The Saga - Blossom of Eternity von Pansy ================================================================================ Kapitel 22: Chapter 22: Wooden Casket ------------------------------------- Chapter 22: Wooden casket „Ich bitte dich, lass endlich deine Tränen versiegen. Sie hat sich hinaus geschlichen, ja das ist wohl wahr, doch sie… konnte nicht anders…“ „…“ „Du bebst noch immer, wenn du an ihren markerschütternden Schrei denkst… Wenn ich könnte, würde ich sie dir zurückholen, damit… ach bitte weine nicht mehr.“ „…“ /Hmm, ich bin ebenso ratlos und verspüre diese Schnur um mein Herz, die immer enger zusammengezogen wird... doch du weinst schon seit fast einer dreiviertel Stunde pausenlos und … ich weiß einfach nicht, wie ich dir noch gut zusprechen kann…/ „Cecil, Schatz, lass uns ein wenig rausgehen. Vielleicht brauchst du einfach ein wenig frische Luft.“ Kiaras Mutter ließ erzürnt das Grün ihrer Augen blitzen, funkelte ihren Mann bedrohlich an, der mit entsetztem Gesicht dasaß und nicht wusste, was er falsches gesagt haben sollte. „Du weißt überhaupt nichts! Ich brauche meine Tochter und nicht irgendwelche Spaziergänge!“ Wütend erhob Cecil sich, warf ihr Haar nach hinten und lief stapfend die Treppe nach oben. Dave sah ihr irritiert nach. Nach Minuten hatte er immer noch nicht begriffen, was diesen plötzlichen Gefühlswandel seiner Frau ausgelöst hatte. Seufzend legte er sich längs auf das Sofa, legte einen Arm über sein Gesicht. /Ich kann mich genau an den Tag erinnern, wo alles begann. Vielleicht hätten wir ihr damals nicht folgen, ihr Haus… oder was es auch immer war… nicht betreten sollen…./ Daves Körper wurde auf einmal stocksteif, die Adern seiner Hand, deren Rücken auf seiner Stirn verweilte, traten zum Vorschein. /Und dennoch war ich ein zweites Mal dort… ohne Cecil, die davon auch nie erfahren darf… eine Woche später fand sie diesen Brief, den ich vernichten wollte, doch leider nicht konnte… Wo du dich auch immer aufhalten magst, Kiara, bitte verzeih mir, dass ich dir dieses Schicksal nicht nehmen konnte!/ Die Abenddämmerung setzte allmählich ein und legte das Wohnzimmer, in dem Dave lag, in rote Schatten. Der sonst goldene Rahmen an der Wand glänzte nun kupfern, spielte mit dem warmen Licht, das stetig zum Fenster hereinfiel. Und das Abbild von Kiara lächelte unbekümmert in die untergehende Sonne hinein. /Du bist noch viel zu jung, um dich ganz deinem Los zu ergeben. Leider weiß ich nun, dass sich das bewahrheitet hat, was mir Aina anvertraute… darum wollte ich doch, dass du dieses Medaillon nie in die Hände bekommst… wenn es Cecil nicht gefunden hätte, dann… nein, was denke ich nur, welch eine Schande… ich hab den Brief doch in ihr Buch gelegt… das alles wäre nicht geschehen, wenn ich achtsamer gewesen wäre… ich musste ihn doch aber schnell loswerden, denn das Schloss der Haustür hatte unerwartet geknackt und ich war in Panik geraten… da steckte ich ihn in das nächstbeste Buch, das mir in die Hände fiel… warum ich immer wieder gezögert habe, den Brief wieder hervorzuholen und das Medaillon zu zerstören, weiß ich selbst nicht… Vermutlich hatte ich einfach zu viel Angst… Angst davor, dass ich ihr Schicksal verschlimmern könnte, wenn ich das vernichte, was ihr zugedacht war…/ „Verschlimmern?“, wiederholte Dave verächtlich leise. Ein schmerzverzerrtes Grinsen legte sich auf seine Lippen, die im orange erhellten Zimmer glänzten. Seine ganze Statur wirkte niedergeschlagen, spiegelte wohl sein Innerstes nur allzu sehr wider. Mit einem leichten Anflug von Melancholie schaute er an die Decke. Wie auch seine weiteren Gedanken wurden seine Augen allmählich ganz trübe, überzogen von einem feinen nebligen Schleier. /Ich war auf dem Nachhauseweg nach einem furchtbar stressigen Arbeitstag und ärgerte mich über den stürmischen Regen, der mich bis auf die Haut durchnässte. Als ich mir das Vordach eines kleinen Ladens als vorübergehenden Zufluchtsort ausgesucht und dort ein paar Minuten verweilt hatte,… sah ich sie… zuerst wollte ich meinen Augen nicht trauen und redete mir ein, dass das nur eine Sinnestäuschung war… die von meinem Unterbewusstsein hervorgerufen wurde, das j-e-n-e-n Tag tief in sich barg… wenn ich so daran denke, kann ich immer noch diese unheimliche Atmosphäre spüren, die nicht nur Aina, sondern ihre ganze Umgebung ausgestrahlt hatten… als ich endlich glaubte, was ich mir da einzubläuen versuchte, stand sie plötzlich vor mir!/ Dave erschrak, als ihn die tiefgründigen Augen, umhüllt von runzliger Haut und schneeweißen Haaren, anblickten. Aus seinem Tagtraum gerissen, schnellte sein Oberkörper nach oben und er fasste sich mit einer schweißnassen Hand an die Brust, unter der sein Herz wie wild pochte. Sein Puls war von einem Augenblick auf den nächsten um hundert Punkte gestiegen, was von einem unangenehmen Ziehen im Brustkorb begleitet wurde. Daves Kopf sank vornüber und sein eintretendes Keuchen durchbrach die kalte Stille des Raumes. Das zage Licht, das die untergegangene Sonne zurückgelassen hatte, streifte sanft, aber kühl, Daves Wange, deren Blässe dadurch noch mehr zur Geltung kam. /Ich… muss…dieses … Bild… endlich… loswerden!/ Bebend versuchte er unentwegt, sich dieses abschreckenden Bildes zu entledigen, um wieder Herr seiner Emotionen zu werden, vor allem, um nicht vollends in Angst und Schrecken versetzt zu werden. Er hatte sich in den letzten Jahren so oft gefragt, warum ihm der Anblick Ainas im Nachhinein so grauenhafte Sekunden, ja Minuten, bescherte, und trotz langen Nachdenkens hatte er nie eine Antwort gefunden. Irgendwann hatte er aufgehört zu zählen, wie oft ihn die zwei Treffen in seinen Träumen und Tagträumen begleiteten, er konnte dies schon lange nicht mehr an seinen Händen abzählen. Eigentlich war es einfach nur erschreckend, dass er dieses Erlebnis nicht abschütteln konnte, dass es ihn immer und immer wieder fertig machte, doch er wollte sich nie einer Person anvertrauen. Wie auch!? Dass Cecil den Brief gefunden und auf diese Weise Kiara das Medaillon doch erhalten hatte, hatte ihn dazu gezwungen, sie anzulügen. Er hatte ihr das Blaue vom Himmel herab erzählt, um sich irgendwie zu rechtfertigen, warum dieser Brief an ihn adressiert gewesen war. Schon nach den ersten Worten hatte er gewusst, dass ihr zweifelndes Gesicht genau das widergespiegelt, was sie innerlich empfunden hatte: Misstrauen! Und von Anfang an hatte er sich diesem berechtigten Charakterzug stellen müssen… doch er hatte sich nie dazu durchringen können, ihr etwas von der zweiten Begegnung zu berichten. Es war ihm stets falsch vorgekommen. Warum er diese Einschätzung dessen hatte, konnte er bis zu diesem Tage nicht sagen. Vielleicht weil Cecil dann noch misstrauischer werden würde? Dave redete sich stets ein, dass sich seine Frau minderwertig fühlen würde, wenn sie erfahre, dass er und nicht sie ein weiteres Mal kontaktiert worden war. Dass er von der Frau, die sie immerhin über Kiaras Schicksal informiert hatte, erneut um Unterredung gebeten worden war, und nicht sie als Mutter, die doch eigentlich ein stärkeres Band zu Kiara innehatte. An wen hätte sich Dave also richten sollen? Mit Kiara konnte er sowieso nie wirklich gut über dieses Thema reden. Bei jeder noch so winzigen Gelegenheit wand er sich mit Ausreden heraus, warum er nicht auf ihre Fragen antworten könne. Die hilflosen Tränen in Kiaras Augen hatten ihn stets so tief verletzt, dass er sich innerlich gescholten hatte, dennoch war ihm jedes Mittel lieb gewesen, nichts, aber auch rein gar nichts preiszugeben. Das, was er an jenem zweiten Male erfahren hatte, hatte ihn zutiefst erschüttert und solch ein schwerer Inhalt konnte sowieso keinem Kind jemals unterbreitet werden; auch dann nicht, wenn es der Mittelpunkt all dessen war. Mehr Eingeweihte hatte es nicht gegeben, zumindest nicht zum damaligen Zeitpunkt. So war Dave keine andere Wahl geblieben, als sich allein mit seinen Ängsten auseinanderzusetzen. Den Gedanken an einen Psychiater oder irgendeinen anderen Seelendoktor hatte er nie in Erwägung gezogen, da ihm erstens eh keiner geglaubt hätte, es zweitens niemanden anging, was in seiner Familie vor sich ging, und drittens, was wohl der entscheidenste Punkt von allen war, er das Leben seiner Tochter niemals leichtfertig aufs Spiel setzen würde. Daves Haare verbargen seine in Falten gelegte Stirn und seine zusammengekniffenen Augen, deren Lider unter der Last seines Zustandes zitterten. Durch den weit offen stehenden Mund atmete er laut ein und aus, die Luft, die er einsog und wieder ausspie zischte wie ein Geysir, der noch nicht in voller Manier Wasser zu Tage beförderte. Diese weisen, unendlich weiten, nichts- und zugleich vielsagenden Tiefen nagten unablässig an seinem Verstand, wollten partout nicht aus seinen Gedanken weichen. Immer, wenn er sie sah, verfluchte sich Dave dafür, dass er jemals in Ainas Augen gesehen hatte. Die Geschichte, die ihm dabei erzählt worden war, war so undurchsichtig, da sie auf eine Weise so ehrlich und rein, auf andere Weise so unzählig detailreich, ja und irgendwie herrschsüchtig, bestialisch war. Keine Worte vermochten zu beschreiben, was er in dem Augenblick, als er zum ersten Mal in diese zwei Seelen geblickt, gefühlt hatte. Doch auch wenn es nichts gab, was dem annähernd gleich kommen konnte, änderte sich nichts an der Tatsache, dass er just in diesem Moment von ihnen verfolgt wurde und nicht mehr von ihnen loskam, egal wie sehr er sich darum bemühte. Keuchend legte er sich eine Hand an den Hals und drückte so fest zu, wie er nur konnte. Er sah gerade keinen anderen Ausweg mehr, als sich selbst in Ohnmacht zu versetzen, oder gar schlimmer noch, halb zu erwürgen, denn das Ausmaß seines derzeitigen Anfalls war um einiges gewaltiger als alle, die er bisher durchlebt hatte. Vielleicht nahm ihm ein kurzer oder fortwährender (?) Bewusstseinsverlust ja seine Angst und insbesondere dieses für ihn so grauenhafte Bild. Mit Sicherheit konnte er natürlich nicht sagen, ob seine Aktion was bezweckte, aber er intensivierte den Druck um seinen Hals. Verzweifelt tasteten die Finger seiner anderen Hand nach der Krawatte, die er am Vorabend wohlwollend abgelegt hatte und noch irgendwo in der Nähe herumliegen müsste. Während seine Hand über den samtenen Stoff des Sofas glitt, traten ihm kleine Perlen kalten Schweißes auf seine Stirn. Das Bild, das in all seiner Widerlichkeit nicht im Entferntesten weichen wollte, das ihn aufgrund der Assoziation mit dem, was er erfahren und sich seit Jakes Auftauchen bewahrheitet hatte, beunruhigte und fertig machte, stand vor seinem inneren Auge wie ein Fels in der Brandung, der sich selbst von den stärksten Wellen nicht beeindrucken ließ. Als seine Finger endlich das zu fassen bekamen, nach dem sie so erhitzt getastet hatten, legten sie sogleich die feine Seide um die errötete Haut. Nun löste sich die andere Hand vom Hals, aber nur kurzzeitig, um ein Ende der Krawatte zu packen. /Jetzt oder nie!/, hallte es in Daves Kopf. Mit aller Kraft, die er aufwenden konnte, zog er an den beiden Enden in entgegengesetzte Richtung... er spürte aber keinen Druck mehr um seine Kehle. Obwohl er so von Sinnen war, nahm er allmählich zwei warme Hände wahr, die sich zwischen der Seide und seinem Hals, halb auf seinen Händen, befanden. „…du da?“ Eine hohe, fassungslose Stimme drang an seine Ohren, deren Bedeutung er nicht erfassen konnte. Zwischen die endlosen, grausamen Weiten mischten sich plötzlich funkelnde Strahlen, die den Sonnenstrahlen glichen, die an warmen Frühlingstagen die Herzen aller Lebewesen in Verzückung bringen. Daves Körper zuckte, verstand nicht, was eben vor sich ging, wehrte sich gegen all die verwirrenden Ereignisse, die wie Blitze ganz unerwartet wie aus dem Nichts aufeinander folgten. Das Bild vor seinem inneren Auge begann zu leuchten, die erbarmungslosen Seelen versetzten ihn noch tiefer in Angst und Wahnsinn, doch mit einem Mal verlor sich der Zug in seinem Verstand. Die Schwere in seinem Kopf wandelte sich in ein Nichts, ließ ihn endlich entkommen. Dave riss die Augen auf und sah zu, wie das Bild von Aina immer pixeliger wurde, wie es zu einem Meer von tausenden kleinen Bildchen wurde, die zwar zusammengefügt ein Ganzes ergaben, doch so wirr und unscharf einfach nicht zusammenpassten. Völlig entkräftet sackte er in sich zusammen und döste traumlos mit einem erleichterten Lächeln auf den Lippen ein. « Gib es mir! » prangte noch immer auf der aufgeschlagenen Seite des schweren Buches, das halb verlassen auf dem Altar der Kirche von Season Hall verweilte, einzig und allein von Kiara in Augenschein genommen. Ihre Augen waren starr auf die harten schwarzen Lettern gerichtet, die partout nicht weichen wollten, sondern vielmehr ein wenig zu vibrieren schienen, um ihrer Forderung noch mehr Ausdruck zu verleihen. Mit der stickigen Luft des recht weitläufigen Kirchenschiffes hatte das Mädchen immer noch ein wenig zu kämpfen, denn sie kratzte ungemütlich im Hals und bescherte ihr ein leises Rasseln beim Atmen. Das prasselnde Hauchen war das einzige, was dem Raum ein wenig Leben verlieh. Die sonstige Stille und die lastenden dämmerigen Lichtverhältnisse trugen nichts zu einer wohligen Atmosphäre bei, in der sich Kiara nur zu gern gerade befunden hätte. Alles um sie herum wirkte alt und auf gewisse Art und Weise verdorben, vom Rad der Zeit in die Mangel genommen, der Charme der Kirche hatte durch die nagende Dunkelheit an Lieblichkeit verloren. Statt der Aufforderung nachzukommen hielt Kiara das Medaillon fest umschlossen in ihren Händen und fragte sich, warum sie es IHM nicht gab, wenn sie doch bereit gewesen war, es mit Gewalt zu zerstören. Hätte der harte Aufprall auf den Boden das warme Metall zwischen ihren Fingern zerschlagen, wäre sie nun nicht in dieser misslichen Lage. Doch wie sich herausgestellt hatte, konnte man das Medaillon nicht ohne weiteres vernichten. Diese wahnsinnig machende Stimme in ihrem Kopf hatte ihr verraten, wie sie dies doch bewerkstelligen könne, und sie gleichzeitig dazu gezwungen, zurück zu diesem Ort zu kommen. /Kann ich ihren Worten eigentlich glauben?... Vielleicht wollte sie mich in die Irre führen, damit ich so naiv bin und IHM das Medaillon bringe!?… Doch wenn sie die Wahrheit sagte und ich gehorche, dann… wird sie meine Eltern und Jake verschonen… hoffe ich… und wenn alles nur eine Lüge war?/ Kiaras braune Tiefen wanderten über die Sitzreihen und nahmen von diesen keine einzige wahr. Jede Holzstrebe kam nur als verschwommene Silhouette in ihrem Verstand an, die keinerlei Bedeutung hatte, sondern nur ein unliebsames Bild war, das beiläufig aufgefangen wurde. Ihr Herz regte sich, doch sie vermochte nicht zu deuten, weshalb. Jahrelang hatte sie das Medaillon wie einen Schatz gehütet, es Tag und Nacht getragen, keine Sekunde lang abgelegt. Immer wenn sie sich allein und einsam gefühlt hatte, hatte sie es fest gedrückt und sich an der Wärme, die es für sie schon immer innehatte, gütlich getan. Seit mehr als neun Jahren war es ihr ständiger Begleiter, hatte mit ihr schönes und schlechtes durchlebt. Selbst als sie begonnen hatte daran zu zweifeln, dass es den jungen Mann aus ihren Traumen wirklich gäbe, hatte ihr das Metall in ihren Händen den Glauben zurückgegeben. /Nun ist es aber schuld daran, dass ich Jake entsagen muss./ Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken, als sie Jakes Abbild vor sich sah, wie er sie halb fröhlich, halb sinnlich anblickte. Seine blauen Tiefen bescherten ihr wie immer eine wohlige Gänsehaut, die dieses Mal aber sehr viel Sehnsucht in sich barg. Reumütig sah sie zurück auf das Medaillon. /Wie ich mich auch entscheide, ich darf nicht in deine Nähe kommen… doch ich kann dich vorerst retten, wenn ich IHM das Medaillon überlasse… ich weiß, dass du das niemals gutheißen würdest, obwohl ich dich noch viel zu wenig kenne… ein Blick in deine wunderbaren Augen verraten schon, dass du niemals auf die dunklen Mächte hören würdest. Doch würdest du immer noch so denken, wenn diese Stimme, die dir unverblümt Drohungen ausspricht, in deinem Verstand nagt?/ Widerwillig dachte Kiara an das Wesen, das sich in ihr ungewollt eingenistet hatte. Bisher hatte sie keinen Weg gefunden, die böse Macht in ihr zu besiegen, was sie gerade jetzt unruhig werden ließ. Unter dem leicht pulsierenden Medaillon wurden ihre Hände allmählich feucht und Kiara begann vor Unentschlossenheit auf der Unterlippe zu kauen. /Dieser Zwiespalt lässt mich zaudern. Ich sehe die Worte vor mir, wie sie immer bedrohlicher funkeln und mich zum Gehorsam verleiten wollen. Doch ich spüre auch das anbahnende Verlangen, das Medaillon zu behalten, weil es ein Teil von mir ist… der mir momentan nur Unglück beschert, doch zu mir gehört… Kann man denn einfach einen Teil von sich wegwerfen?/ Kiaras Mundwinkel verzogen sich zu einem verächtlichen Grinsen. /Dem Feind direkt zu Füßen legen!?/ Unmerklich schüttelte sie mit dem Kopf und senkte die Lider so weit, dass sie das Schwarz der wenigen Buchstaben vor sich nur noch vage sehen konnte. /Jetzt reicht es!/, hallte es laut und genervt in ihrem Verstand. /Deine Gedanken sind ja nicht auszuhalten! Ich frage mich ernsthaft, was mein Herr an dir findet. So ein sentimentales Gerede, von wegen ’einen Teil von sich wegwerfen’! Was willst du denn mit einem Stück wertlosem Metall, wenn du eh nur an eine Person denkst, die ich mitnichten mit dem kleinen Finger vernichten kann?/ Eine Welle des Zorns durchflutete Kiara und ließ ihr die Röte in die Wangen steigen. „Kannst du mich nicht einmal in Ruhe lassen? Musst du mir immer das zerstören, was mir lieb ist?“, platzte es unwirsch aus ihr heraus. „Ich kann doch nichts dafür, dass du kein Herz hast. Wenn du dich schon ungebeten in mir eingenistet hast, kannst du mir wenigstens meines lassen!“ /Herz? Ha-ha-ha, meinst du das, das dir so viel Kummer und Gewissensbisse bereitet? Das, das dich aller Macht über dich selbst beraubt? Stimmt, mit so etwas kann ich nichts anfangen. Alles was zählt, ist die Herrschaft über euch niedere Wesen, und die erlange ich ohne dieses hinderliche Ding, das ihr Herz nennt./ „Warum verschwindest du nicht einfach wieder?“ /Warum sollte ich? Wer hat denn die Zügel in der Hand und kann tun und lassen, was immer sie will? Ich muss nur mit dem kleinen Finger schnippen und schon tauchst du ab und überlässt mir jedwedes Handeln und Tun./ „So einfach ist das nicht.“ Kiaras Augen verengten sich beim Sprechen zu schmalen Schlitzen, in denen es wild funkelte. „Ja vielleicht hast du das im Wald geschafft, doch ein weiteres Mal lass ich das sicherlich nicht zu! Schließlich ist das mein Körper, in den ICH geboren wurde und über den ich ganz ALLEIN bestimme!“ /Mh, vielleicht mag mein Herr deine Aufmüpfigkeit schätzen/, die Stimme verlor an Gedankenferne und nahm an Ernsthaftigkeit zu: /Doch ich dulde deine ungehorsame Art ganz und gar nicht. Du hast keine Ahnung, wie man sich einer Obrigkeit wie mir gegenüber benimmt. Dein Trotz ziemt sich überhaupt nicht. Wenn du nicht bald deine Sturheit ablegst, wirst du es bitter bereuen!/ „Ich bereue nur eines: dich in meinem Verstand verweilen lassen zu müssen!“ Kiara fasste sich ruckartig an die Brust und schrie laut auf. Glänzende Flüssigkeit sammelte sich in ihren Augen, die den Schmerz, der gerade ihr Herz übermannte, zu verkörpern versuchte. /Wenn du nicht spurst, dann vernichte ich dieses menschliche, verachtenswerte Etwas in dir!/ „Das kannst“, Kiaras Brust stach bei jeder Silbe, die sie sprach, jedes Wort schoss wie eine heiße Nadel in ihr Herz, „du nicht, denn du brauchst mich.“ Wie gern hätte sie höhnisch gelacht, doch die Qualen, die ihr von den dunklen Mächten bereitet wurden, ließen nicht zu, dass sie sich noch stärker auflehnte. Keuchend sackte sie auf die Knie, hielt das Medaillon immer noch fest umschlossen zwischen den beiden Handflächen. Langsam öffnete sie die Hände und legte ihre rechte Wange auf das warme Metall. Sie glaubte in dem Nebel aus psychischem und physischem Schmerz die feinen Linien spüren zu können, die sich von beiden Seiten hin zur Mitte rankten und fast einer Blume glichen. /Wird das mein Abschied sein?/, fragte sie sich. Zärtliche, friedvolle Wogen, kleinen Stromstößen gleich, beseelten das Gemüt des jungen Mannes, dessen Hände sanft, aber bestimmt, auf dem großen Altar des Sacrament of Lives verweilten. Der Gleichklang zwischen Herzschlag und dem rhythmischen Pulsieren, das von der Kirche ausging, ließ Jake in eine Welt abtauchen, die jeglichem Gefühl von Realität entsagte. Fernab von tosenden Emotionen und lauten wirren Geräuschen lief er über ein Meer weißer Kirschblüten, die sich sanft an seine nackten Füße schmiegten und ihn mit ihrer Weichheit verzückten. Jede Berührung mit dieser von der Natur gegeben Pracht hinterließ in ihm einen wohligen Schauer, den er immer wieder aufs Neue genoss. Losgelöst von fast jedem irdischen Sein ging er Schritt für Schritt der unendlichen Weite entgegen, die ihm verlockend vorkam, da sie so konträr zu seinem derzeitigen Denken war. Bevor er aus Verzweiflung in die alte Kirche geflohen war, um dort seine letzte Rettung zu finden, war er von hohen nicht enden wollenden Mauern umgeben gewesen. Mauern, die einzig und allein von seinen Selbstvorwürfen errichtet worden waren. Genau in dem Moment, wo er seine Finger auf den harten Altar gelegt hatte, waren diese Bauten eingerissen worden und ähnelten nun nur noch alten Ruinen, erbaut von den Templern, in Gedenken an vergangene Zeiten. Befreit ging er über das endlose Meer von Kirschblüten und lauschte der Stimme, die wohlig eine ihm unbekannte Melodie summte, die ihm aber dennoch irgendwie vertraut war. Vor sich hin nuschelte er stets drei Silben, die er bei jeder Wiederholung mit der gleichen Intensität aussprach. „Ki-a-ra…“ Ein leichter Windhauch wedelte ein paar Blüten auf, die anschließend im Takt der ruhigen Melodie tänzelten. Eine einzelne Blume streifte sacht Jakes Gesicht, das ein glückliches Lächeln auf den Lippen zeigte… Das laute Schließen einer Tür riss Jake aus seiner Trance und eine dumpfe Männerstimme brach das Lied in Jakes Kopf abrupt ab. „Was machen Sie noch hier? Wissen Sie denn nicht, dass die Kirche die Nacht über geschlossen wird?“ „...“ „Ihre Züge machen einem Glauben, Sie hätten keine Ahnung, wo Sie sind und was ich sage.“ Der ältere Herr in seiner dunklen Cordhose und dem grauen Pullover betrachtete Jake lachend. „Ich werde damit doch nicht auch noch recht behalten!?“ „W-wie... bitte?“, stotterte der Jüngere, noch benommen von der betörenden Atmosphäre, in der er sich eben noch befunden hatte. „Das gibt es doch nicht“, fuhr der Herr fort. „So was ist mir ja in zwanzig Dienstjahren nicht passiert. Nun denn, ich schließe erst mal hinten ab, vielleicht haben Sie bis dahin ja zu sich gefunden.“ Irritiert sah Jake dem Mann nach, bis seine Silhouette von den tiefen Schatten der Empore verschluckt wurde. Er fuhr sich durchs Haar und blickte auf die Uhr, die er momentan rechts tragen musste aufgrund des Verbandes an der anderen Hand. Die Zeiger zeigten zehn Minuten vor zehn und Jake sah gebannt auf den Sekundenzeiger, der in gleichmäßigen Abständen von einem kleinen schwarzen Strich zum nächsten hüpfte. „Herrje, Sie schauen ja noch immer so gedankenverloren drein.“ „Mh? Oh, ich...“ Väterlich legte der Ältere einen Arm um Jakes Schultern und bugsierte ihn langsam, aber sanft in Richtung Tür. „Ich weiß nicht, was Sie dermaßen durcheinander gebracht hat und es geht mich auch nichts an. Nichtsdestotrotz muss ich Sie nun beten, das Sacrament of Live zu verlassen.“ Als Jake von frischer Luft umgeben war, blickte ihn der Mann fest an. „Kommen Sie gut nach Hause.“ Mit diesen Worten drehte er alsbald einen großen Schlüssel im Schloss herum und verabschiedete sich anschließend mit einem freundlichen Nicken. Jake hob zum Abschied unbewusst die Hand, doch verweilte in Gedanken noch immer in einer dichten Nebelbank. Minuten vergingen, in denen er starr vor den verschlossenen Toren der Kirche stand. Außer ihm war keine Menschenseele mehr in der Nähe des Sacrament of Lives, die letzte hatte ihn aus seiner Trance gerissen und allein in dem Dunst seines Bewusstseins zurück gelassen. /Ich habe wirklich nicht gewusst, dass die Kirche nachts geschlossen ist… doch es war doch… nicht mal später Nachmittag, als ich her kam… die schwere Glocke zählt nun schon den zehnten Schlag, es ist wirklich Nacht… Noch immer kann ich den blumigen Duft riechen, die Kirschblüten waren in der Tat wunderschön… ihr Weiß so rein und unschuldig… Ich muss also mehrere Stunden im Sacrament of Live gewesen sein, was ich mir eigentlich nicht erklären kann./ Jakes Blick fing die dunklen Umrisse der Kirche ein und schweifte empor zum leicht bedeckten Himmel, an dem einige Sterne funkelten. Der Mond zeichnete hauchdünn die obere Hälfte eines Zetts. /Obwohl mich die Verzweiflung beinahe in den Wahnsinn getrieben hatte, vernehme ich nun nichts mehr von ihr. Mein Herz fühlt sich zwar einsam,… ich weiß auch nicht… aber es fühlt sich so frei an… von meiner Schuld…/ Nachdenklich nahm Jake den Nachhauseweg in Angriff und hoffte bei jedem Schritt, dass ihn dort in dem gemieteten Apartment jemand erwarten würde. Ob Frederic oder Kiara war ihm momentan irgendwie gleich, denn er sehnte sich einfach nach einer Person, die ihm seine Wirrungen in klare verständliche Sätze übersetzen konnte. Er wusste nicht, was in den vergangenen Stunden geschehen war. Nur tauchten immer und immer wieder diese weißen Blüten vor seinem inneren Auge auf, die ihn immer noch lockten und zu sich zu riefen schienen. Was war nur in all der Zeit geschehen? /Dass mich vorher niemand angesprochen hat… wo doch seit dem zweihundertjährigem Bestehen mehr Touristen hier auftauchen… oder haben sie es vielleicht versucht, nur ich war zu weggetreten, um auch nur ein wenig von einem eventuellen Versuch wahrzunehmen?... Es erscheint mir unwirklich, dass ich stundenlang in einer Kirche verbracht habe, ohne mich ernsthaft an die vielen Minuten erinnern zu können… wenn mir nun jemand sagen würde, dass ich dort zehn Minuten verweilt habe, dann würde ich dem zustimmen, doch… Stunden?... dieses weiße Meer war in der Tat anziehend und dieses Gefühl von Schwerelosigkeit bezirzte meinen Körper in allen Maßen… doch Stunden?/ Jake konnte diesen Umstand nicht einfach so hinnehmen. Er war es nicht gewohnt, nicht zu wissen, was er getan hatte. Grüblerisch kaute er auf seiner Unterlippe und ihm schossen plötzlich dutzende Schlagzeilen in den Kopf, die eine unschöner und erschreckender als die andere. /Wenn morgen nun die Überschrift ’Die Erleuchtung’ in der Zeitung prangt… und ein Bild darunter, auf dem ich total apathisch dreinschaue… ’Wenn die Jugend von heute Gott entdeckt’… ohweh, ich will bloß nicht in irgendeinem Tratschblatt enden… Stunden!!!... nein, das kann ich immer noch nicht recht glauben… ’Fehlt nur noch der Heiligenschein’, ’Das moderne Sündenbeichten’, ’Immer mehr auf Drogen!’ / Mit leichtem Unwohlsein lief Jake durch die halbdunklen Straßen von Trumity und wünschte sich, dass er wisse, was diesen Abend vorgefallen war. Das Gefühl, frei von Schuld zu sein, erleichterte sein Gewissen enorm, doch besänftigte die aufkeimende Besorgnis nicht, dass seine Unkenntnis schwerwiegende Folgen haben könne. Wie würden Frederic oder seinen Eltern darauf reagieren, wenn sein Abbild morgen auf allen Titelseiten prangte? Wo sie doch immer darauf bedacht waren, möglichst anonym und unscheinbar zu handeln, damit ihre wahre Identität nicht aufflog. Wenn sein Bild einmal auftauchte, dann würden die Anhänger der dunklen Mächte möglicherweise darauf aufmerksam werden. /Denn wer stellt sich schon in eine Kirche, legt Hand an den Altar und ist mit einem Mal total weggetreten?/ Neue Schuldgefühle keimten plötzlich in Jakes Verstand auf. Hatte er schon wieder einen Fehler begangen? /Ich bringe allen nur Unglück… Frederic hat mich wohl zu recht verlassen… und Kiara!?... N-e-i-n… wo ich mich doch gerade so frei gefühlt hatte!/ Jakes Kinn sackte auf seine Brust. Resigniert starrte er auf die in schwarze Schatten gelegte Straße, die unstet Stellen aufwies, an denen sie bereits aufgerissen und wieder zugeteert worden war. Sein Blick schweifte auf ein Schaufenster, das in ein sanftes orange getaucht war und in dem ein großer Flachbildfernseher stand. Das Gerät war eingeschaltet und zeigte aber unentwegt nur ein Bild, das sofort Jakes Aufmerksamkeit weckte. Er ging näher heran und nahm den Blick nicht vom Bildschirm. Die Szene, die sich ihm darbot, stimmte ihn mit einem Mal gänzlich ruhig, zumindest für einen Augenblick. Die zwei Hände, die sich so sachte und zugleich so innig berührten, strahlten ungemein viel Geborgenheit und Liebe aus, dass Jake laut aufseufzte. /Wärme, schützende Wärme eines anderen… wie teuer das ist… wie wertvoll…/ Lethargisch wischte er den feinen Film seines Atems von der Fensterscheibe, wandte gezwungen den Kopf und löste sich somit von den sich berührenden Händen. Seine blauen Augen sahen matt wieder in das Halbdunkel und sein Herz schlug in Eintracht mit einer traurigen Sinfonie. Genau zu diesem Zeitpunkt wünschte er sich eine Umarmung, die ihn aus dem Labyrinth befreite, in dem er seit dem Verlassen der Kirche umherirrte. Dass er dermaßen durcheinander war, störte in gewaltig und ließ ihn nach einem Menschen sehnen, der ihm Sicherheit gab. Voller Verlangen lief Jake die letzten Meter nach Hause und in ihm regte sich ein klein wenig Hoffnung, dass ihn doch jemand empfangen würde. Als er das Apartment betrat, das er sich mit Frederic teilte, begrüßte ihn dennoch lediglich die Dunkelheit… die er gerade nicht ertragen konnte. Sofort schaltete er das Licht ein und sah sich der Leere des Raumes gegenüber. Mit unglücklicher Miene setzte er Teewasser auf und holte eine Glaskanne aus dem Küchenschrank. Als er sich umdrehte, erblickte er Kiaras Bluse, die unachtsam auf dem Boden lag. Langsam griff er nach dem grünen Stoff und faltete ihn säuberlich zusammen. Nachdem er die Bluse auf einer Seite des Tisches abgelegt hatte, füllte er heißes Wasser in eine Tasse, in der bereits ein Teebeutel hing, der nun fruchtigen Duft verströmte. Während er immer mal wieder am Getränk nippte, sah Jake hinaus auf die Stadt, die zum größten Teil in Schlummer lag. Traurig lächelte er sein eigenes Spiegelbild an, das ebenso traurig zurücklächelte. „Du wirst damit alleine fertig werden müssen… du kannst dich nicht nur auf andere verlassen, denn deine Fehler musst du selbst einäschern…doch…“ /… möchte ich gerade nicht allein sein… deine warme Haut unter meiner, deine Lippen auf meinen, meine Hand in deinem Haar… ich möchte in deinen dunklen Tiefen versinken, die mich liebevoll und ein wenig scheu anblicken…/ „Ich bin so erbärmlich!“ Mürbe fuhr sich Jake durchs Haar und sah sich selbst in die Augen. Sein Antlitz wirkte niedergeschlagen, doch trug weiterhin eine gewisse Erhabenheit mit sich. Die weißen Bandagen leuchteten in dem Glas, was seinen Blick auf sie lenkte. „Kiara…“ Ungläubig starrte Jake in das Fenster, als sich von jetzt auf nachher ein Mann mit dunklen Haaren immer deutlicher auf dem Glas abzeichnete, dessen Hand langsam an seiner Hüfte hinunter glitt und ein Schwert zog. Jakes Augen weiteten sich, doch er war dazu verdammt, nur stumm dabei zuzusehen, wie sich die scharfe Klinge stetig näherte. Ein dicker Kloß steckte in seinem Hals und er öffnete den Mund, aus dem kein einziger Laut drang. Der Mann hinter ihm ließ die flache Seite des Schwertes auf Jakes Schulter gleiten, woraufhin es dort eine ganze Weile verharrte. Eigentlich war es dem Jüngeren danach, den harten Stahl wegzustoßen, doch er spürte ihn nicht. Er fühlte keine Schwere auf seiner Schulter. Der Herr hinter ihm wirkte mit jeder Facette würdevoll und sein Griff um das Schwert schien sehr bestimmt zu sein. Die Mischung aus Rüstung und edlem Anzug, die er trug, glänzte und reflektierte das Licht der Mondsichel, die kurz unter den Wolken hervorlugte. Erst als das Stahl geraume Zeit auf Jakes Schulter verweilt hatte, nahm er es wieder von dort weg und verstaute es sicher in dem langen silbrigen Heft, das in feinen dunkelroten Linien seinen Edel fand. Nach einem leichten Nicken wuchs die Distanz zwischen den beiden Männern im Fenster und die Scheibe reflektierte nach wenigen Sekunden nur noch die Küchenwand. „Ich bin dein Schwert!“, murmelte Jake. Durch seine eigenen Worte schreckte er auf und das erste, was er tat, war sich die Augen reiben. Doch so viel er auch reiben würde, er könnte sich nicht davon überzeugen, dass das gerade eben reine Einbildung gewesen war. Mit einem kritischen Blick versicherte er sich, dass der Fremde wirklich wieder weg war, und zugleich wusste er, dass der Mann gewiss kein Fremder war. Jake könnte seine Ahnung niemals vor irgendjemandem rechtfertigen, doch er nickte sich selbst zu. „Jaken von Valinsea!... ’Ich bin dein Schwert!’… Hat das zu bedeuten, dass…?“ „Gewiss.“ Die Zustimmung, die nicht er gesprochen hatte, ließ ihn auffahren und seine Nackenhärchen aufrichten. Ruckartig sah er in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, ohnmächtig seiner eigenen Sprache. Mit ernstem Gesicht näherte sich die Person, zu der die Stimme gehörte, hielt dabei ein kleines hölzernes Kästchen behutsam in den Händen. Das dunkelbraune Kirschbaumholz wies einige eingeschnitzte Vertiefungen auf, die Jake sofort daran erinnerte, dass er so was eben schon gesehen hatte. /Völlig identisch zu den feinen Linien auf dem Heft von Jaken von Valinsea!/ Überrascht sah er in die dunkelgrünen Seen, die ihn gefangen nahmen und dann anschließend ehrfürchtig aufseufzen ließen. „Dies hier“, der Ältere hielt das Kästchen nun auf Augenhöhe, „wird deine neue Pflicht sein.“ Hosted by Animexx e.V. 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