The Gravity of Life von Polarstern (Yami x Yugi?) ================================================================================ Kapitel 7: Hunde mit merkwürdigen Lieblingsspeisen und der berühmte Plan B -------------------------------------------------------------------------- *sich verbeug* Da bin ich wieder mit dem neuen Teil ^.~ Dieses Mal hab ich ne neue Inspi-quelle gefunden: Joana Zimmer "I believe"! Aber auch wenn ich das Lied so liebe...(damit über die Autobahn zu rasen is toll und laut mitsingen, weil keina mithören kann XDDD) ich bin mit diesen Seiten nicht zufrieden... Ich weiß nicht, woran es liegt.. *schulterzuck* Lest es einfach und bildet euch eure eigene Meinung ^^; Ich bedanke mich noch mal ganz herzlich bei meiner Leserschaft! Vor allem bei meinen Stammlesern und Kommi-Schreibern - die Entsprechenden wissen schon, dass sie gemeint sind! ^.^ Besonders rangehalten habe ich mich, diesen Teil zu beenden, für MadeInHell und Kaneko! Die beiden wissen schon, wieso! XD *beide flauschz* Und nicht zuletzt mein Dank an meine Stammbeta Kagu-chan für ihre Hilfe!! *abschmus* Polarstern Hunde mit merkwürdigen Lieblingsspeisen und der berühmte Plan B "Also Yugi, wo müssen wir hin?" - Jegliches Wegdrehen hat nichts genützt, denn jetzt ist es Yami, der sich nach hinten lehnt und nach meiner Adresse fragt. "Ähm.. zur Kaminaristraße 121!", schieße ich unbedacht hervor und finde mich schon wieder von seinem Lächeln und seiner Ausstrahlung gefangen. "Hm... sagt mir nichts", überlegt Mirai und ergänzt noch, "in Sanjo kenne ich fast jede Strasse, aber in Domino..?" Auch Herr Athem sieht mich an, als würde er im Kopf einen Stadtplan durchgehen. "Norden, Osten...?", fängt er an und ich greife schnell ein: "Mitte! So ziemlich im Zentrum von Domino.. also nicht allzu weit von... unserer.. Schule entfernt." Bei dem Wort ,unserer' muss ich stocken, es klingt irgendwie ziemlich blöd, es nicht zu Jou oder den anderen Mitschülern zu sagen. Vor allem zu einem erwachsenem Mann.. "Ahhso.. Gut, wir fahren erst mal ins Zentrum, ab da an kannst du uns sicher den Weg besser lotsen. Alles klar mit dir? Du siehst noch immer ziemlich blass aus, Yugi." "Doch, doch, alles okay!", versichere ich schnell. Ich will meinen Blick gerade abwenden, halte es nicht aus, dem jungen Mann vor mir noch länger ins Gesicht zu sehen, da dreht sich dieser auch selbst wieder zurück. Gerade fahren wir die Autobahnauffahrt hoch und mein Magen drückt sich ein Stück enger zusammen. Ein Unfall bei diesem Tempo könnte tödlich enden! Ich lenke mich ab, in dem ich mich zu Kacy herum wende und die Hündin beobachte, wie sie einfach gelassen und ruhig im Kofferraum liegt, als wäre Autofahren mit dem Athems das Normalste der Welt. Ist es wahrscheinlich auch für sie.. Ich sehe hinaus, es ist mittlerweile schon recht dunkel, kein Wunder, wir haben schon Anfang November, da tritt die Dämmerung immer früher ein. Was ist das heute bloß für ein Tag.. Ich falle in Anzu hinein, muss feststellen, dass sie mich absolut kalt lässt, laufe dafür meinem blöden Lehrer mit einer schrecklichen Frisur über den Weg, werde nicht nur halb ohnmächtig, sondern streichele auch noch versehentlich seine Hand. Zusätzlich zu all dem habe ich auch noch herausgefunden, dass er weder Frau noch Freundin hat. Obwohl... sichergehen kann man da trotzdem noch nicht.. Was kann mir noch passieren?? Aber endlich fühle ich mich wieder besser... freier.. und ich habe wieder ein Ziel vor Augen. Heimlich starre ich durch den Spalt zwischen Sitz- und Kopfstütze vor mir, beobachte Yamis Nacken und Kopfansatz. Fahre seine Bewegungen, jedes Mal wenn er sich vorbeugt um den Musiksender zu wechseln, mit den Augen nach. Wenn wir jetzt zusammen wären, könnte ich ihm seitlich den Hals streicheln.. Aaargh! Dieser Typ bringt mich eines Tages noch mal um den Verstand! Der Müll, den sich mein Hirn zusammen spinnt wird ja immer größer.. Verzweifelt lasse ich mich nach hinten tiefer in die Rückbank sinken, schließe die Augen, um weder Yami noch den aufregenden Fahrstil seiner Schwester zu sehen und bete einfach, dass wir heil ankommen. Eine plötzliche, intensive Bremsung wirft mich leicht nach vorne, ich reiße meine Augen auf und balanciere mich schnell wieder aus. Ich brauch gar nicht zu fragen, was nun schon wieder los ist, denn unsere Fahrerin keift bereits drauf los: "So ein Idiot!!" Ich höre, wie sie den Blinker setzt, sich umschaut und auf die linke Spur wechselt. "Wir sind hier auf der Autobahn!! Und der kriecht da mit 50km/h oder so herum! Ich krieg die Krise! Das ist doch lebensgefährlich! Und das hinter der Kurve!" "Nun reg dich nicht auf. Das ändert auch nichts an diesen Spinnern, der bekommt es doch nicht mal mit..." , versucht ihr Bruder sie zu beruhigen, der ebenfalls durch den plötzlichen Geschwindigkeitswechsel nach vorne geschleudert wurde. "Aber trotzdem! Ich-" "Er war noch so weit von uns entfernt, dass du ihn nicht durch diese Biegung hast voraussehen können. Es war nicht deine Schuld. Und jetzt schalt mal bitte wieder in den fünften Gang, dein armer Motor..." "Sitze ich am Steuer oder du?? Ohh, wie ich deine Besserwisserei hasse, Yami Athem!" Daraufhin gibt der Angesprochene Ruhe und schaut lässig wirkend aus dem Seitenfenster, während Mirai die Autobahn verlässt. Der letzte Satz war aber wirklich gerade nicht.. nötig gewesen. Mirai hat da schon ganz recht.. Irgendwie wird dieser Mann mir langsam unheimlich.. ich entdecke so viele verborgene Seiten an ihm.. Wenn ich ihm privat näher kommen will, wer weiß, wie er überhaupt ist? Mir wird erst jetzt richtig bewusst, dass ich ihn ja so gut wie gar nicht kenne, auch wenn ich es geglaubt hatte zu tun.. In der Schule gibt er sich als so ruhiger Charakter... aber was, wenn er richtig impulsiv und extrovertiert ist? Oder er privat eine große Klappe hat? Vielleicht komme ich so gar nicht mit seinem richtigen Wesen klar? Ich will mir nicht auch irgendwann mal solche Sprüche anhören müssen! Ich bin richtig dankbar, als mir Kacy wieder einfällt. Ich sehe nach ihr, doch das silberne Fellbündel liegt noch fast an der selben Stelle wie zuvor - ein paar Zentimeter wird auch sie nach vorne gerutscht sein - und döst mit geschlossenen Augen. "Vielen, vielen Dank, dass Sie mich gebracht haben!" , ich verdeutliche meinen Dank noch ein weiteres Mal, während Herr Athem den Beifahrersitz wieder in die richtige Position bringt, schließlich hatte er ihn umklappen müssen, damit ich aussteigen konnte. Um meine Hände zu beschäftigen hänge ich mir meine Schwimmtasche um die Schultern, streiche meine Jacke glatt, die von dem Gewicht halb schief gezogen wird. "Keine Ursache, Yugi. Geh am besten direkt nach dem Wochenende zum Arzt, sicher ist sicher. Wenn es sein muss, sogar in meinen Physikstunden am Dienstag. Wir machen sowieso nichts Neues, nur Rückgabe der Klausuren und ihre Besprechung, dass wird wohl die ganze Zeit in Anspruch nehmen, sie ist... nun ja..." Mein Herz rutscht in die Hose. Die Klausuren?? Schon? Wir haben doch erst vor drei Wochen geschrieben! Unvermittelt spreche ich diesen Gedanken auch aus. "Sie haben tatsächlich schon alle Hefte durchgesehen?" "Nicht ich", winkt er ab und lehnt sich an die Autotür, während Mirai gerade den Motor ausstellt und sich eine Zigarette ansteckt, für sie wohl das Zeichen, dass unser Gespräch noch länger andauern wird. Aber sie raucht?? Das hätte ich nun wirklich nicht gedacht! Sie sah gar nicht danach aus.. Zumindest neulich, als ich vor der Tür stand, machte sie eher den Eindruck einer Sportlerin.... Jetzt öffnet sie ihr Fenster um den linken Arm mit dem Glimmstängel in der Hand nach draußen zu halten und pustet ebenso eine Rauchwolke hinaus. Ob Yami auch raucht?? Bitte nicht... ich hasse diesen Qualmgeruch wirklich... Ich bin überzeugter Nichtraucher. Zumindest roch es in seiner Wohnung nicht nach der eines Rauchers... tut Mirai es dann also nur draußen? "Die Klausuren sind nicht so... wahnsinnig toll ausgefallen..", beendet mein Gegenüber schließlich seinen Satz von zuvor und fühlt sich wohl durch mein Schweigen irritiert, denn er wirkt abwesend. "Oh.. ähm.. Das klingt ja... mies für uns..", schlucke ich und weiß nicht, ob es mich mehr entsetzt, dass Yami ein Raucher sein könnte oder dass mir eine nicht besonders prickelnde Note in Physik droht. Und schon schießt der nächste Gedanke in mir auf. Vielleicht wäre eine fünf in Physik nun der perfekte Grund, wieder bei ihm zu Hause Nachhilfe zu nehmen! Wobei.. ich brauche meine verdammten Punkte fürs Abi! Ich kämpfe doch um einen für mich möglichst guten Schnitt... habe etwas zwischen 2,0 und 2,5 ins Auge gefasst. Aber was soll's, jetzt kann ich an dieser Note sowieso nichts mehr ändern.. Bis mir wieder einfällt, dass er vorhin angedeutet hatte, nicht selbst die Arbeiten korrigiert zu haben. Hat Kisuhara tatsächlich gearbeitet? "Haben Sie die Klausuren bewertet?", versuche ich es scheu. "Himmel nein! Ich bin doch bloß Referendar! Ich habe so etwas noch nie gemacht! Eure Schullaufbahn würde Kopf stehen, wenn man mich allein auf euch losließe!", lacht er und zieht seine Unerfahrenheit als Lehrer ins Lächerliche, wohl um diese Lücke zu überspielen. "Nein, nein.. Die Noten hat natürlich euer echter Fachlehrer bestimmt. Ich saß nur bei den Korrekturen dabei und habe ihm über die Schulter geschaut. Achso, ich sollte noch erwähnen, dass ich vorher alle gelesen habe, damit er mir erklären konnte was genau er an den einzelnen Antworten vermisst, was er erwartet hatte und mit welcher Begründung er genau diese Note gibt und nicht doch noch eine Halbe besser oder schlechter. Bei den nächsten Klausuren soll ich dann selbst einen Notenvorschlag mit Begründung liefern und Kisuhara entscheidet dann aber trotzdem, ob er mir zustimmt oder nicht." "Uff.. Da haben Sie's aber wirklich nicht leicht. So über Leben und Tod von Schülern entscheiden zu müssen." Für einen Moment überlege ich, ob ich ihn nach meiner Klausur fragen soll. Wir sind im Kurs zwar zweiundzwanzig Leute, aber vielleicht erinnert er sich ja an meine Note?? Vielleicht war ich ja besonders herausstechend... schlecht... oder auch gut. Ich weiß es nicht, kann es absolut nicht einschätzen. Ich denke aber eher nicht so gut abgeschnitten zu haben... Das war doch genau die Woche, nach der ich ins Telefonbuch gesehen hatte und so schrecklich deprimiert war... "Ja, allerdings, da sagst du was! Ich hasse Noten- bzw. Punkteverteilung jetzt schon! Genau deswegen wollte ich auch eigentlich nie so wirklich Lehrer werden... Obwohl das unterrichten natürlich zum Teil wirklich Spaß macht. Aber um mich nicht beeinflussen zu lassen, habe ich auch beim Lesen der Arbeiten das Heft aufgeschlagen, ohne vorher auf den Namen zu schauen. Ich kenne doch eure Schriften nicht." Ich weiß nicht warum, aber er zwinkert mir scheinbar verschwörerisch zu. Ich streiche mir durchs platte Haar. Also weiß er nichts über meine Leistung... nur, dass viele miese dabei sind. "Yami?? Kommst du jetzt endlich? Ich möchte nach Hause!", ruft ihm Mirai durch die halb geschlossene Autotür zu. "Jaa, ich komm ja schon, Schwesterherz!", schallt er mit genervter Stimme zurück und ich lächele ihn zum Abschied an. Er wendet sich wieder mir zu, scheint noch irgend etwas sagen zu wollen. Doch ich will ihn nicht weiter aufhalten, außerdem wird es wirklich kühl hier draußen und dunkel ist es auch schon ziemlich - wenn denn die vielen Straßenlaternen nicht wären. "Also dann, Herr Athem.. Ich... ähm.. bedanke mich noch mal fürs Fahren! Das wäre wirklich nicht nötig gewesen..", verlegen sehe ich auf den Bürgersteig, betrachte den dunklen Beton unter meinen Füßen. Obwohl gerade ein kalter Wind auffegt und ich mir fröstelnd an die Oberarme greife, möchte ich nicht, dass er geht. Will weiter mit ihm reden.. über Privates.. Aber ich weiß, dass er los muss.. mein Verstand sagt mir, dass ihm sicher auch kalt ist und seine Schwester hat ihre Zigarette bereits auch schon ausgedrückt. Wie schön wäre es, wenn ich ihn jetzt mit hinein bitten könnte.. Ihn zu mir einladen. Es ist zwar schon spät, aber das macht nichts. Er könnte doch bei uns übernachten! Und morgen zusammen zur Schule fahren, wir haben doch den gleichen Weg! Yugi, wach auf! Du würdest ihn sowieso nie fragen... Und was ist überhaupt mit Großvater, ich kann ihn doch nicht so überfallen! "Yugi, ich habe dir gesagt, es ist okay..." Ich streiche mir noch einmal meine Kleidung glatt, um mich irgendwie zu beschäftigen und atme tief und möglichst leise durch, um mich auf sein Davonfahren vorzubereiten. Ich hebe meinen Blick langsam von der Straße, lasse ihn über seine dunklen Schuhe gleiten, über seine, wie ich vorhin im Tageslicht noch erkennen konnte, dunkelblaue, eher weite Stoffhose und seine schwarze Lederjacke. Er grinst leicht, wohl ein kleiner Lederfreak.. Als ich mit meiner Musterung bei seinem Gesicht ankomme, will ich den Blick schnell wieder abwenden, denn ich kenne diese Falle für mich. Ich würde nur wieder an diesen Augen hängen bleiben, die mit einem hauchdünnen Kajalstrich noch besser betont werden und seine langen Wimpern bewundern. Für einen Mann unnatürlich lange, aber auch nicht zu lang, dass sie gekünstelt wirken würden mit der schwarzen Tusche die er immer aufgetragen hat. Und all dass, ohne dass man als Schwuchtel aufziehen könnte, jedenfalls, ich finde es genau passend. Ein Glück ist es trotz des Laternenlichts ziemlich dunkel und ich erkenne kaum Details in seinem Gesicht, daher kann ich einen kurzen Blick wagen... aber nicht zu lange - damit es ja nicht so aussieht, dass ich starre! Doch ich bin ziemlich überrascht, dass er, statt Anstalten zum Gehen zu machen, den Kopf gehoben hat und unser Haus oder eher den Teil über dem Spieleladen begutachtet. "Da oben wohnst du?", fragt er mich und schaut Richtung Wohnzimmerfenster. "Indirekt!", antworte ich schnell und schaue auch zu uns hoch. Im Licht der Straßenlaterne nehme ich eine flüchtige Bewegung aus den Augenwinkeln wahr, die weiter links und aus dem Stockwerk ganz oben vom Fenster kommt: das von meinem Zimmer. Die weißen Gardinen schwingen noch leicht von der deutlichen Bewegung. Großvater muss uns beobachtet haben. Vermutlich hat er gerade, als Yami hochgesehen hat, eiligst den Kopf weggezogen. Das hat mir ja gerade noch gefehlt! Jetzt kann ich Rechenschaft ablegen, was das für fremde Leute sind! Ich spüre Wut in mir aufkochen - das hat Großvater verdammt noch mal nichts anzugehen! Von wem ich mich fahren lasse und von wem nicht ist verdammt noch mal meine Sache! Ich will ihm nichts erklären, habe da gar keinen Bock drauf! Das sich diese Erziehungsberechtigten auch immer einmischen müssen! Toll, da kann ich mir gleich Löcher in den Bauch fragen lassen! "Gehört der Game Shop auch euch?", rüttelt mich Yamis Frage wieder hier runter auf die Straße und ich könnte mich selbst ohrfeigen, ihm vorhin nicht richtig geantwortet zu haben! Wie desinteressiert und abweisend muss ich gewirkt haben? Nur wegen meinem blöden Opa!! Schnell nehme ich meinen Blick von meinem Zimmer und sehe stattdessen in die geheimnisvoll im Dunklen funkelnden Augen meines Gegenübers. So ausdrucksstark.. Ich könnte darin versinken.. oh diese Augen.. Mensch Yugi, dein Lehrer besteht nicht nur aus Augen! Auch hier versuche ich mich ruckartig loszureißen und sehe stattdessen zu unseren "Kame Games" hinüber, muss unvermittelt grinsen. "Jaa, der Spieleladen gehört meinem Großvater. Er liebt das Geschäft heiß und innig, es ist sein Lebenswerk. Er hat es aufgebaut und bekannt gemacht." Herr Athem lächelt mich verstehend an. "Achja... ja... so etwas wie ein langer Traum, hm?" "Genau... eins dieser Ziele, denen man ein Leben lang hinterher rennt, weil man es sich irgendwann in jungen Jahren mal in den Kopf gesetzt hat!", ergänze ich begeistert und lächele zurück. Hat nicht irgendwo jeder einen ewigen Traum, den man ständig mit sich herumträgt? Was ist eigentlich meiner..? Der Referendar schließt kurz die Augen, scheint selbst gerade an etwas denken zu müssen. Etwa an seinen Wunschtraum, dem er hinterher jagt?? Für den Bruchteil einer Sekunde scheint allerdings Schmerz über sein Gesicht zu huschen.. Ich kann nicht genau sagen, was mich das annehmen lässt.. er verzieht nicht wirklich seine Gesichtsmuskulatur.. Es kommt mir eher vor wie ein Impuls - als würde ich ihn schon ewig kennen und problemlos seine Gedanken lesen können. Dann öffnen sich diese hübschen tiefroten Seen wieder und nichts mehr ist ihm anzumerken. Was hat das bloß zu bedeuten?? Hat er... seinen Traum.. vielleicht schon aufgegeben? Ich wünschte wirklich, wir würden uns besser kennen... mein Magen beginnt sich scheinbar zu drehen und Saltos zu schlagen bei dem Gedanken, er würde mir vertrauen! "Okay Yugi, ich muss jetzt wirklich los, Mirai wartet..." Oh, und wie sie wartet! Die hatte ich ja ganz vergessen! Da wird Yami sich auch gleich etwas anhören müssen... Wieso bleibt er überhaupt so lange noch hier draußen?? "Wir sehen uns morgen im Unterricht!" "Jaa, tun wir!", nicke ich einfach, "und Ihnen noch einen schönen Abend!" Er hat bereits die Autotür ganz geöffnet und steigt ein. "Danke, dir auch! Und sei vorsichtig. Du-" "Ich dachte schon, du lässt mich am Steuer schlafen! Finde ich ja gnädig von dir, dass du dir schon die Ehre-" Und schon schlägt er die Beifahrertür zu und ich muss mir Mirais Wortschwall nicht auch noch anhören. Ich grinse verschmitzt meinem Lehrer zu. Der Arme.. wenn eine Frau erstmal loslegt... Dabei ist sie doch seine kleine Schwester, oder?? Wieso ergreift Yami nicht das Wort und weist sie zurecht? Er kann tun und lassen, was er will! Sein Gesicht wendet sich mir wieder zu und ich sehe seine unheimlich anziehenden, markanten Augen sich schließen, allerdings werden sie von den Wangen leicht angehoben, denn seine Lippen haben sich zu einem breiten Lächeln verzogen, während er mir die ausgestreckte Handfläche hinhält und mir so einen stummen Gruß schickt. Dann hat das Auto auch schon den Parkstreifen verlassen und schießt die Straße hinunter. Hat Mirai es aber eilig... * Endlich klingelt es zur kleinen Pause. Erschöpft lege ich den Kugelschreiber nieder und sammele meine Unterlagen wieder vom Tisch auf. Die Gruppenarbeit ist beendet. Da unser momentanes Thema in Englisch die künstliche Befruchtung und Reagenzglaskinder sind, mussten wir für uns über einem Text zusammensetzen und uns gegenseitig austauschen, ob wir diesem Autor zustimmen oder nicht und ansonsten die eigenen Ansichten verdeutlichen. Mir war von Anfang an klar, dass die anderen beiden diesem wirklich altmodischen Essay zustimmen würden, nur um einer großen Erklärung zu entkommen, inwieweit sie anders denken. Doch so was passt mir ja gar nicht in den Kram. Ich habe meine eigene Meinung und wenn die gefragt ist werde ich sie nicht der Einfachheit halber, unterbuttern lassen. Auch ich habe meine Prinzipien.. da arbeite ich halt ein bisschen mehr.. Draußen auf dem Hof treffe ich mich wie immer auf meine Clique und wie erwartet alle wieder in dicken Winterjacken. Wir stehen einfach bei jedem Wetter draußen, uns verjagt nichts! Ich trage heute meinen beigefarbenen, knielangen Wintermantel, da lässt es sich noch ganz gut aushalten. Ein Glück habe ich gestern vorm Schlafen gehen noch den Wetterbericht gesehen. Heute überrollt uns die erste heftige Kältefront, um die Null Grad! Die letzten Tage waren wenigsten so gnädig uns etwas um die acht Grad zu bescheren... Als wir nach 15 Minuten wieder ins Gebäude schlendern und ich mich kurz darauf im Physiksaal wieder finde, wird mir bewusst, dass diese Temperaturen auch wieder die alljährliche Grippewelle mit sich bringen. Herr Athem trägt beinahe schon verzweifelt mit dem Kopf schüttelnd sieben Namen ins Kursbuch ein. Hier fehlen ja noch mehr als eben in Englisch. Tja, da unser Physikkurs sowieso nicht der Größte ist - wer ist auch so verrückt, es nicht so schnell wie möglich abzuwählen? - steht unser Referendar heute vor einem fast leeren Hörsaal. Sein Unterricht hat sich seit ich damals mit ihm gesprochen habe wirklich gebessert. Es gibt zwar immer noch genug zu kritisieren... aber das ist einfach seine fehlende Erfahrung und Routine, ich kann nicht leugnen, dass er sich ernsthafte Mühe gibt. Gerade heute fällt mir das besonders auf, er geht die heutigen Themen besonders langsam und verdeutlichend durch. Wohl darauf achtend, uns nicht zu viel zum Schreiben aufzuhalsen und geht heute so intensiv auf Schülerfragen ein, wie es mir sonst nicht vorkam. Vielleicht nimmt er auch Rücksicht auf die Fehlenden, immerhin sind wir heute fast auf die Hälfte reduziert! Oder er will uns schonen wegen den miesen Klausuren? Ja natürlich! Es ist, als hätte mir jemand eine rußgeschwärzte Brille abgenommen und ich sehe die Antwort klar vor mir - warum war ich gestern nur so blind?? Eine ziemlich, ziemlich schlechte Klausur kann wohl kaum nur am Versagen der Schüler liegen. Er wird sich selbst die Schuld geben! Vielleicht hält er sich für einen miesen Lehrer? Eventuell macht Kisuhara ihm auch Druck, er hätte als Lehrkraft versagt! Deshalb war er sicher so ruhig und nachdenklich als es ums Thema der Korrekturen ging! Noch weiß hier keiner, dass es über sie mit Fünfen und sicher Schlimmerem hageln wird... Aber was wird hier los sein, wenn die Klausur am Dienstag ausgeteilt wird? Werden manche Athem, symbolisch gesehen, förmlich an die Gurgel springen?? Ein urplötzlicher Beschützerinstinkt schießt wieder in mir hoch. Er kann rein gar nichts dafür... er gibt sich extreme Mühe... und wenn sie von meinen Nachhilfestunden wüssten.. Mein Stift rast über das Papier, schreibt die neue Formel ab, die uns Yami anschreibt. .... Wie das klingt... wenn die Anderen wüssten, dass ich ihn gedanklich ständig mit seinem Vornamen bezeichne... Hoffentlich rutscht mir der nicht mal in einem Gespräch mit ihm heraus, ich gewöhne mich geradezu daran, ihn ,Yami' zu nennen.. Wer nennt seinen Lehrer bitte schön beim Vornamen statt dass allseits bekannte, verachtende "der Athem.." Es klingelt. Jeder packt zusammen und alles strömt hinaus. Ich bin noch immer nicht mit der Tafelabschrift fertig, mir fehlt noch die ganze Erklärung und Beweisführung auf der linken Tafelhälfte. Yami Athem hat eine wirklich schöne, saubere Handschrift für einen Mann. Wahrscheinlich liegt es auch daran, dass er einfach neu in diesem Beruf ist und es ihm sichtbar Spaß macht, das schwarze Brett mit weißer Kreide zu verzieren. Er gibt sich bei jedem Buchstaben und jeder Zahl mühe, sie sauberleserlich und ordentlich anzubringen, verbringt oft einige extra Sekunden für sein Schriftbild. Ich tippe aber weniger auf Eitelkeit sondern eher auf den Spaß am Anschreiben und Verdeutlichen in seiner Lehrerfunktion. Von anderen kennt man nur das genervte und verdrießliche Gesicht, wenn es darum geht, etwas an der Tafel festzuhalten. Wenn man seit 30 Jahren Tag für Tag nichts anderes tut, ist natürlich ein schnell hingeschmiertes und unleserliches ,Tafelkunstwerk' die Folge. Auch im Unterricht spürt man diesen frischen Wind, den der Referendar mitbringt, trotz seiner Unerfahrenheit ist es etwas ganz besonderes, nicht dem desinteressierten Geleier lauschen zu müssen. Ich muss auch zugeben, mich beim Abschreiben nicht gerade zu beeilen.. ich mache beinahe schon Langsamschreiber Herr Athem Konkurrenz... Es war einfach wie immer wieder ein Genuss, ihn beim Schreiben mit links zuzusehen. Er ist der einzige Linkshänder den ich kenne. Es sieht einfach witzig und vor allem schrecklich süß aus, wenn er die Hand so merkwürdig eindreht. Wenn ich versuchen würde, so mit rechts zu schreiben, bekäme ich sicher einen Schreibkrampf. Aus Neugier versuche ich es einfach. Okay, ich hab es zwar unbewusst getan... aber ich muss mir eingestehen, extra langsam zu schreiben.. Ausflüchte zu suchen, noch nicht fertig zu werden. Gerade huscht Naru aus dem Saal, ich bin somit der Allerletzte hier, der noch immer unverändert auf seinem Platz sitzt und nicht mal Anstalten gemacht hat, einzupacken. Irgendwie... will ich mit ihm allein sein. Mein Herz klopft eine Spur schneller, denn genau das bin ich jetzt auch. Er dagegen scheint das noch gar nicht bemerkt zu haben, denn er macht sich Notizen in seinem Heftchen und schreibt einige Sätze auf einen Zettel, wie ich es von hier erkennen kann. Offensichtlich eine kleine Zusammenfassung unserer Stunde oder so. Er muss ja irgendwo festhalten, welcher Schüler sich bemüht oder wer einfach nur ein Faulpelz ist. Ich bin wohl irgendwo... dazwischen. Ich habe es aufgegeben, mich hypermäßig zu beteiligen, allerdings ignoriere ich Yami auch nicht weiter. Aber es ist ein komisches, prickelndes Gefühl, von ihm drangenommen zu werden, seine Fragen zu beantworten und mich vor dem gesamten Kurs mit ihm zu unterhalten, als sei es das normalste Schüler-Lehrer-Spielchen, wie überall auch. Aber Yami Athem ist für mich nicht nur mein Lehrer... Also zwischendurch war er es schon... dann aber nicht mehr... dann aber wieder doch... und seit gestern... Ach, das ist mir zu kompliziert! Gerade dieser scheint auch gerade zufällig seinen Kopf zu heben und zu bemerken, dass sein Hörsaal noch immer nicht ganz leer ist. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht und ich ändere erschrocken den Griff um meinen Kugelschreiber - hoffentlich hat er nichts gesehen und glaubt jetzt nicht, ich würde ihn veralbern wollen.. Eilig senke ich meinen Kopf wieder auf meinen Ordner, schreibe den Satz zu Ende und gebe vor, abgelenkt zu sein. Schritte. Nirgendwo hallen Absätze lauter auf den Plastikboden als im Hörsaal, der immerhin für eine gute Akustik angelegt wurde. "Na, du nimmst dir wohl auch immer sehr viel Zeit zum Arbeiten, was?" Ich brauche gar nicht aufzusehen, denn schon setzt er sich genau auf den Platz vor - beziehungsweise unter - mir, hat seinen schwarzen Fineliner und ein weißes Stück Papier bei sich, welches er auch prompt auf meinen Tisch legt und somit hinter mein Heft. Er setzt sich ein wenig schief, offensichtlich um mir nicht den Platz zum Schreiben zu nehmen und beginnt damit, sein eigenes Tafelbild abzuschreiben. Verwirrt starre ich ihn dabei an, während er , indem er sich mir halb zugewendet hat, fast mit dem Rücken zur Tafel sitzt und sich so immer wieder umdrehen muss. "Öhh.. Warum machen Sie das..?", ich halte es nicht mehr aus, die Neugier ist zu stark. Ich beobachte eine seiner blonden Strähnen, die ständig mit jeder Körperdrehung umher schwingt. "Na ich muss doch selbst demnächst noch genau wissen, was ich euch angeschrieben habe. Damit die nächste Klausur nicht wieder so in den Teich rutscht..." Ich seufze leise - habe ich es doch gewusst. Doch da kommt mir schon eine Idee und ich schiebe ihm aufgeregt meine Blätter hin. "Wenn Sie möchten, können Sie sich die Abschrift von mir kopieren, ich bin gerade fertig geworden" , versuche ich es zögerlich, gespannt ob er wohl annimmt, "also wenn Sie meine Schrift lesen können natürlich nur!", ergänze ich schnell. Er besieht sich die Notizen für eine Sekunde genauer, lächelt mich dann erfreut an. "Oh, Danke, Yugi! Natürlich kann ich deine Schrift lesen, was erzählst du denn da! Du hast doch eine sehr Schöne!" Als hätte jemand in meinem Bauch Feuer gelegt, fühlt sich dieser plötzlich angenehm warm und knisternd an. Oh verdammt, hat es mich erwischt.. Ich bekomme schon Glücksgefühle, wenn er nur meine Handschrift lobt.. Trotzdem kann ich nicht leugnen, ab jetzt auf einer Wolke zu schweben und die Realität wieder nicht ernst genug zu nehmen. Auf dem Weg ins Lehrerzimmer, wo der Kopierer steht, komme ich endlich dazu, ihn zu fragen, wie seine Prüfung damals verlaufen ist. "Ah, das ist aber nett, dass du fragst", kommt es zuerst zurück und er sieht sichtlich erfreut an mir herab. "Die Nervosität lies sich in Grenzen halten und ich denke, den Stoff habe ich ganz gut rüber gebracht. Und dank deines Tipps habe ich den Unterricht auch sicher aufgelockerter gestaltet. Nur..." Ich spüre, wie ich rot anlaufe und kratze mir hektisch die Wange zu seiner Seite, um den roten Ton darauf schieben zu können. "Ja?", hake ich nach und biege mit ihm um die Ecke, lasse den Naturwissenschaftstrakt hinter mir. "Ich denke, ich habe mich zu lange an der Frage einer Schülerin aufgehalten.. Die Frage war nicht gerade eindeutig zu beantworten und löste somit eine Diskussion im ganzen Kurs aus. Zuerst wollte ich es zulassen und verschiedene Meinungen über dieses Problem sammeln - das ist immerhin wichtig und ich sollte ja schließlich darauf achten, mehr mündlichen Unterricht zu vollziehen statt mich wie früher nur aufs Schriftliche zu beschränken.. Aber dann..", er senkt den Blick und ich spüre, wie er sich über sich selbst ärgert. "Dann ist es mir entgleist.. Ich habe den Zug nicht mehr anhalten können.. Oder eher gesagt schon noch, aber viel zu spät. Von der Stunde waren gerade noch zehn Minuten über und all das, was ich unbedingt noch dem Prüfungsausschuss vorführen sollte, blieb auf der Strecke. Sozusagen.. bis kurz vorm Ende lief es eigentlich ganz gut.." "Ohh.. wie gemein! Das ist wirklich ärgerlich! Aber ich stelle es mir sehr, sehr schwierig vor, den Unterricht so zu leiten, dass alles ganz genau passt!" "Genau das ist es..", seufzt er, nimmt den Blick vom Boden und heftet ihn an die Tür zum Lehrerzimmer, die gerade vor uns auftaucht. "Dürfte... Ich denn wissen.. wie Ihr Ergebnis ausfiel..?", stottere ich vor mich hin und hasse mich schon wieder selbst für meine grenzenlose Neugier und Stotterei. "Ja, wenn es dich interessiert mache ich daraus kein Geheimnis... Die goldene Mitte, also 8 Punkte." In mir entspannt sich alles wieder ein wenig, hatte bereits mit Schlimmerem gerechnet. Der Referendar zückt seinen Schlüsselbund aus der Hosentasche und schließt - auch mit links - die Tür auf. Ein merkwürdiges Bild. "Wartest du gerade? Ich hoffe, der Kopierer ist frei." Ich nicke nur und lehne mich an die Wand neben der Tür. Es vergehen nur wenige Sekunden, dann klingelt es auch schon wieder. Die fünf Minutenpause ist zu Ende... Ich hoffe, Yami beeilt sich etwas.. ich muss nun wirklich auf dem schnellsten Wege hoch in den dritten Stock in meinen Philosophiekurs! Unruhig trete ich von einem Bein auf das Andere. Es dauert weitere zwei Minuten, bis er endlich wieder an der Tür erscheint. Ich weiß, dass ich mich hoffnungslos zu Philo verspäten werde... aber das ist mir dieser kleine Gefallen für ihn wert! "Hoffen wir, dass Kacy nicht wieder die Blätter frisst!", grinst er, doch seinem Ausdruck ist abzulesen, dass er es doch ernst meint und steck sich die Kopien in seine Aktentasche. "Was? Sie frisst Papier?", bringe ich ungläubig hervor. "Na ja, nicht wirklich! Sie schnappt sich, was sie finden kann und zerbeißt und zerkratzt es. Mir ist in letzter Zeit so einiges abhanden gekommen.. Meine Schwester meinte, sie hätte ihr erst letztens einen Ausdruck von mir aus dem Maul gezogen... Jaa, ich weiß, ich darf ihr das nicht durchgehen lassen, Mirai mault mich deswegen auch schon an..", er schließt seine Tasche wieder und reicht mir mein Heft. Doch ich bin unfähig danach zu greifen. Die Schuld schießt wie ein Blitz vom Himmel durch mich hindurch. Ich war es doch!! Oh verflucht, ich war der Dieb! Stumm schreie ich es ihm entgegen, mache mir schreckliche Vorwürfe. Er gibt dem armen Hund die Schuld, weil ich zu Hause auf seinen handschriftlichen Unterlagen sitze und mich nicht traue, sie nach all der Zeit zurück zu bringen! Kacy ist doch unschuldig... "...Aber ich bringe es nicht übers Herz, so streng zu ihr zu sein... Und ich erwische sie außerdem nie bei ihren Missetaten! Sie versteht ja nicht, wenn man sie einfach so bestraft für etwas, was vielleicht 3 Tage her ist..", er seufzt leise und ich versuche gerade, mich vor mir selbst zu rechtfertigen. Schließlich sind diese Zettel sicher nicht so extrem wichtig gewesen! Soll er halt glauben, Kacy war es.. sie bekommt ja keinen Rüffel dafür! Und ich kann diese Blätter für immer verschwinden lassen.. alles ist geklärt! Endlich nehme ich ihm das Heft aus der Hand und nicke abwesend. Aber Moment mal. Hat er nicht gesagt, er ist zu gutherzig, sie richtig zu tadeln..? Hat er doch einen guten Kern? Nachdem er so abwertend gegenüber Mirai war? "Also dann, Yugi. Ich denke, du hast jetzt noch Unterricht. Wann schellt es denn eigentlich?" Er schüttelt den schwarzen Ärmel seines Hemdes hoch und sieht auf seine Digitaluhr. "Ach du Schreck! Die Stunde läuft schon seit sechs Minuten! Ich habe das Klingeln überhört!" "W-was?? Schon??", täusche ich meine Überraschung vor und versuche ein möglichst entsetztes Gesicht zu machen. "Ich habe jetzt Freistunde, aber du musst los, oder?" Eilig nicke ich. "Ja, ich habe Philosophie!" "Oh weh... Das tut mir schrecklich leid, Yugi! Aber jetzt lauf!" Ich werfe mir meine Schultasche um und rufe ihm noch einen Gruß zu, ehe ich die Treppe hinauf hechte. Nachdem ich auch die restlichen beiden Stunden hinter mich gebracht habe, schlendere ich langsam und erschöpft auf den Ausgang zu. Endlich Wochenende! Und am Montag - Verflucht! Jetzt hätte ich um ein Haar dieses bescheuerte Sportfest vergessen! Also halte ich kurzum noch mal am schwarzen Brett an und suche den Aushang, wann mein Aufbaudienst beginnt. Ahaa... Montag halb drei also. Na toll, ich hab doch schon eine Stunde vorher Schluss! Das heißt mal wieder blöd rumsitzen, bis man gebraucht wird.. Als wäre das Wochenende auf gerade mal zwei Stunden geschrumpft, ist es auch schon wieder vorbei. Ich bin dieses Mal auch gar nicht so undankbar darüber - ich habe beide Tage zu Hause verbracht und Großvater im Laden geholfen am Samstag. Was ich auch schon wieder bereue... Seit Freitagabend nervt er mich einfach nur noch! Er ist so merkwürdig abweisend zu mir... Ich kann nicht beschreiben, in wie weit sich das äußert, unsere Kommunikation läuft einfach kühler ab, als sonst immer - nicht mehr so herzlich. Großvater und ich hatten immer ein sehr gutes Verhältnis! Ich weiß nicht, was ich davon halten soll... Es tut mir weh und drängt mir ständig das Gefühl auf, ihm etwas getan zu haben oder etwas falsch gemacht zu haben! Okay... Ich... muss ehrlich zugeben, ihn bei unserem Gespräch ziemlich auf Distanz gehalten zu haben.. Aber deshalb kann er doch nicht so einfach beleidigt sein! ~~*~*~*~*~*~~ Er brauchte den mühevoll aus der übervollen Schwimmtasche herausgesuchten Haustürschlüssel schon gar nicht mehr benutzen, denn Sugoroku Mutou stand bereits vor der Schwelle und öffnete seinem Enkel lächelnd die Tür. "Guten Abend, Jii-san!", lächelte der Schüler zurück und betrat das Haus um sich direkt vorne im Flur die Schuhe auszuziehen. Kaum hatte er sie ordentlich an seinen Platz gestellt, bemerkte er die musternden Blicke seines Großvaters. Er wusste, er müsste jetzt neugierige Fragen über sich ergehen lassen müssen. Wie er das an Erwachsenen hasste!! Abgrundtief hasste! In alles mussten sie ihre Nase hinein stecken und jedes Detail ganz genau wissen, selbst wenn es so unbedeutend und uninteressant war, dass es sogar spannender gewesen wäre, zu erfahren, dass sich ein Fisch im Meer an einem Schwall Wasser verschluckt hatte... Herr Mutou zog kurz an der Schleife seiner rosafarbenen Kochschürze, auf der vorne eine große, rote Erdbeere prangte, sodass sich das Band löste und er sie abnehmen konnte. "Nanu? Schon so früh wieder zu Hause? Ich hatte erst später mit dir gerechnet! Ich dachte, du würdest noch für mich zur Bank und -" Yugi atmete tief durch - seit wann war er eigentlich so leicht reizbar? Sonst war er immer die Ruhe in Person gewesen, auch selbst wenn sein Großvater ihn drei Mal kurz hintereinander dieselbe Frage fragte. "War ich auch!" warf er daher schnell dazwischen, um jegliche Tadel von sich zu weisen. Der jüngere drehte schließlich seine Umhängetasche auf den Kopf und kippte ihren gesamten Inhalt auf den Flur. Schließlich bückte er sich und hob das graue Portemonnaie auf, blätterte kurz darin und hielt seinem Gegenüber die abgeholten 6000 Yen hin. Sugorokus Augen weiteten sich. "Aah, sehr schön! Danke, Yugi-chan!" Angesprochener seufzte leise: "Ja, schon gut. Nur bitte Großvater... häng mir kein -chan mehr an.. Aus dem Kindesalter bin ich wirklich raus!" "Weißt du überhaupt, wie schwer es ist, sich nach all den Jahren umgewöhnen zu müssen? Es fällt mir ja schon schwer genug zu realisieren, dass du volljährig bist und in einem halben Jahr bereits dein Abitur machst!" Der Jüngere grinste nur: "Tja, Zeit vergeht halt.." und wischte intensiv den damit verbundenen Gedanken, dass er einen gewissen Referendaren nach dem Verlassen der Schule auch nie wieder sehen würde, davon. Yugi bückte sich, um seine Badeshorts und das orangefarbene Handtuch vom Boden aufzusammeln und es auf schnellstem Wege in die Waschmaschine zu verfrachten. "Sag mal... Ich gebe es ja nur ungern zu... Aber wer war denn der junge Herr da unten, aus dessen Auto du gestiegen bist?", nachdem sein erster Versuch, warum er denn schon so früh zurück war, fehlschlug, versuchte es der Ältere auf die direkte Tour. Sein Enkel hatte den versteckten Appell zwar durchaus wahrgenommen, aber sah bisher keinen Grund, weiter darauf einzugehen. Nervös faltete der 18-Jährige sein feuchtes Handtuch ordentlich zu einem kleinen Rechteck zusammen. Oh ja... wie er es hasste! "Das... Och, das war bloß jemand, den ich aus der Schule kenne. Ist es nicht verrückt, wie ähnlich wir uns sehen? Hätte nicht gedacht, dass es solche Zufälle gibt!", versuchte er abzulenken. Sugoroku bückte sich ebenfalls, was mit seinen alten Knochen deutlich länger dauerte und weitaus uneleganter aussah, unter dem Vorwand, das Haar- und Körpershampoo vom Boden aufzuheben. In Wirklichkeit jedoch suchte er nur einen Vorwand, seinem Enkel genau in die Augen zu sehen. Auf gleicher Ebene - da der Jüngere im Stehen größer war als sein Erziehungsberechtigter - nahm er seinen Sprössling mit einem scharfen Blick genau in die Mangel. "Er ist aber etwas zu alt für einen Mitschüler, oder?" Yugi atmete tief durch. Warum. konnte. er. sich. nicht. einfach. zurückhalten? "Das mag sein..", steuerte Yugi bei, "ich habe ja auch nicht gesagt, dass er in meine Stufe geht..." "Yuugi..." "Jaa, schon guut! Er ist ein neuer Lehrer bei uns. Ich habe ihn in der Bank getroffen und er hat mir angeboten, mich mitzunehmen. War doch sehr freundlich von ihm." Herr Mutou erhob sich kopfschüttelnd. "Was?? Dein Lehrer?? Aber..!", doch dann fing sich der Ältere schnell wieder, "in der Tat sehr nett... Du, mir gefällt das nicht. Kein Lehrer, der einen Schüler trifft, fährt ihn auch direkt nach Hause! Nie! Pass auf dich auf, Yugi. Man hört doch jeden Tag in den Nachrichten, dass sich die harmlosesten Menschen als psychisch Kranke entpuppen. Eines Tages entführt er dich noch mit zu sich nach Hause und tut dir etwas an!" Der Angesprochene stand mit einem Ruck auf, nur um das gerade sauber gefaltete Handtuch an nur einem Zipfel zu packen und es der Länge nach nach unten hängen zu lassen. Yami war in Ordnung! Das wusste er einfach! Einmal hatte er ihm so eine miese Unterstellung zugetraut.. nicht noch einmal! Trotzig warf er sich das Handtuch über die Schultern. Tja, Pech für seinen Großvater... wenn der wüsste, dass er bereits bei ihrem ersten längeren Aufeinandertreffen bei seinem Lehrer zu Hause gewesen war! Aber so gern Yugi seinen Jii-san auch hatte, alles musste er nun auch nicht wissen. Vor allem nichts über seine pubertären Liebschaften, wie er sie sicher bezeichnet hätte.. Wortlos stapfte Yugi Richtung Bad davon. "Ich habe extra noch für dich gekocht, Yugi-chan!" schallte es über drei Räume. "Ich habe keinen Hunger, Großvater!" konterte Yugi wütend. ~~*~*~*~*~*~~ Nach vier ellenlangen Stunden schleppe ich mich lustlos zum Erdekunderaum. Und das mal wieder auf die allerletzte Minute, genau mit dem Klingelzeichen erreiche in den richtigen Korridor. Typisch Yugi... Aber andererseits ist es ja nicht meine Schuld, wenn mich Honda noch bittet, seinen Spind zu öffnen! Ständig klemmt sein Schloss - soll er sich mal ein Neues zulegen! Aber es ist wirklich ausgesprochen leer hier..? Wo sind die Anderen? "Hi Alter! Lass mich raten, mal wieder nicht auf den Plan gesehen?!", begrüßt mich Jonouchi, der bereits grinsend an der Tür lehnt. "Nee, hab ich nicht. Fällt's aus?" "Jepp, der Mann ist mal wieder krank! Das dritte Mal seit Schuljahresbeginn... Ich glaub' der hat auch die Schwänzeritis..." Ich kichere leise. "Sieht so aus. Was machen wir nun, schon einen Vorschlag?" "Also... ich dachte ja...Wenn du nichts-" "Lass mich raten - wir fahren mal wieder ins Zentrum und suchen nach neuen Duellmonsterskarten?" "Woher..?!" "Ach Jou, ich hätte gar nicht fragen brauchen, da wusste ich schon, was du magst. Gut, quetschen wir uns in die Bahn zur Stadtmitte. Ich wollte mir sowieso noch mal ein neues Buch zulegen..." "Als Geschenk für deinen Schatz?", wirft Jou direkt ein und ich halte die Luft an. Wie kommt er darauf?? Schon verlassen wir das Schulgelände. "Nein.. für mich selbst..", antworte ich wahrheitsgemäß und mir fällt erst jetzt seine Bezeichnung für Herrn Athem auf. Automatisch spüre ich meine Wangen erröten. "Nenn ihn nicht meinen Schatz!! Ich habe rein gar nichts mit ihm!", rege ich mich auf. Immer muss er in meinen wunden Punkt zielen! "Ich weiß, ich weiß... Aber du würdest gerne.." "Jou!!" "Also heute morgen im Leistungskurs hat er mal den Unterricht geführt. Ich muss zugeben.. es war gar nicht so schlimm wie erwartet. Der Mann hat Ahnung!" "Sicher hat er das...", knurre ich vor mich hin und realisiere erst nach dem Aussprechen, dass ich ihn schon wieder in Schutz genommen habe. Mein bester Freund grinst mich an. "Wie läuft es eigentlich so zwischen euch? Ist nach eurem Treffen am Donnerstag noch etwas passiert?" Natürlich weiß er, dass ich ihm vor der Bank begegnet bin, habe es ihm Freitag direkt erzählt. Aber er kennt keine Details.. Ich weiß nicht genau, warum ich da so empfindlich bin... Er ist mein bester Freund, er hilft mir und ohne ihn hätte ich schon drei Mal aufgegeben! Und trotzdem habe ich meinen Ohnmachtsanfall und alles, was damit unmittelbar in Verbindung steht vorsorglich weggelassen.. "Nicht wirklich.. Nur nach der Physikstunde noch mit ihm gesprochen.." "Und, wie alt ist der Junge? Wie denkt er über dich? Was sind seine Hobbies und Interessen??" "Haha", gebe ich ironisch zurück. "Du weißt doch genau, dass ich ihn das nicht einfach so fragen kann! Wenn er auch Schüler wäre, wäre das ja etwas anderes..." "Ach komm schon, Yugi. Auch wenn er ein neuer Schüler wäre, würdest du ihn nicht privat ausfragen!" Ich balle meine Hände voller Wut auf mich selbst zu Fäusten. Er hat ja so Recht! Was ist so schwer daran, einfach zu fragen? Zumindest nach seinem Alter! Vielleicht ist er ja noch gar nicht dreißig! Wenn er vierundzwanzig ist.. Ich werde in einem halben Jahr immerhin neunzehn.. das ginge doch noch... Ach, ich kann diesen Kerl einfach überhaupt nicht einschätzen! "So wird das nichts, Alter. Wenn du nur über Schule mit ihm redest-" "Nicht nur! Bei mir zu Hause haben wir über Träume geredet!", platzt es mir hervor, wütend auf meinen Freund, dass er mir unterstellt, nicht mal den Versuch gemacht zu haben, ihm näher zu kommen und auch erbost auf mich selbst, dass meine Versuche einfach zu andeutungslos verlaufen und ich zu feige bin, deutlicher zu werden! Mein Gegenüber hebt eine Augenbraue und mustert mich interessiert. "Oho. Bei dir war er also? Wieso weiß ich denn davon nichts?" Oh Gott, mein Herz rutscht mir in die Knie. Ich habe mich verdammt noch mal verplappert! Und das vor Jonouchi.. Schuldbewusst sehe ich auf das Steinpflaster der Einkaufsstraße, in der wir gerade angekommen sind, vor mir. Oh Scheiße... Wie muss er sich jetzt fühlen? Als ob ich ihm nicht genug vertraue.. "Ich.. ähm... Er war nicht bei uns drinnen!", versuche ich es wieder gerade zu biegen. "Und weiter?", forscht der Blonde. "Uh.. also... Er hat mich nach Hause gefahren.. Also nicht er, sondern genauso genommen seine Schwester! Und dann standen wir unten vor dem Spieleladen.. und haben geredet.." "Ihr habt euch unterhalten? Ihr drei?", kommt es mit merkwürdiger, ernster Stimme von ihm zurück, die ich so gar nicht von ihm kenne. "Ähm... Nur Herr Athem und ich... Mirai saß im Auto.. und hat gewartet..." Mein Freund hält plötzlich an und ich tue es ihm einige Schritte später, als ich es bemerke, gleich und drehe mich zu ihm um. Schnell schließt er wieder auf und funkelt mich aus seinen haselnussbraunen Augen an. "Er lässt seine Schwester für dich stehen?" Nervös spiele ich mit dem Saum am Ärmel meines Wintermantels. So habe ich das noch gar nicht gesehen. Mein Herz scheint sich durch diese Worte angespornt zu fühlen und hämmert heftiger gegen meine Brust. An diesem Abend hatte ich nicht weiter darüber nachgedacht... hatte einfach geglaubt, er suche einen Weg, um seiner nörgelnden Schwester zu entkommen. Ich hatte mir eingeredet, er wollte nur nicht zurück zu Mirai und ihrem Wortschwall entgehen... und jede Verzögerung wäre ihm recht. "Na ja.. so kann man das nicht sehen! Ich denke, er wollte einfach nur seiner Schwester eins auswischen... Oder ihr aus dem Weg gehen... dem ging es nicht um mich! Er hätte sicher jede Alternative genutzt, die Konfrontation hinauszuzögern... Weißt du, die beiden zoffen sich wohl dauernd.. Ich bin ihm sicher gleichgültig..." "Mensch Yugi! Wie kann man so blind sein!!!", dabei packt er mich auf offener Straße an den Schultern und schüttelt mich. Obwohl um halb eins noch nicht wirklich viele Leute in der Stadt sind, drehen sich einige, aufgeschreckt durch Jous laute Worte, nach uns um und gaffen neugierig. "Bitte lass mich los..", flüstere ich. Kann ihn immer noch nicht ansehen. Aufgewühlt beiße ich mir auf meiner Unterlippe herum. Er kommt dieser Bitte auch recht schnell nach und lässt von mir ab, fasst sich selbst an die Stirn. "Bist du denn nicht mal darauf gekommen, dass er gar keinen Stress mit Mirai bekommen hätte, dem er hätte ausweichen müssen, wenn er dich nur hätte aus dem Auto aussteigen lassen und dann weiter gefahren wäre? Das hätte innerhalb von zwei Sekunden über die Bühne sein können. Stattdessen bleibt er aber bei dir und... SPRICHT MIT DIR ÜBER TRÄUME?? Ich fasse es nicht, Yugi!" "Schrei nicht so!", zische ich. Fühle mich total angegriffen und niedergemacht. Und das von Jou über dieses Thema! Mir ist schon wieder danach, einfach die Fensterläden einzuklappen, umzudrehen und ihn seinen Stadtbummel allein führen zu lassen! "Yugi, bitte! Sag mir, dass du nicht so blind bist! Der mag dich, verdammt!!" Aufgebracht schnappe ich nach Luft. Seine Worte klingen plötzlich so simpel... so selbstverständlich.. "Ich... Ich... Jou!! Das glaube ich nicht!" Angespannt beobachte ich Jonouchis aufgebrachtes Gesicht, lasse diese Sicht der Dinge auf mich wirken. Es macht mich ganz nervös... ganz kribbelig und hektisch! Hat Yami wirklich..? Wollte er..? Ich muss mir selbst eine Beschäftigung geben, um mit all diesen Gedanken fertig zu werden. So muss der Reißverschluss meines Mantels herhalten, den ich ständig ein Stückchen öffne und schließlich wieder zuziehe. Er ist nicht nur zuerst aus eigenem Willen länger geblieben... Nein, auch als Mirai ihn angetrieben hat, kam er ihr nicht direkt entgegen.. Bin ich tatsächlich blind?? Hatte ich ihn womöglich wirklich schon... so weit? Hätte ich noch weiter auf seine Unterhaltung einspringen sollen? Was hat er in diesem Moment bloß von mir erwartet?? Und plötzlich kommt mir die Szene am Freitag im Physiksaal wieder in den Sinn. Er war extra zu mir gekommen, um von der Tafel abzuschreiben. Er hatte sich auf den Stuhl VOR mir gesetzt, um sich mit dem Gesicht zu mir wenden zu können. Er hatte auf meinem Tisch zu schreiben begonnen... Mein Herz rast immer schneller. Warum hat er freiwillig der Tafel den Rücken gekehrt, von der er doch abschreiben wollte? Warum hat er sich nicht ganz normal in die erste Reihe gesetzt und von dort geschrieben? Wieso hat er sich so umständlich verrenkt... Mir wird schwindelig. Scheiße, ich sollte wirklich zum Arzt gehen.. mein Kreislauf sackt bei jedem Mist zusammen. Jegliche Gedanken schwirren durcheinander... Weiß nicht, welcher der Richtige ist... welchen ich fassen soll.. "Oh man... Yugi... dich darf man einfach nicht alleine lassen... Besonders nicht in solchen Momenten. Du übersiehst und vermasselst dir wirklich alles! Demnächst flirtet er dich noch ganz offenkundig an... Und ich wette unser Naivchen bemerkt auch das nicht. Muss er dir erst seine Lippen aufpressen, ehe du wach wirst?!" Ich schlucke hart. Fühle mich wie eine Maus in der Falle, dessen einziger Ausweg nach vorne gerade zugeschnappt ist. Nicht nur meine Gefühle drehen sich im Kreis... am liebsten würde ich es auch gleich mittun und laut dabei aufschreien! Sei es vor Wut auf mich selbst, aus Befreiung und um die Demütigung von Jonouchi rauszulassen. "N-nein.. so ist das nicht...", flüstere ich und fühle mich schlagartig nur noch traurig und enttäuscht. Spüre schon einen kleinen Kloß in meiner Kehle wachsen, der immer dann auftaucht, wenn ich kurz vorm heulen stehe. "Ich bin nicht so blind..", gebe ich nur verzweifelt mit hoher Stimme zu meiner Verteidigung von mir. Fühle mich so unglaublich hilflos. Es ist die Angst, dass mein Freund recht hat. Ich bin naiv... und habe zu wenig Selbstüberzeugung.. Was, wenn ich wirklich übersehen habe, dass er schon von Anfang an etwas von mir wollte? Dann werde ich es auch weiterhin übersehen... Ich werde immer zweifeln... so wie ich jetzt schon wieder zweifele! Ich kann nicht glauben, dass sein Verhalten tatsächlich von Hinweisen für mich gespickt sein sollte! Das ist doch viel zu unwahrscheinlich! "Ach Yugi-kun... Es war nicht so gemeint.. Bitte entschuldige, ja? Ich neige nun mal dazu, schnell über zu reagieren, du kennst mich doch." Ich wische mir mit der rechten Hand einmal das Gesicht ab - einfach so, ich hatte doch noch gar nicht geweint... Dann seufze ich schwer, fühle mich aber schon deutlich besser. "Ja.. schon gut. Ich ärgere mich ja viel mehr über mich selbst. Was, wenn er nun keine Versuche mehr unternimmt?" "Dann versuchst du es halt weiter - du hattest doch sowieso nicht vor, aufzugeben, oder?" "Nein..", ich schüttele den Kopf und ringe mir sogar wieder ein Lächeln ab. "Na also. Weißt du was? Ich habe auch schon eine Idee!" "Idee wofür?", wiederhole ich und wir nehmen unseren Weg zu dem Geschäft, wo man besonders gute Karten tauschen kann, wieder auf. "Wie wir euch zusammen bringen! Sieht man ja, was das gibt, wenn ihr zwei unter euch seid! Jeder verteilt Andeutungen um den anderen in sein Fangnetz einzuwickeln, aber keiner sieht das des Anderen! Ihr hockt beide wie eine Spinne im Netz und wartet untätig, bis der Schmetterling zufällig hineinflattert! So geht das nicht!" "Aber Jonouchi.." Meine Wangen färben sich rosa und ich zupfe peinlich berührt wieder an meinem Reißverschluss herum. "Und genau deswegen kann man euch beide nicht alleine lassen!" Wir kommen vor dem Laden an und mein bester Freund strahlt sofort die Schaufensterauslagen an. Seit er sich vor vielen Wochen von Insector Hagar hat besiegen lassen, ist sein Stolz angekratzter denn je... Aber der spielt auch immerhin schon Meisterschaften mit. Jou hat bisher nur kleine Tourniere unserer Stadt gewonnen.. "Und was hast du dagegen vor?", forsche ich und widme mich nun auch den Auslagen. Wie von allein wandert mein rechter Arm zu meiner Umhängetasche, löst die Schnallen und zieht nach einigem Suchen mein Deck hervor. Schließlich vertreibe ich mir so oft mit Jou die Pausen oder Freistunden! "Hmmmm... Geheimnis!", grinst er und wendet sich von der Glasscheibe ab. Och nööö, bitte nicht schon wieder! Wie ich so etwas nicht leiden kann! Mein Gegenüber scheint meine Gedanken lesen zu können und schlingt einen Arm um meinen Rücken, zieht mich damit auch vom Schaufenster weg und Richtung Eingang. "Na komm Plan A hat doch auch Früchte getragen, oder? Was meinst du, warum der plötzlich so an dir klebt? Plan B wird das noch toppen! Vertrau mir!" Ich fahre mir durch meinen blonden Pony. Mir wird wohl gar nichts anderes übrig bleiben... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)