir hatten beschlossen, dass Yugi an jenem Tag bei mir übernachtete, was hieß, dass noch etwas Zeit war. "Du sagtest vorhin, du spielst gern DuelMonsters." Schrieb Yugi auf einen Neuen Zettel. Ich nickte. "Er griff in seine rechte Hosentasche und holte Spielkarten heraus und sah mich fragend an. "Gerne." Ich lief in mein Zimmer, das am Ende des Flurs lag. Gegenüber der Tür stand mein Schreibtisch, auf dem noch meine ganzen Schulsachen rumflogen. An der linken Wand, die ans Wohnzimmer grenzte, stand mein Schrank und in der Ecke mein Bett. Neben dem Bett war der Nachttisch aus dessen obersten Schublade ich mein DuelMonsters Deck holte. Dann schloss ich noch schnell die Tür zum Balkon, die ich am Vormittag gekippt hatte und eilte zurück ins Wohnzimmer. Nachdem wir unsere Decks gemischt hatten ging es los. Yugi war sehr gut. Ich hatte ziemliche Probleme mit seinen Strategien und seinem Super Deck Klarzukommen. Für die Dauer des Spiels erhellte sich sogar sein Gesicht etwas. Nach einer guten Stunde war das Duell zu ende. Er hatte es geschafft mich zu besiegen. Ich lächelte ihm anerkennend zu. "Du bist echt gut. Ich hab selten gegen so starke Gegner gespielt." Das Duell war für uns beide ziemlich anstrengend gewesen und so entschieden wir uns bald dazu ins Bett zu gehen. Vorher fragte ich ihn aber noch wann er am nächsten Tag im Krankenhaus sein müsste. "9.00" schrieb er auf. Ich stellte ihm für die Nacht einen Pyjama, in dem er allerdings fast versank. Um es ihm etwas gemütlicher zu machen, überließ ich ihm auch mein Bett, auch wenn er zuerst protestiert hatte. Nachdem er nachgegeben hatte wünschte ich ihm eine Gute Nacht und legte mich auf die Couch. Einschlafen konnte ich aber noch lange nicht. Viel zu viel ging mir durch den Kopf und alle meine Gedanken kreisten um den vergangenen Tag und um diesen zerbrechlichen kleinen Jungen. Ich hätte gerne mehr über ihn gewusst: Vor allem seine Lebensgeschichte interessierte mich. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass er schon immer so verschlossen und in sich gekehrt war. Und da war noch etwas das mich beschäftigte: Meine Gefühle für ihn. Er hatte eine einfach faszinierende Wirkung auf mich: Er war wie eine beruhigende Kraft, die einem hilft, wenn man aufgebracht ist. Engel! Kam es mir in den Sinn. Ja, er musste ein Engel sein. Auch wenn seine körperlichen Einschränkungen dieser Bezeichnung Hohn zu sprechen schienen, fand ich sie absolut passend. Wieder musste ich mich fragen: Hatte ich mich auf Anhieb in ihn verliebt? Nein, er faszinierte mich lediglich. Liebe war das noch nicht. Und zu dem Zeitpunkt hoffte ich noch inständig, dass meine Gefühle für ihn auch nie in Liebe umschlagen würden. Wer weiß, in was für einen Konflikt ihn das gebracht hätte. Vielleicht hatte er ja sogar eine Freundin? Wobei ich das aufgrund seines Verhaltens ausschloss, aber wir kannten uns ja noch nicht mal 12 Stunden... Mit vielen ungeklärten Fragen und unruhigen Gedanken schlief ich ein. TBC Das wars fürs Erste... Ich hoffe es hat euch gefallen. Über Lob und Kritik würde ich mich sehr freuen. Im nächsten Kapi geht es mehr um Yugi und was ihn zu dem gemacht hat, was er nun ist. Liebe Grüße Leiya Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)