Faust   von liddleSister
                             (Die wahre Tragödie)
================================================================================
                      Kapitel 1: Die Vorstellung beginnt
                      ----------------------------------


VORSPIEL AUF DEM THEATER

Samael: Ich will diese Rolle nicht! Die passt nicht zu mir!
Kemuel: Aber du hast den roten Strohhalm erwischt.
Samael: Ihr habt sicher geschummelt..
Kemuel und Phanuel (empört): Wir sind Engel!
Samael: Die übliche Ausrede..
Mephistopheles (kommt): Na was ist, seid ihr dann mal soweit?
Samael: Mein Auftritt ist soundso erst später.
Raphael (schlendert herbei und blättert im Textbuch): Sollten wir nicht eben
hübsche Sätze aufsagen?
Mephistopheles: Meinst du das sinnlose Geschwafel?
Raphael: Aber es klingt doch sehr nett..
Kemuel: Nun, euer Regisseur (er hält den blauen Strohhalm in die Höhe) ist der
Meinung, wir sollten anfangen. Alle auf Position!

PROLOG IM HIMMEL

Raphael (liest mit ernster Miene aus seinem Textbuch): Die Sonne tönt nach
alter Weise
In Brudersphären Wettgesang
Und ihre vorgeschriebne Reise
Vollendet sie mit Donnergang.
Ihr Anblick gibt den Engeln Stärke,
Wenn keiner sie ergründen mag;
Die unbegreiflich hohen Werke
Sind herrlich wie am ersten Tag.

Gavriel: Von was faselst du da?
Raphael: Ich fasele nicht, ich halte mich an den Text.
Mikhael: Und hat das Ganzen auch einen Sinn? Ich meine, ich möchte schließlich
wissen, was ich da sage.
Raphael: Es ist poetisch. (mit Blick in sein Textbuch) Der Anblick gibt den
Engeln Stär.. hörtmal, hier steht "zu Drei", es wäre nett, wenn ihr mitmachen
würdet.
Kemuel: Wozu habt ihr das Buch? Da steht alles drin, also bitte.
Gavriel: Kann ich einen Kommentar haben, der mir den Sinn entschlüsselt?
Raphael (geduldig, wenn auch alleine) Der Anblick gibt den Engeln Stärke
Da keiner dich ergründen mag,
Und alle deinen hohen Werke
Sind herrlich wie am ersten Tag..
Ähm, mit wem rede ich da eigentlich?
Mephistopheles: Vermutlich mit mir. Oh, nein, warte (blättert im Buch). Mit dem
Herrn, wie mir scheint.
Kemuel: Um ganz genau zu sein - mit Ramiel.
Ramiel (tritt auf): Also ich habe den Herrn ja gefragt, aber Er meinte, ich
könne das bestimmt besser.. Ich bin also nur die Vertretung.
Mephistopheles: Na schön. Ich lästere über die Menschen.
Kemuel: Mephi, das war eine sehr kurze Kurzfassung..
Ramiel: Äh, bin ich jetzt dran?
Kemuel: .. ja..
Ramiel (räuspert sich) Hast.. hast.. du mir.. äh.. äh.. wie ging's weiter?
Kemuel: Wo ist dein Buch?
Ramiel: Das muss ich wohl verlegt haben.
Kemuel: Und den Text hast du vergessen. 
Ramiel: Tschuldige..
Kemuel (mit stoischer Ruhe) Raphael, wärst du wohl so nett, Ramiel dein
Exemplar zu leihen? Vielen Dank.
Ramiel: Ah, so ging das! Hast du mir weiter nichts zu sagen?
Kommst du nur immer anzuklagen?
Ist auf der Erde ewig dir nichts recht?

Mephi: Nö.
Kemuel (seufzt)
Mephi : Was ? Wir müssen das Ganze doch nicht unnötig in die Länge ziehen.
Ramiel: Kann ich weitermachen?
Kemuel: Ja..
Ramiel: Kennst du den Faust?
Mephi: Den Doktor?
Mikhael: Wahnsinn, er hat sich an den Text gehalten!
Ramiel (in aller Ruhe) Meinen Knecht! .. Da fällt mir ein, ich hätte gerne
einen Butler..
Kemuel: Ramiel!
Ramiel: Tschuldige.
Mephi: Ja, ich kenn den Kerl.
Ramiel ( bemüht sich und versucht, den Text aufzusagen, ohne das Buch zu
benutzen)
Wenn.. wenn.. er mir jetzt auch noch, äh.. verwirrt..äh.. deucht? Äh..
So werd ich ihn bald in die dings.. in alle Klarheit führen
Ähm.. wie der Gärtner weiß, wenn, wenn er einen Baum pflanzt, dann..
Dann blüht der auch nach einer Weile. Äh.

Kemuel: Es wäre wirklich nett, wenn du das Buch zu Rate ziehen würdest.
Mephi: Ok, ich sag dir was. Ich wette, ich kann diesen Kerl
verführen........... Das klingt pervers.
Ramiel (liest) So lange er auf Erden lebt
So lange sei dir's nicht verboten
Es irrt der Mensch so lang er strebt.

Mephi: Danke.
Alle (sehen ihn erwartungsvoll an)
Mephi: Wollt ihr nicht weitermachen?
Ramiel: Ähm.. Er ist dir überlassen.
Mephi: Abgemacht, die Wette gilt.
Kemuel : Jetzt hört mal, wir führen hier eigentlich keine Kurzfassung auf.
Gavriel: Warum nicht?
Mephi: Dieses geschwollene Blabla ist fürchterlich. Wir können die Sache
genauso gut auf den Punkt bringen.
Kemuel: Macht doch was ihr wollt. Na schön, der Himmel schließt, die Engel
verteilen sich.
Ramiel: Was, wir haben Öffnungszeiten?
Kemuel (leicht genervt) Alle außer Mephi gehen!
Alle außer Mephistopheles (ab)
Mephi (räuspert sich)  Von Zeit zu Zeit seh ich den Alten gern
Und hüte mich mit ihm zu brechen.
Es ist gar hübsch von einem großen Herrn,
so menschlich mit dem Teufel selbst zu sprechen.
Kemuel: Danke

DER TRAGÖDIE ERSTER TEIL

Kemuel: Es ist Nacht und wir befinden uns in einem hohen, aber engen Zimmer.
Scheint ein Turm zu sein..
Samael: Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie!
durchaus studiert mit heißem Bemühn,
Da steh ich nun, ich armer Tor! 
Und bin so klug als wie zuvor;
..... wer hat das denn verzapft? (blättert) Oh, Mann, die Selbstmitleidsmasche
erstreckt sich ja noch über Seiten. Ok, ich bin ein armes Schwein, reicht das?
Kemuel: Hast du dich mit Mephi abgresprochen?
Samael: Nein
Kemuel: Na schön, dann ruf den Geist..
Samael: Geist!
Daniel (mit Laken) Wer ruft mir?
Samael: Es heißt "mich".
Daniel: Aber hier steht "mir".
Samael: Ha, ein großer Schriftsteller sein wollen aber die Grammatik nicht
beherrschen. 
Kemuel: Mach einfach weiter..
Samael: Wo war ich? Ahja, ich hab dich gerufen.. Schreckliches Gesicht? Also, an
einem Bettlaken ist nichts schreckliches.
Daniel: An dem schon, es wurde länger nicht mehr gewaschen.
Samael (schnüffelt und zuckt zurück) Weh! Ich ertrag dich nicht!
Daniel: Zuerst nach mir rufen, und dann meckern..
Samael: Halt die Klappe ( er überfliegt den Text) Wie? Warum sollte ich ihm
ähnlich sein wollen? Einem Dämon unter einem muffigen Bettlaken?
Daniel: Kann der Geist wieder verschwinden?
Kemuel: Meinetwegen.
Daniel (ab)
 Kemuel: Hörmal Samael, du sollst verzweifelt sein.
Samael: Wieso?
Kemuel: Weil.. ach, egal. Es klopft und Wagner, Fausts Freund, tritt im
Nachtgewand ein.
Metatron (in Jeans und Shirt) Äh.. da bin ich.
Kemuel: Das ist doch kein Nachtgewand.
Metatron: Wieso? Wenn ich in der Nacht Wache schieben muss, ist es sehr bequem.
Kemuel: Machen wir einfach weiter...
Metatron: Ok. Also.. Verzeiht! Ich hör euch deklamieren;
Ihr last gewiss ein griechisch Trauerspiel?

Samael (unterbricht) Nein, ich sah einen Dämon in einem muffigen Laken.
Metatron: Äh.. (blättert nervös)
Samael: Ja, ja, wir sehen uns morgen, Freund Wagner, es ist spät.
Metatron: Aber..
Samael: Wir haben beschlossen, das Stück zu kürzen.
Kemuel (leise) Wer ist "wir"?
Metatron: Und was soll ich jetzt machen?
Kemuel: Am besten du gehst einfach.
Metatron (zuckt die Schultern; ab)
Samael (blättert) Selbstmitleid, viel Geschwafel, oh ein Selbstmordversuch..
Schade, dass er den nicht durchgezogen hat, dann wäre das Stück schon aus.

GLOCKENKLANG UND CHORGESANG

Raphael: Hallo? Chor der Engel? Alles muss man selbst machen..
Christ ist erstanden!
Freude dem Sterblichen,
Den die verderblichen,
Schleichenden, erblichen
Mängel umwandern.

Samael: So ein Quatsch.
Raphael: Ähm.. wo ist der Chor der Weiber?
Kemuel: Keine der Damen hat sich bereit erklärt, ein "Weib" zu sein.
Raphael: Nun, dann bin wohl wieder ich an der Reihe..
Christ ist erstanden!
Selig der Liebende,
Der die betrübende,
Heilsam' und übende 
Prüfung bestanden.

Samael: Prüfung? Was für eine Prüfung?
Raphael: Keine Ahnung.. Chor der Jünger?
Kemuel: Auch keine Freiwilligen.
Raphael: Es wäre wirklich wünschenswert, wenn die Leute mit etwas mehr Ernst
an diese Dinge gehen würden..
Christ ist erstanden,
Aus der Verwesung Schoß.
Reißet von Banden
Freudig euch los!
Tätig ihn Preisenden,
Liebe Beweisenden,
Brüderlich Speisenden,
Predigend Reisenden,
Wonne Verheißenden
Euch ist der Meister nah, 
Euch ist er da!

Samael: Das ist der größte Blödsinn, den ich je gehört habe.
Raphael: Aber es klingt doch nett.

VOR DEM TOR

Emanuel, Cassiel und Daniel (stehen ratlos herum) 
Daniel (diesmal in Soldatenuniform) Was genau sollen wir hier?
Cassiel: Blöde Sprüche aufsagen. Als hätte ich nichts besseres zu tun.
Emanuel: Das ist.. irgendwie.. dumm.
Samael: Da hast du recht. Meta?
Metatron (blättert hektisch im Textbuch) Wo genau sind wir?
Samael: Alle tanzen und freuen sich.
Metatron (sieht sich um) Die sehen aber nicht besonders erfreut aus.
Samael: Wen wundert's. Gut, damit wir weiterkommen - Auftritt Hund!
Kemuel: He, ich bin der Regisseur!
Samael: Oh, entschuldige. Dann bitte.
Kemuel: Auftritt Hund.
Schwarze Katze ( trottet herbei und setzt sich vor Samael)
Kemuel: Ich sagte Hund!
Schwarze Katze: Hund ist nicht.
Kemuel: Aber hier steht.. Hund!
Schwarze Katze: Jetzt hörmal. Kannst du dich in einen Hund verwandeln?
Kemuel: Nein, aber..
Schwarze Katze: Na eben! (erhebt sich und trottet dreimal um Samael)
Samael: Was wird das, Mephi?
Schwarze Katze/Kater alias Mephistopheles: Ich umkreise dich. Muss mich ans Buch
halten..
Samael: Aha.
Metatron: Nun.. machen wir weiter. Du siehst! Ein Hund, ich meine Kater und 
Kein Gespenst ist da. Er knurrt, äh schnurrt und
Zweifelt, legt sich auf den Bauch..
Mephi: Sicher nicht.
Metatron: .. Er wedelt..
Mephi: Soweit kommt's noch.
Metatron: Alles Hunde - Brauch .. oder Katzen - Brauch, wie auch immer.
Samael: Na schön, komm mit Hund. Katze.
Mephi: Kater.

STUDIERZIMMER

Samael: Ok, ich jammere schon wieder und du sollst nicht knurren.
Mephi (putzt sich) Das habe ich nicht vor.
Samael (blättert) Jetzt machst du unheimlich Dinge hinter dem Ofen.
Mephi: Wieso, ist eine süße Katze dort?
Samael: Kann ich mir nicht vorstellen. Ich soll mich fürchten. Oh, ich hab
schon Angst.
Kemuel: Kürzer geht es schon gar nicht mehr.
Mephi: Soll ich mich verwandeln?
Kemuel: Meinetwegen.
Mephi ( nimmt seine menschliche Gestalt an) Da bin ich!
Samael: Das also war des Pudels Kern!
Mephi: Ich bin kein Pudel.
Samael: Na schön, kommen wir zur Vorstellrunde. Wer bist du?
Mephi: Ein Teil von jener Kraft,
die stets das Böse will und stets das Gute schafft.

Samael: Was ist mit diesem Rätselwort gemeint?
Mephi: Keine Ahnung.
Kemuel: Und es lief gerade so gut..
Samael: Nun, die Schreibweise ist wirklich etwas kryptisch und..
Kemuel: Ja, ja. Mephi, Einsatz.
Mephi: Wieso? Was ist?
Kemuel: Hier steh's: du willst gehen.
Mephi: Richtig. Also wisch das Pentagramm weg.
Samael: Welches Pentagramm?
Mephi: Das Imaginäre.
Samael: Ah, ja.. und warum stört dich das imaginäre Pentagramm?
Mephi: Hab ich das Stück geschrieben? 
Samael: Schon gut.. Warum gehst du nicht durchs Fenster?
Mephi: 'S ist ein Gesetz der Teufel und Gespenster;
Wo sie hereingeschlüpft, da müssen sie hinaus.
Das Erste steht uns frei, beim Zweiten sind wir Knechte.

Samael: Wäre mir neu.
Kemuel: Kommt Jungs, es läuft gerade so gut.
Samael: Also bitte. Die Hölle selbst hat ihre Rechte?
Das find ich gut, da ließe sich ein Pakt,
Und sicher wohl, mit euch ihr Herren schließen?

Mephi: Ich bin nur einer. Einer, der gerne gehen würde.
Samael: Ich sehe aber nicht ein, warum du abhauen kannst und ich nicht.
Mephi: Wie du willst, dann rufe ich eben Geister, die dich in den Schlaf singen
werden. Geister!
Daniel (wieder im Laken; trottet herein) Schon da.
Samael (sarkastisch) Oh, der böse Geist.
Daniel (monoton) Schlaf Kindlein, schlaf..
Samael (hebt skeptisch eine Augenbraue)
Daniel: Schläfst du bald?
Samael: Vermutlich nicht, aber euch zuliebe: schnarch, schnarch.
Mephi: Na bitte, überlistet. Bis später (ab)
Samael: Ist das ein Traum?
Kemuel: Könntest du dich zur Abwechslung mal wieder an den Text halten?
Samael (liest monoton) Bin ich denn abermals betrogen?
Verschwindet so der geisterreiche Drang,
Dass mir ein Traum den Teufel vorgelogen,
Und dass ein Pudel mir entsprang?

Mephi (aus dem Off) Ich bin kein Pudel!

STUDIERZIMMER

Samael: Es klopft? Herein! Wer will mich wieder plagen? .. He, der Spruch
gefällt mir.
Mephi: Hallo, ich bin's.
Samael: Du schon wieder. Komm herein.
Mephi: Du musst es dreimal sagen.
Samael: Weißt du, was du mich kannst?
Kemuel (räuspert sich)
Samael (genervt) Herein.
Mephi: Tadaa!
Samael: Super.. kommen wir gleich zum Punkt.
Mephi: Alles klar: Ich will mich hier zu deinem Dienst verbinden,
auf deinen Wink nicht rasten und nicht ruhn;
wenn wir uns drüben wiederfinden,
so sollst du mir das Gleiche tun.

Samael: Das hättest du wohl gern. Wie auch immer, ich schlage dir was vor..
Werd ich beruhigt je mich auf ein Faulbett legen; 
So sei es gleich um mich getan!
Kannst du mich schmeichelnd je belügen
Dass ich mir selbst gefallen mag,
Kannst du mich mit Genuss betriegen; 
Das sei für mich der letzte Tag!
Die Wette biet ich!

Mephi: Abgemacht, schlag ein!
Samael: Gut! (er blättert) Und wie willst du mich beglücken?
Mephi: Eine kleine Reise tut dir sicher gut.
Samael: Abgemacht. Oh, ich hör einen meiner Schüler..
Mephi: Warte, den verarsche ich ein bisschen.
Kemuel (seufzt) Das lief ja ganz gut. Auftritt Schüler, bitte.
Zadkiel: Hey!
Mephi: Hallo.
Zadkiel (räuspert sich) Ich bin allhier erst kurze Zeit
Und komme voll Ergebenheit,
Einen Mann zu sprechen und zu kennen,
Den alle mir mit Ehrfurcht nennen..
.... aber eigentlich hat mich mein Chef gezwungen.

Kemuel: Zadkiel!
Zadkiel: Hallo Chef. 
Mephi: Also echt, kein Schüler redet so geschwollen daher. Sag mir, wer du
wirklich bist.
Zadkiel: Du hast mich ertappt! Eigentlich bin ich ein Engel, dem sein Chef
gesagt hat....
Kemuel: Zadkiel!
Zadkiel: Oh Mann .. (liest den Text ab) Ich bitt euch, nehmt euch meiner an!
Ich komme mit allem guten Mut,
Leidlichem Geld und frischem Blut;
Meine Mutter wollte mich kaum entfernen;
Möcht gern was Rechts hieraußen lernen.

Mephi: Was Rechtes? Von mir?
Zadkiel: Ich hab das nicht geschrieben. Ich muss es nur aufsagen.
Mephi (liest weiter) Also das sag ich nicht! Das ist abartig!
Zadkiel (liest neugierig) Wow, das ist echt komisch.
Kemuel: Hört mal..
Mephi: Ich meine, hör dir das an: So wird's euch an der Weisheit Brüsten
Mit jedem Tage mehr gelüsten.
Igitt!
Zadkiel: Ok, lassen wir die Brüste, hilf mir bei meiner Suche nach Weisheit.
Mephi: Was willst du werden?
Zadkiel: Verdammt clever.
Mephi: Guter Anfang.
Kemuel: Würdet ihr bitte...
Mephi: Hey, ich habe da einen wirklich langen Text, aber wenn ich damit fertig
bin, wird Zaddy mir sagen, dass er nichts kapiert hat. Ich denke, das Geschwafel
kann ich mir dann sparen.
Zadkiel: Ja, hier steht's: Ich werde von alledem so dumm,
als ging mir ein Mühlrad im Kopf herum.
Mephi: Na bitte, ich red mir den Mund fusselig und er kapiert es nicht
(blättert weiter) Und was er will, weiß er auch nicht. Hoffnungsloser Fall.
Zadkiel: Kann ich dann gehen?
Kemuel: Nein!
Zadkiel: Aber Mephi sagt doch nur noch Sachen, die ich nicht verstehe, ich
meine, nimm das mal: Grau, teurer Freund, ist alle Theorie,
und grün des Lebens goldner Baum.
Was hat Gärtnerei damit zu tun?
Kemuel: Na schön. Mephi, schreib ihm was ins Stammbuch.
Mephi: Klasse, wir wär's damit - Rosen sind rot, Veilchen sind blau, das Stück
hier ist unter aller Sau.
Kemuel: Schau ins Textbuch.
Mephi: Eritis sicut Deus, scientes bonum et malum.. äh, was heißt das ?
Zadkiel: Schreib es, dann kann ich gehen.
Mephi (zuckt die Schultern ; schreibt)
Zadkiel: Danke und tschüß. (ab)
Kemuel: Samael! Auftritt!
Samael: Jaja... wohin gehen wir?
Mephi: Saufen.
Samael: Oh. Gute Idee.
Mephi: Prost!

AUERBACHS KELLER

Cassiel (betrunken) Wasch mach ma hier?
Daniel (betrunken) Wir führn n Schtück auf.
Zekeel (betrunken) Der Wein isch gut!
Daniel (blättert unbeholfen im Textbuch) Jungsch, da schteht, wir scholln..
singn!
Cassiel (singt) I'm too sexy for..
Daniel: Dasch nischt, glaub  ich..
Samael und Mephi (treten auf)
Samael: Was ist denn hier los?
Die drei Dämonen (zugleich) Hallo Chefchen!
Mephi (nimmt einen Becher und schnuppert) Ähm.. warum ist hier wirklich Wein
drin?
Kemuel: Keine Ahnung. Ich habe eigentlich gesagt, wir verwenden
Johannisbeersaft.
Cassiel: Aba der schmeckt nisch so gut wie Wein.
Daniel: He Chefchen, müssn wir wirklich singen?
Samael: Bloß nicht. Mephi, du singst.
Mephi : Ich ?
Samael : Ja, hier steht es. Ein Lied über.. einen Floh.
Mephi: Das singe ich nicht. Außerdem kann ich gar nicht singen.
Zekeel (grölt) Esch lebe die Freiheit! Esch lebe der Wein!
Samael: Wenn wir schon beim Wein sind, Mephi, du wirst ihnen keinen mehr
herbeizaubern.
Cassiel: Du kannscht Wein herzaubern?
Mephi: Nein.
Kemuel: Selbst wenn er es könnte.. die Szene lassen wir aus. Mehr Wein würde
es nur noch schlimmer machen.
Daniel: Wie fies!
Samael (liest) Man bohrt ein Loch in den Tisch, verstopft es mit Wachs, sagt ein
Sprüchlein und wenn man die Pfropfen herauszieht, fließt der Wein. Naja.
Cassiel: Hat wer n Bohrer und ne Kersche?
Samael: Nein. Und ihr solltet besser schnell nüchtern werden, am besten noch,
bevor ich wütend werde..
Daniel: Jetscht schei kein Schpielverderba, Chefchen.
Samael: Klappe! Seht zu, dass ihr nüchtern werdet. Wir gehen.
Mephi: Aber ich singe nicht!
Samael und Mephi (ab)
Kemuel: Ich möchte gar nicht wissen, wer denen den Wein gegeben hat..

HEXENKÜCHE

Samael: Wer ist denn hier die Hexe?
Mephi: Lilith?
Samael: Die Rolle hat sie bestimmt nicht genommen..
Mephi: Scheinbar sind wir hier ziemlich allein.
Samuel: Nö.
Samael und Mephi (starren den Engel an und brechen in schallendes Gelächter
aus)
Samuel (rückt seine Katzenohren zurecht) Das ist nicht witzig.
Mephi: Wie süß, ein Katzenengel.
Samuel (zieht eine Schnute)
Samael: Sonst noch jemand hier?
Samuel: Ja, Elumeel, aber die schämt sich zu sehr.
Mephi: Und die Hexe?
Samuel: Die wird nicht kommen.
Samael: Warum?
Samuel: Weil Kasdeya schmollt. Hier ist der mysteriöse Trunk. Riecht
verdächtig nach Kakao, wenn du mich fragst.
Samael (schnuppert) Tatsächlich. Und das soll ich jetzt trinken?
Mephi: Prost.
Samael (trinkt) So, weg ist der Hexentrunk. Also dann, man sieht sich (mit Mephi
ab)
Samuel: Kakao ist also ein mysteriöser Hexentrunk? Ich trink den jeden
Morgen..

STRASSE

Samael (steht gelangweilt herum)
Lilith (schlendert vorbei und schenkt ihm ihr schönstes Lächeln)
Samael: Mein schönes Fräulein, darf ich wagen,
Meinen Arm und Geleit ihr anzutragen?

Lilith: Aber sicher doch, mein Süßer (kuschelt sich an ihn)
Kemuel: Im Text steht aber was anderes.
Lilith: Ich bin aber keine schüchterne Jungfer, die sich für hässlich hält.
Kemuel: Na gut. Du kannst wieder gehen.
Lilith (stolziert beleidigt davon)
Samael: Oh Mann, ich liebe diese Frau..
Mephi (schlendert herbei) Na, schon wieder notgeil?
Samael: Idiot. Hör, du musst mir die Dirne schaffen!
Mephi: Was, Lilith? Ruf sie, die kommt garantiert.
Kemuel: Darf ich dezent auf den Text hinweisen?
Mephi: Na schön. Ich kann die Kleine nicht so schnell organisieren.
Samael: Ich bin aber jetzt scharf auf sie.
Mephi: Na gut, Nervensäge, hör zu: Sie wird bei einer Nachbarin sein.
Indessen könnt ihr ganz allein
An aller Hoffnung künft'ger Freuden
In ihrem Dunstkreis satt euch weiden.

Samael: Gehen wir.
Mephi: Es ist noch zu früh.
Samael: Sorg du mir ein Geschenk für sie (ab)
Mephi: Immer muss ich die Drecksarbeit machen (ebenfalls ab)

ABEND

Kemuel: Wir befinden uns in einem kleinen aber.. mehr oder weniger sauberen
Zimmer. Lilith? Lilith!
Lilith: Der Text ist bescheuert.
Kemuel: Aber immerhin kurz.
Lilith: Ich geb was drum, wenn ich nur wüsst
Wer heut der Herr gewesen ist!
Er sah gewiss recht wacker aus,
Und ist aus einem edlen Haus;
Das konnt ich ihm an der Stirne lesen - 
Er wär auch sonst nicht so keck gewesen (ab)

Mephi: Jetzt komm schon. Hoffentlich ist Lilith schon weg, wenn die uns
erwischt, auweia..
Samael: Hetz mich nicht. Ich bin keine Katze.
Mephi: Ja, uns so jung bist du auch nicht mehr, was?
Samael: Ruhe, sonst werf ich dich in einen Hundezwinger.
Mephi: Äh.. bis später (ab)
Samael: Und was soll ich jetzt hier machen? Man schnüffelt eigentlich nicht in
den Gemächern einer Dame und hält Reden darüber.
Kemuel: Seit wann hast du Manieren?
Samael: Hey!
Mephi (erscheint wieder) Lilith wartet schon, ist ziemlich ungeduldig. Achja,
das Geschenk (überreicht Samael ein Päckchen) Also dann, ran an die Kleine
(ab)
Samael: Das war ja ein kurzer Auftritt. ( stellt das Päckchen hin; ab)
Lilith (kommt, in ihrem Textbuch lesend, herein) Hier steht, ich soll mich
ausziehen und singen. Kann ich das singen auslassen? Und ich würde mich lieber
vor Samael ausziehen. 
Kemuel: Du musst dich nicht ganz ausziehen..
Lilith: Ist mein Süßer zufällig in der Nähe?
Kemuel: Nein!
Lilith (macht einen enttäuschten Gesichtsausdruck; entdeckt das Päckchen) Was
ist das? (öffnet es) Oh! Pralinen! Meine Lieblingssorte!
Kemuel: Sollte das nicht Schmuck sein?
Lilith: Die hat mir bestimmt mein süßer Schatz dagelassen (isst)
Kemuel: Lass es dir nur schmecken...

SPAZIERGANG

Mephi (ernst) Bei aller verschmähten Liebe! Beim höllischen Elemente!
Ich wollt'ich wüsste was Ärgers, dass ich's fluchen könnte!

Samael: Was faselst du da?
Mephi: Meinen Text.
Samael (blättert) Wo sind wir denn gerade?
Mephi: Seite 81, Zeile 2810.
Samael (liest) Was? Wer ist so blöd und schenkt wertvollen Schmuck einem
Pfaffen?
Mephi: Eigentlich waren es Pralinen.
Samael: ...... Sie wird mich umbringen.
Mephi: Ihre Lieblingssorte.
Samael: Dann bringt sie mich nur fast um.
Mephi: Jetzt stell dich nicht so an.
Samael: Was denkst du, tut sie gerade? Sie hat das bestimmt gelesen und.. und..
ich wette, sie wetzt schon die Messer.
Mephi: Hier steht was anderes, sie.. sitzt nun unruhvoll
Weiß weder was sie will noch soll,
Denkt ans Geschmeide Tag und Nacht,
Noch mehr an den, der's ihr gebracht.

Samael: Na bitte, sie denkt schon an mich!
Mephi: Aber...
Samael: Am besten, ich besorg ihr noch eine nette Kleinigkeit.
Kemuel: Mitten im Stück?
Samael: Sonst fehlt dir ein Hauptdarsteller (ab)
Mephi: So ein Spinner (ebenfalls ab)

DER NACHBARIN HAUS

Sandalphon (im Kleid) Das ist definitiv peinlich.
Kemuel: Das steht definitiv nicht im Text.
Sandalphon (fuchtelt mit dem Buch) Ich hab aber keinen Mann, von dem er nicht
weiß, ob er tot ist, ich bin ledig und wär ich es nicht, dann hätte ich eine
Frau, weil ich selber ein Mann bin!
Kemuel: Jaja.. Lilith? Dein Auftritt.
Lilith (tritt auf und sieht Sandalphon; bricht in schallendes Gelächter aus)
Sandalphon: Ja, echt witzig..
Lilith: Und wie!
Sandalphon (ernst) Gretchen, was soll's?
Lilith: Ich heiße nicht "Gretchen".
Sandalphon: In diesem Stück schon.
Lilith: Aber das ist ein blöder Name.
Kemuel: Erzähl ihm bitte einfach, was passiert ist..
Lilith: Was, Sandy? Aber dann wissen es alle!
Sandy: Hey!
Lilith: Na schön, es war wirklich ein bisschen seltsam. Zuerst habe ich auf der
Bühne eine Schachtel meiner Lieblingspralinen gefunden, ich dachte, mein
süßer Schatz hätte sie dort gelassen. Dann kommt er angehetzt, drückt mir
diese bezaubernden Perlenohrringe in die Hand und meint, das Beste sei für mich
gerade gut genug und er würde mich so furchtbar lieben. Ich frage mich
wirklich, was wieder mit ihm los ist..
Sandy: Ich mich auch.
Kemuel: Nun, das war so...
Mephi: Klopf, Klo... Sandy?
Sandy: Du bist auch hier?
Mephi: Ist das, was du da anhast, ein Kleid?
Sandy: Nein.
Mephi: Es sieht aber aus wie eines.
Kemuel: Ich denke es ist das Beste, wenn ihr im Text weitermacht.
Mephi: Na schön. Siehst hübsch aus, Lilith.
Lilith: Oh, danke.
Sandy: Flirtest du mit Samaels Frau?
Mephi: Aber nein. Ich bin nur nett zu Damen.
Kemuel: Ich sagte - weiter im Text!
Mephi: Ähm, ok. Ich wollt' ich hätt eine frohere Mär!
Ich hoffe sie lässt's mich drum nicht büßen:
Ihr Mann ist tot und lässt sie grüßen.

Lilith: Samael ist tot?
Mephi: Nein, Sandys Mann.
Lilith (starrt Sandy an)
Sandy: Ja, gut, mein nicht existierender Mann ist tot, ach weh, ach, dieses
Drama. Ich werde beizeiten weinen. Siehst du schon die ersten Tränen?
Mephi: Nein.
Sandy: Gibt's ein Erbe?
Mephi: Nö, der Kerl lästert nur.
Sandy: Kein Erbe. 
Mephi: Er scheint alles einem jungen Fräulein gegeben zu haben.
Sandy: Muss ja ein echter Mistkerl gewesen sein.
Mephi: Tja.
Kemuel: Sandy, ich weiß, du magst kein guter Schauspieler sein, aber tu
wenigstens so, als würdest du dich ärgern. 
Sandy: Äh.. oh, der üble Bösewicht!
Kemuel (trocken) Danke.
Mephi: Nun, willst du kein Zeugnis von seinem Tod?
Sandy: Gibt's denn Noten fürs Sterben?
Kemuel: Nein. Jemand, der ihn gesehen hat, sagt dir, dass dein Mann ganz sicher
tot ist.
Sandy: Und wer soll das sein?
Mephi: Habe noch gar einen feinen Gesellen, 
Den will ich euch vor den Richter stellen.
Ich bring ihn her.

Sandy: Ist gut.

STRASSE

Samael: Na, nett gehabt?
Mephi: Du, da war Sandy und.. und er hatte ein Kleid an.
Samael: ...
Mephi: Ich lüge nicht!
Samael: Ich glaube es erst, wenn ich es selber sehe..
Mephi: Oh und sag Sandy, sein Mann wäre tot.
Samael: Warum sollte ich den armen Kerl so verarschen?
Mephi: Tu es einfach. Lilith wartet.
Samael: Na dann.

GARTEN

Lilith: Samael !
Samael: Lilly!
(Sie umarmen sich)
Kemuel: Das steht aber nicht im Text..
Samael: Ich liebe dich.
Lilith: Oh, das weiß ich doch.
Mephi (blättert im Textbuch; zu Sandy)Sei mir nicht böse, aber ich flirte
nicht mit dir.
Sandy: Das will ich auch hoffen.
(Sie sehen zu den beiden Turteltäubchen)
Mephi: Wie machen wir jetzt weiter?
Kemuel: Mit dem..

GARTENHÄUSCHEN

Mephi: Ja und? Jetzt sitzen sie herum, knutschen, und wenn du sie nicht bald mal
unterbrichst..
Kemuel: Das ist dein Job.
Mephi: Was? Muss das wirklich sein? Der Chef wird immer so böse, wenn man ihn
dabei stört.
Kemuel: Du schaffst das bestimmt.
Mephi: Ähm.. ehrwürdiger Chef?
Samael (gereizt) Was?
Mephi: Wir müssen gehen.
Samael: Sagt wer?
Mephi: Kemuel.
Sandy: Ja, es ist spät mein Herr.
Lilith: Neidisches Pack.
Mephi: Bestimmt. Also, oh großer und ehrwürdiger Beherrscher der Hölle..
Samael: Ich komme wieder!
(Beide ab)
Sandy: Äh, und wir?
Lilith: Wir warten.

WALD UND HÖHLE

Samael: So und jetzt erklär mir mal, warum ich weg musste!
Mephi (zeigt Samael das Textbuch)
Samael: Na schön (blättert) Oh, so ein Zufall. Du gehst mir wirklich auf die
Nerven.
Mephi: Ach? Es geht dir also auf die Nerven, dass ich immer alles tue und immer
die Drecksarbeit mache? Dabei bin ich nur ein armer, schwarzer Kater.
Samael: Halt die Klappe. Wann kann ich wieder zu Lilly?
Mephi: Du machst mich wahnsinnig..

MARTHENS GARTEN

Lilith: Samael!
Samael: Lilly!
Kemuel: Geht das schon wieder los?
Lilith: Ist Mephi gar nicht da?
Samael: Vermutlich schmollt er.
Lilith: Gut.. dann sind wir endlich alleine.
Samael: Aber er ist dir doch nicht wirklich unheimlich?
Lilith: Mephi? Nein.
Samael: Nun, weil hier im Text steht...
Lilith: Vergiss den Text..
Samael: Ich soll dir einen Schlaftrunk für deine Mutter geben und...
Lilith: Hast du vor, noch lange hier zu quatschen?
Samael: Nein.
Mephi: Hallo. Oh, Lilith. Du solltest doch schon weg sein.
Lilith: Na schön, da ich hier scheinbar unerwünscht bin (schmollend ab)
Samael: Vielen Dank..
Mephi: Was? Es steht so im Stück.
Samael: Sonst hältst du dich nie an das Stück!
Kemuel: Genau..

AM BRUNNEN

Lilith: Blöder Kerl!
Sandy (in einem anderen Kleid) Was ist denn los?
Lilith: Ach.. was machst du hier?
Sandy: Ich muss die Rolle von Lieschen übernehmen.
Lilith: Und ich dachte, mir geht es schlecht.
Sandy (sarkastisch) Schön, dass ich dich aufmuntern konnte.
Lilith: Danke.
Sandy: Also, bringen wir's hinter uns: Hast nichts von Bärbelchen gehört?
Lilith: Wer soll das sein?
Sandy: Hast du das Stück schon mal gelesen?
Lilith: Nein.
Sandy: Na gut. Bärbelchen ist schwanger, Lieschen ist gehässig, weil das
Mädel es mit allen Jungs getrieben hat und du, du hast Mitleid mit ihr. 
Lilith: Aha.
Kemuel: Danke für die Zusammenfassung der gesamten Szene, Sandy.
Sandy: Gerne doch. (ab)

NACHT

Kemuel: Wir befinden uns auf der Strasse vor Gretchens Tür und eben taucht ihr
Bruder auf, der ein Soldat ist. He Akathriel, fesche Uniform.
Akathriel: Danke, Kumpel.
Kemuel: Dann fang mal an.
Akathriel: Geht klar. Also, ich halt da so 'ne verkorkste Rede, aber ich kapier
nich so ganz, worum 's da eigentlich geht. Naja, vermutlich ums Soldatenleben un
wie hart es is un so. Un dann sag ich: Was kommt'n an? Was schleicht'n herbei?
Irr ich nich, es sin davon Zwei.
Is er's, schnapp ich ihn am Felle,
Soll nich lebendig von da Stelle.
Was will ich 'n von dem?

Samael: Oh, hallo Kathi.
Kathi: Na hi, ihrs. Mephi, Samael,  wie geht's n immer so?
Kemuel: Ich störe euch nur ungern aber eigentlich könnt ihr euch nicht
leiden.
Kathi: Echt? (blättert) Echt! Wen lockste hier? Beim Element!
Vermal.. vermal.. verdammter Rattnfänger!
Zum Teufel mit'n Instrument!
Zum Teufel hintndrein den Sänger!
Hey, wer singtn hier?
Kemuel: Mephi hätte singen sollen.
Mephi: Schon wieder? Ist das hier etwa ein Musical?
Kathi: Hey, der war gut.
Kemuel: Akathriel, würdest du bitte weitermachen?
Kathi: Ja schon, nur, was solln das da heißen: Nun soll's an ein
Schädelspalten!
Kemuel: Das heißt du forderst ihn zum Kampf.
Kathi: Aha (zieht ein Holzschwert)
Samael (zieht ebenfalls ein Holzschwert)
Mephi (euphorisch; zu Samael) Herr Doktor nicht gewichen! Frisch!
Hart an mich an, wie ich euch führe.
Heraus mit eurem Flederwisch!
Nur zugestoßen! Ich pariere.

Kathi: Ähm, nimm das!
Samael (pariert)
Kathi: Un das!
Samael (pariert)
Kathi ( blickt ins Textbuch) Ich glaub, der Teufel ficht... nee, das weiß ich
doch. Is ja Samael.
Samael (klopft Akathriel, der mit Lesen abgelenkt ist, mit dem Holzschwert auf
die Schulter)
Kathi: Was war'n das?
Mephi: Er hat ich ermordet. Du bist tot.
Kathi : Echt jetzt ?
Kemuel: Echt!
Samael: Tut mir wirklich leid. Nimm es nicht persönlich oder so.
Kathi: Nee. 
Kemuel: Würdest du dann tot sein?
Kathi (legt sich nieder; macht es sich gemütlich)
Mephi: Na schön, die Mörder schleichen sich davon.
Samael: Bis dann.
Kathi: Bis später, Jungs.
(Mephi und Samael ab)
Lilith (kommt) Kathi? Was machst du da?
Kathi: Bin tot.
Lilith: Du siehst aber noch sehr gesund aus.
Kemuel: Lilith, das ist dein sterbender Bruder.
Lilith: Ach, tatsächlich? Nun, dann.. oh weh, geliebter Bruder.
Kathi: Nimm's leicht. Hey Kemuel, da steht in diesm Buch da, ich soll Lilly
sagn, sie is ne Hure. Aba das sag ich echt nich, weil sie nämlich keine is. 
Kemuel: Schon gut, lass es ruhig weg, sie würde dich wirklich umbringen, wenn
du ihr das sagst.
Lilith: Oh, Kemuel, ich wusste gar nicht, dass du mich so gut kennst.
Kathi (blättert) Mann, ey, dafür, dass ich sterb, hab ich aba echt noch viel
Text.
Kemuel: Das ist immer so in der Literatur und in der Oper.
Lilith: Stirb einfach.
Kathi: Ey, das is aba nich nett!
Lilith: Ich meine, du sollst so tun als ob.
Kathi: Ok (stellt sich tot)

DOM

Lilith: Ich geh in keine Kirche!
Kemuel: Aber dein Bruder ist gestorben.
Lilith: Wenn du Kathi meinst, er versucht gerade, sämtliche weibliche Engel mit
seiner Uniform zu beeindrucken.
Kemuel: Jetzt komm schon. Du gehst in die Kirche, aber dort fühlst du dich so
bedrückt, dass du wieder hinausgehen musst und dann fällst du in Ohnmacht.
Lilith: Nein.
Kemuel: Bitte.
Lilith: Nein.
Kemuel: Du bist verdammt stur.
Lilith: Ich weiß.

WALPURGISNACHT

Kemuel: Wir sind irgendwo auf einem Berg und.. was riecht hier so verbrannt?
Uriel (entschuldigend) Ähm, nun, die Kulissen sind nur aus Pappe und das brennt
recht gut.
Kemuel: Pass gefälligst auf! Warum brennst du überhaupt?
Uriel: Ich bin der Feuerengel.
Kemuel: Aha.
Uriel: Und ein Irrlicht.
Samael: Uriel? Oh nein, ganz sicher nicht! Hier steht, wir singen miteinander,
und ich singe mit  niemandem , der immer nur "I'm on the Highway to Hell"
grölt.
Uriel: Eigentlich müsste es "Highway to Paradise" heißen. Hallo.
Mephi: Hallo Irrlicht.
Uriel: Hast du vielleicht eine Ahnung, was eine Walpurgisnacht ist?
Samael: Nun, ich denke, es geht darum, dass Hexen sich ausziehen und dann
tanzen.
Kemuel: Das macht Kasdeya niemals.
Samael: Das heißt, es taucht niemand mehr auf?
Kemuel: Nein... Uriel! Der Pappbaum!
Uriel: Tschuldigung.
Samael: Langsam wird's hier heiß.
Mephi: Achtung, der Pappbusch brennt auch!
Uriel: Hoppala...
Kemuel: Ok, die Szene wird gestrichen. Würde jemand ein paar Eimer Wasser holen
gehen...?

TRÜBER TAG  /  FELD

Samael (blättert im Textbuch) Lilly, ich meine Gretchen, scheint irgendwie in
Not zu sein.
Als Missetäterin im Kerker zu entsetzlichen Qualen eingesperrt das holde
unselige Geschöpf!
Nun Mephi, das können wir nicht dulden.
Mephi: Bist du sicher, dass deine Lilly sich einsperren lässt?
Samael: Du magst recht haben, aber wir sollten trotzdem nach ihr schauen. Engel
sind heimtückisch.
Kemuel: Ich höre dich.
Samael: Ähem.. nun.. du da ein Kater bist und ich nicht, wirst du reingehen und
sie retten.
Mephi: Du bist ihr Mann. Außerdem steht es im Buch: Ich führe dich und was ich
tun kann, höre! 
Habe ich alle Macht im Himmel und auf Erden? Des Türners Sinne will ich
umnebeln, bemächtige dich der Schlüssel und führe sie heraus mit
Menschenhand. Ich wache!

Samael: Fauler Kerl..
Mephi: Ich halte mich nur an das Stück.
Kemuel: Aber auch nur dann, wenn es dir gerade in den Kram passt...
Samael: Allerdings.
Mephi: Wollten wir nicht Lilith retten?
Samael: Auf, auf und davon!
Kemuel (murmelnd) Das war ein "auf" zuviel...

KERKER

Samael: Lilly?
Lilith: Oh hallo, mir war schon langweilig.
Kemuel: Besonders verzweifelt klingst du ja nicht.
Lilith: Weil ich wusste, dass mein Schatz mich retten wird.
Samael: Aber natürlich, meine Liebste.
Lilith: Du bist so ein großer, starker, süßer, gutaussehender..
Mephi: Dauert das noch lange?
Lilith: Gehen wir.
Kemuel: Du gehst nicht mit.
Lilith (empört) Wieso?
Kemuel: Steht im Stück.
Samael: Wir haben uns doch bis jetzt auch nie ans Stück gehalten.
Kemuel: Oh, im Großen und Ganzen eigentlich schon. Nun, du erschrickst, als du
Mephi siehst ..
Lilith (mit einem Blick zu Mephistopheles) Warum? Er riecht heute nicht mal
unangenehm.
Mephi: Danke..
Kemuel: .. und weigerst dich mitzugehen. Dann sagst du: "Gericht Gottes! Dir hab
ich mich übergeben!"
Lilith: Darauf kannst du lange warten.
Mephi (zu Samael)  Komm, wir können gehen.
Samael: Aber Lilly...
Mephi: Sie ist gerichtet!
Kemuel: Ist gerettet!
Mephi: Wir können gehen. Hoffentlich müssen wir nicht wieder singen.
Samael: Aber...
Mephi: Geh!
(Beide ab)
(Das Licht geht aus)

(Das Licht geht wieder an)
Kemuel: Nun, das war eigentlich gar nicht so übel.
Samael: Das Ende war wirklich dumm. Ich meine, die gehen und jetzt?
Kemuel: Jetzt kommt der Tragödie zweiter Teil.
Lilith: Oh, nein.
Samael: Vergiss mich!
Mephi: Dann nenn es aber gleich "Faust - das Musical". Dann rechnen arme Kater
wenigstens damit, dass sie dauernd singen müssen.
Kemuel: Regt euch nicht auf.. ich denke, der erste Teil war anstrengend genug.
Mephi (neugierig) Was passiert so alles im zweiten Teil?
Kemuel: Soweit ich weiß passiert eine ganze Menge, Faust findet ein anderes
Mädchen, ist furchtbar fleißig, kreucht irgendwo in der Antike herum, sagt
aber zum Schluss den verhängnisvollen Satz. Mephistopheles - damit meine ich
nicht dich - hat aber Pech, denn weil Faust immer so tüchtig war, wird er
gerettet.
Samael: Ein blödes Ende.
Lilith: Können wir nach Hause gehen?
Kemuel: Na klar, das Stück ist aus.
Alle (gehen ab)
Kemuel: Ich hoffe sehr, dass euch unser kleines Stück gefallen hat und möchte
mich hiermit verabschieden. Wir sehen uns - spätestens wenn ihr tot seid und in
den Himmel kommt. Also, bis dann (löscht das Licht; ab)

Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)