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Die unzertrennlichen Brüder

ein Schwertbann und ein Geschwisterproblem
von

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Ein verhängnisvolles Wiedersehen

Meine allererste FanFic handelt von zwei "unzertrennlichen" Brüdern... ;)
 

Ich hoffe ihr habt Spaß dabei und erfreut mich mit netten Kommentaren (negative Urteile dürfen natürlich auch dabei sein, macht es aber nicht zu vernichtend, das ist schließlich mein erster Versuch...:))
 

Also los:
 

Sesshomaru lehnte sich an die Wand und blickte missmutig auf seinen schlafenden Bruder neben sich. Das durfte doch einfach alles nicht war sein, das durfte es einfach doch nicht...

Und schuld daran war nur dieses verdammte Tensaiga oder Tessaiga oder dieser nichtsnutzige Dämon, der sich "Schwertmeister" nannte. Schwertmeister, dass ich nicht lache. Nein, schuld war Inu Yasha, dieser idiotische, unfähige, verabscheuungswürdige Halbdämon, der einfach nichts richtig machen kann. Dieses dämliche Halbblut, das er einfach nicht loswerden konnte.

Und dabei hatte der Tag so gut angefangen...
 

Naraku war nahe, die Witterung war eindeutig. Sesshomaru war hochzufrieden, endlich würde er diesen unwürdigen Wurm zertreten können. Er ließ Rin und Jaken zurück und machte sich auf den Weg. Es konnte nicht mehr weit sein.

Gerade als er elegant einen Bach übersprang und stehen blieb, um sich neu zu orientieren, fielen ihm weitere Gerüche auf. Bekannte Gerüche. War Inu Yasha etwa auch in der Nähe? Das konnte lästig werden. Doch er entschied es zu ignorieren.

Plötzlich war Narakus Fährte verschwunden. Auf einmal weg, als hätte es sie nie gegeben.

Sesshomaru runzelte die Stirn. Er konnte sich nicht erklären, was das zu bedeuten hatte. Inu Yashas Witterung und die von einem Teil seines Anhangs war jedoch noch klar zu erkennen. Dazu gesellte sich ein ihm unbekannter Geruch. Der Dämon entschloss sich einfach mal nach zu sehen.
 

Auf der Lichtung nahe eines schroffen Gebirges schlug sich Inu Yasha mit einem menschlich aussehenden Dämon herum. Zunächst hatten er und seine Begleitung Kagome sowie Sango und Miroku geglaubt bei dem schwarzhaarigen, dunkelhäutigen Kerl in schwarzer Rüstung mit dunkelbraunen Krallen handle es sich um einen von Narakus Abkömmlingen. Denn eigentlich waren sie Narakus Spur gefolgt, hatten diese aber dann ziemlich plötzlich wieder verloren und standen schließlich stattdessen diesem merkwürdigen, dunklen Kerl gegenüber.

Er hatte sich selbst als 'Der Schwertmeister' vorgestellt und dreist von Inu Yasha verlangt, er solle sein Schwert Tessaiga heraus rücken. Der Halbdämon hatte sich diese unbegründete Dreistigkeit natürlich nicht gefallen lassen und hatte sein Tessaiga nur zum Kämpfen heraus gerückt bzw. hatte dem sogenannten 'Schwertmeister' eine damit verpasst. Doch der zeigte sich davon nicht sehr beeindruckt und schlug mit einem blendenden Energieblitz in Form eines Schwertes zurück. Inu Yasha wehrte den Gegenschlag ab und versuchte eine neue Attacke. Seine Begleiter, die ihm helfen wollten, schickte er nicht gerade höflich und dankbar in den Schutz einiger Felsen zurück. Noch wollte er versuchen den unverschämten Kerl allein zu besiegen.

Als er zum Sprung ansetzte und Tessaiga mit ganzer Wucht auf seinen Gegner niederbrechen lassen wollte, wich der dunkle Dämon geschickt aus, hüpfte leichtfüßig über ihn hinweg und versetzte ihm einen Schlag mit einem schmalen, blaumetallischen Schwert ins Gesicht. Inu Yasha landete etwas ungeschickt und schmeckte Blut. Seine Wange hatte einen sauberen Schnitt abbekommen.

Wütend drehte sich der Halbdämon um und starrte dann überrascht in das kühle Gesicht von Sesshomaru. Wo kam der denn jetzt plötzlich her?

"Inu Yasha", sagte die ihm verhasste, arrogante Stimme seines Halbbruders spöttisch, "wie ich sehe, übst du dich gerade ein wenig im Schwertkampf. Leider habe ich keine Zeit deinen fruchtlosen Bemühungen zuzusehen. Eigentlich will ich nur wissen, wo Na..."

"Wer bist du? Misch dich gefälligst nicht ein, du verlauster, schimmeliger Flohsack." ertönte eine grollende Stimme in Sesshomarus Rücken, wo Inu Yashas Gegner gelandet war.

Sesshomaru, der mitten zwischen den beiden Kontrahenten stand, drehte sich wortlos um. Er mochte es nicht besonders, wenn er unterbrochen wurde. Noch weniger mochte er es, wenn jemand in Form einer niederen Kreatur versuchte ihn zu beleidigen. Er zog sein Schwert Tokijin und vollzog damit eine leichte Drehung. Eine heftige Druckwelle raste auf den dunklen Dämon zu und warf den Überraschten fast um. Doch der fing sich schnell wieder und erzeugte mit seinem blauen Stahl eine Art Bannkreis, an der die Druckwelle abprallte und zurückgeschleudert wurde.

Sesshomaru sprang hoch und wich flink seitlich seinem zurückgeschlagenen Angriff aus.

Anmutig und unbeeindruckt landete er neben Inu Yasha, der zufällig auf diesselbe Seite vor der abgeprallten Druckwelle ausgewichen war. Da der Halbdämon allerdings etwas spät gesehen hatte, was passiert war, weil Sesshomaru davor gestanden war und ihm die Sicht genommen hatte, war sein hastiger Sprung und die Landung etwas uneleganter ausgefallen. Eine Tatsache, die ihm einen abschätzigen Blick von seinem Bruder einbrachte und sauer machte.

"Das ist mein Gegner", keifte Inu Yasha in das spottende Gesicht seines Bruders, "also halt dich da raus. Irgendwelche unwichtigen Fragen kannst du mir auch nachher stellen."

"Unwichtig?" Sesshomarus erwidernde Stimme nahm einen drohenden Unterton an.

"Hey, ihr nehmt mich wohl nicht ernst", rief der 'Schwertmeister' am anderen Ende der Lichtung, er fühlte sich offensichtlich übergangen.

Das reizte Inu Yasha nur mehr. Genug gescherzt, es war Zeit eine härtere Gangart einzuschlagen. Erst musste er diesen schwarzen Deppen erledigen und sich dann um diesen lästigen Kerl von Bruder kümmern.

Inu Yasha hob sein Schwert und setzte zu einem erneuten Schlag an. Doch der 'Schwertmeister' warf etwas Pfeilartiges darauf und schlug ihm damit Tessaiga aus der Hand. Es flog einen Meter und polterte zu Boden, verdutzt sah ihm Inu Yasha nach. Sein Bruder grinste nur.

"Tja", grinste auch der 'Schwertmeister', "das war wohl nix."

"Na, so beeindruckend war deine Vorstellung nun auch wieder nicht, du sogenannter 'Schwertmeister'." murrte Inu Yasha.

Der 'Schwertmeister' lachte nur.

"Du wirst dich wundern, was ich sonst noch so drauf habe!"

Inu Yasha schnaubte nur verächtlich, packte schnell sein gefallenes Schwert wieder und hob es für einen erneuten Schlag.

Sesshomaru schien dagegen jegliches Interesse am Kampf verloren zu haben, denn er hatte Tokijin wieder in seinen Gürtel geschoben und stand reglos neben seinem Bruder. Offensichtlich erachtete er es unter seiner Würde sich noch weiter um diese Angelegenheit zu kümmern, sofern er nicht angegriffen wurde. Allerdings wandte er sich auch nicht ab oder ging weg, sondern schaute unbewegt zu. Vielleicht hatte der Bannkreis des Schwertmeisters seine Aufmerksamkeit erregt und er wollte sehen, ob weitere Tricks des dunklen Dämon möglicherweise irgendwelche Schwachstellen von Tessaiga aufdecken konnten.

Inu Yasha holte kräftig Schwung und wollte gerade auf der Windnarbe zuschlagen, da streckte der schwarze Dämon seine krallenbewehrte Hand aus und rief laut: "Komm. Tessaiga!"

Bevor Inu Yasha zuschlagen konnte, riss ihm ein kräftig saugender Wind das Schwert aus der Hand und es flog geradewegs mit dem Griff voran auf die Hand seines Gegners zu. Dieser ergriff das ihm entgegen kommende Schwert, ließ es aber sofort wieder aufjaulend los. Tessaiga polterte auf die Füße des Schwertmeisters, der schmerzverzerrt seine verbrannte Hand schüttelte.

"Tja, damit hast du wohl nicht gerechnet, du Witzfigur von 'Schwertmeister'." lachte Inu Yasha auf und sprang mit hochgereckter Hand auf seinen abgelenkten Gegner zu.

"Sankontess-...Autsch!"

Gerade als Inu Yasha seinem überraschten Gegner seine Krallen in den Hals schlug, traf ihn etwas Hartes am Hinterkopf und er knallte unsanft zusammen mit seinem Feind auf den Boden. Der dunkle Dämon löste sich in schwärzlichen Nebel auf und verschwand. Inu Yasha rollte sich etwas zurück, setzte sich mühsam auf und rieb seinen Kopf.

"Aua, was war das denn?!"

"Hey, gib sofort Tensaiga wieder her!"

Verwirrt sah Inu Yasha auf und schaute zu Sesshomaru, der ihn verärgert, aber auch leicht verblüfft anstarrte. Was hatte er gesagt?

Etwas Drückendes stach ihn in den Hintern und lenkte seine Aufmerksamkeit wieder von Sesshomaru ab. Offenbar war er bei seinem Sturz auf Tessaiga gelandet. Er rappelte sich auf und sah dann erstaunt zu Boden. Dort lag nicht nur Tessaiga, sondern auch das von seinem Bruder ungeliebte Tensaiga! Wie war das denn hierher gekommen?

Etwas belämmert blickte Inu Yasha wieder zu Sesshomaru, der zunehmend gereizt zu werden schien und auf ihn zukam. Auch Kagome, Sango und Miroku, die geschützt hinter den Felsen alles beobachtet hatten, näherten sich mit erstaunten Blicken.

"Los, heb Tensaiga auf und gib es mir zurück." hörte Inu Yasha die kühle, aber durchaus verärgerte Stimme seines Bruders.

"Was ist denn überhaupt passiert?"

Doch Sesshomaru hatte offensichtlich keine Lust auf Diskussionen, drohend zielte er mit Tokijin auf Inu Yasha.

"Nur die Ruhe", versuchte Kagome zu vermitteln und beantwortete dann Inu Yashas Frage: "Als der schwarze Schwertmeister-Dämon oder was auch immer er war den Sog auslöste und Tessaiga nehmen wollte, ist Tensaiga plötzlich aus seiner Scheide deinem Schwert hinterher geflogen. Da du gerade im Weg standest, hast du es an den Kopf gekriegt. Keine Ahnung, warum das Ding das gemacht hat."

Mit ihrem letzten Satz sah Kagome fragend zu Sesshomaru, doch der schien bisher auch keine so rechte Antwort auf das seltsame Verhalten seines Schwertes zu haben. Es war ihm scheinbar auch egal. Er wollte bloß sein Eigentum zurück und richtete weiterhin drohend Tokijin auf Inu Yasha. Der ließ sich davon allerdings überhaupt nicht beeindrucken.

"Heb dein Schwert gefälligst selbst auf", sagte er wütend, "ist schließlich nicht mein Problem, wenn das Ding dir abhaut. Sei froh, dass ich dir für die Kopfnuss, die ich abgekriegt habe, nicht Tessaiga auf die Birne knalle!"

"Das kannst du gerne versuchen", erwiderte Sesshomaru kalt, "fragt sich nur, wer wirklich nachher mit gespaltenem Schädel dasteht." Mit einem bösartigen Grinsen hob er leicht Tokijin.

Inu Yasha packte Tessaiga und machte einen Satz auf seinen Bruder zu, blieb aber dann auf einmal erstarrt stehen und glotzte verdutzt auf sein Schwert. Auch alle anderen starrten verblüfft Tessaiga an. Sogar Sesshomaru blickte verwundert drein und zögerte. Dann zeichnete sich ein leises Entsetzen auf seinem Gesicht ab, das aber von den anderen nicht bemerkt wurde.

Tessaiga hatte sich nicht verwandelt. Doch das allein war nicht der Grund für die allgemeine Verwunderung. Verwunderlich war, dass Inu Yasha nicht nur Tessaiga in der Hand hatte. Als hätte es jemand festgeklebt, hing Tensaiga mit seiner Schneide an der Schneide von Tessaiga.

"Was soll das denn?!" Ärgerlich schüttelte Inu Yasha Tessaiga, um das daran haftende Tensaiga los zu werden, doch es rührte sich nicht und blieb unverändert kleben.

Nun wurde es Sesshomaru, in dem ein schrecklicher Verdacht aufkeimte, zu bunt. Er ließ Tokijin fallen und packte Tensaigas Griff, der ihm entgegen ragte. Kräftig riss er das klebende Schwert zu sich hin und Inu Yasha wäre beinahe durch den Schwung mitgerissen worden, hätte er nicht rechtzeitig dagegen gehalten. Beide Brüder zogen nun kräftig in entgegengesetzte Richtungen, doch die beiden Schwerter lösten sich nicht voneinander.

Kagome, Sango und Miroku schauten verdutzt zu und wussten nicht so recht, ob sie lachen oder entsetzt sein sollten.

In Sesshomaru verhärtete sich sein fürchterlicher Verdacht. Die Erkenntnis daraus wollte er aber weder jemanden mitteilen noch weniger überhaupt wahrhaben. Stattdessen wurde er wütend.

"Lass endlich Tensaiga los!"

"Lass du doch los!"

"Ich warne dich, das ist nicht komisch!!"

"DEIN Schwert klebt da schließlich dran!!"

"Wenn du nicht sofort Tessaiga dazu bringst Tensaiga los zu lassen, kleb ich dir gleich was!!!"

"Kleb dir dein Tensaiga in den Arsch!!!"

Irgendwie wurde den Zuschauern bewusst, dass die Situation, so heiter sie vielleicht sein mochte, zu eskalieren drohte. Andererseits hatten sie nicht die geringste Ahnung, was sie unternehmen sollten.

Plötzlich aktivierte sich Tessaigas Bann gegen Dämonen, lief auf Tensaiga über und verbrannte Sesshomarus Hand. Der ließ sofort Tensaiga los und Inu Yasha, der im Eifer des Gefechts davon nichts mit bekommen hatte, landete durch den Verlust seines unfreiwilligen Tauzieh-Partners auf dem Hintern. Dabei ließ er die Schwerter fallen.

Mühsam bemüht nicht loszuprusten und die Erregung der Brüder durch unbedachtes Lachen auf sich zu lenken, versuchte Kagome zu beruhigen.

"Also hört mal, das bringt doch nichts, vielleicht sollten wir..."

Bevor sie weiter sprechen konnte, war Sesshomaru mit einer Art verzweifelten Wutschrei an die Kehle seines Bruders gesprungen und ließ seine Giftklaue aufflammen. Inu Yasha war ebenfalls nicht untätig aufgesprungen und rammte seinem Bruder seine Krallen in den Bauch.

Jetzt platzte auch Kagome der Kragen.

"Sitz!"

Inu Yasha knallte äußerst unsanft in die Erde und riss dabei Sesshomaru, der immer noch seinen Hals umklammerte, mit auf den Boden. Diese Aktion erwies sich insofern als nützlich, weil beide Brüder dabei heftig mit den Köpfen zusammen stießen und zunächst leicht betäubt liegen blieben.

"Bravo", meinte Miroku, "sowas hätten wir schon viel früher mal probieren sollen."

"Naja", sagte Sango, "vielleicht auch nicht. Wahrscheinlich erleben wir jetzt gleich eine Art von Geschwisterversöhnung, indem beide gemeinsam wütend auf uns los gehen."

Kagome war über den Erfolg ihres Wortes freudig überrascht, sie hätte nicht gedacht zufällig gleich beide kurzzeitig außer Gefecht setzen zu können und hatte vorsichtshalber gegen Sesshomaru schon mal ihren Bogen gespannt. Insgeheim stimmte sie nun Sangos Aussage zu, vor allem was Sesshomaru betraf. Als sie bemerkte, dass dieser seine Benommenheit bereits wieder abschüttelte, zog sie schnell einen Pfeil aus ihrem Köcher und legte auf ihn an. Sango wich zurück und packte ihre Waffe. Miroku wich ebenfalls zurück und nestelte an seinen Gebetsperlen, um für alle Fälle sein schwarzes Loch aktivieren zu können.

Sesshomaru stand auf und nahm Tokijin zur Hand. Er musterte die Situation kühl und schien irgendwie zu versuchen seine Wut zu unterdrücken. Vielleicht täuschte das aber nur und er überlegte bloß, wen er als erstes und auf welche Weise für die geschehenen Lächerlichkeiten umbringen wollte.

Mittlerweile kam auch Inu Yasha wieder zu sich und richtete seinen Zorn sofort auf Kagome.

"Sag mal, spinnst du?! Willst du mich an den Boden nageln, damit dieser Vollidiot da mich wehrlos ins Jenseits schicken kann. Du hast sie wohl nicht mehr alle!"

"Und du solltest lieber mal nachdenken anstatt gleich einen Streit vom Zaun zu brechen." lautete Kagomes Antwort. "Anstatt sich gegenseitig umzubringen, wäre es wohl sinnvoller herauszufinden, was mit Tessaiga und Tensaiga passiert ist."

"Es liegt ein Bann darauf und hat die Schwerter untrennbar verbunden." sagte Sesshomaru kalt und merklich unerfreut. Immerhin schien er seinen Zorn eine Weile zurückzuhalten.

Inu Yasha und Kagome starrten ihn an.

"Du kannst erklären, was passiert ist?"

Der Dämon sah sie nur verächtlich an und schwieg. Wie der Bann zustande gekommen war, konnte er sich nicht erklären, aber in seinem Innersten ahnte er die Konsequenzen von den beiden verbundenen Schwertern und diese Aussichten gefielen ihm ganz und gar nicht.

"Vielleicht hat das der schwarze Dämon vorher unabsichtlich ausgelöst, als er Tessaiga zu sich gerufen hat." schaltete sich nun Miroku ein. "Tensaiga ist schließlich das Zwillingsschwert zu Tessaiga und wurde daher vielleicht ungewollt angezogen und irgendwie beeinflusst. Dieser sogenannte Schwertmeister wusste offensichtlich nicht genug über Tessaiga, schließlich wusste er von seinem Schutzbann gegen Dämonen ja auch nichts. Wahrscheinlich hatte er ebenso keine Ahnung von Tensaigas Existenz und daher ist was schief gelaufen."

"Und jetzt kleben die Schwerter zusammen." ergänzte Sango.

"Huh, und wir ärgerlicherweise jetzt auch." knurrte Sesshomaru.

"Häh?" Inu Yasha sah seinen Bruder verständnislos an. "Was meinst du damit?"

Sesshomarus Augen blitzten, erst nach einer kurzen, wütenden Schweigeminute bequemte er sich zu antworten:

"Ich bin an Tensaiga gebunden. Durch die Verbindung von Tensaiga zu Tessaiga bin ich jetzt auch an dich gebunden. Und du an mich."

"HÄH ???" Inu Yasha riss die Augen auf.

Sesshomaru riss fast der Geduldsfaden.

"Auch du bist auf bestimmte Weise an dein Schwert gebunden." erklärte Sesshomaru mit zunehmender Ungeduld. "Tessaiga unterdrückt dein Dämonenblut und schützt dich. Du wirst von ihm beeinflusst genauso wie du es beeinflusst. Diese Bindung zwischen dir und Tessaiga ist nun mit der Bindung zwischen mir und Tensaiga verschmolzen. Damit sind wir ebenfalls untrennbar verbunden, im wahrsten Sinne des Wortes."

Mit offenen Mündern starten nun alle Sesshomaru an.

"Und, äh, was heißt das jetzt genau?" wagte Inu Yasha zu fragen.

Als Antwort bekam er Sesshomarus Klaue an den Hals.

"Das heißt, wir hängen aneinander wie aneinander gefesselte Hunde. Wir können uns nur wenig voneinander weg bewegen. Und einige bestimmte Dinge, die dem einen passieren, passieren dem anderen auch. Wir sind jetzt unzertrennlich, geliebtes Brüderchen!"

"Oh", krächzte Inu Yasha, "das heißt beispielsweise, wenn du mich killst, gehst du ebenfalls drauf und folgst mir in die Hölle, ja?"

Sesshomaru, der kurz davor war, seine Giftklaue in Aktion treten zu lassen, zog die Augen zusammen und bohrte seinen Blick in den von Inu Yasha. Der schaute genauso bösartig zurück und zeigte ein fieses Grinsen.

Einige wütende Blicke später zog Sesshomaru seine Hand zurück und drehte sich demonstrativ ablehnend um. Schweigend steckte er Tokijin zu Tensaigas leerer Scheide in seine seidenen Gürtelbänder. Die verklebten Schwerter ließ er liegen.

Sango und Miroku wechselten einen Blick. Das waren ja reizende Aussichten. Zwei sich hassende, aneinander gebundene Brüder?

"Kann man den Bann brechen?" fragte Kagome.

"Vielleicht." knurrte Sesshomaru, doch der finstere Unterton in seiner Stimme verriet nicht viel Positives. Deutlich wurde daraus auf jeden Fall, dass er nicht wusste, wie der Bann eventuell zu brechen wäre.

"Nun, dann sollten wir versuchen das herauszufinden, nicht wahr?" meinte Sango.

Miroku nickte. "Am besten gehen wir zu Kaede, vielleicht kann sie uns helfen."

"Gute Idee!" Inu Yasha sprang mit wilden Sätzen von seinem Bruder, der ihm den Rücken zuwandte und wohl nicht beachten wollte, weg Richtung Kaedes Dorf.

Ein zornerfüllter Schrei und ein merkwürdiger, plötzlicher und kräftiger Ruck an den Füßen brachte ihn nach zehn Metern mitten im Sprung überraschend wieder auf den Boden. Erneut an diesem Tag landete er unsanft auf seinem Hinterteil.

Erstaunt sah Inu Yasha sich um, was ihn zu Boden gerissen hatte, doch er sah nichts. Aber dafür sah er umso erstaunter, dass Sesshomaru bäuchlings auf dem Boden lag, als hätte ihm jemand unerwartet die Füße weg gezogen.

Mit einem erstickten Wutlaut ins Gras schlug Sesshomaru seine Krallen in den Boden und stieß sich hoch. Blitzschnell war er wieder auf den Beinen und flog zu seinem Bruder. Wieder packte er Inu Yasha am Hals und schüttelte den Verblüfften, der sich auf diese Szene keinen Reim machen konnte, wie einen Hundewelpen durch.

"Du idiotisches Halbblut kapierst einfach gar nichts. Ich habe dir doch gesagt, wir können uns nur wenig voneinander weg bewegen. Wir sind aneinander gefesselt!"

Inu Yasha riss die Augen auf, das durfte doch nicht wahr sein...

"Soll das etwa heißen, wenn ich mich etwas weiter von dir weg bewege, ziehe ich dich an einer Art unsichtbarer Leine hinter mir her?!"

"Oder umgekehrt", presste Sesshomaru zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. "Wenn du noch einmal ohne Vorwarnung davon hüpfst, bring ich dich um."

"Ach tatsächlich?" erwiderte Inu Yasha bissig. "Wie war das nochmal mit dem 'unzertrennlich' sein und dem 'wie du mir so ich dir' des Banns? Dann kannst du dein Testament ja mit mir zusammen machen."

"Werde nicht zu frech, kleiner Bruder. Vielleicht riskiere ich es lieber mit dir zusammen zu sterben, indem ich dich töte, als dass ich ewig mit einem dreckigen Halbblut zusammen lebe."

Es war wieder einmal höchste Zeit einzugreifen!

"Vielleicht lässt sich das Problem friedlich und möglicherweise gar nicht so schwer lösen." mischte sich Kagome versöhnlich ein und näherte sich vorsichtig den mehr als missgelaunten Brüdern. Sie bemühte sich ein Schmunzeln zu unterdrücken.

"Bitte beruhigt euch", sagte Sango dazu, "vielleicht kann Kaede euch wirklich helfen."

Miroku sagte nichts, er hatte zu viele Probleme damit seinen Gesichtsausdruck zu unterdrücken, der ihn seit dem Anblick von Inu Yashas Absturz und Sesshomarus ungewollten Bauchplatscher befallen wollte. Es war sehr ratsam, dass keiner der Brüder etwas davon merkte. Eigentlich fand er das Leben noch recht schön.

Sesshomaru knurrte nur, ließ Inu Yasha aber los. Der Halbdämon unterdrückte ebenfalls seine mordlüsternen Gedanken. Wegen dieser komischen Schwerterverklebung und der dadurch bedingten Bindung an Sesshomaru hatte er keine Lust zu sterben, nur weil er den arroganten Mistkerl umbrachte.

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Oje, das ist aber keine amüsante Geschichte, zumindest nicht für Inu Yasha und Sesshomaru...

Was es wohl mit den 'verklebten' Schwertern auf sich hat?

Welche Überraschungen wird die 'Verbundenheit' der Brüder noch mit sich bringen?

Und wird man die 'Unzertrennlichen' trennen können?
 

Hoffentlich seid ihr gespannt auf das nächste Kapitel!

Ein Überfall und eine seltsame Geschichte

So, jetzt habe ich auch dieses Kapitel nochmals nach falsch geschriebenen Namen und Rechtschreibfehlern durchgesehen und korrigiert. Hoffe, ich habe NIX mehr übersehen (falls doch, naja, sorry...)
 

Es geht weiter. Vielen, vielen Dank für Eure Kommentare. Das spornt doch mächtig an :)

Bevor unsere 'Unzertrennlichen' der Lösung ihres Problems näher kommen können, müssen sie jedoch erst mal ein paar lästige Gestalten los werden...
 

Am späten Nachmittag näherte sich die fünfköpfige Truppe bestehend aus drei Menschen, einem Halbdämon und einem Dämon dem Dorf in Nähe eines geheimnisvollen Waldes mit einem noch geheimnisvolleren Brunnen. Vorneweg gingen die beiden dämonischen Brüder, sie bemühten sich möglichst wenig Notiz voneinander zu nehmen, achteten gleichzeitig aber darauf sich nicht zu weit voneinander zu entfernen. Unbewusst wechselten sie einander immer wieder in der Führung ab, als könnten sie sich nicht so recht einigen, wer als Erster vorneweg gehen dürfte. Im Augenblick lief Inu Yasha voran, an seiner Seite hatte er umständlich die beiden zusammenhaftenden Schwerter Tessaiga und Tensaiga befestigt. Es sah etwas lächerlich aus und war auch hinderlich, denn Inu Yasha musste aufpassen, dass er sich nicht an den bloßen Klingen verhedderte oder verletzte. Kein Wunder, dass Sesshomaru nicht scharf darauf gewesen war die beiden Schwerter zu tragen. Er hätte zudem auch aufpassen müssen, dass er nicht Tessaigas Schutzsiegel gegen Dämonen auslöst. Dennoch blickte er von Zeit zu Zeit aufmerksam zu Tensaiga, als würde er befürchten dem Schwert könnte etwas zustoßen.

Kagome, die den beiden folgte und Tessaigas Scheide für Inu Yasha trug, war die Einzige, die das bemerkte, und wunderte sich darüber. Sie hatte immer gedacht, Sesshomaru würde sich nichts aus Tensaiga machen. War es für ihn vielleicht doch etwas mehr als ein Familienerbstück? Sie musste daran denken wie Sesshomaru gesagt hatte er wäre wie Inu Yasha an sein Schwert gebunden. Sie wusste, dass Tensaiga den Dämon schützte, doch war das einzige Grund, weshalb er es bisher nie weggeworfen hatte, obwohl er nicht besonders schätzte? Kagome unterdrückte ein Seufzen. Im Grunde genommen war es gleichgültig, Sesshomaru würde ihr wahrscheinlich eh niemals Antwort auf ihre Fragen geben. Außerdem wurde sie langsam müde.

"Endlich", durchbrach hinter ihr Sango das Schweigen, "jetzt ist das Dorf nicht mehr weit. Ich freue mich schon darauf endlich etwas zu essen, mich zu waschen und schlafen zu können."

"Ich auch", sagte Kagome, "ich bin gespannt, ob Kaede eine Idee hat, wie sich dieser seltsame Bann zwischen den beiden Schwertern lösen lässt. Ich fürchte mit meinen Pfeilen komme ich bei einer solchen Art von Bann nicht sehr weit. Es muss eine andere Möglichkeit geben."

"Deine Pfeile wären in diesem Fall auch zu gefährlich", wandte Miroku ein, "wer weiß, was es für Auswirkungen auf Inu Yasha und Sesshomaru hat, wenn du auf ihre verzauberten Schwerter schießt. Es könnte sie vielleicht umbringen."

"Warten wir Kaedes Meinung ab", meinte Kagome leise, "ich hoffe auf jeden Fall, ihr fällt etwas ein. Denn solange die beiden unzertrennlich sind, sind sie für meinen Geschmack auch unerträglich."

In diesem Moment wurde das Gespräch unterbrochen, Inu Yasha und Sesshomaru waren plötzlich stehen geblieben und leicht erstarrt. Irgendetwas hatte ihre Aufmerksamkeit erregt.

"Räuber!"

Miroku bemerkte die aus dem Wald hervorbrechenden Gestalten als Erster und stellte sich sofort schützend vor die beiden Mädchen. Sango hielt das natürlich nicht davon ab ebenfalls Kampfstellung zu beziehen und auch Kagome tastete nach ihren Pfeilen.

Ein etwa dreißigköpfiger Trupp übelst aussehender Menschen in verschiedenen Rüstungen und mit unterschiedlichen, zusammen geklaubten Waffen kam drohend auf die Gruppe zu. Ihr Anführer war ein schmutziger, grobschlächtiger Kerl mit gelben Zähnen und nur einem Auge. Schief grinsend musterte er zunächst Sesshomarus kostbare Kleidung und sein Schwert, dann schweifte sein Blick zu Kagome und Sango und sein Grinsen wurde breiter.

"Schnappt euch die Mädchen und tötet den Mönch. Ich kümmere mich um die weißhaarigen Burschen."

"Der scheint nicht viel von einer höflichen Begrüßung zu halten", meinte Miroku und hob seinen Stab. "Der Kerl hat nicht den geringsten Respekt."

"Nicht einmal vor Dämonen", wunderte sich Kagome, "sieht er denn nicht, dass..."

Plötzlich stockte sie und starrte dem führenden Räuber, der auf Inu Yasha und Sesshomaru zu stürzte, ins grinsende Gesicht.

"Er hat einen Splitter!"

Sesshomaru verzog keine Miene und erwartete den Angriff des Räuberhauptmanns reglos. Nur seinen Arm winkelte er leicht an und seine Finger knackten leise. Inu Yasha sprang gleichzeitig leicht schräg, allerdings nicht sehr weit, zur Seite und wandte seine Aufmerksamkeit der restlichen Räuberbande zu, die etwas vorsichtiger als ihr Anführer zu Werke ging und sich über Miroku hermachen wollte. Ohne großartig nachzudenken riss der Halbdämon noch im Sprung Tessaiga reflexartig von der Hüfte. Genauer gesagt, er wollte es. Doch sein Schwert verhakte sich durch dessen Anhängsel Tensaiga völlig in seinem Gürtelband und seiner weiten Beinkleidung. Ungeschickt landete Inu Yasha und geriet fast ins Stolpern. Mit einem Fluch versuchte er die lästigen Schwerter frei zu bekommen.

Die vordersten Räuber zögerten nicht aus der misslichen Lage ihres Gegners Nutzen zu ziehen. Aber bevor sie den vor sich hin schimpfenden Halbdämon erreichen konnten, erwischte sie der überdimensionale Bumerang von Sango und warf sie besinnungslos zu Boden. Miroku schlug währenddessen zwei weitere Räuber bewusstlos und Kagome zog sich mit gespannten Bogen, um notfalls schießen zu können, vorsichtig zurück.

Der Anführer der Räuberbande erreichte Sesshomaru, der mit unbewegten Gesicht seinen Arm vorschnellen ließ und unmerklich zur Seite wich. Doch die Klauen des Dämons gingen ins Leere. Unnatürlich flink sprang der Räuberhauptmann aus der Reichweite der gefährlichen Krallen, preschte dann wieder rasend schnell auf den Dämon zu und streifte ihn mit einer äußerst geschickten Drehung mit seinem Schwert an der Seite. Blitzschnell wich Sesshomaru vor der scharfen Klinge zurück und stieg dabei Inu Yasha, der sich nicht weit von ihm ununterbrochen mit den verhedderten Schwertern abmühte, hart auf den nackten Fuß.

"Autsch", schrie der genervte Halbdämon und hüpfte nun zusätzlich mit schmerzerfüllten Gesicht auf nur einem Bein herum, "pass doch auf, du Blödian!"

Sesshomaru beachtete ihn nicht, sondern wappnete sich für einen erneuten Angriff. Einige seiner weißen Haarsträhnen fielen zu Boden. Beinahe hätte ihn der Räuber an seinem Arm erwischt, hätte er den Arm auf der angegriffenen Seite noch gehabt. Für einen Menschen waren die Reaktionen des Räubers eindeutig unnormal schnell. Wahrscheinlich war das auf den Einfluss des Splitters zurückzuführen, von dem Kagome gesprochen hatte. Doch wo war der?

Inu Yasha beendigte sein Herumgehopse und bekam endlich die beiden widerborstigen Schwerter frei. In ihrer verklebten Form erwiesen sich die Klingen zwar nicht als besonders nützlich, aber er nahm sie einfach als Prügel in die Hand und zog dem nächstbesten Räuber eins damit über den Schädel.

Im Gegensatz zu ihrem Anführer, der sich wieder über Sesshomaru hermachte, verloren die meisten Räuber nun den Mut. Als mittlerweile fast die Hälfte der Bande kampfunfähig oder verletzt auf dem Boden lag, suchten sie ihr Heil in kopfloser Flucht. Erleichtert aufatmend näherte sich Kagome Inu Yasha und beide wandten sich zu Sesshomaru um, der einer weiteren Attacke seines Gegners geschickt auswich und einen weiteren Angriff vorbereitete. Sango und Miroku bewachten drohend die Besiegten, damit diese keine weiteren Dummheiten machten. Fünf unversehrte Räuber wollten ihren Anführer nicht im Stich lassen und schlichen sich von hinten an den abgelenkten Sesshomaru heran.

"Du musst ihm helfen," rief Kagome schnell Inu Yasha zu, "der Räuber hat einen Splitter zwischen den Zähnen. Und wer weiß, welche Wirkung das auf ihn hat?!" Mit leichtem Schaudern erinnerte sie sich daran, welch schaurige Sachen Stücke vom Juwel der vier Seelen in der Vergangenheit bei bösartigen Menschen bewirkt hatten.

Inu Yasha hatte nicht die geringste Lust seinem Bruder zu helfen, der wahrscheinlich schon selbst damit fertig werden würde. Doch als Sesshomaru im Eifer des Gefechts einen weiten Sprung in die Höhe machte und sich dadurch eindeutig zu weit von dem Halbdämon entfernte, so dass Inu Yasha plötzlich schwungvoll auf seinen vier Buchstaben landete, geriet er in Rage. Spontan holte er mit den beiden verbundenen Schwertern, die er immer noch umklammert hielt, aus und schleuderte die Klingen dem wieder angreifenden Gegner von Sesshomaru mitten ins Gesicht.

Der Räuber stolperte, verlor sein Schwert und plumpste mit auf seinen Mund gepressten Händen auf die Knie, Blut schoss aus seiner Nase. Sesshomaru bemerkte die fünf heranpirschenden Angreifer in seinem Rücken, machte einen einzigen, blitzschnellen Satz und zerfetzte ihnen blutspritzend die Kehlen. Entsetzt und mit kreidebleichen Gesicht wandte Kagome sich hastig ab. Dieses Blutbad wollte sie sich nicht ansehen und flüchtete schnellstens würgend hinter einige Büsche.

"Mein Schätzchen, oh nein, mein geliebtes Stückchen, mein Juwel..." jammerte der auf die Knie gefallene Räuberhauptmann mit einem Blick auf mehrere seiner ausgeschlagenen Zähne vor sich. Dazwischen schimmerte undeutlich etwas im Gras. Dann sah der Räuber erschrocken zu dem Dämon hoch, der mit einem Mal mit bluttriefender Klaue und rotleuchtenden Augen vor ihm stand. Entsetzt sprang er hastig auf und flüchtete so schnell er nur konnte in den Wald.

Sesshomaru ließ ihn laufen, seine rotglühenden Augen färbten sich allmählich wieder golden. Der Dämon leckte sich kurz über die blutigen Finger und setzte sich dann unbewegt, als ob ihn das alles nichts weiter anginge, auf den Boden neben einen Busch, wo er sich im Gras notdürftig das restliche Blut von der Hand wischte.

Die von Sango und Miroku bewachten, überwältigten Räuber, unter denen mittlerweile auch sämtliche Bewusstlosen wieder aufgewacht waren, starrten bleich zu den beiden Brüdern und den fünf in ihrer Nähe liegenden Leichen. Fast gleichzeitig fingen daraufhin alle an entsetzt um Gnade zu winseln. Sango, die ebenso wie Miroku nichts von unnötigem Töten hielt, legte sofort beruhigend ihre Waffe ab und bot den Verletzten sogar ihre Hilfe an. Doch von denen ging keiner auf das Angebot ein. Als die Räuber sahen, dass weder Inu Yasha noch die Menschen ihnen noch etwas antun wollten und der blutrünstige Dämon offensichtlich ebenfalls sein Interesse an ihnen verloren hatte, machten sie sich schleunigst aus dem Staub. Teils humpelnd, hinkend oder schwankend verschwanden sie rasch im Wald.

"Nun ja", sagte Inu Yasha, "diese Schurken sehen wir sicher nicht wieder. Nachdem das erledigt ist, können wir ja endlich zu Kaede gehen. Wir sind gleich im Dorf."

"Ich bleibe hier und begrabe die Toten", erwiderte Miroku mit einem Blick auf die fünf blutüberströmten Leichen vor Sesshomaru im Gras. "Auch wenn es gewissenlose Verbrecher waren, verdienen sie ein anständiges Begräbnis. Geht mit Sango und Kagome schon mal vor."

Sango hielt die immer noch sichtlich mitgenommene Kagome im Arm. Diese ging mit abgewendeten Blick zu der Stelle, wo der Räuberhauptmann mit Tessaiga und Tensaiga einen ordentlichen Schlag ins Gesicht bekommen hatte und wo die beiden Schwerter nun im Gras lagen. Sie sammelte einen glänzenden, winzigen Splitter des Juwels der vier Seelen vom rotgefärbten Boden auf und verließ mit Sango rasch den Kampfplatz.

Inu Yasha hob Tessaiga und Tensaiga auf und folgte den Mädchen. Er war noch nicht weit gekommen, da brachte ihn ein heftiger Ruck an den Füßen zum Stehen, so dass er beinahe vornüber gepurzelt wäre. Wütend drehte er sich um und stierte Sesshomaru an, der immer noch am Boden saß und sich kräftig mit der Hand in den starken Busch neben sich verkrallt hatte.

"Was soll das nun werden", schimpfte Inu Yasha, "willst du lieber hier wie eine Henne auf der Stange hocken bleiben?"

"Ich gehe in kein Menschendorf!"

"Ach, und auf einem Leichenschauplatz zu kauern, gefällt dir besser, ja? Ich denke überhaupt nicht daran wegen dir hier zu bleiben."

Zornerfüllt stemmte sich Inu Yasha gegen den unsichtbaren Widerstand an seinen Füßen und versuchte mit aller Kraft sich von der Stelle weg zu ziehen. Sesshomaru rührte sich keinen Zentimeter, er krallte sich nur noch fester in den Strauch und drückte seine angewinkelten Beine fest in den Boden.

"Ähm, Inu Yasha...", meine Miroku, als er sich das vergebliche und immer verbissener werdende Tauziehen eine Weile angeschaut hatte, "willst du mir nicht lieber helfen die Toten zu bestatten. Sonst dauert das wohl sicher ziemlich lange. Wir können ja später noch darüber reden, wo wir uns mit Kaede treffen..."

Mit funkelndem Blick kam Inu Yasha langsam zurück zu dem Mönch und seinem starrköpfigen Bruder. Der Widerstand löste sich und Sesshomaru ließ den Strauch befriedigt los. Ohne sich weiter um irgendetwas zu kümmern, rückte er etwas abseits und lehnte sich gegen einen Baum.

Innerlich vor Wut kochend begann Inu Yasha währenddessen Löcher in den Waldboden zu buddeln.
 

Wenige Zeit später erreichten Kagome und Sango das Dorf, in dem die alte Priesterin Kaede lebte. Kurz vor ihrer Hütte kam den beiden Mädchen ein freudestrahlender Fuchsdämon und eine mehrschwänzige Katze entgegen.

"Hallo, Shippo! Hallo, Kirara!"

Der kleine Fuchsdämon sprang in Kagomes Arme, Kirara begrüßte auf die gleiche Weise Sango. Aus dem Fell der Katze ertönte dabei eine quäkende Stimme:

"Willkommen zurück! Habt ihr Naraku gefunden?"

"Nein, leider nicht, Myoga", antwortete Sango dem winzigen Flohdämonen, der nun auf ihre Schulter gesprungen kam. "Seine Spur war plötzlich verschwunden und dann..."

"Oh, Kagome, Sango", erklang in diesem Moment eine warme, alte Frauenstimme, "ihr seid wieder da? Wo sind Inu Yasha und Miroku?"

"Äh, also, das ist so..." murmelte Kagome und sah zu der alten Kaede, die eben aus ihrer Hütte trat. "Das ist eine längere Geschichte..."

"Kommt rein und erzählt mir in Ruhe alles." Einladend wies Kaede auf ihre geöffnete Tür und ging wieder ins Innere der Hütte zurück. Dankbar folgten die Mädchen und die drei kleinen Dämonen ihr.

Nachdem es sich alle in der Hütte bequem gemacht hatten und Kaede Tee gekocht hatte, erzählten Kagome und Sango der alten Priesterin, was seit dem Verschwinden Narakus und dem Auftauchen des "Schwertmeisters" geschehen war. Als sie geendet hatten, versank Kaede kurz in nachdenkliches Schweigen.

"Hmm", meinte sie dann, "seltsame Geschichte. Das Ganze erinnert mich stark an eine Begebenheit, die sich vor etwa sechzig Jahren in einem unserer Nachbardörfer in den Bergen zugetragen haben soll. Ich war damals noch nicht geboren. Meine Schwester und andere haben mir davon mal erzählt. Angeblich soll es dort ein Geschwisterpaar gegeben haben, das sich sehr geliebt hat. Die Schwester war wie Kikyo und ich eine Priesterin und der jüngere Bruder ein geschickter Bogenschütze und Held, der sich bereits erfolgreich gegen einige Dämonen geschlagen hatte. Ein Dämon, der sich 'Der Pfeilmeister' nannte, begehrte die Schwester und wollte sie unbedingt besitzen, aber diese verweigerte sich ihm. Als der Dämon sie daraufhin gewaltsam entführen wollte, wurde er von ihrem Bruder, der sie mutig verteidigte, schwer verletzt. Aus Rache verhexte der Dämon angeblich heimlich den auf ihn abgeschossenen Pfeil des Bruders, indem er einige herausgerissene Haare der Schwester damit verband. Daraufhin geschahen seltsame Dinge mit den Geschwistern. Sie konnten sich zwar frei bewegen, waren jedoch gedanklich immer verbunden und konnten die Ängste und Schmerzen des anderen, egal wo er sich befand, jederzeit spüren. Ein Jahr später wurde der Bruder in einer grausamen Schlacht, die, so wurde gemunkelt, ein Dämon verschuldet haben sollte, gefangen und von seinen Feinden zu Tode gefoltert. Zur gleichen Zeit, als der Bruder qualvoll starb, erlitt eine Tagesreise entfernt die Schwester genau die selben Torturen und starb mit ihm. Ein junges Mädchen aus dem Nachbarsdorf in den Bergen, das ich später einmal kennen lernte, soll die beiden zusammen an einem unbekannten Ort begraben haben. Dieses Mädchen wurde später an Stelle der verstorbenen Schwester Priesterin. Von dem 'Pfeilmeister' hat niemand etwas wieder gehört."

"Diese Geschichte kenne ich", rief Myoga aufgeregt, "und ich weiß sogar noch mehr. Angeblich gibt es noch vier weitere Dämonen, die Geschwister des 'Pfeilmeisters' sind und ähnliche Kräfte wie dieser haben. Jeder von ihnen beherrscht eine besondere Kraft mit einer bestimmten Art von Waffe und alle fünf Dämonen sind, so heißt es, ständig auf der Suche nach besonderen Waffen, die sie sich mit ihren Kräften untertan machen wollen, um noch mächtiger zu werden. Doch keiner weiß, wo sie sich herumtreiben."

Atemlos hatten Kagome und Sango zugehört.

"Könnte es sein, dass Inu Yasha mit dem 'Schwertmeister' einen dieser Dämonengeschwister aus der Geschichte besiegt hat und dass dieser Dämon zuvor durch seine Magieeinwirkung auf Tessaiga unabsichtlich das Schwert mit Tensaiga verbunden hat?" fragte Kagome.

"Sieht ganz so aus", antwortete Kaede und Myoga ergänzte: "Dieser Bann scheint bei Dämonen etwas anders als bei Menschen zu wirken, so dass Inu Yasha und Sesshomaru nicht gedanklich, sondern körperlich aneinander gefesselt sind. Doch wie die Geschwister vor sechzig Jahren stirbt der eine, wenn der andere getötet wird, und vielleicht gibt es noch andere Dinge, die den beiden wechselseitig gemeinsam zustoßen könnten.

"Und wie kann man den Bann wieder lösen?" fragte Sango.

"Naja, tja" erwiderte der Flohdämon, "das weiß ich leider nicht."

"Ich auch nicht", meinte Kaede dazu, "doch ich könnte zum Nachbardorf in die Berge reisen und versuchen etwas herauszufinden. Soweit ich weiß, lebt die alte Priesterin noch, die die unglücklichen Geschwister damals begraben haben soll. Sie ist sehr verschlossen und hat nie über die ganze Angelegenheit gesprochen, obwohl sie mehr darüber zu wissen scheint, als sie zugibt. Ich habe sie bisher auch nie darüber ausgehorcht, weil es für sie wohl eine persönliche, schmerzliche Sache gewesen ist. Doch sie kennt mich gut und vertraut mir. Vielleicht ist sie bereit, für mich in diesem Fall eine Ausnahme zu machen und erzählt mir, was sie von den Dämonen und dem Bann weiß."

"Großartig!" sagte Sango erfreut. "Ich bringe dich mit Kirara hin, dann sind wir heute am Abend da und können uns über Nacht in Ruhe mit der Priesterin unterhalten und im Nachbardorf übernachten. Morgen früh sind wir dann wieder zurück."

"Einverstanden", sagte Kagome, "das klingt spannend, doch ich bleibe besser hier und passe mit Miroku, Shippo und Myoga auf die beiden hitzköpfigen Brüder auf. Sesshomaru weigert sich das Dorf zu betreten, wovon Inu Yasha überhaupt nicht begeistert ist. Wer weiß schon, was die beiden Sturköpfe noch anstellen, wenn einem von beiden wieder irgendetwas nicht passt."

"Am Rande der Reisfelder nahe eines Bachs steht abseits eine kleine, lang nicht mehr bewohnte Hütte." meinte Kaede nachdenklich zu Kagome: "Wenn ihr wollt, könnt ihr dort alle übernachten und bis morgen auf uns warten. Dieser verlassene Ort am Rande des Dorfs dürfte den Dämon wohl nicht stören und vor allem stört ER dort keinen Menschen. Ich gebe dir etwas zu essen und ein paar Decken mit."

"Oh, toll", jubelte Kagome. Die Vorstellung mit den zwei störrischen Hundebrüdern im kalten, dunklen Wald auf den Gräbern von Banditen verbringen zu müssen, hatte ihr nicht sehr zugesagt.

Als Kaede und Sango mit Kirara aufgebrochen waren und Shippo zu Miroku sauste, um die drei im Wald Zurückgebliebenen zu informieren, machte sich Kagome zufrieden mit Myoga auf der Schulter auf dem Weg zur verlassenen Hütte. Das sieht doch alles ganz positiv aus, freute sie sich.
 

Inu Yasha und Miroku hatten unterdessen die toten Räuber begraben und Miroku bereitete eine Totenandacht vor. Sesshomaru hatte keinen Finger gerührt und starrte seit ewigen Zeiten ziellos in die Ferne.

Miroku betrachtete die blutverkrusteten Spuren, die Sesshomarus Metzelei an den beiden Brüdern hinterlassen hatte. Der Mönch selbst hatte auch einige Blutspritzer abbekommen, doch gegenüber dem Dämon und Inu Yasha, der sich aufgrund des seltsamen Banns nur wenig von seinem Bruder entfernt hatte, wirkten die wenigen roten Flecken bei ihm harmlos. Wie mochten die beiden Brüder wohl in diesem blutigen Zustand auf einen unbedarften Menschen wirken, sollten sie jemanden aus dem Dorf begegnen?

"Ähm, was haltet ihr davon, wenn ihr euch wäscht? Ich meine, äh, sehr appetitlich seht ihr beiden nicht gerade aus und... na ja, das ganze Blut und so zieht doch sicher auch Fliegen..."

Ein eisiger Blick Seeshomarus brachte Mirokou kurzeitig zum Verstummen.

"Äh,... ,war ja nur ein Vorschlag...", murmelte der Mönch kaum verständlich weiter, "...soweit ich mich richtig erinnere, befindet sich am Rande der Reisfelder vom Dorf ein Bach..."

Inu Yasha wirkte unentschlossen, schnupperte jedoch an seinen Kleidern und Haaren herum und verzog etwas das Gesicht. Sein älterer Bruder fand den Vorschlag sich zu waschen offensichtlich ebenfalls nicht ganz so schlecht, auch wenn er das nicht zugab, denn erhob er sich und ging wortlos in die Richtung, in die der Mönch gewiesen hatte. Inu Yasha schnappte sich daraufhin sofort Tessaiga und Tensaiga, die er für seine Buddelei beiseite gelegt hatte, und folgte ihm.

Miroku seufzte erleichtert und beendete allein in Ruhe die Totenandacht. Kurz darauf kam Shippo angerast und berichtete ihm aufgeregt von allen Neuigkeiten.

"Äußerst praktisch", sagte der Mönch, als er Shippos Erzählung gelauscht und dann von der vorgeschlagenen Übernachtungsmöglichkeit in der verlassenen Hütte erfuhr, "genau zu dem Bach, wo die Hütte stehen soll, habe die beiden Sturköpfe zum Waschen geschickt. Dann können wir dort alles ungestört bereden."

Zusammen mit Shippo folgte er dem Weg, den Inu Yasha und Sesshomaru eingeschlagen hatten und ließ das Waldstück mit den begrabenen Räubern hinter sich. So bemerkte er nicht, dass kurz darauf eine einsame, in der Dämmerung langsam undeutlich werdende Gestalt zwischen den Bäumen auftauchte und zwischen den Gräbern herumschlich.

"Mein Schätzchen... mein Liebling... mein Juwel ist weg. Sie haben mir meine Kraft gestohlen...." flüsterte die grobschlächtige Gestalt leicht lispelnd vor sich hin. "Das werden sie mir büßen... ja, werden sie... werden sich noch wundern, unwissende Dummköpfe... hihi.. werde mein Schätzchen zurückholen..."
 

_ _ _ _ _

Na, ganz einfach wird es den 'Unzertrennlichen' nicht gemacht, da kommt schon noch einiges auf sie zu, wenn sie den fesselnden Bann lösen wollen... und auf Kagome wartet eine nette Überraschung...

Ob die Priesterin aus dem Nachbardorf ein Gegenmittel kennt?

Was haben die fünf geheimnisvollen Dämonen aus Kaedes und Myogas Erzählung damit zu tun?

Und was hat der Räuber vor?
 

Keine Sorge, auch wenn es diesmal etwas länger dauern wird, Fortsetzung folgt...

Freu mich über jeden Kommi!

Ein möglicher Ausweg

Endlich das dritte Kapitel und endlich die Antwort auf die spannende Frage, ob sich der unzertrennliche Bann lösen lässt! Doch zuvor konnte ich es mir natürlich nicht verkneifen, eine weitere Gemeinheit des Schwertbanns zu zeigen... und natürlich bedeutet das noch lange nicht das Ende der 'Unzertrennlichen' und ihrer Abenteuer...
 

Danke noch mal für die positiven Kommis, freut mich, wenn die Story ankommt. Und ihr habt natürlich recht, dass der Räuber aus Kapitel 2 an HdR erinnert. Beim Korrekturlesen ist mir auch aufgefallen, dass dessen Gemurmel tatsächlich wie Gollum klingt. Das war ursprünglich eigentlich nicht beabsichtigt und der Räuber sieht in meiner Vorstellung auch überhaupt nicht wie Gollum aus bzw. soll ihm auch keineswegs ähnlich sein. Aber letztendlich fand ich den Effekt auch irgendwie ganz lustig, so dass ich es dabei belassen habe. Ich hoffe, diese Assoziationen stören nicht zu sehr. Es liegt ganz gewiss nicht in meiner Absicht (jedenfalls bei dieser FanFic nicht) einen Cross-over zwischen Inu Yasha und HdR zu schaffen... :)
 

Zudem ist mir noch aufgefallen, dass ich einige Namen offensichtlich falsch geschrieben hatte (*zu lange nicht mehr in den Manga geschaut habe, schäm*). Mittlerweile habe ich es in allen Kapiteln (hoffentlich richtig!) korrigiert und auch paar andere Fehler beseitigt.
 

So genug der Vorrede, jetzt geht es endlich weiter:
 

In der Dämmerung erreichte Kagome mit Myoga die verlassene Hütte am Rande der Reisfelder. Sie legte das mitgebrachte Essen und die Decken von Kaede im Inneren des kleinen Häuschens ab und sah sich neugierig um. Die Hütte war zwar klein, aber hübsch und in bestem Zustand. Bis auf eine feine Staubschicht wies nichts darauf hin, dass hier niemand wohnte. Kagome nahm an, dass die Dorfbewohner diese Hütte als Unterstand nutzten, wenn sie beim Arbeiten auf den Feldern von schlechter Witterung überrascht wurden. Wahrscheinlich kümmerte sich daher auch jemand darum das Häuschen in Ordnung zu halten. Doch zur Zeit war die Behausung genau wie die nähere Umgebung menschenleer. Ein idealer Platz also für eine geruhsame Nacht, erst recht für einen widerborstigen Dämon, der mit Menschen nichts zu tun haben wollte.

Der Wald, in dem das Mädchen aus einer zukünftigen Zeit Inu Yasha zum ersten Mal begegnet war, lag nicht fern. Kagome hörte das Laub der Bäume im Wind rauschen. Kaum zu glauben, dass hier anstatt der Reisfelder und eines Bachs irgendwann eine riesige Metropole mit Hochhäusern und Straßen stehen würde und von dem ganzen Wald nur ein einziger Baum stehen bleiben würde. Das war fast ein wenig traurig, fand sie.

Myoga riss sie mit laut quäkender Stimme aus ihren melancholischen Gedanken.

"Ah, Kagome, es wird schon dunkel. Sicher wird Inu Yasha-sama mit den anderen bald kommen."

Myoga hüpfte von der Schulter des Mädchens und versteckte sich nahe des Korbs mit dem Essen. Er wirkte extrem nervös, obwohl er auf dem Weg immer wieder beteuert hatte, wie froh er sei sie alle und vor allem Inu Yasha wieder zu sehen. Irgendwie konnte Kagome den kleinen Angstfloh ja verstehen, wenn man bedachte wer zwangsläufig zusammen mit Inu Yasha bald kommen würde. Sie sah zum Waldrand, der in der zunehmenden Dunkelheit langsam ein düsteres Aussehen bekam.

"Solange es noch etwas hell ist, sammle ich lieber noch ein wenig Holz. Dann können wir uns ein schönes, warmes Feuer machen."

Den alten Flohgeist in der Hütte zurücklassend ging Kagome zum Waldrand einen Hügel hinauf und begann herabgefallene Zweige auf zu klauben. Als sie einen ordentlichen Holzstoß beisammen hatte, fiel ihr das Plätschern des nahen Bachs auf. Sie folgte den Wassergeräuschen und bewunderte dann die idyllische Szene, die sich ihr bot.

"Oh, der Bach ist hier ja wunderschön", hauchte sie staunend, "bevor es völlig dunkel wird, könnte ich da doch noch schnell ein kleines Bad nehmen!"

Gesagt, getan. Flink legte Kagome das gesammelte Holz ab, schlüpfte aus ihren Kleidern und watete dann vorsichtig und genüsslich ins kühle Nass.

"Kch... grrr, hey! Wieso bleibst du so plötzlich stehen, du alter Depp?!"

Diese sehr vertraute Stimme ließ das bis zu den Knien im Wasser stehende Mädchen herumfahren und schlagartig versteinern. Zwei Augenpaare starrten ihr entgegen. Der erste, emotionslose Blick gehörte zum blutbefleckten Angesicht von Sesshomaru und der zweite, glotzende dahinter gehörte zu Inu Yasha, der gerade schimpfend gegen seinen Bruder gerempelt und dann sofort verstummt war. Wie gelähmt sah Kagome in die vier ihr entgegen leuchtenden, goldfarbenen Augen und mit zunehmender Röte in ihrem Gesicht wurde ihr der kalte Windhauch bewusst, der um ihren nackten Körper strich. Das reichte, um sie aus ihrer Erstarrung erwachen zu lassen.

"UAAAaah! SITZ !!!"

Hastig ließ sich Kagome zusammen mit dem lauthals geschrieenen Befehl ins Wasser fallen, um ihre Blöße zu bedecken, und robbte rasch zu ihren Kleidern am Bachufer. Das rumpelnde Geräusch, das ihren Worten folgte, nahm sie nur am Rande wahr. Schleunigst streifte sie sich die Kleidung über und sah dann knallrot im Gesicht zu den beiden dämonischen Brüdern.

Der Anblick, der sich ihr bot, ließ sie gleich darauf wieder erbleichen. Sie sah Inu Yasha auf dem Bauch im leicht schlammigen Boden liegen und, gleich davor und leicht schräg daneben, ohne seinen Bruder in irgendeiner Weise zu berühren, lag auch Sesshomaru!

"Sag mal, du blöde Ziege, was sol..."

Zornig rappelte sich Inu Yasha aus seiner entwürdigenden Lage auf. Er wollte gerade eine wahre Schimpftirade auf die in seinen Augen größte Zimperliese der Welt loslassen, als er seinen Bruder vor sich am Boden entdeckte und wieder einmal überrascht verstummte.

Sesshomaru richtete sich langsam auf und blickte zunächst kalt um sich. Nur seine Augen verrieten einen fragenden Gedanken, der sich in seinem Kopf zu bilden schien. Dann streifte sein Blick Inu Yashas Halskette, seine Augen flackerten kurz auf und sein Blick bohrte sich in Kagomes erschrockene Augen.

Kagome bemerkte nur noch aus den Augenwinkeln wie der Dämon sich langsam versteifte und seinen Arm anspannte, da war sie schon kopflos auf der Flucht. Nur einmal wagte sie es kurz über die Schulter zu blicken und sah wie Inu Yasha sich mit aller Kraft auf seinen Bruder gestürzt hatte, der ihr mit rotglühendem Blick nachstarrte und ihr mit ausgestreckten Krallen folgen wollte. Schleunigst rannte sie weiter und hörte nur noch platschende Geräusche und so was wie ein gepresstes Schreien von Inu Yasha.

Atemlos erreichte sie die Hütte, schlug die Tür hinter sich zu und presste sich mit geschlossenen Augen an das Holz. In ihrem Kopf hämmerte es.

"Kagome, was ist denn passiert?" hörte sie die Stimme des Flohdämons aus der Ecke.

Gute Frage, was war eigentlich passiert? Kagome konnte zwar nicht glauben, was sie gesehen hatte, doch es schien eindeutig wahr zu sein. Ihr "Sitz"-Kommando wirkte nicht nur wie bisher auf Inu Yasha. Es wirkte, wohl durch den komischen Bann der Schwerter, auch auf Sesshomaru. So war auch das allererste Mal, als sie die beiden Brüder nach dem verhängnisvollen Verkleben der Schwerter auf den Boden befördert hatte, folglich kein Zufall gewesen. Denn diesmal hatte der Dämon Inu Yasha nicht in geringster Weise angefasst. In ihrem Innern spürte sie auf einmal ein Gefühl, das dem der Schadenfreude sehr ähnlich kam. Sieh mal einer an, was für eine interessante Überraschung! Sesshomaru musste etwas gewusst oder geahnt haben, wohlweislich hatte er das aber verschwiegen. Allmählich beschlich sie auch ein ganz anderes Gefühl und das fühlte sich verdammt stark nach Angst an. Sie war sich nicht ganz sicher, ob diese Entdeckung sich als segensreich erwies. Kurz tauchte vor ihrem inneren Auge noch mal das Bild von Sesshomaru bäuchlings im Schlamm auf. Dann dachte sie an seinen Ausdruck, als seine Augen sich in die ihren bohrten, und schluckte. Langsam öffnete sie wieder die Augen, sah den verwunderten Flohgeist an, der besorgt auf ihrem Arm saß, und registrierte glücklich, dass sie noch am Leben war.
 

Als Miroku aus dem Wald zur Hütte kam, war es bereits dunkel. Lautes Platschen, als würde ein ganzer Schwarm aufgeschreckter Wasservögel auffliegen, erweckte seine und Shippos Aufmerksamkeit. Was war denn hier los? Neugierig sah er vorsichtig hinter einem Baum hervor und entdeckte unterhalb eines Hügels im Bach zwei undeutliche, aber bekannte Gestalten, die um sich spritzend im Wasser herum tobten und sich gegenseitig versuchten zu ertränken.

"Miroku, was machen die denn da?" fragte Shippo verständnislos.

"Ähm", meinte der Angesprochene, "ich würde sagen, die waschen sich wohl."

"Das sieht ja aber aus, als würden die kämpfen. Ist ja komisch, ich hätte nie gedacht, dass Sesshomaru sich beim Waschen so wild gebärdet. Und wieso haben sie sich denn nicht ausgezogen?"

"Äh, nun", antwortete Miroku, "lassen wir sie vielleicht lieber in Ruhe, jeder hat halt so seine Art zu baden..." Er wusste natürlich genau, dass Shippo in seiner Naivität immer mehr erahnte, als gut für ihn war. Aber es war sicher besser und auch um einiges gesünder sich in dieses gemeinsame "Bad" der beiden Brüder nicht einzumischen. Was nur hatte die beiden Brüder schon wieder zu einer Keilerei animiert? Egal, offensichtlich schienen sie sich glücklicherweise so langsam zu beruhigen.

Möglichst unauffällig zog der Mönch sich zurück und schleifte den neugierigen Fuchsdämonen hinter sich her zur Hütte. Dort wurde er von Kagome begrüßt, die ihm etwas zu Essen gab und nach Shippo nochmals genau erzählte, was Kaede alles gesagt hatte. Kurz darauf tauchten auch Inu Yasha und Sesshomaru auf, beide waren klitschnass und hatten vereinzelte Schrammen im Gesicht und an den Armen. Ansonsten verhielten sie sich jedoch völlig ruhig, als wäre rein überhaupt nichts geschehen.

Kagome bemerkte erfreut, dass Inu Yasha das von ihr gesammelte Holz mitgebracht hatte, das sie am Bachufer hatte liegen lassen. Sofort bemühte sie sich ein Feuer zu entfachen, was sich als schwierig herausstellte, da das Holz etwas feucht geworden war. Inu Yasha hatte währenddessen den Essenskorb entdeckt und schnüffelte interessiert daran herum. Seinem Bruder widerstrebte es offensichtlich die gemütliche Hütte zu betreten, doch er kam trotzdem herein und setzte sich betont kühl, möglichst abseits von allen anderen, in einer dunklen Ecke an die Wand. Am Essen zeigte er nicht das geringste Interesse.

Erneut erzählte Kagome, was sie von Kaede erfahren hatte, und Inu Yasha hörte gespannt und äußerst aufgeregt zu. Man sah ihm an, dass er am liebsten aufgesprungen und selbst in das benachbarte Bergdorf zu der alten Priesterin gelaufen wäre, um mehr über den geheimnisvollen Bann des 'Schwertmeisters' zu erfahren. Sesshomaru wirkte weitaus geduldiger, es war ihm jedoch nicht das kleinste Wort in Kagomes Erzählung entgangen. Nach Kagomes Bericht versuchte Miroku die Situation mit kleinen Scherzen etwas lockerer zu gestalten, doch es wollte ihm nicht recht gelingen. Der schweigende Dämon in der Ecke trug auch nicht gerade zur allgemeinen Erheiterung bei. Mit der Zeit verlosch das Feuer und die Menschen hüllten sich zum Schlafen in Kaedes Decken. Shippo kuschelte sich an Kagome und Inu Yasha rollte sich neben Sesshomaru an der Wand zusammen. Trotz seiner Ungeduld und seinem Misstrauen gegenüber Sesshomaru, schlief auch er letztendlich ein.
 

Sesshomaru lehnte sich an die Wand und blickte missmutig auf seinen schlafenden Bruder neben sich. Das durfte doch einfach alles nicht wahr sein, das durfte es einfach doch nicht...

Dieser Tag war wirklich nicht gut gewesen, nein überhaupt nicht. Nun konnte er nur hoffen, dass der nächste besser werden würde...
 

"Also, so wie es aussieht, scheint die Sache nicht schlecht zu stehen."

Sango saß im Gras zwischen Kagome und Miroku und aß die Überreste aus dem gestern mitgebrachten Essenskorb als Frühstück. Auf ihrem Schoß saß Kirara und schnurrte leise. Shippo hockte auf Kagomes Schoß und gegenüber von den drei Menschen saßen Inu Yasha und Sesshomaru in der freundlichen Morgensonne und lauschten Sangos Erzählung. Diese war vor einer knappen Viertelstunde von ihrem Besuch in dem benachbarten Bergdorf zurückgekehrt, hatte Kaede an ihrer Hütte im Dorf abgesetzt und war dann sofort zu der verlassenen Hütte am Rande der Reisfelder gekommen, wo ihre Freunde zusammen mit dem Dämon die Nacht verbracht hatten. Natürlich wollten alle sofort wissen, was Kaede und sie erfahren hatten, und Sango enttäuschte sie nicht:

"Die Priesterin hat lange gezögert etwas über die Geschichte mit dem 'Pfeilmeister' und den beiden, miteinander verbundenen Geschwistern zu erzählen. Doch Kaede war großartig und hat mit der Zeit immer mehr aus ihr heraus locken können. Offensichtlich fühlt sich die arme Priesterin für den tragischen Tod der beiden Geschwister verantwortlich, die Schuld hat sie lange nicht sprechen lassen. Sie war als junges Mädchen in den Bruder der unglückseligen Geschwister verliebt gewesen und war grundlos auf die Schwester eifersüchtig. Und sie hat den 'Pfeilmeister'-Dämon auf die beiden gehetzt, um die beiden auseinander zu reißen. Traurig, nicht wahr?"

Ein leichter Schatten fiel auf Sangos Gesicht. Kagome sah sie mitleidsvoll an, offensichtlich musste die Dämonenjägerin an ihren Bruder Kohaku denken. Doch dann verschwand der Ausdruck in ihrem Gesicht wieder und sie fuhr fort:

"Alles was mit den Geschwistern geschehen ist, tat der Priesterin natürlich schrecklich leid. Sie wollte das nicht und sie ahnte schon vor dem Tod der beiden Geschwister, welch verhängnisvoller Bann ihnen aufgebürdet worden war. Deshalb suchte sie überall nach einem Gegenmittel und stieß bei dieser Suche auf den 'Lanzenlord', ein weiterer der fünf Dämonengeschwister neben dem 'Schwertmeister' und dem 'Pfeilmeister'. Alle diese fünf Dämonen haben die Fähigkeit einen verbindenden Bann zu bewirken, er funktioniert allerdings nur bei Blutsverwandten."

"Ja, und nun sag schon, wie kann man ihn nun lösen?" Inu Yasha konnte seine wachsende Ungeduld nicht mehr zurückhalten.

"Geduld! Also, um den Bann zu lösen, reicht es nicht aus, den Dämonen, der das bewirkt hat, zu töten."

"Das habe ich auch gemerkt." knurrte Inu Yasha.

"Nun lass Sango doch erstmal ausreden." mischte sich Miroku ein.

"Äh nun, also, um den Bann zu lösen, muss man alle fünf Dämonengeschwister finden, ihnen ihre Waffen abnehmen und aus den fünf Waffen eine einzige Waffe schmieden. Mit dieser Waffe kann man angeblich den Bann lösen!"

"Aha", sagte Inu Yasha, "und wie geht das?"

"Das wusste die Priesterin auch nicht", antwortete Sango, "es gelang ihr, wie auch immer, dem 'Lanzenlord' seine Lanze abzunehmen. Doch kurz darauf sind die unglücklichen, verbundenen Geschwister nach der Schlacht getötet worden und es war zu spät noch etwas zu unternehmen. Schuldgeplagt hat die Priesterin die beiden armen Menschen zusammen mit der Lanze des Dämons begraben, sich wieder in ihr Dorf zurückgezogen und versucht alles zu vergessen."

"Ich würde sagen, dann sollten wir zunächst versuchen, alle fünf Waffen zusammen zu bekommen. Dann sehen wir weiter." meinte Kagome. So eine dämliche Geschichte, dachte sie dabei. Irgendwie erinnerte sie das an das mühevolle Zusammensuchen der Splitter des Juwels der vier Seelen. Zumindest würde die Suche nach nur fünf Waffen hoffentlich nicht so lange dauern.

"Wo ist das Grab?" Das erste Mal seit Sangos Eintreffen sagte Sesshomaru etwas. Seine Stimme war wie immer kühl und seine Haltung wirkte unnahbar und abweisend.

"Äh, welches Grab, ach so, ja...." Sango kramte in einer Falte ihrer Kleidung herum und zog eine alte, vergilbte Karte hervor. "Das hat mir die Priesterin gegeben. Dort hat sie verzeichnet, wo sie die beiden Geschwister begraben hat. Es liegt im Norden von hier, irgendwo in den Bergen."

Sesshomaru nahm wortlos die Karte, stand auf und ging. Inu Yasha, der weiterhin auf dem Boden hockte und Sango noch einiges fragen wollte, wurde plötzlich von seinem Platz gerissen, als sich Sesshomaru weiter entfernt hatte.

"He, was soll das? Wo willst du denn hin?"

"Dumme Frage, Brüderchen." Sesshomaru drehte sich nur leicht um und musterte den Halbdämon verächtlich. "Ich hole natürlich die Lanze. Und da es sich nicht vermeiden lässt, wirst du mich wohl begleiten müssen."

"Du glaubst, dass das funktioniert, wenn wir diese komischen Waffen zusammen sammeln? Wo sind denn überhaupt die anderen Dämonen mit ihren Waffen? Und was machen wir, wenn wir sie haben? Wie und was für eine Waffe sollen wir denn daraus machen? Und wie soll die dann funktionieren?"

Sesshomaru wirkte gelangweilt, diese weiteren Fragen interessierten ihn sichtlich noch nicht. Er war zufrieden damit jetzt etwas unternehmen zu können und wollte damit auch nicht länger warten. Zum Reden hatte er wohl auch keine Lust mehr. Er drehte sich wieder um und mit einem heftigen Ruck, der Inu Yasha einige Meter mit sich zog, ging er schweigend weiter. Inu Yasha sprang mit unterdrückten Zorn auf und folgte dem Dämon widerstrebend. Was fiel dem ein, ihn einfach so herumzuschleifen? Was bildete der sich überhaupt ein? Nur, weil sie jetzt zusammenklebten, hatte Inu Yasha keine Lust seinem Bruder wie ein Hund seinem Herrchen zu folgen. Wenn überhaupt, dann war dieser arrogante Kerl der Hund!

Kagome lief den beiden hinterher. "Ich komme mit euch!" Dann wandte sie sich noch einmal kurz zu Sango und Miroku um. "Ihr zwei solltet zu der Lichtung zurückgehen, auf der Inu Yasha gestern den 'Schwertmeister' bekämpft und besiegt hat. Das Schwert von dem Kerl müsste dort noch liegen. Zusammen mit der Lanze aus dem Grab haben wir dann schon zwei der gesuchten Waffen beisammen. Wir treffen uns dann wieder hier."

Sango und Miroku blickten Kagome nach, als sie den beiden Dämonenbrüdern hinterher lief und nach ihnen in nördlicher Richtung im Wald verschwand.

"Sie ist wirklich ein mutiges Mädchen", sagte Miroku sarkastisch, "ich wäre den beiden sicher nicht freiwillig gefolgt. Das könnte noch sehr ungemütlich werden."

Sango lachte. "Da hast du sicher recht. Doch wenn jemand die beiden zähmen kann, dann Kagome!"
 

Die Dämonenjägerin pfiff nach Kirara und die Katze verwandelte sich sofort in ihre große Form. Zusammen mit Miroku, Shippo und Myoga, der es vorgezogen hatte bei ihnen zu bleiben, machte sie sich auf zu der Lichtung, wo der verhängnisvolle, unzertrennliche Bann zwischen Inu Yasha und Sesshomaru seinen Anfang genommen hatte. Um das Schwert zu suchen, das beitragen können würde den Bann wieder zu lösen.
 

_ _ _ _ _

So, jetzt wissen wir wie sich unsere "Unzertrennlichen" vielleicht wieder voneinander lösen können. Mal abwarten, was das alles mit sich bringt... sehr actionhaltig und sehr lang war dieses Kapitel diesmal nicht, aber keine Sorge, das kommt schon noch wieder...

Werden Inu Yasha und Sesshomaru das Grab mit der Lanze finden?

Wo befinden sich die übrigen Dämonen mit ihren Waffen?

Und wird Kagome es nochmals wagen "Sitz" zu sagen?
 

Hoffentlich hat euch auch dieses Kapitel gefallen. (Und hoffentlich habe ich jetzt endlich mal alle Namen richtig geschrieben?!)

Es wäre sehr schön, wenn ihr wieder einen kleinen Kommentar dazu setzt. Schließlich will ich euch ja weiter begeistern und nicht langweilen oder so.

Danke schon mal im Voraus (*alle fest knuddel*)

Ein Grab und ein widerlicher Empfang

Wieder ist ein Kapitel fertig. Und diesmal ist es wieder etwas länger und (hoffentlich) spannender geworden. Die unzertrennlichen Brüder sind auf dem Weg ihr erstes Puzzlestück zur Lösung des Fesselbanns zu finden. Aber völlig ohne Schwierigkeiten geht das natürlich nicht ab...
 

Viel Spaß beim Lesen:
 

Die Sonne brannte heiß auf die Felswände und mageren Wiesen herunter, zwischen denen sich ein schmaler Bergpfad entlang schlängelte. Nur vereinzelte Sträucher und wenige, wettergegerbte Bäume spendeten etwas Schatten. Ein paar Eidechsen huschten über den steinigen Weg, als ein weißhaariger Hundedämon, dicht gefolgt von seinem halbdämonischen Bruder, vorüber schritt.

Obwohl ihm äußerlich nichts davon anzumerken war, brodelte es in Sesshomaru fast genauso heiß wie die Sonne. Er war ziemlich ungeduldig und folgte zügig dem sich aufwärts windenden Pfad. Das geht alles viel zu langsam, dachte er, und warf ungehalten einen kurzen Blick über die Schulter. Normalerweise wäre es für ihn kein Problem, schnell zu diesem Grab zu gelangen und diese hoffentlich hilfreiche Lanze zu holen. Doch mit seinem Halbbruder an der Leine wäre fliegen zu mühsam und kam bei dieser Entfernung auf keinen Fall in Frage. Sollte er dieses lästige Halbblut etwa noch tragen? Nein, zu so etwas würde er sich nicht herablassen. Lieber laufen.

Noch weitaus lästiger als der Halbdämon hinter ihm, erwies sich dieses Menschenmädchen Kagome. Sie folgte den beiden Brüdern in einem immer größer werdenden Abstand und kämpfte sich in der Mittagshitze immer mühseliger bergaufwärts. Sesshomaru verstand nicht, warum dieses schwache Menschenweib unbedingt mitkommen musste, sie hielt nur auf. Konnte sein Bruder denn keinen Schritt tun ohne, dass dieses Mädchen ihm nachlief? Gerade als der Dämon sich das fragte, schweiften seine Gedanken kurz zu Rin, seiner kleinen, zurückgelassenen Begleiterin, die ihn bestimmt wieder sehnsüchtig erwartete. Diesen Gedanken schob er jedoch schnell wieder beiseite, das war etwas völlig anderes. Rin war Rin, und ganz allein seine Sache. Aber diese Kagome, was ging die ihn an? Die sollte sich lieber von ihm fernhalten. Vor allem wegen dieser unheilbringenden Kette mit dem zähmenden Fluch, die Inu Yasha um den Hals trug. Diesen Fluch konnte zur Zeit auf beschämende Weise auch Sesshomaru nicht ignorieren. Sollte dieses Mädchen es nochmals wagen "Sitz" zu sagen, würden ihr sämtliche auf der Welt bekannten Torturen und Qualen harmlos erscheinen. Und diesmal würde Inu Yasha ihn nicht aufhalten!
 

Kagome dachte derweil, dass es schlimmere Qualen, als die sie gerade durchmachte, überhaupt nicht gäbe. Das war einfach alles nicht auszuhalten. Diese Hitze! Dieser blödsinnige, steinige Weg mit seinen spitzen Steinen, die eine Vorliebe dafür zeigten in ihren Schuhen zu landen. Und vor allem diese mehr als unverschämten, hündischen Dämonenbrüder, die nicht einmal daran dachten, auf sie zu warten oder mal zu rasten. Selbst Inu Yasha kam nicht auf die Idee, dass sie Hunger und Durst haben könnte oder müde war. Und dabei tat der immer so besorgt. Dieser Vollidiot! Wahrscheinlich hatte er jetzt nur die Problemlösung des fesselnden Banns mit seinem Bruder im Kopf und mehr als einen Gedanken fasste sein Hirn offenbar nicht. An diesen arroganten Sesshomaru wollte das erschöpfte Mädchen erst gar keinen Gedanken verschwenden.

Ein kristallenes Aufblitzen am Rande einer Felsspalte lenkte Kagome schließlich von ihren brütenden Gedanken ab.

"Ah, ein kleiner Quell. Klasse!"

Das Mädchen ging zu den Felsen, kniete sich hin und schöpfte begeistert Wasser aus dem Rinnsal, das sie entdeckt hatte. Eine kleine Erfrischung war jetzt genau das richtige.

Während Kagome das Wasser aus der hohlen Hand schlürfte und ihr Gesicht mit dem kühlen Nass bespritzte, ließ sie ihre Blicke über die Felsen um und über sich wandern. Dann blieb ihr Blick an einem Stein fünf Meter über ihr hängen und entsetzt aufschreiend sprang sie zurück auf den Bergpfad.

"Kagome, was ist denn passiert?" Besorgt kam Inu Yasha zu ihr, ihm folgte missmutig sein Bruder.

Schön, dass sich mal jemand um mich kümmert, dachte Kagome sarkastisch und deutete dann zum Felsen, der sie so erschreckt hatte. "Da oben ist jemand!"

Die beiden Brüder schauten hinauf, konnten jedoch nichts Ungewöhnliches entdecken.

"Da waren zwei riesige, glubschige Augen", beteuerte Kagome, die nun verdutzt einen leeren Felsen anstarrte, "ich habe es genau gesehen!"

"Äh", meinte Inu Yasha behutsam, "vielleicht brauchst du nur eine kleine Pause und..."

"Danke, so schlimm ist es auch noch nicht", sagte Kagome verärgert, "ich habe keine Wahnvorstellungen!"

Inu Yasha sah von seinem Bruder zum Felsen, schätzte die Entfernung ab und sprang mit einem Satz auf den fraglichen Stein. Er war glücklicherweise gerade noch innerhalb der Reichweite, die ihm die unsichtbare Fessel zu Sesshomaru zugestand. Interessiert schnüffelte Inu Yasha den Felsen ab.

"Hier ist nichts", erklärte er nach einer Weile, "es riecht bloß nach Wasser."

Kagome presste die Lippen aufeinander und starrte zu Boden. Sie war sich sicher, was sie gesehen hatte, doch wenn keiner der beiden Hundebrüder etwas wittern konnte?!

"Pah, Menschen", schnaubte Sesshomaru, der verächtlich dem Treiben des Halbdämonen zugesehen hatte, und drehte sich weg. Rücksichtslos ging er wieder den Bergpfad hoch, wobei er sich eindeutig zu weit von seinem Bruder entfernte. Die heftige Bewegung riss Inu Yasha von seinem Felsen. Mit einem Schrei stürzte er kopfüber hinunter und landete mit dem Gesicht voran in einem dornigen Strauch neben dem Wasserquell.

"Autsch, jetzt habe ich aber wirklich die Schnauze voll von deinem achtungslosen Hundeherrchengetue. Bleib sofort stehen, du überdimensionaler Mistkerl!"

Wutentbrannt stürzte Inu Yasha mit Dornen gespickt aus dem Gestrüpp hervor und seinem Bruder nach. Kagome wollte keinen Streit und deshalb ein "Sitz" aussprechen, zerbiss sich dieses zähmende Kommando aber gerade noch auf der Zunge. Sie hielt den aufbrausenden Halbdämonen, der dem gleichgültig abwartenden Sesshomaru in den Nacken springen wollte, stattdessen mit einer hastigen Umarmung auf.

"Inu Yasha", säuselte sie liebevoll, "vielen Dank, dass du dich so nett um mich sorgst."

Die überraschende, kleine Liebeswürdigkeit kühlte Inu Yasha blitzartig ab. Etwas verdattert bremste er ab und sah in das bemüht fröhliche und lächelnde Gesicht von Kagome.

"Äh, was...", stotterte er, "was,..., wofür bedankst..."

"Na, ich finde es schön, dass du meine Ängste ernst nimmst und vorsorglich den Felsen und alles abgesucht hast." Freundlich wandte Kagome sich ihm zu. "Komm, lass mich dir helfen und die Dornen raus ziehen."

Endgültig besänftigt und etwas belämmert aus der Wäsche schauend ließ Inu Yasha Kagome die Dornen aus seinem Gesicht zupfen.

Sesshomaru warf einen kurzen Blick auf die Szene, ließ ein undefinierbares Schnauben hören und ging weiter. Inu Yasha beachtete ihn nicht mehr. Mit einem seligen Lächeln auf den Lippen und einem warmen Wohlgefühl im Bauch legte er zaghaft seine Hand auf Kagomes Hüfte und trottete neben ihr Sesshomaru nach.

Keiner von den Dreien bemerkte, dass ihnen ein Paar tellergroße, wässrige Augen nachstarrte.
 

Am nächsten Morgen erreichten Inu Yasha, Sesshomaru und Kagome eine blühende Hochebene, deren blumiger und saftgrüner Anblick nach dem langen Aufstieg eine wahre Wohltat war. Die Nacht hatten die Drei auf einer steinigen Plattform nahe des Bergpfads, eingeklemmt zwischen Felsen und pieksenden Sträuchern verbracht. Für Kagome, die außer Pfeilen, Bogen und ein paar Kleinigkeiten wie Taschenmesser und Streichhölzer keinerlei Ausrüstung dabei hatte, nicht gerade angenehm. Es wurde höchste Zeit, dass sie in ihre Zeit zurückkehren und ihren Rucksack auffüllen konnte. Zumindest hatte Inu Yasha ein Nagetier für das Abendessen erwischt und ihr für die Nacht das Oberteil seiner Feuerrattenkleidung überlassen. So war es erträglich gewesen und die jetzt weitaus schönere Gegend erfreute das Mädchen sehr.

"Ist es noch weit bis zum Grab?" wandte sie sich an Sesshomaru.

"Nein", erwiderte der knapp. Zu weiteren Erläuterungen ließ er sich nicht herab. Echt nervig, dachte Kagome, dieser Dämon sagt nichts, schläft nicht, isst nie was, kümmert sich um nichts und interessiert sich für nichts. Wofür lebte der überhaupt? Und die noch bessere Frage: wie hielten das bloß Jaken und Rin mit diesem Kühlschrank aus? Das musste ja ein lustiges Zusammenleben sein!

Die Hochebene mit ihren sanften Hügeln und im Wind wogenden Gräsern zog sich in die Länge. Doch die leicht verträumt wirkende Landschaft zog Kagome so in den Bann, dass ihr der Weg gar nicht lang vorkam. Nach zwei Stunden erreichte die Gruppe einen kleinen, lichten Kiefernwald am Fuße eines hoch aufragenden Steilhangs. In der Mitte des kleinen Wäldchens, am Hanggrund, lag eine ovale Freifläche mit einem steinigen, teils überwucherten Grabhügel, der übersät mit gelben Wildblumen war. Hinter dem Hügel stand ein zackiger, senkrecht stehender Fels und ein Kirschbaum, den jemand gepflanzt haben musste. Ein kleiner Bach entsprang dahinter zwischen zwei Felsen am Hanggrund und umfloss zur Hälfte den Grabhügel mit dem Kirschbaum.

Sesshomaru blieb stehen, holte die Karte, die er von Sango bekommen hatte, hervor und ließ diese mit seinen Giftkrallen verdampfen. Für Inu Yasha und Kagome war dies das Signal, dass sie wohl an ihrem Zielort angekommen waren.

Bewundernd betrachtete Kagome den Platz. Das war wirklich eine wunderschöne und würdige Ruhestätte für die beiden, unglücklichen Geschwister, die vor sechzig Jahren auf solch traurige Weise in den Tod getrieben worden waren. Hier musste also die geheimnisvolle Lanze des Lanzenlords sein. Der erste Schlüssel zur Lösung des hinterhältigen Fesselbanns, der nach den tragischen Geschwistern nun auch Sesshomaru und Inu Yasha gefangen hielt. Doch wo war das Ding? Mussten sie erst den Grabhügel aufbrechen, um an die Lanze zu kommen? Das kam Kagome wie ein Sakrileg vor.

Inu Yasha und Sesshomaru zeigten offensichtlich weniger Skrupel vor Grabräuberei. Beide näherten sich ohne Zögern dem Grab und musterten den Hügel interessiert. Doch zu weiteren Aktionen kamen sie nicht mehr.

"Iieeh", schrie Kagome plötzlich dazwischen, "was ist denn das?"

Die Halbbrüder sahen auf und blickten dann zum Steilhang hinter sich, auf den Kagome deutete.

Von den beiden Hangfelsen, denen der Bach entsprang, tropfte eine seltsame, wässrig klare, etwas zähe Masse herab. Sie plumpste stückweise in den Bach und zerfloss darin. Kurz darauf tauchte das schleimartige Zeug neben dem Kirschbaum wieder aus dem Bach heraus auf, schlabberte den Baumstamm hinauf und ließ sich dann ins Gras neben dem Grabhügel flatschen.

Inu Yasha und Sesshomaru wichen gleichzeitig ein Stück zurück und sahen gebannt auf das schleimige, halb durchsichtige Teil vor ihnen. Aus dem Bach strömten stetig immer mehr gelartige, glibberige Fladen auf die Masse im Gras zu und vereinigten sich mit ihr zu einem überdimensionalen, klaren Wackelpudding von fast drei Meter Höhe.

"Wäh", wiederholte nun Inu Yasha Kagomes Frage, "was ist denn das?"

Als Antwort auf seine Frage bildeten sich in der Mitte des Gelhaufens ein Paar tellergroße Glubschaugen und an der Unterseite des Dings bildeten sich meterlange, nach allen Seiten ausstreckende Tentakel. So sah das ganze Gebilde schließlich wie eine riesige an Land geworfene Qualle aus, die höhnisch auf die Drei vor sich hinab zu starren schien.

"Oh", sagte Kagome, "das sind die gleichen komischen Augen, die ich gestern kurz an der Quelle gesehen habe.

"Was ist das", echote Inu Yasha und wich noch ein Stück zurück, "es riecht nur nach Wasser."

"Ein Dämon", antwortete Sesshomaru emotionslos, auf den das quallige Teil keinen Eindruck zu machen schien, "allerdings ein äußerst ungewöhnlicher. Er versteht es perfekt sich und seine Kraft zu tarnen. Deshalb haben wir nichts von ihm gespürt oder gewittert."

Zu Kagomes Entsetzen bildete sich nach Sesshomarus Erläuterung ein grinsendes Maul unterhalb der geleeartigen Augen des Gelmonsters und fing auch noch zu reden an:

"Na, wen haben wir denn da? Zwei Hündchen und ein Menschenmädchen. Nicht schlecht, die lange Wartezeit auf ein paar Opfer hat sich gelohnt! Damit bekomme ich jetzt eine Menge Dämonenkraft und ein leckeres Häppchen gleich mit dazu."

"Ey, du Schlabberhaufen", bemerkte Inu Yasha, "verzieh dich lieber wieder in deinen Bach oder sonst wo hin. Für so ein widerliches Matschding wie dich haben wir jetzt weder Zeit noch Interesse. Falls du auch noch auf die bescheuerte Idee kommen solltest uns vertilgen zu wollen, wirst du schnell merken, dass wir mehr als nur schwer verdaulich sind."

Das quallige Ding lachte glucksend, wobei sein ganzer Körper wackelte.

"Mutige Rede, Hundesöhnchen", sagte es dann schmatzend, "ich habe euch lange beobachtet. Und ich weiß, was ihr Grabräuber hier wollt. Euch hat ein Bann von einem der fünf Waffendämonen erwischt, nicht wahr? Jetzt wollt ihr die Lanze vom 'Lanzenlord' holen, um den Bann zu brechen. Keine Chance, andere haben ähnliches versucht und aneinander gefesselt seid ihr keine Gegner für mich. Sogar der 'Lanzenlord' selbst, der seine Waffe wieder haben wollte, konnte mir nicht gefährlich werden. Er hat übrigens ausgezeichnet geschmeckt und seine Dämonenenergie hat mich großartig gestärkt!"

"Pah", rief Inu Yasha, "bilde dir bloß nicht zuviel auf deine ollen Erfolge ein. Das beeindruckt mich überhaupt nicht. Und dass du diesen komischen 'Lanzenlord' gefressen hast, wird dir auch nix nützen. Seinen bescheuerten Bruder, den 'Schwertmeister', der uns diesen Bann verpasst hat, habe ich ganz leicht besiegt. Bis auf diesen blöden Fesselbann haben diese Dämonengeschwister eh nix drauf und du sicher auch nicht!"

Der Wackelpudding vor dem Halbdämonen lachte nur wieder spöttisch und streckte dann blitzschnell seine glibberigen Tentakel nach Inu Yasha und Sesshomaru aus. Diese wichen sofort aus und zerschlugen die nach ihnen greifenden Gelarme mit ihren Krallen. Kagome, die von dem Glibbermonster zunächst nicht weiter beachtet wurde, zog einen Pfeil aus ihrem Köcher und versteckte sich mit gespannten Bogen hinter einer Kiefer. Von dort beobachtete sie wie die zerschlagenen Tentakelteile aufeinander zuflossen, sich wieder vereinigten und erneut die beiden Brüder angriffen.

Als auch alle weiteren Krallenattacken gegen immer mehr auftauchende Tentakel erfolglos blieben, zog Sesshomaru Tokijin. Er ballte seine ganze dämonische Kraft zusammen und ließ eine gewaltige Druckwelle auf den feindlichen Dämon zu rasen. Inu Yasha schaffte es gerade noch sich im Rücken seines Bruders in Sicherheit zu bringen, da zerfetzte es den riesigen Gelhaufen auch schon in abertausend Stückchen.

"Uah, bäh", stöhnte Inu Yasha, als er bemerkte, dass er und Sesshomaru ordentlich etwas von den Schleimfetzen ab bekommen hatten. Dann rief er entsetzt "Oh nein!", als er sah, dass sich der auf ihm klebende Schleim bewegte, zusammenfloss und ihn zu umwickeln begann. Auch Sesshomaru wurde von schlangenartigen Gelarmen umflossen. In der Wiese vor dem Grabhügel setzte sich währenddessen der zerschlagene Dämon wieder zu einer großen Qualle zusammen und grinste schief.

Sesshomaru setzte seine Giftklaue ein und schmorte damit die ihn umgebenden Tentakel weg. Das schien etwas zu helfen. Inu Yasha hatte dagegen nicht soviel Glück, seine Krallenattacken waren nicht schnell genug gewesen. Mehrere Tentakel hatten ihn fest umschlungen und zogen ihn zum breiten Maul des Gelhaufens.

Kagome hatte genug gesehen, sie schoss einen Pfeil ab. Der Pfeil zerstörte die Tentakel, die Inu Yasha gefesselt hielten, und löste sie vollständig auf. Doch dafür bildeten sich an einer anderen Stelle sofort neue Tentakel, die nun auf das Mädchen zu geschossen kamen. Bevor Kagome reagieren konnte, hatten die Gelarme sie schon gepackt und bewegungsunfähig gemacht. Sie verlor ihre Waffe und schrie schmerzerfüllt auf.

"Kagome!"

Inu Yasha rannte sofort los, um ihr zu helfen. Dabei vergaß er den fesselnden Effekt des Banns zu seinem Bruder, entfernte sich zu weit von Sesshomaru und stürzte zu Boden. Sesshomaru konnte sich durch einen Sprung zu Inu Yasha gerade noch vor einem Sturz abfangen. Das quallige Monster quittierte die ganze Aktion mit höhnischen Gelächter.

"Kannst du nicht einmal nachdenken und aufpassen?!" zischte der Hundedämon seinem Bruder zu.

Inu Yasha hatte jedoch nur Augen für Kagome und beachtete ihn nicht. Sofort rappelte er sich auf und stürmte den Tentakeln nach, die das hilflose Mädchen unerbittlich zum Ungeheuer zogen. Sesshomaru blieb nichts anderes übrig als ihm zu folgen.

Der Halbdämon riss Tessaiga mit dem daran klebenden Tensaiga hervor, glücklicherweise diesmal ohne sich zu verheddern, und schlug wie wahnsinnig mit den Schwertern und seinen Krallen auf jedes Glibberteil in Kagomes Nähe ein. Warum nur kann sich Tessaiga so nicht verwandeln, dachte er verzweifelt. Blödes festgeklebtes Tensaiga!

Die wütenden Attacken zerrissen die Hälfte seines qualligen Gegners in viele kleine Teile. Doch dieser setzte sich unbeeindruckt wieder zusammmen und umhüllte schließlich Kagome und Inu Yasha gemeinsam. Bauch an Bauch klebten sie aneinander, wurden noch fester umwickelt und schließlich zum Maul gezogen.

Sesshomaru konnte bisher sämtlichen Umschlingungsversuchen weiterer Tentakel ausweichen. Außerdem schien sein Gift gegen den glibberigen Widersacher etwas auszurichten. Von ihm weg geätzte Tentakel blieben verschwunden. Aber die Menge der Tentakel und die eingeschränkte Bewegungsfreiheit wegen seiner Fesselung an Inu Yasha machte dem Hundedämonen zunehmend Schwierigkeiten. Zudem hatte er kaum noch Zeit. Wenn Inu Yasha getötet und verschlungen werden würde, wäre es durch den Bann auch mit seinem Leben vorbei.

Es gab nur noch eine Möglichkeit.

Ein grollendes, tiefes Knurren entkam Sesshomarus Kehle. Seine Augen färbten sich blutrot und seine Pupillen verengten sich zu Schlitzen. Seine Fangzähne und Krallen wurden länger, dann verformte sich sein Gesicht und er nahm kurz eine halb kauernde Haltung an. Innerhalb der nächsten Sekunde stand dem quallenartigen Dämon ein riesiger, weißer Hund mit zornesroten Augen und einem furcht erregenden Gebiss gegenüber. Aus seinen Lefzen quoll grünlich leuchtendes Gift, das am Boden sofort dampfende Nebelschwaden bildete. Mit bösartigem Grollen stürzte sich der Hund auf den glibberigen Haufen und biss ihm genau zwischen die wässrigen Augen. Weiteres Gift strömte aus dem Hunderachen, floss auf den Boden und verteilte sich zusammen mit dem giftigen Nebel überall.

Blumen und Gräser knickten ein, verwelkten und verschwanden. Die Nadeln der Kiefern sowie die Blätter von Büschen und vom Kirschbaum fielen ab, das Holz verätzte und verkohlte. Selbst die Erde und Steine begannen zu schmelzen und nahmen eine schwärzliche Farbe an.

Das gelartige Quallenmonster, genauso wie Inu Yasha und Kagome, waren binnen kürzester Zeit von giftiger Säure und Nebel komplett umhüllt. Dazwischen wütete der weiße Hund und zerbiss oder zertrat jede gelartige Substanz, die er finden konnte mit seinem todbringenden Maul und Pfoten.
 

Kagome erwachte zitternd aus einer kurzen Ohnmacht und kämpfte mit einem Brechreiz. Sie bemerkte, dass sie bäuchlings auf Inu Yasha lag, der ebenfalls in die Bewusstlosigkeit abgedämmert war. Das kalte Eisen von Tessaiga und Tensaiga drückte gegen ihre Schenkel.

Was war geschehen?

Das Mädchen konnte sich nur noch an das riesige, schlabbernde Maul des quallenartigen Dämons, das sie und Inu Yasha verschlingen wollte, erinnern. Dann war da noch ein anderes, großes Maul mit glänzend weißen, scharfen Zähnen gewesen. Und ätzendes Gift. Sesshomaru!

Kagome rollte von Inu Yasha herunter und setzte sich auf. Der plötzliche Gedanke daran, dass sie die letzte Zeit auf engste Tuchfühlung mit dem Halbdämonen gewesen war, ließ sie leicht erröten. Dann sah sie sich um.

Der Anblick, der sich ihr bot, war erschreckend. Von dem Wäldchen waren nur noch verkohlte Baumstümpfe übrig geblieben, sonstige Pflanzen waren völlig verschwunden und die Erde ähnelte einem schwarzen, frisch gepflügten Acker. Im gegenüberliegenden Felsenhang hatte sich eine Höhlung gefressen und der Bach war weg, als hätte es ihn nie gegeben. Allerdings war auch der Wackelpudding-Dämon verschwunden.

Kagomes Blick fiel auf Sesshomaru. Der Hundedämon hatte wieder seine menschliche Gestalt angenommen und suchte stirnrunzelnd in der Erde herum, an deren Stelle zuvor ein Grabhügel gewesen war.

"Puh, ist mir schlecht!" Benommen richtete sich nun auch Inu Yasha auf, sah sich ebenfalls um und schüttelte sich dann.

"Du hättest uns wenigstens warnen können", beschwerte er sich bei seinem Bruder.

"Wozu", sagte Sesshomaru kühl, "euch beide haben doch die beiden Schwerter geschützt."

Kagome sah zu Tessaiga und Tensaiga in Inu Yashas Schoß. Vielleicht war es nur Einbildung, doch beide Schwerter schienen leicht zu schimmern, Tessaiga gelblich und Tensaiga bläulich. So ganz nutzlos waren sie in ihrem verklebten Zustand wohl doch nicht.

"Woher wusstest du, dass der Schutz der Schwerter noch funktioniert", begehrte Inu Yasha auf, "Tessaiga kann sich zur Zeit nicht verwandeln. Es wäre möglich gewesen, dass die Schwerter auch keinen Schutz mehr bieten!"

Sesshomaru zuckte kurz mit den Schultern: "Ich wusste es nicht. Aber Tessaigas Schutzsiegel gegen Dämonen funktioniert ja auch noch, also standen die Chancen nicht schlecht, dass euch die Schwerter schützen würden. Ansonsten wären wir eben jetzt alle tot."

Inu Yasha starrte seinen Bruder mit halb offenen Mund an. Er fragte sich, ob er ihm nun für die Lebensrettung danken oder für seine Unverfrorenheit und Kaltblütigkeit umbringen sollte. Bevor er jedoch zu einem Entschluss kommen konnte, packte ihn ein heftiger, würgender Hustenanfall. Offenbar hatte er zuviel von Sesshomarus giftigen Nebel eingeatmet. Hastig sprang er auf, ging etwas beiseite und übergab sich.

Kagome hatte weitaus weniger Gift abgekriegt, weil sie dicht gegen Inu Yashas Feuerrattengewand gepresst worden war. Taktvoll sah sie am kotzenden Halbdämonen vorbei und näherte sich Sesshomaru, der wieder in der Erde kramte und dabei einzelne, teils schwärzliche Knochen ausgrub. Das mussten die Gebeine der armen, toten Geschwister sein.

Kurz darauf zog Sesshomaru einen länglichen, in der Sonne aufblitzenden Gegenstand zwischen den Knochen und der Erde hervor. Kagome stockte der Atem. Der Dämon hielt einen etwa zwei Meter langen, schmalen Speer aus puren Gold mit weißlich glänzender Spitze in der Hand. Die gesuchte Lanze!

"Huh", sagte Sesshomaru etwas verächtlich und wog die Waffe in seiner Hand, "viel zu weiches Metall für eine Waffe. Wie unsinnig, aber so ist sie wenigstens nicht geschmolzen!"

Mit einer abschätzigen Geste warf er Inu Yasha die Lanze zu und hätte den grünlich im Gesicht aussehenden Halbdämonen dabei fast aufgespießt.

"He, was soll das", schimpfte Inu Yasha, "soll etwa ich das schwere Ding die ganze Zeit schleppen?"

Keine Antwort. Sesshomaru drehte sich wortlos um und machte sich auf den Rückweg. Fluchend nahm Inu Yasha die goldene Lanze und folgte ihm.

Kagome betrachtete noch einmal traurig die zerstörte Umgebung. Ohne Sesshomarus radikales Eingreifen wäre die Begegnung mit dem widerlichen Glibbermonster schlecht für sie alle ausgegangen, aber es tat ihr leid die zuvor so idyllische Grabstätte derartig entweiht zu sehen.

"Inu Yasha, warte!

Die beiden Brüder drehten sich zu ihr um.

"Bitte", meinte Kagome, "wir sollten zumindest den Grabhügel wieder herrichten und die Knochen nicht so frei herum liegen lassen."

"Keh, albernes Menschengetue..." spuckte Sesshomaru verächtlich aus.

Seine Respektlosigkeit erboste Kagome. "Ihr verdankt den Toten immerhin das erste Puzzlestück für die Auflösung eures Banns. Das seid ihr ihnen schuldig!"

"Was ist ein Puzzlestück?" fragte Inu Yasha interessiert, Sesshomaru wirkte genervt.

"Ach, vergiss es" sagte Kagome. Sie hatte keine Lust zu erklären, was ein Puzzle ist. Sollten die zwei Idioten doch machen, was sie wollten. Sorgfältig begann sie die freigelegten Knochen zusammen zu tragen und einzugraben. Inu Yasha sah ihr eine Weile nachdenklich zu, dann half er ihr bei der Errichtung eines neuen Grabhügels.
 

Sesshomaru hinderte die beiden nicht an ihrem Tun, er sah nur untätig und missmutig zu. Was für ein Aufwand für zwei verblichene Tote! Doch zumindest hatte sich der Aufwand gelohnt. Hoffentlich erwies sich die erbeutete Lanze wirklich als nützlich und hoffentlich waren die restlichen vier Waffen auch schnell zu beschaffen. Es war höchste Zeit das lästige Halbblut und seinen noch lästigeren Anhang los zu werden!

Zum Glück konnte Sesshomaru nicht ahnen wie lästig die ganze Angelegenheit erst noch werden sollte.
 

_ _ _ _ _

So, damit wäre ein weiteres Kapitel geschafft. Die erste Hürde haben unsere "Unzertrennlichen" doch ganz gut genommen... Ich hoffe, ich habe euch diesmal wieder spannende Action bieten können.

Welche Gefahren wohl noch auf die beiden Brüder lauern?

Haben Sango und Miroku auch Erfolg gehabt?

Wie lange halten es die beiden aneinander Gefesselten wohl noch gemeinsam aus?
 

Bleibt mir treu und schenkt mir ein paar Kommentare, ich schreibe fleißig weiter.

Fortsetzung folgt...

Eine unruhige Nacht

Die 'Unzertrennlichen' haben den ersten Teil zur Lösung ihres Fesselbanns gemeistert und sind auf dem Rückweg zu Kaedes Dorf. Dort warten schon Sango und Miroku und genießen den friedlichen Abend. Doch so friedlich wie erhofft entwickelt sich die Nacht leider nicht...
 

Es wird wieder ein wenig dramatisch. Ich hoffe, ich habe die zuerst lieblichen, lustigen und dann auch zunehmend erschreckenden Stimmungen gut rüber gebracht. Die mittelalterliche Epoche ist eben nicht immer besonders freundlich.

Enjoy reading! Und vergesst Kommis nicht, ich danke nochmals herzlich für alle bisherigen.
 

Weiter geht's:
 

Rotgolden versank die Sonne bedächtig hinter den Baumwipfeln und tauchte den naheliegenden Wald und die umliegenden Wiesen in einen warmen Glanz.

Sango saß vor der abgelegenen Hütte außerhalb von Kaedes Dorf und polierte ihren Hiraikotsu. Verträumt sah sie zu den naheliegenden Reisfeldern hinüber, deren Wasser im Abendlicht goldglänzend schimmerte. In der Ferne konnte sie einige Menschen aus dem Dorf in den Feldern arbeiten sehen. Die Luft war lau und alles wunderbar friedlich.

Zu Sangos Füßen im Gras lag Shippo und döste. Miroku saß etwas abseits in eine Decke gehüllt am Boden und kaute lustlos an gebratenem Fisch herum, den Kaede vor einer Stunde als Abendessen vorbei gebracht hatte. Vor dem Mönch lagen seine Kleider zum Trocknen ausgebreitet. Die Sachen waren nass geworden, als Sango, die sich waschen wollte, den Mönch vorher versteckt in einem Busch am Bachufer entdeckt hatte. Kurzerhand hatte sie ihn zur Abkühlung irgendwelcher heißer Gedanken in den Bach befördert. Dabei hatte Miroku eine unangenehme Begegnung mit einem faustgroßen Kieselstein gehabt, der eine bedauernswerte Beule auf seiner Stirn hinterlassen hatte. Dieses lädierte Aussehen machte ihn nicht besonders glücklich. Eigentlich hatte er vorgehabt am Abend einige hübsche Mädchen im Dorf zu besuchen. Doch mit dem hässlichen Veilchen im Gesicht war er sich nicht mehr so sicher, ob das eine gute Idee war.

Im Gegensatz zu Miroku war Sango bestens gelaunt. Neben ihr lag ein blaumetallisches Schwert, die Waffe des vernichteten 'Schwertmeisters'. Am gestrigen Nachmittag hatte sie zusammen mit Miroku, Kiara, Shippo und Myoga die Waffe von der Lichtung geholt, auf der die geheimnisvolle Fesselbann-Geschichte zwischen Inu Yasha und Sesshomaru ihren Anfang genommen hatte. Glücklicherweise war das Schwert noch dort gewesen. Niemand anderes hatte es gefunden und mitgenommen. Es schien ein ausgezeichnetes Schwert zu sein, aus Material, das der Dämonenjägerin unbekannt war. Seine Aura jedoch war unheimlich, so dass Miroku es vorsichtshalber mit einem Bannsiegel versehen hatte. Wer wusste schon, welche unbekannten, bösen Kräfte eventuell in dieser Waffe steckten.

Nach dem Fund des Schwertes waren die fünf Freunde sofort zu Kaedes Dorf zurückgekehrt. Sango, Miroku und Shippo verbrachten eine weitere Nacht in der Hütte am Rande der Reisfelder. Myoga dagegen lieh sich Kiara aus und machte sich davon. Er wollte etwas über den Verbleib der übrigen, in den Fesselbann verstrickten Waffen der Dämonengeschwister aus Kaedes und seiner Geschichte herausfinden. Seine Diensteifrigkeit war enorm und er war sehr bestrebt den Bann zwischen Inu Yasha und Sesshomaru lösen zu helfen. Desto schneller der Bann gelöst werden würde, desto schneller würden sie Sesshomaru los sein und der ängstliche, kleine Flohgeist würde sich endlich wieder einigermaßen sicher fühlen. Er wollte auf keinen Fall ausprobieren, was passieren könnte, wenn die Geduld von Inu Yashas Halbbruder erschöpft sein sollte.

So warteten Sango, Miroku und Shippo nun bereits eine Nacht und einen ganzen Tag auf die Rückkehr des Flohgeists sowie auf die Rückkehr von Inu Yasha, Sesshomaru und Kagome. Sango glaubte jedoch nicht, dass die beiden Hundebrüder vor dem nächsten Tag zurück sein dürften. Der Weg zum gesuchten Grab und der Lanze war schließlich weit und wegen Kagome mussten die Drei zumindest über Nacht rasten. Auch Myoga würde einige Zeit für seine Informationssammlung brauchen. Aber diese Aussicht störte Sango nicht. Abgesehen von den gelegentlichen, lüsternen Eskapaden Mirokus genoss sie die friedliche Zeit bei der Hütte.
 

Ein plötzlicher, kühler Wind ließ Sango frösteln und weckte sie aus ihrer verträumten Stimmung. Leicht zitternd erhob sie sich und sah sich etwas misstrauisch um.

"Frierst du, Sango-chan?" fragte Miroku. "Wenn du magst, also, unter meiner Decke ist es schön warm und..."

"Denk nicht einmal dran, du Wüstling!" unterbrach ihn Sango und versetzte ihm einen Hieb mit dem Hiraikotsu auf den eh schon lädierten Schädel. Dann erstarrte sie und sah alarmiert zu den Reisfeldern und in Richtung des Dorfs.

"Hmmhmmm, was ist denn los?" Shippo war durch den Wortwechsel wach geworden und sah sich verschlafen und augenreibend um. Er bekam jedoch keine Antwort. Die Dämonenjägerin starrte unentwegt in die Ferne und wirkte immer besorgter.

"Da stimmt doch was nicht! Vorher arbeiteten auf den Reisfeldern noch einige Menschen. Nun sind sie verschwunden und vom Dorf fliegt ein aufgescheuchter Vogelschwarm weg."

"Du hast recht", meinte Miroku und zuckte auf einmal erschreckt zusammen, "sieh nur, da steigt Rauch auf. Es brennt im Dorf. Irgendwas ist passiert!"

Sango zögerte nicht länger. So schnell sie konnte, rannte sie zum Dorf.

Miroku schlüpfte schnell in seine noch etwas feuchten Kleider und eilte ihr nach. In der Hoffnung, es könnte vielleicht nützlich sein, nahm er das Schwert des 'Schwertmeisters' mit.

Verwirrt sah Shippo ihnen nach, dann bekam er Rauchgeruch in die Nase und hörte entfernt gedämpfte Schreie von Menschen. Oh weh, was ist mit Kaede, dachte der Fuchsdämon erschrocken. Schreckliche Furcht überfiel den Kleinen und in Gedanken an seine zwei Freunde, an Kaede und die freundlichen Menschen im Dorf sauste er der Dämonenjägerin und dem Mönch hinterher.
 

Wieder einmal mehr als müde folgte Kagome den beiden dämonischen Brüdern den Bergpfad von der Hochebene herab zurück zu Kaedes Dorf. Obwohl der Abstieg längst nicht so beschwerlich war wie der gestrige Aufstieg in der Mittagshitze, konnte sie sich kaum noch auf den Beinen halten.

Nach der zugegebenermaßen eher bescheidenen Wiederherstellung der zerstörten Grabstätte hatte Sesshomaru zu sofortigen Aufbruch gedrängt. Das heißt, er hatte sich wortlos umgedreht, war schlagartig gegangen und hatte Inu Yasha hinter sich her geschleift. Dem Halbdämonen passte das überhebliche und ignorante Getue seines Bruders zwar überhaupt nicht, er hatte sich ihm aber schnell gefügt. Denn er konnte ebenfalls nicht abwarten zu den Freunden ins Dorf zurück zu kehren und die erbeutete Lanze des 'Lanzenlords' als Trophäe zu präsentieren. Sango und Miroku hatten bestimmt schon das Schwert des 'Schwertmeisters' geholt und so waren bereits zwei der fünf gesuchten Waffen beisammen, um diesen bescheuerten Fesselbann zwischen ihm und Sesshomaru zu lösen.

Wie es weitergehen sollte, hatte sich Inu Yasha noch nicht gefragt. Bisher wusste keiner, wo die übrigen drei Waffen oder deren dämonische Besitzer, sofern sie noch lebten, zu finden waren. Und sie wussten nichts über sie. Nur, dass sich einer 'Pfeilmeister' nannte und dass dieser den Tod der beiden Menschen verschuldet hatte, aus deren Grab sie die goldene Lanze geborgen hatten. Doch auch dieser ominöse 'Pfeilmeister' war seit sechzig Jahren verschwunden. Vielleicht hatte ihn auch ein Monster gefressen, so wie dieses widerliche Glibbermonster den 'Lanzenlord'. Geschähe ihm recht! Über all das konnten sie sich jedoch Gedanken machen, wenn sie wieder im Dorf waren.

Kagome wäre zur Zeit schon mit etwas Schlaf zufrieden gewesen. Seit Stunden war die Sonne untergegangen, es musste Mitternacht sein und der milchige Halbmond am Himmel spendete nur wenig Licht. So langsam wurde dem Mädchen alles zuviel. Wie bereits beim Hinweg hatte sie sich auch auf dem Rückweg geweigert sich von Inu Yasha tragen zu lassen. Zudem hatte sie sich diesmal sogar bereit erklärt auf die Nachtruhe zu verzichten. Denn sie wollte dem arroganten Sesshomaru beweisen, dass sie nicht so ein schwaches Menschenweib war wie er dachte. Doch so langsam bereute sie diese Entscheidung und sah verärgert zu den beiden vorauseilenden Brüdern.

Herr Andere-sind-mir-völlig-wurst-ich-bin-ein-rücksichtsloser-Eisblock und Herr Habe-dich-gerade-vergessen-ich-bin-ein-dämlicher-Strohkopf kümmerten sich nicht um sie und merkten offensichtlich auch nicht, dass sie nicht mehr konnte.
 

Gerade als Kagome glaubte keinen Schritt mehr gehen zu können und sich lautstark beschweren wollte, sah sie wie Inu Yasha und Sesshomaru stoppten. Der Grund ihres Anhaltens war allerdings nicht plötzliches Aufkommen von Sorge um Kagome, sondern ein kleiner Fuchsdämon, der so schnell er nur irgendwie konnte den Pfad zu ihnen herauf gehopst kam.

"Shippo, was machst du denn hier?" fragte Inu Yasha und begutachtete den Kleinen erschrocken. "Wie siehst du denn aus, ist etwas passiert?"

Kagome eilte dazu und sah, dass Shippo völlig außer Atem war. Er hatte sich total verausgabt, war schmutzig und zerzaust, und hatte eine blutige Schramme am Ohr. Sofort beugte sich das Mädchen besorgt über ihn.

"Ihr...müsst...schnell kommen...und helfen", japste Shippo, nachdem er verzweifelt um Luft gerungen hatte. "Das Dorf...sie haben sie...und Sango...und Miroku...Gefahr...und Kaede...sie tun ihnen...weh...und..."

"Nun mal langsam", beruhigte Kagome den Kleinen, "hol erst mal ruhig Luft und erzähl dann noch mal von vorne, was passiert ist."

"Was ist mit dem Dorf?" fragte Inu Yasha.

"...angegriffen", brachte Shippo schließlich hervor und fing an zu weinen. "Sie haben das halbe Dorf zerstört, einige der Dörfler verletzt und alle anderen gefangen genommen. Sie sind ganz böse."

"WER?!?"

"Räuber", flüsterte Shippo, "es war ein gemeiner Kerl mit Zahnlücken. Er sagt, er will das Juwel wieder haben oder er tötet alle. Ich weiß nicht, was er meinte."

"Etwa der Blödmann mit dem Splitter in den Zähnen, der uns vor zwei Tagen überfallen hat?" Inu Yasha ballte die Fäuste. "Na warte, der kann was erleben. Dass der sich so was traut. Diese Mal verliert er mehr als nur ein paar Zähne."

"Was ist mit Sango und Miroku?" fragte die entsetzte Kagome.

"Sie haben versucht zu helfen und die Räuber bekämpft. Aber es waren so viele. Und Miroku konnte sein Kazaana nicht einsetzen, weil er sonst unschuldige Dorfleute mit eingesaugt hätte. Einige Räuber haben ihn schließlich mit Kindern als Geiseln bedroht und überwältigt. Sango hat mir zur Flucht verholfen. Sie war richtig gut, aber eine gemeine Hexe, ich glaub, das war eine schwarze miko, hat sie dann irgendwie außer Gefecht gesetzt."

"Eine schwarze miko?!"

Kagome und Inu Yasha sahen sich erschrocken an. Mit schwarzen mikos hatten sie schon Erfahrungen gemacht und die waren gar nicht gut. Doch das war gleichgültig. Ihre Freunde und unschuldige Menschen waren wegen des splittergierigen Räubers in Gefahr und sie mussten ihnen sofort helfen.

Der Einzige, den das alles völlig kalt ließ, war Sesshomaru und er zeigte sich auch keineswegs willig einem Menschendorf gegen einen Haufen schmutziger Räuber zu helfen. Doch ohne ihn konnte Inu Yasha nicht weg. Was tun? Gewaltsam oder mit schönen, bittenden Worten kam er sicher nicht weiter. Wie sollte er seinen gleichgültigen Bruder überzeugen?

Ohne es zu ahnen kam Shippo dabei zu Hilfe.

"Der Räuberhauptmann hat Miroku das gefundene Schwert abgenommen", erzählte der Fuchsdämon schluchzend auf Kagomes Schoß weiter, "und damit hat er Kaede verletzt. Das ist ein ganz unheimliches Ding."

"Welches Schwert?" fragte Kagome und verstand dann. "Das Schwert des 'Schwertmeisters'?!"

Shippo nickte: "Miroku hatte ein Bannsiegel darauf geklebt. Aber die schwarze miko hat es gebrochen und irgendwas mit der Waffe gemacht. Jetzt benimmt es sich fast wie...wie...wie dieses Tokijin."

Zitternd deutete der Kleine auf Sesshomarus Schwert. Der Hundedämon horchte auf. Das durfte doch nicht wahr sein, nein, das durfte es nicht. Das Schwert des 'Schwertmeisters' in den Händen eines verrückten, unwürdigen Menschens. Wer weiß, was diese dumme miko vorher damit angestellt hatte. Wenn sie eine bösartige Aura des Schwertes entfesselt hätte und wenn dieser Räuber damit nicht umgehen könnte, könnte das Schwert daran zerbrechen und seine Umgebung mit in den Untergang reißen. Das Dorf und die Menschen kümmerten Sesshomaru nicht, aber wenn das Schwert zerstört werden würde... das wäre eine Katastrophe!

Ohne das Schwert könnte der Bann zu Inu Yasha nicht gelöst werden und er bliebe sein Lebtag an dieses dreckige Halbblut gefesselt. Nein, nicht auszudenken, es war keine Zeit zu verlieren.

Inu Yasha, Kagome und Shippo fuhren erschreckt zusammen, als Sesshomaru sich plötzlich knurrend in seine wahre Gestalt verwandelte.

Bevor sie so recht verstanden, was vor sich ging, hatte der riesige, weiße Hund Inu Yasha mit dem Maul am Kragen gepackt und stürmte los. Kagome war so geistesgegenwärtig und klammerte sich am langen Fell einer Hinterpfote des Hundedämons fest. Shippo hing an ihrer Kleidung und kreischte ängstlich auf.
 

Was nun folgte, sollte Kagome ihr Leben lang nicht vergessen. Es war der wildeste Ritt ihres Leben und weitaus rasanter als Achterbahnfahren. Das Mädchen hatte keine Ahnung, woher sie die Kraft nahm sich an Sesshomarus Bein festzuhalten. So gut sie konnte, verknotete sie sich und Shippo mit den weißen Fellhaaren an dem Knöchel des gewaltigen Hundes und kniff fest die Augen zusammen.

Die mondlichtüberflutete Landschaft rauschte an ihr vorbei. Ständig raste der Boden auf sie zu und sie spürte einen dumpfen, leichten Schlag, wenn die Pfote des rasenden Hundes sich von der Erde abstieß. Seltsamerweise fühlte es sich weniger schlimm an als befürchtet. Der Lauf des Hundes war geschmeidig, leicht und federnd, fast als würde er schweben. Auch die Tatsache, dass Sesshomaru nur noch drei Beine hatte, schien ihn nicht sehr zu beeinträchtigen. Die Geschwindigkeit war atemberaubend. Kagome spürte den Wind und die um sie herum flatternden Fellhaare. Shippo jammerte fast unablässig vor Angst und vergrub sein Gesicht tief in Kagomes Kleidung.
 

So schnell wie der Ritt begonnen hatte, so plötzlich war er wieder zu Ende. Sesshomaru prallte gegen etwas und blieb knurrend stehen. Er ließ den wild herum zappelnden und lauthals schimpfenden Halbdämonen, der an seinen Zähnen hing, achtlos zu Boden fallen und verwandelte sich zurück in seine menschliche Gestalt.

Kagome rollte mit schwindelndem Kopf zu Füßen des Dämons beiseite und umklammerte Shippo in ihren Armen. Sie war glücklich und erleichtert, dass Sesshomaru sie für ihre Ungebührlichkeit sich an seiner Pfote festzuklammern nicht zertreten hatte. Offensichtlich hatte er zum Glück anderes im Kopf als diese Beleidigung.

Inu Yasha rappelte sich vom Boden auf, auf den er geknallt war, und rieb sich seinen Nacken. Seine Begeisterung dafür, dass Sesshomaru ihn wie ein Hundebaby im Maul mitgeschleppt hatte, hielt sich milde ausgedrückt in Grenzen. Doch der Anblick von Kaedes Dorf, das knapp dreihundert Meter entfernt lag, verstummte jeden Protest darüber in ihm.

Mit Entsetzen starrten der Halbdämon und Kagome auf die Siedlung. Die Hälfte der Hütten brannte. Nahe des Tempels, in dem einst das Juwel der vier Seelen aufbewahrt worden war, waren die Bewohner zusammengetrieben worden und hockten verängstigt und teils verletzt am Boden. Sie waren umringt von schwer bewaffneten Räubern. Weitere dieser ungehobelten Verbrecher plünderten die noch intakten Häuser und einige der Männer zogen junge Mädchen hohnlachend an den Haaren beiseite hinter eine Hüttenwand. Kagome schossen die Tränen in die Augen. Es war zu grausam, sie wollte das alles nicht sehen. Am liebsten hätte sie sich irgendwo versteckt und hemmungslos geweint. Gleichzeitig fühlte sie bodenlose Wut in sich aufsteigen.

Inu Yasha schrie wütend auf und wollte auf das Dorf zu stürmen, doch er prallte an einem unsichtbaren Widerstand ab.

"Dummkopf", fauchte Sesshomaru, "es liegt ein Bannkreis darum. Menschliche Magie, die sich gegen Dämonen wendet und sie nicht durchlässt." Abschätzig musterte der Dämon die Luft und dann seinen Bruder. "Ein jämmerlicher Versuch mich abhalten zu wollen. Doch bedauerlicherweise kommst du dort scheinbar nicht durch und daher ich auch nicht."

Zornerfüllt schlug Inu Yasha auf die Luft vor sich ein und zog schließlich Tessaiga hervor. Doch in seinem Zustand mit Tensaiga half ihm das Schwert nicht weiter und konnte auch den Bannkreis nicht zerschneiden.
 

"Zwecklos", sagte eine lispelnde Stimme hinter ihnen, "ihr kommt da nicht durch. Und wenn ihr es doch versucht, sterben die Dorfleute. Ich richte einen nach dem anderen vor euren Augen hin!"

Die Brüder, Kagome und Shippo drehten sich um.

Etwa dreissig Meter von ihnen entfernt trat eine Gruppe Menschen aus dem Wald. Sie waren ebenfalls durch einen Bannkreis geschützt, das erkannte Sesshomaru sofort, und leider zu weit von ihm entfernt. Mit seinem Bruder als Anhängsel, der den Bannkreis nicht durchbrechen konnte, kam er nicht an sie heran.

Der erste in der Gruppe war der Anführer der Räuberbande, der vor zwei Tagen vergeblich versucht hatte Sesshomaru sowie Inu Yasha und seine begleitenden Freunde zu überfallen. Er grinste den Vier höhnisch entgegen, so dass zwischen seinen vorderen Zähnen einige Zahnlücken auffielen. In der Hand hielt er ein blaumetallisches Schwert. Inu Yasha erkannte darin das Schwert, mit dem der 'Schwertmeister' sich gegen Sesshomaru verteidigt hatte.

Neben dem Räuber stand eine schon etwas ältere Frau mit hochgesteckten braunen, teils ergrauten Haaren. Sie war klein und in ein langes, schwarzes Gewand gehüllt. Ihr spitzes Lächeln war boshaft und von ihr ging eine dunkle Aura aus. Das musste die schwarze miko sein, von der Shippo erzählt hatte. Auf bestimmte Art und Weise sah sie dem Räuber ähnlich, vielleicht war sie mit ihm verwandt.

Hinter dem bösartigen Paar standen zwei weitere Räubergestalten und trugen zwei leblose Körper, die sie nun vor ihrem Anführer und der schwarzen miko ins Gras legten. Kagome krampfte es das Herz zusammen, als sie die beiden Reglosen im Mondlicht erkannte. Es waren Sango und Miroku.
 

_ _ _ _ _

Ich weiß, ich bin gemein hier aufzuhören. Aber ich bin noch nicht ganz mit dem Weiteren fertig und das Kapitel wäre sonst auch zu lang geworden. Außerdem darf ich mir doch mal einen kleinen Cliffhanger leisten... (*hihi*)

Die unvermeidlichen Fragen lauten diesmal:

Was können Inu Yasha, Kagome und Shippo tun, um ihre Freunde und das Dorf zu retten?

Wie wird Sesshomaru sich verhalten?

Und was werden der Räuber und seine schwarze miko noch anrichten können?
 

Nicht böse sein, es geht ja weiter. Ich versuche auch mich zu beeilen.

Ein Kampf und ein völliges Gefühlschaos

Hallo, meine lieben, treuen Leser.

Wie ich einigen von euch versprochen habe, lade ich heute den sechsten Teil meiner "Unzertrennlichen" hoch. (Wenns dann noch etwas dauert, ist es animexxs Schuld, nicht meine!) Damit sind wir dann etwa bei der Hälfte der Geschichte angelangt. Puh, die unglückseligen Brüder Inu Yasha und Sesshomaru müssen es noch eine Weile miteinander aushalten. Und das wird besonders für Sesshomaru nicht gerade einfach. Hat er doch nicht die geringste Lust länger mit seinem Bruder "rumzuhängen" und ihm eventuell auch noch irgendwie zu helfen. Aber dann brennt die Mordlust mit ihm durch und er hilft gewissermaßen doch... ;) Tja, und sogar Shippo macht sich nützlich, auch wenn er dafür nicht gerade dankbar behandelt wird...

Wie meine treue Kommischreiberin Hotepneith bereits erwähnt hat, ist keiner von denen, die der Räuber erpressen will, so ganz wehrlos... Aber, HEY, ich will ja nicht zuviel verraten! Lest selbst:
 

"DU MISTKERL !!!"

Inu Yasha schrie auf und stürzte bedenkenlos auf den Räuber und die spitz lächelnde Miko zu. Er prallte sofort von dem Bannkreis zurück, den Sesshomaru bereits bemerkt hatte, taumelte rückwärts und ballte die Fäuste.

Sesshomaru schnaubte verächtlich. Wieder einmal bewies sein Bruder, dass er nicht denken, sondern nur impulsiv und übertrieben reagieren konnte. Wie erbärmlich!

Dem höhnisch durch seine Zahnlücken grinsenden Räuberhauptmann dagegen gefiel der Gefühlsausbruch des Halbdämonen gut. Lauthals fing er an zu lachen.

Jetzt ist wohl Zeit für meinen Einsatz, dachte Kagome, na warte, der kann was erleben. Langsam und möglichst unauffällig ließ sie ihren Köcher samt Pfeilen und ihren Bogen von den Schultern gleiten. Wenn dieser Gesetzeslose glaubte, sie wäre nur ein harmloses Mädchen, würde er sich noch wundern. Der Bannkreis um die räuberische Gruppe vor ihnen und der Bannkreis um das Dorf gingen sicher beide von der schwarzen Miko aus. Wenn sie die mit ihrem Pfeil erwischte, würden sich bestimmt beide auflösen. Kagome zweifelte keinen Augenblick, dass sie den Bann mit ihren Pfeilen durchbrechen könnte.

Sesshomaru schien ihre Absicht zu erraten. Denn er stellte sich so geschickt vor sie, dass den räuberischen Gesellen samt schwarzer Miko die Sicht auf das Mädchen verwehrt blieb, Kagome selbst aber gut auf ihr Schussfeld sah.

Inu Yasha schimpfte derweil wütend auf den hohnlachenden Räuber ein und drohte mit allem, was ihm spontan einfiel, ob es Blödsinn war oder nicht. Das mochte aus Sesshomarus Sicht eine emotionsgeladene Erbärmlichkeit sein, hatte aber zumindest einen nützlichen Effekt. Es lenkte den Räuber ab, der jetzt aufhörte zu lachen und seine Forderungen stellte.

"Gebt mir mein Schätzchen zurück und wir können über alles reden."

"Dein WAAAS ???"

"Stell dich nicht dumm, du dämonischer Abschaum. Ich will mein Juwel zurück haben. Gebt mir meinen Splitter wieder, den ihr mir gestohlen habt, und vielleicht lasse ich euch und ein paar von euren Freunden am Leben."

"Wegen dem Splitter brennst du ein Dorf Unschuldiger nieder?" Die unterdrückte Wut in Inu Yashas Stimme war nicht zu überhören. "Du hast sie nicht mehr alle. Was hast du feiger Dreckskerl mit Miroku und Sango gemacht?"

"Oooh, noch nichts... sie schlafen nur ein bisschen. Doch vielleicht sollte ich mein schickes, neues Schwert mal an ihnen ausprobieren..."

Der Räuber senkte den erbeuteten Stahl des 'Schwertmeisters' herab und hielt die scharfe Klinge knapp über Sangos Hals.

In diesem Moment schoss Kagome einen Pfeil ab. Sie hatte gut gezielt, mit einem gewaltigen Zischen durchbrach das Geschoss den Bannkreis und flog schnurgerade auf die schwarze Miko zu.

Das spitze Lächeln der Zauberin gefror, entsetzt riss sie die Augen auf und hob abwehrend die Hände. Aber bevor der läuternde Pfeil sie treffen konnte, schlängelte sich eine aalförmige Gestalt an ihrem Arm hoch, sauste dem Pfeil entgegen und fing ihn ab. Ein blendendes Licht erstrahlte und Kagome sah wie ein der Miko dienender Dämon, der sich schützend vor seine Herrin geworfen hatte, auflöste. Die schwarze Miko war unversehrt geblieben und Kagome wollte einen weiteren Pfeil auf sie abschießen, aber diese steckte ihre dürren Finger in Richtung des Mädchens aus und rief etwas. Im selben Augenblick traf ein scharf stechender Schmerz Kagomes Stirn, sie stöhnte auf und kippte ohnmächtig um.

"Kagome!" Erschrocken sprang Inu Yasha zu ihr, wurde aber gleich darauf von ihr weggezogen.

Im gleichen Moment, als Kagomes Pfeil den Bannkreis zerstört hatte, war Sesshomaru mit gezogenem Schwert auf den Räuberhauptmann zu gesprungen und hatte durch die heftige Bewegung Inu Yasha an ihrer gemeinsamen unsichtbaren Fessel mitgeschleift. Inu Yasha sah Tokijin aufblitzen und sprang schnell auf.

"NEIN !!! Tu das nicht!"

So fest er nur irgend konnte, stemmte sich Inu Yasha in die Gegenrichtung von seinem Bruder weg. Der unsichtbare Widerstand an Sesshomarus Beinen verstärkte sich und zog ihn, bevor er mit seinem mörderischen Schwert zuschlagen konnte, gewaltsam zu Boden. Tokijin fiel aus seiner Hand, flog einige Meter von ihm weg und rammte mit einem grässlichen Knirschen in den Boden. Die Erde rings um das bösartige Schwert färbte sich pechschwarz.

Knurrend richtete sich Sesshomaru auf und funkelte seinen Bruder zornig an.

"Was fällt dir ein, mich aufzuhalten..."

"Bist du total wahnsinnig?!" brüllte Inu Yasha zurück. "Tokijin würde auch Sango und Miroku zerreißen !!!"

Sesshomaru blickte den Halbdämonen emotionslos an.

"Na und", fragte er.

"NA UND ??? Mir ist nur recht, wenn du diesen räuberischen Scheißkerl in Fetzen reißt. Aber ich lass auf keinen Fall zu, dass du aus Versehen so nebenbei meine Freunde umbringst!"

Der Räuberhauptmann hatte sein Entsetzen über die Zerstörung des Bannkreises und Sesshomarus urplötzlichen Angriff überwunden. Höhnische Freude blitzte in seinen Augen auf. Er verstand zwar nicht ganz, was Sesshomaru zu Boden gerissen hatte, aber es war ihm nur recht. Schnell packte er die reglose Sango zu seinen Füßen, zog den leblosen Körper hoch und presste das Schwert des 'Schwertmeisters' gegen ihren Hals.

"Genug mit den Spielchen", drohte er, "rückt gefälligst endlich mein Schätzchen raus und wagt es nicht noch einmal mich oder meine Tante anzugreifen, oder dieses Schätzchen hier ist tot!"

Die schwarze Miko trat an seine Seite und setzte ein wissendes Lächeln auf. Mit leicht vergnügt blitzenden Augen musterte sie die beiden dämonischen Brüder.

"Wie amüsant", gab die schwarzgewandete Frau schließlich mit einer hohlen, dunklen Stimme von sich, "ein Fesselbann! Diesen Zauber sieht man äußerst selten. Eine besondere Spezialität der sogenannten 'Waffendämonen', soweit ich weiß..." Sie warf einen verstehenden Blick auf das blaumetallische Schwert in den Händen des Räuberhauptmanns, das sich gegen Sangos Hals drückte. "Seid ihr zufällig dem 'Schwertmeister' begegnet? Oder... war es der 'Lanzenlord'?" Nun sah sie auf die goldene Lanze, die neben Inu Yasha am Boden lag. "Wirklich interessant. Ich habe die Waffen erst gar nicht erkannt..."

"Hey, du olle Hexe, was weißt du über den Bann zwischen meinem Bruder und mir?" Trotz seiner Sorge um seine Freunde wandte Inu Yasha seinen Blick mit überraschter Neugierde der schwarzen Miko zu. Auch Sesshomaru musterte die Frau zwar kalt, aber interessiert.

Die schwarze Miko kicherte. "Ich weiß genug, dass es reicht einen von euch zu töten, um euch beide loszuwerden. Und ich weiß, dass ihr ohne die fünf Waffen der Waffendämonen ein ernstes Problem habt. Was meint ihr, soll ich meinem Neffen vielleicht vorschlagen das Schwert und die Lanze zu zerstören?"

Sesshomaru reichte es. Erst hielt ihn sein Bruder wegen zwei wertlosen Menschen auf, als ob es nicht schon genug wäre, dass er sich mit Kagome abgab. Und jetzt wagte es eine alberne, menschliche Hexe Drohungen auszusprechen und sich über seine unverhofft missliche Lage lustig zu machen. Unkontrollierte Mordlust brodelte in ihm. Er wollte sich Tokijin wieder holen und ohne Rücksicht auf irgendwelche Verluste einsetzen. Dabei bemerkte er jedoch, dass die schwarze Miko in der Zwischenzeit erneut einen Bannkreis um sich und die Räuber errichtet hatte, der bis zu seinem im Boden feststeckenden Schwert reichte. Die Barriere schnitt Sesshomaru von Tokijin ab und solange er mit Inu Yasha zusammen hing, konnte er diesen lächerlichen Bannkreis wieder nicht durchbrechen. Es war nicht zum Aushalten! Dieses dämliche Halbblut war an allem schuld und machte ihn noch wahnsinnig.

"Also, was ist jetzt", meldete sich der Räuberhauptmann lispelnd zu Wort und umfasste Sangos Leib fester, "wo bleibt mein kleines Schätzchen?"

Inu Yasha ballte die Fäuste. Er warf einen kurzen Blick auf seinen verachtend dreinschauenden Bruder und sah dann ein wenig verzweifelt zu Kagome, die wie Sango und Miroku leblos blieb und sich nicht regte.

"Vielleicht sollte ich ein wenig bei der Entscheidung nachhelfen", sagte der Anführer der Räuber, als er Inu Yashas Verzagtheit sah. Dem Halbdämonen lag wirklich was an Menschen, dachte er erstaunt. Er wandte sich an die beiden untergebenen Räuber neben sich: "Geht mit meiner Tante rüber ins Dorf und erledigt ein paar von den Leuten da. Nehmt am besten ein paar Kinder und Frauen, die schön schreien!"

Sesshomaru warf einen abschätzigen Blick auf Inu Yasha, schnaubte leicht und sah dann gleichgültig in den Himmel. Der Halbdämon blickte entsetzt zu den beiden Räubern, die zusammen mit der schwarzen Miko in einem geschützten Bogen um die dämonischen Brüder herum gingen und sich dem Dorf näherten. Was sollte er denn nun tun?
 

Währenddessen kam Kagome wieder zu sich. Benommen schüttelte sie ihren Kopf, presste eine Hand auf ihre Stirn und richtete sich langsam auf. Als der Räuberhauptmann das sah, erbleichte er.

"Wie kann das sein?" rief er erschrocken. "Ohne den Befehl meiner Tante wacht keiner von allein aus ihrem Fluch wieder auf!"

Seine Verwunderung über Kagomes Erwachen blieb nicht die einzige, erschrockene Reaktion, die der Räuber von sich gab. Plötzlich kreischte er schmerzhaft auf, sein Griff lockerte sich und Sango fiel aus seinen Armen zu Boden.

Niemand hatte auf Shippo geachtet. Als der Bannkreis kurzfristig durch Kagomes Pfeil aufgelöst worden war, war der Kleine tapfer Sesshomaru nachgerannt und hatte sich von allen unbemerkt im Rücken der Räuber versteckt. Der von der schwarzen Miko neu errichtete Bannkreis hatte ihn mit eingeschlossen. Als die zauberische Frau und die beiden Räuber ihren Anführer allein ließen, sah der Fuchsdämon seine Chance gekommen. Nun hing er mit seinen kleinen, spitzen Zähnen fest verbissen im Schwertarm des Räuberhauptmanns und ließ ihn trotz aller Abwehrversuche nicht mehr los.

Diese Ablenkung genügte Kagome. Ohne zu zögern, schnappte sie sich ihren heruntergefallenen Bogen, zückte einen Pfeil und schoss. Sie zielte auf den Räuberhauptmann, da sie die schwarze Miko nirgendwo mehr entdecken konnte. Der Bannkreis um den Räuber löste sich unter Zischen, allerdings traf der Pfeil nicht wie beabsichtigt den Gesetzeslosen, sondern einen daneben stehenden Baum. Wegen ihrer noch andauernden Benommenheit durch den Fluch der schwarzen Miko hatte Kagome nicht so gut zielen können. Doch das machte nichts, den Rest erledigten Inu Yasha und Sesshomaru.

Die beiden dämonischen Brüder nutzten sofort die Gunst der Stunde und preschten gemeinsam auf den Räuber zu, der verzweifelt versuchte den in ihn verbissenen Fuchsdämonen abzuschütteln. Inu Yasha zog schnell Sango und Miroku aus der Gefahrenzone und Sesshomaru schlug dem Räuberhauptmann heftig das Schwert des 'Schwertmeisters' aus der Hand. Das Schwert flog in die Nähe von Tokijin und blieb fast daneben im Gras liegen. Shippo wurde dabei ebenfalls vom Arm des Räubers gerissen und flog in hohem Bogen hinterher. Unsanft polterte er mit dem Kopf voran hinter die beiden Schwerter und blieb benommen liegen.

Sesshomaru wollte seine Giftklaue im Körper des Räuberhauptmanns versenken, aber sein von ihm weg laufender Bruder zog ihn vorher weg. Inu Yasha hatte sich nach der Attacke und Rettung seiner zwei Freunde sofort wieder umgedreht und sprang, Sesshomaru hinter sich her zerrend, auf Kagome zu.

"Schnell, Kagome", rief er, "schieß auch auf den Bannkreis um das Dorf!"

Das immer noch benommene Mädchen sah den Halbdämonen etwas verwirrt an, tat aber sofort das Verlangte. Mit einem weiteren lauten Zischen löste sich nun auch der Bannkreis um das Dorf und Kagomes Pfeil bohrte sich in eine brennende Hüttenwand.

Inu Yasha stürzte sofort auf den Platz beim Tempel zu, wo die Räuber die gefangenen Dorfbewohner zusammen getrieben hatten.

"Bleib stehen!" Mühsam stemmte sich Sesshomaru immer wieder gegen die unsichtbare Fessel, die ihn hinter seinem Bruder her riss. Doch der Halbdämon ließ sich nicht bändigen und zog ihn immer wieder stückweise mit sich zum Dorf hin. Sesshomaru überlegte kurz, ob er sich in seine wahre Gestalt verwandeln sollte. In seiner Hundeform hätte Inu Yasha bei dieser entwürdigenden Tauzieh-Aktion gegen ihn keine Chance. Doch in seiner momentanen mordlüsternen Stimmung hatte Sesshomaru keine Lust mehr zu albernem Kräftemessen. Ihm war eher nach Kehlen aufschlitzen zumute. Also schön, dachte er, vielleicht ist es ja ganz angenehm ein paar Aggressionen freizulassen.

Sesshomaru gab seinen Widerstand auf und folgte seinem Bruder ins Dorf, wo die stehlende, zerstörende und schändende Räuberbande ihnen entgeistert entgegen starrte. Einer der Räuber, der gerade ein weinendes Kind töten wollte, ließ erschrocken sein Schwert fallen und stürzte auf die Knie. Keiner kam mehr auf die Idee die beiden auf sie zurasenden dämonischen Brüder zu bedrohen oder zu erpressen. Schneller als jemand etwas erahnen konnte, lagen auf einem Schlag mehr als zehn Räuber von Sesshomaru getötet auf dem Boden. Mit einer blitzartigen, eleganten Bewegung landete er innerhalb eines weiteren Räubertrupps, die gerade ihre Beutegüter wegschleppen wollten, musterte sie kurz mit eiskaltem Blick und knackte mit seinen Krallen. Inu Yasha sprang derweil nicht weit entfernt zu den gefangenen Dorfleuten und drängte die sie bedrohenden Gesetzeslosen zurück.

Nackte Angst stand nun in den Gesichtern der zuvor noch hohnlachenden Räuber geschrieben. Wer konnte, suchte sein Heil in kopfloser Flucht. Doch der größte Teil war nicht schnell genug für Sesshomarus Klauen. Nur die schwarze Miko war völlig verschwunden.
 

Nach nicht einmal zwei Minuten war alles vorbei.

Verängstigt drängten sich die Dorfbewohner an die Seite des Tempels. Die Kinder wimmerten und einige junge Frauen mit verschämten Blick und zerrissenen Kleidern, die hinter einer Hüttenwand saßen, weinten mitleiderregend.

Einige Menschen sahen geschockt auf Sesshomaru. Der Hundedämon tauchte seine bluttriefende Klaue in einen hölzernen, breiten Krug mit Wasser und schüttelte sie aus. Er würdigte die in Trance erstarrten Dorfbewohner keines Blickes und lehnte sich emotionslos an einen Zaun.

Kagome kam hinzu gelaufen. Sie trug den benommenen Shippo und das Schwert des 'Schwertmeisters' in ihren Armen und zog mühselig die goldene Lanze des 'Lanzenlords' hinter sich her.

"Inu Yasha", rief sie stark keuchend, "Sango und Miroku wachen nicht auf. Der Räuber ist geflohen, ich weiß nicht, was ich mach..."

Der Anblick im Dorf ließ sie verstummen. Versteinert sah sie auf die getöteten Räuber sowie auf die verängstigten, teils weinenden und teils verletzten Menschen. Ihre Augen brannten. Oft schon hatte sie in dieser Epoche Schlachtfelder, Tote und andere schlimme Dinge gesehen. Doch das Leid unschuldiger Menschen, die immer wieder in irgendwelche Kämpfe hineingezogen wurden, machte sie unglücklich. Und diesmal hatte es zudem das Dorf getroffen, das ihr ein zweites Zuhause geworden war. Kagome schluchzte, sie kam sich fast schuldig vor. All das nur wegen einem dieser unseligen Splitter...
 

"Alles in Ordnung, Kagome?"

Das Mädchen drehte sich um und sah in Inu Yashas besorgtes Gesicht. Ihre traurigen Gefühle und die überstandene Aufregung übermannten sie. Tränenüberströmt warf sie sich an Inu Yashas Brust und weinte hemmungslos. Fest presste sie den überraschten und hilflos aussehenden Halbdämonen an sich. Inu Yasha wusste nicht wie er reagieren sollte, verlegen legte er schließlich seine Arme um das Mädchen.

"Eh, ihr erdrückt mich ja", quietschte plötzlich Shippos Stimme.

Kagome und Inu Yasha lösten sich schlagartig voneinander und das Mädchen sah auf den leicht bläulich angelaufenen, zerzausten und verbeulten Fuchsdämonen in ihren Armen herab. Diese Ansicht brachte sie zum Lachen. Inu Yasha brachte dieses ganze Gefühlschaos durcheinander, irgendwie musste er sich abreagieren und schlug Shippo spontan auf seine Beule am Kopf.

"Aua, wieso haust du mich?!" Der kleine Fuchs fing an jämmerlich zu greinen. "Kagome, der ist so gemein zu mir..."

Ungewollt musste Kagome noch mehr lachen. Ihre innere Anspannung legte sich und sie drückte den Fuchsdämonen zärtlich und tröstend an sich. Auch die Dorfbewohner erwachten aus ihrer Lethargie. Sie halfen sich gegenseitig, begannen das Feuer zu löschen und trugen Trümmer und Tote weg. Inu Yasha entdeckte Kaede bei den Verletzten. Sie war ohnmächtig, aber ansonsten nicht schwer verwundet. Kopfschüttelnd darüber, dass die alte Priesterin immer wieder etwas abbekam und sich auch immer wieder als äußerst zäh erwies, kam der Halbdämon zu Kagome zurück. Er musterte das blaumetallische Schwert in ihren Armen.

"Das Ding ist tatsächlich irgendwie unheimlich. Gut, dass dieser Mistkerl von Räuber nicht dazu kam es gegen uns einzusetzen. Wir werden Kaede bitten müssen wieder ein Bannsiegel darauf zu kleben. Auf die Lanze pappen wir am besten auch eins."

"Wo ist die schwarze Miko?" fragte Kagome.

"Keine Ahnung", meinte Inu Yasha, "ich dachte, sie wäre auch ins Dorf gegangen. Aber irgendwie ist sie dann plötzlich verschwunden. Es ist auch nichts mehr von ihr zu riechen."

"Wir müssen sie finden", sagte Kagome, "sie muss Sango und Miroku verzaubert haben. Ich habe alles versucht, aber ich kann sie einfach nicht wecken. Wahrscheinlich kann das nur die schwarze Miko."

"Kchhhhh..."

Ein warnender und verächtlich fauchender Laut ließ die beiden herum fahren.

Ein kleines Kind hatte sich an Sesshomaru heran gewagt und wollte ihn an seinen weiten Beinkleidern fassen. Kagome sprang schnell hinzu, packte das Kind und zog es schleunigst weg. Hastig drückte sie es seiner dazu kommenden Mutter in die Arme und schob auch die Frau beiseite.

"Entschuldigt bitte", sagte die Frau leise, "ich...wir wollten uns nur für eurer Eingreifen bedanken. Mein Kind wäre jetzt sonst tot..."

Mit einem zaghaften Blick auf den Hundedämon und mit einem warmen Lächeln für Inu Yasha zog sich die Frau mit dem Kind zurück. Kagome atmete erleichtert aus.

"Nun dann", meinte Inu Yasha, "holen wir Sango und Miroku. Wir lassen sie zusammen mit den zwei Waffen in Kaedes Hütte zurück und suchen dann die schwarze Miko."

Sesshomaru fauchte erneut. "Die schwarze Miko interessiert mich nicht und eure schlafenden Gefährten noch weniger. Wir haben Wichtigeres zu tun und ich werde meine Zeit nicht mit einer weiteren albernen Rettungsmission verschwenden."

"Sieh es einmal so, Bruderherz", sagte Inu Yasha bemüht höflich, "die schwarze Miko wusste schließlich was über den Fesselbann. Wenn wir sie finden, finden wir vielleicht auch eine Antwort auf die Frage, wo die restlichen drei Waffendämonen oder ihre Waffen sind. Das wäre doch sehr nützlich."
 

Sesshomaru drehte sich schweigend um und starrte den Mond an, der langsam hinter fernen Bergketten verschwand. Am Horizont begann es langsam zu dämmern. Sein Bruder hatte recht, das ließ sich nicht leugnen. Vielleicht würde es sich wirklich als nützlich erweisen die schwarze Miko wieder zu finden. Selbst wenn sie sich durch Magie entzogen haben sollte, glaubte der Hundedämon sie schnell finden zu können. Weit konnte sie nicht sein und ihre Witterung aufzuspüren dürfte kein Problem sein. Aber alles in ihm widerstrebte sich seinem Bruder in irgendeiner Weise zu helfen. Das ganze gefühlsbetonte Verhalten von Kagome und den Menschen zuvor, das Treiben um ihn herum, die vielen, menschlichen Gerüche, das ganze Dorf widerte ihn an. Und er ärgerte sich über sich selbst, dass er aus einer spontanen Laune heraus und seinem Blutrausch nachgebend seinem Bruder tatsächlich GEHOLFEN hatte das Dorf samt seiner Bewohner zu RETTEN! Und alles nur, weil er an diesem vermaledeiten Halbdämonen hing. Er verfluchte innerlich den Tag, an dem der Narakus Geruch gefolgt war und auf seinen Bruder gestoßen war. Er verfluchte Tensaiga, das sich mit Tessaiga verklebt hatte. Er verfluchte diesen jämmerlichen 'Schwertmeister' und seine ganze Geschwisterbande, die einen solch dämlichen Fesselbann erfunden hatten. Und er verfluchte Inu Yasha, den er gleich nach seiner Geburt hätte töten sollen!

"Ich hole Tokijin wieder", presste Sesshomaru hervor, "dann gehen wir meinetwegen diese dumme Hexe suchen."

Ohne ihn noch weiter zu beachten, rauschte der Hundedämon an Inu Yasha vorbei und machte sich auf dem Weg. Bevor er zu weit außer Reichweite geriet und ihn umreißen würde, folgte der Halbdämon ihm. Er wollte ja auch noch Sango und Miroku holen.

Kagome seufzte. Es sah nicht so aus, als könnte sie den versäumten Schlaf nachholen.
 

_ _ _ _ _

So, das war's mal wieder für heute. Nicht ungeduldig werden. Es wird diesmal ein bisserl länger dauern bis das nächste Kapitel kommt. (*zuviel Arbeit zur Zeit habe*)

Ich hoffe, mein "Kampf" um das Dorf hat euch gefallen. Sesshomaru verliert, glaub ich, so langsam die Geduld. Wird schwierig sein ihn in der zweiten Hälfte meiner Story zu bändigen. Hoffentlich bringt er Inu Yasha und damit sich nicht frühzeitig um und ruiniert mir das Ende... (*lach* Ich bin fies, ich weiß. Aber dieser Hundedämon ist schließlich nicht sehr nett, da darf er schon mal ein bisschen leiden...;))

Damit sind wir wieder bei ein paar offenen Fragen angelangt:

Wo hat sich die schwarze Miko versteckt?

Was weiß sie über den fesselnden Bann und die Waffendämonen?

Werden Sango und Miroku aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen?

Und wo hat sich eigentlich Myoga mit Kirara verkrochen???
 

Fragen über Fragen... klar, werde ich sie beantworten!

Vielen Dank für eure Lesebereitschaft. Über Kommentare freue ich mich natürlich besonders riesig.

Ein streiterfüllter Tag

Nun endlich folgt das siebente Kapitel. Weil es etwas länger dauerte, ist es zum Ausgleich auch etwas länger.

Inu Yasha, Sesshomaru, Kagome und Shippo sind auf der Suche nach der schwarzen Miko, die Sango und Miroku in einen Dornröschenschlaf geschickt hat und offensichtlich so einiges über den Fesselbann zwischen den beiden 'Unzertrennlichen' weiß. Die Stimmung ist mittlerweile ganz schön geladen und emotionsüberfüllt, so dass die Streitlust dementsprechend hoch ist. Leider sind all die Streithähne bisher noch nicht gewillt sich zu vertragen...
 

Wenige Stunden nach Sonnenaufgang waren Inu Yasha, Kagome und Shippo, widerwillig angeführt von Sesshomaru, in einem dichten Wald Richtung Westen unterwegs. Nach einem schnellen Frühstück abseits des Dorfs, an dem sich Sesshomaru wie erwartet nicht beteiligt hatte, waren sie sofort aufgebrochen. Ihre durch einen Zauber gebannten und schlafenden Gefährten Sango und Miroku hatten sie zusammen mit den zwei bereits eroberten Waffen der Waffendämonen in der Obhut Kaedes zurückgelassen. Der Tag entwickelte sich warm und freundlich. Vögel zwitscherten vergnügt in den Zweigen, Blumen dufteten verführerisch und die Sonne blinzelte fröhlich durch die dichten Baumkronen.

Weitaus weniger vergnügt war Kagome zumute, als sie mit Shippo im Arm hinter den beiden dämonischen Hundebrüdern her trottete. Sie war im wahrsten Sinne des Wortes HUNDEmüde. Sesshomaru ging an der Spitze der Gruppe voran und legte ein wahrhaft unverschämtes Tempo vor. Noch hatte er die Fährte der gesuchten schwarzen Miko nicht auffinden können und das System seiner Suche war Kagome nicht ganz einsichtig. Aber sie hatte es aufgegeben ihn irgendetwas zu fragen oder irgendeine Erklärung zu erhoffen. Vor allem, da er sie jedes Mal, wenn er wieder auf sie warten musste, mit einem Blick bedachte, als wäre ihm eine Kakerlake auf dem Klo begegnet.

Inu Yasha benahm sich in Kagomes Augen auch nicht gerade übermäßig aufmunternd. Er hüpfte zwischen ihr und Sesshomaru hin und her, schnüffelte zwischendrin immer wieder am Boden herum und gab nur pampige Kommentare von sich. Seine innerliche Ungeduld und sein immer wieder aufkeimender Ärger gegenüber seinem Bruder, der für Inu Yashas Bemühungen natürlich nichts als Verachtung über hatte, waren nervenaufreibend. Meist endete letztendlich alles in Streit. Als Shippo irgendeine Bemerkung darüber machte, dass er sich doch nicht so aufregen solle, ging der Halbdämon prompt wieder einmal in die Offensive.

"Wer regt sich hier auf", schimpfte Inu Yasha, "was soll diese verblödete Bemerkung?"

"Ich habe doch auch Angst um Sango und Miroku", erklärte der kleine Fuchsdämon, "ich wollte doch bloß nett...AUA!"

"Hör auf ihn zu schlagen", mischte sich Kagome ein, "das hat er nicht verdient."

"Pah, dieses Baby glaubt wohl nicht, dass ich locker mit dieser komischen schwarzen Miko fertig werde!"

"Das stimmt doch gar nicht", jammerte Shippo, "ich wollte doch nur sagen, dass du deine Sorgen nicht an mir auslassen sollst. Außerdem kannst du wenigstens etwas netter zu Kagome sein, wenn sie...AUUUAAA!!!"

"He, ich sagte, du sollst ihn nicht mehr schlagen!"

"Keh, dumme Pute, diesem Frechfuchs sollte lieber mal richtig der Hintern versohlt werden. Dem fehlt die richtige Erziehung."

"Ach...", Kagomes Stimme triefte vor Sarkasmus, "und dafür bist DU natürlich genau der Richtige, ja? Das ungezogene Kind bist ja wohl eher du und Shippo hat ganz recht, nett bist du zur Zeit nun wirklich nicht!"

"Genau", piepste Shippo geschützt aus Kagomes Armen dazu, "mein Papa hat sich gegenüber meiner Mama nie so blöd benommen. Der wusste nämlich wie man eine Frau behandelt, er war immer ganz lieb und freundlich zu ihr..."

Kagome versteinerte und eine leichte Röte wanderte ihre Wangen hinauf. Auch Inu Yasha verschlug es die Sprache und er blickte den Fuchsdämonen überrascht und bestürzt an. Dann verwandelte sich seine Verblüffung und er drehte völlig durch. Eine wahre Prügelorgie prasselte über Shippo herein, so dass der Kleine erschrocken aus Kagomes erstarrten Armen sprang und lauthals plärrend im Kreis um Sesshomaru herum vor weiteren Faustattacken des Halbdämons flüchtete.

Sesshomaru blieb stehen und zog leicht gequält die Augenbrauen zusammen. Seine Ohren zuckten, als Shippos Geschrei kurz davor war seinen Höhepunkt zu erreichen. Mit einer blitzartigen Bewegung packte er dann plötzlich den Fuchsdämonen am Genick und riss ihn in die Höhe. Shippos Geplärre verstummte schlagartig und Inu Yasha rammte mit seiner Faust, an der Stelle, wo eben noch der Fuchsdämon gewesen war, ein tiefes Loch in den Boden.

Versteift und stumm wie ein Fisch starrte Shippo in Sesshomarus kalt funkelnde Augen. Der Hundedämon presste seine Krallen etwas zusammen und drückte sie fest in Shippos Nackenfell.

"Seid gefälligst still," zischte Sesshomaru, "und zwar alle, das nervt!"

Schwungvoll warf er den eingeschüchterten Fuchsdämonen, der nun keinen Piep mehr von sich gab, in Kagomes Richtung. Das Mädchen fing den Kleinen reflexartig in ihren Armen auf.

Sesshomaru bedachte beide nochmals mit einem eisigen Blick und sah dann ebenso verächtlich auf Inu Yasha herab, der auf seine aufgeschlagenen Handknöchel pustete. Danach ging er schnurstracks weiter. Bevor sein Bruder ihn an der unsichtbaren Fessel wieder hinter sich her ziehen konnte, rappelte sich Inu Yasha auf.

"Pah, dumme Ziege", grummelte er in Kagomes Richtung, die gerade liebevoll Shippo zu trösten begann, "das ist alles bloß deine Schuld. Wieso bist du auch immer so empfindlich..."

"WAAAS..." Kagome wandte ihre Aufmerksamkeit von Shippo auf Inu Yasha und ihr Blick stand in puncto Eisigkeit dem vorigen von Sesshomaru in nichts nach. "Gibst du etwa mir jetzt die Schuld, wenn du dich nicht unter Kontrolle hast? Ist das etwa deine einzige Art Gefühle und Zuneigung zu zeigen?"

Inu Yasha zuckte zusammen, als Kagomes Lautstärke zunahm und ihr eisiger Blick sich nun in brennende Wut steigerte.

"Was regst du dich denn jetzt plötzlich so auf, du Doofnuss, ich..."

"DU GEMEINER KERL !!!"

Entsetzt erkannte Inu Yasha, dass Tränen in Kagomes Augen schossen und sie auf einmal zu schluchzen begann. Was hatte er denn jetzt schon wieder falsch gemacht? Hatte er sie etwa verletzt?

Verwirrt und etwas verängstigt ging der Halbdämon auf das aufschluchzende Mädchen zu und wollte sie berühren. Doch er erreichte sie nicht mehr.

"SITZ, SITZ, SITZ !"

Shippo betrachtete mit einem befriedigenden Gefühl wie Inu Yasha auf den Boden rumpelte und darauf immer wieder nieder gedrückt wurde. Aber dann strampelte er plötzlich erschrocken in Kagomes Armen und glotzte verdattert nach vorne zu Sesshomaru, der ebenfalls am Boden lag und ein kurzes, aber extrem wütendes Knurren von sich gab.

Erst jetzt realisierte Kagome, was ihr in ihrer Wut über Inu Yashas mangelndes Taktgefühl herausgerutscht war und was sie nicht nur dem Halbdämonen angetan hatte. Oh nein, dachte sie benommen und wich einige Schritte zurück, ich habe nicht daran gedacht, dass mein Kommando zur Zeit auch auf IHN wirkt.

Shippo plumpste aus Kagome Armen, blieb zunächst verwirrt um sich schauend hocken und erstarrte dann verängstigt.

Ohne weitere Vorwarnung flog Sesshomaru rasend schnell auf Kagome zu und presste sie an ihrem Hals gegen einen Baum.

"Ihr Nervtöter habt es wohl alle eilig zu sterben", sagte der Hundedämon bedrohlich leise.

"Lass sie sofort los!"

Auch Inu Yasha war aufgesprungen und fiel seinem Bruder nun in den Rücken. Krampfhaft zog er an seinem Arm und versuchte ihn weg zu reißen. Sesshomaru drehte sich mit einer heftigen Armbewegung um und schleuderte Inu Yasha kräftig zurück. Der Halbdämon flog krachend gegen einen anderen Baum und dann herunter in einen Busch. Kagome fiel zu Boden und drückte sich schutzsuchend an den Stamm hinter sich. Verzweifelt packte sie Tessaigas Scheide, die sie seit dem Verkleben von Tessaiga und Tensaiga für Inu Yasha bei sich trug, und hielt sie vor ihre Brust. Shippo erwachte aus seiner Erstarrung und hopste todesmutig und gleichzeitig zu Tode verängstigt in ihren Schoß. Zitternd breitete er vor Kagome seine Ärmchen aus, um sie zu schützen.

Sesshomaru verpasste Inu Yasha, der wieder auf ihn zu gerannt kam, einen heftigen Stoß mitten ins Gesicht, so dass dieser erneut ein Stück rückwärts geschleudert wurde. Darauf wandte sich der Hundedämon wieder Kagome zu. Das Mädchen sah wie sich an seiner sich versteifenden Hand ein grünlicher Schimmer bildete und seine Krallen länger wurden. Sie schluckte hart und kniff die Augen zusammen. Sie spürte wie Shippo in ihren Armen erschreckt die Luft anhielt und sich gegen sie presste. Der Wind frischte auf, trug die Sommerdüfte mit sich und blies durch ihr Haar. Nichts geschah.
 

"Alles in Ordnung, Kagome? Hat der Mistkerl dir was angetan?"

Kagome riss die Augen wieder auf. Sie sah, dass Sesshomaru sich merkwürdigerweise plötzlich von ihr abgewendet und einige Meter beiseite gegangen war. Mit konzentriertem Blick und halb geschlossenen Augen hielt er sein Gesicht von ihr abgewendet in den auffrischenden Wind. Seine Hand ließ er locker herabhängen, der grünliche Schimmer war verschwunden und die Krallen hatten wieder ihre normale Länge.

Tief Luft holend und bedächtig stand Kagome auf. Neben ihr stand Inu Yasha, der sie besorgt musterte. Shippo blickte verblüfft auf Sesshomaru.

"Alles in Ordnung?" wiederholte Inu Yasha.

"Äh ja", meinte Kagome mit einem weiteren vorsichtigen und verwunderten Seitenblick auf Sesshomaru, "tut mir leid, dass ich so ausgerastet bin. Ich habe nicht mehr daran gedacht, dass deine Halskette jetzt auch bei Sesshomaru wirkt."

Auf einmal wurde ihr bewusst, dass Inu Yasha sich bisher niemals, auch ganz am Anfang nicht, richtig gegen ihre Sitz-Kommandos gewehrt hatte. Er hatte sie oft dafür beschimpft und war wütend auf sie gewesen, wenn sie ihn auf den Boden geschickt hatte. Doch niemals trug er ihr das längerfristig nach und nie war ihm nur die Idee gekommen sich dafür zu rächen. Irgendwie tat es ihr plötzlich leid, dass sie die Macht, die sie durch die Halskette über den Halbdämonen hatte, oft schamlos ausnützte. Inu Yasha unterbrach ihre Gedanken.

"Äh, mir tut es auch leid", druckste der Halbdämon etwas verlegen herum, "ich meine, ich...wollte nicht..."

Erstaunt sah Kagome Inu Yasha an. Was redete er da, wollte er sich etwa bei ihr entschuldigen? Auch Shippo machte auf einmal ein Gesicht, als wären gleichzeitig Sonne und Mond vom Himmel gefallen. Sesshomaru, der so plötzlich von seiner Angriffswut abgelassen hatte, hatten sie alle prompt vergessen.

Doch der Hundedämon lenkte die Aufmerksamkeit schnell wieder auf sich. Denn inmitten seiner drucksenden Versuche passende Worte zu finden, landete Inu Yasha nun auf der Nase am Boden und wurde einige Meter von Kagome weg gezogen. Ärgerlich drehte sich um und sah, dass sich Sesshomaru von ihnen weg bewegt hatte und jetzt ungeduldig wartend zurück sah. Der Blick des Hundedämonen schien eine neue Eiszeit herauf zu beschwören wollen.

"Wenn es euch jämmerliche Schandflecke der Natur vielleicht interessiert", sagte Sesshomaru kalt, "könnte ich euch mitteilen, dass die schwarze Miko in der Nähe zu sein scheint. Ich kann ihre Fährte jetzt deutlich riechen."
 

Hektisch und verzweifelt riss die schwarze Miko eine geheime Bodenluke innerhalb ihrer geräumigen, halb in eine Felshöhle gebauten Holzhütte auf und hetzte eine morsche Leiter hinunter. Sie erreichte ein feuchtkühles Kellergewölbe und eilte auf einen verschnörkelten, von Spinnen und anderem Getier überreich bevölkerten Schrank zu. Mit einem heftigen Ruck zog sie die Schranktüren beiseite und ließ ihren Blick über hölzerne Regalreihen wandern.

Sie musste sich beeilen. Es war ihr zwar gelungen mit einem sehr wirksamen Unsichtbarkeitssiegel und einem Fluchtzauber rechtzeitig zu entfliehen, doch sie bezweifelte nicht, dass sie verfolgt wurde. Dämonen waren rachsüchtig und sehr gefährlich. Kein Zweifel, dass die beiden dämonischen Wesen namens Inu Yasha und Sesshomaru sich an ihr rächen würden, weil sie ihrem Neffen dabei zu helfen versucht hatte ihnen einen Splitter des Juwels der vier Seelen abzupressen. Ein Schutzbann würde sie nicht vor ihnen retten können. Der Dämon und der Halbdämon hatten ein Mädchen bei sich, die solchen Zauber mit ihren Pfeilen brechen konnte und ihren treuen Shikigami getötet hatte. Der schwarzen Miko fielen nun Geschichten ein, die über Tsubaki erzählt wurden.

Auch Tsubaki war eine schwarze Miko gewesen. Angeblich sollte sie um das Juwel mit einer Wiedergeburt der geheimnisumwitterten Priesterin Kikyo gekämpft haben und von ihr besiegt worden sein. War in diesen Geschichten nicht auch von einem Halbdämonen die Rede gewesen? Bisher hatte sie diese Geschichte für ein albernes Gerücht gehalten, Tsubaki müsste doch schon lange tot sein. Doch an dieser Reinkarnation Kikyos war vielleicht etwas dran, es gab zu viele Gerüchte darüber. Konnte es etwa dieses Mädchen in der seltsamen Kleidungstracht sein?

Die schwarze Miko fluchte und durchsuchte weiter ihren Schrank. Wenn doch nur ihre alte, dämonische Lehrmeisterin Urasue zu finden wäre, die hätte ihr vielleicht, wenn auch widerwillig, helfen können. Doch die alte Hexe war schon seit längerer Zeit verschwunden, vielleicht sogar tot.

Ein rundlicher, kolbenförmiger Gegenstand aus blauem Ton fiel der schwarzen Miko bei ihren Wühlaktionen im Schrank in die Hände und sie stutzte. Nachdenklich drehte sie das versiegelte Gefäß in ihren Händen und warf dann einen Blick auf einen hell silbern glänzenden Dolch in der rechten Ecke des untersten Regalbretts. Diesen Dolch hatte sie einst in jungen Jahren einem sehr erfolgreichen Dämonenjäger abgeluchst.

Ein spitzes Lächeln legte sich auf die schmalen Lippen der schwarzen Miko. Waren diese beide dämonischen Typen nicht hundeartigen Ursprungs? Ja, daraus ließe sich etwas machen...
 

Inu Yasha, Sesshomaru, Kagome und Shippo erreichten eine buckelige, bewaldete Anhöhe, an deren Ende eine steile, mit Moos und Farnen überwucherte Felswand empor ragte. Unten am Felsfuß schmiegte sich etwa hundert Meter entfernt eine alte, große Holzhütte zwischen zwei knorrigen, alten Bäumen an die steinige Wand. Etwas seitlich davon lag ein tiefer, schwarzglänzender Moorteich. Der Boden war sumpfig und von schartigen, langen Gräsern überwachsen.

Sesshomaru blieb stehen und Inu Yasha schnüffelte.

"Es stinkt nach feiger Hexe!" Grinsend blickte der Halbdämon auf die Hütte und ließ seine Krallen aufblitzen. "Jetzt kann die liebe Tante was erleben."

Shippo hüpfte aus Kagomes Armen, sprang vor und prallte dann von der Luft vor ihm wie von einem Trampolin ab. Die schwarze Miko musste wieder einen Bannkreis errichtet haben.

Sesshomaru drehte sich zu Kagome um. "Schieß!" befahl er ihr.

Wie wäre es mit 'bitte', dachte Kagome leicht verärgert. Doch sie ließ sich nichts von ihrer Verärgerung anmerken. Erst vor kurzem hatte sie Sesshomarus Klaue am Hals gehabt und fast einen Fahrschein ins Jenseits spendiert bekommen. Zum Glück hatte der just in diesem Moment wahrnehmbare Geruch der schwarzen Miko den Hundedämon von ihr abgelenkt. Kagome dankte den Göttern für das ihr gnädige Schicksal und hatte keine Lust es eventuell nochmals heraus zu fordern. Sie zog einen Pfeil aus ihrem Köcher, spannte ihren Bogen und peilte die verborgene Hütte an der Felswand an. Ihr Pfeil schnellte von der Sehne, ein bereits gewohntes, gewaltiges Zischen erfüllte die Luft und das Geschoss bohrte sich in die Tür der Hütte.

Ohne zu zögern ging Sesshomaru daraufhin geradewegs auf die Hütte zu.

"Warte mit Shippo hier", sagte Inu Yasha und folgte seinem Bruder.
 

Kagome beobachtete wie die beiden Hundedämonen flink und lautlos zur Hütte huschten und schließlich darin verschwanden. Sie erwartete, dass jetzt gleich irgendein Getöse losbrechen würde, wenn die beiden die schwarze Miko fanden und eventuell gegen sie kämpfen würden, doch nichts geschah. Es blieb mucksmäuschenstill. Kagome wartete mit klopfenden Herzen, doch immer noch geschah nichts. Shippo hüpfte unruhig vor ihren Füßen hin und her.

"Kagome, was ist denn da los, wieso passiert nichts?"

Das Mädchen zog einen weiteren Pfeil aus ihrem Köcher, legte ihn an und näherte sich langsam und vorsichtig an Bäumen entlang pirschend der Hütte. Verzagt folgte Shippo ihr.

Die beiden erreichten die knorrigen Bäume, zwischen denen die Holzhütte stand, und schauten geduckt hinter dem Stamm von einem der Bäume zum geöffneten Eingang. Es war nichts zu sehen, in der Hütte war es dunkel und es blieb weiterhin beängstigend still. Kagome holte tief Luft und betrat angespannt das Innere der Hütte, gefolgt von Shippo, der nun wie Espenlaub zitterte.

"Uah", sagte der kleine Fuchsdämon bibbernd, "irgendwas stinkt hier ganz fürchterlich. Kagome, ich habe Angst!"

"Psst, sei still!" Langsam ging Kagome durch den dunklen Raum. Er war fast leer, nur eine erkaltete Kochstelle und einen flachen Tisch konnte sie schemenhaft in der Düsternis erkennen. Die Stille wurde immer bedrückender.

"WAAAH!"

Kagome taumelte erschreckt rückwärts, denn Shippo war laut aufschreiend in ihre Arme gesprungen. Ihre Waffen polterten zu Boden.

"Verflixt, Shippo", schimpfte Kagome und schubste den wieder Fuchsdämon zu Boden, "das ist doch nur eine Holzmaske oder so was."

Sie hob Pfeil und Bogen wieder auf und gewahrte eine weitere, geöffnete Tür, die in einen in den Felsen geschlagenen Raum zu führen schien. Auch dort war alles dunkel und still. Auf einen Überraschungsmoment konnte sie jetzt wohl nicht mehr hoffen, dennoch ging sie tapfer weiter in den nächsten Raum und versuchte krampfhaft etwas zu erkennen. Ein merkwürdiger, fauliger Geruch hing in der Luft. Shippo hinter ihr stöhnte seufzend auf. Alamiert sah sie sich um und erkannte, dass der kleine Fuchsdämon umgefallen war und nun reglos auf dem Boden lag.

Erschreckt wandte sie sich ihm zu und wurde zur gleichen Zeit gegen eine Wand geschleudert. Ein heftiger Schmerz bohrte sich in ihre Stirn. Verwirrt versuchte sie die Benommenheit, die sie plötzlich befiel, abzuschütteln und versuchte an ihre Stirn zu fassen. Doch sie bemerkte entsetzt, dass es nicht ging. Steif wie eine Statue wurde sie an eine feuchte, kalte Wand gepresst und konnte sich nicht rühren.

"Mein Schlafbann wirkt bei dir offensichtlich nicht", sagte eine hohle, dunkle Stimme von der anderen Zimmerseite, "doch zumindest gegen meinen Lähmungszauber bist du machtlos. Wusste ich es doch!"

Ein schwach in einer Ecke schwelendes Feuer glomm auf und tauchte den steinigen Raum in ein gespenstisches Licht. Kagome sah überall Regale mit Kräutern und merkwürdigen Gerätschaften. An der ihr gegenüberliegenden Wand stand die schwarze Miko und lächelte bösartig, in der Hand hielt sie ein blaues, kolbenartiges Tongefäß aus dem es schwarz rauchte. Die Rauchschwaden hatten sich im ganzen Raum verteilt und senkten sich bleischwer zu Boden. Kagome sah herab und erkannte in der Mitte des Raums auf dem Boden zwei Gestalten.

"Inu Yasha, Sesshomaru", schrie sie auf, als sie die Reglosen im zunehmenden Feuerschein erkannte. "was hast du Hexe gemacht?"

Die schwarze Miko lächelte amüsiert. "Nun, selbst Dämonen haben ihre Schwachstellen", sagte sie süßlich, "diese hier haben etwas zu empfindliche Nasen, würde ich sagen." Höhnisch hielt sie das blaue Gefäß in ihren Händen hoch. "Das ist ein uraltes Erbstück meiner Familie. Angeblich stammt es direkt aus der Hölle. Gegen diesen betäubenden Geruch kann kein Hund, Fuchs, Wolf oder ähnliches Tier etwas ausrichten. Selbst nicht, wenn es ein Dämon ist!"

Kagome starrte die schwarze Miko entsetzt an. Höllisches Betäubungsmittel? Jetzt hörte der Spaß aber wirklich auf. Mit aller Gewalt versuchte sie sich zu befreien, doch es wollte ihr einfach nicht gelingen. Die schwarze Miko lachte wieder und warf das Tongefäß zu Boden. Klirrend zerbrach es und weitere bleischwarze Nebelschwaden stiegen auf.

"So", fuhr die schwarze Miko fort, "und jetzt wirst du mir den Splitter des Juwels geben, auf den mein Neffe so scharf war. Bei diesen dämonischen Unglückswürmern habe ich nachgesehen, die haben ihn nicht bei sich. Der kindische Fuchs dort sicher auch nicht. Ich denke mal, dass du ihn hast, du lächerliche Reinkarnation Kikyos, habe ich recht?!"

Wie immer, wenn jemand sie mit Kikyo in Verbindung brachte, wurde Kagome wütend.

"Wage es ja nicht mich anzufassen, du grässliche Vettel", schrie sie aus Leibeskräften, "sonst kannst du was erleben!"

"Schrei nicht so", erwiderte die schwarze Miko, "um dich kümmere ich mich schon noch. Doch zunächst darfst du zuschauen wie ich diesen Dämonenabschaum erledige. Dank des spaßigen Fesselbanns zwischen ihnen reicht es ja, wenn ich einen von ihnen töte, dann ist der andere auch hinüber. Also, welchen soll ich nehmen und in wessen Herz soll ich meinen hübschen, dämonentötenden Dolch versenken, was meinst du?"

Spitz lächelnd zog die dunkle Miko einen silberglänzenden Dolch aus ihrem schwarzen Gewand und ging langsam von Sesshomaru zu Inu Yasha. Sie beobachtete Kagomes entgeisterten Blick und sank dann bedächtig neben Inu Yasha in die Knie.

"Ich glaube, ich nehme den niedlichen Halbdämonen", sagte sie und senkte genüsslich ihre Hand mit dem Dolch herab.

Wie sich herausstellen sollte, war das ein Fehler. Denn plötzlich packte eine krallenbewehrte Klaue das Handgelenk der schwarzen Miko und warf sie mit voller Wucht neben Kagome gegen die Wand. Die schwarze Miko schrie auf, fiel zu Boden und richtete sich mit schmerzerfüllten Gesicht auf. Ihr silberner Dolch rutschte über den Steinfußboden und blieb vor Inu Yashas Füßen liegen. Der Halbdämon sprang hustend auf, presste seinen Ärmel gegen seine Nase und kickte dann den Dolch zu seinen Füßen weg ins in der Ecke schwelende Feuer.

"Buäh, was für ein grässlicher Gestank", schimpfte er, "da wird einem ja richtig schlecht. So was Ekliges." Erneut hustete er, presste seinen Ärmel noch fester gegen die Nase und richtete seinen Blick dann zornig auf die ungläubig dreinblickende schwarze Miko.

"Nein", schrie diese angstvoll, "das kann nicht sein, ein Hundedämon kann diesen Geruch nicht aushalten. Das ist unmöglich!"

"Du scheinst vergessen zu haben, dass ich ein HALBdämon bin" sagte Inu Yasha, "ich habe zwar eine sehr empfindliche Nase und bin deshalb auch erst mal umgekippt, aber so nah dran am Hund wie mein Bruder bin ich nicht. Auf Dauer kannst du mich mit so was daher nicht ausschalten. Und jetzt werde ich dich stinkige Hexe mal ordentlich auslüften!"

Mit seiner freien Hand packte Inu Yasha die schwarze Miko und drückte sie neben Kagome an die Wand, seine Krallen ritzten die Haut an ihrem Hals. Furchtsam riss die bösartige Frau die Augen auf und schrie erneut auf.

"Nein, warte", flehte sie, "ich mache alles, was du willst. Ich werde nie mehr wagen einen von euch anzugreifen. Bitte, lass mich..."

"Na schön", grinste Inu Yasha und präsentierte ihr so gut er konnte seine Fangzähne. "Dann lass erst mal Kagome frei und dann weckst du Shippo und meinen Bruder auf. Ja, und dann wirst du auch den Mönch und die Dämonenjägerin wieder aus ihrem Schlaf holen."

Kagome spürte wie sich ihre steifen Glieder lösten und sie sich wieder bewegen konnte. Sofort lief sie zu Shippo und nahm den ohnmächtigen Fuchsdämonen auf den Arm.

"Sobald sich das höllische Gas verflüchtigt, werden sie aufwachen", beteuerte die schwarze Miko, "es ist nicht stark genug, um tödlich zu wirken."

"Fein", sagte Inu Yasha und verstärkte den Druck gegen die an die Wand gepresste Frau, "dann erzählst du mir jetzt etwas über diese sogenannten Waffendämonen und diesen bescheuerten Fesselbann. Der 'Schwertmeister' und der 'Lanzenlord' interessieren mich nicht mehr, die haben wir abgehakt. Wo sind die restlichen der drei blöden Dämonengeschwister und was noch wichtiger ist, wo sind ihre Waffen?"

"Ich weiß nur, dass einer von ihnen seit langer Zeit im Tal der Nacht leben soll, sein Name oder seine Waffe ist mir nicht bekannt", krächzte die schwarze Miko hervor. "Ein weiterer soll seine Heimat im Nebelgebirge haben. Er führt ein Kyoketsu shoge als Waffe und nennt sich der 'Fesselmeister'. Der mächtigste der Waffendämonen, der 'Pfeilmeister', hat vor sechzig Jahren zwei Menschen mit Hilfe des Fesselbanns getötet und ist am südlichen Meeresufer verschwunden. Er besitzt einen bronzenen Wurfpfeil mit tödlicher Stärke, der mit rubingeschmückten Schlangen verziert ist. Mehr weiß ich nicht. Bitte, lass mich frei..."

"Erst wirst du noch Sango und Miroku frei geben. Oder ich setz dich meinem Bruder zum Fraß vor, sobald er aufwacht. Nach dem was hier passiert ist, wird er bestimmt seine helle Freude daran haben."

"Bitte nicht," winselte die schwarze Miko, "ich gebe dir etwas mit, damit wirst du den Schlafbann lösen können."

Inu Yasha roch befriedigt den Angstschweiß, der von der in seinen Krallen zappelnden Frau ausging, und lockerte langsam seinen Griff. Die schwarze Miko rutschte zu Boden und flüchtete sich unter den scharfen Augen des Halbdämonen zu einem Regal. Sie zog einen ledernen Beutel und einen Papierstreifen hervor und hielt ihn Inu Yasha hin.

"Streu diese Vulkanasche und etwas Salz auf den Mönch und die Dämonenjägerin und lege dann dieses Siegel auf ihre Stirn, dann werden die beiden aufwachen."

Inu Yasha nahm den Beutel und das Papiersiegel und gab sie an Kagome weiter. Dann packte er die schwarze Miko, klemmte sich die ängstlich aufschreiende Frau unter den Arm und nahm sich ein Seil von einem der vollgestopften Regale. Schließlich stellte er sich etwas ratlos vor seinen noch reglosen Bruder am Boden.

"Hey", brüllte er, "genug gedöst. Steh gefälligst auf!"

"Wir müssen ihn an die frische Luft bringen", meinte Kagome, "hier drin dauert es bestimmt noch lange bis sich dieses unheimliche Gas verflüchtigt hat."

Inu Yasha brummte, stellte die schwarze Miko vor sich auf die Füße und drängte sie zur Tür.

"Okay, raus hier und komm ja nicht auf blöde Gedanken. Kagome, pass auf sie auf."

Kagome klemmte sich den ohnmächtigen Shippo in die Armbeuge, nahm ihren Bogen zur Hand und folgte der schwarzen Miko nach draußen. Inu Yasha lud sich Sesshomaru halb auf die Schulter und verließ, seinen Bruder hinter sich her schleppend, ebenfalls die rauchgeschwängerte Hütte. Draußen ließ er seine Last zu Boden fallen, packte die schwarze Miko wieder und fesselte sie mit dem mitgebrachten Seil an einen der alten Bäume neben der Hütte.

"So", sagte der Halbdämon und betrachtete befriedigt sein Werk, "hier kannst du bleiben und rumschreien bis dich jemand findet und losmacht. Dann kannst du mal ein wenig über dich nachdenken. Und wehe, du hast versucht uns zu betrügen, dann kannst du erst wirklich was erleben."

Die schwarze Miko starrte Inu Yasha nur stumm und bleich an. Kagome schüttelte vorsichtig Shippo in ihren Armen, der sich langsam und benommen zu bewegen begann, und Inu Yasha wandte sich wieder seinem am Boden liegenden Bruder zu. Er beugte sich ein wenig hämisch über Sesshomaru und sah auf seine reglosen, geschlossenen Augen.

"Ob ich ihm zum Aufwecken mal eine Ohrfeige verpassen soll?" fragte er sich laut.

Als Antwort klatschte ihm Sesshomarus Hand mit gekrümmten Krallen ins Gesicht. Die scharfen, giftigen Nägel des Dämons hinterließen lange, blutige Striemen auf Inu Yashas Wangen und der Halbdämon flog einige Meter Richtung des Moorteichs seitlich neben der Hütte. Schnell rappelte sich Inu Yasha auf und konnte gerade noch in Abwehrstellung gehen, da schoss Sesshomaru auch schon auf ihn zu. Ineinander verkrallt stolperten die beiden Brüder kämpfend weiter hinter und landeten schließlich laut platschend im Moorteich.

"Nanu", murmelte Shippo benommen und räkelte sich schläfrig in Kagomes Armen, "baden die zwei schon wieder? Ist das schlammige Wasser dafür nicht etwas zu dreckig?"

Kagome drehte sich um und setzte den Fuchsdämonen am Boden ab.

"Komm, Shippo, du findest doch den Weg zurück zu Kaedes Dorf, oder? Ich schlage vor, wir gehen schon mal vor!"
 

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Soso, damit haben unsere Unzertrennlichen die schwarze Miko, ein paar Antworten und hoffentlich auch ein Aufwachrezept für Sango und Miroku gefunden. Und sie haben interessante "geruchsintensive" Erfahrungen gemacht. Manchmal kann es also auch von Vorteil sein ein Halbdämon zu sein und nicht ganz so gut riechen zu können... Tja, und ein erfrischendes Bad nach all der Anstrengung musste ich den beiden Brüdern doch einfach mal wieder gönnen ;)))

Auch dieses Mal wird es leider etwas (diesmal noch länger) dauern bis das nächste Kapitel kommt. Dann verschlägt es die beiden 'Unzertrennlichen' allein zum Tal der Nacht. Und der Rest der Truppe wird sich zum geheimnisvollen Nebelgebirge aufmachen.

Was sie dort wohl alles noch erleben werden?
 

Hoffe, es hat euch gefallen. Spornt mich mit vielen Kommentaren zum Weiterschreiben an!
 

Ach ja, falls es sich jemand beim Lesen gefragt hat: ein 'Kyoketsu shoge' (die Waffe, die der 'Fesselmeister' besitzen soll) ist eine Art Messer mit Haken mit einem etwa vier Meter langen Seil am Griff und einem Stahlring am anderen Ende des Seils. Es war eine beliebte und vielseitige Waffe der Ninjas. Mit dem Messer konnte der Ninja einen Feind angreifen, mit dem Haken einen Schwertstreich o.ä. abblocken, den Gegner von den Füßen reißen oder ihn kombiniert mit dem Seil zum Klettern nutzen. Das Seil diente natürlich auch zum Fesseln etc. und auch der Stahlring ließ sich nützlich verwenden. Ich weiß leider nicht wie das Ding auf Deutsch heißt. Und ich habe auch keine Ahnung, ob eine derartige Waffe im mittelalterlichen Japan schon in Gebrauch war, aber Dämonen können zur Not ja fortschrittlich eingestellt sein... ;)

Eine Trennung und eine dunkle Suche

Hallo alle miteinander! Ja, ich weiß, ich habe euch diesmal ziemlich lange warten lassen und das tut mir auch schrecklich leid. Geht leider nicht immer so schnell wie ich gern möchte. Dafür halte ich euch jetzt nicht mit einer langen Vorrede auf, ihr wollt sicher lieber wissen wie es weitergeht.

Ich sag nur: auf ins Tal der Nacht... auf ins Nebelgebirge...
 

Wünsche frohes Lesevergnügen!
 

Spät am Abend stand Kagome unentschlossen am Rand des knochenfressenden Brunnens uns sah in die Tiefe hinab. Sollte sie wirklich springen? So ganz sicher war sie sich nicht, ob es momentan eine gute Idee war in ihre eigene Zeit zurückzukehren. Andererseits war sie schon viel zu lange nicht mehr daheim gewesen und eine bessere Gelegenheit als jetzt würde sich in nächster Zeit vielleicht nicht ergeben.
 

Kagomes Gedanken schweiften zurück zu den letzten, vergangenen Stunden.

Am Nachmittag war sie mit Shippo ins Dorf zurück gekommen und war sofort zu Kaedes Hütte gelaufen, um Sango und Miroku aus dem Bannschlaf zu befreien. Glücklicherweise hatte die schwarze Miko nicht gelogen, die mitgebrachte Vulkanasche und das Papiersiegel hatten wirklich geholfen und die beiden wieder erweckt.

Erleichtert hatte Kagome ihnen erzählt, was seit dem räuberischen Überfall auf das Dorf alles geschehen war und sowohl Sango als auch Miroku waren froh, dass alles einigermaßen glimpflich ausgegangen war. Auch die Menschen im Dorf hatten begonnen die überstandenen Schrecken zu verarbeiten und richteten die verbrannten Häuser wieder her. Überall machte sich wieder eine fröhlichere Stimmung breit.

Nach einer kleinen Stärkung bei Kaede suchten Sango, Miroku und Kagome mit Shippo die abseits gelegene Hütte am Rande der Reisfelder auf und warteten dort auf Inu Yasha und Sesshomaru. Je mehr Zeit verging, desto mehr bekam Kagome ein schlechtes Gewissen, weil sie die beiden Streithähne alleine im Moorteich bei der Hütte der schwarzen Miko zurück gelassen hatte. Was, wenn Sesshomaru in seiner wütenden Lust sich abzureagieren zu weit ging und sich die beiden so gegenseitig umbrachten?

Erfreulicherweise kreuzten die Hundebrüder schließlich nach einigen Stunden quicklebendig auf. Beide wirkten allerdings ziemlich ramponiert. Die handfeste Argumentation im Moorteich war offensichtlich sehr heftig gewesen bevor sich die Brüder wieder auf einen Waffenstillstand einigen konnten. Doch immerhin herrschte nun einigermaßen Frieden zwischen ihnen und Inu Yasha bekam auch sofort bessere Laune, als er Sango und Miroku wach und munter wiedersah.

In der trauten Runde fehlte nun eigentlich nur noch Myoga, der mittlerweile schon den dritten Tag mit Kirara verschwunden war. So langsam beschlich diesbezüglich alle das Gefühl, dass sich der kleine Flohgeist unter dem Vorwand Informationen zu sammeln aus dem Staub gemacht hatte. Aber daran ließ sich vorerst nichts ändern.

Inu Yasha erzählte, was er von der schwarzen Miko über die restlichen ,Waffendämonen' erfahren hatte. Als er das Nebelgebirge erwähnte, wo sich der sogenannte ,Fesselmeister' aufhalten sollte, horchte Sango interessiert auf. Diese Gegend kannte sie gut, denn dort war sie früher mehrmals mit ihrem Vater und anderen Freunden unterwegs gewesen. Das Tal der Nacht, in dem sich der vierte der ,Waffendämonen' befinden sollte, war Miroku ein Begriff. Er wusste, dass es sich dabei um eine schaurige Schlucht handelte, von der bisher kein Mensch lebend zurück gekommen war. Auch Sesshomaru hatte schon früher einmal von diesem schluchtartigen Tal gehört und wusste, wo es sich befand, auch wenn er bisher nie dort gewesen war. Angeblich konnten dort wegen giftiger Dämpfe und höllischen Ausdünstungen nur Dämonen und Geister überleben.

Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren und endlich der Lösung des Fesselbanns näher zu kommen, fasste die Gruppe schließlich den Entschluss sich aufzuteilen und getrennt nach den nächsten zwei ,Waffendämonen' bzw. deren Waffen zu suchen. Inu Yasha und Sesshomaru wollten das für Menschen unbegehbare Tal der Nacht durchstöbern und Sango und Miroku boten an sich im Nebelgebirge nützlich zu machen. Kagome wollte der Dämonenjägerin und dem Mönch helfen, doch Sango hatte bemerkt wie geschafft das Mädchen von den letzten Tagen war und lehnte die Hilfe ihrer Freundin daher freundlich, aber entschieden ab.

"Wir werden das schon schaffen, Kagome", meinte sie, "du solltest dich lieber eine Weile erholen."

Kagome sah ein, dass Sango recht hatte. Ihre Kräfte waren erschöpft und so entschloss sie sich schließlich zögernd für ein, zwei Tage nach Hause zurückzukehren.
 

Nun stand das Mädchen aus der Neuzeit vor dem Brunnen, dem Tor in ihre Welt.

Es war bereits dunkel und ein kühler Nachtwind blies durch Kagomes schwarzes Haar. Das Wetter schien sich zu verschlechtern, am Horizont zog eine dichte Wolkendecke auf und begann die Sterne zu verdunkeln.

Nachdenklich blickte Kagome in den Himmel. Sollte sie wirklich gehen? Irgendwie kam es ihr nicht ganz recht vor ihre Freunde einfach im Stich zu lassen. Und würden Inu Yasha und Sesshomaru sich allein vertragen, würde das wirklich gut gehen?

Kagome seufzte, es war sicher alles besser so. In ein dunkles Tal, das für Menschen lebensgefährlich war, konnte sie den dämonischen Brüdern nicht folgen und den anderen wäre sie in ihrem müden Zustand nur ein Klotz am Bein.

"Hoffentlich geht alles gut, während ich weg bin", dachte Kagome beunruhigt und sprang.
 

Zur gleichen Zeit, als Kagome durch den Brunnen in ihre Zeit reiste, waren Inu Yasha und Sesshomaru auf dem Weg zu dem unheimlichen, breiten Schluchttal, das die wenigen Menschen, die es kannten, furchtsam das Tal der Nacht nannten.

Ohne menschliche Begleiter kamen die Brüder ihrem Ziel schnell näher und erreichten den felsigen Taleinschnitt, mit dem sich die Schlucht nach Norden hin öffnete, bereits wenige Stunden nach Mitternacht.

Hohe, teils bewaldete Felsenhänge begrenzten das schluchtartige Tal und verhinderten, dass viel Licht hinein gelangen konnte. Daher blieb es auch tagsüber bei Sonnenschein am Grund des Tals düster. Sicher hatte dieser Umstand auch zum Namen des Tals beigetragen. Doch die Dunkelheit bereitete den Hundebrüdern keine Probleme, aufgrund ihrer anderen, gut geschärften Sinne hatten sie keine Schwierigkeiten sich zu orientieren. Schnell entdeckten sie einen schmalen, steilen Pfad, der vom Taleinschnitt aus in die Schlucht hinunter führte, und folgten ihm.

Der Weg schlängelte sich die Felswände entlang und brachte die Brüder langsam in die Tiefe. Alle Nachtgeräusche wie das Zirpen von Grillen oder das Rascheln herumhuschender Tiere verstummte. Auch Pflanzen schien es immer weniger zu geben. Stattdessen nahm Inu Yasha einen unangenehmen, schwefelartigen Geruch wahr, der umso stärker wurde, je tiefer sie sich in das Tal hinab wagten.

"Wuäh", schimpfte der Halbdämon, "wie widerlich, diese komische Schlucht könnte mal etwas Frischluft vertragen. Das stinkt ja fast so grässlich wie dieser betäubende Qualm, mit dem dich die schwarze Miko außer Gefecht gesetzt hat."

Sesshomaru vor ihm blieb ruckartig stehen, so dass Inu Yasha beinahe gegen ihn geprallt wäre, und bedachte seinen Halbbruder mit einem eisigen Blick.

Ups, dachte Inu Yasha, daran hätte ich ihn vielleicht nicht gerade erinnern sollen.

Glücklicherweise stand Sesshomaru momentan wohl nicht der Sinn nach einer weiteren Prügelei. Wortlos drehte er sich um und ging zügig weiter. Inu Yasha hatte Probleme ihm auf dem steilen, zunehmend rutschig werdenden Pfad zu folgen. Immer wieder geriet er in Schlittern und konnte sich schließlich auf einmal nicht mehr halten. Die Füße rutschten unter ihm weg, er knallte auf den Hosenboden und sauste mit blitzartiger Geschwindigkeit auf seinen vier Buchstaben den Pfad hinab. Unglücklicherweise war ihm bei dieser, plötzlichen, ungewollten Rutschpartie Sesshomaru im Weg. Hart aufprallend rodelte Inu Yasha seinem Bruder von hinten in die Beine. Der überraschte Hundedämon konnte nicht mehr schnell genug reagieren, strauchelte und plumpste dem weiter rutschenden Halbdämonen in den Schoß. Unfreiwillig übereinander sitzend schlitterten die beiden weiter den Pfad hinab bis der Weg kurz darauf eine enge Kurve machte und vor beiden ein ins Nichts hinabführender Steilhang auftauchte.

Sesshomaru rollte sich seitwärts von seinem Bruder runter, krallte sich in den Boden und konnte sich so kurz vor der Hangkante abbremsen. Inu Yasha allerdings gelang keine Bremsung mehr, schwungvoll schoss er weiter und flog den Abhang runter.

Bodenlose Schwärze war das einzige, was Inu Yasha sah, als er in die Tiefe stürzte und sich fragte, ob eine Schlittenfahrt ins Jenseits wirklich einen würdigen Abschluss seines Lebens darstellte. Doch dann stoppte sein Fall nach etwa zehn Metern plötzlich und er hing kopfüber und regungslos in der Luft.

"Du überdämliches Halbblut", fauchte eine grimmige Stimme von oben herab. Danach riss es den in der Luft baumelnden Halbdämonen wieder nach oben und er landete unsanft auf felsigem Untergrund. Sesshomaru war in die Höhe gesprungen und hatte den an ihn Gefesselten dadurch wieder hochgezogen.

Benommen schüttelte Inu Yasha sich, raffte sich mühselig auf und blickte in die goldenen, wütend funkelnden Augen seines Bruders.

"Du bist wirklich das Erbärmlichste, was mir je untergekommen ist," grollte Sesshomaru. "Diesmal kannst du dich wirklich glücklich schätzen, dass du an mir hängst. Ohne die unsichtbare Fessel zwischen uns wäre das für dich eine äußerst ungemütliche Landung geworden. Meinetwegen nur recht. Noch so eine Aktion von dir und ich bring dich persönlich in Hölle, auch wenn ich dich dann begleiten muss!"

"Selbst schuld", schimpfte Inu Yasha zurück, "wenn du mir auf dem glitschigen Weg davonrennst, als ob du Feuer im Hintern hast. Da brauchst du dich nicht darüber zu beschweren, wenn ich ausrutsche. Und ich kann auch nix dafür, wenn ich gegen dich knalle, weil du zu lahm beim Ausweichen bist."

Sesshomaru knurrte nur kurz, drehte sich um und ging weiter den Pfad hinab.

Mit einem befriedigenden Grinsen bemerkte Inu Yasha, dass er nun etwas langsamer und achtsamer ging. Das erneute Risiko einer unfreiwilligen Rutschpartie wollte er offensichtlich nicht eingehen.
 

Zwei Stunden später erreichten die beiden schließlich den Grund des schluchtartigen Tals. Es wurde langsam Morgen, doch davon war in der Tiefe der Schlucht nichts zu merken. Hier blieb es unverändert duster und still. Nur der unangenehme Geruch hing weiterhin in der Luft. Im Gegensatz zu Inu Yasha, der unter diesen für Menschen wahrscheinlich tödlichen Gasen ziemlich litt, schienen Sesshomaru die Dämpfe nichts auszumachen. Ein Umstand, den er sichtlich genoss, wie Inu Yasha verärgert feststellte.

Vorsichtig erkundeten die Brüder das Tal. Es war öde und leer. Kaum vorstellbar, dass sich überhaupt irgendjemand hier aufhalten sollte. Sofern der gesuchte ,Waffendämon' nicht eine Schwäche für triste und trostlose Orte hatte, hätte sich Inu Yasha an seiner Stelle schon längst eine andere Bleibe gesucht.

Schließlich tauchte vor ihnen in einer Felswand ein dunkler Höhleneingang auf. Eine deutliche, dämonische Ausstrahlung ging davon aus. Das erschien schon weitaus vielversprechender.

Neugierig und auf der Hut gingen Inu Yasha und Sesshomaru in die Höhle hinein und sahen sich um. Drei weitere Höhlengänge zweigten von dem kuppelartigen Felsenraum ab, den sie betreten hatten. Die Gänge schienen tief in den Felsen hinein zu reichen.

Nach kurzem Zögern wandte sich Sesshomaru nach links und folgte einem der Höhlengänge. Inu Yasha kam ihm hinterher und bemerkte überrascht, dass sich auch dieser Höhlengang nach einer kurzen Wegstrecke wieder in mehrere Gänge aufgabelte.

"Ein Labyrinth! Na toll, genau das hat uns gerade noch gefehlt. Wohin jetzt?"

Sesshomaru antwortete nicht, wieder entschied er sich für links und ging weiter. Grummelnd folgte sein Bruder ihm.

"Bist du dir sicher, wo du hin willst?" fragte Inu Yasha zehn Abzweigungen später. Keine Antwort.

"Bist du dir sicher, dass wir nicht schon mal hier waren?" fragte Inu Yasha weitere zehn Abzweigungen später, "Irgendwie schaut das alles so gleich aus." Keine Antwort.

"Bist du dir sicher, dass wir uns nicht schon längst verlaufen haben?" fragte Inu Yasha nach noch zehn Abzweigungen. Wieder keine Antwort.

"HEY, ich habe dich was gefragt!!!"

Sesshomaru ging wortlos weiter und stand auf einmal in einer riesigen, von mächtigen Säulen getragenen Felsenhalle, die von zahllosen Fackeln erhellt wurde.

Verblüfft betrachtete Inu Yasha den gewaltigen Raum. "Hey, wow", staunte er, "was ist das? Und wie hast du so zielstrebig durch das Labyrinth hierher gefunden?"

"Das wüsste ich allerdings auch gerne", sagte eine dumpfe Stimme und hallte dröhnend von den Wänden wieder, "bisher hat kaum jemand den Weg durch meinen Irrgarten gefunden. Fast alle sind elend darin zugrunde gegangen."

Irritiert sah Inu Yasha sich um, konnte jedoch niemanden sonst entdecken.

"Dein Versteckspiel nützt dir nichts", sagte Sesshomaru ruhig, "zeig dich!"

Ein Lachen erfüllte die Felsenhalle.

"Ihr Hunde seid ganz schön dreist. Glaubt ihr, ihr könnt einfach so bei mir hereinspazieren und Forderungen stellen? Wenn ihr einigermaßen klug seid, verschwindet ihr schnell wieder."

"Kein Problem", rief Inu Yasha, "wenn du einer von den komischen ,Waffendämonen' bist, brauchst du uns nur deine Waffe zu geben und wir sind gleich wieder weg."

Wieder lachte der Unsichtbare.

"Also deshalb seid ihr hier. Der Bann von einem meiner Geschwister hat euch getroffen? Wie schön für euch. Doch das ist euer Problem, ich werde euch ganz bestimmt nicht aus der Patsche helfen."

"Hör auf zu quatschen und komm aus deinem Versteck, du feige Dumpfbacke", wetterte Inu Yasha, "ohne deine Waffe gehen wir hier nicht weg. Um uns loszuhaben, musst du uns schon töten."

"Na schön", lachte die dröhnende Stimme höhnisch, "ganz wie ihr wollt. Ich habe euch gewarnt."
 

Während Inu Yasha und Sesshomaru im Tal der Nacht das Höhlenlabyrinth durchquerten und schließlich in der felsigen Säulenhalle auf den gesuchten Dämonen stießen, erreichten Sango und Miroku das Nebelgebirge. Shippo hatten sie im Dorf bei Kaede zurückgelassen, damit dem Kleinen lieber nichts passiert.

Da Myoga mit Kirara verschwunden war, hatte Miroku seinen alten Freund und Helfer Hachi gebeten sie für ein kleines Entgelt ins Gebirge zu fliegen. Der gutmütige Waschbärdämon erfüllte ihnen die Bitte und setzte die beiden nach mehreren Stunden Flugzeit in den Bergen nahe eines abgelegenen Klosters ab. Sango kannte das Kloster von ihren früheren Touren im Nebelgebirge und hoffte hier mehr über den gesuchten ,Fesselmeister' und seinen genauen Verbleib zu erfahren.

Glücklicherweise war mittlerweile der Tag angebrochen und innerhalb des Klostergebäudes machte sich schon Geschäftigkeit breit. Als die beiden an die Türe klopften, hörten sie die wohlklingenden Gesänge der Betenden. Miroku blickte verzückt in den Himmel.

"Es geht doch nichts über die wunderbare Atmosphäre einer geheiligten und frommen Stätte!" raunte er.

Sango sah ihn schräg an und spöttelte: "Und es geht nichts über ein kostenloses Frühstück, oder? Du willst mir doch nicht weismachen, dass dich nur die Gesänge der Mönche so in Hochstimmung versetzen?!"

"Also wirklich", sagte Miroku gekränkt, "wie kannst du mich nur so falsch einschätzen. Das Streben des Geistes nach Erleuchtung ist stets mein erstes und höchstes Ziel. ...uhm, natürlich sollte man dabei bedenken, dass ein gestärkter Geist in einem gestärkten Körper weitaus leichter auf den Pfaden der Erleuchtung wandelt als ein hungriger, der schon seit Stunden nichts mehr gegess..."

"Jaja, schon gut, halt bloß die Klappe", meinte Sango und brummelte grinsend vor sich hin: "so ein frommer Heuchler!"

Die Tür öffnete sich und ein junger, gerade dem Knabenalter entwachsener Bursche mit kahlgeschorenen Kopf schaute heraus: "Ja bitte? Was wollt ihr?"

Sango und Miroku stellten sich höflich vor und baten darum den Abt sprechen zu dürfen.

"Er frühstückt gerade", sagte der junge Bursche.

"Oh, das macht gar nichts", entgegnete Miroku leichthin, "wir leisten ihm gerne dabei Gesellschaft und..."

Sango hielt dem Mönch schnell den Mund zu und warf ihm einen giftigen Blick zu. Freundlich erklärte sie: "Wir warten solange. Dürfen wir rein kommen?"

Der Junge ließ sie herein und führte sie in einen schlichten Raum, wo er ihnen Tee servierte und sie dann allein ließ.

"Also echt", schimpfte Sango ihren Gefährten aus, "du benimmst dich unmöglich. Und so was nennt sich Mönch. Du hast wohl noch nie etwas von der Tugend Bescheidenheit gehört?"

Miroku ignorierte sie geflissentlich, trank ruhig seinen Tee und setzte ein heilig wirkendes Gesicht auf. Sango hätte ihm am liebsten eins mit ihrem Hiraikotsu über den Kopf gezogen.

Schließlich öffnete sich die Türe. Ein alter, gebeugter Priester betrat den Raum und setzte sich mit einer freundlichen Begrüßung der Dämonenjägerin und dem Mönch gegenüber.

"Wobei kann ich euch helfen?" fragte er.

Miroku erklärte ihm, dass sie zur Lösung eines Banns hergekommen wären und dafür einen Dämonen, der sich der ,Fesselmeister' nennt, finden müssten.

"Oh", sagte der Priester nachdenklich, "ihr sucht einen der fünf ,Waffendämonen'? Von denen habe ich schon einmal gehört. Seid vorsichtig, soweit ich weiß, sind sie sehr gefährlich und Menschen keineswegs wohlgesonnen."

"Das können wir uns vorstellen", meinte Sango, "wisst ihr etwas genaueres über den ,Fesselmeister'? Wir müssen ihn unbedingt finden."

"Nun," erwiderte der Priester, "es gibt hier oben in den Bergen einen dunklen Hain, den alle Reisenden meiden. Dort geht Unheimliches vor sich. Vor einigen Jahrzehnten wollte eine Gruppe Mönche aus unserem Kloster diesen Hain erkunden und das Böse, das sich dort eventuell versteckt, austreiben. Doch sie sind niemals wieder zurückgekehrt. Ich rate sonst jedem sich von dieser Gegend fernzuhalten. Möglicherweise findet ihr den gesuchten Dämonen dort. Wenn ihr unbedingt da hingehen wollt, werde ich euch den Weg beschreiben. Es ist nicht sehr schwierig, von unserem Kloster aus führt ein alter Bergpfad dorthin."

Sango und Miroku sahen sich freudig an. Das klang alles ziemlich gut, meinten sie. Mit ein bisschen Glück würden sie den ,Fesselmeister' rasch finden und könnten ihre Mission erfolgreich beenden. Noch ahnten sie schließlich nicht, was sie in dem geheimnisvollen Hain erwartete.
 

_ _ _ _ _

Jau, das war es für heute. Im nächsten Kapitel geht es dann wieder so richtig zur Sache. Dann dürfen sich alle mal wieder ein wenig austoben.

Tja, wer ist wohl Inu Yashas und Sesshomarus mysteriöser Gegner?

Was werden Sango und Miroku in dem unheimlichen Hain in den Bergen finden?

Und werden alle heil aus der ganzen Geschichte herauskommen?
 

Ich bemühe mich diesmal auch schneller weiter zu schreiben. Bitte, bitte wieder ein paar Kommentare hinterlassen!
 

Ach ja, wer übrigens noch etwas anderes (zur Abwechslung mal etwas Ernsteres) von mir lesen mag, darf sich auch gerne meine zweite FF zu Gemüte führen. (*Schleichwerbung mach*) Sie heißt "Anfang aller Feindschaft" und es geht darin um Inu Taisho, Sesshomaru, Koga und so einiges mehr. Würde mich sehr freuen, wenn ihr auch da mal vorbei schaut. Denjenigen, die diese Story eh schon entdeckt haben und mir zudem auch dort lieb Kommis geschrieben haben, danke ich an dieser Stelle ganz herzlich.
 

Bis bald!

Ein tolles Team

So, hier kommt das 9. Kapitel! Und, wie versprochen, gibt es diesmal wieder eine deftige Prügelei d.h. sogar zwei: denn während Sango und Miroku eine (appetit?)anregende Begegnung in einem dunklen Hain im Nebelgebirge haben, müssen sich die ,Unzertrennlichen' gegen einen übermächtigen (oder besser überzähligen?) Feind zusammenraufen.

Damit das Lesen ungestört vor sich geht, vorher noch zwei kleine Begriffserklärungen:

Shuriken = Sammelbegriff für kleine Wurfgeschosse/Wurfklingen, z.B. kleine, geschliffene Eisenstücke in Rhomben- oder Sternform oder messerartige Klingen, die per Hand geworfen wurden.

Kyoketsu shoge = eine Art Messer mit Haken mit einem etwa vier Meter langen Seil am Griff und einem Stahlring am anderen Ende des Seils. War eine bei den Ninjas beliebte Waffe und erinnert im Aussehen etwas an Kohakus Waffe. (Beschreibung vgl. auch Ende Kapitel 7!) Ich weiß leider nicht wie man das Ding auf Deutsch übersetzt.
 

Dann viel Spaß beim Weiterlesen!
 

Angespannt standen Inu Yasha und Sesshomaru in der gewaltigen, unterirdischen Felsenhalle und sahen sich wachsam nach ihrem Gegner um. Die zahllosen Fackeln an den Wänden flackerten und ließen unruhige Schatten über die Felswände huschen.

"He, du unsichtbare Witzfigur", maulte Inu Yasha ungeduldig in den Raum, "wo steckst du?"

Als Antwort erfüllte ein lautes Rauschen die Halle und verlöschte die Hälfte der Fackeln. Ein greller Blitz schoss in der Mitte des Raums aus dem Boden und blendete mit seinem strahlend hellen Licht die beiden Brüder.

Inu Yasha kniff kurz fest die Augen zusammen und schaute dann zur Hallenmitte. Dort stand nun ein eher schmächtiger Dämon in der Gestalt eines Menschen. Vom Aussehen erinnerte er an den ,Schwertmeister', der Inu Yasha und Sesshomaru vor mehreren Tagen in ihre missliche Lage gebracht hatte. Er hatte schwarze Haare und dunkelbraune Krallen und trug eine schwarze Rüstung. Aber er schien jünger als der ,Schwertmeister' zu sein, denn er war kaum größer als ein fünfzehnjähriger Junge und hatte ein sehr jugendliches Gesicht.

"Also, bei dem pompösen Auftritt hätte ich schon etwas Größeres erwartet", meinte Inu Yasha zynisch und musterte den schmalen, dunklen Buschen, der ihm gerade bis zur Schulter reichte, geringschätzig.

Sesshomaru sagte nichts dazu, sein Blick war eher misstrauisch.

"Ich bin der ,Shurikenmeister'", erklärte der jung aussehende Dämon hämisch grinsend, "willkommen in meinem netten, kleinen Zuhause. Ich hoffe, es gefällt euch hier. Immerhin haben wir hier viel Platz zum Kämpfen, nicht wahr? Das heißt, sofern ihr euch das immer noch zutraut..."

"Lass dein blödes Gequatsche, du Winzdämon!", raunzte Inu Yasha, "rück deine Waffe raus oder kämpfe mit uns darum, aber quassel uns nicht die Ohren voll. Darauf habe ich echt keinen Bock."

"Wie unhöflich", sagte der ,Shurikenmeister' und grinste noch breiter, "ihr hündischen, unzertrennlichen Unglückswürmer habt überhaupt keine Manieren... also schön, mal sehen, ob ihr noch mehr als eine große Klappe zu bieten habt."

Sesshomaru zögerte nicht länger und zog Tokijin. Inu Yasha spreizte daraufhin seine Krallen und stellte sich lauernd in Angriffsposition. Im gleichen Moment sprang der junge Dämon in die Höhe und flog flink auf die beiden zu. Er huschte geschickt über die Köpfe seiner Gegner hinweg und zückte währenddessen mit beiden Händen zwei winzige, messerscharfe Wurfklingen, die er auf die Brüder niederschnellen ließ. Blitzschnell sausten die kleinen Klingen je auf Sesshomarus und Inu Yashas Nacken zu.

Gerade noch rechtzeitig drehten sich Inu Yasha und Sesshomaru nach ihrem Kontrahenten um und konnten so den Wurfgeschossen ausweichen. Die auf Sesshomaru gezielte Klinge fiel zu Boden und verschwand wie von Geisterhand. Inu Yasha wurde am Arm getroffen, doch sein Feuerrattengewand fing das kleine Messer schützend ab, so dass er nur einen winzigen Kratzer davontrug. Abschätzig zog der Halbdämon die Klinge aus seinem Ärmel und schmiss sie zu Boden, wo sich die Waffe sofort in Luft auflöste.

"Also, da musst du dir schon etwas Besseres einfallen lassen", höhnte er, "solche kleinen Bienenstiche bringen keinen von uns um."

Der ,Shurikenmeister' zeigte nur wieder ein boshaftes Grinsen und sagte dann: "Ein Bienenstich bringt euch vielleicht nicht um... aber, wie wäre es mit vielen, vielen, Bienenstichen?"

Wieder sprang der Dämon in die Höhe. Diesmal umgab ihn ein hell gleißendes Licht. Sesshomaru hatte keine Lust sich noch länger aufzuhalten, sprang ebenfalls leicht in die Luft und jagte mit Tokijin eine Druckwelle auf den ,Shurikenmeister'. Doch die Attacke prallte wirkungslos am Licht, das den Angegriffenen umgab, ab. Die Lichtkugel strahlte immer heller und zerbarst dann plötzlich in viele leuchtende Fetzen, die sich in der gesamten Felsenhalle verteilten.

Geblendet schlossen Inu Yasha und Sesshomaru die Augen. Als sie diese wieder öffneten, fanden sie sich umringt von zwanzig jungenhaften Dämonen, die sich alle wie ein Ei dem anderen glichen und die alle wie der ,Shurikenmeister' aussahen.

"Nanu, wo kommen die denn jetzt alle her? Was ist denn das für ein komischer Vervielfältigungszauber?" fragte Inu Yasha überrascht.

Für genauere Überlegungen hatte der Halbdämon jedoch keine Zeit mehr, denn die zwanzigfach vorhandenen Dämonen zogen synchron neue Wurfklingen hervor. Zeitgleich sprangen sie alle gemeinsam auf Inu Yasha und Sesshomaru zu und ließen ihre blitzenden Wurfgeschosse wie ein Hagelgewitter auf die Hundebrüder herabregnen.

Elegant und geschickt wehrte Sesshomaru einen Großteil der auf ihn und Inu Yasha zufliegenden Klingen mit seinem Schwert ab und vernichtete dabei gleichzeitig mit Tokijins Druckwelle mehrere der vervielfältigten Angreifer. Auch Inu Yasha wich so gut er konnte den Geschossen aus und erledigte ein paar der Gegner mit seinen Krallen. Trotzdem fanden einige der Wurfgeschosse ihr Ziel, blieben aber glücklicherweise überwiegend schadlos an Sesshomarus Rüstung oder Inu Yashas Feuerrattenkleidung hängen und lösten sich nach kurzer Zeit auf.

Die übrig gebliebenen sieben Ebenbilder des ,Shurikenmeisters' zogen sich nach ihrem Angriff etwas zurück und sprangen stereotyp in die Höhe. Jeden von ihnen umgab nun erneut ein gleißendes Licht.

"Auweia", rief Inu Yasha, "jetzt vervielfältigt sich jeder der Typen noch weiter. Schnell, zerleg sie mit Tokijin in ihre Einzelteile, solange sie da oben in der Luft schweben! Sonst beehren uns noch mehr von denen."

"Geht nicht", antwortete Sesshomaru unwirsch, "falls es dir nicht aufgefallen sein sollte, schützt dieses Licht vor der Druckwelle meines Schwertes. Es scheint eine Art Bannkreis zu sein, mit der sich der ,Shurikenmeister' während seiner Vervielfältigungsphase schützt. Dagegen kann ich mit Tokijin nichts ausrichten."

"Na toll", meckerte Inu Yasha, "und ich kann Tessaiga nicht verwenden, weil dein dämliches Tensaiga dran pappt. Und was machen wir jetzt?"

"Sie alle erledigen, wenn das schützende Licht wieder erloschen ist", sagte Sesshomaru emotionslos, "dieser Bannkreis kostet viel Energie, deswegen kann der ,Shurikenmeister' ihn nur während seiner Vervielfältigungsphase aufrechterhalten. Sobald er damit fertig ist, sind er und seine Ebenbilder wieder angreifbar."

"Aha", meinte Inu Yasha bissig, "echt ein toller Plan... Hast du daran gedacht, dass wir jetzt weitaus mehr von diesen Typen abwehren werden müssen, wenn sich jeder von den Sieben verzwanzigfacht? Ohne Tessaiga schaffen wir doch nie alle auf einmal. Und sobald wir einen Teil erledigt haben, vervielfältigt sich der Rest und wir stehen noch blöder da als vorher..."

Sesshomaru antwortete nicht, denn in diesem Moment zerbarst das hell strahlende Licht, das die sieben ,Shurikenmeister'-Doppelgänger umgab, und zersplitterte siebenmal in je zwanzig Teile. Als das blendende Licht wieder verlosch, standen den beiden, dämonischen Brüdern nun 140 Gegner gegenüber, die sofort in Angriffsposition gingen und gleichzeitig ihre Wurfmesser zückten.

"Von diesen fiesen Zauberklingen scheinen diese vielfachen Typen auch mehr als genug zu haben", stöhnte Inu Yasha, "was sollen wir bloß tun, das sind viel zu viele!"

"Bleib hinter mir", befahl Sesshomaru unbeeindruckt und preschte der 140fachen Übermacht rasend schnell entgegen. Schwungvoll lief er einen bogenförmigen Halbkreis vor den Reihen der klingenschleudernden Gegner und schwang mit aller Macht sein Schwert. Inu Yasha blieb an den Fersen seines Bruders und beobachtete erstaunt wie Sesshomaru eine gewaltige Energiewelle mit Tokijin freisetzte, die auf die mannigfachen Ebenbilder des ,Shurikenmeisters' zurollte. Eine heftige Explosion traf die 140 Feinde und ließ die Felsenhalle erbeben. Der mächtige, sich ausbreitende Druck riss auch Inu Yasha und Sesshomaru selbst zu Boden. Einige Felsbrocken brachen von der Decke und fielen krachend auf die Erde.
 

Benommen richtete sich Inu Yasha auf. Er fühlte sich völlig ausgelaugt, als hätte ihm jemand fast seine ganze Kraft geraubt. Taumelnd und etwas orientierungslos sah er sich um.

Tokijins gewaltige Explosionswelle hatte die halbe Felsenhalle zerstört und ausgehöhlt. Viele der Säulen waren eingestürzt und überall lagen große, von der Decke gefallene Felsbrocken herum. Unbehaglich betrachtete Inu Yasha die riesigen Risse, die sich die Wände entlang zogen. Irgendwie sah die ganze Halle nicht mehr besonders stabil aus und die letzten bestehenden Säulen knirschten bedenklich.

Einige Meter vor Inu Yasha lag eine schwarze, leere Rüstung am Boden. Immer noch halb besinnungslos torkelte Inu Yasha darauf zu und sah auf die Rüstung herab. Es war die Rüstung des ,Shurikenmeisters'. Von dem feindlichen Dämon selbst und seinen 139 Ebenbildern war nichts mehr zu sehen, er hatte sich inklusive seiner Doppelgänger völlig aufgelöst. Neben der Rüstung lagen die Waffen des vernichteten Dämonen: zwei kleine, blitzende Wurfklingen. Inu Yasha hob sie auf. Die zierlichen Messer schimmerten und knisterten leicht in seiner Hand. Offensichtlich lag ein Zauber darauf.

Vielleicht hat diese in den Wurfklingen steckende Magie den Vervielfältigungszauber des ,Shurikenmeisters' ermöglicht, überlegte Inu Yasha. Zum Glück konnte Sesshomaru diesen vervielfältigten Haufen platt machen, sonst wären wir geliefert gewesen.

Dieser Gedanke brachte Inu Yasha wieder auf seinen Bruder und er sah sich suchend nach ihm um.

Sesshomaru lag nicht weit von Inu Yasha entfernt reglos am Boden hinter einem großen Felsbrocken und war halb von Geröll überschüttet. Schnell ging Inu Yasha zu ihm, zog ihn mühselig unter dem Schutt hervor und betrachtete ihn erschrocken. Sein Bruder hatte überall an seinen ungeschützten Bereichen mehrere, blutige und tiefe Schnittwunden und sah auch sonst ziemlich zerschlagen aus. Er musste bei seinem Angriff auf den 140fachen Gegner von vielen der auf ihn gezielten Wurfgeschosse getroffen worden sein und hatte nach der Explosion von Tokijins Druckwelle wohl auch einiges von den herabfallenden Felsen abbekommen.

Inu Yasha schüttelte seinen Bruder vorsichtig, doch er regte sich nicht.

Komisch, dachte der Halbdämon, er ist zwar ziemlich stark verletzt, aber so völlig umhauen dürfte ihn das Ganze eigentlich nicht. Tot kann er erst recht nicht sein. Denn sonst wäre ich wegen dem Fesselbann zwischen uns beiden ja auch nicht mehr am Leben. Wieso also rührt er sich nicht?

Kleine, bröckelnde Steine und ein dumpf knirschender Laut rissen Inu Yasha aus seinen Überlegungen. Alarmiert sah er hoch und bemerkte, dass die Decke der Felsenhalle einzustürzen drohte.

Verdammt, wir müssen hier schnellstens raus, dachte der Halbdämon und lud sich Sesshomaru schwerfällig auf die Schultern. Das Gewicht seines bewusstlosen Halbbruders drückte ihn fast zu Boden.

"Das gibt's doch einfach nicht", schimpfte Inu Yasha verärgert vor sich hin, "wieso bin ich so schwach? Ich kann mich kaum auf den Beinen halten, geschweige denn diesen schweren Idioten schleppen. Was ist denn bloß los?"

Ächzend schwankte er mit seiner Last auf den Eingang zur Felsenhalle, der zurück in das Höhlenlabyrinth führte, zu. Immer mehr kleine Gesteinsbrocken und lose Erde rieselten auf ihn herab. Das dumpfe Knirschen des Raums verstärkte sich. Mit letzter Kraft taumelte Inu Yasha durch den Zugang ins Labyrinth, legte Sesshomaru im Gang am Boden ab und plumpste erschöpft zu Boden. Hinter ihm brach laut krachend die Halle zusammen.
 

Matt, aber erleichtert lehnte sich Inu Yasha an die felsige Wand des Labyrinthgangs und seufzte. Das war gerade noch einmal gut gegangen.

Besorgt schaute er dann auf seinen Bruder. Sesshomaru regte sich immer noch nicht, sondern blieb weiterhin in tiefer Bewusstlosigkeit gefangen. Inu Yasha fragte sich, was Sesshomaru gemacht hatte, dass er nun gar keine Kräfte mehr besaß.

Auf jeden Fall hat er alle Angriffe des 140fachen Shurikenmeisters abgefangen und mich sozusagen beschützt, überlegte der Halbdämon verwundert. Dieser Gedanke machte ihn irgendwie ein wenig traurig. Wir wären echt ein tolles Team, dachte Inu Yasha, wenn wir nicht verfeindet wären...

Plötzlich fiel dem Halbdämonen der sanfte, schimmernde Schein auf, der den sonst eigentlich dunklen Gang erfüllte und den er bis jetzt in seiner Verwirrung gar nicht wahrgenommen hatte. Verdutzt schaute er an seine Hüfte. Tessaiga und Tensaiga glühten in einem milden Licht.

Häh, was ist denn jetzt wieder los, dachte Inu Yasha verdattert, seit wann und wieso leuchten die Schwerter?

Er machte die miteinander verklebten Schwerter von seiner Seite los, nahm sie in die Hand und starrte dann verwundert in das ihm entgegenblickende Spiegelbild auf den glänzenden Klingen. Ein von langen, schwarzen Haaren umrahmtes Gesicht sah ihn an.

Was ist geschehen, dachte Inu Yasha perplex, ich bin ja ein Mensch!
 

Sango und Miroku hatten unterdessen das Kloster im Nebelgebirge verlassen und wanderten einen alten Bergpfad hinauf zu dem geheimnisvollen, dunklen Hain, von dem ihnen der Abt erzählt hatte. Mittlerweile hatte es angefangen zu regnen und der Weg wurde immer schlammiger.

Miroku hätte lieber im Kloster bei einer warmen Mahlzeit auf besseres Wetter gewartet, aber Sango hatte ihn schnell davon überzeugt weiterzugehen. Schließlich waren sie nicht auf Erholungsreise hier und schließlich gab es da zwei nicht sehr geduldige Hundebrüder, die bestimmt nicht ewig auf einen trödelnden Mönch warten würden. Doch auch die Dämonenjägerin konnte nicht leugnen, dass das miese Wetter ihr die Laune verdarb.

Hoffentlich erreichen wir bald den Hain und können die Sache schnell hinter uns bringen, dachte Sango und sah in den wolkenverhangenen Himmel. Dabei achtete sie nicht darauf, wo sie hintrat und rutschte aus. Bevor sie hinterrücks auf den Boden fallen konnte, fing Miroku sie fröhlich auf.

"Hoppala", sagte er und lächelte schelmisch grinsend auf die in seinen Armen liegende Dämonenjägerin herab. Liebevoll und genüsslich nutzte er diese ideale Gelegenheit, um ihr über den Po zu streicheln.

"Nimm sofort deine schmutzigen Pfoten von mir, du perverser Lustmolch", schrie Sango und verpasste dem Mönch eine derartig gewaltige Ohrfeige, dass er die Gesänge aus dem Kloster wieder zu hören glaubte.

Beleidigt rieb sich Miroku seine rotleuchtende Wange.

"Also wirklich, wäre es dir lieber gewesen in den Schlamm zu fallen? Ich sag's ja, Undank ist der Menschen Lohn..."

"Halt mir bloß keine frommen Reden", grummelte Sango wütend, "und ab jetzt gehst besser du voran. Dich weiterhin in meinem Rücken zu haben, gefällt mir überhaupt nicht. Und glaub ja nicht, dass ich dich auffange, wenn du ausrutscht!"

Seufzend fügte sich Miroku in sein Schicksal und ging nun voran.
 

Einige Zeit später tauchte vor der Dämonenjägerin und dem Mönch ein kleines, düsteres Wäldchen aus immergrünen Eichen auf. Beide spürten sogleich die dämonische Aura, die davon auszugehen schien. Erstaunt beobachteten Sango und Miroku, dass der immer noch andauernde Nieselregen von dem Gehölz abprallte, als würde der ganze Hain unter einer schützenden Glasglocke stehen.

Miroku näherte sich vorsichtig dem Hain und stieß mit seinem Stab gegen die Luft vor sich. Die Luft flirrte daraufhin leicht und schimmerte wie eine sich kräuselnde Wasseroberfläche.

"Ein magischer Schutzkreis umgibt den Hain", stellte Miroku fest und zog eine Armkette aus Gebetsperlen aus seinem Gewand hervor, die er Sango überreichte: "Hier, trag die Kette, dann dürftest auch du diese magische Barriere durchschreiten können."

Sango legte sich das Kettchen ums Handgelenk, nahm ihren Hiraikotsu vom Rücken und folgte Miroku langsam und achtsam in den Hain. Ungehindert durchbrachen beide die hauchdünne, unsichtbare Barriere und gingen weiter. Die Luft im magisch ummantelten Hain war trocken, stickig und völlig still. Auch die Bäume sahen völlig starr und leblos aus, nicht ein Blatt regte sich.

"Wirklich unheimlich hier", meinte Sango und sah sich schaudernd um. Miroku ging schweigend weiter und stoppte dann urplötzlich wie eine erstarrte Salzsäule. Überrascht sah Sango an ihm vorbei und schnappte nach Luft.

Wenige Meter vor ihnen lag eine große, freie und kreisrunde Sandfläche, auf der zahllose Knochen und Schädel verstreut lagen. Es waren eindeutig die Überreste von vielen Menschen, die jemand fein säuberlich abgenagt hatte.

"Der Priester im Kloster hatte recht", murmelte Miroku bedrückt, "der Dämon hier ist den Menschen keinesfalls wohlgesonnen, außer sie kommen als Frühstück zu ihm."

Ein leises, vergnügtes Kichern antwortete dem Mönch. Sango und Miroku sahen auf und blickten auf einen gewaltigen, uralten und halb ausgehöhlten Baum, der am gegenüberliegenden Rand der Sandfläche mit den Knochen stand. Auf einem seiner unteren, breiten Äste saß im Schatten eine zierliche, dunkle Gestalt und lachte fröhlich vor sich hin.

"Wer bist du?", fragte Sango und umfasste fest ihren Knochenbumerang.

"Jemand, der euch zum Fressen gern hat", antwortete die Gestalt, sprang elegant vom Baum herab und trat auf den knochenübersäten Sandplatz.

Wieder schnappte Sango nach Luft und diesmal tat Miroku ihr es gleich.

Auf der Sandfläche stand ein menschlicher Dämon mit knöchellangen, schwarzen Haaren, dunkler Haut, dunkelbraunen Krallen und glänzend schwarzen Augen wie Obsidian. Oder besser gesagt eine Dämonin, denn die Gestalt hatte einen wohlgeformten, überaus attraktiven und eindeutig weiblichen Körper, den sie nur wenig unter einer freizügig geschnittenen Rüstung verbarg.

Miroku fielen fast die Augen aus dem Kopf. Da er offensichtlich nicht in der Lage war irgendeinen Ton von sich zu geben, wiederholte Sango ihre Frage noch einmal: "Wer bist du?"

Die reizvolle Dämonin lächelte neckisch. "Man nennt mich den ,Fesselmeister'", antwortete sie.

Ein fesselnder Anblick fürwahr, dachte Miroku und schluckte. "Ähm... äh, wir... äh, hätten nicht gedacht, dass... äh... unter den Waffendämonen eine Frau..."

"Es war niemals die Rede von DämonenBRÜDERN", fiel ihm Sango genervt ins Wort, "die alte Priesterin und Myoga haben immer nur von fünf Dämonengeschwistern gesprochen, als sie uns von dem Fesselbann erzählten. Es ist also gut möglich, dass einer von den Waffendämonen eine Frau ist."

"Klug erkannt", kicherte die Dämonin, "seid ihr etwa wegen dem Fesselbann hier? Hat euch einer meiner Brüder etwa mit diesem Fluch belegt?"

"Uns nicht", sagte Sango unwillig, "aber zwei...äh...Freunde von uns. Und wir wollen deine Waffe haben, um den Bann wieder zu lösen."

"Oho", meinte die Dämonin wieder kichernd, "ganz schön mutig für zwei schwache Menschen... Ich habe einen besseren Vorschlag. Bleibt doch zum Essen hier, ich koch uns auch was Feines..."

"Oh, gerne", sagte Miroku, "und wenn wir schon dabei sind, darf ich dich gleich fragen, ob du mir vielleicht ein Kind ge..."

"MIROKU !!!", schrie Sango lauthals, "bist du jetzt völlig durchgedreht?! Das ist keine Einladung zu einer gemütlichen Teestunde, die will UNS aufessen. Und wie kannst du von SO EINER auch noch ein Kind haben wollen? Du bist echt das Ekelerregendste, was ich je..."

"Ich störe euch nur ungern in eurer ehelichen Auseinadersetzung", flötete die Dämonin dazwischen, "aber..."

"WIR SIND NICHT VERHEIRATET!", brüllte Sango knallrot im Gesicht, "NICHT ALLE GEWALT DIESER WELT WÜRDE MICH DAZU BRINGEN DIESEN LÜSTERNEN, TOTAL VERRÜCKTEN MISTKERL ZU HEIRATEN!"

"He, hör auf mit deinem Geschrei", rief die Dämonin dazwischen, "das ist ja gemeingefährlich. Ich glaube, so eine Sirene wie dich sollte ich lieber schnell ausschalten!"

Darauf griff sich die 'Fesselmeisterin' an ihre Seite und hielt dann ein Kyoketsu shoge in der Hand. Blitzschnell schleuderte sie die an einem langen Seil befestigte Messerklinge auf Sango zu. Geistesgegenwärtig packte die Dämonenjägerin ihren großen Bumerang fester und hielt ihn als Schutzschild vor sich. Die mit einem Haken versehene Messerklinge des Kyoketsu shoge bohrte sich tief in den Hiraikotsu und blieb stecken. Mit einem höhnischen Lachen zog die Dämonin an dem Seil ihrer Waffe und entriss Sango damit den Bumerang. Flink sprang die 'Fesselmeisterin' zu dem weggezogenen Bumerang, machte die Messerklinge des Kyoketsu shoge wieder davon los und schleuderte diese erneut auf Sango zu.

Miroku schubste seine Gefährtin beiseite und wehrte das fliegende Messer mit seinem Stab ab. Dabei wickelte sich das am Messergriff befestigte Seil um seinen Stock, so dass die Dämonin nun auch ihm seine Waffe entreißen konnte. Seines Stabes beraubt zückte Miroku daraufhin einige Bannzettel und warf sie seiner Gegnerin entgegen. Doch die magischen Papiersiegel zeigten keine Wirkung.

Die Dämonin packte nun den Stahlring am anderen Ende des Seils ihres Kyoketsu shoge und warf ihn schwungvoll auf Miroku. Der Mönch wurde am Kopf getroffen und fiel bewusstlos zu Boden. Sango schrie entsetzt auf und lief zu ihm.

"So", lächelte die 'Fesselmeisterin' zufrieden, "einen hätten wir. Dieser süße Mönch wird mir besonders gut schmecken. Für Mönche habe ich ein ganz spezielles Rezept..." Kichernd wandte sich die Dämonin nun Sango zu: "Und jetzt zu dir, du schreiende Nervensäge!"

Die Dämonenjägerin zog ihr Schwert. Schützend stellte sie sich vor Miroku und hielt ihre Klinge drohend in die Höhe.

"Na, so was", wunderte sich die 'Fesselmeisterin' hämisch, "ich dachte, du kannst den Kerl nicht leiden?!"

Sango kümmerte sich nicht um die höhnische Bemerkung. Wutentbrannt lief sie mit gezücktem Schwert auf die Dämonin zu. Doch diese wich der Angreiferin geschickt aus und warf den Stahlring ihrer Waffe. Der Stahlring mit dem daran befestigten Seil flog mehrmals um Sango herum und wickelte so das Seil um ihren Körper. Die Dämonin fing den zu ihr zurückkehrenden Ring auf und zog fest am Seil. Gefesselt stürzte Sango zu Boden und schlug hart mit dem Kopf auf.

"Nummer zwei!", jauchzte die 'Fesselmeisterin' vergnügt, "es geht doch nichts über meine unschlagbare Fesseltechnik! Und jetzt gibt es endlich nach langer Zeit mal wieder was Gescheites zu essen."

Fröhlich vor sich hin pfeifend ging die Dämonin zu Sango, beugte sich zu der Bewusstlosen und befreite sie aus dem Seil ihres Kyoketsu shoge, das sie sich wieder an die Seite hing. Dann begann sie die Dämonenjägerin aus ihrer Rüstung zu schälen.

"Lass sie in Ruhe!"

Überrascht wandte die 'Fesselmeisterin' sich um und sah Miroku, der wieder aufgewacht und aufgestanden war. Ruhig und mit einem harten Ausdruck im Gesicht streckte er ihr eine Faust entgegen.

"Was soll das nun werden?", fragte die Dämonin belustigt und ging ein Stück von Sango weg, "soll ich jetzt Angst bekommen?"

"Du ahnst nicht, welche Kräfte du weckst", sagte Miroku bedrohlich leise, "zwing mich nicht sie einzusetzen."

"O weh", kicherte die Dämonin amüsiert, "jetzt bekomme ich aber wirklich Angst." Sie nahm ihr Kyoketsu shoge wieder in die Hand und zückte die Messerklinge ihrer Waffe. "Was willst du schon tun, kleiner Mönch? Ich werde dich außer Gefecht setzen und an einen Baum binden. Dann kannst du zuschauen, wie ich deine niedliche Freundin häute und verspeise!"

Miroku riss die Perlenkette von seiner Hand und öffnete die Faust. Ein kräftiger Sog erfüllte den Sandplatz und riss Knochen, Sand und Steine mit sich. Verzweifelt versuchte die 'Fesselmeisterin' sich dem saugenden Wind, der sie unerbittlich zum schwarzen Loch in Mirokus Hand zog, entgegen zu stemmen, doch es gelang ihr nicht. Nur noch wenige Schritte trennten die grausame Menschenfresserin von ihrem Schicksal.
 

Währenddessen kam Sango wieder zu sich, spürte den starken Wind in ihrer Nähe und sah auf. Als sie erkannte, dass Miroku dabei war die 'Fesselmeisterin' in sein Kazaana zu saugen, sprang sie schnell auf, rannte hinzu und griff nach der im schwarzen Loch verschwindenden Dämonin. Schnell schloss Miroku sein Kazaana bevor Sango auch noch aufgesaugt wurde und die Dämonenjägerin fiel polternd auf ihn. Zusammen stürzten die beiden zu Boden.

"Sango", sagte Miroku erschrocken, "was sollte das? Ich hätte dich beinahe auch ins schwarze Loch gezogen. Warum bist du der Dämonin hinterher gesprungen?"

"Naja", meinte Sango und hielt triumphierend einen Gegenstand in die Höhe: "wäre doch bedauerlich gewesen, wenn ich mir das nicht noch geschnappt hätte, bevor dieses grässliche Weib im Kazaana verschwand, oder?!"

Staunend sah Miroku auf das Ding in Sangos Hand: "Der Kyoketsu shoge der ,Fesselmeisterin'! Du hast ihr die Waffe noch entreißen können bevor sie endgültig aufgesaugt wurde. Das war ganz schön mutig und sehr gefährlich!"

"Mag sein", antwortete Sango freudestrahlend, "aber es war das Risiko wert. Stell dir vor, was Inu Yasha oder vor allem Sesshomaru mit uns machen würden, wenn wir ohne die gewünschte Waffe zurückkämen?!

Miroku nickte langsam. "Ja, da hast du recht. Zum Glück ist alles noch mal gut gegangen. Wir sind echt ein tolles Team, nicht wahr?"

Sango lächelte ihn fröhlich an. Doch dann bemerkte sie plötzlich, dass sie immer noch halb auf Miroku hockte. Und nicht nur das, ihr Oberkörper war halbnackt. Mit einem Schrei sprang Sango auf und versetzte dem Mönch, der sie ungeniert glücklich anstarrte, einen heftigen Hieb auf den Schädel. Dann rannte sie schnell von ihrem Gefährten weg und suchte das Oberteil ihrer Rüstung, das ihr die Fesselmeisterin in ihrem Hunger nach Menschenfleisch ausgezogen hatte.

Halb besinnungslos sackte Miroku zurück ins Gras und hörte laut um ihn herum jubilierende Himmelschöre singen.

"Ich wusste es doch", murmelte er leise vor sich hin, "wir sind echt ein tolles Team..."
 

_ _ _ _ _

So, damit wäre das neunte Kapitel geschafft. Und damit sind vier der fünf gesuchten Waffen beisammen! Unsere beiden Teams haben sich doch toll geschlagen, nicht wahr?

Aber, was ist jetzt eigentlich mit Inu Yasha und Sesshomaru passiert?

Was ist mit der fünften und letzten Waffe, die noch fehlt?

Und wie lange wird diese Geschichte denn eigentlich noch dauern?
 

Gerade zur letzten Frage kann ich zumindest schon mal eine Antwort geben. Eigentlich habe ich geplant die Story mit zwölf Kapiteln abzuschließen. Doch eventuell krieg ich das nicht ganz hin, kann sein, dass es ein oder zwei Kapis mehr werden. Wäre euch das recht oder wollt ihr vielleicht sogar eher eine etwas längere Geschichte? Sagt mir doch, was euch lieber ist: ein baldiger Abschluss oder lieber etwas länger andauernde Abenteuer. Ich passe die letzten Kapitel dann nach euren Wünschen an.
 

Also schreibt mir eure Meinung, Kommis kann ich sowieso immer gut brauchen!

Bis bald.

Ein Aufbruch und eine neue Gefahr

Huihuihui, das hat aber diesmal lange gedauert bis ich endlich das nächste Kapitel auf die Reihe bekommen habe. Entschuldigt, dass ihr so lange warten musstet. Doch ich war mit dem, was ich da so auf's Papier gebracht habe, zunächst überhaupt nicht zufrieden und so ganz bin ich es auch immer noch nicht...
 

Nun ja, also wie es scheint, favorisieren die meisten von euch eine etwas längere Geschichte. Freut mich sehr, dass ihr noch soviel Geduld aufbringt und gerne noch länger etwas über die ,Unzertrennlichen' lesen wollt. Deshalb werde ich liebend euren Wunsch erfüllen und meine Story noch um ein paar Kapitelchen verlängern. Ein paar nette Ideechen habe ich schon noch, die euch hoffentlich gefallen werden. Ob Inu Yasha und Sesshomaru das gefallen wird, ist natürlich eine ganz andere Frage... *hihi* (es ist so schön ein bisschen fies zu sein, arme Hundebrüder...)

Genug gelabert, ihr wollt sicher lieber wissen, was mit Inu Yasha und Sesshomaru in Kapitel 9 passiert ist (einige haben es ja schon erraten) und wie es mit dem Halbdämonen in Menschenform bzw. seinem ohnmächtigen Bruder weitergeht...
 

Also liebe Grüße an meine Kommentatoren und viel Vergnügen mit Kapitel 10!
 

Immer noch rat- und fassungslos starrte Inu Yasha am Boden hockend in sein Spiegelbild, das ihm die glänzenden Klingen von Tessaiga und Tensaiga zeigten. Fieberhaft ließ er die letzten Nächte vor seinem inneren Auge vorüberziehen und überdachte die zuletzt vergangene Zeit. Doch er kam immer wieder zu demselben Ergebnis:

"Das kann einfach nicht sein", murmelte er verstört vor sich hin, "erstens müsste immer noch Tag sein, denn soviel Zeit haben wir hier drinnen nicht verbraucht. Und zweitens ist die nächste Neumondnacht erst in über zwei Wochen. In der Nacht, als die Räuber das Dorf überfallen haben, haben wir doch erst zunehmenden Halbmond gehabt. Wieso also habe ich mich plötzlich in einen Menschen verwandelt?"

Grübelnd warf Inu Yasha einen Blick auf seinen weiterhin besinnungs- und reglosen Halbbruder neben sich. Hatte vielleicht dessen Kräfteverlust und dieser nervenaufreibende Fesselbann etwas damit zu tun? Es musste wohl so sein.

Seufzend lehnte sich Inu Yasha zurück an die Felsenwand und befestigte die verklebten, schimmernden Schwerter wieder an seiner Seite. Mittlerweile konnte er sich zumindest erklären, weshalb Tessaiga und Tensaiga leuchteten, und war sehr froh darüber. Die menschenschützenden Klingen bewahrten Inu Yasha offenbar vor den lebensgefährlichen Dämpfen, die überall im Tal der Nacht verbreitet waren und die ihn in seiner Menschenform ansonsten sicherlich umgebracht hätten. Nützlicherweise hatte das magische Leuchten der Schwerter zudem den angenehmen Nebeneffekt, dass der Halbdämon ein wenig Licht hatte und etwas sehen konnte. Ohne seine dämonischen Kräfte und die dazugehörigen Sinne wäre er sonst in dem dunklen Höhlenlabyrinth ziemlich aufgeschmissen und orientierungslos gewesen.

Trotzdem sah die Situation alles andere als rosig aus. Wie sollte Inu Yasha ohne Sesshomaru, der in seinem Zustand ja nicht einmal sich selbst helfen konnte, aus dem Labyrinth wieder herausfinden? Bereits auf dem Hinweg und als Halbdämon mit all seinen Kräften und Sinnen hatte Inu Yasha Schwierigkeiten gehabt sich in diesem Irrgarten zurecht zu finden. Er hatte sich völlig auf die weitaus besseren Sinne seines dämonischen Bruders verlassen müssen. Außerdem hatte er als Mensch nicht die Kraft den schweren Dämon lange Zeit herumzutragen. Folglich blieb ihm nichts anderes übrig als abzuwarten, ob und wann Sesshomaru wieder zu sich kommen würde.

Wirklich ganz toll, dachte Inu Yasha, jetzt hocke ich hier neben einem starren, leblosen Eisblock fest und kann bloß tatenlos die Wände anglotzen. Das war eine Situation, die der ungeduldige Halbdämon absolut nicht ausstehen konnte. Zu allem Überfluss bekam er auch noch langsam Hunger und musste ständig an Kagomes leckere Fertignudeln denken. Wenn das so weiterging, wurde er noch wahnsinnig.

Immer wieder musterte Inu Yasha unruhig seinen Bruder. Dessen zahlreiche Verletzungen sahen mittlerweile nicht mehr ganz so erschreckend aus. Erleichtert stellte Inu Yasha fest, dass die Selbstheilungskräfte des Dämons offensichtlich noch funktionierten, denn Sesshomaru blutete kaum noch und einige seiner Schnittwunden waren bereits verschwunden. Während Inu Yasha seinen Bruder betrachtete, wurde ihm auf einmal bewusst, dass ihn der Anblick merkwürdigerweise überhaupt nicht freute. Eigentlich hätte ihn doch jede so offen gezeigte Schwäche Sesshomarus mit Schadenfreude erfüllen müssen, aber der verwundete Zustand des Dämonen machte ihn kein bisschen froh. Im Gegenteil, er fühlte sich darüber eher unglücklich und irgendwie auch...

"Keh", schnaubte Inu Yasha ungehalten und drehte sich weg, "jetzt fange ich schon an mir um diesen Idioten Sorgen zu machen oder ihn zu bemitleiden. Ich glaub, so langsam drehe ich wirklich durch..."
 

"Inu Yasha-sama, endlich, ich habe Euch gefunden!"

Überrascht riss Inu Yasha die Augen auf und sah sich verdutzt um. Hatte er sich verhört oder hatte da gerade jemand nach ihm gerufen? Im gleichen Moment spürte er einen Pieks auf seiner Nase und schlug reflexartig darauf.

"Myoga! Wie kommst du denn hierher?"

Der plattgedrückte Flohgeist in Inu Yashas Hand brauchte eine Weile bis er wieder genug Kräfte gesammelt hatte, um sich aufzurichten und zu antworten:

"Ich habe von Kaede erfahren, dass Ihr mit Sesshomaru-sama ins Tal der Nacht aufgebrochen seid. Deshalb bin ich euch gefolgt, um euch zu helfen und euch von den Ergebnissen meiner Nachforschungen zu diesem fesselnden Bann zu berichten."

"Tatsächlich?" bemerkte Inu Yasha ironisch: "Und ich dachte schon, du hättest dich aus dem Staub gemacht."

"Also wirklich, Inu Yasha-sama, wie könnt Ihr nur so schlecht von mir denken. Auch Eurem Vater war ich stets ein sehr strebsamer und ergebener..."

Plötzlich betrat fauchend eine riesige, flammenumhüllte Katze mit zwei Schwänzen den Labyrinthgang und gab einen freudig schnurrenden Ton von sich.

"Oh, Kirara, du bist also auch hier", begrüßte Inu Yasha die sichtlich erfreute Katze. "Täusche ich mich oder warst du die freundlich treibende Kraft, die Myoga zu uns geführt hat?"

Das glänzend scharfe Gebiss der Dämonenkatze verzog sich zu einem Grinsen. Beschämt drehte Myoga sich weg und hüpfte dann von Inu Yashas Hand zu Sesshomaru.

"Er ist schon längere Zeit bewusstlos, ich habe allerdings keinerlei Ahnung warum", sagte Inu Yasha und erzählte schließlich von dem überstandenen Kampf gegen den ,Shurikenmeister'.

"Nun, das erklärt einiges", meinte daraufhin Myoga nach Inu Yashas Bericht. "Sesshomaru-sama hat zuviel seiner dämonischen Kraft in sein Schwert Tokijin gelegt und damit eine gewaltige Energiewelle freigesetzt. Dadurch und durch seine kräfteraubenden Verletzungen muss er fast sein ganzes Youki verbraucht haben. Durch die magische Verbindung zu ihm habt dann auch Ihr all Eure dämonischen Kräfte verloren, Inu Yasha-sama, weswegen ihr Euch in einen Menschen verwandelt habt.

"Aha", meinte Inu Yasha, "also ist das tatsächlich noch so eine blöde Nebenwirkung dieses bescheuerten Fesselbanns. Solange Sesshomaru kraftlos ist, bin ich ein schwacher Mensch... so ein Mist!"

"Seid froh, dass Ihr kein vollwertiger Dämon seid", versuchte der Flohdämon ihn aufzumuntern, "ohne Eure menschliche Seite wärt Ihr sonst auch bewusstlos geworden und wärt zusammen mit Eurem Bruder in der zusammenstürzenden Felsenhalle erschlagen worden."

"Hmpf", grummelte Inu Yasha, "so sind wir beide auch nicht überragend klasse dran. Wie lange bleibt denn das so?"

"Sesshomaru-samas Kräfte müssen sich erst wieder regenerieren. Das braucht seine Zeit. Durch den fesselnden Bann zwischen Euch beiden scheint das zudem sogar länger als gewöhnlich zu dauern. Ihr müsst Geduld haben."

Geduld war leider etwas, das Inu Yasha überhaupt nicht besaß.

"Ich will hier weg", maulte er, "dieser Ort hier ist zum Kotzen und außerdem habe ich Hunger!"

"Nun, dann würde ich vorschlagen wir kehren ins Dorf zurück", sagte Myoga, "Kirara kann Sesshomaru und Euch tragen. Eure Freunde waren ebenfalls erfolgreich und sind bereits auch wieder auf dem Rückweg. Kirara und ich sind ihnen begegnet, denn ursprünglich wollten wir ihnen helfen."

"Soso", frotzelte der Halbdämon, "du wolltest also lieber erst zu Sango und Miroku. Bei mir und Sesshomaru war es dir ängstlichem Floh wohl zu gefährlich, was?"

Beleidigt begann Myoga wegzuhüpfen: "Wenn Ihr so mit mir redet, könnt Ihr allein zurückkehren."

"HEY, warte", rief Inu Yasha schnell und lud dann den reglosen Körper seines Bruders auf Kiraras Rücken. Hastig kletterte er ebenfalls auf die Dämonenkatze und jagte Myoga hinterher, der befriedigt auf ihn wartete und auf seine Schulter sprang.

"Wie hast du eigentlich durch das Labyrinth zu uns gefunden und wie finden wir hier wieder raus?" fragte Inu Yasha den Flohgeist.

"Ich bin dem Duft von Eurem und Sesshomaru-samas Blut gefolgt", antwortete Myoga, "es riecht fast genau so schmackhaft und unverwechselbar wie das köstliche Blut Eures ehrenwerten Herrn Vaters. Diesen Duft würde ich überall finden. Und damit wir auch den Rückweg wieder hinaus finden, hat Kirara die richtigen Abzweigungen mit einem Rußstreifen markiert."

Ganz schön clever, dachte Inu Yasha, auf die Idee den Hinweg zu markieren, bin ich gar nicht gekommen. Und Myogas Geschmack an meinem Blut ist ja ebenfalls recht praktisch. Liebe geht halt doch durch den Magen... hmm, dabei fällt mir ein... ob Kagome wohl auch schon wieder zurück ist... und ob sie etwas zu essen mitgebracht hat?
 

Während in Inu Yasha die Gelüste auf Fertignudeln immer größer wurden, packte Kagome zuhause in ihrer Zeit gerade ihren Rucksack. Eigentlich wäre sie gern noch einen Tag länger daheim geblieben, aber ihre Sorge um ihre Freunde im Mittelalter ließ ihr einfach keine Ruhe. Bereits in der Schule hatte sie sich schon den ganzen Tag nicht konzentrieren können. Zudem nervten sie ihre Schulfreundinnen. An Erholung war da einfach nicht zu denken.

"Das war eine saudumme Idee nach Hause zu gehen", murmelte Kagome, "hoffentlich ist Inu Yasha nichts passiert. Was, wenn er mit Sesshomaru nicht zurecht kommt, und was, wenn dieser dritte Waffendämon viel gefährlicher als seine Geschwister ist. Was, wenn in diesem Tal der Nacht noch ganz andere Gefahren lauern? Und was ist mit Sango und Miroku? Wie konnte ich mich nur dazu überreden lassen ein Päuschen zu machen. So schwach bin ich nun auch wieder nicht..."

"Schwesterherz", ertönte plötzlich eine helle Stimme an der Tür von Kagomes Zimmer, "da ist jemand für dich!"

"Was?" Vedutzt sah Kagome auf und zu ihrem kleinen Bruder Sota.

"Ein gutaussehender Junge steht an der Haustür und möchte dich sprechen", erklärte Sota ihr grinsend.

"Ein Junge?" Rasch stand Kagome auf, schob ihren grinsenden Bruder beiseite und rannte zur Haustür. "Hojo-kun! Äh... das ist aber nett. Was machst du denn hier?"

Der Bursche vor der Tür strahlte sie freudig an und drückte ihr ein dünnes Heft in die Hand: "Du hast dein Aufsatzheft in der Schule liegen lassen. Und da wir ja bis morgen den Aufsatz abgegeben haben müssen, dachte ich, ich brin..."

"Ein Aufsatz? Bis morgen?" Völlig entgeistert starrte Kagome ihren Verehrer Hojo an. "Was für einen Aufsatz sollen wir denn schreiben?"

"Oh, deine Hirnhautentzündung muss aber schlimm gewesen sein... hast du vergessen, dass wir für den Geschichtsunterricht einen Bericht über die seit kurzem eröffnete Mittelalter-Ausstellung schreiben sollen?"

Panik kroch in Kagome hoch: "Auweia, das habe ich ja völlig vergessen. Ich habe mir diese Ausstellung ja noch nicht einmal angeschaut." Als ob sie nicht schon genug Mittelalter um die Ohren hatte, dachte sie dabei genervt.

"Wenn du möchtest, könnten wir ja heute noch zusammen hingehen", bot Hojo freundlich an, "ich erzähle dir gern das Wichtigste dazu. Dann kannst du den Aufsatz heute abend noch schreiben."

"Echt? Das würdest du für mich tun?"

"Aber natürlich. Das tue ich doch gerne."

Grübelnd legte Kagome ihre Stirn in Falten. Sie konnte es sich nicht leisten noch mehr in der Schule hinterher zu hinken. Viel zu viel hatte sie schon verpasst. Außerdem war Hojos Angebot wirklich sehr freundlich und nützlich. Sie wäre wirklich dumm und sehr unhöflich gewesen es abzulehnen. Schon allein auch deswegen, weil sie ihn bei all ihren Verabredungen ständig hatte sitzen lassen. Die Zeitreise musste eben noch ein wenig warten. Inu Yasha würde schon zurecht kommen, der sture Bock glaubte sowieso immer alles allein besser machen zu können. Warum sollte sie sich ständig um ihn sorgen?

"Also gut", meinte Kagome und lächelte Hojo lieblich an, "ich hole mir nur schnell einen Notizblock und zieh etwas anderes an, dann können wir gleich losgehen!"
 

Hätte Kagome gewusst, was sich in den Stunden, in denen sie mit Hojo die Mittelalter-Ausstellung besuchte, im wahren Mittelalter zutrug, wäre sie wahrscheinlich weniger leicht ruhig und sorglos geblieben. Denn Inu Yasha befand sich in einer äußerst brenzlichen Situation.

Alles hatte damit angefangen, dass Kirara auf dem Rückweg in Kaedes Dorf eine Pause benötigte. Nachdem die Dämonenkatze Inu Yasha, Sesshomaru und Myoga aus dem Tal der Nacht heraus gebracht hatte, war sie völlig erschöpft. Schließlich war sie vorher mit Myoga noch zum Nebelgebirge geflogen, um nach Sango und Miroku zu sehen, und war seit vielen Stunden ununterbrochen unterwegs gewesen. Jetzt auch noch länger die beiden Hundebrüder zu tragen, wurde ihr letztendlich zuviel. Deswegen landete sie noch etwa zwei Stunden von Kaedes Dorf entfernt am Rande eines riesigen Waldes neben einem kleinen Bach, um sich ausruhen zu können.

Inu Yasha war diese Unterbrechung der Rückreise gar nicht recht. Sein Hunger wurde langsam übermächtig und er war extrem neugierig auf Sangos und Mirokus Erlebnisse sowie auf Myogas Bericht zu dem magischen Bann. Doch der Flohgeist wollte erst berichten, was er Neues über den Fesselbann und den letzten zu findenen Waffendämon wusste, wenn die Gruppe wieder komplett war. Kiraras Erschöpfung zwang den Halbdämonen somit dazu sich wieder einmal in der ihm überaus verhassten Geduld zu üben.

Als Kirara landete und sich müde zusammen rollte, hob Inu Yasha seinen immer noch bewusstlosen Bruder vom Rücken der großen Dämonenkatze und legte ihn vorsichtig zu Füßen eines Baums im Gras ab. Kirara verwandelte sich in ihre kleine Form und schlief augenblicklich ein. Auch Myoga war eingepennt und döste im Fell der Katze.

Leicht genervt betrachtete Inu Yasha das schlafende Trio und starrte dann in den wolkenverhangenen Himmel. Es schien später Nachmittag zu sein. Der Boden war nass, was darauf schließen ließ, dass es geregnet hatte. Wenigstens hatte der Regen zur Zeit aufgehört.

Hungrig wandte sich Inu Yasha dem nahegelegenen Bach zu und mühte sich daraufhin beim Fischfang ab. Als Mensch bereitete ihm das ziemliche Schwierigkeiten. Fluchend klatschte Inu Yasha mit seiner Hand auf die Wasseroberfläche, als ihm die glitschigen Fische immer wieder entwischten.

"Vielleicht solltest du lieber Beeren pflücken gehen", sagte eine sarkastische Stimme in Inu Yashas Rücken. Erschrocken fuhr der Halbdämon herum und sah Sesshomaru leicht aufgerichtet im Gras sitzen. Er lehnte sich an den Baumstamm hinter sich und blickte Inu Yasha aus kalt glänzenden Augen an. Sofern es ihn verwunderte seinen Bruder in menschlicher Gestalt zu sehen oder er sich fragte wie er hierher gekommen war, ließ er sich davon nichts anmerken.

"Oh, du bist wach!"

"Was für eine überragende Erkenntnis!"

"Geht es dir gut?"

"Seit wann machst du dir Sorgen um deinen älteren Bruder?"

"Pah", schimpfte Inu Yasha zornig, "du bist mir scheißegal. Ich will bloß wissen, ob du jetzt deine dämonischen Kräfte zurück hast. Denn erst dann werde ich endlich wieder meine Menschengestalt los."

"Da muss ich dich leider enttäuschen", bemerkte Sesshomaru widerwillig und schloss kurz müde die Augen. Offensichtlich war ihm die Situation auch nicht besonders angenehm. "Mein Youki ist leider noch nicht ganz wiederhergestellt. Deswegen kann ich mich immer noch fast gar nicht bewegen."

"Was hast du da eigentlich gemacht, dass du so ausgelaugt bist?" fragte Inu Yasha neugierig. "Ich hätte nie gedacht, dass dich ein Kampf dermaßen schwächen könnte."

Sesshomarus eisig funkelnde Augen verengten sich zu Schlitzen.

"Tokijin ist nicht so leicht zu handhaben wie Tessaiga. Um diesem Stahl ähnliche Fähigkeiten wie deinem Schwert zu verleihen, muss ich es mit meiner Kraft stärken. Eine übermäßige Freisetzung meiner Kräfte ist allerdings sehr schwer zu kontrollieren. Ich hätte dabei auch mich selbst inklusive des ganzen Tals der Nacht und dir in die Luft sprengen können. Wäre dir das lieber gewesen?"

Ein wenig betreten sah Inu Yasha zur Seite. Es war nicht fair, sich über Sesshomarus bewegungsunfähigen Zustand lustig zu machen. Immerhin hatte sein Bruder so den vervielfältigten ,Shurikenmeister' besiegt, ihnen beiden damit das Leben gerettet und für Inu Yashas Schutz sogar gefährliche Verletzungen in Kauf genommen. Und irgendwie hatte Inu Yasha das Gefühl, dass er das alles nicht nur getan hatte, um bloß sich selbst zu retten.

"Ähm... danke für deine Hilfe und deinen Schutz", murmelte der Halbdämon leise und entschuldigend.

Sesshomaru sagte nichts. Erst nach einer Weile betretenen Schweigens bemerkte er tonlos: "Du hast mich getragen..."

Ach du Schreck, dachte Inu Yasha, ist er jetzt wegen dieser für ihn peinlichen Behandlung sauer? Wahrscheinlich würde er mir nun am liebsten an die Kehle springen, wenn er sich richtig bewegen könnte.

"Äh ja, also, ich musste dich zwangsweise tragen", erklärte der Halbdämon hastig, "die Felsenhalle war nach deinem Vernichtungsfeldzug gegen den ,Shurikenmeister' nicht mehr in bestem Zustand und wäre fast über uns zusammengekracht."

"Dann sind wir ja quitt", stellte Sesshomaru trocken fest, "danke."

Danke? Inu Yasha fielen fast die Augen aus dem Kopf. Sein arroganter, überstolzer Bruder bedankte sich bei ihm? War das etwa ernst gemeint oder war Sesshomaru nur erleichtert, dass er nicht in Inu Yashas Schuld stand und ihn so bei der nächstbietenden Gelegenheit nach Lösung des Fesselbanns ruhigen Gewissens umbringen konnte?

Der Dämon äußerte sich nicht weiter dazu. Stattdessen drehte er leicht seinen Kopf und sah zum Wald.

"Wir bekommen Besuch", sagte er.

Inu Yasha erschrak und sah ebenfalls zum Wald. Das hatte ihnen gerade noch gefehlt. Einen feindlichen Angriff, während Kirara völlig erschöpft, Sesshomaru bewegungsunfähig und er selbst ein schwacher Mensch war, konnten sie nun wirklich nicht gebrauchen. Hoffentlich erwies sich der Besuch, den Sesshomaru gewittert hatte, als harmlos.

Leider erwiesen sich die Hoffnungen des Halbdämonen als umsonst.

"Ja, da schau einer an", höhnte eine lispelnde Stimme aus den Waldesschatten, "so eine nette überraschung! Wer hätte gedacht, dass wir uns nochmals unter solch interessanten Umständen wiedersehen."

Entsetzt starrte Inu Yasha die grobschlächtige Gesatlt an, die nun mit einem gezückten Schwert in der Hand zwischen den Bäumen hervor trat und ihn zahnlückig angrinste.

"Nicht du schon wieder", stöhnte der Halbdämon, "hast du denn immer noch nicht genug und immer noch nicht genug Zähne verloren?"

Der Räuber vor ihm verbreiterte sein Grinsen.

"Ich glaube, wir haben da noch eine kleine Rechnung wegen meinem kleinen Schätzchen offen", meinte der Schurke spöttisch, "und dieses Mal scheinen meine Chancen gegen euch dreckigen Dämonenabschaum ja deutlich besser zu stehen, nicht wahr, du verabscheuungswürdiges Halbblut? Jetzt wirst du und dein widerwärtiger Gefährte endlich dafür büßen, dass ihr mir meinen Splitter abgenommen habt."

Hohnlachend winkte der Räuber mit einer Hand, woraufhin weitere Gestalten aus dem Wald hervorbrachen und sich vor dem Halbdämonen aufbauten. Inu Yasha schluckte hart. Das durfte doch nicht wahr sein, dieser räuberische Mistkerl hatte sich wieder Verstärkung zugelegt und die war nicht ohne. Denn der Räuber hatte nicht nur weitere Menschen bei sich, sondern wurde auch von einigen Dämonen in großer Spinnenform begleitet. Wo hatte er denn die alle aufgegabelt?

Das sah alles überhaupt nicht gut aus, Inu Yashas Feinde schienen zudem genau zu wissen wie hilflos und schwach er und sein Bruder zur Zeit waren. Wie sollten sie sich gegen diese übermächtigen Feinde zur Wehr setzen?
 

_ _ _ _ _

Oh, ich weiß, ich bin sooo gemein... Erst lasse ich euch ewig auf ein neues Kapitel warten und dann höre ich ganz fies mit einem Cliffhanger auf. Wie gut, dass ihr mich über das Internet nicht umbringen könnt...
 

Was wird nun passieren?

Wird Inu Yasha sich und Sesshomaru retten können?

Oder stehen wir jetzt vor dem tragischen Ende der Geschichte?
 

Öhm, na ja, ich habe euch ja eigentlich eine noch etwas länger andauernde Geschichte versprochen, also lasst euch überraschen... (*ganz fies lach*) Ich verspreche auch euch dieses Mal nicht ganz so lange warten zu lassen.

Kommentare wären wieder supernett!

Eine kritische Lage

Hallo, wie versprochen habe ich mich nach meinem bösartigen Cliffhanger mit der Fortsetzung meiner Story beeilt!

Für unsere beiden unzertrennlichen Brüder sieht es ganz schön übel aus. Und Sesshomaru hätte wohl nie gedacht einmal in eine für ihn solch unerträgliche Situation zu kommen. Jetzt ist er doch glatt von seinem Bruder abhängig, der im Moment zu allem Überfluss auch noch ein Mensch ist! Was wird der ,arme' Hundedämon noch alles ertragen müssen?

Nun, das wird euch das nächste Kapitel verraten.
 

Ich wünsche euch allen wieder viel Spaß und Spannung beim Lesen!
 

Langsam und höhnisch lachend begannen die Räuber Inu Yasha und seine drei Gefährten einzukreisen. Hinter den Banditen bauten sich die spinnenartigen Dämonen bedrohlich wie eine schwarze, haarige Mauer auf und bewegten klickend ihre borstenbesetzten Mundwerkzeuge.

Inu Yasha wich etwas zurück und stand nun direkt und schützend vor seinem Bruder, der reglos sitzend am Baum lehnte und die Angreifer kühl musterte.

Das Lachen der Gesetzlosen und das Klickern der Spinnendämonen weckte Kirara aus ihrem tiefen Schlaf. Miauend sprang sie auf und sauste flink an Inu Yashas Seite. Der Flohdämon in ihrem Fell fiel dabei zu Boden und wurde ebenfalls unsanft aus seinen Träumen gerissen.

"Inu Yasha-sama... Sesshomaru-sama... was...", murmelte er verwirrt und schrie dann alarmiert: "was ist denn hier los? ... ah, HILFE!"

Ängstlich hüpfte Myoga zwischen Inu Yasha und seinem Halbbruder hin und her und spähte nach einem Fluchtweg. Doch eine Flucht war unmöglich, denn die vier Gefährten waren mittlerweile völlig von ihren Feinden umringt. Myoga blinzelte panisch und überlegte daraufhin verzweifelt bei wem der beiden dämonischen Brüder er sicherer aufgehoben wäre. Zu einem befriedigenden Ergebnis kam er dabei allerdings nicht. Inu Yasha hatte als Mensch gegen das runde Dutzend aus Räubern und riesigen Spinnendämonen sicherlich keine Chance und auch Sesshomaru sah bisher immer noch nicht sehr wehrfähig aus.

In der vagen Hoffnung der Hundedämon könnte seine Kräfte vielleicht schneller als erwartet regenerieren hüpfte Myoga schließlich zu Sesshomaru und versteckte sich in dessen Rücken.

Sesshomaru bedachte das verängstigte Verhalten des Flohgeistes mit einem eisig abfälligen Blick aus den Augenwinkeln, sagte aber nichts dazu. Stattdessen beobachtete er äußerlich völlig gelassen und emotionslos wirkend Inu Yasha vor sich.

Der Halbdämon breitete seine Arme aus, versteifte seine Hände wie zu einem krallenartigen Angriff und stellte sich mutig in Kampfposition. Sesshomaru konnte nicht umhin ihm dafür ein wenig Bewunderung zu zollen. Anstatt aufzugeben war Inu Yasha trotz seiner Schwäche fest entschlossen zur Not sogar mit den bloßen Händen seiner machtlosen Menschenform um sein Leben und das Leben anderer zu kämpfen. Dieser Überlebenswille und Mut angesichts einer eigentlich hoffnungslosen Lage imponierte Sesshomaru. Andererseits verärgerte es ihn zutiefst wehrlos hinter Inu Yasha sitzen zu müssen und momentan von seinem Schutz abhängig zu sein. Inu Yasha würde wenigstens ehrenvoll kämpfend sterben können. Doch Sesshomaru saß würde- und hilflos am Boden fest und musste sich untätig von einem Halbdämonen in Menschenform gegen einen beschämenden Haufen aus Räuberabschaum und niederen Dämonen verteidigen lassen. Das war eine für ihn mehr als schmachvolle und kaum erträgliche Situation.

Der zahnlückige Räuberhauptmann genoss die Situation dagegen sehr. Zufrieden grinsend nahm er einem seiner Gefolgsleute ein Schwert ab und warf es Inu Yasha vor die Füße.

"Da, du lächerlicher Unglückswurm, damit kannst du dich ein bisschen verteidigen. Deine komischen, aneinander klebenden Rostklingen scheinen ja nicht viel zu taugen. Ich will mal nicht ganz unfair sein und dir zumindest eine kleine Chance lassen! Sonst macht es ja auch gar keinen Spaß."

Wutentbrannt ballte Inu Yasha die Fäuste. Doch er unterdrückte seinen Stolz und hob das ihm hingeworfene Schwert auf. Er konnte jede noch so kleine Chance brauchen und war nicht gewillt auf eine vielleicht helfende Sache zu verzichten.

Kirara sah den Halbdämonen mit schief angelegtem Kopf an und miaute sorgenvoll.

"Schon gut, Kirara", sagte Inu Yasha leise und beruhigend, "tu einfach, was du kannst, und beschütze Sesshomaru. Ich komme schon zurecht."

"Willst du nicht lieber aufgeben?" höhnte der Banditenführer: "Dann mache ich es kurz und schmerzlos für euch alle."

"Keh", spuckte Inu Yasha verächtlich aus, "da kennst du mich aber schlecht, wenn du glaubst ich würde um mein Leben betteln. Dich und deinen ehrlosen Haufen mache ich auf der Stelle fertig!"

Ohne noch weiter zu zögern sprang der Halbdämon den nächstbesten Räuber in seiner Nähe an und stach mit dem Schwert zu. Der so plötzlich Angegriffene wich überrascht zurück und lag gleich darauf verwundet am Boden.

Der Räuberhauptmann runzelte auf diese Aktion hin zornig seine Stirn und streckte sein Schwert in Richtung des Halbdämonen aus. "Los, hackt dieses unverschämte, menschliche Halbblut in Stücke", befahl er seinen Getreuen.

Sofort stürzten alle Räuber auf Inu Yasha zu und überfielen ihn mit blitzenden Klingen von allen Seiten. Tapfer und verzweifelt setzte sich der Halbdämon zur Wehr, doch er war hoffnungslos unterlegen und konnte auf Dauer unmöglich alle auf ihn gezielten Schwert- und Lanzenhiebe abwehren. Nur sein schützendes Gewand aus Feuerrattenhaar verhinderte, dass er schwer verletzt wurde.

Kirara konnte nicht länger zuschauen. Mit einem grollenden Fauchen nahm die Dämonenkatze trotz ihrer Müdigkeit all ihre Kräfte zusammen und verwandelte sich in ihre große Form. Wütend preschte sie auf Inu Yashas Feinde zu und drängte sie zurück. Dadurch verschaffte sie dem Halbdämonen etwas Freiraum, den er sogleich nutzte, um zwei seiner Gegner zu erledigen.

"Soso, das Kätzchen will unbedingt auch mitspielen", meinte der Räuberhauptmann daraufhin, "dann wollen wir mal sehen wie euch meine süßen, lieben Spinnenfreunde gefallen!"

Energisch hob der Bandit seine Hand, woraufhin sich die großen, spinnenartigen Dämonen, die bisher ruhig abwartend im Hintergrund gestanden hatten, in Bewegung setzten. Knisternd und knackend stelzten sie durch das nasse Gras auf Inu Yasha und Kirara zu. Leise kichernd und klickend öffneten sie dabei ihre Mäuler und richteten ihre vielen, schwarzglitzernden Punktaugen auf den menschlichen Halbdämonen und seine flammende Begleiterin. Schwärzlichgrüner Geifer rann von den widerborstigen Mundwerkzeugen der Spinnen herab und tropfte zäh zu Boden.

"Einen Schritt näher, ihr sabbernden, achtbeinigen Schleimspucker, und ich mache Sushi aus euch!" Ein feuriges Knurren von Kirara begleitete Inu Yashas mutige Drohung. Doch die Spinnendämonen ließen sich davon in keiner Weise beeindrucken. Mit gespreizten Zangen und Klauen griffen sie an.

Schnell verbiss sich Kirara in eine der riesigen Spinnen und riss ihr mehrere Beine ab. Schmerzerfüllt kreischte der Spinnendämon auf und fiel plump zu Boden. Dunkelviolettes Blut verfärbte das Gras. Auch Inu Yasha war nicht faul und hackte mit seinem räuberischen Schwert wie wildgeworden auf jedes haarige Bein und jede borstige Klaue ein, die ihm zu nahe kam.

Mit wachsender Ungeduld beobachtete der Räuberhauptmann das Gefecht. Es schien ihm unglaublich, doch er musste erkennen, dass sich Inu Yasha mit Unterstützung der Dämonenkatze auch in seiner Menschengestalt wacker zu verteidigen wusste. Immer mehr Spinnen verloren ihre Beine oder wurden andersartig verletzt und einige lagen bereits zerhackt oder zerfetzt auf dem Boden.

Schließlich wurde es dem Schurken zu bunt, er wollte keine Zeit mehr verlieren und beschloss einem effektiveren Plan zu folgen. Mit einer unauffälligen, befehlenden Geste schickte er nun wieder seine Räuber in den tobenden Kampf dazu. Diese zusätzlichen Angreifer trieben Kirara und Inu Yasha daraufhin in entgegengesetzte Richtungen voneinander weg zum Bach hin.

Unbemerkt zogen sich währenddessen einige der Spinnendämonen aus dem Gefecht zurück und sprangen dann fast zeitgleich und überraschend Sesshomaru an, der ungeschützt zurückblieb.

"Sesshomaru!" schrie Inu Yasha entsetzt, als er das Ablenkungsmanöver der Räuber durchschaute und dann sah wie der bewegungsunfähige Hundedämon von den haarigen Spinnenleibern überfallen und völlig bedeckt wurde. Verzweifelt versuchte der Halbdämon sich zu seinem wehrlosen Bruder durchzukämpfen.

Kirara fauchte, unter wildem Auflodern des sie umhüllenden Feuers schleuderte die Dämonenkatze ihre Feinde um sich herum einige Meter fort und warf sich dann den Spinnendämonen bei Sesshomaru entgegen. Auch die den Halbdämonen bedrängenden Angreifer wurden von dem heftig flackernden Feuer zurückgedrängt und verschafften Inu Yasha so eine kurze Atempause. Der rannte schnell zu seinem Bruder und kniete sich besorgt neben ihn.

Sesshomaru war leicht zur Seite gesackt und hatte kaum merklich und unwillentlich zu zittern begonnen. "Verdammt...", entfuhr es ihm.

"Alles in Ordnung?" fragte Inu Yasha und ergriff seinen Bruder am Arm.

"Diese niederrangigen Spinnenkreaturen haben mir in ihrer Feigheit ein starkes, tödliches Gift injiziert", fluchte Sesshomaru, "wenn ich bei Kräften wäre, hätte ich diesen jämmerlichen Abschaum schon längst zerrissen. Wie können sie es nur wagen..."

"Ein todbringendes Gift?", fragte Inu Yasha entsetzt: "Kannst du es neutralisieren?"

"Unter normalen Umständen können mir solche kläglichen Giftattacken nichts anhaben. Doch unter diesem verdammten Fesselbann verhalten sich meine Kräfte etwas anders und regenerieren sich zu langsam."

Das klang nicht gut. Erschüttert musterte Inu Yasha seinen Bruder. Obwohl dieser eisern versuchte seine Schwäche zu verbergen, konnte der Halbdämon dennoch deutlich sehen wie sehr Sesshomaru unter der Wirkung des Spinnengifts zu kämpfen hatte. Kalt glänzender Fieberschweiß rann seine Schläfen herab, seine Haut fühlte sich heiß an und sein bewegungsloser Körper hatte sich krampfartig versteift. Seine Schmerzen mussten fast unerträglich sein.

Hastig überlegte Inu Yasha wie er ihm helfen konnte. Dabei fiel sein Blick auf Myoga an Sesshomarus Seite und blitzartig kam ihm die erhellende Erkenntnis. Der Flohgeist hatte sich in einer ähnlichen Situation schon einmal bei ihm selbst als Rettung erwiesen.

"Myoga", befahl der Halbdämon dem vor Furcht völlig erstarrten Flohdämonen, "sauge schnell das Gift aus Sesshomarus Körper!"

"Ich brauche keine Hilfe", zischte Sesshomaru verärgert, "mit diesem albernen Gift werde ich schon alleine fertig."

"Sei nicht blöde", schimpfte Inu Yasha, "glaubst du, es bringt uns irgendwas, wenn du wegen deiner Sturheit sinnlos noch mehr von deinem Youki verschwendest und deswegen wieder bewusstlos wirst oder stirbst? Ich habe echt keinen Bock darauf, dass du plötzlich krepierst und mich damit wehrlos mit ins Jenseits reißt."

Sesshomaru biss gepeinigt die Zähne zusammen. Diese Situation war nicht nur wegen seinen grauenvollen Schmerzen kaum auszuhalten. Seine beschämende Hilflosigkeit trieb ihn in den Wahnsinn, nie hätte er gedacht einmal so etwas durchmachen zu müssen. Innerlich fluchend und die ganze Welt verwünschend, ließ er schließlich Myoga das vergiftete Blut aus seinem Körper saugen. In seiner Bewegungsunfähigkeit hätte er sich gegen diese Behandlung sowieso nicht wehren können.

Der Flohgeist schwoll beim Saugen zu einem Vielfachen seiner Körpergröße an und kullerte schließlich als kopfgroßer, praller Ball beiseite. Völlig fertig und außer Gefecht gesetzt blieb er auf dem Rücken liegen und begann mühselig das herausgesaugte, giftvermischte Blut neutralisierend zu verdauen. Inu Yasha wandte sich währenddessen wieder seinen Feinden zu, die Kiraras Attacke überstanden hatten und wieder auf ihn zukamen. Er wusste, noch einmal durfte er keinen von ihnen an sich oder Sesshomaru heranlassen. Einen weiteren Giftangriff oder eine andere schwerwiegende Verletzung würden sie beide sicher nicht überleben.

Unglücklicherweise konnte sich Inu Yasha nicht mehr auf Kiraras Unterstützung verlassen, denn die Dämonenkatze hatte nach ihrem wilden Angriff nun auch keine Kräfte mehr und war zu ihrer kleinen Form zusammengeschrumpft. Mit gesträubtem Fell und peitschenden Schwänzen stand sie jetzt harmlos und winzig wirkend neben dem Halbdämonen und miaute trotzig.

Dieser Anblick entlockte dem Räuberhauptmann eine neue, bösartige Lachsalve: "Hach, ihr seid zu amüsant. Doch ich denke, ich habe nun genug Spaß gehabt. Bringen wir es zuende!"

Mit einem genüsslichen Grinsen schob der Bandit sein Schwert in die Scheide und nahm einen langen Bogen von seinem Rücken. Betont langsam zog er weiterhin einen Pfeil hervor, legte ihn an und spannte die Sehne des Bogens. Seine Gefolgsleute taten es ihrem Anführer gleich. Die übriggebliebenen Spinnendämonen standen unruhig und gierig klickernd im Rücken der Räuber und begannen in Erwartung einer köstlichen Mahlzeit kräftig zu geifern.

Die Aussicht von Pfeilen durchbohrt im Magen ekliger Riesenspinnen zu landen entsprach zwar nicht Inu Yashas Vorstellung von einem ehrenvollen Tod, aber er wollte seinen Feinden sicher nicht die Genugtuung geben jämmerlich dazustehen. Selbstbewusst reckte er die von den Räubern erhaltene Klinge in die Höhe und war fest entschlossen bis zum letzten Atemzug zu kämpfen. Kirara zeigte dieselbe Absicht und auch Sesshomaru ließ selbst in seiner unwürdigen Lage keineswegs von seinem Stolz ab.

Stumm wechselten die Brüder kurz einen Blick. Sesshomarus Augen blieben undurchdringlich. Inu Yasha wusste nicht, was sein Bruder dachte oder fühlte, doch irgendwie war der Halbdämon froh ihn neben sich zu haben und empfand sogar ein wenig Stolz am Ende kämpfend neben ihm zu stehen.

Nur eines fehlte ihm und dieser Gedanke fuhr Inu Yasha wie ein schmerzender Blitzstrahl durch die Brust. Kagome..., dachte er, wie gerne würde ich noch einmal dein Lächeln sehen...

Doch es war sicher besser so. Es machte den Halbdämonen glücklich, dass Kagome in Sicherheit war und seinen Tod nicht mit ansehen musste. Sie würde sicher weinen, kam es Inu Yasha in den Sinn, ich möchte nicht, dass sie weint... Sie soll niemals unglücklich sein...
 

Die Räuber schossen ihre Pfeile ab. Inu Yasha musste unwillkürlich daran denken wie Sesshomaru ihn vor der vervielfältigten Übermacht des ,Shurikenmeisters' bewahrt hatte und warf sich reflexartig schützend vor seinen Bruder. Der Großteil der Pfeile traf Inu Yasha daher mit ganzer Wucht und durchschlug auch teils sein schützendes Feuerrattengewand. Kirara wurde ebenfalls getroffen und fiel schmerzvoll miauend zur Seite.

Sofort legten die Räuber erneut Pfeile an und ließen einen weiteren Pfeilregen auf den Halbdämonen los. Inu Yasha brach in die Knie. Daraufhin zogen die Gesetzlosen triumphierend aufschreiend ihre Schwerter, stürmten auf den zusammengebrochenen Halbdämonen zu und schlugen ihn endgültig zu Boden.

"Genug!" brüllte der Räuberhauptmann laut: "Wartet, den Rest will ich selbst erledigen!"

Hohnlachend ging der Anführer zu dem am Boden liegenden, blutüberströmten Körper im nassen Gras und zückte sein Schwert.

Doch gerade, als er Inu Yasha den Kopf abschlagen wollte, sauste ein hellgrün leuchtender Energiestrahl durch die Luft und trennte ihm die Hand samt Schwert ab. Erschreckt wich der Räuber zurück, links und rechts neben ihm fielen seine Getreuen getötet auf die Erde. Der Räuber sah auf und blickte erschaudernd in zwei harte, goldschimmernde Auge, die ihn wie Eisspeere zu durchbohren schienen.

"Gewürm!", sagte Sesshomaru tonlos und stand ruhig auf. Mit einer fast lässig wirkenden Geste streckte er seinen Arm aus und bewegte leicht seine Hand. Seine langen, krallenartigen Fingernägel glänzten grünlich.

Das war das Letzte, das der Räuberhauptmann hörte und sah, dann war sein unrühmlicher Auftritt auf Erden beendet.

Nun waren nur noch die restlichen Spinnendämonen übrig. Geifernd und wütend kreischend trippelten sie auf den ausdruckslos dastehenden Hundedämonen zu.

"Huh", meinte Sesshomaru verächtlich, "ihr jämmerlichen Giftkäfer wagt es mich nochmals anzugreifen?! Dann werde ich euch eben zeigen wie ein echtes und gut gemachtes Gift aussieht!"

Blitzschnell sprang der Hundedämon den Spinnen entgegen und ließ seine Giftklaue aufflammen. Mit einem grimmigen "Dokkaso!" löschte er alle feindlichen Spinnenkreaturen in einem einzigen Rundumschlag aus und verätzte sie zu qualmenden Aschehaufen. Dann landete er elegant neben Inu Yasha im Gras und ließ seine Blicke über die sterblichen Überreste der getöteten Räuber und Dämonen schweifen.

"Wie dumm von ihnen", dachte er abschätzig dabei, diese erbärmlichen Idioten haben viel zu lange herumgespielt und mir dadurch genug Zeit gegeben meine Kräfte zu regenerieren. Wären sie stattdessen sofort mit aller Macht über uns hergefallen, hätten sie uns töten können. Man sollte eben stets die schnellste und effektivste Methode beim Vernichten seiner Feinde favorisieren, das ist eindeutig die bessere Lösung.

Abfällig schnaubend wandte Sesshomaru sich ab und kniete sich neben seinen schwer verletzten Bruder. Genau in diesem Moment begannen Inu Yashas schwarze Haare zu schimmern und färbten sich weiß. Die Fingernägel an seinen Händen, die immer noch krampfhaft das Schwert der Räuber umklammerten, verlängerten und verformten sich zu Krallen. Zuletzt tauchten seine Hundeohren zwischen seinen Haaren auf.

Die Rückverwandlung in seine halbdämonische Form kam keinesfalls zu früh, nur wenige Minuten länger und Inu Yasha wäre in seiner Menschengestalt seinen schweren Verletzungen erlegen. Auch mit seinen zurückgewonnenen, dämonischen Kräften sah er weiterhin übel aus. Schwerfällig richtete er sich etwas auf und stöhnte leise.

Als er seinen Bruder neben sich kniend entdeckte, nahm sich Inu Yasha so gut er konnte zusammen. Gerade vor Sesshomaru wollte er sich keinesfalls anmerken lassen wie schlecht es ihm eigentlich ging.

"Na endlich", knurrte er deshalb nur und sah seinen Bruder betont frech an, "ich dachte schon, du kommst überhaupt nicht mehr auf die Beine. Dein Youki stammt wohl von einer lahmen Schnecke ab. Müssen deine Rettungsaktionen eigentlich immer erst auf den allerletzten Drücker erfolgen? Wenn das so weitergeht, werden wir tatsächlich noch gemeinsam die Hölle besuchen müssen."

Sesshomaru zog verärgert die Augenbrauen zusammen und überlegte, ob er Inu Yasha für seine unverschämte Bemerkung einen deftigen Schlag verpassen sollte. Doch der Halbdämon sah nicht so aus, als ob er eine weitere Prügelei überstehen würde, und es wäre zu lachhaft gewesen, wenn Inu Yasha nach seinem überraschend zähen Durchhaltevermögen nun an einer Ohrfeige sterben würde.

Emotionslos stand Sesshomaru auf, stellte sich mit seinem Rücken zu Inu Yasha an das Ufer des nahegelegenen Bachs und blickte starr in den sich verdüsternden Spätnachmittagshimmel. "Ruh dich aus", sagte er kühl, "in einer Stunde brechen wir auf."

Hmm, das ist ja sogar richtig freundlich für seine Verhältnisse, dachte Inu Yasha und rappelte sich mühselig auf. Erschöpft ließ er sich neben dem Baum, vor dem Sesshomaru längere Zeit reglos gesessen war, wieder zu Boden fallen und zog mit schmerzverzerrtem Gesicht die Pfeile aus seinem Körper.

Danach griff er nach der in der Nähe liegenden, verletzten Dämonenkatze und zog auch ihr vorsichtig einen Pfeil aus der Seite. Kirara maunzte etwas kläglich, machte ansonsten aber einen erlösenden Eindruck. Sie hatte die Angriffe gut überstanden, würde sich allerdings in nächster Zeit wahrscheinlich nicht verwandeln und fliegen können. Das bedeutete, die Rückkehr in Kaedes Dorf musste wohl zu Fuß stattfinden.

Der Gedanke an das Dorf und an seine Freunde heiterte Inu Yasha auf. Kagome fiel ihm wieder ein und Erleichterung überflutete ihn. Sie war in Sicherheit, nichts hatte ihr geschehen können, und, was am schönsten war, er würde sie wiedersehen. Inu Yasha sehnte sich auf einmal ungeheuer nach ihrem Lächeln und ihrem Duft.

"Kagome...", hauchte er leise und gedankenverloren.

"Dieses Menschenweib scheint dir ja extrem wichtig zu sein", bemerkte Sesshomaru ohne sich umzudrehen oder seinen Blick vom Himmel abzuwenden. Seine abfällige Stimme machte Inu Yasha wütend.

"Du musst gerade reden! Was ist denn mit diesem kleinen Menschenmädchen, das ständig hinter dir her rennt und mit dem dich sogar Naraku erpressen konnte? Ist das vielleicht nur ein neues, eigenwilliges Hobby von dir oder bedeutet die Kleine dir möglicherweise etwas?"

Sesshomaru schwieg und starrte weiterhin reglos in die Ferne.

"Pah, was rede ich überhaupt mit dir. Da könnte ich genauso gut den Baum hinter mir anquatschen. Der wäre wahrscheinlich ein besserer Gesprächspartner!"
 

Rin..., dachte Sesshomaru und das fröhlich lächelnde Gesicht des kleinen Mädchens tauchte vor seinem geistigen Auge auf. Ob es ihr gut geht, ob sie wieder sehnsüchtig auf mich wartet? Irgendwie hätte der Hundedämon jetzt gerne ihre heiter lachende Stimme gehört und bedauerte es sie nicht bei sich zu haben. Ohne genau sagen zu können warum, vermisste er sie.

Kirara war währenddessen bereits wieder fest eingeschlafen und schnurrte träumend vor sich hin. Neben ihr lag ächzend Myoga im Gras und war schwer mit dem Verdauen des Blutgiftgemischs beschäftigt, das er Sesshomaru herausgesaugt hatte. Inu Yasha wäre auch fast eingedöst, doch sein knurrender Magen meldete sich nun lautstark zu Wort und ließ ihn daraufhin alles, sogar seine Verwundungen, vergessen.

Schwerfällig stand der Halbdämon auf und sah sich hungrig suchend um. Ein Schwindelgefühl erfasste ihn, woraufhin er unbeholfen über den kopfgroßen, kugelrunden Flohgeist stolperte und der Länge nach zu Boden purzelte.

"Ah, verdammt noch mal!" grollte Inu Yasha und stand zornerfüllt wieder auf. "Dieser blöde Flohopa! Kann der nicht woanders sein Verdauungsschläfchen halten?"

Wütend kickte Inu Yasha den ballförmigen Flohdämonen beiseite. Durch seine Verletzungen und seine dadurch bedingte Unbeholfenheit ging dieser Schuss jedoch nach hinten los und der aufgeblähte Flohball flog in eine völlig andere Richtung als gewollt. Inu Yasha schrak zusammen und verwünschte im selben Moment sämtliche Schicksalsgötter, die es offensichtlich auf ihn abgesehen hatten, denn Myoga in Ballform traf zielgenau Sesshomarus Kopf.

Der Hundedämon drehte sich langsam wie in Zeitlupe um und fixierte Inu Yasha durchdringend. Seine zu Schlitzen verengten Augen funkelten härter als ein tausendfach geschiffener Diamant.

"Äh... ups...", stotterte Inu Yasha und grinste entschuldigend, "...öhm, tut mir leid, ... hehe... war keine Absicht..."

Sesshomaru ging bedächtig auf ihn zu und hob knackend seine krallenbewehrte Hand.

"Hey... jetzt dreh nicht gleich durch...", quasselte Inu Yasha besänftigend drauf los und duckte sich etwas, "ich sagte doch, ich habe dir Myoga nicht absichtlich an den Schädel gekickt. Das ist alles nur ein kleines Verseh..."

Zu weiteren Ausführungen kam der Halbdämon nicht mehr. Blitzschnell packte Sesshomaru ihn am Kragen und schleuderte ihn in hohem Bogen von sich weg. Laut platschend landete Inu Yasha kopfüber im Bach. Prustend tauchte der Halbdämon wieder auf und schüttelte wie ein begossener Pudel seinen Kopf.

"Menno, was sollte denn das jetzt?!" schimpfte er: "Ich hab mich doch entschuldigt!"

"Ich dachte, du hast vielleicht Hunger", antwortete Sesshomaru trocken und klatschte seinem Bruder einen Fisch ins Gesicht, den er plötzlich in der Hand hielt. "Ich wollte dir nur helfen deine miese Fischfangtechnik zu verbessern..."

Verdutzt starrte Inu Yasha den Hundedämonen an. Irrte er sich oder hatte sich da kurzfristig ein schadenfreudiges Grinsen auf das emotionslose Gesicht seines Bruders geschlichen? Keh, dachte Inu Yasha, so ein Blödsinn, das habe ich mir sicher nur eingebildet. Sesshomaru ist kein Typ, der Witze reißt oder mit mir scherzen will.

Kopfschüttelnd kroch Inu Yasha wieder aus dem Wasser und wrang seine Kleidung und seine Haare aus. Dann machte er sich ohne weitere Gedanken über den Fisch her, den er ins Gesicht geklatscht bekommen hatte.

Sesshomaru hatte sich wieder abgewendet und blickte erneut reglos in den wolkenverhangenen Himmel. So konnte Inu Yasha nicht sehen wie ein feines, neckisches Lächeln die Lippen des Hundedämonen umspielte.
 

_ _ _ _ _

So, das war's wieder. Die ,Unzertrennlichen' haben es also doch geschafft und der fiese, zahnlückige Räuber hat das Zeitliche gesegnet (war ja irgendwie klar, ich kann die Hundebrüder doch nicht einfach gegen irgendwelche grässlichen Räuber und ekligen Dämonen verlieren lassen...).

Und trotz einiger Differenzen kommen Inu Yasha und Sesshomaru mittlerweile ganz gut miteinander zurecht, nicht wahr? Ein wenig müssen sie sich auch noch zusammenraufen, denn jetzt müssen sie sich endlich auf die Suche nach der letzten erlösenden Waffe machen. Und dass da noch etwas auf sie zu kommt, ist wohl auch klar, denn ihnen steht zudem noch eine mehr als interessante Entdeckung bevor...

Ich hoffe, ihr seid zufrieden, diesmal gab es keinen Cliffi und bald geht's weiter. Kommentare wären wieder einmal klasse! Danke.

Eine Insel und ein unangenehmes Bad

Schon wieder hat die Fortsetzung so lange auf sich warten lassen... tut mir wirklich leid. Doch ich hatte einfach eine massive Schreibblockade und zudem auch nicht genügend Zeit. Ging nicht anders. Aber alle weiteren Ideen bzw. der fortführende Inhalt stehen und ich breche die Geschichte daher ganz bestimmt nicht ab. Also, da braucht ihr euch keine Sorgen machen. Doch jetzt Schluss mit den Entschuldigungen und meinem Gequatsche...
 

Ich wünsche wieder viel Spaß mit den ,Unzertrennlichen' und ihrer weiteren Suche nach Erlösung! (Und wieder gibt es ein unfreiwilliges Bad für Inu Yasha, wenn auch aus anderen Gründen als bisher. Ich kann es eben nicht lassen.^^)
 

Ächzend kletterte Kagome den knochenfressenden Brunnen hinauf und schleppte dabei ihren überfüllten Rucksack mit sich, dessen Gewicht sie fast wieder auf den Brunnengrund herabgezogen hätte. Wo steckte nur dieser Halbdämon, wenn sie mal seine Hilfe gebrauchen konnte? Andererseits war Inu Yasha zur Zeit wahrscheinlich gar nicht in der Lage durch den Brunnen zu reisen. Schließlich klebte da, wahrscheinlich immer noch unlösbar, etwas an ihm dran, dass er zudem sehr schlecht in die moderne Zeit hätte mitbringen können. Kagome bezweifelte, dass es gut für Tokyo ausgehen würde, wenn ein menschenverachtender Dämon in ihre Zeit kommen könnte.

Mit einem erleichterten Seufzer erreichte das Mädchen den Brunnenrand, kletterte aus dem Brunnen heraus und ließ sich erst mal erschöpft ins Gras fallen.

"Na endlich, du blöde Kuh, das hat ja wieder ewig gedauert", kommentierte eine genervte,ungeduldige Stimme ihr Verhalten.

Kagome schlug ihre kurz geschlossenen Augen auf, sprang überrascht auf und wäre beinahe zurück in den Brunnen gefallen. Nur wenige Schritte vor ihr saß wartend die komplett versammelte Gruppe ihrer Freunde aus dem Mittelalter, inklusive Sesshomaru, und sah ihr entgegen. Inu Yasha sprang daraufhin auf und kam schimpfend auf Kagome zu. Shippo hopste mit einem freudigen Schrei ebenfalls zu ihr. Sango und Miroku blieben freundlich lächelnd sitzen, Sango streichelte dabei Kirara in ihrem Schoß. Sesshomaru fand ebenfalls keinen Grund dafür sich zu erheben und schaute, nach einem kurzen, verächtlichen Blick auf Kagome, beiseite in die Landschaft.

"Äh", meinte Kagome etwas verlegen, "wartet ihr schon lange hier auf mich?"

"Nicht so schlimm", lachte Shippo und hüpfte strahlend in Kagomes Arme, "Hauptsache, du bist wieder da."

"Nicht so schlimm?!?" meckerte Inu Yasha, "Keh, wir hocken hier ja nur zum Spaß schon seit Stunden herum... was hast du da wieder nur so ewig lang in deiner komischen Welt gemacht? ... Und was schleppst du da eigentlich wieder für einen Kram mit dir herum? Ist da wenigstens etwas zu essen dabei?!"

Mit seinen Bemerkungen schaffte der Halbdämon es hervorragend, das Stimmungsbarometer von Kagome auf glühendheiße Hochtouren zu bringen. Wütend stemmte sie eine Faust in die Hüfte und holte tief Luft.

"SI... ithmmhmm..."

"NICHT, Kagome!", kreischte der in ihrer Bluse hängende Fuchsdämon. Krampfhaft hielt er ihr den Mund zu und flüsterte dann ängstlich: "noch haben wir diesen Fesselbann zwischen Inu Yasha und Sesshomaru nicht gelöst. Denk dran, was das letzte Mal fast passiert wäre, als du..."

Kagome beruhigte sich langsam wieder, schwieg und sah dann wütend Inu Yasha an, der daraufhin frech zu grinsen begann. Wenigstens nahm er ihr dann den Rucksack ab, allerdings nicht, wie sie zunächst dachte, um ihr höflich zu helfen, sondern, um darin interessiert nach einer Chipstüte zu schnüffeln.

Vielleicht doch nicht so unpraktisch, dieser Mist mit dem bescheuerten Bann zu meinem Bruder, dachte Inu Yasha befriedigt, jetzt kann diese Doofnuss mich wenigstens nicht mehr so leicht und ungerechtfertigt auf den Boden verpflanzen. Auch, wenn er innerlich zugab, dass Kagomes Kommando dieses Mal vielleicht sogar ein klein wenig gerechtfertigt gewesen wäre. Eigentlich wollte Inu Yasha ursprünglich nicht frech zu Kagome sein, denn er freute sich immens sie wiederzusehen. Aber andererseits konnte er einfach nicht anders. Komisch, dass wir uns immer streiten, erst recht, wenn ich das gar nicht will, dachte Inu Yasha, ließ sich äußerlich aber nichts von seinen Gedanken anmerken.

Da hört sich doch alles auf, waren Kagomes Gedanken derweil, ich mache mir daheim dauernd Sorgen um den Kerl und das einzige, was er im Kopf hat, ist Essen. Und dann nutzt er die ganze Fesselgeschichte jetzt auch noch schamlos aus. Vielleicht hätte er es verdient, ewig an seinem ungemütlichen Bruder kleben bleiben zu müssen.

"Schön, dass du wieder da bist, Kagome", meldete sich nun Sango liebevoll zu Wort, "hast du dich zu Hause gut erholt?"

"Naja", antwortete Kagome ihr, "hätte besser sein können. Eigentlich müsste ich noch was für die Schule tun. Aber glücklicherweise hat mir mein Lehrer noch etwas Aufschub mit einem Aufsatz gegeben, den ich heute hätte abgeben müssen. Aber was ist mit euch? Habt ihr die gesuchten zwei Waffen im Tal der Nacht und im Nebelgebirge gefunden und bekommen?"

Miroku nickte: "Ja, jetzt fehlt nur noch eine einzige Waffe, um den fesselnden Bann lösen zu können", sagte er, "und zwar der Wurfpfeil des ,Pfeilmeisters'. Myoga hat uns mittlerweile erzählt, wo wir diesen finden können. Er und Kirara haben herausgefunden, dass sich der ,Pfeilmeister' auf eine kleine Insel, nahe der Südküste des Meeres, zurückgezogen hat."

"Ganz recht", beteuerte Myoga, der in diesem Moment auf Inu Yashas Schulter auftauchte und von dort zu Kagome sprang, "der letzte der fünf ,Waffendämonen' hat sich dort, so heißt es, in einer alten Ruinenstadt versteckt. Angeblich gibt es dort viele tödliche Fallen und eine undurchdringliche Barriere."

"Eine undurchdringliche Barriere?" Jetzt wusste Kagome, warum ihre Freunde so ungeduldig auf sie gewartet hatten. Sie brauchten dringend ihre Hilfe, denn solange Tessaiga mit Tensaiga verbunden war, waren ihre Pfeile wohl das einzige, das diese Barriere durchbrechen konnte. Aber tödliche Fallen? Das klang ja nicht gerade aufmunternd. Vielleicht war das der Grund, warum sogar Sesshomaru offenbar nichts dagegen hatte, dass auch Sango und Miroku dabei helfen wollten, die letzte, erlösende Waffe zu beschaffen. Je mehr sie waren, desto eher würden sie sicherlich gefährliche Fallen finden und ausschalten können. Allerdings bestand dann auch die große Gefahr, dass sie eine Falle nur dadurch entdecken würden, indem einer von ihnen hinein geriet.

Kagome schluckte kurz, ein wenig beunruhigte sie das schon. Vielleicht hatte der Flohgeist aber auch nur übertrieben und seine Erzählungen zu sehr ausgeschmückt? Kagome hoffte es. Doch ihre Hoffnungen wurden schnell zunichte gemacht, als Myoga wieder von ihr weg und vor Inu Yasha ins Gras hüpfte.

"Inu Yasha-sama", sagte der kleine Flohgeist mit etwas ängstlicher Stimme, "jetzt, wo Kagome wieder da ist und Ihr alles wisst, was ich herausgefunden habe, braucht Ihr mich doch nicht mehr, oder? Also ich müsste noch ganz dringend woanders hin und würde Euch daher bitten mich zu entlass..."

"Nix da", meinte Inu Yasha und griff schnell nach dem vorsichtig davonschleichenden Flohdämonen, "du bleibst schön da und kommst gefälligst mit. Vielleicht brauchen wir ja ein paar, noch fehlende Informationen von dir, die du versehentlich vergessen hast zu erwähnen. Denk bloß nicht, du kannst einfach abhauen!"

"Ich habe alles gesagt, das ich wusste, ich habe bestimmt nichts vergessen, ich..." meinte Myoga schwitzend. Aber bevor er weitere Beteuerungen abgeben konnte, hatte Inu Yasha ihn schon fest zwischen seinen Fingernägeln eingeklemmt und zusammengequetscht. Besinnungslos segelte der Flohdämon langsam zu Boden. Inu Yasha fing ihn mit einer Hand auf und kramte eine Streichholzschachtel aus Kagomes Rucksack hervor. Er leerte die Streichhölzer aus, sperrte den bewusstlosen Floh in das kleine Pappkästchen ein und steckte den so Gefangenen in die Falten seines Gewands.

"Hey, du kannst doch nicht einfach meine Streichhölzer auf den Boden schmeißen", schimpfte Kagome böse, ihr passte es gar nicht, dass der Halbdämon so unverfroren mit ihren Sachen umging, ohne sie zu fragen.

"Diese komischen Feuerstöckchen brauchen wir doch eh nicht", erwiderte Inu Yasha, "für Feuer haben wir schließlich Kirara. Und jetzt lasst uns alle endlich zu dieser fraglichen Insel aufbrechen!"

Sesshomaru erhob sich. Wohl das erste Mal in seinem Leben war er mit Inu Yasha einer Meinung. Sango und Miroku standen daraufhin ebenfalls hastig auf.

"Also gut", sagte Miroku, "Kirara hat wieder genügend Kräfte gesammelt, um sich verwandeln und fliegen zu können. Uns Menschen und Shippo kann sie sicher leicht über das Meer tragen. Aber auch noch Inu Yasha... das wird auf Dauer sicher zuviel und anstrengend. Ich werde zusehen, dass ich Hachi finde, dann kann er Kirara bei dem Transport über das Meer helfen.

"Nicht nötig", erwiderte Sesshomaru kühl, "ich werde Inu Yasha tragen."

Bevor jemand überhaupt richtig verstanden hatte, was der Hundedämon gerade gesagt hatte, erhob sich Sesshomaru in die Luft. Sein sich dabei verlängerndes Schulterfell umwickelte Inu Yasha und hob den überraschten Halbdämonen, bevor er reagieren oder sich eventuell wehren konnte, rasch hoch. Sofort darauf schwebten die beiden Brüder zusammen in Richtung Süden davon, zur Meeresküste.

Mehr als verblüfft sahen Kagome, Sango, Miroku und Shippo ihnen nach.

"Was ist denn mit denen los?" fragte Kagome, als sie endlich ihre Stimme wiederfand, "Vertragen die sich neuerdings etwa? So gut, dass Sesshomaru gewillt ist, Inu Yasha höflich und ungezwungen zu tragen? Seit wann ist der denn so... so nett zu Inu Yasha? Was ist denn passiert, habe ich da was verpasst?"

"Nun", erklärte Miroku, "so genau wissen wir das eigentlich auch nicht. Die beiden kamen gestern spät in der Nacht und zu Fuß mit Kirara und Myoga aus dem Tal der Nacht zurück. Beide sahen ziemlich zerschlagen aus und auch Kirara war noch sehr erschöpft. Als wir Inu Yasha gefragt haben, was vorgefallen ist, meinte der bloß, sie hätten einen alten Bekannten getroffen, der mitsamt seinen Gesellen nach dem Weg ins Jenseits gefragt hätte. Ich vermute, dass Inu Yasha und Sesshomaru diesem sogenannten alten Bekannten den Weg ins Jenseits deutlich beschrieben haben, aber was genau dahinter steckt, wissen wir nicht. Sogar Myoga wollte uns nichts erzählen. Er hat nur leise flüsternd gesagt, dass er nicht zwischen den giftigen Fingernägeln von Sesshomaru verdampft werden wolle..."

"Immerhin scheinen die beiden sich jetzt soweit akzeptieren zu können, dass sie sich nicht ständig gegenseitig an die Gurgel springen", ergänzte Sango den Bericht des Mönchs.

"Hmmm", überlegte Kagome zweifelnd, "da bin ich ja mal gespannt wie lange dieses freundschaftliche Verhältnis der beiden Brüder anhält."

Sango lachte. "Das bin ich allerdings auch."

Kagome nahm ihren Rucksack zur Hand und schnallte ihn sich auf den Rücken. Sango gab ihr ihren Bogen, den sie aus Kaedes Dorf mitgebracht hatte, und einen Köcher mit Pfeilen. Dann stiegen die zwei Mädchen zusammen mit Miroku und Shippo auf Kirara, die sich währenddessen in ihre große Form verwandelt hatte. Die Dämonenkatze erhob sich in die Luft und flog Sesshomaru und Inu Yasha hinterher.
 

Einen halben Tag später erreichte die fliegende Gruppe das Meer und flog weiter. Das triste Wetter wurde derweil langsam besser, denn weit am Horizont war ein Streifen blauer Himmel in der ansonsten dichten, aber zumindest nicht regnenden Wolkendecke zu sehen.

"Das muss es sein", hörte Kagome die Stimme Mirokus, der vor ihr und hinter Sango auf Kiraras Rücken saß.

"Ja", bestätigte nun auch Sango, "sogar von hier aus kann man schon die ganzen dunklen Energien fühlen, die die Insel erfüllen. Myoga hat tatsächlich nicht übertrieben, ich glaube, das wird wirklich ganz schön gefährlich."

Kagome schüttelte ihre Müdigkeit ab und sah ins Meer. Noch mehrere Kilometer entfernt konnte sie verschwommen eine Insel erkennen, die sich in den Dunst einiger Nebelfelder hüllte. Und nicht nur Nebel umgab die Insel, auch eine Menge unterschiedlicher, unheimlicher und starker Kräfte. Ein bedrohliches Gemisch aus Jaki und Youki.

Nicht sehr einladend, dachte Kagome und drückte unwillkürlich den kleinen Fuchsdämonen, der in ihren Armen schlief, an sich. Dann überlegte sie, was für eine Insel das wohl sein könnte, der sie sich näherten. Myoga hatte ja etwas von einer alten Ruinenstadt erwähnt, die es dort geben sollte. Kagome hatte nicht immer sonderlich gut in Erdkunde und Geschichte aufgepasst, aber eine solche Insel, die südlich vor Japan liegen sollte, sagte ihr nichts. Doch sie war im Mittelalter ja schon häufig auf sehr seltsame Sachen gestoßen, von deren Existenz sie bisher keine Ahnung gehabt hatte. Vielleicht war diese Insel ja sogar magischen Ursprungs und vielleicht gab es die, genau wie Dämonen, in Kagomes Zeit gar nicht mehr, oder jedenfalls nicht mehr offensichtlich und auffindbar.

Wäre bestimmt spannend, etwas über diese geheimnisvolle Insel in meinem Schulaufsatz über die Mittelalter-Ausstellung zu schreiben, dachte Kagome weiterhin und seufzte dann innerlich. Doch ratsam war das sicher nicht, denn das würde ihr keiner glauben. Das Mittelalter stellten sich die meisten modernen Menschen leider völlig anders vor, als Kagome das erlebte.
 

Wenige Zeit später landete Kirara mit ihren Freunden an einem kleinen Sandstrand. Dort standen schon Inu Yasha und Sesshomaru und erwarteten sie ungeduldig, auch wenn die Ungeduld äußerlich nur bei einem der Hundebrüder erkennbar war.

"Da seid ihr Schnecken ja endlich", begrüßte Inu Yasha seine Freunde, "wir haben schwach was gewittert, das ein bisschen wie dieser ,Schwertmeister' und seine Geschwister riecht. Wahrscheinlich ist das der Geruch von dem ,Pfeilmeister'. Der lebt also wohl noch und befindet sich im Inneren der Insel. Von hier aus scheint es der kürzeste Weg zu sein."

"Warum seid ihr und Kirara dann nicht weiter und direkt dorthin geflogen?" fragte Kagome.

Sesshomaru sah sie ungehalten an. Musste man diesen Menschen denn alles erklären? Auch Inu Yasha hatte ihn das schon gefragt. Nur die Dämonenkatze hatte offensichtlich ähnliches wie der Hundedämon gefühlt und brauchte keine Erläuterung.

"Es gibt hier eine Macht, die bestimmte Einsatzfähigkeiten von Dämonenenergie unterdrückt." erklärte Sesshomaru schließlich unwillig: "Dazu gehört das Fliegen. Würden ich und die Katze weiterhin fliegen, würde uns das extrem anstrengen und unsinnig schwächen. Wir brauchen unsere Kräfte vielleicht noch für andere Dinge."

Das klang sehr einsichtig, machte aber zudem stark auf die Gefährlichkeit der ganzen Unternehmung aufmerksam. Schließlich hatte Sesshomaru gerade gewissermaßen eine Art Schwäche seinerseits beschrieben, und wenn ausgerechnet dieser stolze Dämon Derartiges offen sogar vor Menschen zugab, musste ihnen allen wirklich Böses auf der Insel drohen.

Nur Inu Yasha schien sich dieser möglichen Bedrohung nicht bewusst zu sein.

"Also los, dann gehen wir", sagte der Halbdämon und marschierte, ohne noch länger zu zögern, eifrig los. Nach zehn Metern kam er allerdings nicht mehr weiter, weil ihn der unsichtbare Widerstand an seinen Füßen aufhielt.

Wütend drehte Inu Yasha sich zu Sesshomaru um: "Sag mal, worauf wartest du denn jetzt noch? Brauchst du eine höfliche Extraeinladung? Ich dachte, du willst auch endlich diesen blöden Fesselbann loswerden, oder nicht?"

Sesshomaru sah kurz etwas verärgert aus, doch er kam Inu Yasha daraufhin nach und schob seinen Bruder etwas beiseite.

"Es ist besser, wenn ich voran gehe. Meine Sinne sind besser ausgeprägt als deine."

Etwas verdutzt starrte Inu Yasha ihn an. Was war denn in den gefahren? Er wollte doch nicht etwa vorangehen, um eventuelle Gefahren abzuschirmen? Oder etwa doch? Etwas hatte in dem Ton seiner Stimme gelegen, das fast freundlich klang.

Für einen kurzen Moment war Inu Yasha sehr verwirrt. Er musste wieder an den Flug über das Meer denken, der sehr angenehm gewesen war. Sesshomaru hatte ihn sicher und sehr sanft getragen, sein Fell war wunderbar weich und seine magische Aura wohlig warm gewesen. Inu Yasha hatte sich direkt geborgen gefühlt, so als wolle sein Bruder ihn beschützen. Irgendwie war das ein sehr schönes Gefühl für den Halbdämonen gewesen, wie das, das er empfand, wenn er Kagome lächeln sah.

Hatte Sesshomaru in der vergangenen Zeit, während der sie aneinander gefesselt waren, ihn tatsächlich beschützt und wollte er das jetzt auch? Aber darin hatte Inu Yasha sich bestimmt getäuscht. Sicher wollte sein Bruder nur vorangehen, weil er sich für etwas Besseres hielt und die Führungsrolle daher in Sesshomarus Augen nicht Inu Yasha zustand. Und wahrscheinlich traute Sesshomaru Inu Yasha nichts zu und wollte nur verhindern, dass er selbst ums Leben kam, wenn dem mit ihm verbundenen Halbdämonen etwas zustieß.

"Keh", sagte Inu Yasha daher, "wenn du unbedingt vorangehen willst, dann bitteschön, ich werde dich nicht aufhalten. Aber pass auf, dass du nicht in irgendeine komische Falle rennst und mich dann so mit ins Verderben reißt. Ich hänge schließlich noch an dir."

Inu Yashas letzter Satz wäre vielleicht auch anders auslegbar gewesen, als nur auf den fesselnden Bann bezogen, aber Sesshomaru verstand die Aussagen seines Bruders als das, was sie ebenso enthielten. Als Beleidigung.

Wortlos gab er seinem Halbbruder einen deftigen Schlag ins Gesicht, dass Inu Yasha einige Schritte rückwärts taumelte und in den Sand plumpste.

"Noch ein einziges, nervendes Wort, kleiner Bruder, und ich ertränke dich und deine Freunde im Meer!"

Mit einem letzten, eisigen Blick wandte sich Sesshomaru wieder von Inu Yasha ab und machte sich auf den Weg ins Innere der Insel. Er erklomm eine Sanddüne und zog Inu Yasha, der es nicht schnell genug schaffte sich wieder aufzurappeln, nach zehn Metern wie einen auf den Rücken liegenden Käfer hinter sich her.

Die drei Menschen, der Fuchsdämon und die Dämonenkatze am Strand beobachteten, wie Inu Yasha lauthals fluchend und wüste Drohungen ausschickend durch den Sand geschleift wurde.

"Ich glaube, der freundliche, brüderliche Umgangston hat sich wieder den normalen Verhältnissen zugewandt", brach Miroku schließlich das Schweigen.

Die beiden Mädchen neben ihm seufzten und nickten.

Kagome setzte Shippo auf den Boden, versuchte ihren schweren Rucksack etwas bequemer zu schultern und folgte der Schleifspur, die Inu Yasha im Sand hinterlassen hatte. Der Fuchsdämon, der Mönch, die Dämonenjägerin und Kirara, die mittlerweile wieder ihre kleine Form angenommen hatte, kamen hinter ihr her.
 

Hinter den Dünen des Strandes holte das Menschengespann mit Shippo und Kirara die beiden dämonischen Brüder wieder ein. Vor der bunt gemischten Truppe breitete sich nun eine leicht hügelige Landschaft mit sumpfigen, teils auch bewaldeten Wiesen aus. Die Luft dampfte. Es war unangenehm warm und drückend schwül, obwohl das Wetter zuletzt kühl gewesen und der Himmel nun bewölkt war. Die Sonne kam immer noch nicht durch die Wolkendecke durch. Ein weiterer Beweis, dass die Insel etwas Unheimliches an sich hatte.

"Da ist ein alter Weg", sagte Sango und deutete auf einige bemooste Steinplatten, die in der Wiese vor ihnen zu erkennen waren.

"Scheint eine alte, gepflasterte Straße zu sein", meinte Kagome und erinnerte sich an die Abbildungen alter Straßen in ihrem Geschichtsbuch, als sie in der Schule die römische Antike durchgenommen hatten. Nur hatten das hier sicher nicht einst die alten Römer gebaut. Doch wer dann?

Sesshomaru hatte diese Straße auch schon längst entdeckt, und, da sie ihm als der komfortabelste Weg durch die morastigen Wiesen und Haine erschien, folgte er ihr. Inu Yasha, der endlich wieder auf zwei Beinen stand, ging gezwungenermaßen ebenso zu der alten Straße.

"Diese Straße führt bestimmt zu der Ruinenstadt, von der Myoga erzählt hat", vermutete Miroku, "ich frage mich, wer einen derartig befestigten Weg aus Steinen errichtet hat. Und wie wohl dann erst diese Stadt aussieht?"

Das waren durchaus Fragen, die auch Kagome und Sango bewegten. Doch noch mehr interessierten sie sich für die Gefahren, die in dieser mysteriösen Stadt und vielleicht schon auf dem Weg dorthin auf sie alle lauern mochten. Myoga hatte nicht nur etwas von einer Ruinenstadt erzählt, sondern auch etwas von tödlichen Fallen gesagt. Er wusste jedoch nicht, wie diese Fallen aussehen sollten. Wer oder was würde wohl noch hier auf sie warten?

"Hoffentlich führt uns diese Straße nicht geradewegs in eine der Fallen", sprach Kagome ihre Befürchtungen laut aus und hoffte inständig dabei, dass der führende Hundedämon eine mögliche Falle rechtzeitig entdecken würde.

Offensichtlich waren alle Ängste unbegründet. Auf dem Weg geschah nichts. Alles blieb still. Nur einige schlammige Löcher in den Sümpfen, an denen die Gruppe vorüber kam, glucksten hin und wieder und gaben unangenehme Gerüche ab.

Inu Yasha rümpfte die Nase. Schon wieder musste er sich durch unappetitliche, schwindelerregende Düfte quälen. Davon hatte er bei seinen Abenteuern mit Sesshomaru in letzter Zeit wirklich genug. Warum kann es uns nicht wieder in eine freundliche Blumenlandschaft verschlagen, fragte er sich. Ständig muss es irgendwo stinken. Echt widerlich!

Auch Shippo fand das alles sehr unangenehm. Angeekelt hopste er über die teils überwucherten, teils in Schlamm versunkenen Pflastersteine der Straße. Eine kleine Ungeschicklichkeit ließ ihn schließlich ausrutschen und in ein übelriechendes Schlammloch fallen.

"HILFE!", kreischte der kleine Fuchsdämon und versuchte sich strampelnd aus dem Schlamm zu befreien. Doch er bewirkte damit genau das Gegenteil, er sank noch etwas tiefer ein und trieb ein Stück von der gepflasterten Straße weg.

"Nicht bewegen, Shippo", befahl Miroku und versuchte sich vorsichtig, um nicht selber im tiefen Schlamm zu landen, an den verzweifelten Fuchsdämonen heranzupirschen. "Hier, halt dich an meinem Stab fest, ich zieh dich raus."

"Es geht nicht", jammerte Shippo verschreckt, "ich komme nicht ran und irgendwas zieht mich weiter weg. Hilfe schnell, ich habe Angst!"

"Keine Angst", versuchte Kagome ihn zu beruhigen, "wir holen dich da schon raus."

Das war allerdings leichter gesagt, als getan, denn Shippo trieb immer weiter von seinen Freunden weg und versank mittlerweile schon bis zum Hals im Schlamm. Inu Yasha zögerte nicht mehr länger und sprang dem Fuchsdämonen hinterher. Sofort versank auch er langsam im Morast. Mühselig kämpfte er sich durch den Schlick zu Shippo vor.

Beunruhigt sahen Kagome, Sango, Miroku und Kirara dabei zu. Kagome sah kurz zu Sesshomaru. Der Dämon stand reglos auf dem Steinweg und beobachte ebenso ausdruckslos das Geschehen. Seine Beine hatte er leicht gespreizt, so dass er einen sicheren Stand hatte. Offensichtlich bereitete er sich darauf vor, Inu Yasha an der unsichtbaren Fessel, die sie beide verband, wieder aus dem Sumpf herauszuziehen, falls nötig. Erleichtert blickte Kagome wieder zu Inu Yasha, der Shippo schließlich erreichte und ihn packte. Schwerfällig watete der Halbdämon durch den Schlamm zurück. Mittlerweile steckte auch er bis über die Brust im Sumpf und bekam mehr und mehr Schwierigkeiten sich daraus hervorzuarbeiten. Doch er schaffte es und zog sich keuchend mit Shippo im Arm zurück auf die Pflasterstraße.

"So ein widerwärtiger Sumpf.", schimpfte der Halbdämon ungehalten, "Passt bloß auf, dass nicht noch einmal irgendwer in so ein stinkiges Schlammloch plumpst. Denn noch mal rette ich keinen von euch daraus!"

Angewidert schmiss Inu Yasha den geretteten, immer noch zu Tode verängstigten Fuchsdämonen in Kagomes Arme und schnüffelte dann mit verzogenem Gesichtsausdruck an sich herum. Weder er noch Shippo rochen besonders anregend.

Kagome fand es nicht besonders nett, dass sie durch Shippo nun auch etwas von dem übelriechenden Dreck abbekam, aber sie wollte den Kleinen nach seinem überwundenen Schrecken nicht angeekelt zu Boden werfen. Und Inu Yasha konnte sie wegen seiner mutigen Rettungstat auch schlecht ausschimpfen.

Sesshomaru wich währenddessen betont von seinem Bruder weg und ging weiter. Innerlich war er sehr erfreut darüber, dass Inu Yasha es allein geschafft hatte aus dem stinkenden Morast herauszukommen. Ihn daraus retten zu müssen oder von ihm mit da hinein gezogen zu werden, hätte dem Hundedämonen keineswegs gefallen.

"Also, die Landschaft hier ist schon mal nicht sehr angenehm", meinte Sango, "hoffen wir, dass dieses Schlammbad das einzige unserer Probleme bleiben wird.

Insgeheim stimmten alle der Dämonenjägerin zu, aber sie wussten nur zu gut, dass eine sumpfige Landschaft sicher nicht das einzige Hindernis bleiben würde.
 

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Das war es für heute wieder. Keine Sorge, das nächste Mal müsst ihr nicht solange auf die Fortsetzung warten. Versprochen! Ich versuche, die ganze Story bis Ende Oktober abzuschließen. Einige Kapitel habt ihr allerdings noch vor euch, aber die kommen jetzt schneller. Ich denke mal, das ist euch sehr recht, oder? Hat euch Kapitel 12 gefallen?
 

Damit alles weiterhin gut klappt und ich nicht wieder in eine Schreibblockade verfalle, hinterlasst mir doch ein paar hilfreiche und anfeuernde Kommentare! Das wäre sehr nett, danke!

Eine unheimliche Ruinenstadt

Da bin ich wieder mit einem neuen Kapitel der ,Unzertrennlichen'. Und ich habe mir auch ein paar ,schöne' Fallen für die Hundebrüder und ihre Begleiter ausgedacht... Also hoffe ich mal, dass ihr wieder viel Spaß beim Lesen habt.

Ach ja, ich habe zudem eine erfreuliche Nachricht für Schwertheini: über deinen Kommi zum letzten Kapitel musste ich sehr lachen, denn eine der hübschen Fallen wird gewissermaßen auf bestimmte Art und Weise sogar deine Shonen-Ai-Gelüste befriedigen, zumindest ein gaaaaanz klein wenig... Lass dich überraschen... ;)
 

Na, dann mal los, stürzt euch ins Lesevergnügen!
 

Aufmerksam nach Gefahren ausschauend folgte die buntgemischte Gruppe aus Menschen, Dämonen und einem Halbdämon weiter der gepflasterten Straße ins Innere der unheimlichen Insel. Die Landschaft veränderte sich kaum, hügelige Feuchtwiesen und spärlich bewaldete Haine wechselten einander ab. Nur die stinkenden Schlammlöcher, mit denen Shippo und Inu Yasha schon Bekanntschaft geschlossen hatten, gab es glücklicherweise kaum noch. Und etwas anderes, das gefährlich sein könnte, war ihnen bisher nicht begegnet.

Zunehmend gereizt sah Kagome auf ihre Armbanduhr. Sie waren schon seit Stunden unterwegs und diese endlos sich hinziehende Straße nahm einfach kein Ende.

"Wie groß ist diese Insel eigentlich?", fragte das Mädchen aus der Neuzeit schließlich, "warum dauert das so lange, bis wir endlich das Inselinnere und diese mysteriöse Ruinenstadt, die es hier noch geben soll, erreichen? Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu!"

"Richtig, Kagome-sama", bestätigte Miroku und sah etwas irritiert in die Höhe, "irgendetwas stimmt hier nicht. Ich fürchte fast, wir sind da in eine Art fremde Dimension geraten, in der andere Gesetzmäßigkeiten bezüglich Zeit und Entfernungen herrschen..."

Abfällig brummend und genervt drehte Inu Yasha sich zu dem Mönch um: "Wie kommst du denn auf solch einen blödsinnigen Quatsch? Eine fremde Dimension? Was soll denn das jetzt wieder heißen?"

"Nun ja", gab Miroku ihm zur Antwort, "schau mal in den Himmel..."

Der Halbdämon blieb stehen und sah hoch. Erstaunt bemerkte er, dass sich der Himmel in all der Zeit, seitdem sie die Insel betreten hatten, überhaupt nicht verändert hatte und auch weiterhin sich nicht veränderte. Die Wolken dort erschienen wie festgefroren und bewegten sich nicht. Ein derartig merkwürdiges Naturphänomen ging über Inu Yashas Verstand.

"Ey, Sesshomaru, sag mal, ist dir das auch schon aufgefallen? Was bedeutet denn das?"

"Die ganze Insel liegt unter einem Bannkreis, der eine eigene Welt und eine eigene Zeitebene schafft, das habe ich dir doch schon erklärt", antwortete der Hundedämon widerwillig, "Deshalb funktioniert ja meine Fähigkeit des Fliegens auch nicht richtig. Und durch die verschobenen Zeitlinien erscheint uns eben alles, was außerhalb der Insel liegt, so, als ob die Zeit dort stehen geblieben wäre. Es ist nicht von Belang, gehen wir weiter!"

"Moment mal", beschwerte Inu Yasha sich und kam an Sesshomarus Seite, "gar nichts hast du mir erklärt, jedenfalls nicht richtig. Du hast nur gesagt, dass es hier eine fremdartige Macht gibt, die bestimmte Einsatzfähigkeiten von Dämonenenergie unterdrückt. Wenn du schon irgendwas weißt und erklärst, könntest du dich ruhig etwas verständlicher ausdrücken!"

Nun blieb auch Sesshomaru stehen und wandte sich mit funkelnden Augen an seinen Halbbruder. "Warum soll ich Worte an ein begriffsstutziges Halbblut verschwenden, dass meine Erklärungen sowieso nicht kapiert? Ich sage dir, es ist nicht von Belang! Schließlich ist es gleichgültig, wo wir sind und ob sich die Zeit hier anders verhält. Wir haben eine Aufgabe und das ist alles, das dich zu interessieren braucht. Und jetzt geh weg von meiner Seite, du stinkst!"

"Keh", schnaubte Inu Yasha und stapfte verärgert seinem weiter voraus gehenden Bruder nach. Am liebsten hätte er Sesshomaru ebenfalls in eins der widerlich riechenden Schlammlöcher gestopft. Wieso hatte Shippo auch ausgerechnet in so eine Stinkbrühe fallen und daraus gerettet werden müssen? Und warum musste Sesshomaru sich immer so arrogant verhalten? War es denn so schwierig für ihn, einmal etwas Hilfsbereitschaft zu zeigen und etwas zu erklären? Es ist doch nicht meine Schuld, dachte Inu Yasha ärgerlich, dass ich vieles nicht verstehe. Es hat mir ja nie jemand etwas gescheit erklärt und beigebracht... Hoffentlich gibt dieser Blödmann von Bruder wenigstens frühzeitig Bescheid, wenn er eine Falle riecht, und informiert uns nicht erst dann, wenn wir schon reingetappt sind...

Als hätte er Inu Yashas letzte Gedanken gehört, blieb Sesshomaru plötzlich stehen und drehte sich intensiv witternd zur Seite.

Überrascht sahen alle zum führenden Hundedämonen und blickten sich verunsichert um. Auch Inu Yasha witterte prüfend, konnte jedoch nichts Beunruhigendes entdecken.

"Was ist denn los?", fragte er seinen Bruder.

"Neben mir ist etwas in der Luft", kam die kühle Antwort.

"Häh? Was denn?" Neugierig kam Inu Yasha näher.

"Ein Tor", murmelte Sesshomaru, nachdem er weiterhin prüfend die Luft am Straßenrand gemustert hatte. Dann machte er ruhig einen Schritt auf den Wegrand zu und verschwand plötzlich, als hätte er sich in Luft aufgelöst.

"Wa...", brachte Inu Yasha noch heraus, dann riss ein kräftiger Zug an seinen Füßen und die unsichtbare Fessel ihn hinter Sesshomaru hinterher. Augenblicklich verschwand auch er spurlos.

Die drei Menschen, Shippo und Kirara starrten verblüfft auf die Stelle, an der die beiden dämonischen Brüder vor kurzem noch gestanden hatten. Vorsichtig ging Miroku schließlich zum Straßenrand und stieß seinen Stab abtastend ins Leere. Dort, wo Sesshomaru mit Inu Yasha verschwunden war, flirrte leicht die Luft.

"Sesshomaru hatte recht. Hier scheint eine Art Tor zu sein. Eine unsichtbare Pforte aus Magie. Sie ist sehr gut getarnt. Hätte Sesshomaru sie nicht gespürt, wären wir vermutlich daran vorbei gelaufen."

"Wo führt uns dieses Tor hin?", fragte Shippo ängstlich.

"Das finden wir wohl am besten heraus, indem wir ebenfalls durchgehen", meinte Kagome und ging ohne zu zögern an Mirokus Seite. Dann holte sie tief Luft, umarmte den Fuchsdämon fest und machte einen weiteren Schritt vor. Sofort war auch sie verschwunden.

Sango war das alles nicht sehr geheuer, aber was sollte sie sonst machen? Abwarten und Tee trinken wäre wahrscheinlich keine gute Alternative gewesen, also ging auch sie mit Kirara durch das magische Portal. Miroku blieb allein zurück, schüttelte kurz seufzend den Kopf und durchschritt schließlich ebenfalls das unsichtbare Tor.
 

Das nächste was die drei Menschen und die zwei kleinen Dämonen sahen, war ein runder, gepflasterter Platz, in dessen Mitte eine hohe, brüchige Steinsäule stand. Rings um den Platz standen die Mauern vieler halb eingefallener Häuser aus grauem Felsgestein.

"Ich würde sagen, wir haben diese Ruinenstadt gefunden, von der Myoga uns erzählt hat", bemerkte Miroku und sah sich staunend um. Etwas Derartiges hatte er noch nie gesehen. Die verfallene Stadt schien riesig zu sein und wirkte sehr merkwürdig, denn ihre Bauweise war völlig untypisch für Japan und angrenzende Reiche. Kagome fühlte sich fast in eine Ausgrabungsstätte aus der römischen oder griechischen Antike versetzt. Aber nur teilweise, zu einem anderen Teil konnte auch sie nichts mit dem fremdartigen Baustil anfangen. Mit leichtem Unbehagen fragte das Schulmädchen sich, wer oder was hier vor langer Zeit das alles wohl gebaut und einst hier gelebt haben mochte. Doch darauf gab es wohl keine Antwort.

"Alles in Ordnung, Kagome-chan?", fragte Sango und berührte ihre Freundin an der Schulter: "Du siehst so beunruhigt aus."

Kagome erwachte aus ihrer Erstarrung und lächelte die Dämonenjägerin hastig an: "Äh ja... klar, ist alles in Ordnung... ich bin nur...etwas müde!"

"Lass mich eine Weile Shippo tragen, du hast ja schon genug an deinem Rucksack zu schleppen."

Dankbar lächelte Kagome erneut und übergab Sango den kleinen Fuchsdämonen. Der zitternde Kleine in ihren Armen wurde ihr langsam tatsächlich zu schwer. Abgesehen davon, roch Shippo zudem immer unangenehmer.

Inu Yashas Schlammduft prägte sich allmählich auch immer intensiver aus, sogar die Menschen konnten ihn deutlich riechen. Der Halbdämon stand einige Meter entfernt hinter seinem Bruder auf einem breiten Weg, der zu einem verwinkelten Palastkomplex oder Tempelbezirk führte, und sah genervt zu seinen Freunden zurück.

"Worauf wartet ihr Lahmaffen denn? Wollt ihr da Wurzeln schlagen? Ich will endlich diesen blöden Dämon und seine Waffe finden!"

Kagome hatte bereits wieder ein ,Sitz' auf den Lippen, doch dann sah sie kurz zu Sesshomaru und unterdrückte ihren Befehl rechtzeitig. So begnügte sie sich mit einem giftigen Blick. Währenddessen leistete Sango Inu Yashas Aufforderung Folge und lief seufzend, mit Shippo in den Armen, den beiden dämonischen Brüdern hinterher.

"Nicht ärgern, Kagome-sama", sagte Miroku freundlich und kam an Kagomes Seite, "denk immer dran, es gibt ja auch andere außer Inu Yasha, die... autsch!"

"Nur, weil Sangos Hintern für einen Moment nicht greifbar ist, brauchst du deswegen nicht wieder bei mir damit anfangen!" schimpfte Kagome und bedachte auch den Mönch mit einem zornesfunkelnden Blick.

Miroku grinste kurz entschuldigend und setzte eine unschuldige Miene auf, der rotleuchtende Handabdruck auf seiner Wange ließ ihn allerdings nicht sehr sündenlos aussehen. Kirara, die alles beobachtet hatte, knurrte leise und schüttelte unmerklich ihren Kopf. Dann folgte sie Kagome und Miroku, die nun auch hinter Sesshomaru, Inu Yasha, Sango und Shippo hinterher gingen und den Weg zu dem gewaltigen Palastkomplex einschlugen.

In diesem Moment begann unerwartet die Erde zu beben und zu grollen. Ein gewaltiger, tiefer Riss sprengte blitzartig die steinige Straße, trennte Kagome, Miroku und Kirara von ihren vorausgehenden Gefährten und verbreiterte sich rasch. Miroku schubste Kagome rasch etwas beiseite und stürzte dann hilflos in den sich vor ihm öffnenden Abgrund. Kirara wollte den Mönch auffangen und sprang ihm sich verwandelnd hinterher, doch sie hatte dabei vergessen, dass sie genau wie Sesshomaru auf der Insel ihre Flugfähigkeit verloren hatte. Deshalb fiel auch sie unaufhaltsam in die Tiefe.

"Hoshi-sama, Kirara!" rief Sango erschreckt. Auch Inu Yasha schrie auf und sprang ohne nachzudenken über die tiefe Bodenspalte zu Kagome, die sich verzweifelt an eine bröckelnde Felswand klammerte und ebenfalls abzustürzen drohte. Sesshomaru wurde zu Boden und bis an den Rand des Spaltes hinter dem Halbdämonen her gerissen.

"Verdammt, Inu Yasha! Geh sofort weg da, du ziehst uns beide mit in den Abgrund!"

Inu Yasha hörte nicht auf seinen Bruder, sondern beugte sich weit in die Erdspalte hinab und versuchte an die dort hängende Kagome heranzukommen. Wieder bebte die Erde leicht. Weitere Steine bröckelten von den Felswänden. Kagome kreischte kurz, verlor ihren Halt und rutschte ab, gerade als Inu Yasha ihr Handgelenk ergreifen wollte.

"Kagome!"

Es war zu spät, das Mädchen verschwand, wie Miroku und Kirara zuvor, in der Schwärze des bodenlosen Abgrunds. Gleich darauf erbebte die Erde erneut und der Erdspalt schloss sich wieder.

"KAGOME!!!" Wie wahnsinnig hüpfte der Halbdämon im Kreis auf dem Boden herum und schlug seine Krallen in die steinige Erde, die drei seiner Freunde verschluckt hatte.

"Hör mit diesem Unsinn auf und spar dir deine Kräfte", sagte eine kalte Stimme, "wir müssen weiter."

Erbost sah Inu Yasha zu Sesshomaru. "Ich denke gar nicht dran, ich bleibe hier! Ich hole Kagome da raus und wenn ich mich zu ihr durchgraben muss!"

"Die Spalte hat sich wieder völlig geschlossen und der Boden ist zu hart, da kommst du nicht mehr durch. Und es sieht nicht so aus, als ob der Boden sich nochmals öffnen würde. Außerdem dürften diese Menschen und die Dämonenkatze diesen Absturz eh nicht überlebt haben. Was willst du deine Zeit also noch mit nichtsnutzigen Rettungsversuchen verschwenden? Sei lieber froh, dass du deinen lästigen Menschenanhang los bist!"

"DU GEMEINER DRECKSKERL... wieso hast du mir nicht geholfen, wieso hast du diese Falle nicht rechtzeitig gewittert, wieso... Kagome, meine Kagome... es reicht, ICH BRING DICH UM!"

Laut aufschreiend sprang Inu Yasha plötzlich Sesshomaru an und drückte ihn wütend zu Boden. Mit allen Kräften schlug er ihm die Krallen seiner Rechten in die linke Schulter und würgte ihn mit seiner Linken am Hals. Sesshomaru hob ausdruckslos seine rechte Hand, bohrte Inu Yasha seine aufflammende Giftklaue in die Brust und schleuderte den Halbdämonen von sich weg. Stöhnend wälzte Inu Yasha sich am Boden und richtete sich dann gleich wieder auf. Zornesfunkelnd fixierte er seinen Bruder, hob er erneut seine Krallen und machte sich für einen neuen Angriffssprung bereit. Sesshomaru stand ruhig auf, tastete kurz über seinen zerkratzten Hals und seine stark blutende Schulter und blickte dann kalt zu Inu Yasha zurück. Seine Finger knackten bedrohlich und leuchteten wieder hellgrün schimmernd auf.

"Bitte, ich bitte euch, hört auf! Inu Yasha, bitte, um Kagomes Willen, hör auf damit! Beruhige dich. BITTE!"

Tränenüberströmt lief Sango auf den Halbdämonen zu und warf sich ihm entgegen, als er auf Sesshomaru zustürzte. Inu Yasha stoppte jäh seinen Angriff und erstarrte. Sango brach schluchzend in seine Arme.

"Glaubst du, Kagome würde es wollen, dass ihr euch gegenseitig umbringt? Glaubst du, Miroku und Kirara haben ihr Leben riskiert, damit du ihnen ins Jenseits folgst? Glaubst du, ich will nach meiner Familie und nach drei überaus geliebten Personen auch noch einen meiner allerletzten Freunde verlieren? Wenn du das glaubst, dann bring auch mich um, dann nimm mich mit dir in den Tod..."

"Sa-Sango...", stotterte Inu Yasha und umarmte die Dämonenjägerin verlegen. Sein Blick fiel auf Shippo, der neben Sango hockte und mit tränennassen Augen stumm flehend zu beiden aufsah.

"Es... es tut mir so leid... ihr... ihr habt recht... ich, das... ich... aber, als ich gesehen habe, wie Kagome..."

Inu Yashas Stimme brach ab. Behutsam löste er sich aus Sangos Umarmung und stand auf. Er wandte sich ab und stand für eine Weile reglos da. Dann wischte er sich mit dem Ärmel kurz über sein Gesicht und drehte sich wieder um.

"Also los, lasst uns diesen Dämonen suchen, der sich auf dieser grässlichen Insel verkrochen hat. Wenn wir seine Waffe haben, können wir endlich diesen Fesselbann zwischen den Schwertern lösen. Dann werde ich mit Tessaiga diese ganze verdammte Falleninsel zerstören und im Meer versenken! Und DICH werde ich gleich mit ersäufen, mach dich schon mal drauf gefasst!"

Mit seinem letzten Satz sah Inu Yasha durchdringend zu seinem Bruder und ging dann erhobenen Haupts weiter. Sango und Shippo schlossen sich ihm sofort an.

Sesshomaru schnaubte kurz verächtlich und folgte den Drei schließlich ebenfalls. Menschengetue, dachte er, Gefühlsduselei, und wie schwach... und so was meint, mich jemals besiegen zu können? Lächerlich... ich würde mich niemals so von irgendwelchen Gefühlen beherrschen lassen, niemals!

Sesshomaru dachte an Inu Yashas verzweifelten Blick, als seine schwarzhaarige Freundin in die Tiefe gestürzt war. Auch Kagomes Blick hatte er kurz noch gesehen. Irgendwie war das ein vertrauter Blick gewesen, Sesshomaru kannte diese Augen, sie waren anderen Augen so ähnlich... Liebevollen, warmen, lächelnden Augen... Rin, dachte der Hundedämon, diese Kagome sah Rin sehr ähnlich. Merkwürdig, das ist mir bisher nie aufgefallen, aber diese beiden Menschen sind sich tatsächlich auf irgendeine Art und Weise ähnlich... Was hätte ich getan, wenn Rin in diesen Abgrund...

Der Hundedämon schüttelte sich kurz und schob seine Gedanken beiseite. Es war jetzt keine günstige Zeit für ablenkendes Nachdenken. Eine sich plötzlich öffnende und wieder schließende Erdspalte war bestimmt nicht die einzige Falle, die noch in dieser Ruinenstadt lauerte.
 

Der Weg, dem die Hundebrüder, Sango und Shippo nun folgten, machte eine leichte Biegung und endete schließlich vor einer hohen Mauer. Inu Yasha blieb stehen und sah sich um, doch es schien nirgendwo einen Durchgang durch die Mauer zu geben. Wenn sie da rüber in den palastartigen Gebäudekomplex wollten, mussten sie wohl drüber klettern. Der Halbdämon hob Sango auf seinen Rücken, packte Shippo am Nacken und sprang hoch. Sesshomaru hüpfte ebenso leichtfüßig auf die Mauer.

Vor den Dämonen und der Menschfrau breitete sich ein überwuchertes Gelände aus, das offenbar irgendwann mal so etwas wie ein Park gewesen sein musste. Zwischen üppigen, dschungelartig wachsenden Gewächsen standen mehrere verfallene Ruinengebäude. Ein besonderes imposantes Gebäude mit mehreren Stockwerken und vielen, teils eingestürzten Säulen erhob sich am Ende des Dschungelgartens. Das musste einst das Hauptgebäude der Stadt gewesen sein, doch, ob es einen Palast oder eine Art Tempel darstellen sollte, wusste niemand. Inu Yasha runzelte etwas unsicher die Stirn und kramte dann in seinen Gewändern.

"Auch das noch...", murmelte er dann.

"Was ist denn, Inu Yasha?", fragte Shippo.

"Ich habe Myoga verloren", antwortete der Halbdämon, "die Schachtel, in die ich ihn gesteckt hatte, muss aus meiner Kleidung in den Abgrund gefallen sein, als ich versucht habe Kagome zu retten. Vielleicht hätte er uns sagen können, was für ein seltsames Gebäude das da hinten sein könnte..."

"Gleichgültig, was es ist", erwiderte Sesshomaru, "es ist auf jeden Fall unser Ziel. Es strahlt eindeutig Youki aus."

"Ja, das spüre ich auch", meinte Sango, "dort muss der gesuchte Waffendämon sein... wir müssen uns wohl durch diesen überwucherten Park kämpfen. Das wird sicher nicht einfach."

"Pah, so ein paar Pflanzen dürften ja wohl kein Problem sein, die halten mich bestimmt nicht davon ab, Kagome, Miroku, Kirara und Myoga zu rächen", meinte Inu Yasha und sprang dann von der Mauer hinab.

Unten empfing ihn ein sehr stickiges, feuchtwarmes Klima. Viele betörende Blumendüfte machten es ihm schwer sich zu orientieren. Auch Sesshomaru, der Inu Yasha und seinen Begleitern nachgesprungen kam, hatte Probleme sich zwischen all den fremdartigen Gerüchen zurecht zu finden. Doch das Youki eines Dämonen war noch weiterhin zu spüren, also wandte sich die vierköpfige Truppe in die Richtung, von der die Dämonenenergie ausstrahlte. Ein dorniges Dickicht versperrte ihnen den Weg. Wortlos zog Sesshomaru Tokijin und schlug eine Schneise durch das Gestrüpp.

"Merkwürdige Pflanzen sind das", bemerkte Shippo furchtsam, als sie durch das Dickicht gingen, und kreischte dann plötzlich auf: "WAAAAH! Passt auf, die wachsen wieder nach!"

Inu Yasha und Sesshomaru blieben stehen und stellten sich Rücken an Rücken aneinander. Sango zückte ihren Bumerang. Die zerschlagenen Pflanzen rings um die Gruppe bewegten sich und begannen sie schnell wachsend einzuschließen. Erneut zog Sesshomaru sein Schwert und drängte die wild wuchernden Dornengebüsche zurück. Sango warf ihren Hiraikotsu und zerstörte ebenfalls mehrere Pflanzen. Shippo versuchte sein Fuchsfeuer einzusetzen, doch, da er zu verängstigt war, klappte das nicht richtig. Inu Yasha verteidigte sich mit bloßen Krallen. Die Pflanzen wuchsen nach jeder Attacke sofort und immer schneller wieder nach.

"Verfluchtes Grünzeug", schimpfte Inu Yasha, "je mehr wir zerschlagen, desto mehr wächst es nach. Wir müssen hier raus, sofort!"

Zu der gleichen Erkenntnis war Sesshomaru gekommen. Er lud sein Schwert mit all seiner Dämonenenergie auf und schwang es zu einem heftigen Schlag herab. Eine starke Energiewelle jagte von Tokijin in das Dickicht und vernichtete es fast komplett. Doch sogar von dieser starken Attacke erholten die zerstörten Pflanzen sich und begannen wieder auszusprießen.

"Lauft", rief Sesshomaru und sprintete voran. Inu Yasha packte Sango und Shippo und rannte ihm hinterher. Die dornigen Pflanzen rings herum verdichteten sich zunehmend. Der Halbdämon legte noch etwas Tempo zu und flüchtete gerade noch rechtzeitig aus dem sich hinter ihm schließenden Dickicht. Bei seinem ungebremsten Lauf rutschte er auf feuchtem Gras aus und schlitterte unwillkürlich aufschreiend in ein schlingpflanzenartiges Gewächs unterhalb eines mächtigen Baums.

"Au, verdammt, was für ein bescheuerter Gemüsegarten!", fluchte Inu Yasha und rieb sich seinen schmerzenden Kopf, mit dem er gegen den Baumstamm geprallt war. Sango und Shippo hatten eine etwas gemütlichere Landung gehabt, sie waren von Inu Yasha Körper und den Schlingpflanzen abgefangen worden.

"An eurer Stelle würde ich aus diesem Schlingzeug schnell wieder raus gehen", meinte Sesshomaru, der sich bei seiner geglückten Flucht aus dem gefährlichen Dickicht etwas geschickter angestellt hatte und ausdruckslos neben dem gestürzten Halbdämon und seinen Freunden im Gras stand.

Etwas verwirrt sahen die Drei zu ihm hoch und schraken dann fast gleichzeitig zusammen. Die Schlingpflanzen, in die sie gefallen waren, wickelten sich um sie und drückten ihnen die Luft ab. Offensichtlich gab es hier noch mehr ungemütliche Pflanzen, die sich wie das vorige Dornendickicht sehr lebendig und ziemlich unfreundlich benahmen. Inu Yasha wollte sich aus den würgenden Pflanzen befreien, konnte sich aber ebenso wie Sango und Shippo schon nicht mehr bewegen.

Mit einem kurzen, abfälligen Laut hob Sesshomaru seine Klaue und zerriss die Schlingpflanzen. Dann wandte er sich wortlos ab und ging weiter. Die Befreiten rangen um Atem, standen mühevoll auf und folgten dem Hundedämonen.
 

Ihr Weg führte die Vier nun durch ein waldartiges Gelände mit dichten Farnen und hohem Gras. Vorsichtig achtete jeder auf jede erdenkliche Bewegung, doch dieses Mal schienen die Pflanzen harmlos zu sein.

Sesshomaru ging weiter voran und witterte ständig aufmerksam. Nach einiger Zeit spürte er jedoch zunehmend eine lähmende Müdigkeit, die seine Sinne und seinen Körper schwächte. Leicht verwirrt blieb er stehen und sah sich nach Inu Yasha und seinen Gefährten um. Der Halbdämon wirkte eigentlich noch ganz fit, die Dämonenjägerin auch, aber der kleine Fuchsdämon in Sangos Armen sah sehr benommen aus.

Rasch ging der Hundedämon zu Sango, nahm ihr Shippo ab und schüttelte ihn leicht. Der Kleine hing schlaff in seiner Hand und starrte glasig vor sich hin. In seinem Fell entdeckte der Hundedämon winzige, achtbeinige Tierchen, die ein wenig an Spinnen erinnerten. Sesshomaru ließ den halb besinnungslosen Fuchsdämonen wieder in die Arme der erstaunt dreinblickenden Dämonenjägerin fallen, knickte eine der farnartigen Pflanzen um und begutachtete deren Blattunterseite. Dort saßen punktartig verteilt und lauernd weitere, viele kleine schwarze Spinnentiere. Und auch auf Sesshomaru selbst und Inu Yasha krabbelten eine unzählige Menge dieser unauffälligen Wesen herum, wie dem Hundedämonen jetzt auffiel.

"Dämonenzecken!", sagte Sesshomaru, "sie sind überall, wir müssen diesen Wald sofort verlassen, ein Wasser finden und uns absuchen. Wahrscheinlich haben sich schon eine Unmenge dieser Parasiten unbemerkt an unseren Körpern festgesaugt. Sie rauben uns unser Youki!"

"Zecken?" Inu Yasha betrachtete verdutzt seine Arme und hüpfte dann entsetzt etwas zurück. Überall an seinem Körper hingen kleine schwarze Punkte und schienen sich, ähnlich wie Myoga, wenn er Blut saugte, langsam zu vergrößern. "Igitt, was ist das?! ... Wuähh, weg von mir..." Vehement zappelte der Halbdämon herum und zupfte sich einige festgebissene Zecken ab, doch es waren viel zu viele, um ihnen Herr zu werden. Und überall von den Farnpflanzen fielen weitere dieser Krabbeltiere über ihn, Sesshomaru und Shippo her. Nur Sango blieb von den Dämonenzecken verschont.

"Das bringt nichts", sagte die Dämonenjägerin zu Inu Yasha, "dein Bruder hat recht, ihr müsst aus dem Wald raus und euch möglichst schnell gründlich waschen. Nur so könnt ihr alle von diesen winzigen Viechern entfernen. Ansonsten kann es sehr gefährlich für euch werden. Ich habe von diesen parasitären Dämonentieren gehört. Wenn nur eine einzige dieser Zecken unbemerkt an dir hängen bleibt, wird sie dein gesamtes Youki aus dir heraussaugen. Du kannst zwar ohne Youki überleben, weil du dich dann in einen Mensch verwandelst und Menschen tun die Dämonenzecken nichts. Aber für Shippo und Sesshomaru sind diese youkisaugenden Parasiten absolut tödlich. Und weil du ja mit deinem Bruder durch den fesselnden Bann verbunden bist, müsstest du dann auch sterben!"

Sesshomaru hatte bereits die Fährte von Wasser ausfindig gemacht und eilte dorthin. Inu Yasha und Sango mit dem bereits besinnungslosen Shippo in den Armen kamen ihm rasch hinterher. Kurz darauf erreichten sie zwei auseinander liegende, klare Tümpel. Sesshomaru legte seine Rüstung ab und begann sich auszuziehen. Seine Kleidung warf er in das Wasser.

Inu Yasha kam zögernd neben seinen Bruder und streckte vorsichtig prüfend einen Zeh ins Wasser.

"Keh, muss das alles sein? Das Wasser ist ja eisig kalt!"

"Du wirst es überleben, ein Bad tut dir Stinktier sowieso gut, und jetzt rein da!", sagte Sesshomaru und gab Inu Yasha einen Stoß. Reflexartig aufschreiend klatschte der Halbdämon ins Wasser.

"Zieh deine Kleidung aus und wasch auch sie gründlich", fuhr Sesshomaru fort, zog sich endgültig aus und watete mitsamt seinem Fell ebenfalls ins kühle Nass.

Inu Yasha drehte sich leicht verschämt um, ließ sich etwas tiefer sinken und zog sich langsam unter Wasser aus. Irgendwie war es ihm etwas peinlich mit Sesshomaru zusammen zu baden. Aber da sie nun mal unlösbar zusammen hingen, ging das wohl nicht viel anders. Außerdem war ja eigentlich nichts Peinliches dabei.

Eine leichte Berührung in seinem Nacken schreckte Inu Yasha auf. Er zuckte zusammen, drehte sich blitzartig um und starrte in Sesshomarus ausdruckslose Goldaugen.

"Hey, was soll das, spinnst du jetzt total? Fass mich ja nicht an!"

"Stell dich nicht so kindisch an, kleiner Bruder. Ich habe ja nicht vor dich umzubringen. Alleine wirst du nie alle festgesaugten Zecken in deinen Haaren und auf deinem Rücken finden und entfernen können. Oder willst du dir deinen Körper lieber von deiner menschlichen Begleiterin absuchen lassen?"

Inu Yasha drehte sich wieder um und begann betreten sein zeckenübersätes Gewand zu rubbeln. Was für eine oberbeschissene Situation, dachte er, während er sich leicht ins kalte Wasser zurücksinken ließ und dann die ebenso eisigen Finger seines Bruder wieder in seinem Nacken spürte.

Sango hatte sich, bevor Sesshomaru sich endgültig ausgezogen hatte und ins Wasser gestiegen war, diskret abgewandt und war mit Shippo zu dem anderen, etwa zwanzig Meter weiter entfernten Teich gegangen. Dort wusch sie nun Shippo und entfernte sorgfältig alle Dämonenzecken von dem Kleinen. Verstohlen warf sie, als sie damit fertig war und Shippo wärmend in ihren Schoß legte, einen Blick hinüber zu dem Gewässer, in dem Inu Yasha und Sesshomaru weiterhin badeten. Inu Yasha war in dem Moment damit beschäftigt den Rücken seines Bruders nach Zecken abzusuchen, während Sesshomaru gründlich sein Fell wusch. Das gegenseitige Entlausen war beiden Brüdern offensichtlich ziemlich unangenehm, aber sie fügten sich widerstrebend ihrem Schicksal.

Solch ein Anblick ist bestimmt noch niemanden vergönnt worden und das wird sicher auch niemand jemals wieder sehen..., dachte Sango schmunzelnd, eigentlich ein sehr hübscher Anblick, die beiden... ich frage mich, was Kagome und Miroku dazu gesagt hätten...

Traurig lächelnd sah Sango zu Shippo in ihrem Schoß herab. Sie konnte es einfach nicht glauben, dass drei ihrer besten Freunde tot waren.
 

_ _ _ _ _

Ja, das war Kapitel 13. Ich hoffe, es hat euch gefallen und Spaß gemacht, trotz dem traurigen Umstand, das Kagome, Miroku und Kirara (und Myoga) in den Abgrund gestürzt sind. Aber...

Sind Kagome, Miroku und Kirara (nicht zu vergessen Myoga!) wirklich tot?

Was für Fallen werden noch auf die Hundebrüder, Sango und Shippo lauern?

Und wie mag wohl der letzte der fünf Waffendämonen aussehen?

Wir nähern uns langsam der heißen Schlussphase, aber keine Sorge einen bisschen Lesestoff habt ihr noch vor euch, denn ganz so einfach mache ich es allen natürlich nicht... ;)) Bis denne!

Ein Ausgang und ein interessanter Weg

Irgendwie wollte mir ja keiner glauben, dass Kagome, Miroku und Kirara (und, ach ja, Myoga gibt's ja auch noch) tot sind. Also okay, ihr habt recht gehabt, sie leben noch. Noch... denn sie sind nach ihrem Absturz zwar relativ weich gelandet, aber trotzdem an einem sehr ungemütlichen Ort. Ja, und die Hundebrüder mit Sango und Shippo haben nach ihrer Gartenarbeit und ihrem ,Entlausungs'-Bad natürlich auch noch was vor sich, bevor sie dem letzten Waffendämon hallo sagen können...
 

Wie immer, viel Spaß!
 

Als Kagome die Augen aufschlug, umgab sie eine feuchtwarme Dunkelheit. Der Boden unter ihr fühlte sich weich, nass und klebrig an.

Stöhnend richtete sich das Mädchen auf und versuchte vergeblich etwas in der Finsternis zu erkennen.

"Inu Yasha?"

Ein leises Miauen antwortete ihr.

"Kirara?", fragte Kagome, "wo bist du?"

"Kagome-sama", sagte daraufhin eine junge Männerstimme, "du bist also auch abgestürzt. Geht es dir gut?"

Kagome setzte ihren drückenden Rucksack ab, kramte eine Weile darin herum und zog schließlich eine Taschenlampe daraus hervor. Sie knipste das Licht an und leuchtete um sich. Einige Meter vor sich entdeckte sie Miroku, der am Boden hockte und seinen schmerzenden Nacken rieb. Noch ein paar Meter entfernt rollte sich Kirara gerade aus der Seitenlage und verwandelte sich in ihre kleine Form.

"Wo sind wir hier?", stellte Kagome die nächste Frage und leuchtete die Umgebung ab.

"Tja, das wüsste ich auch gern", meinte Miroku und sah sich ebenfalls um, "ein wirklich seltsamer Ort. Der Boden, die Wände, alles scheint nur aus einer gräulichen, weichen Masse zu bestehen. Und überall ist klebender Schleim. Nicht sehr angenehm. Aber immerhin hat uns das eine harte Landung erspart."

Kagome beruhigte das nicht, sie musste plötzlich an Abbildungen in ihrem Biologiebuch denken. "Also, ich weiß ja nicht, was das hier ist, aber irgendwie erinnert mich das an das Innere von einem Magen oder Darm", sagte sie schließlich.

Miroku schwieg kurz verdutzt und betrachtete dann etwas genauer den Schleim, der an seinen Händen und seiner Kleidung klebte. "Hmm, jetzt, wo du es sagst. Das sieht hier wirklich nach einer Art Verdauungstrakt aus... und dieser Schleim hier überall, irgendwie scheint er ganz leicht auf der Haut zu brennen..."

"Das sind Verdauungssäfte", kreischte Kagome und sprang entsetzt auf. "Was auch immer das ist, wir werden hier allmählich verdaut! Wir müssen hier raus!"

Miroku wurde es nun auch etwas mulmig zumute, doch er versuchte ruhig zu bleiben.

"Also, mal langsam", meinte der Mönch, "es mag ja sein, dass wir im Bauch von irgendwas gelandet sind, aber immerhin können wir hier drin atmen und das, was uns da verschluckt hat, scheint eine sehr gemächliche Verdauung zu haben. Ich denke, ich könnte einen Bann erschaffen, der uns vor diesen zersetzenden Säften schützt. Zumindest für eine Weile. Und dann suchen wir eben ganz einfach den Ausgang."

"Tolle Idee", murrte Kagome etwas genervt, "woher willst du wissen, dass es hier einen Ausgang gibt? Ich glaube, wir sind ganz schön tief gefallen. Oder hoffst du darauf, dass uns dieses... dieses... was auch immer das ist, uns unverdaulich findet und wieder ausspuckt?"

"Das nicht", sagte Miroku ruhig, "aber überleg doch mal. Wenn wir wirklich in einer Art Verdauungstrakt sind und das hier offensichtlich der Magen ist, dann gibt es ja höchstwahrscheinlich auch eine Art Darm und daran anschließend... nun ja, den Ausgang halt!"

Kagome riss die Augen auf und starrte den grinsenden Mönch entgeistert an.

"Du meinst doch nicht etwa...", keuchte sie entsetzt.

"Genau das meine ich", erwiderte Miroku fröhlich.

Das Schulmädchen schluckte, sie sah nicht ein, was Miroku an dieser ganzen Situation so lustig fand. Sie selbst fand das überhaupt nicht spaßig. Doch leider hatte ihr Freund recht, aus diesem ganzen Dilemma gab es nur diesen einen Ausgang und früher oder später würden sie alle so oder so dorthin finden. Und wenn ihr die Wahl blieb, erreichte sie diesen Ausgang lieber nicht in der Form von unverdaulichen Überresten, sondern vorzugsweise lebendig.

"Also, schön", seufzte Kagome, "dann machen wir uns mal auf den Weg und suchen diesen... diesen Ausgang."

Miroku stand auf.

"Am besten setzen wir uns beide auf Kirara. Je näher wir alle beisammen sind, desto leichter kann ich einen schützenden Bann für uns aufbauen."

Kirara maunzte kurz und verwandelte sich in ihre große Form. Kagome nahm ihren Rucksack auf ihren Rücken und ging zu der Dämonenkatze. Miroku war sofort an ihrer Seite, um ihr beim Aufsteigen zu helfen, und fing sich gleich darauf eine Ohrfeige ein.

"Also wirklich", betonte der Mönch gekränkt, "da möchte man nur hilfreich sein und..."

"...und nutzt dabei gleich die Gelegenheit fremde Hintern zu betatschen. Warte nur, bis wir Sango wiederfinden und ich ihr davon erzähle, dann wird deine andere Wange noch einen viel schöneren Handabdruck abbekommen! Versuch das ja nicht wieder, und hock dich gefälligst vor mich! Oder ich sage Inu Yasha, dass du dich mir gegenüber wie Koga benommen hast."

Miroku murmelte nur etwas Unverständliches vor sich hin und kletterte vor Kagome auf Kirara. Gerade als Kagome hinter ihm ebenfalls aufsteigen wollte, fiel ihr Blick kurz zu Boden, und sie stockte.

"Nanu, was ist denn das?", fragte sie, bückte sich und hob einen papierartigen, teils aufgelösten und aufgeweichten Gegenstand vom klebrigen Boden auf. Mit spitzen Fingern zupfte das Mädchen den Pappfetzen, der nach den Überresten einer Streichholzschachtel aussah, auseinander und hielt dann einen feuchten, halb verschleimten Floh zwischen ihren Fingern.

"Myoga!"

"Ach herrje", stöhnte der Flohgeist, "endlich befreit mich mal jemand aus dieser dunklen Schachtel. Und was ist das für ein grässliches Zeug, das an meinem Körper klebt? Wie konnte Inu Yasha-sama mir nur so etwas antun. Ausgerechnet mir, seinem treuen und weisen Berater... Womit habe ich das nur verdient... gibt es denn niemanden, der die Weisheit des Alters zu schätz..."

Was Myoga sonst noch sagen wollte, ging in Kagomes zusammenklatschenden Händen unter. Genervt öffnete das Mädchen ihren Rucksack und versenkte den zusammengequetschten, besinnungslosen Flohdämonen tief darin.

Ausgerechnet diesen feigen, nervenden Opa musste Inu Yasha auch noch hier herunter fallen lassen, dachte Kagome wütend. Und jetzt darf ich mich mit zwei der dämlichsten Vertreter des männlichen Geschlechts durch einen Darmtrakt und vermutlich durch einen Haufen Scheiße zurück an die Oberfläche wühlen. Das ist doch wirklich das allerblödeste Abenteuer, das ich je erlebt habe. Und alles nur, weil zwei Idiotenbrüder sich nicht vertragen können und aneinander geklebt wurden!

Das einzige, das Kagome in diesem Moment noch tröstete, war die Hoffnung, dass Inu Yasha und Sesshomaru vielleicht auch mit irgendwelchen unangenehmen Fallen zu kämpfen hatten.
 

Die beiden Hundebrüder hatten währenddessen ihre gegenseitige Zeckensuche und ihr Bad beendet. Sesshomaru stieg aus dem Wasser und zog sich langsam an. Inu Yasha kam ebenfalls mit seinem gewaschenen Feuerrattengewand aus dem Wasser und schüttelte sich kräftig.

"Inu Yasha..."

"Was denn?" Etwas verdutzt sah Inu Yasha in Sesshomarus kalte Augen, bis ihm plötzlich klar wurde, dass er seinen Bruder versehentlich zusätzlich nassgespritzt hatte.

"Oh, entschuldige...", sagte er deswegen hastig, "war keine Absicht. Aber du bist ja schließlich auch ein Hund, also wirst du sicher verstehen, dass das so ein Reflexverhalten von mir ist und..."

"Im Gegensatz zu dir besitze ich nicht nur einen einfachen Instinkt, sondern auch einen Verstand und bin sehr wohl in der Lage mich von solchen tierischen Verhaltensweisen zu lösen", bemerkte Sesshomaru dazu, "und wenn du nicht willst, dass ich dir dein peinliches Hundewelpengehabe gleichermaßen auf Hundeart erzieherisch austreibe, solltest du deine tierischen Triebe zukünftig lieber unterdrücken!"

Etwas perplex starrte Inu Yasha seinen Bruder an. Erziehung auf Hundeart? Was meinte er denn damit? Und wie kam er überhaupt auf so was? War Sesshomaru denn mal auf Hundeart erzogen worden? Plötzlich fragte sich Inu Yasha, wie Sesshomarus Kindheit eigentlich ausgesehen haben mochte. Irgendwie hatte er sich das bisher nie gefragt. Und eigentlich wusste er gar nicht, wie die Kindheit von Dämonen überhaupt aussah. In welcher Gestalt war Sesshomaru eigentlich herumgelaufen, als er klein war? In menschlicher Form oder als Hund? Und wie hatte er da wohl gelebt? Wie Wölfe in so einer Art Rudel oder wie die Menschen in einem Haus?

"Lass gefälligst das Starren, deine Schadenfreude kannst du dir sparen!" durchbrach eine eisige Stimme Inu Yashas Gedanken und brachte ihn noch mehr in Verwirrung.

"Häh?"

"Wenn du unbedingt wissen willst, wie sich das anfühlt", fuhr Sesshomaru verärgert fort, "kann ich dir gerne auch einen deiner Arme abreißen. Dann sind wir zumindest quitt"

Erst jetzt bemerkte Inu Yasha, dass er in Gedanken unbewusst die ganze Zeit auf Sesshomarus fehlenden Arm gestarrt hatte. Verständlich, dass Sesshomaru da leicht etwas falsch verstehen konnte. Das hatte Inu Yasha nicht gewollt. Verlegen schluckte er und wandte sich hastig ab.

"Tut mir leid...", murmelte der Halbdämon leise und schlüpfte in sein Feuerrattengewand. Verdammt, dachte er dabei, was rede ich da eigentlich? Was denke ich überhaupt über diesen Mistkerl nach? Der kann mir doch völlig schnuppe sein. Wenn der irgendwelche Probleme hat, dann hat er die sich schließlich selbst eingebrockt, und besonders freundlich ist er auch nie gewesen. Nun ja, fast nie...

Inu Yasha dachte daran, wie Sesshomaru ihn mehrmals, seitdem sie zusammen hingen, gerettet hatte. Dann dachte er wieder an das geborgene Gefühl, das er empfunden hatte, als Sesshomaru ihn über das Meer getragen hatte, und sah verstohlen zu seinem Bruder. Der hatte sich nun ebenfalls leicht abgewandt und zog sich weiter an. Sein Gesicht war wie immer ausdruckslos. Merkwürdigerweise konnte Inu Yasha es nicht verhindern, dass ihn das ein wenig traurig stimmte. Irgendwie hätte er gern gewusst, was sein Bruder manchmal dachte oder fühlte. Wie konnte er nur so emotionslos sein? Warum nur war er eigentlich so, wie er war?

"Inu Yasha", rief eine Stimme in diesem Moment fröhlich und der Halbdämon sah Shippo auf sich zurasen. Der kleine Fuchsdämon hatte sich von dem Zeckenüberfall also auch wieder erholt. Dann konnte es ja weitergehen.

Sesshomaru schien derselben Meinung zu sein. Nachdem er seine Rüstung angelegt hatte und Tokijin zusammen mit Tensaigas leerer Scheide in seine seidenen Gürtelschleifen gesteckt hatte, marschierte er wortlos los.

Inu Yasha schnappte sich die verklebten Schwerter Tessaiga und Tensaiga, die er während des Badens am Teichrand abgelegt hatte und lief dem Hundedämonen mit Shippo hinterher. Zum Schluss folgte Sango.

Die vierköpfige Gruppe ging weiter durch das dschungelartig verwachsene Parkgelände und kam wieder in eine Art Wald. Dieser schien jedoch glücklicherweise zeckenfrei zu sein und auch mordlüsterne Pflanzen gab es hier offenbar nicht mehr.

Wenige Zeit später erreichten die beiden Brüder, die Dämonenjägerin und der kleine Fuchsdämon daraufhin eine Mauer. Inu Yasha packte Sango und Shippo auf den Rücken und sprang fast gleichzeitig mit Sesshomaru hoch. Direkt vor ihnen lag nun das gewaltige, tempelartige oder schlossähnliche Gebäude, das, seit sie in der Ruinenstadt waren, ihr Ziel gewesen war.

Nach einem kurzen, musternden Blick sprangen die dämonischen Brüder von der Mauer in den Vorhof des Bauwerks und gingen mit den beiden Gefährten zu einer breiten, halb zerfallenen Treppe die in das Innere der Ruine führte. In einer halboffenen Säulenhalle, die sie danach alle erreichten, sahen sie sich um.

"Wohin jetzt?", fragte Inu Yasha und versuchte etwas zu wittern. Das Youki, das sie seit dem Betreten der Insel gespürt hatten und das wohl dem gesuchten Waffendämon gehörte, war nun überdeutlich stark. So stark, dass es unmöglich war, eine genaue Richtung auszumachen, wovon die dämonische Energie kam. Sango, die diese starken Kräfte ebenfalls wahrnahm, fragte sich, wie wohl der Dämon aussah, zu dem eine solch mächtige Ausstrahlung gehörte. Offensichtlich handelte es sich bei dem letzten der Waffendämonen um ein völlig anderes Kaliber als bei den vier seiner bereits besiegten Geschwister.

Inu Yasha und Sesshomaru beunruhigte das augenscheinlich nicht besonders, sie gingen einfach weiter. Sesshomaru schien sich sicher zu sein, wohin sie mussten. Die Gruppe durchquerte schweigend und aufmerksam die Säulenhalle und kam zu einem etwa dreißig Meter langem, dunklen Gang. Der führende Hunddämon blieb stehen.

"Sieht nach Falle aus", sagte Inu Yasha laut. Kaum hatte er das gesagt, schossen leise sirrend tausende von blitzenden Eisenpfeilen links und rechts aus den Wänden in den Gang vor ihm und verschwanden genauso schnell wie sie aufgetaucht waren.

Überrascht wich Inu Yasha etwas zurück. "Was war denn das?", fragte er, woraufhin sich das Schauspiel mit den aus den Wänden schießenden Pfeilen in dem düsteren Gang wiederholte.

"Diese Falle regiert auf Geräusche", flüsterte Sango leise. Wenn man durch den Gang geht und dabei einen Laut produziert, löst ein geheimer Mechanismus als Reaktion auf das Geräusch diesen plötzlichen, magischen Pfeilhagel aus. Und jeder, der sich in dem Gang befindet, wird von diesen Pfeilen aufgespießt. In meinem Heimatdorf wurde oft eine Geschichte erzählt, dass zwei Dämonenjäger mal in solch einer ähnlichen Falle umgekommen sind. Wir müssen ganz leise und vorsichtig da durchgehen, dann können wir dieses Hindernis überwinden. Am besten gehen wir nacheinander hindurch, damit wir nicht alle aufgespießt werden, falls einer von uns zu unvorsichtig oder versehentlich zu laut sein sollte."

Inu Yasha betrachtete den steinigen Boden des Gangs. Es sah nicht gerade einfach aus dort lautlos hindurch zu kommen. Wenn nur einer der vielen Steine am Boden ins Rollen geriet und dadurch einen Laut erzeugte, bedeutete das das Ende. Sesshomaru würde sicherlich keine Probleme haben geräuschlos durch den Gang zu kommen, aber seine Freunde vielleicht schon. Er selbst empfand es jedenfalls als keine leichte Aufgabe sich völlig leise und ruhig bewegen zu müssen.

Sango bemerkte die Unsicherheit Inu Yashas und lächelte beruhigend. Um ihm zu zeigen, dass er sich keine Sorgen zu machen brauchte, machte sie spontan den Anfang, überprüfte das Festsitzen ihres Hiraikotsus und ging ruhig in den Gang hinein. Sie war zwar sehr langsam, kam aber sehr geschickt sowie völlig laut- und gefahrlos hindurch. Als nächster fasste Shippo sich ein Herz. Der kleine Fuchs war ziemlich verängstigt, er wollte nicht allein durch die unheimliche Falle gehen. Doch er wollte auch nicht als Feigling dastehen und Inu Yasha bitten ihn zu tragen. Tapfer ballte er daher seine Fäuste und betrat den Gang. Wegen seiner kleinen Füße hatte er es verhältnismäßig einfach durch die vielen hinderlichen Steine zu kommen und tat sich deshalb leichter als er selbst gedacht hatte.

Als der Fuchsdämon glücklich die Falle überwunden hatte, warf Sesshomaru einen kurzen Blick auf seinen Bruder und ging ebenfalls. Inu Yasha folgte ihm. Was bei Sesshomaru, der mit Lautlosigkeit keine Schwierigkeiten hatte, so leicht aussah, war für den Halbdämonen gar nicht einfach, denn er besaß leider kein besonders ruhiges Temperament. Mühsam unterdrückte er seine Ungeduld, konzentrierte sich auf den steinigen Boden und setzte vorsichtig einen Fuß nach dem anderen. Der Schweiß brach ihm aus, nie hätte er gedacht, dass es so schwierig sein konnte eine dreißig Meter lange Wegstrecke hinter sich zu bringen. Aber sich leise und ruhig verhalten zu müssen, war nun mal wirklich nicht seine Stärke.

Shippo, der die Ungeduld und das hitzige, überschäumende Temperament Inu Yashas durch viele schmerzhafte Erfahrungen am besten kannte, sah dem Halbdämonen bei seinen krampfhaften Bemühungen ängstlich zu. Auch Sesshomaru schien die Nervosität seines jüngeren Bruders wahrzunehmen, denn er verhielt sich ungewohnt rücksichtsvoll und blieb beruhigend an Inu Yashas Seite, obwohl er sicher weitaus schneller vorwärts hätte gehen können.

Unwillkürlich seufzte Shippo erleichtert auf, als die Brüder schließlich langsam das Ende des Fallengangs erreichten, und presste dann schnell und erschrocken seine Hände auf den Mund. Doch die Unterdrückung seines ungewollt losgelassenen Lauts kam bereits zu spät. Sofort schossen wieder Pfeile aus den Wänden. Instinktiv machten Inu Yasha und Sesshomaru einen kräftigen Satz nach vorne und retteten sich so beide gerade noch rechtzeitig vor dem surrenden Pfeilhagel aus dem Gang. Inu Yasha stürzte neben Shippo halb zu Boden und packte den vorlauten Fuchsdämonen sofort darauf wütend am Schwanz.

"Sag mal, spinnst du", schimpfte er, "wegen dir aufseufzender Rotznase wäre das beinahe schiefgegangen. Wolltest du uns umbringen?!"

"Tut mir leid... entschuldige, ich hatte doch nur Angst, dass du es nicht schaffst und der Seufzer ist mir echt nur rausgerutscht... ich..."

Inu Yasha hörte sich die Entschuldigungen des kleinen Fuchses nicht länger an, sondern verbeulte ihm postwendend den Schädel. So konnte er immerhin auch gleich seine aufgestaute Anspannung loswerden, die ihm beim Durchqueren des Fallengangs fast sämtliche Nerven gekostet hatte. Sango sah kopfschüttelnd, aber auch erleichtert darüber, dass alles gutgegangen war, zu. Shippo tat ihr zwar leid, aber Inu Yasha zu bändigen, bevor er sich von selbst beruhigte, war sowieso nicht möglich. Sesshomaru beobachtete seinen verprügelnden Bruder ausdruckslos. Ihm machte es nichts aus, dass der Fuchs für sein unbedachtes Seufzen einige Beulen kassierte, wenn er ehrlich war, hätte er Inu Yasha sogar am liebsten beim Verprügeln geholfen.
 

Viele Beulen später, nachdem Inu Yasha sich endlich abreagiert hatte, konnten die Vier endlich weitergehen. Ein weiterer, dieses Mal harmloser Gang führte sie langsam hinab in dunkle, leere Kellerräume. Vielleicht waren das einst große Vorratsspeicher gewesen, vielleicht auch etwas anderes, keiner wusste es. Es interessierte die vierköpfige Gruppe aber auch nicht besonders. Hauptsache, sie fanden endlich diesen mysteriösen, letzten Waffendämon, der sich hier unten irgendwo verschanzt haben musste.

Doch bevor sie ihr Ziel erreichen konnten, wartete erneut ein Hindernis auf die Hundbrüder mit ihren Begleitern. Die unterirdischen Räume endeten wieder in einem kleinen, noch tiefer führenden Gang und dieser Gang fand sein Ende schließlich an einem gewaltigen, extrem breiten und gähnenden Abgrund.

"Keh", schimpfte Inu Yasha, "so langsam reicht es mir. Was soll das denn schon wieder? Wie kommen wir da bloß rüber?"

Sesshomaru besah sich die vor ihnen liegende Schlucht. Mit solch einem gewaltigen unterirdischen Canyon, der den weiteren Weg versperrte, hatte er nicht gerechnet. Das stellte wirklich ein unüberwindliches Hindernis dar. Schließlich unterdrückte die magische Insel, auf der sie sich alle befanden, seine Flugfähigkeit. Und für einen Sprung auf die andere Seite war die Schlucht auch für ihn zu breit.

"Ist doch ganz einfach da rüber zu kommen", sagte Shippo in diesem Moment, "da ist doch eine Brücke!"

Überrascht sahen alle den Fuchsdämonen an.

"Was habt ihr denn", fragte der Kleine verwundert und deutete dann leicht seitwärts neben den Gang. "Da, seht ihr? Wir müssen nur etwas da rüber springen, dann können wir über die Brücke gehen."

"Inu Yasha", sagte Sango tadelnd, "ich glaube, du bist vorhin mit deinen Schlägen etwas zu hart gewesen. Jetzt hat der arme Kleine schon Wahnvorstellungen. Wie konntest du nur so..."

"Ich bin nicht verrückt", begehrte Shippo wütend auf und sprang mit einem flinken Satz aus dem Gang heraus in die Schlucht. Sango schrie entsetzt auf. Ihr Entsetzen verwandelte sich aber sofort in bodenloses Erstaunen, als Shippo nicht, wie erwartet, in die Tiefe stürzte, sondern mitten in der leeren Luft schwebend über der tiefen Schlucht stand. Inu Yasha schaute ebenso verdattert drein.

"Shippo... wie... seit wann kannst du denn so was?"

"Seid ihr blind, oder was?" schimpfte Shippo nun und trampelte auf der Stelle in der Luft herum: "Ich sage euch doch, hier ist eine schmale Brücke!"

"Illusionszauber", sagte Sesshomaru schlicht und sprang ohne zu zögern Shippo hinterher. Verblüfft sahen Inu Yasha und Sango, wie nun auch der Hundedämon hinter Shippo scheinbar schwerelos mitten in der Luft stand. Sango verstand schließlich.

"Hier gibt es tatsächlich eine Brücke", erklärte sie dem immer noch verständnislos dreinschauenden Halbdämonen, "doch sie ist durch Illusionszauber unsichtbar gemacht. Nur bei Fuchsdämonen wirkt diese Illusion nicht, deshalb kann Shippo die Brücke als Einziger von uns bemerken und sehen. Wenn wir ihm folgen, können wir die Schlucht problemlos überqueren."

Zweifelnd betrachtete Inu Yasha die Stelle, an der Shippo und Sesshomaru in der Luft standen. So sehr er sich auch anstrengte, er konnte absolut nichts sehen. Auch seine sonstigen Sinne sagten ihm ausdrücklich, dass da nichts war, aber nichtsdestotrotz standen der Fuchsdämon und sein Bruder eindeutig auf irgendwas drauf. Der Dämonenjägerin war das alles auch nicht so recht geheuer, aber sie vertraute Shippo und folgte nun ebenfalls mit einem beherzten Sprung auf die unsichtbare Brücke.

"Keh", war das einzige, das Inu Yasha dazu einfiel, dann hüpfte auch er ins scheinbare Nichts und landete dort erstaunlich feststehend.

Shippo lächelte triumphierend und stolzierte dann stolz voran weiter durch die Leere. Sango lächelte ebenfalls, als sie beobachtete, wie Sesshomaru und Inu Yasha sich dem Fuchsdämonen anschlossen und ihm sehr aufmerksam folgend über die unsichtbare Brücke nachgingen. Es musste für den kleinen Fuchsdämonen eine große Genugtuung sein, dass er endlich auch mal eine essentielle Rolle spielen durfte und Sango gönnte ihm dieses Vergnügen aus vollstem Herzen.

Es war ein sehr merkwürdiges Gefühl über etwas zu laufen, das einfach nicht da zu sein schien. Sango musste all ihre Konzentration aufbieten, um sich selbst immer wieder davon zu überzeugen, dass sie keine Angst zu haben brauchte und dass da wirklich eine Brücke war, die sie sicher über die tiefe Schlucht trug. Inu Yasha und Sesshomaru hätten es zwar nie zugegeben, aber ihnen ging es genauso. Daher waren beide innerlich sehr erleichtert, als sie die verwirrende Sinnestäuschung schließlich hinter sich gebracht und die unsichtbare Brücke erfolgreich überquert hatten.

Vor ihnen lag nun wieder ein schmaler Gang.

"Na ja", meinte Inu Yasha und schnupperte angewidert in den Gang hinein, "sehr verführerisch riecht es da ja nicht gerade, wo dieser Gang hinführt. Offenbar wartet da wieder irgend so ein stinkiger Sumpf oder eine Art Kloake auf uns. So ein Mist, ich habe echt keine Lust schon wieder..."

Plötzlich erstarrte der Halbdämon, schnupperte nochmals gründlich und riss die Augen auf.

"Kagome...", flüsterte er und rannte dann völlig überraschend wie der geölte Blitz in den Gang hinein.

Nach zehn Metern wurde sein blitzartiger Lauf jedoch wieder gestoppt. Unsanft und hart landete Inu Yasha auf seinem Hinterteil. Auch Sesshomaru begegnete dem Boden, er landete nämlich bäuchlings darauf.

"Au verdammt", fluchte Inu Yasha und rappelte sich verärgert halb auf, "daran hab ich schon wieder nicht gedacht... dieser blöde Fesselbann..."

"Au verdammt... ja, du wählst die richtigen Worte, mein heißgeliebter Bruder!" antwortete eine eiskalte Stimme.

Erschrocken sah der Halbdämon auf. Ein paar golden funkelnde Augen starrten mehr als wütend auf ihn herab. Dann sauste eine ebenso wütende Faust ziemlich schmerzhaft auf seinen Kopf.

"Au verdammt", sagte nun auch Shippo, eine gewisse Schadensfreude, die in seiner Stimme mitschwang, konnte er dabei allerdings nicht verbergen.

Er fand es einfach zu schön, wenn zur Abwechslung mal nicht er von Inu Yasha, sondern dieser von seinem großen Bruder verprügelt wurde.
 

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Das war Kapitel Nr. 14 und damit kommen wir dem Ende dieser Geschichte immer näher. Entschuldigt bitte, dass ich mir entgegen meiner Versprechungen mit dem Weiterschreiben so viel Zeit gelassen habe. Das nächste Mal dauert es leider wieder ziemlich lange, denn ich komme jetzt bald für etwa einen Monat nicht mehr privat ins Netz. D.h. die letzten Kapitel kommen erst im neuen Jahr on. *Sorry* Ich hoffe, ihr werdet auch so spät noch bereit sein, meine Geschichte zuende zu lesen.

Ein paar Fragen sind ja noch offen:

Haben Kagome, Miroku, Kirara und Myoga ,den Ausgang' gefunden?

Wird Inu Yasha Kagome nun wieder finden?

Und werden alle jetzt endlich den letzten Waffendämon und die letzte gesuchte Waffe finden?
 

Wenn ihr mir passend zur stillen Zeit eine schöne Weihnachtsfreude machen wollt, hinterlasst mir doch ein paar Kommentare. Darüber freu ich mich immer!^^

Ein unverbesserlicher Trupp

Nach langer Zeit geht es endlich weiter...

Auf der vorletzten Etappe findet sich das komplette Team wieder zusammen. Perfektes Teamwork ist auch notwendig, um den letzten Waffendämon zu besiegen. Der Weg dorthin ist allerdings alles andere als angenehm und kleine Konflikte zwischen Freunden und Brüdern machen die Sache auch nicht gerade leichter...
 

Viel Vergnügen mit dem Auftakt zum baldigen Storyende:
 

Angeführt von Sesshomaru folgten Sango, Shippo und Inu Yasha dem schmalen Gang, der sie nun hoffentlich zu der fünften, erlösenden Waffe führte. Die Ausstrahlung des dazugehörigen, gesuchten Waffendämons, der die Vier bisher gefolgt waren, wurde mittlerweile so stark, dass insbesondere Sango es kaum noch ertragen konnte. Was für ein Gegner würde hier im Untergrund der Ruinenstadt auf sie alle warten? Würden sie überhaupt eine Chance gegen einen solch starken Dämonen haben?

Shippo schien Sangos Bedenken zu teilen, denn er war sehr ängstlich. Sesshomaru zeigte nicht, was er dachte, sein Gesichtsausdruck war gelassen und kalt wie immer. Inu Yasha machte sich überhaupt keine Gedanken dazu, dafür tat ihm sein Kopf auch viel zu weh. Sein Bruder hatte sich für den entwürdigenden Bauchplatscher, den der Halbdämon unüberlegt verursacht hatte, sehr gründlich revanchiert.

Während Inu Yasha sich immer wieder den schmerzenden Schädel rieb, fragte er sich, ob seine Sinne ihm vor Sesshomarus Prügel einen Streich gespielt hatten. Für einen kurzen Moment hatte der Halbdämon geglaubt Kagomes Geruch wahrnehmen zu können, doch mittlerweile war er sich da gar nicht mehr so sicher. Vielleicht hatte er sich das alles auch nur eingebildet, denn der Duft seiner menschlichen Freundin war wieder verschwunden wie ein vorbeiziehender Nebelhauch. Andererseits machte ein fürchterlicher Gestank, der den Gang erfüllte und sich immer mehr verstärkte, jede klare Witterung unmöglich.

Nach einiger Zeit verbreiterte sich der Gang und führte in ein düsteres, feuchtes Gewölbe mit lehmartigen Wänden. Merkwürdige, magisch schimmernde Steine, die in die Wände eingelassen waren, spendeten mattes Licht. Der überall vorherrschende Gestank wurde noch intensiver, er ging von einem in Stein gefassten Kanal aus. Weitere Gänge mit ähnlichen Kanälen, in denen sich träge dahinfließendes, schwarzbraunes und fauliges Schlammwasser sammelte, zweigten von dem Gewölbe ab.

"Was ist denn das hier?" fragte Inu Yasha und presste krampfhaft seine Ärmel vor die Nase. "Das stinkt ja schlimmer wie eine vollgeschissene Toilettengrube oder ein halb verwester Leichenhaufen!"

"Wir sind wohl in den Abwasserkanälen der Stadt gelandet", vermutete die Dämonenjägerin naserümpfend.

"Aber in der Ruinenstadt lebt doch eigentlich keiner mehr. Wer oder was produziert dann noch dieses grässliche Abwasser?" fragte Shippo.

"Auf dieser Insel leben wohl so einige Wesen, von denen wir noch gar nichts wissen", murmelte Sango.

In diesem Moment war ein laut schmatzendes Geräusch zu hören. Alarmiert drehten sich die Hundebrüder, Sango und Shippo zu einem Seitengang um, aus dem heraus einige dunkle Gestalten auftauchten und auf sie zu stapften.

"WAAAAH, Schlammmonster!" kreischte Shippo.

"Inu Yasha! Sango! Shippo!" rief eines der Schlammungeheuer und stürzte mit freudig ausgebreiteten Armen auf Inu Yasha zu.

"Kagome..." antwortete der Halbdämon überrascht und eilte dann glücklich der Gestalt entgegen. Kurz bevor er sie erreichte, wich er jedoch wieder entsetzt zurück. "Wuäh, du riechst ja wie Scheiße... Und wie ihr alle ausseht... Habt etwa in den Abwässern gebadet?!"

Kagome erstarrte. Dann senkte sie leicht den Kopf und ballte die Fäuste. Ihr verschmutztes Gesicht färbte sich leicht rot.

"Auweia, das war die falsche Begrüßung", sagte Shippo und hielt sich vorsorglich schnell die Ohren zu.

Inu Yasha wich erschrocken noch ein Stück zurück. "Was habe ich denn..."

Im nächsten Moment erzitterte das Gewölbe, als würde ein Vulkan explodieren.

"INU YASHA!!! DU VERBLÖDETER, IDIOTISCHER VOLLTROTTEL! DU HIRNLOSER MUSKOPF! DU DÄMLICHES HUNDEVIEH! SIT.. tmmhmm"

Gerade noch rechtzeitig, bevor Kagome ihr Kommando aussprechen und damit Inu Yasha inklusive Sesshomaru in den Abwasserkanal befördern konnte, hielt Miroku ihr hastig den Mund zu.

"Ähm... schön, dass wir alle wieder beisammen sind", meinte der Mönch betont fröhlich, "wie ihr seht, sind Kagome, Kirara, Myoga und ich wohlauf."

"Wir dachten ihr seid tot... Was ist mit euch passiert?" fragte Sango mit glänzenden Augen.

"HmmHMMM!" gab Kagome von sich und wand sich wütend unter Mirokus Griff.

"Äh... tja", fuhr der Mönch fort, "uns hatte ein riesiges, wurmartiges Tier verschluckt. Es scheint hier noch sehr viele dieser seltsamen Viecher zu geben. Sie sind harmlos, sofern man nicht versehentlich in ihren Schlund gerät, versteht sich. Diese Riesentiere leben offenbar wie Regenwürmer in der Erde, ernähren sich von allem, was es da gibt, und nutzen dieses alte Abwassersystem der Ruinenstadt als Toilette. Wie sie genau aussehen, wissen wir nicht. Wir haben nur das Hinterteil und die Innenansicht von einem dieser Wesen gesehen. Es hat ein bisschen gedauert, bis wir da wieder rausgefunden haben. Der Darm war ziemlich lang und verschlungen und ab und zu sind wir auf ein paar... äh... Verstopfungen gestoßen. Glücklicherweise konnte ich mit meinem Kazaana die größten Probleme aus dem Weg räumen. Letztendlich hat das Tier seine Exkremente und uns in diesen Kanal entleert. Insgesamt gesehen war der Weg ein bisschen ungemütlich und hat Kagome-sama... äh... etwas aufgeregt..."

"Hrrmpff..." bemerkte Kagome.

Sango und Shippo starrten sich an und blickten dann ungläubig zu den dreckverschmierten Gestalten vor sich. Sie hatten nicht gedacht ihre Freunde lebendig wiederzusehen und am allerwenigsten auf eine solch verrückte Weise.

"Also, vielleicht sollten wir dann mal weitergehen", sagte Miroku heiter, "ihr scheint euch ja sicher zu sein, wo es lang geht, oder?"

Sango nickte. "Die Aura eines mächtigen Dämonen erfüllt den gesamten Untergrund hier. Es kann nicht mehr weit sein. Wenn ich mich nicht täusche, müssen wir ganz einfach dem größten Abwasserkanal folgen."

Mit ihren letzten Worten sah Sango fragend zu Sesshomaru, der das Wiedersehen der Freunde stumm beobachtet hatte und auch jetzt keine Reaktion zeigte. Er hatte von dem Gespräch leider nur wenig verstanden, denn sein feines Gehör litt noch unter den schmerzhaften Nachwirkungen von Kagomes lautem Geschrei, das ihn kurzfristig taub gemacht hatte. Sango deutete das Schweigen des Hundedämonen als Bestätigung und schlug den bezeichneten Weg ein. Kirara sprang an ihre Seite und miaute fröhlich. Die Dämonenjägerin schenkte ihrer treuen Gefährtin ein glückliches Lächeln. Miroku hielt Kagome weiterhin den Mund zu und folgte Sango. Shippo sprang munter hinterher.

Inu Yasha hatte sich in eine schattige Ecke verzogen und stand wie versteinert da. Erst, als er den verächtlichen, kalten Blick neben sich gewahrte, erwachte der Halbdämon aus seiner Erstarrung.

"Was ist denn, was glotzt du mich so blöd an?"

Sesshomaru wandte sich mit einem abfälligen Schnauben ab. "Gehen wir!"

Eingebildeter Blödian, dachte Inu Yasha und wischte sich nebensächlich über die Wange. Verdutzt sah er dann auf seine nassen Finger und senkte leicht verschämt den Kopf. Nun wusste er, warum Sesshomaru ihn so geringschätzig gemustert hatte. Er hatte vor Freude geweint.
 

Der Abwasserkanal, dem die wieder vereinte und vollständige Truppe nun folgte, führte schließlich in eine riesige Höhle mit steilen Lehmwänden. Dort mündete der Kanal und viele weitere Abwasserbäche in einem gewaltigen, unterirdischen Fluss. Dieser Fluss brach auf einer Seite aus der Wand, zerteilte die gesamte Höhle in zwei Hälften und verschwand auf der anderen Seite über unterirdische Abflüsse wieder. Auf diese Weise versperrte der massige Strom den Weg zu einem deplaziert wirkenden Torbogen aus Stein, der auf dem anderen Ufer stand und geheimnisvoll schimmerte. Eine Brücke über das Gewässer gab es nicht.

Die Hundebrüder und Inu Yashas Freunde blieben am Rand des schlammigen Fluss stehen.

"Ziemlich tief offenbar", bemerkte Sango.

"Die Strömung ist sehr stark", meinte Miroku.

"Zu breit zum Drüberspringen", sagte Inu Yasha.

"Wie kommen wir denn da rüber?" fragte Shippo entsetzt. "Sollen wir etwa da durch schwimmen?!"

"Nun ja", meldete sich Kagome schadenfroh zu Wort, "immerhin hätten wir dann alle dieselbe Duftmarke..." Kirara miaute bestätigend und zeigte ebenfalls eine schadenfreudige Grimasse.

Sesshomaru sagte nichts und sah zu dem seltsamen Torbogen auf der anderen Flussseite. Sie mussten unbedingt da rüber. Von dem Tor kam die dämonische Ausstrahlung, das war also ihr Ziel. Doch der Fluss war ein wirkliches Problem. Nicht nur aufgrund seiner Tiefe, Breite und seiner starken Strömung, sondern hauptsächlich aufgrund der grässlichen Abwässer, die er mit sich führte. Der Gestank war einfach nur entsetzlich. Mit eiserner Selbstbeherrschung und all seinen Kräften versuchte Sesshomaru seine Gleichgültigkeit zu bewahren. Doch das war nicht leicht, immerhin hatte er die empfindlichste Nase von allen und stand kurz vor einer Ohnmacht.

"Ich will nicht durch diese eklige Brühe schwimmen", jammerte Shippo, "außerdem ist die Strömung viel zu stark, das schafft nicht einmal Inu Yasha, Kirara oder Sesshomaru..."

Inu Yasha grinste plötzlich und sah zu seinem Bruder.

"Oh doch, Sesshomaru schafft das schon... Er kann uns alle rüber tragen!"

"Idiot", fauchte Sesshomaru, "hast du vergessen, dass die Magie der Insel, auf der wir uns befinden, jegliche Flugfähigkeiten unterdrückt? Und auch ich kann nicht so weit springen."

"Das meinte ich ja auch gar nicht...", antwortete Inu Yasha und grinste noch breiter.

Sesshomaru zuckte entsetzt zusammen, blickte kurz auf den stinkenden Fluss und sah dann angewidert auf Kagome, Miroku und Kirara, die genauso scheußlich dufteten. Drohend richtete er seinen Blick zuletzt auf Inu Yasha.

"Nein!"

"Wir müssen aber da rüber, oder nicht?"

"NEIN!"

"Komm schon, Bruderherz, stell dich nicht so an... das ist schließlich die einzige Möglichkeit!"

"Ich sagte NEIN!!!"

"Also schön, dann bleiben wir eben auf ewig unzertrennlich..."

Schweigen.

Wortlos starrten die Hundebrüder sich an. Ihre goldenen Augen bohrten sich ineinander und in beiden Augenpaaren lag dieselbe Starrköpfigkeit.

"Was für sture Hunde", schoss es Kagome durch den Kopf.

Nach einigen Minuten eisernen Schweigens brach Sesshomaru den Blickkontakt ab. "Wenn das alles vorüber ist, jage ich euch gemeinschaftlich in die Hölle!", presste er hervor und trat etwas zurück. Dann ballte er seine Hand zu einer Faust und aktivierte grollend seine dämonischen Kräfte. Sein Gesicht verzerrte sich und seine vergrößernde Gestalt verschwand in einer rötlich schimmernden, aufbrausenden Energiewelle. Schließlich brach ein übergroßer, weißer Hund aus diesem Wirbel hervor.

"Wow", staunte Sango, "so sieht Sesshomaru also in Wirklichkeit aus..."

"Steht und glotzt da nicht doof rum", rief Inu Yasha, "los, steigt auf!"

Der riesige Dämonenhund legte sich nieder und ließ den Halbdämonen und seine Freunde aufsteigen. Dann erhob er sich, sprang angewidert knurrend in den stinkenden Fluss und schwamm hindurch. In seiner wahren Gestalt stellte die starke Strömung für Sesshomaru kein Problem dar. Glücklich erreichte er das andere Ufer, trottete an Land und schüttelte dort grob seine Reiter ab.

Shippo verwandelte sich flugs in einen großen, weichen Ball, fing Kagome auf und ersparte sich und dem Mädchen dadurch eine harte Landung. Kirara nahm ihre große Form an und federte hilfsbereit Sango und Miroku ab. Nur Inu Yasha knallte ungeschützt auf den Boden.

"Hey, du oberdämliche Töle", beschwerte der Halbdämon sich, "geht das gefälligst nicht etwas sanfter?!?"

Der riesige Dämonenhund sah Inu Yasha mit seinen glühend roten Augen an, entblößte sein furchterregendes Gebiss und kam ruhig auf Inu Yasha zu.

"Ähm, was ist denn... willst du dich nicht zurückverwandeln? ... öh, bist du jetzt sauer? ... Heeee, nein... Spinnst du?! AUS, PFUI, KUSCH, LASS DAS! ... NEIN!!!"

Ohne Vorwarnung und völlig überraschend hatte Sesshomaru seinen vorlauten Bruder am Kragen gepackt, beutelte ihn heftig durch und tunkte ihn abschließend in den gerade überquerten Fluss. Inu Yashas Flüche und wütenden Schreie gingen in einem hilflosen Gurgeln unter. Befriedigt zog der monstöse Hund den Halbdämonen nach der Tauchaktion wieder aus dem schlammigen Abwasser heraus und ließ ihn fallen. Mit dem Kopf voran sauste Inu Yasha zu Boden und blieb erst mal für eine Weile bewusstlos liegen.

"Au Backe", sagte Shippo, sprang auf Sangos Schulter und flüsterte ihr ins Ohr: "ich glaube, jetzt wissen wir, was Sesshomaru meinte, als er von Erziehung auf Hundeart sprach..."

Sesshomaru verwandelte sich in seine menschliche Form und ging wortlos an Inu Yashas Freunden vorbei. Ohne auf seinen ohnmächtigen Halbbruder zu achten, den er an der unsichtbaren Fessel hinter sich her schleifte, wandte er sich dem steinernen Torbogen zu, der dämonische Energien ausstrahlte.

"Merkwürdiges Tor", stellte Kagome fest, "es führt nirgendwohin und es ist gar nichts dahinter zu sehen. Und dann auch noch an solch einem Ort! Wer will schon in einer Kloake leben? Der Waffendämon, der hier wohnt, muss durchgeknallt sein."

Miroku näherte sich neugierig dem Portal. "Ich vermute, es ist ein weiteres magisches Tor, das an einen anderen Inselort führt. So ähnlich wie die unsichtbare Pforte, die uns in die Ruinenstadt gebracht hat. Aber es lässt sich nicht durchschreiten, es scheint durch eine undurchdringliche Barriere gesichert zu sein."

"Das wird wohl die Barriere sein, von der Myoga erzählt hat", überlegte Kagome und holte einen Pfeil aus ihrem Köcher, "ich werde versuchen sie zu durchbrechen."

Konzentriert spannte das Mädchen ihren Bogen, zielte auf das Tor und schoss. Der Pfeil prallte inmitten des Torbogen auf einen Widerstand in der Luft und zerbarst in einem hellvioletten Licht. Daraufhin begann die Luft innerhalb des Tores zu schimmern und zu flirren und sah schließlich aus wie eine sich kräuselnde Wasseroberfläche.

"Na bitte", bemerkte Kagome stolz, "das hätten wir."

Shippo begutachtete das flimmernde Tor ängstlich: "Wo wir jetzt wohl wieder hinkommen?" fragte er sich.

Sesshomaru war das egal, Hauptsache er konnte endlich diesen stinkenden Ort verlassen. Zügig durchschritt er das magische Portal und verschwand. Der an ihm klebende, bewusstlose Halbdämon wurde hinter ihm hergerissen.

Auch Inu Yashas Gefährten zögerten nicht mehr lange und folgten den Brüdern.
 

Zu ihrem Erstaunen fanden sich alle nach dem Durchqueren des Tores in einem kleinen, lieblichen Garten mit bunten Blumenwiesen, blühenden Büschen und saftiggrünen Bäumen wieder. In der Mitte des Gartens stand eine winzige Holzhütte. Davor saß ein älterer Mann in einem kostbaren, schwarzen Seidenkimono und rauchte eine Pfeife.

In diesem Moment kam Inu Yasha hustend wieder zu sich, setzte sich auf und rieb sich verwirrt den schmerzenden Kopf. "Verflucht noch mal...", murmelte er, spuckte Dreckwasser und warf einen wütenden Blick auf seinen Bruder. Seine Verärgerung wandelte sich jedoch schnell in Verblüffung, als er sich weiter umsah und schließlich den Unbekannten vor der Hütte entdeckte. Hastig sprang der Halbdämon auf und stellte sich in Angriffsposition.

"Bist du der letzte dieser komischen Waffendämonen? Der Typ, der sich ,Pfeilmeister' nennt?"

Der Angesprochene nahm gelassen seine Pfeife aus dem Mund. "Ja, der bin ich. Ich bin der älteste und der mächtigste der fünf Waffendämonen. Seit fast sechzig Jahren lebe ich hier. Und wer seid ihr stinkenden Gestalten?"

"Quatsch nicht so viel", antwortete Inu Yasha, "wir wollen nur deine Waffe haben. Rück sie raus."

"Meinen Wurfpfeil wollt ihr haben? Wozu denn das?"

"Frag nicht so blöd. Wir brauchen sie, um diesen bescheuerten Bann zu brechen, mit dem dein dämlicher Bruder versehentlich unsere Schwerter und uns aneinander gefesselt hat."

"Oh, verstehe, das ist natürlich ein tragisches Versehen für euch", fuhr der ,Pfeilmeister' fort und sah belustigt von Inu Yasha zu Sesshomaru, "ist das dein Bruder? Wirklich amüsant, das ist das erste Mal, dass der Fesselbann ein solch interessantes Paar getroffen hat... ein vollwertiger und ein halber Dämon... erstaunlich, dass ihr es miteinander ausgehalten und zusammen bis hierher geschafft habt. Ich hätte vermutet, dass ihr euch gegenseitig umbringt. Dämonen und Halbdämonen können sich doch eigentlich nicht ausstehen..."

Nun riss Inu Yasha der Geduldsfaden. "Es behauptet ja auch niemand, dass wir uns mögen. Wir hängen schließlich nicht freiwillig aneinander. Also gib uns jetzt endlich deinen Wurfpfeil oder du kannst deine Geschwister im Jenseits besuchen gehen!"

"Meine Geschwister habt ihr also schon vernichtet? Doch darauf braucht ihr euch nicht viel einbilden. Mich könnt ihr nicht besiegen. Du solltest es dir lieber zweimal überlegen, bevor du dich mit mir anlegst."

"Was soll ich da noch überlegen, du bist gleich Geschichte", rief Inu Yasha und preschte mit erhobenen Krallen auf den Waffendämon zu. Sesshomaru fackelte auch nicht mehr lange, sondern zog Tokijin und schloss sich seinem Bruder an. Der Pfeilmeister lächelte leicht und blieb ruhig sitzen. Inu Yashas Krallenschlag und Sesshomarus Schwerthieb prallten wirkungslos an der Luft um den Dämonen ab.

"Verdammt, ein Bannkreis", fluchte Inu Yasha.

"Ihr seid Narren", lachte der ,Pfeilmeister', stand auf und streckte seine Hand aus. Ein weißliches Licht leuchtete auf. Im nächsten Moment hielt er einen silbernen, rubingeschmücken Wurfpfeil in der Hand. "Dies ist mein magischer Wurfpfeil. Diese Waffe wolltet ihr doch haben, oder? Nun, so sollt ihr ihre Macht zu spüren bekommen."

Die silberne Waffe begann hellweiß zu strahlen. Inu Yasha und Sesshomaru stöhnten beide unwillentlich kurz auf und brachen vor Schmerzen gepeinigt in die Knie.

"Um Himmels willen, Inu Yasha!" schrie Kagome und spannte ihren Bogen. "Hör sofort auf damit, du Mistkerl, oder du wirst mich kennenlernen!"

Der ,Pfeilmeister' beachtete das Mädchen nicht und drehte leicht die Waffe in seiner Hand. Das weißliche Strahlen des Wurfpfeils verstärkte sich. Höhnisch sah der Dämon auf die beiden Brüder herab, die vor ihm im Gras zusammengebrochen waren und nun verzweifelt gegen einen höllischen, unerträglichen Schmerz ankämpften, der sie auf den Boden zwang.

"Ihr Narren", wiederholte der ,Pfeilmeister', "Ich habe den Fesselbann einst erfunden und diese Magie an meine Geschwister weitergegeben. Alle, die von diesem Bann getroffen und aneinander gebunden werden, unterliegen der Macht meines Wurfpfeils und damit auch mir. Ich kann mit euch zwei Hunden machen, was ich will. Ihr seid in meiner Hand. Und nun werde ich euch beide ganz langsam und genüsslich töten!"

"Uiuiui, das sieht aber gar nicht gut aus", sagte Miroku leise.

"Wir müssen ihm den Wurfpfeil abnehmen", flüsterte Sango, "Kagome, zerstöre den Bannkreis und lenk mit Shippo den Kerl ab, den Rest erledigen wir!"

Kagome nickte und warf einen weiteren Blick auf Inu Yasha. Ebenso wie sein Bruder versuchte der Halbdämon sich nichts anmerken zu lassen. Dennoch erkannte das Mädchen, wie sehr er sich quälte. Der ,Pfeilmeister' fügte den Brüdern mit den magischen Kräften des Wurfpfeils grausame Schmerzen zu und folterte sie immer stärker. Dieser Anblick machte aus Kagome eine rasende Furie.

"Du bist dieser scheußliche Dämon, von dem uns Kaede erzählt hat. Vor sechzig Jahren hast du aus Rache ein Geschwisterpaar seelisch aneinander gebunden und die beiden unglücklichen Menschen in den Tod getrieben. Dann verkriechst du dich jahrelang auf dieser doofen Insel und sorgst dafür, dass ich durch einen Wurmhintern und Abwasserkanäle kriechen muss! Und jetzt vergnügst du dich damit meinem Freund weh zu tun. Soll ich dir mal was sagen? DU BIST ECHT DAS ALLERLETZTE!"

Mit diesen Worten schoss Kagome einen Pfeil ab. Das Geschoss flog zielgerade auf den ,Pfeilmeister' zu und durchbrach seinen Bannkreis.

"Ihr habt es nicht anders gewollt", drohte der Angegriffene und aktivierte die vollständige Macht seines Wurfpfeils. Das magische Leuchten der Waffe wurde blendend hell. Trotz seiner Angst preschte Shippo vor, hüllte mit einer Rauchbombe alles in Nebel, rannte von hinten unbemerkt an den Pfeilmeister heran und griff ihn mit seinem Fuchsfeuer an. Im gleichen Augenblick warf Sango ihren Bumerang, schlug dem abgelenkten Dämonen damit die Waffe aus der Hand und sauste auf Kirara blitzschnell an dem ,Pfeilmeister' vorbei. Sofort nach diesem Manöver öffnete Miroku sein schwarzes Loch. Der Sog des Kazaana ergriff den Dämonen und saugte ihn in die rechte Hand des Mönchs.

"Perfekte Teamarbeit", lobte Miroku, schloss befriedigt sein Kazaana und sah anerkennend zu den beiden Mädchen und zum Fuchsdämon.

Sango schwenkte triumphierend den magischen Wurfpfeil des vernichteten ,Pfeilmeisters' in der Hand. "Wir werden eben immer wieder unterschätzt. Dieser Dämon war zwar unheimlich mächtig, aber er kannte unsere Fähigkeiten nicht. Unklugerweise dachte er, dass nur Inu Yasha und Sesshomaru gefährlich wären. Damit haben die unzertrennlichen Brüder nun was gut bei uns!"

Kagome lief rasch zu Inu Yasha und kniete sich neben ihm nieder. Der Halbdämon richtete sich gerade schwerfällig und stöhnend auf.

"Puh, war das furchtbar... ich dachte schon, ich sterbe... jetzt habe ich aber endgültig genug von diesem ganzen Mist..."

Sesshomaru neben ihm stand schweigend auf. Auch er fühlte sich furchtbar, hätte aber lieber noch weitere Qualen erlitten, als das zuzugeben und Inu Yasha beizupflichten.

"Nun, wir haben die Waffe und auch sonst ist alles in Ordnung", sagte Sango, "dann könnten wir ja wieder gehen. Aber wohin? Das Tor durch das wir gekommen sind, ist verschwunden."

"Wir glaube, wir müssen einfach in diese Hütte gehen", meinte Miroku, "auch das scheint so eine Art magisches Portal zu sein."

Kagome rückte ihren Bogen und Rucksack zurecht und sprang übermütig auf. "Wer als Erster drin und durch ist", rief sie fröhlich, sauste in die Hütte und verschwand wie von Geisterhand. Sofort sprang auch Inu Yasha auf und setzte ihr nach. An den Fesselbann dachte er mal wieder überhaupt nicht. Mit dem Ergebnis, dass er Sesshomaru von den Füßen und halb schleifend hinter sich her riss. Ein Poltern und ein Wutschrei waren zu hören, dann waren auch die aneinander gebundenen Brüder weg.

Sango, Miroku, Shippo und Kirara hatten diesen Abgang perplex beobachtet und sahen sich nun gegenseitig an. Kurz darauf begannen sie gemeinschaftlich loszuprusten. Erst als sie ihr Lachen wieder einigermaßen unter Kontrolle hatten, liefen sie ebenfalls in die Hütte und folgten den Verschwundenen durch das dort drin befindliche, magische Tor.
 

_ _ _ _ _

Damit sind die fünf erlösenden Waffen also endlich beisammen.

Aber was jetzt?

Werden sich noch weitere Hindernisse in den Weg stellen?

Was müssen die ,Unzertrennlichen' nun tun, um endlich getrennt zu werden?
 

Als nächstes erwartet euch dann das Grande Finale. Ich kann allerdings noch nicht abschätzen, wie sehr ich mit dem Schreiben eventuell ausufere. Falls es zu lang werden sollte, teile ich das Finale in zwei Kapitel.

Liebe Grüße an alle meine lieben und ausdauernden Leser! Ich hoffe, es hat euch wieder gefallen. Wenn nicht, könnt ihr die Geschichte ja als Toilettenpapier benutzen und in den Abwasserkanal befördern, so wie ich meine armen Helden (*grins* ...okay, der Witz war jetzt schlecht... na, egal...). Bitte an die Kommis denken! ;))

Ein Schrein und ein böses Erwachen

Zunächst: entschuldigt bitte, dass ich euch so unverschämt lange habe warten lassen. Bedauerlicherweise kam mir entweder dauernd etwas dazwischen oder ich hatte absolut keine Muße/Lust zum Weiterschreiben bzw. war völlig schreibblockiert. Und so bin ich ums Verrecken nicht vorangekommen. Hoffentlich habt ihr jetzt trotz der ewigen Warterei noch Lust zum Lesen.

Endlich, endlich stehen unsere unzertrennlichen Hundebrüder nun kurz vor ihrer Trennung, doch dann geschieht noch etwas Unerwartetes und die beiden geraten in eine böse, böse Zwickmühle... Habt ihr etwa gedacht, ich würde es ihnen zu leicht machen?!?
 

Also, auf geht’s ins Finale, viel Spaß damit!
 

Nur einen Wimpernschlag später, nachdem sie die Hütte des ‚Pfeilmeisters’ betreten und das dort drin befindliche magische Portal durchquert hatten, fanden sich Sango und Miroku mit Shippo und Kirara inmitten eines steinernen Torbogens neben einem See wieder. Gegenüber des Sees erhob sich die mächtige Silhouette eines kegelförmigen Berges und spiegelte sich in dem klaren Wasser.

„Oh, wir sind weg von dieser seltsamen Insel und nun in der Nähe des Fuji“, bemerkte Miroku, „diese geheimnisvollen, magischen Tore stellen eine erstaunliche Art des Reisens dar. Ob es noch mehr von diesen Toren gibt, die vielleicht sogar in andere Länder führen? Und wer die wohl einst errichtet hat?“

Seine Begleiter teilten Mirokus wissenschaftliche Neugier nicht, die Aufmerksamkeit der Dämonenjägerin, des kleinen Fuchs und der Katze richtete sich auf einen mannsgroßen Haufen, der direkt vor dem magischen Steintor am Boden lag. Es war ein Knäuel aus rotem und weißem Stoff, weißen Haaren, einer Rüstung und einem cremefarbenen Fell.

„Hilfe...“, ächzte es erstickt unter diesem rotweißen Knäuel. Es war Kagomes Stimme.

„Inu Yasha, du Volltrottel“, rief Shippo, sprang flugs hinzu und zerrte kräftig an dem roten Bestandteil des Knäuels, „wach auf und steh schnell auf, ihr beiden Hundeidioten erdrückt Kagome!“

Der rote Teil des Stoffhaufens regte sich daraufhin leicht, dann grub sich Inu Yasha daraus hervor und schob seinen halb auf ihm draufliegenden, besinnungslosen Halbbruder beiseite. Stöhnend und schmerzerfüllt rieb sich der Halbdämon den Kopf, auf dem eine gewaltige Beule zu wachsen schien.

„Aua... mein Schädel“, jammerte er, „was war denn das, das tat mehr weh als zehnmal ‚Sitz’ von Kagome...“

„Dein Kopf hat wohl Bekanntschaft mit Sesshomarus Rüstung gemacht, als du deinen Bruder unbeabsichtigt hinter dir her gerissen hast und mit ihm zusammengeprallt bist“, meinte Sango. „und Sesshomaru hat offensichtlich die verklebten Schwerter an deiner Hüfte mitten auf die Stirn bekommen... Oje, die arme Kagome... durch deine wilde Hinterherhüpf-Aktion hättet ihr beide sie jetzt fast zerquetscht!“

„Kagome!“ Erschrocken sprang Inu Yasha auf: „ist alles in Ordnung?“

„Aber ja doch, mir geht es wunderbar“, ließ sich eine sarkastische Stimme hören. Schließlich tauchte Kagome mit zerzausten Haaren und zornrotem Gesicht unter Sesshomarus Fell hervor auf. Die Schuluniform des Mädchens war völlig zerknittert und verrutscht.

„Du bist wirklich der größte Simpel, der jemals in Japan und der ganzen Welt herumgelaufen ist!“

„He, du eingebildete Ziege“, gab Inu Yasha verärgert zurück, „DU bist doch mit deinem ‚Wer als Erster da ist’ plötzlich davongerast!“

„Ich habe ja nicht damit gerechnet, dass du mir so dämlich hinterher hopst und mitten auf mich drauf springst“, erwiderte Kagome nicht minder wütend, „und weil du zudem wieder zu blöd warst an den Fesselbann zu denken, hast du deinen Bruder hinter dir hergeschleift, der dann auch noch auf mir landen musste! Zu meinem Glück bin ich bei all dem unter Sesshomarus Fell geraten, das mich halbwegs geschützt hat, ansonsten wäre ich durch dich jetzt platt wie ein Pfannkuchen!“

„Das mit diesem doofen Fesselbann ist doch nicht meine Schuld!“

„Ach nein? Und wer hat allein gegen den ‚Schwertmeister’ gekämpft?“

„Hätte ich mir vielleicht Tessaiga wegnehmen lassen sollen?!“

„Du sollst nicht immer so hitzköpfig sein und alles allein machen wollen!“

„Ich bin doch gar nicht hitzköpfig! Das ist allein DEINE Schuld. DU ALLEIN machst mich doch ständig sauer!“

„So... jetzt reicht es mir aber... SI... Argh!“

„Ich warne dich“, mischte sich auf einmal eine eiskalte Stimme in den hitzigen Streit ein, „sag dieses Wort lieber nicht!“

Hart schluckend starrte Kagome in Sesshomarus Augen. Der Hundedämon war nach seinem ungewollten Zusammenstoß mit Inu Yasha nun auch wieder aufgewacht und schien nicht besonders gut gelaunt zu sein. Er war aufgesprungen und hatte Kagome am Hals gepackt. Seine scharfen Fingernägel ritzten schmerzhaft ihre Haut.

„Tu-tut mir leid!“ presste das Schulmädchen hervor und schluckte nochmals. Neben ihrer Angst lag aber auch ein wenig Trotz in ihrer Stimme.

Sesshomaru sah das Mädchen kurz schweigend und emotionslos an, dann öffnete er seine Hand und ließ sie unsanft fallen. Inu Yasha hatte besorgt zugesehen. Es lag aber auch ein bisschen Schadenfreude in seinem Blick. Zweifellos schien der Halbdämon es zu genießen, dass Kagome ihr Kommando mal nicht gefahrlos einsetzen konnte.

Miroku zeigte sich dafür sehr zuvorkommend, freundlich bot er Kagome eine Hand an, um ihr beim Aufstehen zu helfen. Kagome lächelte dankbar. Als ihr jedoch bewusst wurde, dass es nicht die Höflichkeit, sondern ihre verrutschte Bluse war, die Miroku so freundlich werden ließ, wich sie aufschreiend zurück. Eine Ohrfeige konnte sie sich allerdings sparen, die Strafe für die lüsternen Blicke des Mönchs besorgte eine überaus zornige Dämonenjägerin mit ihrem Bumerang.

Währenddessen schaute Sesshomaru auf Kagomes Rucksack. „Wo ist Myoga?“, fragte er schließlich kühl.

Kagome schob schnell ihre Kleidung zurecht, bevor sie den Hundedämonen vorsichtig musterte. Der schien keine Mordgelüste mehr zu besitzen. Vielleicht war ihm bewusst geworden, wie würdelos die ganze Situation eigentlich war und ignorierte sie deswegen geflissentlich. Ihr sollte es recht sein, eine nähere Bekanntschaft mit Sesshomarus Giftklaue zu machen, lag nicht in ihrem Interesse, das wäre beinahe schon einmal schiefgegangen.

Beruhigt kniete sich Kagome nun neben ihren Rucksack und kramte darin herum. Nach einigem Suchen zog einen winzigen, zerknautschten Flohdämonen daraus hervor.

„Herrje“, stöhnte Myoga, „ich fühl mich gar nicht gut, diese überfüllte Tasche ist ja so was von unbequem. Und wie grässlich es da drin riecht, und dann wurde ich auch noch von so einem igelartigen Ding aufgespießt. Wie kann man nur so respektlos zu einem alten, ehrwürdigen... AAAAAAaaaaah, AUA!“

Bevor Myoga sein mitleidheischendes Jammerkonzert fortführen konnte, fand er sich zwischen zwei scharfen Krallen wieder. Das Gesicht und die kaltglänzenden Augen, die zu diesen Krallen gehörten und sich ihm zugewandt hatten, gefielen ihm allerdings noch weniger.

„Oh... äh, Sesshomaru-sama... wie kann ich Euch zu Diensten sein? Äh, bitte nicht so fest, ja?... AUTSCH...“

„Was muss nun getan werden, um den Fesselbann zwischen mir und Inu Yasha zu lösen?“, fragte Sesshomaru den Flohgeist.

Myoga sah sich schwitzend um und antwortete dann: „Dazu müsst ihr die fünf eroberten Waffen zur Windhöhle bringen... Erfreulicherweise ist das nicht sehr weit weg von hier, das ist in der Nähe des Fuji.“

„Windhöhle?“ fragte Inu Yasha interessiert. „Kennst du die Gegend hier etwa gut?“

„Aber ja“, erklärte Myoga stolz, „ich kenne mich sehr gut hier aus. Ich bin mit Eurem ehrenwerten Vater öfters hier gewesen. Dieses Tor, durch das wir hierher gekommen sind, kenne ich beispielsweise auch. Man kann damit an viele verschiedene, magische Orte reisen und...“

„Tatsächlich? Wie interessant...“, unterbrach ihn Sesshomaru, „hätten wir dieses Tor auch nutzen können, um direkt zu dem fünften Waffendämonen zu gelangen?“

„Aber ja, natürlich, magische Orte wie der, an dem der ‚Pfeilmeister’ gewohnt hat, besitzen oft verschiedene magische Zugänge, durch die...“ Myoga stockte. Zwei golden funkelnde Augenpaare, eines kalt wie Eis, das andere wütend heiß wie brodelndes Feuer sahen auf ihn herab.

„Du meinst also, wir hätten uns den ganzen Weg über diese bescheuerte Insel mit ihren Gefahren, Fallen und der Baderei in irgendwelchen Stinkbrühen auch sparen können, richtig?“, schimpfte Inu Yasha. „Wieso hast du uns nicht gleich gesagt, dass es noch ein magisches Tor gibt, das uns direkt zum ‚Pfeilmeister’ hätte führen können? Hast du das etwa vergessen?!“

„Äh, tja... Verzeihung, aber ich...“

„Du seniler Flohopa! Bist du eigentlich für irgendetwas nütze?“ schrie der Halbdämon erbost. Sesshomaru sagte nichts dazu, aber seine Finger, zwischen denen der Flohgeist steckte, begannen grünlich zu glühen.

„Nein, NICHT!“, kreischte Myoga. „So wartet doch, Sesshomaru-sama... helft mir Inu Yasha-sama... wenn ihr mich tötet, kann ich Euch doch nicht sagen, was ihr genau tun müsst, um den Fesselbann zu brechen...“

Inu Yasha riss den winzigen Dämonen aus Sesshomarus giftiger Hand.

„Dann red jetzt endlich Klartext oder ich mach persönlich Mus aus dir!“

Ächzend holte Myoga Atem und sah dann nacheinander in die vielen verschiedenen Augen, die nun erwartungsvoll auf ihn gerichtet waren. Zwei wütende, sich sehr ähnliche sehende, goldene Augenpaare beunruhigten Myoga dabei am meisten. Schnell räusperte er sich und begann zu erklären:

„Also, die Windhöhle ist ein Ort, der den Göttern und Geistern der Zerstörung geweiht ist, um sie zu besänftigen. Wie ich durch meine Nachforschungen herausfinden konnte, wurde vor sehr langer Zeit aus einem dort drinnen errichteten Schrein eine heilige Schwertlanze gestohlen. Erzürnt über den Frevel töteten die bestohlenen Götter den Dieb und zerbrachen die entwendete Waffe. Aus den fünf Bruchstücken dieser Schwertlanze entstanden dann die fünf Waffendämonen und verteilten sich im Land, wo sie seitdem überall Unruhe stifteten. In der Windhöhle, im Schrein brennt ein heiliges Feuer, in das ihr die fünf Waffen werfen und zu einer Waffe verschmelzen lassen müsst. Dann löst sich der Bann, der euch aneinander bindet.“

„Na, das klingt ja ziemlich einfach“, meinte Inu Yasha befriedigt, „Am besten, ihr bleibt alle hier, bei so was brauch ich schließlich keine Hilfe. Sesshomaru und ich holen noch schnell die bei Kaede zwischengelagerten Waffen ab und dann schmeißen wir die Dinger alle in den Ofen dieser Windhöhle. Wunderbar! Endlich werd ich diesen nervigen Hundedeppen los und kann ihn danach gleich mit ins Feuer schubsen...“

Sesshomaru lächelte bedrohlich. „Vorausgesetzt du fällst nicht selber in die Flammen, liebes Brüderchen...“

„Also, äh...“, piepste Myoga vorsichtig dazwischen, „ganz so einfach ist es nicht... erstens wird der Schrein mit dem Feuer angeblich bewacht und zweitens kommt kein Dämon da näher ran und rein. Ich habe doch gesagt, das ist ein heiliger, den Göttern geweihter Ort, Dämonen werden dort geläutert. Nur Menschen mit guten Absichten können den Schrein betreten.“

Kagome konnte sich ein freches Grinsen nicht verkneifen.

„Tja, ihr Lieben“, sagte sie zuckersüß, „sieht ganz so aus, als ob ihr beiden Unzertrennlichen noch ein letztes Mal dringend Hilfe von uns Menschen braucht... aber dann müsst ihr leider noch ein bisschen warten. Ich würde mich vorher nämlich noch ganz gerne waschen, etwas essen und ein bisschen entspannen... ihr habt doch sicher nichts dagegen, oder?! Ihr könntet euch ja währenddessen ein bisschen nützlich machen und ein paar Fische fangen...“

Die beiden Halbbrüder sahen sich überrascht an und hatten dann für einen kurzen Augenblick das Gefühl sich prima zu verstehen.

„Frauen...“, dachten beide gleichzeitig, als sie schließlich widerwillig zusammen zum nahegelegenen See gingen.
 

Nach einem geruhsamen Nachmittag, einem sättigenden Abendessen und einer erholsamen Nacht konnten Inu Yasha und Sesshomaru endlich aufbrechen. Sango hatte zuvor zusammen mit Kirara die ersten vier Waffen abgeholt, die noch in Kaedes Dorf waren.

Myoga hatte den Weg zur Windhöhle und dem Schrein mit dem erlösenden, heiligen Feuer ausführlich beschrieben, mitkommen wollte er allerdings nicht. Der ängstliche Flohgeist war lieber mit Shippo bei Kaede geblieben, daher begleiteten nur Kagome, Miroku, Sango und Kirara die dämonischen Halbbrüder.

Die sechsköpfige Gruppe erreichte eine schöne und einsame, durch vulkanische Aktivitäten geformte Landschaft im Gebiet rund um den Fujiyama und folgte dort einem gewundenen Pfad einen Hügel hinauf.

„Dort vorne ist ein Höhleneingang“, sagte Sango.

„Ich fühl mich komisch“, stöhnte Inu Yasha, es fiel ihm schwer sich zu bewegen. Auch Kirara miaute schmerzlich.

„Wir haben unser Ziel erreicht, das muss die Windhöhle sein“, meinte Miroku, „ich kann eine heilige Aura spüren. Für Dämonen wird es jetzt gefährlich. Inu Yasha, du wartest mit deinem Bruder und Kirara besser hier. Wir erledigen das schon.“

Inu Yasha passte es gar nicht den Untätigen spielen und einfach abwarten zu müssen, er wäre lieber mit in die Windhöhle gegangen. Es war ja nicht auszuschließen, dass da etwas Gefährliches drin lauerte. Immerhin hatte Myoga gesagt, der Schrein und das heilige Feuer in der Windhöhle würden bewacht werden. Doch er konnte nicht mitkommen, denn sonst wäre er geläutert worden. Für ihn als Halbdämon wäre solch eine Läuterung nicht lebensgefährlich gewesen, für einen vollwertigen Dämonen wie Sesshomaru dagegen schon. Und da beide immer noch untrennbar auf Leib und Leben zusammenhingen, hätte eine Läuterung sie gemeinsam umgebracht.

Miroku griff nach dem Schwert des ‚Schwertmeisters’ und der goldenen Lanze des ‚Lanzenlords’. Bisher hatte Kirara die Waffen der fünf Waffendämonen transportiert. Sango nahm der Dämonenkatze das Kyoketsu shoge der ‚Fesselmeisterin’ und die Messer des ‚Shurikenmeisters’ ab. Kagome fasste den Wurfpfeil des ‚Pfeilmeisters’.

Nachdenklich und etwas besorgt betrachtete das Schulmädchen danach die beiden Halbbrüder.

„Ich habe eine Bitte“, sagte sie schließlich zögerlich, „bitte, versprecht mir, dass ihr nicht gleich wieder aufeinander losgeht und euch bekämpft, sobald wir die Waffen in das heilige Feuer geworfen, verschmolzen und den Bann gelöst haben. Ihr habt doch nun soviel zusammen erlebt... wollt ihr denn immer noch Feinde sein? Wollt ihr euch denn nicht lieber vertragen und Frieden schließen? Ihr seid doch Brüder...“

Inu Yasha und Sesshomaru starrten zuerst Kagome und dann sich gegenseitig an. Daraufhin wandten sie ihre Blicke wieder voneinander ab und schauten je zur Seite.

„Keh!“ machte Inu Yasha.

Sesshomaru sagte nichts.

Leise seufzend wandte sich das Mädchen ab. Würden sich die beiden Halbbrüder jemals versöhnen? Kagome konnte nicht leugnen, dass sie sich das wünschte. Sie dachte an ihren kleinen Bruder Sota und an Sango und Kohaku. Es ist traurig, wenn sich Geschwister hassen, dachte sie. Doch sie wusste auch, eine Versöhnung konnte und durfte man nicht erzwingen. Inu Yasha und Sesshomaru mussten von selbst dazu bereit sein.

Langsam ging Kagome weiter den Pfad hinauf zum Eingang der Windhöhle, Sango und Miroku schlossen sich ihr an. Die dämonischen Brüder setzten sich schweigend nebeneinander auf den Boden und sahen den Menschen nach.

„Ich mich mit dir vertragen... so ein Blödsinn...“, murmelte der Halbdämon nach einer Weile. Scheu wanderten seine Augen zu Sesshomaru und er musste feststellen, dass sein Blick erwidert wurde. Rasch drehte sich Inu Yasha wieder weg. Sesshomaru tat es ihm nach. Kurz darauf trafen sich ihre Blicke jedoch erneut.

„Glotz mich nicht dauernd an“, fuhr Inu Yasha seinen Halbbruder an.

„Ich dachte, du starrst mich ständig an“, kam die kühle Antwort.

„So ein Quatsch, wieso sollte ich das machen?!“

„Das frage ich mich auch.“

„Ach, verdammt, du... du... keh, sobald dieser blöde Bann gelöst ist, leg ich dich um.“

„Schön. Das ist auch meine Absicht.“

Ein lauter Schrei lenkte die Brüder wieder voneinander ab. Inu Yasha sprang auf und sah zum Höhleneingang. Kagome kniete direkt davor am Boden. Ihre Hände waren verbrannt, vor ihr lag der Wurfpfeil des ‚Pfeilmeisters’ und leuchtete hellsilbern.

„Kagome, was ist passiert?“, rief Inu Yasha, vergaß alle Vorsicht und rannte schnell zu ihr. Ein unangenehmes Kribbeln erfasste ihn. Er kannte dieses Gefühl vom Berg Hakurei und wich hastig wieder ein paar Schritte zurück.

„Ich weiß nicht, was passiert ist“, antwortete Kagome, „als ich in die Höhle gehen wollte, begann der Wurfpfeil in meinen Händen plötzlich an zu glänzen und zu glühen... und das Glühen wird immer heller!“

Alle sahen zu der Waffe.

„Vorsicht, in Deckung“, rief Miroku und riss Sango beiseite, „ich glaube, da explodiert gleich irgendetwas!“

Inu Yasha packte Kagome und sprang mit ihr hinter einige Felsen, Sesshomaru folgte ihm. Sango und Miroku rannten den Pfad hinunter zu Kirara und flüchteten mit der Dämonenkatze in eine Senke. Gleich darauf erstrahlte ein greller Blitz, gefolgt von einem gewaltigen Knall.

Vorsichtig hob Inu Yasha wieder seinen Kopf, vergewisserte sich, dass Kagome nichts geschehen war, und kam aus seiner Deckung.

„Nein, das gibt’s doch einfach nicht...“, maulte er dann, „der Kerl war doch erledigt...wieso ist der denn noch am Leben?!“

Kagome kam nun ebenfalls hinter den schützenden Felsen hervor und glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Kurz vor der Windhöhle stand der besiegte ‚Pfeilmeister’. Er war quicklebendig und grinste höhnisch.

„Vielen Dank, dass du meine Waffe hierher gebracht und mich so wiedererweckt hast, kleine Miko“, sagte er.

„Ich habe dich wiedererweckt?“, fragte Kagome ungläubig.

„Ihr alle habt wohl eine Kleinigkeit übersehen, als ihr bei mir auf der magischen Insel gewesen seid, nicht wahr?“ erklärte der wiedererstandene Waffendämon schadenfroh. „Ist euch niemals aufgefallen, dass ihr euch dort in einer völlig anderen Welt und Zeit bewegt habt? Außerhalb der Insel stand die Zeit solange für euch still. Als ihr dann die Insel zusammen mit meinem Wurfpfeil wieder verlassen habt, war daher alles so, wie es war, bevor ihr die Insel betreten habt. Das heißt, ihr wart eigentlich niemals dort und habt mich deshalb auch niemals getroffen und getötet. Denn alles, was euch da widerfahren ist, ist in dieser Zeit hier außerhalb der Insel eigentlich niemals geschehen. Und deshalb konnte ich hier am Ort meiner Geburt durch die Kraft einer Miko wiedererstehen.“

Inu Yasha versuchte diese Erklärungen zu verstehen, hatte damit aber keinen Erfolg.

„Wenn wir angeblich nie auf der Insel und bei dir waren, wieso kannst du dich an uns erinnern? Und wieso konnten wir dann den Wurfpfeil hierher bringen, wenn wir ihn angeblich doch nie bekommen haben? Das kapier ich nicht. Das ist doch alles völlig paradox!“

„Schlaues Kerlchen“, erwiderte der ‚Pfeilmeister’, „du hast recht, das ist paradox! Es ist alles geschehen und doch ist es nicht geschehen. Ein kleines Wunder der Zeit, das ich als Vorsichtmaßnahme geschaffen habe. Es war eine Lebensversicherung meinerseits, die erfreulicherweise wunderbar funktioniert hat.“

„Auch gut“, knurrte Inu Yasha, „dann murksen wir dich eben noch mal ab, dann bist du auch aus dieser Zeit und Welt verschwunden.“

Der ‚Pfeilmeister grinste erneut. „Hast nicht etwas vergessen, kleiner Halbdämon? Mit meinem Wurfpfeil habe ich dich und deinen Bruder in der Hand. Solange ihr unter dem Fesselbann steht, seid ihr mir damit ausgeliefert und könnt gar nichts gegen mich tun. Ich werde euch beide gleich wieder die Macht meines Wurfpfeils spüren lassen...“

„Vorausgesetzt du lässt dich nicht erneut von einem einfachen Menschen überrumpeln“, bemerkte Sesshomaru unbeeindruckt.

Der ‚Pfeilmeister’ stutzte kurz und blickte beiseite. Als er dabei ein schwarzhaariges Menschenmädchen neben sich entdeckte, das etwas vom Boden aufsammelte, verwandelte sich sein Hohn in überschäumenden Zorn.

„Du verdammte Menschengöre! Gib sofort meinen Wurfpfeil her!“

„Ich denke nicht daran“, rief Kagome und umklammerte die Waffe fest mit ihren Händen. Während der ‚Pfeilmeister’ seine höhnischen Reden geschwungen hatte, war sie unbeachtet an seine Seite gelaufen und hatte sich den Wurfpfeil geschnappt, der neben ihm am Boden lag. Der Waffendämon gab einen Wutschrei von sich und stürzte sich auf sie.

Kagome wich zurück und flüchtete in den Eingang der Windhöhle. Im gleichen Augenblick griff Inu Yasha den ‚Pfeilmeister’ an. Dieser drehte sich rasch um, baute einen Schutzbann um sich auf und griff dann seinerseits an. Inu Yasha prallte von dem Schutzbann ab, wurde zu Boden geschleudert und von einem Energiestrahl getroffen, ähnlich der peitschenartigen Energie, die Sesshomaru zum Kämpfen verwendete. Während dieser Zeit rannten Sango und Miroku zu Kagome in den Höhleneingang.

Sango nahm Kagome den Wurfpfeil ab. „Bleib du hier und helfe Inu Yasha und Sesshomaru“, sagte die Dämonenjägerin zu ihrer Freundin, „Miroku und ich gehen weiter in die Windhöhle, suchen das heilige Feuer und verschmelzen die Waffen. Hier hinein kann uns ja kein Dämon, also auch nicht der ‚Pfeilmeister’ folgen. Ich schätze, Inu Yasha und Sesshomaru kommen mit dem Kerl allein zurecht bis wir den Bann gelöst haben. Sobald die Brüder voneinander getrennt sind, dürfte es dann überhaupt kein Problem mehr geben.“

„Ja, gute Idee“, meinte Kagome, „aber beeilt euch. Dieser ‚Pfeilmeister’ ist vielleicht nicht der Hellste, aber er scheint trotzdem ein harter Brocken zu sein. Und irgendwie habe ein schlechtes Gefühl bei der ganzen Sache.“

Sango und Miroku nickten beruhigend und liefen dann schnell weiter in die Windhöhle hinein. Gleich darauf waren sie hinter einer Biegung in einem düsteren Gang verschwunden.

Kagome richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf das, was sich vor der Höhle abspielte. Dort waren mittlerweile beide Halbbrüder auf den ‚Pfeilmeister’ losgegangen, doch keine ihrer Attacken gegen ihn zeigte aufgrund dessen Schutzbanns eine Wirkung. Zudem schienen sich Inu Yasha und Sesshomaru auch noch gegenseitig um ihren Gegner zu streiten.

„Diese streitsüchtigen Dickköpfe!“, murmelte Kagome verärgert vor sich hin, zückte rasch ihren Bogen und zerschoss mit einem läuternden Pfeil den Bannkreis des ‚Pfeilmeisters’. Sofort erkannte Sesshomaru seine Chance, lud sein Schwert mit seiner Kraft auf und flog auf den feindlichen Dämonen zu. Doch Inu Yasha war nicht gewillt zugunsten von Sesshomaru auf einen eigenen Angriff zu verzichten. Mit erhobenen Krallen sprang er neben seinen Halbbruder und schubste ihn beiseite. Sesshomaru schlug gerade mit Tokijin zu, dieser Hieb verfehlte wegen Inu Yashas Einmischung nun jedoch sein Ziel.

Der ‚Pfeilmeister’ zögerte nicht aus der Uneinigkeit seiner Gegner Nutzen zu ziehen, er baute erneut einen Schutzkreis um sich herum auf und ließ dann einen starken Energiestrahl auf die abgelenkten Brüder los. Dieser Strahl traf Sesshomaru an der rechten Schulter, Inu Yasha an der Hüfte, und schleuderte beide mehrere Meter weg. Der Halbdämon fiel dabei seitwärts neben eine Erdspalte und blieb reglos liegen.

Kagome schrie besorgt auf und wollte zu Inu Yasha laufen, doch eine scharf befehlende Stimme hielt sie zurück.

„Zerstöre den Schutzbann!“, befahl Sesshomaru ihr. Das Mädchen sah zu ihm.

Der Hundedämon hatte sein Schwert verloren, er war verletzt und blutete stark, aber das schien ihn nicht zu kümmern, er wappnete sich für eine neue Attacke und hatte seine Giftklaue aktiviert. Auch der ‚Pfeilmeister’ machte sich für einen neuen Angriff bereit, gewaltige Kräfte bauten sich auf. Kagome erkannte, sie musste schnell handeln, denn wenn Sesshomaru den Waffendämonen nicht gleich erledigen würde, würde der ihn erledigen und damit auch Inu Yasha.

Flink griff sich Kagome einen neuen Pfeil und zerstörte erneut den Schutzbann des ‚Pfeilmeisters’, gleichzeitig sauste Sesshomaru auf den feindlichen Dämonen zu. Der ‚Pfeilmeister’ ließ all seine aufgestauten Kräfte auf seinen Angreifer los. Seine freigelassenen Dämonenenergien breiteten sich in einem so weiten Umfang aus, dass Sesshomaru ihnen nicht ausweichen konnte, er sprang daher direkt durch sie hindurch. Die Wucht der gegnerischen Energien zerstörte seine Rüstung und riss viele tiefe Wunden in seinen Körper. Trotzdem führte der Hundedämon seinen Angriff unbeirrt fort. Frontal stürzte er sich auf den Waffendämon und stieß ihm seine ätzenden Krallen in die Kehle. Mit schreckgeweiteten Augen fiel der ‚Pfeilmeister’ auf den Rücken und löste sich in dampfenden Giftwolken auf.

Erleichtert atmete Kagome auf. Ihre Freude währte allerdings nur kurz, gleich darauf wurde ihr Gesicht schreckensbleich.

Sesshomaru kauerte nach seinem Sieg auf dem Boden, es hatte ihn offenbar ziemlich schlimm erwischt. Doch das allein war nicht der Grund für Kagomes Schrecken.

Inu Yasha hatte sich wieder aufgerafft und ging nun langsam auf Sesshomaru zu. Auch er war schwer verletzt und sein Gang war seltsam schleppend, als wäre er in einer Trance gefangen. Sein ganzer Körper war angespannt. Ein Windstoß fuhr durch sein weißes Haar, Inu Yasha hob den Kopf und knurrte leise. Seine auf Sesshomaru gerichteten Augen glühten in einem feurigen Rot.

Entsetzt sah Kagome auf Inu Yashas Hüfte, die beiden aneinander geklebten Schwerter, die der Halbdämon bei sich getragen hatte, Tessaiga und Tensaiga, waren fort. Sie mussten beim Kampf herunter gerissen worden sein. Dadurch hatte Inu Yasha Tessaigas Schutz verloren, sein Dämonenblut wurde nicht mehr versiegelt und war nun erwacht.

„Oh Gott, NEIN!“, schrie Kagome.

Im selben Moment griff der verwandelte Halbdämon seinen Bruder an.
 

_ _ _ _ _

*Schnitt*

Damit leiste ich mir jetzt den allerletzten Cliffhanger in dieser Geschichte.

Die letzten offenen Fragen sind nun:

Werden Sango und Miroku den Fesselbann rechtzeitig brechen können?

Kann der wahnsinnig gewordene Halbdämon aufgehalten werden?

Oder werden sich Inu Yasha und Sesshomaru nun gegenseitig umbringen?
 

Ich hoffe, die erste Hälfte meines Finales hat euch zufrieden gestellt, ich bemühe mich die zweite Hälfte möglichst bald zu präsentieren. Dann sind wir endgültig am Ende.

Kommentare würden mich wie immer sehr freuen.

Ein vorübergehender Abschied

Über ein Jahr läuft meine erste Fanfic nun hier auf animexx. Über ein Jahr habt ihr „die unzertrennlichen Brüder“ begleitet und mich mit Kommentaren unterstützt. Mehr als ein Jahr, so lange schon... kaum zu glauben... (du meine Güte, bin ich lahm! ^^“)
 

Doch nun sind wir (endlich?!) am Ende, der zweite Teil des Finales wartet auf euch. Und als kleines Trostpflaster dafür, dass die Story nun bald zu Ende ist, ist das letzte Stück auch das längste. *grins*

Also, ab ins letzte Kapitel:
 

Ohne zu ahnen, was zur gleichen Zeit draußen vor sich ging, hasteten Sango und Miroku weiter in die Windhöhle hinein. Diese reichte erstaunlich weit unter die Erde. Ein scheinbar unendlicher Gang führte, sich immer wieder windend, leicht schräg in die Tiefe. An den Wänden spendeten einzeln verteilte Fackeln mattes Licht. Diese Fackeln brannten seltsamerweise unermüdlich, ohne sich zu verzehren. Doch weder die Dämonenjägerin noch der Mönch wunderten sich besonders darüber. Immerhin waren sie an einem heiligen Ort und so fanden es beide nicht zu erstaunlich irgendwelchen, magischen Absonderlichkeiten zu begegnen. Außerdem gab es anderes zu tun.

Schließlich endete der lange Gang in einem kleinen, rundlichen und hell erleuchtenden Gewölbe. Die Helligkeit ging von einem in der Mitte lodernden Feuer aus, das wie zuvor die Fackeln im Gang von alleine, ohne genährt werden zu müssen, in einer steinernen Grube brannte. Eigenartige, ineinander verschlungene Ornamente zierten die Wände. In einer dem Eingang gegenüberliegenden Nische war eine buddhaähnliche, steinerne Statue eingelassen. Ansonsten war nichts zu sehen.

Vorsichtig betraten Sango und Miroku das Gewölbe und schauten sich gründlich um. Doch sie konnten nichts entdecken, das beunruhigend oder gefährlich gewesen wäre. Interessiert blieben sie vor der Feuergrube in der Mitte stehen.

„Das ist wohl das heilige Feuer, in das wir die fünf Waffen werfen müssen, um den Fesselbann zwischen Inu Yasha und Sesshomaru zu lösen“, bemerkte Sango folgerichtig: „Ein wirklich merkwürdiges Feuer ist das, es gibt gar keine richtige Hitze ab. Ob sich darin die Waffen überhaupt verschmelzen lassen?“

„Probieren wir es doch einfach aus“, meinte Miroku und wollte gleich die Probe zum Exempel machen. Schwungvoll holte er mit der goldenen Lanze des ‚Lanzenlords’ aus, um sie ins Feuer zu werfen.

Doch kaum berührte die Lanze das Feuer, prallte sie zurück, als wäre sie an eine Gummiwand gestoßen. Miroku bekam das Ende der Lanzenstange mitten in den Bauch und flog ächzend gegen die nächste Wand.

„Houshi-sama!“ Besorgt eilte Sango zu ihm. „Ist alles okay?“

Stöhnend und seinen schmerzenden Bauch reibend stand Miroku wieder auf.

„Offenbar mag dieses komische Feuer es nicht, wenn jemand etwas da rein wirft“, murmelte er.

„Vielleicht ist dein Herz auch nicht rein genug, um sich den heiligen Flammen gefahrlos nähern zu dürfen“, antwortete jemand frech kichernd.

Überrascht sahen sich Sango und Miroku nach der Ursache der geheimnisvollen Stimme um.

„Solch unhöfliche Gesellen hatte ich schon lange nicht mehr hier“, fuhr diese Stimme fort. „Ihr könntet wenigstens erst um Erlaubnis fragen, bevor ihr hier einfach rein latscht. Bringt man den Mönchen heute kein Benehmen mehr bei? Was ist bloß aus dieser Welt geworden? So voller Laster und Frechheiten... ach, es ist jammerschade, dass ich das alles nicht richtig genießen kann...“

„Die Statue...“, sagte Sango und starrte zur gegenüberliegenden Wandnische, „sie ist lebendig!“

„Was du nicht sagst, Schätzchen“, erwiderte die statuenhafte Gestalt in der Nische, „ich bin der Hüter dieses Schreins. Und wer seid ihr, bitteschön? Was wollt ihr hier überhaupt? Zum Beten seid ihr ja wohl nicht her gekommen.“

Sango zeigte die Waffen in ihren Händen und deutete auch auf die Lanze und das Schwert, die Miroku bei sich hatte: „Das sind die Waffen der fünf Waffendämonen, die einst entstanden, als aus diesem Schrein eine Schwertlanze gestohlen wurde. Einer der Waffendämonen hat einen Freund von uns und seinen Bruder mit einem Bann belegt, der die beiden unzertrennlich aneinander bindet. Um den Bann zu lösen, müssen wir diese fünf Waffen in dem heiligen Feuer hier verschmelzen. Deshalb sind wir da.“

Der steinerne Hüter pfiff anerkennend. „Erstaunlich“, sagte er, „bisher ist es niemanden gelungen die fünf Waffendämonen zu besiegen und damit den frevelhaften Diebstahl der heiligen Schwertlanze zu sühnen, der diese Dämonen einst entstehen ließ... eure Freunde müssen euch ja sehr viel bedeuten, wenn ihr so viel für sie riskiert, nur um irgendeinen komischen Bann zu lösen. Wirklich sehr ehrenhaft...“

„Nun ja“, meinte Miroku zögerlich, „es hat auch gewisse Vorzüge für uns, wenn unser Freund nicht dauerhaft an seinem Bruder klebt... dürften wir jetzt vielleicht die fünf Waffen hier ins Feuer werfen und verschmelzen lassen?“

„Mal langsam“, kicherte die Steinstatue, „hier darf und kann nur jemand was machen, wenn ich das will. Und ich will nicht, dass ihr die Waffen ins Feuer werft.“

„Aha...“, erwiderte Miroku, „und warum nicht?“

„Darum nicht... Sagt erst ‚Bitte, bitte, ehrenwerter Hüter’!“

Leicht genervt sahen sich Sango und Miroku gegenseitig an. „Bitte, bitte, ehrenwerter Hüter!“, wiederholten sie dann gleichzeitig.

„Nein, ich erlaube es nicht!“ gab der Hüter zurück und lachte kreischend. Er schien sich wunderbar zu amüsieren. Seine Begeisterung blieb allerdings sehr einseitig.

Miroku nestelte an den Gebetsperlen, die das schwarze Loch in seiner Hand versiegelten.

„Pass auf, du dämlicher Hüter! Wir können noch viel höflicher sein... also entweder du lässt jetzt zu, dass wir diese blöden Waffen in die Flammen schmeißen können oder ich saug dich samt deinem ollen Schrein ins Nirgendwo!“

„Ähm, Houshi-sama, ich glaube, das ist keine gute Idee...“, flüsterte Sango leise, „wenn du das Kazaana einsetzt, riskierst du, dass die Höhle einstürzt... und ich glaube außerdem nicht, dass die Götter, denen dieser Schrein geweiht ist, es gut aufnehmen, wenn du dessen Hüter beseitigst...“

Der Hüter lachte wieder schallend. „Da hat sie recht, das schlaue Mädchen“, keckerte er, „da hat sie recht! Ihr könnt nicht gegen mich kämpfen, das würde euch nicht gut bekommen, das kann ich euch garantieren!“

Verärgert vor sich hin kochend und schmollend zog Miroku seine Hand zurück.

„Nicht ärgern, Menschlein!“, sprach der Hüter amüsiert weiter, „pass auf, ich mach dir einen Vorschlag. Wir spielen eine Partie Go miteinander und, wenn du gewinnst, dürft ihr meinetwegen machen, was ihr wollt.“

Auf Mirokus Gesicht machte sich daraufhin schlagartig Erheiterung und etwas Verschlagenheit breit.

„Go ist doch langweilig“, meinte er, „wie wär’s mit Würfeln?“

Betont auffällig holte er aus einer Falte seines Gewands drei bunte Plastikwürfel, die Kagome einmal zum Spielen für Shippo aus ihrer Zeit mitgebracht hatte. Miroku hatte so nebenbei sämtliche Glücksspiele, die man mit solchen Würfeln anstellen konnte, gelernt und bereits gewinnbringend in mehreren Dörfern im Mittelalter verbreitet. Er kannte natürlich auch alle Betrügertricks dazu.

Interessiert betrachtete der steinerne Wächter die Würfel.

„Hübsch die Dinger. Sieht interessant aus, dein Würfelspiel... erklär mir, wie das geht!“

Jovial setzte sich Miroku der lebendigen Steinfigur gegenüber und zog dann auch noch eine Schnapsflasche unter seinem Gewand hervor.

„Also... das geht so: auf den Würfeln sind eins bis sechs Augen, die den Punktwert anzeigen. Wir werfen abwechselnd die Würfel... so... das beispielsweise wäre jetzt ein Pasch, also alle drei Würfel zeigen dieselbe Augenzahl und das... ach ja, und nimm dir doch einen Schluck Reiswein...“
 

Während Miroku also nach einer spielerischen Lösung des Bann-Problems suchte, wurde außerhalb der Windhöhle aus dem fesselnden Bann zwischen Inu Yasha und Sesshomaru bitterer Ernst.

Hilf- und fassungslos musste Kagome zusehen, wie sich der wahnsinnig gewordene Halbdämon mordlüstern auf seinen Bruder stürzte. Sesshomaru, der nach dem überstandenen Kampf gegen den ‚Pfeilmeister’ verletzt und Kräfte sammelnd am Boden kniete, hätte den Angriff Inu Yashas beinahe nicht rechtzeitig bemerkt. Daher konnte er erst im allerletzten Moment ausweichen. Leicht verblüfft wandte er sich nach seinem Ausweichmanöver Inu Yasha zu und musterte ihn. Als er erkannte, was mit seinem Halbbruder geschehen war, zeichnete sich ganz kurz Entsetzen auf seinem Antlitz ab, bevor er äußerlich scheinbar wieder Ruhe bewahrte.

Verzweifelt begann Kagome zu rufen, sie wollte den Halbdämon ablenken, beruhigen. Sie überlegte sogar, ob sie zu ihm laufen sollte, um ihn zu umarmen. Doch Inu Yasha war zu weit weg von ihr und beachtete sie nicht, er spürte nur die Gier zum Töten, er sah nur die nächste potentielle Beute in seinem Blickfeld und das war Sesshomaru, der an ihn gefesselt war. Mit lautem Knurren und erhobenen Krallen preschte er erneut auf seinen Bruder zu.

Sesshomaru wich aus. Immer wieder. Und immer wieder im letzten Moment. Seine Verletzungen hatten ihn geschwächt und behinderten ihn. Zudem kämpfte er auch noch mit etwas anderem.

Die Verwandlung Inu Yashas hatte durch den verbindenden Fesselbann noch eine weitere Wirkung auf den Hundedämon, seine dämonischen Kräfte waren ebenfalls erwacht. Sesshomaru stand nun unwillentlich kurz davor sich zu verwandeln. Gewaltsam kämpfte dagegen an, denn er wollte seine Verwandlung unbedingt vermeiden. In seiner wahren Gestalt würde er einerseits ein übergroßes Ziel für Inu Yashas Attacken abgeben, andererseits konnte er den Halbdämonen dann auch sehr schnell lebensgefährlich verletzen. Beides hätte einen tödlichen Ausgang für beide zur Folge.

Verdammter Fesselbann, dachte Sesshomaru, ich komme nicht weit genug von Inu Yasha weg und ich kann nicht ewig ausweichen, doch ich kann mich auch nicht wehren. Töte ich Inu Yasha, tötet mich das selber auch. Wehre ich mich nicht, bringt er uns beide um. Verdammt...

Es gab noch einen anderen Grund, weshalb Sesshomaru zögerte zurückzuschlagen. Zu seiner eigenen Verwunderung wollte er sich auch gar nicht wehren. Etwas in ihm sträubte sich zutiefst gegen seinen Bruder zu kämpfen, ihn zu verletzen, zu töten. All sein Groll, all seine Feindschaft gegen Inu Yasha war auf einmal wie weggeblasen. Stattdessen hatte Sesshomaru Angst. Nicht Angst um sich selbst, auch keine Angst vor Inu Yasha, aber Angst um Inu Yasha. Er hatte plötzlich das Gefühl seinen Bruder beschützen zu müssen.

Kagome hastete derweil um die dämonischen Halbbrüder herum und suchte hektisch den Boden ab. Irgendwo mussten doch die miteinander verklebten Schwerter Tensaiga und Tessaiga sein. Das war die einzige Chance, die noch blieb: Inu Yasha musste sein verloren gegangenes Schwert wiederhaben, das sein Dämonenblut versiegelte. Doch Kagome konnte die Klingen nicht finden.

Sie hörte ein Miauen und entdeckte Kirara vor sich. Laut maunzend machte die Dämonenkatze das Schulmädchen auf eine Erdspalte aufmerksam. Kagome kniete sich neben den Spalt und sah hinab.

„Da unten sind die Schwerter ja“ rief sie freudig aus, „Kirara, du bist klasse... Doch... Mist, ich komm nicht ran, der Spalt ist zu eng und viel zu tief!“

Kirara sprang daraufhin rasch hinunter in die enge Kluft, um zu helfen. Doch das brachte nichts. In ihrer kleinen Form passte die Katze zwar gerade in den Spalt hinein, war so aber zu schwach, um die Schwerter dort herauszuholen. Panik erfasste Kagome, was sollte sie nur tun? Sie warf einen kurzen Blick auf die aneinander gefesselten Brüder.

Inu Yasha griff unentwegt an. Sesshomaru hatte das Ausweichen aufgegeben, er probierte es nun mit einer neuen Taktik und versuchte Inu Yasha bewusstlos zu schlagen. Aber dieser Plan, der in der Vergangenheit einmal funktioniert hatte, klappte dieses Mal nicht. Zum Teil lag das daran, dass ihm dafür nicht Tokijin zur Verfügung stand, denn Sesshomaru hatte dieses Schwert durch den vergangenen Kampf mit dem ‚Pfeilmeister’ verloren. Durch den Fesselbann und Inu Yashas unermüdliche Attacken, die seine ganze Aufmerksamkeit erforderten, kam er auch nicht wieder an Tokijin heran. Außerdem hatte die wiederholte Verwandlung Inu Yashas Dämonenblut offenbar stärker gemacht, der Halbdämon wurde nicht bewusstlos. Obwohl er es eigentlich gar nicht wollte, musste sich Sesshomaru mit immer härteren Mitteln wehren. Doch selbst daraufhin, trotz einiger heftiger Wunden, die Sesshomaru ihm mit seiner peitschenartigen Energie und mit seinen Krallen versetzte, kämpfte Inu Yasha immer weiter. Und so oft Sesshomaru ihn von sich drängte oder niederschlug, er stand immer wieder auf. Wie eine automatische Killermaschine, dachte Kagome entsetzt, Tränen brannten in ihren Augen. Es war ein furchtbarer Anblick.

Heftig den Kopf schüttelnd riss sich das Schulmädchen von dem schrecklichen Drama, das sich vor ihr abspielte, los und konzentrierte sich wieder auf die verlorenen Schwerter in der Erdspalte. Irgendwie musste sie unbedingt an Tessaiga heran kommen!

Kirara trippelte besorgt, mit fragendem Miauen in der Tiefe herum und stupste dabei die Klingen immer wieder nervös mit ihrer Schnauze an. Das brachte Kagome auf eine Idee. Vielleicht konnte Kirara etwas an Tessaiga und Tensaiga befestigen, mit dem sich die Schwerter aus dem Spalt heraus ziehen ließen?

Ihrer ersten, spontanen Regung folgend suchte Kagome nach ihrem Rucksack, vielleicht war darin ja etwas Passendes zu finden. Doch im selben Augenblick erinnerte sie sich daran, dass sie ihren Rucksack nicht dabei hatte, sondern ihn Shippo zurück in Kaedes Dorf mitgegeben hatte.

Fast hätte sich Kagome die Haare ausgerauft.

Hätte ich doch nur ein Seil, eine Schnur, irgendwas, dachte sie verzweifelt. Ihre Bogensehne fiel ihr ein, aber die war ebenso wie ihre Haare zu kurz. Dann eben etwas anderes, überlegte sie, ja, natürlich, warum bin ich nicht gleich drauf gekommen... mein Rock!

Hastig riss Kagome ihren Schulrock an einer Stelle etwas auseinander und ribbelte, so schnell sie konnte, den Stoff auf. Angstschweiß perlte dabei von ihrer Schläfe, sie musste sich beeilen, doch der synthetische Stoff ihres Rock war widerspenstig und ließ sich nur schwer auftrennen. So dauerte es ziemlich lange bis Kagome einen Faden bekam, der lang genug für ihre Zwecke war.

Während ihrer Bemühungen hörte und spürte Kagome das ständig weitergehende Kampfgewühl zwischen Inu Yasha und Sesshomaru. Darunter mischte sich nun bestialisches Knurren, tierische Schreie und schmerzhaftes Jaulen. All diese Laute klangen dermaßen unmenschlich, dass Kagome nicht hätte sagen können, von wem sie stammten, ob von Inu Yasha, von Sesshomaru oder von beiden. Krampfhaft starrte das Schulmädchen auf den Rock und löste ihn weiter in Fäden auf. Sie wagte nicht mehr zu den Halbbrüdern zu sehen, sie hatte Angst vor dem, was sie da vielleicht hätte sehen können.

Endlich war der Faden lang genug, Kagome beschwerte ein Ende davon mit einem angeknüpften, kleinen Stein und ließ die Schnur zu Kirara und den Schwertern in den Erdspalt hinab.

„Kiara, kannst du den Faden an Tessaiga und Tensaiga knüpfen?“

Die kleine, kluge Katze miaute bejahend und machte sich sofort ans Werk. Mit Maul und Pfoten war das Knüpfen eines stabilen Knotens aber gar nicht so einfach für sie. Ungeduldig sah Kagome ihr zu und wünschte sich Shippo an ihre Seite. Der kleine Fuchs hätte gut dabei helfen können. Das hatten sie nun alle davon, dass sie den Kleinen zurück ins Dorf geschickt hatten.

Wieder verging wertvolle Zeit, aber schließlich hatte Kirara es geschafft und den Faden geschickt und fest an den Schwertern befestigt. Kagome zog vorsichtig an der Schnur und holte die verklebten Waffen zu sich herauf.

Als sie nach Tensaiga und Tessaiga fasste, hörte das Mädchen ein lautes, erschreckendes, fast verzweifelt klingendes Knurren, das ihr durch Mark und Bein ging. Alarmiert blickte sie auf, sah zu Inu Yasha und Sesshomaru und keuchte entsetzt. Ein stürmischer Wind fegte durch ihre Haare.

Das erste, was Kagome sah, war Blut. Ein See aus Blut, der den Boden tränkte. Inmitten all dieses Bluts standen taumelnd die zwei Brüder, beide grausig verletzt mit zerrissenen Gewändern, beide mit glühend roten Augen.

Sesshomaru konnte sein in ihm drängendes Dämonenblut nicht mehr unterdrücken. Der fesselnde Bann zu seinem wahnsinnig gewordenem Halbbruder entfaltete seine Wirkung und zwang den Hundedämonen sich in seine wahre Gestalt zu verwandeln. Die freigesetzten Dämonenenergien erzeugten einen derartigen Wind, dass es Kagome einige Meter fortriss und gegen einen Felsen schleuderte. Ihr wurde schwarz vor Augen.

Benommen regte das Mädchen sich, Tessaiga und Tensaiga umkrampfte sie reflexartig fest mit ihren Händen. Dabei schnitt sich Tessaiga etwas in ihre Haut. Von dem kurzen Schmerz wieder ins Bewusstsein zurückgeholt, öffnete Kagome die Augen und richtete sich mühselig auf. Das Bild, das sich ihr nun bot, holte sie endgültig auf die Beine.

Kagome sah Sesshomaru in seiner wahren Gestalt, das weiße Fell blutbefleckt, in seinem Nacken Inu Yasha, der seine Klauen in den Hals des riesigen, weißen Hundes bohrte. Mit einem jaulenden Schmerzenslaut versuchte der Hund den Halbdämonen von sich abzuschütteln, doch dieser hatte sich in seinem Fell und Fleisch verkrallt. Sesshomaru wälzte sich daraufhin am Boden und versuchte Inu Yasha mit den Hinterpfoten von sich weg zu stoßen. Dieses Mal schrie Inu Yasha kurz vor Schmerz, die Pranken des Hundedämons zerfetzten ihm fast den Rücken. Dennoch ließ er nicht von Sesshomaru ab, sondern verkrallte und verbiss sich immer fester in ihn.

Gelähmt vor Entsetzen beobachtete Kagome das Geschehen. Als Sesshomaru sich etwas aufrichtete, sich um die Achse drehte und vergeblich mit seinem Maul nach Inu Yasha schnappte, rief sie das einzige, das ihr spontan einfiel:

„Sitz!“

Der weiße Hund stürzte seitwärts zu Boden, er begrub den in seinem Nacken hängenden Halbdämonen unter sich. Kagome rannte los.

Im selben Augenblick, als sie den liegenden Dämonenhund erreichte, schimmerten Tessaiga und Tensaiga. Die beiden zusammen geklebten Schwerter in ihren Händen lösten sich voneinander und fielen, da Kagome sie gerade in Richtung Sesshomarus ausstreckte, zu Boden. Zeitgleich verwandelte sich Sesshomaru zurück in seine menschliche Form. Nun konnte Kagome auch Inu Yasha wieder sehen, die dämonischen Streifen auf seinen Wangen und die überlangen Klauen waren fort, auch er hatte sich zurück verwandelt. Er lag direkt neben seinem Bruder auf dem Rücken, Sesshomaru lag auf der Seite. Beide regten sich nicht.

Kagome hob Tessaiga auf und näherte sich ihnen zitternd.

„Inu Yasha...?“

Sie bekam keine Antwort.

„Inu Yasha! Bitte... Sag doch was!“

Kirara kam nun ebenfalls hinzu. Leise miauend strich sie zuerst um Inu Yasha, dann um Sesshomaru herum und beschnupperte beide sorgfältig. Ihr Miauen wurde immer kläglicher und brach dann plötzlich abrupt ab. Mit traurigen Augen sah die kleine Dämonenkatze zu Kagome empor.

„Oh Gott, bitte nicht!“, schrie diese, lief an Inu Yashas Seite und stürzte neben ihm auf die Knie: „INU YASHA!!!“

Sie rüttelte den Halbdämonen, beugte sich zu ihm herab, lauschte, ob er atmete, wollte seinen Herzschlag fühlen und fasste dabei überall in Blut.

Inu Yasha rührte sich immer noch nicht. Nichts, nicht einmal ein Atemhauch war zu spüren.

„Inu Yasha, du Idiot, tu mir das nicht an... bitte!“

Völlig verzweifelt raffte sich Kagome auf und wandte sich nun Sesshomaru zu. Sie ergriff seine linke, armlose Schulter und drehte ihn auf den Rücken. Der Hundedämon hatte seine Augen geschlossen und blieb ebenso leblos und still wie sein Halbbruder. Wieder sank Kagome auf die Knie und begann hemmungslos zu weinen.
 

„Kagome...“

Tränenblind sah das Schulmädchen auf und blickte in Sangos bestürztes Gesicht. Die Dämonenjägerin stand Kagome gegenüber, auf der anderen Seite bei Sesshomaru. Neben ihr stand Miroku, völlige Fassungslosigkeit im Blick. Er hielt in der einen Hand seinen Stab, in der anderen eine breite Schwertlanze, die vom Aussehen her ein wenig an die Banryu von Bankotsu erinnerte.

„Oh, Kagome... was ist hier geschehen?“

Kagome schluckte schwer. Stockend, immer wieder von Weinkrämpfen geschüttelt, erzählte sie den Freunden, was passiert war. Zuletzt brach sie zusammen, Sango eilte zu ihr und nahm sie in ihre Arme. Miroku untersuchte zögernd den vor ihm liegenden Hundedämon. Hatten er und Inu Yasha sich tatsächlich gegenseitig umgebracht? Er konnte, oder besser, er wollte es nicht glauben. Doch auch er konnte kein Lebenszeichen entdecken, das Unaussprechliche schien tatsächlich wahr zu sein, Sesshomaru und Inu Yasha waren tot.

Sango streichelte ihrer Freundin tröstend über den Rücken, sie konnte ihre Tränen kaum selbst zurückhalten. Ihr Blick wanderte über Inu Yashas blutüberströmten, reglosen Körper weiter zu dem ebenso zugerichteten Leib von Sesshomaru. Das darf doch nicht wahr sein, dachte die Dämonenjägerin, das kann doch nicht das Ende sein... Plötzlich stockte sie, ihre Augen ruhten auf Tensaiga. Hastig ließ sie Kagome los und sprang auf

„Sesshomarus Schwert... es kann doch Leben retten, nicht wahr? Kagome, du weißt doch wie Tessaiga funktioniert! Könntest du dir auch vorstellen, wie Tensaigas Macht erweckt wird?“

Etwas verwirrt sah Kagome hoch und starrte Sango eine Weile perplex an. Dann blickte sie ebenfalls zu Tensaiga, Zweifel, aber auch Hoffnung zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab.

„Versuch es!“ ermunterte sie Miroku.

Zitternd stand Kagome auf, ging zu Tensaiga und hob das Schwert behutsam auf. Es war erstaunlich leicht und lag geschmeidig in ihrer Hand. Zögerlich schwang sie die elegante Waffe leicht hin und her. Sango, Kirara und Miroku sahen ihr gebannt zu. Kagome näherte sich wieder den Halbbrüdern, stellte sich zwischen sie, holte tief Luft und schloss fieberhaft nachdenkend die Augen.

Tessaiga, das Zwillingsschwert von Tensaiga, reagierte auf den Wunsch andere schützen zu wollen. Worauf würde Tensaiga wohl reagieren? Was hatte Totosai einst dazu gesagt? Wenn das Herz mit Liebe zu den Menschen erfüllt ist, kann ein einziger Hieb hundert Leben retten! Das Herz mit Liebe erfüllt..., dachte Kagome. Sie wusste, wen sie liebte.

„Inu Yasha...“, flüsterte sie leise. Sie stellte sich seine Gestalt vor, sein Gesicht, sein silberweißes Haar, seine weichen Hundeohren, die sie bei ihrer ersten Begegnung unbedingt hatte anfassen wollen. Sie dachte an seine strahlenden, goldenen Augen in den seltenen Momenten, wenn er glücklich lächelte. Immer war er für sie da gewesen, immer hatte er sie beschützt...

Kagome schwang Tensaiga. Nichts geschah.

Sie umfasste den Griff von Tensaiga fester. Ließ es sich nur von einem Dämon, von Sesshomaru beherrschen? Aber Tensaiga hatte Sesshomaru doch auch völlig selbstständig beschützt, es konnte von allein funktionieren! Vielleicht musste dazu jemand in Liebe auch an Sesshomaru denken. Das kleine Mädchen, das dem abweisenden, kalten Hundedämonen beständig folgte, fiel Kagome ein. Die Kleine schien ihn sehr gern zu haben. Kagome rief sich das Bild in Erinnerung, wenn dieses Mädchen Sesshomaru fröhlich lächelnd nachlief.

Tensaiga, ich bitte dich, für meine Liebe zu Inu Yasha und für die Liebe der kleinen Rin zu Sesshomaru, bitte hol sie zurück!

Etwas packte sie am linken Handgelenk.

„Der Fangzahn meines Vaters ist kein Spielzeug für minderwertige Kreaturen“, hörte sie eine eisige, drohende Stimme sagen.

Erschrocken riss Kagome die Augen auf. Direkt neben ihr stand Sesshomaru, abgesehen von seiner äußerst ramponierten Erscheinung wirkte er sehr lebendig. Sprachlos starrte Kagome ihn an. Auch Sango, die kleine Dämonenkatze und Miroku wirkten sehr überrascht.

„E-entschuldige... Ich... ich...“, stotterte Kagome, „ich dachte, ihr beiden seid tot...“

„So leicht sterbe ich nicht“, antwortete Sesshomaru ausdruckslos und nahm dem überaus erstaunten Mädchen Tensaiga ab. Er betrachtete die Klinge kurz prüfend und steckte sie danach in seine Scheide, die er ständig leer bei sich getragen hatte.

„Es war nicht Tensaigas Macht, die dich erweckt hat?“, fragte Miroku, „Dann warst du also gar nicht tot?“

„Nein“, erklärte Sesshomaru kühl, „ihr solltet eigentlich wissen, dass Dämonenkörper sich nicht mit denen von schwächlichen Menschen vergleichen lassen. Und dass Dämonenschwerter sich nur von ihrem auserwählten Meister willig führen lassen.“

„Aber Inu Yasha...“, stammelte Kagome ängstlich.

Der Hundedämon warf einen Blick auf seinen Halbruder.

„Der stirbt auch nicht so leicht.“

Tatsächlich begann sich Inu Yasha in diesem Moment zu regen. Leise stöhnend öffnete er die Augen und setzte sich schwerfällig auf.

Von ihren Gefühlen und ihrer Erleichterung überwältigt kreischte Kagome laut und stürzte sich dann auf den geliebten Halbdämonen. Gleichzeitig lachend und weinend umarmte sie ihn fest.

Inu Yasha zuckte schmerzerfüllt zurück.

„Autsch... Kagome, was... aaah, aua!“

Erschrocken und etwas verlegen ließ Kagome ihn wieder los.

„Entschuldige... ich wollte dir nicht Weh tun“, flüsterte sie verschämt.

„Was“, erkundigte sich der Halbdämon zunehmend verwirrt, „was ist überhaupt passiert?“ So sehr er es auch versuchte, er konnte sich an nichts mehr erinnern. Überrascht sah er sich um, tastete vorsichtig nach seinen Verwundungen und starrte schließlich völlig entsetzt auf seine blutverschmierten Hände. Langsam begriff er und schrak zusammen.

„Bin ich etwa wieder... habe ich mich wieder... Kagome, bist du verletzt? Habe ich jemanden etwas angetan? Kagome, sag mir, was habe ich getan? Woher stammt das ganze Blut?“

„Von dir und Sesshomaru“, murmelte Kagome leise, „ihr hättet euch beinahe gegenseitig getötet.“

Inu Yasha versteinerte. Schließlich sah er sich suchend nach seinem Halbbruder um. Sesshomaru hatte sich abgewandt und suchte nach Tokijin. Als er es gefunden und zu Tensaiga in seine Gürtelbänder gesteckt hatte, kam er langsam zu Inu Yasha und seinen Freunden zurück. Er hinkte und hatte deutlich Mühe sich überhaupt auf den Beinen zu halten. Obwohl er angestrengt versuchte es zu verbergen, war ihm leicht anzumerken, wie mitgenommen er noch von dem Kampf mit Inu Yasha war.

Stumm sahen sich die Halbbrüder eine Weile an.

„Sesshomaru...“, brach Inuyasha drucksend das Schweigen, „ich weiß nicht, was ich getan habe, aber ich... ich wollte nicht... also jedenfalls nie auf diese Weise... ich meine... es tut mir leid!“

Sesshomaru schwieg. Erst jetzt gewahrte Inu Yasha die zwei Schwerter an seiner Hüfte.

„Tensaiga... es klebt nicht mehr an Tessaiga! Ist der Bann zwischen uns gelöst?“

Miroku hielt triumphierend die Schwertlanze in seiner Hand hoch. „Ja, wir haben die fünf Waffen der Waffendämonen in dem heiligen Feuer der Windhöhle zu einer Waffe verschmolzen. Es gab da ein kleines Problem mit einem steinernen Hüter, aber das konnte ich glücklicherweise gut lösen. Ich habe mich kurzerhand mit diesem Kerl angefreundet...“ Wie er das genau angestellt hatte, verriet er lieber nicht. Inu Yasha und Sesshomaru mussten ja nicht unbedingt erfahren, dass er dazu ein vergnügtes Würfelspiel zu einem fröhlichen, sehr herzlichen Saufgelage ausgeweitet hatte, während die Halbbrüder bitterernst auf Leben und Tod gekämpft hatten.

„Dann sind wir also nicht mehr unzertrennlich?“ fragte Inu Yasha.

Sango nickte bestätigend.

„Der Hüter des Schreins hat uns noch gebeten die Schwertlanze, die aus der Vereinigung der fünf verschmolzenen Waffen entstand, tief in geweihtem Boden zu vergraben. Sie soll so niemals mehr Unheil stiften!“

Sesshomaru hatte Inu Yasha weiterhin unverwandt und schweigend angesehen. Sein Gesicht blieb jedoch völlig ausdruckslos. Nun drehte er sich um und ging.

„HEY!“ rief Inu Yasha und sprang hastig auf. Dabei vergaß er kurz seine Verletzungen und krümmte sich stöhnend. Angestrengt biss er die Zähne zusammen und lief seinem Halbbruder humpelnd hinterher.

„Glaub ja nicht, dass du dich einfach so aus dem Staub machen kannst!“

Der Hundedämon blieb stehen, allerdings ohne sich umzudrehen.

„Es gibt nichts, das wir zu besprechen hätten“, sagte er.

„Keh“, erwiderte Inu Yasha, „tu doch nicht immer so, als ob dich alles kalt lässt... das tut es nämlich nicht, stimmt’s? So wie wir beide aussehen, war das unsere heftigste Auseinandersetzung bisher und sie hat offenbar ganz schön gedauert. Aber etwas finde ich, ehrlich gesagt, etwas seltsam. Ich kann mich an nichts erinnern, aber ich bin nicht dumm. Kagome und den anderen ist es nicht aufgefallen, aber mir schon. Du hast eine Menge für dich sehr gefährliche Verletzungen in Kauf genommen. All meine Verletzungen dagegen sind zwar enorm Kräfte raubend und sehen gruselig aus, sind aber nicht lebensgefährlich. Du wolltest mich also schonen... Warum? Und erzähl mir jetzt nicht, du hättest das nur wegen dem Fesselbann getan, um dich selbst zu schützen. Ich weiß genau, du warst bereit dich von mir umbringen zu lassen! Warum?!“

Inu Yasha bekam keine Antwort. Wütend baute er sich direkt vor Sesshomaru auf und blickte ihn herausfordernd an.

„Hallo? Ist es dir aufgefallen? Dein kleiner Bastardbruder redet mit dir!“

Sesshomaru verengte leicht die Augen.

„Stell mir keine unnützen Fragen, Inu Yasha, sei froh, dass ich dich jetzt nicht nachträglich töte!“

Der Halbdämon grinste frech: „Versuch’s doch!“

Wieder schwieg Sesshomaru, kühl erwiderte er Inu Yashas Blick und reagierte nicht. Schließlich gab Inu Yasha es auf und wandte sich ärgerlich schnaubend ab.

Was hatte er auch erwartet? Alles war und blieb wie immer, Sesshomaru würde ihn niemals wirklich beachten, niemals ernst nehmen oder vielleicht sogar akzeptieren. In seinen Augen würde er immer ein dreckiges, minderwertiges Halbblut bleiben. Dabei hatte Inu Yasha ganz heimlich gehofft... Irgendwie hatte er nach all diesen Abenteuern, die sie beide durch den fesselnden Bann erlebt hatten, das Gefühl gehabt, dass vielleicht...

„Inu Yasha“, durchbrach Sesshomaru die Gedanken des Halbdämons, seine Stimme klang erstaunlich milde, „pass in Zukunft besser auf Tessaiga auf. Du wirst es brauchen, wenn wir uns wieder sehen. Du bist stark geworden, unsere nächste Begegnung wird interessant werden... ich freue mich darauf!“

Mit diesen Worten setzte sich Sesshomaru wieder in Bewegung. Inu Yasha glotzte ihm perplex hinterher. Hatte er das eben richtig verstanden? War da tatsächlich kein Spott, sondern ein Lob, ein Hauch von Anerkennung in Sesshomarus Stimme gelegen? Und hatte sich Sesshomaru tatsächlich etwas zu ihm umgedreht? War da nicht eine gewisse Weichheit gewesen, die sich ganz leicht und heimlich auf Sesshomarus Gesicht abgezeichnet hatte? Nein, das konnte doch nicht wahr sein, oder doch?!

Kagome kam an seine Seite, sie trug Tessaiga bei sich. „Komm“, sagte sie liebevoll zu dem Halbdämonen, „lass uns zu Kaede gehen. Ich möchte deine Wunden versorgen.“

Auch Sango und Miroku kamen hinzu.

„Nehmt Kirara zum Reiten“, sagte Sango, „Miroku und ich werden erst zu einem Kloster gehen und die Schwertlanze dort in einem Garten vergraben, so wie wir es dem Hüter in der Windhöhle versprochen haben.“

„Worüber haben du und dein Bruder noch gesprochen?“, fragte Miroku neugierig.

„Ach, nicht so wichtig“, erwiderte Inu Yasha hastig, „typisch Sesshomaru halt, der sture Hund redet ja nie sehr viel. Wir haben uns aber sicher nicht das letzte Mal gesehen...“

„Ihr wollt euch doch nicht etwa wieder prügeln?“, fragte Kagome entsetzt, sie war in der Zwischenzeit bereits auf die verwandelte Dämonenkatze geklettert.

Inu Yasha ignorierte die Frage und setzte sich ebenfalls auf Kirara. Etwas verwundert musterte er Kagomes Hüften und Oberschenkel.

„Was hast du eigentlich mit deinem Rock gemacht? Trägt man diese komische Schulkleidung in deiner Zeit jetzt etwa noch kürzer?“

„Sitz!“

Aufschreiend stürzte Inu Yasha von Kirara und knallte hart mit dem Gesicht voran zu Boden.

Dieses dämliche Kommando werde ich nun wohl wieder öfters zu hören bekommen, dachte der Halbdämon grummelnd, denn bedauerlicherweise gab es keinen mordsgefährlichen Bruder mehr, der Kagome davon abhalten würde.

Ich glaube, überlegte Inu Yasha weiter, irgendwie vermisse ich meinen unzertrennlichen Bruder...

Dieser war währenddessen hinter einem Hügel verschwunden. Erleichtert suchte sich Sesshomaru ein ruhiges, gut verborgenes Plätzchen neben einer teichartigen Wasserquelle. Das Wasser war durch unterirdische Vulkanaktivitäten wunderbar warm und wirkte verlockend. Ein entspannendes Bad war jetzt genau das richtige Mittel für den Hundedämon, um wieder auf die Beine zu kommen und sich wieder so herzurichten, dass er keine erstaunten oder besorgten Fragen von Jaken oder Rin riskierte.

Angenehmerweise hatte er zudem das Bad nur für sich, endlich ohne einen an ihm klebenden, ihn nervenden Halbdämonen. Von dem und seinem ganzen verrückten Anhang hatte er für die nächste Weile erst mal genug. Er hätte nie gedacht, dass jemand, und dann auch noch ausgerechnet Inu Yasha, ihn jemals in so viele und solch anstrengende Situationen bringen konnte.

„Mein kleiner Bruder Inu Yasha...“, murmelte Sesshomaru in Gedanken vor sich hin, während er sich entkleidete und dann langsam, vorsichtig in das warme Wasser stieg. Zu seinem Glück war er allein, so konnte niemand sehen, dass der Hundedämon leicht lächelte, und niemand konnte hören, dass seine Stimme einen warmen, fast liebevollen Klang hatte.
 

Damit hatten die unzertrennlichen Brüder ihr Abenteuer überstanden, für Inu Yasha und Kagome sollte die ganze Geschichte trotzdem noch ein winzig kleines Nachspiel haben.

Als die beiden endlich in Kaedes Dorf zurückkehrten, machte Kagome eine sehr unerfreuliche Entdeckung. Shippo hatte sich in Abwesenheit seiner Freunde extrem gelangweilt und zur Beschäftigung neugierig Kagomes Rucksack durchkramt. Er hatte Papier gefunden und daraus die verschiedensten Figuren gefaltet, beispielsweise kleine Segelschiffchen, die er dann begeistert mit einigen Kindern aus dem Dorf in einem Bach schwimmen ließ. Bedauerlicherweise war ein Großteil des verwendeten Papiers Kagomes Aufsatzheft gewesen. Nun musste sie ihren begonnenen Aufsatz über die historische Mittelalter-Ausstellung, die sie mit Hojo besucht hatte, neu schreiben.

Entnervt machte sich Kagome, nachdem sie Inu Yashas Wunden mehr oder weniger gewaltsam versorgt hatte, ans Werk und über ihre Schulaufgaben her. Doch es gelang ihr nicht ganz, ihren Aufsatz zu rekonstruieren, durch die ganze Aufregung in der letzten Zeit hatte sie zu viele Details der Ausstellung vergessen. So entschloss sie sich zwei Tage später in ihre Zeit zurückzukehren, um nochmals in die Ausstellung gehen zu können. Trotz aller Ablehnungsversuche ihrerseits wollte Inu Yasha sie unbedingt begleiten. Er hatte sich bestens erholt, langweilte sich beim Warten auf Sango und Miroku zu Tode und wollte nicht auch noch auf Kagome warten müssen.

Kagome konnte den Halbdämonen nicht abhalten, er kam ihr einfach durch den Brunnen hinterher.

Zum Glück fiel Inu Yasha später in der besuchten Mittelalter-Ausstellung nicht so sehr auf, wie das sonst vielleicht der Fall gewesen wäre. Durch seine altertümliche Kleidung fügte er sich dort perfekt ins ausgestellte Inventar ein. Viele Leute betrachteten den Halbdämonen nur schmunzelnd, sie waren offenbar überzeugt davon, dass er ein von der Museumsleitung engagierter Darsteller war, der die sonst recht trocken wirkende Ausstellung aufheitern sollte.

Sorgfältig studierte Kagome die Sammlung in den Vitrinen und machte sich eifrig Notizen. Vor einem hohen Schaukasten mit verschiedenen, kostbaren Waffen blieb sie schließlich wie angenagelt stehen.

„Das ist ja...“, rief sie überrascht, „ich glaub es einfach nicht! Inu Yasha, sieh nur! Das ist die Schwertlanze, die aus den fünf Waffen der Waffendämonen entstanden ist und die Sango und Miroku vergraben wollten! Unglaublich, man hat sie in meiner Zeit gefunden und wieder ausgegraben!“

Inu Yasha betrachtete neugierig die Schwertlanze, auf die Kagome deutete. Die Waffe war noch sehr gut erhalten, sie schimmerte in den unterschiedlichsten Metallfarben.

„Ein fantastisches Stück, nicht wahr?“ Eine ältere Dame kam freundlich lächelnd hinzu. Sie trug ein Schildchen an ihrem Blazer, Museumsleitung stand darauf. „Es freut mich immer sehr“, fuhr sie fort, „wenn sich junge Leute für Geschichte und unsere Ausstellung interessieren. Soll ich euch ein wenig über diese Schwertlanze erzählen? Sie wurde bei einem alten, verfallenen Kloster in einer Gegend nahe des Fuji gefunden. Es ist eine außergewöhnliche Lanze, zur Herstellung wurden viele verschiedene Metalle verwendet, sogar Gold, und die Verarbeitung ist einmalig, etwas Vergleichbares wurde bisher nie gefunden...“

„Pah“, meinte Inu Yasha und klopfte auf Tessaiga, „das Ding da ist bloß ein Sammelsurium aus lauter unnützen Waffen, die in irgend so einem dämlichen Feuer zusammen geschmort wurden. Mein Schwert ist da viel tauglicher!“

Irritiert sah die Ausstellungsleiterin ihn an, Kagome hielt Inu Yasha schnell den Mund zu und überlegte sich rasch eine höfliche Ausrede zu seinem Benehmen.

„Inu Ya... mein Freund will damit nur sagen, dass ihm Schwerter besser gefallen als Schwertlanzen... er würde gern beruflich Schwerter schmieden.“

„Oh“, staunte die Dame, „ein sehr selten ausgeübtes und hohes Handwerk! So etwas gibt es ja kaum noch. Deshalb interessiert ihr euch also derartig für mittelalterliche Waffen... Ich verrat euch noch eine Legende, die über diese Schwertlanze hier erzählt wird. Es heißt, wenn Zwei, die sich innig lieben, diese Lanze zur selben Zeit berühren, werden sie auf ewig unzertrennlich zusammen bleiben...“

Augenzwinkernd holte die Museumsleiterin einen Schlüsselbund hervor und begann die Vitrine aufzuschließen.

„Wenn ich das richtig einschätze, mögt ihr beiden euch doch sehr, oder? Wisst ihr, ich bin eine alte Romantikerin und mag junge Liebende, daher möchte ich euch eine kleine Freude bereiten. Bitte, wenn ihr wollt, dürft ihr die Schwertlanze mal gemeinsam anfassen.“

Die freundliche Dame hätte mit allem gerechnet, aber nicht mit der nun folgenden Reaktion.

„Nein! Alles, bloß DAS nicht!“ schrieen Inu Yasha und Kagome gemeinschaftlich aus einem Munde und flüchteten dann Hals über Kopf aus der Ausstellung.

Verblüfft und kopfschüttelnd sah die Frau ihnen nach.

Was haben sie denn, dachte sie, nehmen sie solch eine Geschichte etwa ernst? Das ist doch nichts weiter als eine nette, romantische Legende...
 


 

_ _ _ _ _

FIN, ENDE UND SCHLUSS.

Das war’s endgültig, unglaublich aber wahr, ich habe es geschafft!

Mittlerweile gibt es so allerlei, das ich heute vielleicht daran ändern würde, aber für mein Erstlingswerk bin ich’s so zufrieden.

Ich hoffe, die Geschichte ist mir insgesamt einigermaßen gelungen und ihr hattet Spaß beim Lesen - trotz oft sehr langer Wartephasen.
 

Und jetzt erst mal: DANKE, DANKE, DANKE allen Kommi-Schreibern!

Ihr glaubt gar nicht, wie wichtig euer Feedback für mich war. Ohne euch wäre die Geschichte nicht das geworden, was sie ist. Ihr habt sozusagen daran mitgeschrieben und sie ist daher auch euer Werk.
 

Zum Abschluss noch ein bisschen Werbung:

Viele von euch wissen es ja schon, ich habe noch ein paar Storys auf animexx, die sich jederzeit über neue, interessierte Leser freuen.

Z.B. „Pech und Schwefel – oder wie wird ein Dämon ein Menschenkind los?!?“. Das ist eine Fanfic über Sesshomaru und die kleine Rin. Ähnlich wie ‚die Unzertrennlichen’ ist diese Geschichte eher lustig und ironisch geschrieben.

Wer lieber eine ernste, teils dramatische und wirklich lange(!) Geschichte von mir lesen will, kann sich an „Anfang aller Feindschaft – aus den Schatten der Vergangenheit“ ranwagen. Es ist eine Story über Inu Yashas Eltern. Auch Sesshomaru, Koga, dessen Freunde und einige andere, aus dem Manga bekannte Gestalten spielen darin eine wichtige Rolle.

Tja, und dann gibt es da noch die kleine, abgeschlossene, aber traurige Kurzgeschichte „Zwischen Dunkelheit und Licht“ von mir.
 

Und falls ihr damit immer noch nicht genug habt...

Ich hätte da noch ein paar weitere Ideen zu Inu Yasha. Bei Interesse könnte ich diese Ideen vielleicht, eventuell, möglicherweise, gegebenenfalls und unter gewissen Umständen irgendwann mal zu Papier bringen... ;))))
 

Vielen Dank nochmals für eure Lesebereitschaft und eure Unterstützung.

Bye!



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Kommentare zu dieser Fanfic (195)
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Von:  Kagome2010
2018-12-08T19:17:53+00:00 08.12.2018 20:17
oh oh armer Sessy und Inuyasha ich stelle mir gerade die Szene bildlich vor wo Kagome die "Sitz"Attacke losgelassen hat ich habe schon bauchschmerzen vom lachen
Von:  Kagome2010
2018-12-08T16:43:50+00:00 08.12.2018 17:43
omg wie geil ich habe schon tränen in den augen vor lachen
Von: abgemeldet
2007-09-03T15:22:03+00:00 03.09.2007 17:22
halli hallo super coole ff einer meiner absoluten favorieten
war wirklich sehr lustig mit diesen beiden streithähnen !!
mach nur weiter so deine andere ff ist auch echt spitze geworden!^
bye bye
tae-chan
Von: abgemeldet
2006-08-25T20:09:55+00:00 25.08.2006 22:09
Schöne Geschichte!
Wäre aber schön gewesen, wenn du das Brüderverhältnis näher beschrieben hättest.
Von:  Tigerin
2006-08-23T13:53:59+00:00 23.08.2006 15:53
Sehr schönes kapitel!^^

Ich bin aber wirklich froh, dass es den beiden gut geht. Es war wirklich dramatisch, man hat ja im ersten moment wirklich gedacht, die beiden sind tot. Auch schön, dass alle Beide die Einstellung zu einander so geändert haben. Da hab ich mich gefreut. Aber auch die Stelle in der Sess Inu beschützen wollte fand ich super.
Für Miroku dürfte es allerdings gesünder sein den beiden Brüdern nichts zu erzählen, was er gemacht hat, als sie solche Probleme hatten.
Der Hüter hat mich an eine Gestalt in Bartimäus erinnert, der war so komisch drauf...^^
Kein Wunder, dass Kagome und Inu Yasha die Lanze nicht berüren wollten, sie haben bestimmt erst mal genug von Fesselbännen... aber das kann man ja auch verstehen...

Jetzt ist die FF leider auch schon zu Ende, echt schade. Aber sie war toll.

Bye Tigerin
Von: abgemeldet
2006-08-17T21:51:08+00:00 17.08.2006 23:51
Juchuu, das finale Kapitel! Darauf hab ich mich soo lange gefreut... das heisst aber leider auch, dass eine FF meiner ganz persoenlichen Favoriten jetzt zu Ende ist *heul*

Es hat mir echt super gut gefallen, wie Miroku den Hueter des Schreins besaempfig hat *g* Da war er ja ganz in seinem Element^^

Besonders spannend war aber was jetzt mit den beiden Bruedern passiert. Den ganzen Kampf und Sesshoumarus inneren Konflikt hast du einfach umwerfend beschrieben. Ich fands ja so suess, dass Sesshoumaru Angst um Inuyasha hatte und ihn nicht verletzen wollte...knuffig =)
Und die arme Kagome steht mitten im Getuemmel. Das mit dem “Sitz” Befehl haette ihr ja auch ein bisschen frueher einfallen koennen, aber es ist ja oft so, dass man an das Naheliegenste zuletzt denkt^^
Das Wichtigste ist, dass die Brueder am Ende doch nicht gestoben sind! Hab dir das auch nicht abgekauft :p, obwohl die Lage echt dramatisch war.
Wo Kagome versucht hat die Beiden mit Tenseiga wiederzuerwecken hab ich nur noch gedacht: “Oh nein, was schreibt sie denn jetzt?! Das kann doch einfach nicht passen!”
Aber dann hat sich ja alles geklaert und ich war happy =) Hast mich ganz schoen auf die Folter gespannt... aber ich mag das ja so^^

Wie die Brueder dann auseinander gegangen sind hat mir auch gut gefallen. Sturkoepfig ohne Ende, aber sie moegen sich halt doch mehr als sie zugeben wollen...

Schliesslich haben Kagome und Inuyasha dann ja noch eine kleine Entdeckung in der Neuzeit gemacht XD
Also diese Idee war absolut genial und sie war perfekt fuer den Abschluss, weil man noch ein letztes Mal richtig lachen konnte =)

Das wars nun mit der Geschichte *sniff*, und fuer mich ist sie perfekt! Wuesste wirklich nicht was man daran noch verbessern koennte.
Und vielleicht, eventuell, moeglicherweise, gegebenenfalls und unter gewissen Umstaenden schreibst du ja noch ne neue Geschichte. Also ich wuerde mich unendlich doll darueber freuen XD

All the best
dein kleiner Fan Breaca

P.S.: Ich glaub ich weiss jetzt wie du dich immer fuehlst. Ich bin fuer ein halbes Jahr in Irland, hab wenig Zeit und nicht staendig einen Internetanschluss zur Verfuegung. Deshalb kommt mein Kommi auch jetzt erst. Hoffentlich hast du dich nicht schon gewundert. Bis dann^^
Von: abgemeldet
2006-08-07T13:14:45+00:00 07.08.2006 15:14
Okay.. da du ja relativ schnell warst mit dem Hochladen des neuen Kapitels bewerf ich dich doch nicht mit Wattebäuschen.. hast du aber noch mal Glück gehabt :P

Aber zur FF =) Nach dem der Cliffhanger ja schon sehr vielversprechend war, ist es das Kapitel natürlich noch mehr ;) Und dann ist es auch noch so lang *smile* Ein würdiges Ende ist es auf jeden Fall =) Und ein lustiges sogar auch noch ;)

Auch wenn diese FF nun zuende ist, bin ich natürlich gespannt wie du deine anderen weiterführst =) Ich danke auch für die Benachrichtigung, wenn es bei einer davon weitergeht =)

Bye Bye Jin-Jin
Von: abgemeldet
2006-08-04T22:36:21+00:00 05.08.2006 00:36
Äh, ja...ich lasse mich auch mal blicken!
Klasse Geschichte mit einem schönen Happy End. Was ich besonders gut fand, ist, dass du es den Helden nicht zu einfach gemacht hast und es dann am Ende nicht hoppla-hop und alles zu glatt lief. Man konnte sich bis zuletzt nicht wirklich sicher sein, ob alles gut geht.
Ich an Stelle der Protagonisten würde in Zukunft auch nen riesen Bogen um magische Waffen aller Art machen. Ist irgendwie gesünder^^
Ich freue mich immer wieder, wenn es was Neues oder ne Fortsetzung von dir gibt. Weiter so!
Von:  RoseMalfoy
2006-07-27T09:26:59+00:00 27.07.2006 11:26
Tag!
Nun der letzt Teil hat mir von allen am besten gefallen.
Der SChluss war gut.
Klar das Kagome und Inu nicht auch noch aneinander gekettet werden möchten.

Schön das die Brüde sich dann doch nciht gegenseitig umgebracht haben, so wie sie es die ganze Zeit angekündigt haben.
Es war wirklich lustig die Story zu lesen.
Noch viel Erfolg bei zukünftigen FFs.
Liebe Grüße Tessa
Von:  Xell
2006-07-26T18:08:12+00:00 26.07.2006 20:08
Der Kampf Inuyasha gegen Sesshoumaru war wirklich dramatisch. Die Zwei gingen wirklich bis zum Äußersten. Oo Als Kagome so vor den am Boden liegenden Hundebrüdern stand dachte wirklich dass sie tot wären. Zum Glück lebten die beiden Hundeyoukai noch. ^^
Den Schluss im Museum fand ich übrigens am besten. Ich glaube Inuyasha und Kagome haben erst einmal genug von solchen Zaubern. ;)
Alles in einem ein gelungenes Ende. ^^


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