The Gravity of Life von Polarstern (Yami x Yugi?) ================================================================================ Kapitel 18: In Filmen scheint immer am Ende die Sonne – doch wann strahlt sie mal für mich? ------------------------------------------------------------------------------------------- Habe mich extrem bemüht, euch für dieses Kapitelchen nicht so lange warten zu lassen! Und das obwohl ich nicht mal Herbstferien habe.... Nein, Polarstern muss bis Weihnachten noch arbeiten..T___T Aber ich musste einfach runtertippen, was mir schon so lange auf der Seele brennt ^^ Musik beim Schreiben: Revolverheld „Mit dir chillen“ (Na ich glaube nicht, dass die beiden da nun zusammen chillen >XD KA, wieso ich dann dabei so schön schreiben konnte XD“““) War übrigens zufälligerweise auch ein Musikvorschlag von Aya_Hibishi... Habe das Lied allerdings schon vor deinem Kommie beim Schreiben gehört ^^ Wichtige Bemerkung am Rande: Ich habe mich nach monatelangen Überlegungen doch dazu durchgerungen, Yamis Augenfarbe in dieser FF zu ändern! Laut Originalmanga und dem Charakterdesign von Takahashi-sama persönlich hat Yami schließlich diese dunkel roten Augen, welche auch oft in (vermehrt englischen) FFs verwendet werden. Zum Start dieser FF vor fast 2 Jahren kannte ich vielmehr den Anime als den Manga und hatte somit dieses Violett/Amethystfarben aus dem TV übernommen... Ich weiß es nun schon laaange besser, wollte aber nie die bisherige FF umschreiben... Ich selbst nutze diese Farbe auch schon in meinen neueren Storys (wie z.B. „Halloween, die Nacht in der alles möglich ist...“), sowie RPGs etc – und kann mich nun mit einem amethystäugigen Yami nicht mehr anfreunden! XD“ Amethyst ist einfach Yugi!! ^^““ Yami wird von jetzt an schön kräftig rot sein – also wundert euch nicht! *lach* Werde auch im laufe der Zeit die vorherigen 300 Seiten abändern XD“ Danke fürs Lesen dieses Mamutvorwortes! XD“ Und jetzt halte ich euch nicht länger auf ^^ In Filmen scheint immer am Ende die Sonne – doch wann strahlt sie mal für mich? Ein unsichtbarer Strick wickelt sich von hinten um meine Kehle, mir ist, als würde er von Sekunde zu Sekunde fester zugedrückt. Mir ist, als würde Yami selbst dies tun, mir ständig mehr und mehr die Luft zur lebensnotwenigen Atmung rauben. Denn unter seinen Händen komme ich mir zur Zeit eher vor wie eine Puppe als alles Andere. Gott jaah, ich habe verdammten Mist bei ihm gebaut! Ich bin Schuld! Ich gestehe es mir ja selbst ein und wünsche nichts mehr, als alles rückgängig machen zu können! Ist dies jedoch ein Grund, mich völlig abzublocken? Und mich dann doch wieder auf den Armen zu tragen... zu lächeln... meine Wange zu streicheln... um mich nur erneut wieder umso heftiger von sich zu stoßen? Ich habe zwar den größten Fehler meines Lebens begangen, mich in ihn zu verlieben... ausgerechnet er... aber mich deswegen als eine Art Marionette zu benutzen...? Mit mir zu spielen und mich jederzeit wieder in die Ecke zu werfen...? Und wenn ich zu lästig werde mir die hauchdünnen, unsichtbaren, aber trotz allem so reißfesten Nylonfäden – welche ab und zu im Lichteinfall so dämonisch aufblitzen, als wären es scharfe Messerklingen – einfach um den Hals zu schlingen? Und festzuziehen? Yami, du machst mich fertig... Alles was mit dir zu tun hat, läuft schief oder wird zerstört. Bitte verschwinde... Ich will dich nicht länger in meinem Leben ertragen müssen. Ich rühre mit dem Strohhalm unwissend was ich tun soll in meinem Milch-Shake herum. Ich brauche mich gar nicht umzudrehen oder zur Seite zu schielen, denn ich weiß, dass er noch immer neben mir steht. Hat der Kerl denn etwa dort Wurzeln geschlagen?? Yami, du bist kein Baum! Hau einfach ab!! Die anderen Gäste warten! Doch ich kann es nicht laut aussprechen. So gerne ich auch würde. Mir kleben die Lippen zusammen. Nein, mein gesamter Gaumen scheint am Unterkiefer festgewachsen. Es ist unmöglich, ihn wegzuschicken. Er dagegen steht ebenfalls einfach neben mir, ich kann seine Blicke auf mir ruhen spüren – aber ich weiß nicht, welche er mir schickt. Wie er mich ansieht... Ich schließe die Augen. Ich würde es aber gerne wissen... Es vergeht eine kleine Weile, für mich eine Ewigkeit – in der Realität höchstens zwei Minuten. Dann klappert Metall leise auf Metall, ich kann es trotz den Gesprächen im Raum ganz deutlich an meinem rechten Ohr spüren. Dass er einfach dort stehen bleibt, die ganze Zeit freiwillig meine Nähe zu suchen scheint – ich mag es gar nicht wahr haben, denn es schmerzt unendlich – bringt leider eine Flamme an Hoffnung zurück. Immer muss er mir so wehtun... immer erneut etwas tun, in was ich etwas hineininterpretieren könnte. Merkt er nicht, dass ich stets dabei bin, seine Körpersprache zu lesen...? Zu neugierig und zu interessiert an dem jungen Mann wage ich es letztendlich nun doch, ein minimales Stückchen meinen Kopf zu drehen und seine Statur zu beschielen. Ich kann erkennen, wie er sein rundes, silberfarbenes Tablett in den Händen hin und her dreht. Langsam und kaum merklich. Es sieht eher aus als wolle er die harte Substanz mit den Händen zerkneten, so angespannt drücken und entspannen sich seine Fingerkuppen gegen die glänzende Schicht. Ich realisiere sofort, dass er mindestens genauso nervös sein muss wie ich gerade. Dieses Phänomen ihn – unsichtbar und gut maskiert – aus der Ruhe zu spüren habe ich bisher nur einmal beobachten können. Bei seiner letzten Physikprüfung. Wieder dieses leise Klimpern. Ich schaue ein wenig genauer hin und entdecke einen ein wenig breiteren, edel wirkenden silberfarbenen Ring an seinem linken Ringfinger. Das allbekannte Zeichen. Doch es ist eindeutig neu an ihm... Ich weiß mindestens zu tausend Prozent, dass Yami nie auch nur einen Ring trug! Schon gar nicht einen Solchen! Noch vor einigen Tagen hätte mich dieser nun verletzt, aber nun...? Ich könnte ihn bloß mit einem – nach außen hin – gleichgültigen Lächeln quittieren. Soll er doch verheiratet sein, mit wem er will... Muss ja auch irgendwann in dieser Woche passiert sein. Samstag gab’s den auch noch nicht, das meine ich auch zu wissen. Nun hat er sich also vors Standesamt getraut... Haha, guter Witz Yugi... du bist wirklich nicht mehr ganz klar im Kopf... Zumindest weiß ich nun den Grund... endlich den Grund, warum er mich nicht... Ich muss den Gedanken abbrechen, muss kräftig schlucken. Es ist egal, es ist Vergangenheit.... „Herzlichen Glückwunsch nachträglich!“, lächele ich falsch und wende mich nun komplett zu ihm herum um ihm in die klaren Augen zu sehen. Alles sticht wie tausend Nadeln, ich möchte jetzt bloß irgendwo im Erdboden versinken. Bloß nicht heulen, bloß nicht heulen – rede ich mir selbst immer wieder zu! Denn nein, es ist mir nicht egal. Nichts ist mir egal. Und ich will mich mit ihm aussprechen unbedingt... Ich bin völlig zerrissen, weiß in seiner Gegenwart nun selbst nicht mehr, was ich will oder nicht. Was ich denken oder gar fühlen soll... Er wirft mich völlig aus der Bahn... Ich sauge betrübt an meinem Milch-Shake, warte auf sein ‚Danke.’ „Wofür...?“ Seine völlig irritierte Stimme reißt mich allerdings aus meinem Konzept. Nun ist es an mir, verständnislos zu blinzeln. Kann er es sich denn nicht denken...? Muss doch noch ganz frisch sein! „Natürlich dazu!“, kläre ich ihn auf und nicke mit dem Kopf zu seiner linken Hand, da sich Beides gerade so passend auf einer Ebene befindet. „Bitte??“, ist zunächst die verständnislose Antwort und er besieht sich seine schönen, schlanken Hände. Wie gemalt, fließt der Gedanke ungewollt an mir vorbei. Doch dann scheint er zu merken, wovon ich rede, klemmt sich das Kellnertablett unter einen Arm und zieht den Ring mühelos von seinem Platz. Genauer betrachtet scheint dieser sogar einen Hauch zu groß für ihn zu sein, er könnte ihn so einfach verlieren. Was wird dass denn jetzt. Innerlich rolle ich mit den Augen. „Ach den meinst du...?“ Er beugt sich ein wenig vor, hält mir das teure Schmuckstück unter die Nase. Nimm es weg!! Du Riesenidiot!! Du weißt doch jetzt genau, was ich für dich fühle!! Du unsensibler Holzklotz!! Der Biss auf meiner Zunge wird fester. Ich kann bloß mechanisch nicken. „Ist bloß Show... Soll mir die lästigen Frauen vom Hals halten... Und auch gewisse Männer... Ist echt schlimm hier im Café. Ein Schutz vor gierigen Blicken ist er zwar nicht, aber vor diesen ätzendes Sprüchen.“ „W-wie bitte? Sprüche?“ Alles nur Show?? „Genau. Du ahnst ja gar nicht, wie oft ich gefragt werde, wenn ich die Bestellung aufnehmen will, ob ich auch auf der Speisekarte stehe...“ Dazu rollt er theatralisch die Augen. „Ich glaube vor allem viele junge Frauen verschätzen sich da in meinem Alter. Werde oft für nicht mal Zwanzig gehalten... traurig, oder?“ „S-stimmt“, presse ich mir gerade eben so über die Lippen. Gar nicht verheiratet...?? Alles dient zur Abschreckung...? Ich kann es gar nicht glauben, so blöd komme ich mir gerade vor. Doch dann ereilt ein weiterer Gedanke mein Bewusstsein: Wenn er sich vor Flirtversuchen in Sicherheit bringen möchte, bedeutet das dann vielleicht, er ist schon vergeben...? Passen würde es irgendwie... Schon allein zu seiner Aussage von Samstagnacht... Dieser Satz hat sich so tief in meine Stirn eingebrannt. „Es wäre deinen Gefühlen gegenüber nicht fair...“ Diese Erinnerung schmerzt so. Ständig höre ich sie wie ein Echo in meinem Gehörgang – ein dröhnendes, lautes Echo – am liebsten würde ich mir jedes Mal aufs Neue die Ohren zuhalten. „Bedienung? Huhu, Bedienung??!“ Reißt mich die Stimme eines Herrn irgendwann wieder aus meiner Trance. Yami hatte bisher tatenlos neben mir gestanden. Dieser scheint sich nun auch wieder voll bewusst zu werden, dass er eigentlich mitten bei der Arbeit ist, steckt sich in Windeseile seinen Ring wieder an und verschwindet samt Tablett kommentarlos von meiner Seite. Ich verberge mein Gesicht verzweifelt in den Händen. Was soll ich bloß tun... Wie geht mein Leben weiter...? Ich fühle mich so eingesperrt... wie in einer Sackgasse... und ich renne wieder und wieder gegen dieselbe weiße, kahle Sperrmauer. Und vor allem weiß ich selbst schon lange nicht mehr, was ich überhaupt will und was nicht. Yami – antwortet mir mein Inneres ohne Umschweife. Doch langsam sollte ich wirklich verstanden haben, dass ich ihn nicht haben kann. Trotzdem möchte ich mich mit ihm aussprechen, mit ihm ins Reine kommen. Auch wenn aus uns kein Paar wird, kann ich diese stickige Luft zwischen uns nicht länger einatmen... Ich vergifte mich selbst damit. Er schien mich ja bis zu jenem gewissen Augenblick immer zu mögen... Ob ich mir einreden kann, dass mir eine Freundschaft zu ihm auch genügt...? Noch eine weitere Weile zerbreche ich mir über ihn und den Rest der Welt den Kopf, während ich hin und wieder einen zögerlichen Schluck meines Eisgetränks nehme. Doch irgendwann habe ich genug. Der Nachmittag wird immer später, ich hätte noch genug zu Hause zu tun, anstatt hier herum zu sitzen und Däumchen zu drehen. Meine Hausaufgaben warten, das Abitur und dann sind da immer noch Opa und der GameShop. Und um ehrlich zu sein kann ich Yami Athems Nähe auch nicht länger ertragen. Meine Nerven sind bereits zum Zerreißen gespannt. Zeit also zu Bezahlen. Nuuuur... Wie mache ich das bloß...? Soll ich ihm Trinkgeld geben...? Ihm als meinen Lehrer...? Wenn nicht, sieht es geizig aus... Oder gar als wäre ich wütend auf ihn... Bin ich aber nicht. Wie könnte ich auch. Auch wenn ich mir so oft in letzter Zeit wünsche oder mir versuche einzureden, ich würde ihn hassen. Andererseits wirkt es doch auch seltsam, wenn ich ihm Geld schenke, oder? Als würde ich ihn für irgendetwas bezahlen... Ob er es überhaupt annehmen würde..? Nichts wäre mir unangenehmer, als wenn er es abweisen würde, weil er von mir nichts haben will! Ich schaue mich um – kann ich nicht bei einem anderen Kellner bezahlen? Nein, offensichtlich ist Yami zur Zeit der Einzige im Dienst, hat wohl gerade erst den anderen Mann, welcher uns zuerst bedient hatte, abgelöst. Toll... Ich ringe noch einige Minuten mit mir selbst und mit der Frage des Trinkgeldes, ehe ich mir schließlich ein Herz fasse und Yami in einem günstigen Moment heranwinke. Dieser scheint direkt zu verstehen und nickt bloß, kommt dann tatsächlich in meine Richtung, während er unterwegs bereits seinen Notizblock aus der Seitentasche zieht. Ein kurzer Blick über unseren Tisch folgt und er beginnt zu schreiben. „Ein Kakao... ein Tee und ein Milchshake, richtig?“ Diesmal ist es an mir, zu nicken. Doch dann fällt mir ein, was ich hinzufügen könnte. „Wobei ich eigentlich dachte, ich hätte Letzteres abbestellt.“ Seine Reaktion dauert einige Sekunden, während er die Preise unterm Strich addiert und fixiert mich dann endlich wieder mit diesen ausdrucksstarken, dunkelroten Augen: „Nein, hattest du nicht. Das Mädchen hier eben hatte storniert, aber du nicht.“ „Achso... okay... kann sein...“, gebe ich mich geschlagen. Yami presst schließlich die handschriftliche Rechnung mit reichlich Nachdruck auf den Tisch und verschwindet mit den Worten: „Ich komme gleich wieder.“ Noch liebloser ging’s wohl kaum noch... Ich beiße mir auf die Unterlippe. Was mache ich bloß... er macht nicht mal Anstalten, mit mir reden zu wollen... Soll ich heute Abend wenn das Café schließt noch einmal wieder kommen und ihn abfangen? Verzweifelt hebe ich die Rechnung an – vielleicht muss ich ja auch einen glatten Betrag zahlen, dann hätte sich meine Trinkgeldfrage erledigt. Leider eine Fehlanzeige – es bietet sich sogar richtig an, mehr hinzulegen um auf einen runden Betrag zu kommen. Ein Zettel flattert mir aus den Händen, dreht sich einmal auf seinem Weg abwärts und kommt schließlich auf der Tischplatte zum erliegen. Nanu? Ich halte die Rechnung doch noch in den Händen...? Neugierig greife ich danach – es ist noch einmal ein gleiches Blatt wie das meiner Rechnung und stammt somit unweigerlich von Yamis Block. Ich drehe es einmal herum und ziehe die Luft scharf ein. Einmal blinzele ich – dann ein zweites Mal. Ich kann nicht anders als die Nachricht mit halb geöffnetem Mund einfach nur anzustarren. Mit dem gleichen Kugelschreiber wie meine Rechnung wurden lediglich zwei kurze Zeilen aufs Papier gebracht – und das zweifelsfrei von Herrn Athem persönlich, dessen Handschrift ich aus der Schule bereits zu Genüge kenne. Kann das...? Will er mir damit sagen dass er.... Die, 5. Feb, 17 Uhr Nishiari-River (*) Promenade, Höhe Sanjo-Bridge ... mich endlich treffen möchte...? Um mit mir zu reden...? Eine unglaubliche Erleichterung durchströmt mich. Ich puste tief die Luft aus, um der Anspannung aus meinem Körper Ausgang zu gewähren. Er hat also auch Interesse an einer Klärung. Hoffe ich zumindest... Es sei denn, er möchte etwas ganz anderes von mir... Nein, Yugi, bloß nicht dran denken! Du gehst da einfach hin und wirst sehen, was passiert! Noch einmal lese ich das Papierchen, drehe und wende es anschließend zwischen meinen Fingern. Ich kann es einfach nicht glauben, dass er doch den ersten Schritt unternimmt. Aus den Augenwinkeln kann ich ihn bereits zurückkehren sehen. Uuuuhm, ahja das Geld! Flüchtig werfe ich ihm einen Schein auf den dafür bestimmten Teller und mache mich eiligst daran, meine Jacke wieder anzuziehen und den Schirm vom Boden aufzusammeln. Er sieht mir einmal intensiv in die Augen – und ich habe das Gefühl er wolle in ihnen die Bestätigung auf seinen Termin suchen. Für den Bruchteil einer Sekunde versinke ich tatsächlich wieder in diesen prächtigen, so farbintensiven Augen und diesem nachdenklichen Blick seinerseits, ehe ich einmal unaufgefordert nicke. Ich weiß selbst nicht genau, worauf ich mich gerade beziehe. Er hat nicht mal einen Laut gesprochen. Aber irgendwie passt es auf unsere gesamte Situation... und ich spüre, dass er mich richtig versteht. Ein letztes, flüchtiges Lächeln meinerseits, dann bin ich auch bereits an ihm vorbeigehuscht – hinaus aus dem Café. Damit wäre zumindest die Frage nach dem Trinkgeld geklärt. Draußen werde ich direkt durch die ersten dicken Tropfen daran erinnert, dass sich unser Wetter noch immer nicht geändert hat. Ich hasse den Winter! *** Montagabend. Mal wieder Theorieunterricht in der Fahrschule. Eigentlich habe ich gar nicht hingewollt... aus purer Furcht, dort auf Mirai zu treffen. Das Letzte, was ich noch gebrauchen könnte, wäre eine Ausquetscherei ihrerseits. Außerdem glaube ich kaum, in meinem Gefühlschaos vernünftig die Fragebögen über vernünftiges Verhalten auf der Straße ausfüllen zu können. Morgen ist das Treffen... Und zwar ungefähr jetzt in vierundzwanzig Stunden. Opa hat mich dann doch überzeugen können, an meinem Führerschein weiter zu arbeiten. Auch wenn ich für ihn nicht vor Mirai Athem, sondern vor der Lernerei dort allgemein wegrenne. In der Version die ich Großvater im Moment auf die Nachfrage hin, was denn bloß mit mir los sei, auftische, ist es bloß der ganze Lernstress fürs Abitur. Darüber hinaus auch noch die ganzen Verkehrsregeln – mich wundert selbst, dass mir tatsächlich noch nicht alles über den Kopf gewachsen ist. Kurz vor dem Unterricht mache ich allerdings noch einen kurzen Abstecher in unsere Bank. Ich muss Geld von meinem Konto abheben, um die letzten – oder eher meine ersten drei – Fahrstunden zu bezahlen. Es ist bereits dunkel, die Bürgersteige leicht verschneit. Schon den ganzen Tag über gleiten kleine, weiße Flocken zu Boden, bleiben allerdings nicht wirklich liegen. Erst jetzt am Abend hat sich eine hauchdünne Schicht gebildet, welche allerdings durch jedes Auftreten wieder zerstört wird. Das Licht der Straßenlaternen schimmert auf die klaren Kristalle und sorgt so für den bekannten Glanz. Mal wieder bin ich spät dran – 10 vor 6, gleich schließt die Bank! Und mein Unterricht fängt auch an! Ein scharfer Luftzug. Dann ein unerwartetes, grelles Scheinwerferlicht, welches mich völlig blendet. Etwas Großes, Dunkles saust in einem Tempo an mir vorbei, dass ich es nicht mal erkennen kann, obwohl es mich so haarscharf geschnitten hat. Doch es muss ein Fahrzeug sein. Quietschende Reifen, ein Motor wird ausgeschaltet, das Licht erlischt. Ich blinzele und erkenne ein Motorrad unmittelbar vor mir auf dem Parkplatz der Bank. Der Fahrer steigt ab und wühlt direkt im hinteren Gepäckträger seiner Maschine. Dort zieht er eine dunkle – ich kann im Schatten des Gebäudes keine genauere Farbe erkennen – Umhängetasche hervor, welche er sich umschwingt. Dann reißt er sich rasch seinen Helm vom Kopf. Und – nein. Der besagte Er ist gar kein er – sondern eine Sie. Und dann noch genau die Person, welche ich zu Treffen vermeiden wollte. Was habe ich auch immer für ein Pech... Vielleicht so tun, als hätte ich sie nicht gesehen? Sie hat sich ja selbst noch nicht so wirklich umgesehen. Eilig verschwinde ich ein wenig im Schatten des Gebäudes. Tatsächlich scheine ich Glück zu haben, denn die junge Frau schert sich gar nicht weiter um ihre Umgebung, stürmt stattdessen in die Bank. Shit! Da muss ich doch jetzt auch noch hinein! Aber ich will wirklich nicht, dass sie mich sieht... Ihr Bruder hat sich seit jener Nacht verändert, das spüre ich. Er ist zwar ein Meister der Schauspielkunst – er sollte den Beruf wechseln – doch dass mit ihm etwas nicht stimmt, erkenne ich auf fünf Kilometer Entfernung. Er zieht sein Unterrichtsprogramm viel emotionsloser durch. So, als ob ihn ebenfalls etwas beschäftigt... Privat wird er sich sicher genauso verändert haben... Alles durch dieses verdammte Liebesgeständnis!! Der fein säuberlich verpackte und verstaue Hass auf mich selbst kriecht wieder an die Oberfläche. Mirai wird als seine Schwester doch ganz genau wissen, dass er ein Problem hat. Da er sich erst seit letztem Samstag so verändert hat, wird sie mich bereits als Wurzel allen Übels erkannt haben. Also auf eine Standpauke von ihr, was ich Yami bloß angetan habe, kann ich wirklich verzichten... Vor allem da ich mich Morgen sowieso mit ihm aussprechen werde! Davon gehe ich zumindest aus... Trotzdem möchte ich ihr keinesfalls etwas von unserer Verabredung auftischen – das ist völlig privat und betrifft nur uns Beide. Mensch Mirai, beeil dich... Ich will da auch noch rein... „Oh, Hi Yugi! Na was stehst du denn da so alleine in der Ecke herum?“ Neeeeiiiin!! Sie hat mich doch gefunden! Und dann auch noch SO! „Och ich... hab mir nur mal dein Motorrad angesehen!“ Zu spät fällt mir allerdings aus lauter Nervosität ein, dass ich mich hiermit deutlich verplappert habe. „Ich nehme doch mal an, dass es deins ist?!“, füge ich somit rasch hinzu. Die Rothaarige kichert leicht. „Nein, das gehört zur Fahrschule! Ich komme gerade von meiner letzten Übungsstunde zurück! Ich darf die Maschine kurz hier stehen lassen. Habe soeben meine Prüfungsgebühren abgehoben – Mittwoch ist es dann soweit!“ „Oh wow, dann bist du ja so gut wie fertig! Und dass direkt vor deinem Geburtstag! Das wäre wohl das beste Geschenk für dich, stimmt’s? Dann drücke ich dir fest die Daumen! Ich wollte eigentlich auch noch etwas abheben...“, gehe ich weiter auf ihr Thema ein. Bloß schön dabei bleiben... vielleicht bekomme ich sie dann auch schnell wieder los! Nur keine Stille aufkommen lassen, in der sie die Chance hätte, das Thema zu wechseln... „... aber nur um meine ersten Fahrstunden abzubezahlen. Bis ich fertig werde, dauert es sicher noch Monate!“ „Nur Mut! Jeder fängt mal klein an! Wenn du dich konzentrierst klappt das schon!“ „Danke! Und dir viel Erfolg bei der Prüfung! Ich muss jetzt auch mal schnell zum Schalter, zwei Minuten habe ich ja noch! Ist ja schon eigenartig, dass wir uns immer hier an dieser Bank treffen!“, lache ich. „Tjaa, das ist nun mal so, wenn man zur gleichen Fahrschule geht. Ist nun mal das Naheliegendste.“ Ich lächele sie an. „Das stimmt wohl. Also dann, komm gut nach Hause und grüß Mamoru mal von mir!“ „Uhm... na ja...ich gehe jetzt gar nicht zu ihm....“ „Achso. Dann halt erst Morgen!“ „Morgen auch nicht.... Wer weiß, ob ich ihn überhaupt noch einmal treffen werde...“ „Wie bitte?“, meine Augen weiten sich, meine Ohren wollen nicht glauben, was sie mir hiermit nun andeutet. „Hmm... ja, ich weiß, ich sollte nicht so voreilig sein... Aber im Moment... möchte ich ihn gar nicht mehr sehen. Ich wohne zur Zeit bei Akari.“ Das glaub ich jetzt einfach nicht – wie das denn so plötzlich?? Gerade die beiden! Mamoru und Mirai – das Traumpaar schlechthin! Okay, so viel weiß ich über die beiden auch nicht. Aber es sah einfach danach aus! Und Mirai hatte nie so von ihrem Partner gesprochen... „Akari? Ist das nicht deine Freundin von Samstag?“ „Genau. Hast du dich nie gefragt, wieso ich mit ihr bei meinem Bruder übernachtet habe?“ „Naja... hmm... nicht wirklich.“ Gebe ich nachdenklich zu. Ehrlich gesagt hatte ich an dem Abend nicht noch Augen für Mirai und ihre Probleme. Aber ja, jetzt wo sie es erwähnt... Sie hatte sich unten vor der Tür ziemlich über ihren Verlobten geärgert. Mirai seufzt leise, verlagert ihr Gewicht daraufhin nur auf ein Bein und zieht gleichzeitig mit der Hand eine Packung Zigaretten aus ihrer Umhängetasche hervor. „Wir waren vorher alle auf dieser Party gewesen...“ Sie öffnet die Schachtel, zieht sich einen dünnen Stängel heraus. Ich räuspere mich leicht. Muss das jetzt sein? Wenn ich ehrlich bin, interessiert mich ihre Story nicht gerade so brennend... Ich hätte selbst genügend Probleme, die mir auf der Seele lasten. Außerdem wollte ich noch zur Bank... Mist... die kann ich nun auch vergessen. Aber ich kann sie auch nicht einfach abwürgen... Sie scheint das nun loswerden zu wollen... wenn man Beziehungsprobleme hat, braucht man sicherlich wen zum Reden – oder besser ein offenes Ohr, welches einfach zuhört. Wieso musste sie mich nur dafür auswählen? Ausgerechnet?? Ich bekomme doch nicht mal meine erste Beziehung auf die Reihe... „.... So kam es halt zu diesem Gruppenstreit. Wegen eines Musikstücks... Lächerlich, nicht wahr? Und das Schlimmste für mich war, als Mamoru dann noch zu Joleen hingegangen ist und sie unterstützt hat!! Diese blöde Tussie, die ich sowieso noch nie ausstehen konnte! Tochter von stinkreichen Eltern, die drüben in Amerika ihre eigene Kette von Supermärkten haben... ein echtes Modepüppchen! Pah!“ Deutlich gereizt nimmt die Rothaarige vor mir einen Zug von ihrer Zigarette und pustet den Rauch leicht aggressiv in die dunkle Abendluft. „Er hat sich einfach gegen mich gestellt... Und mir Anschuldigungen an den Kopf geschmissen... alles alte Geschichten... Kleinigkeiten, welche ihn halt im Laufe unserer Beziehung immer wieder genervt oder gestört haben und wozu er fortlaufend den Mund gehalten hatte. Plötzlich kam alles ans Tageslicht... Er konfrontierte mich mit allem...“ Ein weiterer, hastiger Zug. „Außerdem hat er sich mir gegenüber verplappert... Ich... ich glaube, er hat was mit der...“ Ihre Stimme wird immer lauter, aufgebrachter und rauer. „Mirai!“, unterbreche ich ihren Redeschwall. Mir wird es einfach zu viel. „Hör doch auf! Du wühlst nur gerade selbst alles wieder in dir auf! Das bringt doch jetzt nichts, wenn du deine Wut gegen ihn vergrößerst...“ Sie scheint getroffen, wendet den Blick zu Boden ab. Es herrscht eine Weile Schweigen zwischen uns. Auch ich selbst weiß nicht genau, wie ich nun reagieren soll. Klar, wenn sie etwas ändern oder erreichen will, muss sie mit ihrem Partner reden. „Das offene Gespräch suchen“ wie es doch so schön heißt. Aber ich mag diesen Tipp gerade gar nicht weiter geben. Ich weiß wie schwer bis beinahe unmöglich alles ist, wenn man nur tief genug in der Tinte sitzt. „Du wohnst jetzt also solange bei Akari, ja? Und wie lange hast du noch vor, dich dort vor ihm zu verstecken?“ „Ich weiß, ich weiß, was du mir sagen willst... Du hast ja Recht, Yugi! Lange kann ich sowieso nicht mehr bei ihr bleiben... Das Mädchen ist erst zwanzig – wohnt dazu noch bei ihren Eltern. Die sehen mich da auch ungern als Dauergast... Das ist übrigens auch der Grund, weswegen wir letzte Woche zu Yami geflüchtet sind statt zu ihr. Wir wollten die Eltern nicht mitten in der Nacht wecken.“ „Aber deinen Bruder schon?“, lache ich ein wenig verwirrt. Ihre Einstellung zu Yami ist wirklich dreist! Na der Arme! Ich schlucke. Ein Gedanke holt mich ein. Ich habe tatsächlich schneller gequasselt als nachgedacht. Und nun habe ich selbst auf das Thema gelenkt, welches ich eigentlich ihr gegenüber nie anschneiden wollte! „Ja, bei ihm ist das etwas anderes. Er würde mich nie im Stich lassen.“ Sie lächelt mich an. Ihre Gesichtszüge wieder deutlich entspannter und freundlicher als zuvor. Mirai nimmt einen letzten Zug und tritt die Zigarette dann aus. Dabei verlassen mich ihre kiwigrünen Augen keinen Zentimeter, beobachten mich, wie ich dem Erlischen der Glut auf dem Boden zusehe. „Außerdem... War es sowieso Akaris Idee, zu Yami zu laufen. Sie kennt ihn zwar nur flüchtig vom Sehen her – und natürlich aus meinen Erzählungen heraus – aber sie steht auf ihn.“ Wie auf ein geheimes Zeichen hin verkrampfen sich meine Muskeln im gesamten Körper während des letzten Satzes. Ein Windzug kommt auf und mir ist, als hätte dieser die plötzliche Portion Antipathie mit sich gebracht, welche ich plötzlich Akari gegenüber verspüre. Mit Mühe verkneife ich mir so ein „Das habe ich gemerkt.“ „Wer könnte es ihr auch verdenken? Mein Bruder war schon immer ein Schönling. Kaum zu glauben, dass er wirklich mein Bruder ist.“ Ich nicke unbewusst. Halt! Wieso in Gottesnamen bestätige ich ihr das!? Sie braucht doch nicht wissen, dass ich ihren Bruder ebenfalls hübsch und attraktiv finde!! Wärme schießt mir in die Wangen – ein Glück ist es ziemlich dunkel. Zusätzlich habe ich ihr dazu noch Recht gegeben, dass sie es nicht ist! Das wollte ich doch gar nicht! Schnell versuche ich es wieder zurecht zu biegen. „Das.. das stimmt doch gar nicht! Du bist doch –“ „Nur schade, dass das mit den Beiden nichts geben wird, findest du nicht? Auch wenn ich Yami wieder so sehr eine Beziehung gönne... Und Akari passt zu ihm! Er braucht einen ruhigen Pol an seiner Seite, nicht noch so etwas Aufgedrehtes wie mich! Und auf sie ist wirklich immer Verlass...“ „Hmm...“, gebe ich bloß von mir. Irgendwie weiß ich nicht, was ich dazu noch sagen soll. Mir ist das Thema unangenehm. Ich will nichts davon hören... Sie soll Yami einfach Yami sein lassen. „Ja doch. Sie ist zwar noch jung, aber wirklich eine ganz Liebe! Eine echt supertolle Freundin! Mit ihr kann man jede Menge Spaß haben!“ „Aha...“, murmele ich monoton vor mich her. „Nur leider ist Yami homosexuell... Das grenzt seinen Auswahlkreis natürlich ziemlich ein.“ „Achso...“ „Aber vielleicht überlegt er es sich ja doch noch mal mit dem Ufer... Ich hätte wirklich einige sehr vertrauenswürdige und für ihn wie geschaffene Ladys in meinem Freundeskreis! Vielleicht versteht er ja mal, dass ich es einfach nur gut mit ihm meine! Er braucht dringend wieder eine Beziehung – und immerhin hatte er früher schon genug mit Frauen!“ Nun reicht es mir aber! Meine Augen glimmen auf, ich fixiere die Ihrigen mit einem trotzigen Blick. „Sag mal, was soll das hier überhaupt? Warum erzählst du mir all das?!“, platzt es ungewollt zu schroff aus mir heraus. Aber ich konnte mir das einfach nicht länger mit anhören! Diese aufstachelnden Worte machen mich rasend! Ein unschuldiges Gesicht. Augenbrauen werden angehoben. „Nur so...? Darf ich mich denn nicht mit dir unterhalten?“ Dieser unechte Ausdruck! Sie glaubt doch nicht wirklich, ich wäre so dermaßen auf den Kopf gefallen? Sie hat mich eindeutig provoziert! „Doch! Darfst du! Aber du wolltest mir damit irgend etwas sagen! Und ich will jetzt endlich mal wissen, was du weißt! Du hängst viel zu sehr an deinem Bruder, als das du dies alles einfach sooo achtlos über sein Privatleben preisgeben würdest! So naiv bist du nicht!“ Alles ist zu spät. Ich kann mich nicht länger halten. Sämtlicher Stress und die Anspannung der letzten Tage und Wochen scheint gerade ihren Weg in die Freiheit gefunden zu haben. „Hmmm...“ Mirai presst ihre Lippen zusammen, mustert mich durch. „Antworte mir - bitte!“ Meine Stimme wird immer zittriger, ein Hauch von einem Flehen ist mittlerweile enthalten. Ich kann bald nicht mehr! Ich brauche endlich Klarheit – wieso kann man denn mit niemandem auf dieser Welt – ausgenommen Jonouchi – noch klare Gespräche führen? Doch kein Laut verlässt ihre weiblich geschwungenen Lippen. Mir ist, als würde ich in vollem Lauf gegen eine Mauer rennen. „Mirai... hilf mir! Was sollte das? War es einer dieser irreführenden Tests, die dein Bruder auch schon an mir durchgeführt hat? Wolltest du mich prüfen?“ „Das brauche ich nicht mehr....“ Die Stimme ist ruhig und wirkt beinahe so hell, als würde sie mich belächeln. Tief atme ich durch, muss mich unbedingt wieder fassen. Ohne dass ich es gemerkt habe, zittern meine eiskalten, erhobenen Hände vor meiner Brust. Mit sämtlicher Nervenstärke, die ich gerade aufbringen kann, zwinge ich mich zur Ruhe. „Was??“, blinzele ich irritiert. Mirais Lächeln wird zu einem dämonischen Grinsen: „Wespennest.“ „Wie bitte?“ „Na voll ins Schwarze getroffen! Gib es zu...“ „Ich weiß nicht, was du meinst“, stelle ich mich bewusst dumm. Innerlich zerrissen beiße ich mir auf die Unterlippe. Es geht sie nichts an, es geht sie nichts an, es geht sie nichts an! „Du liebst ihn...“ Betretenes Schweigen. Mein Blick gilt den plattgetretenen letzten Schneeflocken auf dem Boden. Aus irgendwelchen Gründen will ich es ihr gegenüber weder abstreiten noch bestätigen. Trotzig balle ich die Hände zu Fäusten. Meine Atmung geht heftig, ich zwinge mich möglichst ruhig und gefasst zu bleiben. „Wenn es so wäre... wäre es nicht meine Schuld. Ich habe es mir nicht ausgesucht...“, rechtfertige ich mich irgendwann. Mir ist klar, dass ich ihr damit in gewissem Sinne mit einem „ja“ geantwortet habe. Eine weitere Weile regiert die Stille über uns. Ich spüre dabei deutlich, wie Mirai mich beobachtet, jeden meiner noch so minimalen Bewegungsabläufe wie ein Adler seine Beute mit den Augen verfolgt. „Weißt du... Yugi...“, fängt sie irgendwann wieder an. Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich überhaupt noch irgend etwas darüber hören möchte. Okay, ich werde Morgen mit Yami sprechen, gut und schön. Aber ein Paar wird aus uns trotzdem deswegen nicht. Also wozu weiter über diese Art von Gefühlen sprechen, es schmerzt bloß. „Mein Bruder ist kein einfacher Mensch... er ist sehr verschlossen, in sich gekehrt... und... du wirst es kaum glauben – verletzbar. Auch wenn er sich absolut nicht so gibt. Für alle anderen ist er der coole Typ, selbstbewusst, schlagfertig und wahnsinnig stolz. Und trotzdem gehören auch diese Eigenschaften zu seinem Charakter... Yami ist einfach Yami – Heute so, Morgen so – verstehst du?“ Ich nicke. Das ist mir nichts Neues. „Mit ihm klarzukommen ist durch all diese Züge wirklich nicht leicht. Aber er verstellt sich gerne... Er ist ziemlich unnahbar. Ich hoffe für dich, dass du dich nicht in eine falsche Seite von ihm verliebt hast... Er ist privat nicht der Lehrer, den du aus dem Unterricht kennst. Darüber solltest du dir bewusst sein.“ Keine Sekunde lasse ich dieses Mal verstreichen, ehe ich auch schon lossprudele. „Aber das weiß ich doch! Das habe ich auch schon gemerkt. Es klingt verrückt, jaah... Das ausgerechnet dir, als seiner Schwester, zu sagen... aber ich nehme mir das Recht heraus zu behaupten, dass ich ihn auch kenne! Ich denke schon, dass ich hinter seine Fassade sehen kann. Und wenn man ihn einmal näher kennt... kann man sich auch so wunderbar mit ihm unterhalten! Er hört mir bis zum Ende zu... geht dann auf mich ein und kann sich so passend ausdrücken. Bei ihm habe ich das Gefühl er nimmt meine Worte wichtig, übergeht mich nicht einfach wie so viele Andere! Und es tut so gut, gemeinsam mit ihm zu lachen... Ich- ich habe auch das Gefühl, er geht ganz anders mit mir um als mit meinen Mitschülern. Ich liebe kein Trugbild...“ „Dann ist ja gut“, Mirai legt ihren Kopf schief, lächelt mich an. „Ich sehe, du meinst es wirklich ernst. Jeder Andere hätte aus lauter Schwärmerei ganz andere Worte gewählt...Und wenn sich mein Bruder so verhält...“ „Wie meinst du das? Sicher ist es mir ernst! Zur Zeit steht mein ganzes Leben Kopf wegen ihm!“ Zu spät erkenne ich mein großes Outing und laufe beschämt dunkelrot an. „Genug Leute hätten jetzt von seinem Aussehen geschwärmt. Yami ist nun mal ein Sunnyboy, daran gibt es nichts zu rütteln – er hat ja schließlich auch mal in der Richtung gearbeitet. Aber dein erster Gedanke war seine Art mit dir umzugehen, sprich sein Verhalten. Es war mir wichtig das von dir zu erfahren.“ „Ja aber – “ Irgendwie komme ich mir gerade ganz schön dämlich vor – als hätte man mich zum Pudel mutieren und locker fünfzig Liter kaltes Wasser über mich herabstürzen lassen. Wie sagt man gleich? Ich fühle mich wie ein begossener Pudel. Es war tatsächlich ein Test...? Ob ich es ernst mit Yami meine, habe ich sie nun richtig verstanden? „Tu’ dir selbst einen Gefallen, Yugi. Da du sicherlich vor hast, Yami so schnell wie möglich von deinen Gefühlen zu erzählen“ , sie zwinkert mir ermutigend zu, „dann drücke dich bloß so aus wie soeben bei mir! Lasse auf jeden Fall irgendwelche Komplimente über sein Aussehen weg! Hörst du? Das ist wirklich wichtig, wenn du bei ihm etwas erreichen willst! Sag ihm bloß nicht, dass du ihn attraktiv oder hübsch findest.... Das könnte böse ins Auge gehen!“ „Warum das denn??“ „Das wird er dir sicher irgendwann mal erklären! Tut jetzt auch nichts zur Sache! Du hast meinen Rat gehört... Was du daraus machst ist deine Sache! Jedenfalls... Muss ich nun auch los! Sonst gibt es Probleme mit Akaris Eltern...“ Sie kommt auf mich zu und sieht sich dabei einmal unser Umfeld an, so als wolle sie sicher gehen, dass uns niemand belauscht. Ich erstarre vor Schreck zur Statue, als sich ihre kühle, bloße Hand auf meine glühende Wange legt. Ich kann gerade noch den Reflex, mit dem Kopf zurück zu zucken, unterbinden. Obwohl es mir furchtbar unangenehm ist und es mir so extrem peinlich ist, dass sie meine Röte spürt, bemerke ich eher unbewusst, wie anschmiegsam meine Wange in diese Form passt und wie gut mir die kleine Abkühlung tut. Dann beugt sie sich zu meinem Ohr und flüstert halblaut hinein: „Yami braucht dich... Geh’ zu ihm...“ Mein Herz hämmert wie verrückt vor Verwirrung und Schreck, als sich ihr Gesicht plötzlich vorbeugt und ich mit einem Schlag ein flüchtiges Küsschen auf meiner Stirn spüren kann. Sämtliche Kühlung war umsonst, denn nun leuchte ich unweigerlich rot wie eine Ampel voller Scham. Dann, als wäre nie ein ernstes Gespräch wie dieses gewesen, wirbelt Mirai herum und wendet sich noch einmal ihrem Motorrad von zuvor zu. Sie schnappt sich den Helm vom Sitz, welchen sie vorhin in der Überraschung, mich entdeckt zu haben, dort abgestellt hatte und sichert offenbar noch einmal alles. Ich bekomme kein einziges Wort mehr über die Lippen. Als letzte Aktion verlässt sie die Maschine und trottet hinüber Richtung Fahrschule. „Ich darf das Rad hier stehen lassen, Sasuke nimmt es nachher schon mit... Aber ich muss jetzt wirklich den Helm zurück bringen! Wünsche dir noch einen schönen Abend, mach’ gut, Yugi!!“ Sie lächelt noch einmal und winkt mir aus einigen Metern Entfernung zu. Dann beschleunigt sie ihr Tempo und sprintet hinüber in unsere Fahrschule. Mein Mund ist ausgetrocknet und festgeklebt. Was sollten diese letzten Sätze nun schon wieder bedeuten.... Sie hat mich damit vollkommen überrumpelt. Das hat sie zwar generell mit ihrem ganzen Gespräch... aber jetzt weiß ich gar nicht mehr, was ich denken soll! Irgendwie habe ich nun Angst, Morgen zu Yami zu gehen... Was, wenn ich nun doch etwas falsches sage? Wenn er mich missversteht...? Yami braucht dich... was soll das schon wieder heißen... Ich wünschte, ich könnte meinen Kopf gegen die nächste Wand schlagen!! Aber andererseits fühlt sich diese Aussage so gut an... ich kann sie immer noch in meinem Ohr widerhallen hören. Mein Bauch ist so schön warm... ich fühle mich wie beflügelt... *** Ausnahmsweise spielt das Wetter wenigstens heute einmal mit. Denn der Himmel ist trocken und von dunklen Wolken gibt es auch keine Spur. Im Gegenteil. Es ist für winterliche Verhältnisse sonnig und warm. So entscheide ich mich dafür, meinen Wintermantel für Heute an der Garderobe hängen zu lassen und wähle eine deutlich leichtere Herbstjacke. Eine gute Wahl, wie ich feststelle, als ich den Bus verlasse und die letzten Meter zur Promenade zu Fuß zurück lege. Meine Fingerspitzen sind zwar kalt, dies rührt jedoch vielmehr von der gehörigen Portion Nervosität, welche mir im Nacken sitzt. Oh Ra, was gäbe ich manchmal um einen Blick in die Zukunft!! Was wird er mit mir besprechen wollen? – Will er überhaupt reden? Ob wohl die Bitte kommt, ihn in Zukunft in Ruhe zu lassen...? Oder ist es ihm recht, wenn wir zum normalen Alltag zurück kehren? Wenn ich doch nur wüsste wie er über alles denkt... Wird er Verständnis haben? Wird es ein positives oder ein negatives Gespräch? Darf ich mir am Ende gar wieder Hoffnung machen?! Ich könnte mir die Haare raufen! Ich bin ja soo angespannt! Einerseits zieht mich alles in mir zu diesem Treffpunkt, andererseits will ein Teil von mir dort überhaupt nie ankommen! Ich würde schon ganz gerne einfach weglaufen... mich irgendwo verkriechen, statt mit ihm ein ernstes Gespräch zu führen!! Ein sanfter Wind weht auf, spielt mit meinen Haaren. Eine frische Brise, welche vom Fluss herrührt. Tief atme ich durch, versuche mich zu beruhigen. Es klappt sogar ein wenig. Mit Anzu hat das Gespräch immerhin auch geklappt. Außerdem ist er derjenige der den Anfang machen wollte... Er hat immerhin den Termin festgelegt und damit alles in die Wege geleitet. Wie im Reflex umschließe ich das kleine Stückchen Papier, welches ich mitgenommen habe, in meiner Jackentasche fester. Mir ist so mulmig im Bauch – und hätte ich diesen Zettel als Beweis nicht bei mir, würde ich tatsächlich jetzt daran zweifeln, dass ich mir diese Verabredung nicht bloß eingebildet habe. Zehn Minuten früher als vereinbart erreiche ich den Treffpunkt. Die Promenade, ein gepflasterter Fußweg, liegt ein ganzes Stück oberhalb des Flusses auf einem Hügel. Von hier habe ich einen schönen Ausblick auf den in der Abendsonne glitzernden ruhigen Verlauf des Wassers und die etwas weiter entfernt liegende Sanjo-Brücke. Ich lehne an der alten, aus ungleichmäßig großen grauen Steinen bestehenden Sicherheitsmauer und beobachte das rege Treiben an und auf dem vor sich hin fließendem Nass. Yami muss also, um hierher zu kommen, sein Motorrad auf der unteren Ebene auf dem großen Parkplatz abstellen und dann die Treppen hier hinauf laufen. Hier oben ist es schön idyllisch, Fahrzeuge und auch Radfahrer sind hier verboten. Der Weg am Fluss entlang ist von einer Allee aus Kastanienbäumen und Buchen umgeben. Auch gibt es einige Grünflächen und hin und wieder tauchen Bänke auf, welche so positioniert sind, dass man den Fluss beobachten kann. Suchend schaue ich mich um. Scheint noch nicht da zu sein. Hoffentlich kommt er überhaupt... Angespannt wandert mein Daumennagel wie von selbst zum Mund. „Hi. Schön dass du wirklich gekommen bist.“ Schock! Muss er mich denn immer so von hinten anquatschen und zu Tode erschrecken?? Beinahe wäre ich im Reflex wie ein aufgeschrecktes Känguru mit nur einem Satz in den Fluss gehüpft. „Natürlich bin ich das...“, seufze ich beinahe. Lasse das „Was dachten Sie denn...“ aber dann doch bewusst weg, da es mir doch zu salopp und zu selbstverständlich erscheint. Soll’ ja nicht so klingen dass ich für ihn wie ein Hund überall hin gehe, was immer er mir auch befielt. Noch habe ich meinen eigenen Willen. Schwach lächele ich ihn an. Er steht schräg links hinter mir. Ich verlasse nun auch die Mauer, auf welche ich meine Arme mitsamt Oberkörper gestützt hatte und schaue ihn an. Im orangeroten Abendlicht wirkt seine Hautfarbe noch einige Nuancen dunkler als sonst und seine goldenen Haarsträhnen glänzen mit dem Fluss um die Wette. Als hätte er sich mit dem Panorama hier abgesprochen trägt Yami heute braun. Eine mahagonifarbene, eher vornehm und teurer wirkende Hose, ein weißes Hemd und die passend zur Hose im Farbton übereinstimmende Weste. Seine Augen leuchten mich freundlich und herausstechend an. Ein weiterer, schwerer Stein, er würde mit ähnlicher Laune wie Samstagmorgen nach dem Aufwachen hier aufkreuzen, fällt mir vom Herzen. Ich hatte wirklich mit einer stickigen, abgekühlten Atmosphäre gerechnet. Doch er steht einfach locker da, den Hals gereckt und sein Gesicht mühelos zum Sonnenbaden Richtung Himmel gewendet. Seine Wimpern liegen ruhig aufeinander, er hat genüsslich die Augen geschlossen und erfreut sich sicher ebenso wie ich an diesem seltenen Gast im bei uns sonst so kalten Winter. Er ist einfach ein Wüstenkind. Die Pose allgemein und vor allem das empor gehobene Näschen erinnern an eine königliche Haltung. Beinahe wie ein Pharao. Augenblicklich muss ich über mich selbst schmunzeln. So ein Schwachsinn... Seine bloße Nähe und das Wissen dass er mir nicht böse ist und sich ruhig wie immer verhält lassen meinen Mut und meine Nerven zurückkehren. Ich kann endlich wieder ein wenig besser geradeaus denken, statt mich selbst in meinem geistigen Wirrwarr immer und immer wieder um die eigene Achse zu drehen. Dabei hat unser Gespräch – oder was immer er von mir will – nicht einmal angefangen. Nein... alles was bisher von ihm kam war eine Begrüßung... Und schon geht es mir besser. Irgendwie merkwürdig. Aber ich glaube einfach zu spüren und zu wissen, dass er mir jetzt keine Standpauke mehr halten wird oder mich scharf zurechtweisen. Und das hilft mir bereits... Ich glaube sonst hätte er sich von Anfang an anders verhalten.... Oder?? Ich überwinde die letzten Meter zwischen uns und komme auf ihn zu. „Sie... Sie sind zur Zeit sicher sehr im Stress, oder?“ Mein etwas größeres Gegenüber nimmt den Kopf aus den Wolken und blinzelt zweimal kurz, sicher um ein klares Bild vor Augen zu bekommen. „Kann man leider so sagen... Wie du siehst komme ich auch gerade gar nicht von zu Hause... Ich war noch in der Uni...“ „An Ihrer alten Universität? Ja aber ich dachte Sie hätten ihr Studium beendet? Sie haben das erste Staatsexamen doch bestanden?“, frage ich neugierig. Mir ist es lieber, mit ihm zunächst ein wenig neutraler zu sprechen, ehe wir wohl zu unserem eigentlichen Thema rutschen werden. Ob er von selbst darauf zu sprechen kommen wird...? Auch wenn ich mich jetzt besser fühle – aber aufgeregt und unruhig bin ich noch immer zu Genüge. „Das schon. Trotzdem ist alle zwei Wochen dienstags für uns Referendare ein Meeting mit den Professoren, die uns unterrichtet hatten, um sich auszutauschen, sowie über Erfolge und Probleme zu berichten. Es ist immer sehr aufmunternd aufs Neue zu spüren, dass man nicht der einzige Anfänger auf völlig neuem Territorium ist, auch wenn es mir in der Schule oft so scheint.“ „Ach so! So eine Beratung ist wirklich sinnvoll!“ Zu seinem letzten Kommentar schüttele ich jedoch einfach nur den Kopf. „Sie sind nicht perfekt, das stimmt. Aber das ist niemand... Und dass Sie Fehler machen ist auch normal... Sie dürfen das – zumindest noch! Nach Ihrer endgültigen Prüfung zum Lehrer nicht mehr!“, lache ich halb im Scherz, halb ernst. „Aber bis dahin haben sie noch lange, lange Zeit... Sie haben gerade mal das erste Jahr Referendariat um, also Halbzeit auf unserer Schule! Sie bleiben immerhin noch das nächste Jahr... Im Gegensatz zu mir. Nun ja... vorausgesetzt ich falle nicht durchs Abi!“ Diesmal ist es an ihm den Kopf zu schütteln und er dreht sich ein Stück von mir, läuft langsam auf die andere Seite des Weges und steuert den Schatten der Bäume an. „Rede du doch nicht so. Du schaffst das – und ich weiß das. Du hast genug Potential dazu, das habe ich schnell erkannt. Ich glaube da an dich. Du lässt dich nicht von deinem Weg abbringen.“ Na wenn er sich da mal nicht ganz gewaltig irrt!! Ich und nicht abbringen lassen? Ich gehe doch sofort überall unter, nur weil ich klein, schmächtig, still und höflich bin... Jeder schupst mich doch von meinem Weg hinunter... Sei es absichtlich oder einfach versehentlich, da ich übersehen wurde. Ob man mich in der Abiprüfung überhaupt als Anwesend wahrnehmen wird? Ach Yami... Wenn ich eine solche starke Natur hätte, wie du sagst, dann hätte ich dir meine Gefühle schon viel früher gestanden... und wäre nicht ständig vor dir und vor mir selbst geflohen... Da mir keine gescheite Antwort dazu einfällt schweige ich ihn einfach an. Stattdessen folge ich ihm zu den Bäumen hinüber und beobachte, wie er sich an einen breiten Stamm lehnt. Mein Herzrhythmus nimmt eine Spur zu – ich habe so den Verdacht, dass er nun das Thema wechseln wird. Seine Gesichtszüge gefallen mir ganz und gar nicht mehr... Ich sehe es regelrecht an seinen Schläfen arbeiten, sich die Worte zurechtformen. Ein kleiner Trost bleibt: Wenigstens ist er dieses Mal derjenige... Bei Anzu muss ich sicher genauso ausgesehen haben. „Weißt du... du hast einfach eine ziemlich starke Persönlichkeit...“ „Wie bitte?!“ Schießt ganz allein aus mir heraus, glaube mich verhört zu haben. Verwechselt er mich etwa mit irgendwem? „Und zu einer solchen sollte man ehrlich sein... Falsch – zu allgemein gehalten. Zu dir sollte ich ehrlich sein... Wie du dir vielleicht denken kannst... habe ich mir heute extra Zeit für dich genommen... um dir so einiges zu erklären.“ Er pausiert kurz, lässt dabei ein schweres Seufzen über die Lippen entkommen. „Ich weiß selbst, dass ich mich nicht immer fair dir gegenüber verhalten habe... deswegen ist es nur gerecht, wenn du wenigstens meine Hintergründe kennst. Vielleicht kannst du meine Reaktionen dann ja ein bisschen besser nachvollziehen... Und meine Seite verstehen... Tja...nur wo fange ich bloß an?“ Gerührt senke ich den Kopf. So war er noch nie zu mir... Sicher, wir hatten schon manchmal ernstere Themen, er hat mir Privates über sich erzählt... aber nie... in diese Richtung... Seine Gedanken waren bisher immer ein Buch mit sieben Siegeln für mich. Die Stimme so weich, so klar, mit solch einer beruhigenden Wirkung auf mich... Und doch schwingt solche Traurigkeit mit. Schlagartig fühle ich mich schuldig. „Das... das müssen Sie nicht... wirklich nicht. Ich meine....“, kurz suche ich nach Worten, „Sie brauchen sich jetzt nicht gezwungen fühlen, mir etwas zu erzählen, was mich nichts angeht. Sie sind mir keinerlei Rechenschaft schuldig, wirklich nicht! Ich wollte mich nie in ihr Privatleben einmischen... Ich... Ich hätte sowieso nie.... Ich wünschte ich hätte an diesem Abend nicht so verdammt viel getrunken!“, lasse ich meiner aufgestauten Wut auf mich selbst ungehinderten Lauf. „Ich hatte keine richtige Kontrolle mehr über mich selbst... meine Zunge saß zu lose... Mein Körper hatte die Hemmschwelle verloren... Ich muss dazu sagen, dass bevor ich zu Ihnen gekommen bin... hatte ich kein besonders schönes Erlebnis... Ich hatte... Stress mit einem Freund... ich bin blindlings zu Ihnen geflüchtet... Na ja... nun wissen Sie zumindest, wieso...“ Ich presse schamhaft die Augen zusammen. Ich vermeide tunlichst das Wort Liebe oder Geständnis oder irgend ein Synonym dafür zu gebrauchen. Es ist mir so schrecklich unangenehm . Meine Gefühle für ihn sind mir so peinlich. Ich habe solche Angst vor seiner Reaktion, wenn ich wieder auf meine Gefühle für ihn zu sprechen komme... Ich könnte gerade dermaßen im Erdboden versinken! Am allerschlimmsten ist immer noch, dass er bereits von ihnen weiß!!! „Ich wünschte ich wäre damals einfach nach Hause gelaufen... hätte mich in mein Zimmer eingeschlossen... Und alles wäre gut gewesen....“ „Nein... Yugi, gar nichts wäre gut gewesen.“ Ich wage es nicht die Augen zu öffnen. Sie sind schon wieder feucht und ich weiß, dass die ersten Tränen hinausstürzen werden, sobald ich mich wage zu bewegen.. „Warum nicht?“, antworte ich trotzig. „Dann hätte ich Sie nie damit belästigen müssen... Ich will nicht, dass Sie sich dadurch von mir bedrängt fühlen, verstehen Sie? Ich möchte auf gar keinen Fall, dass Sie sich wegen diesen paar Worten zu irgend etwas verpflichtet fühlen!!“ „Ich fühle mich zu rein gar nichts verpflichtet. Ich habe meinen eigenen Willen, glaub mir. Ich lasse mich zu nichts zwingen oder überreden.“ Wie kann er bloß so ruhig reden? Seine Worte so bewusst wählen? Aus mir sprudelt bereits wieder alles kreuz und quer und ohne Punkt und Komma heraus! Sämtliche Gedanken stehen Kopf, ich kann kaum noch auf die Schnelle Ordnung schaffen und mich zusammen zu reißen! Hastig streiche ich mir die Tränen aus den Augenwinkeln, öffne diese dann ganz und suche seinen – die Überraschung trifft mich – warmen und fürsorglichen Blick auf mir haften. „S-schon... Aber Sie... Sie haben mir ein deutliches ‚Nein’ zu verstehen gegeben. Das muss ich akzeptieren... lernen.“, ich schlucke schwer. Wieder ist meine Stimme höher als sie sein sollte, muss krampfhaft ein Schluchzen unterbinden. Es tut so weh... So unendlich weh. So ist die Wahrheit... „...Auch ohne eine Erklärung Ihrerseits“, hauche ich kraftlos und realisiere erst jetzt, wie stark meine Knie doch zittern. Denn mein Kopf straft mich Lügen. Natürlich will ich ein ‚Warum’ von ihm hören... Ich suche doch schon selbst so krampfhaft nach der Antwort. Es zerfrisst mich fortlaufend weiter! Ich fühle mich so schwach und ausgelaugt, als würde ich gleich in mich zusammen sacken. Yami dagegen hebt eine seiner Augenbrauen und sein Blick wechselt von sicher zu irritiert. „So? Habe ich das...?“ ~~*~*~*~*~*~~ Forti folgt >XD Dieses Kapitel ging mir erstaunend leicht von der Hand – bin richtig zufrieden damit ^^ Nach der Umfrage aus Kapitel 16 habe ich nun meinen Stil ein wenig aktualisiert - *g* Für diejenigen, die gefragt hatten, was genau jetzt neu ist: Ich bemühe mich nun im großen und ganzen die Beschreibungen etwas kürzer, aber dafür aussagekräftiger zu gestalten. Ich weiß selbst, dass ich manchmal zuu weit ausgeholt habe und arbeite ständig daran, nicht zu langatmig zu werden und trotzdem die Gefühle nicht zu vernachlässigen! Auf die lege ich nämlich besonderen Wert... und sind irgendwie zu einer Art Markenzeichen von mir geworden, was? XD Man lernt ja nie aus ^^ (*) Der ist frei von mir erfunden! XD“ Gibt ja die Stadt Domino eh nicht wirklich, also nichts wo man nachschlagen könnte... Nishiari is allerdings eine Hauptstraße in Tokyo *gg* *verbeugt sich tief vor ihrem Leserpuplikum* Ich danke euch für Alles!! Noch nie habe ich so viele Resonanzen zu einer FF erhalten! Und damit meine ich nicht nur die 550 Kommi-Grenze, welche vor kurzem gesprengt wurde! All eure ENS’e, Rückfragen, FanArts... und sogar Gedichte!! Danke, Danke, Danke!!! Ich freue mich so endlos, dass die Story so gut ankommt!! Damit erfüllt diese Fanfic ihren vollsten Zweck – und zwar euch Lesefreude zu geben!! ^.^ Wollte auch nochmal drauf hinweisen, dass auch Kritik herzlich willkommen ist - schließlich will ich mich auch weiter entwickeln und nich immer auf einem Level stehen bleiben - man lernt ja nie aus! ^__~ Bitte schreibt mir eure ehrlichen Gedanken! Eure Polarstern Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)