The Saga - Blossom of Eternity von Pansy ================================================================================ Kapitel 16: Chapter 16: Remik´s desperate fight ----------------------------------------------- Chapter 16: Remik´s desperate fight Widerwillig gewöhnte sich Remik langsam an den Gedanken, um 'Inauguration' zu kämpfen. Seit dem unerwarteten Auftauchen seines Bruders war ihm dieses Buch nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Ungern erinnerte sich an die physischen Schmerzen, die es verursacht hatte, doch er hatte eine Entscheidung gefällt. Er wird es sich zurückholen! Noch immer wusste er nicht, was hinter dem Besuch von Reiks steckte, aber in gewisser Hinsicht hatten sich die Worte von jenem in ihn eingebrannt und er wollte, dass jener zu ihm aufsah. Remik hatte so oft um Ansehen und Stolz in seiner Familie gekämpft, doch jedes Lob und jede Ehre hatte Reiks gebührt. Immer wurde Reiks bewundert. Immer hatte Reiks alles bekommen, was er wollte. Und dennoch hatte er seinen Bruder geliebt. Nun tat er das aber nicht mehr. Zu viel war geschehen. "Ja, ich hol es mir zurück, aber nicht für dich, mein Bruder. Und ich werde des Rätsels Lösung noch finden, warum es dir so wichtig ist." Remiks raue Stimme durchflutete den großen Bibliothekssaal. "Und am Ende werde ich derjenige sein, der hinabblickt." Wochen vergingen, in denen sich Remik rastlos darum bemühte, eine Spur von Erin zu finden. Jedem Hinweis war er nachgegangen, doch der ersehnte Erfolg war ausgeblieben. Einmal hatte er sogar eine junge Frau gefoltert, ihr eine glühende Eisenstange in den Bauch gerammt, aber die entsetzt geschrieenen Worte halfen ihm auch nicht weiter. Wo mochte dieser Mistkerl nur stecken? Remik raufte sich die strähnigen langen Haare. "Bringt mir was zu essen!" Mit funkelnden Augen stierte er zwei Bedienstete an, die sofort den Saal verließen. Als ihm die geforderten Speisen serviert wurden, griff er nach dem Arm eines jungen Mannes. Mit roher Gewalt zwang er diesen in die Knie. "Wer ist dein Herr?" "Ihr, mein Herr." "Wen verehrst du?" "Euch, mein Herr.", flüsterte er halb verängstigt, halb angewidert. "WEN VEREHRST DU?", schrie Remik dem dunkelhaarigen Ergebenen ins Gesicht. Mit aller Mühe versuchte dieser sich zusammenzureißen und seine Stimme zu festigen. "Euch, mein Herr." Remik ließ von ihm. "Nun geh!" Unsicheren Schrittes brachte der junge Mann zunehmend Distanz zwischen sich und Remik, verschwand letztendlich erleichtert hinter der großen schweren Tür. Gierig nahm Remik eine Keule in die eine Hand und biss in das heiße Fleisch, dessen fettiger Saft an seinem Kinn hinab lief. Mit der anderen packte er sich ungestüm ein Glas und vergoss so den halben Wein, der ihm kurz vorher eingeschenkt worden war. Schmatzend sank er in sich zusammen und grübelte. Während er immer wieder von neuem seinen Mund füllte, dachte er darüber nach, wie er Erin doch noch kriegen könne. Als er den letzten Bissen hinunterwürgte, rülpste er laut auf, hämmerte sich auf die Brust und gähnte anschließend herzhaft. Gesättigt und damit zumindest zum Teil befriedigt schlief er ein... Das wenige Licht, das die Kerzen spendeten, genügte eigentlich nicht zum Lesen. Doch Erin saß tief gebeugt über einem großen Buch und kaute auf dem Federkiel in seiner Hand herum. Die tiefen Furchen in seinem Gesicht schienen immer tiefer zu werden. Die Ringe unter seinen Augen waren dunkel und eingefallen. Unverständliche Worte drangen aus seinem Mund. Erschöpft schrieb er etwas auf eines der unzählbaren losen Blätter neben ihm. Seine Finger führten die Feder so schwach, dass er mittendrin wegrutschte und das Tintenfass dabei umstieß, das dicht neben seiner Hand geruht hatte. Schwarze zähe Flüssigkeit verbreitete sich unaufhaltsam. "Verdammt!" Erhitzt nahm er ein Leinentuch zur Hand und tupfte zitternd die überschüssige Tinte weg. Aber er war nicht schnell genug gewesen. Als er das Tuch beiseite geworfen hatte, zog er ein erschütterndes Resultat. Drei Blätter voll mit Aufzeichnungen waren halbwegs ruiniert. Zornig riss er den unbrauchbaren Teil ab, zerknüllte ihn und warf ihn in eine Ecke. Erin stand auf und ging fluchend nach draußen. Wohlwollend sog der den frischen Duft von reiner, ungebrauchter Luft ein. Er stieß mit seinem Fuß einen Stein zur Seite und ging ein paar Schritte auf und ab. Wie lange er schon nicht mehr hier draußen war, vermochte er nicht zu sagen. Doch auch wenn es sich nur um Tage handeln konnte, kam es ihm doch fast wie sein ganzes Leben vor. Seit er zum ersten Mal in Berührung mit 'Inauguration' gekommen war, waren für ihn alltägliche Dinge nichtig geworden. Sie hatten an Glanz und Bedeutung verloren. Diese unbekannte Sprache, diese eigenartigen Gebilde und Zeichen hatten ihn gänzlich eingenommen. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als sie zu entschlüsseln und Kira von Ohiyama für sich zu gewinnen. Je mehr er über sie und ihr noch bevorstehendes Leben wissen würde, desto mehr könnte er sie in seinen Bann ziehen. So hoffte er zumindest. So dachte er. So war er überzeugt. Kalte Luft wehte von Osten her. Er zog die Jacke, die er trug, fester um sich. Er hörte seinen Magen knurren. In dem Wissen, dass in seinem Versteck nichts mehr Essbares zu finden war, er aber was zu sich nehmen musste, um wieder zu Kräften zu kommen, machte er sich auf den Weg ins Dorf, das am Fuße des Berges angesiedelt war. Schweren Schrittes lief er den steilen Hang hinab. Ein paar kleine Steine, die ab und an unter seinen Schuhen wegrutschten, erschwerten den Abstieg ungemein. Wild keuchend war er froh, als er wieder festen Untergrund unter sich hatte. Doch er hatte keinen besseren Platz gefunden. Die halb verfallene Hütte war ihm vor Wochen gerade recht gekommen. Er hatte sie notdürftig umgebaut, so dass er darin seiner Arbeit nachgehen konnte. Seitdem hauste er dort und besorgte sich ab und an ein paar Lebensmittel aus der Siedlung, die nun direkt vor ihm lag. Die verächtlichen Blicke der Bewohner war er mittlerweile gewohnt. Er scherte sich nicht mehr um das Gerede, das wegen ihm aufkam. Mit hängenden Schultern lief er geradewegs auf einen Stand zu, hinter dem ein älterer Mann mit blendend weißem Haar stand. "3 Laibe Brot bitte." Während der Bauer seiner Arbeit nachging, warf Erin verstohlene Blicke umher. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass nicht mehr als das übliche Misstrauen entgegengebracht wurde, bedankte er sich knapp, legte ein paar Münzen auf den langen Tisch und machte sich auf den Rückweg. Er hatte das Dorf schon fast hinter sich gelassen, da hörte er zwei Frauen miteinander tuscheln. Nur wenige Wortfetzen schnappte er auf, doch die genügten ihm, um schneller zu gehen. Als er aus ihrem Blickfeld verschwunden war, rannte er. Völlig atemlos erreichte er seine Behausung. /Er ist also doch hinter mir her. Ich muss schleunigst hier weg./ In überstürzter Hast packte er seine wenigen Sachen zusammen, wickelte 'Inauguration' trotz der Eile sorgfältig und mit aller Vorsicht in den braunen Stoff, knotete ein dünnes Seil herum und vergewisserte sich, dass das Buch sicher aufbewahrt war. Ohne einen Blick zurückzuwerfen machte er sich auf und davon. "Wo ist er hingegangen?" Remiks harter Gesichtsausdruck schüchterte die Frau ein, die er am Arm gepackt hatte. Das hagere Weib deutete weg von der Siedlung in Richtung des Berges. "Männer, gehen wir!" Er schubste sie von sich weg, so dass sie auf die Holzbretter ihres Hauses prallte. /Endlich hab ich dich! Ich kann es kaum erwarten, dich zwischen die Finger zu bekommen und zu zermalmen./ Sein höhnisches Gelächter ging im lauten Getrappel der Hufe unter. Als er seinem Pferd die Sporen gab, wieherte es und schwebte dahin. Remik trieb es den unebenen Hang hinauf, trieb immer wieder von neuem die Sporen in das erhitzte Fleisch. Als der Weg sehr schmal wurde, scheute der braune Hengst und warf seinen Reiter ab. "Herr!?" Zwei Männer waren sofort von ihren Pferden gesprungen und griffen Remik unter die Arme, um ihm aufzuhelfen. Sobald er wieder auf den Beinen war, schüttelte er die beiden ab und fluchte dem Tier hinterher, das das Weite gesucht hatte. "Herr, der Weg ist für die Pferde unpassierbar." Remik fauchte den Mann mittleren Alters an, der sich nicht einschüchtern ließ. Cholerisch wandte sich Remik um und stapfte los, seine Begleiter hinterher. Auf der Lichtung angelangt, erspähte er den hinteren Teil einer Hütte. /Also hier hast du dich die ganze Zeit versteckt. Nun sitzt du in der Falle!/ Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen deutete er seinen Männern an, sich um die Hütte herum zu postieren. Er selbst schlich sich nahe an die Tür und legte kurz sein Ohr an die modernden Bretter. Indem er den rechten Zeigefinger hob, gab er einem jungen Mann ein Zeichen, die Tür einzutreten. Dumpfes Zerbersten von morschem Holz war zu vernehmen. "Nun gehört es wieder mir!" Bevor Remik allen voran eintrat, konnte er schon die verängstigte Miene von Erin spüren. Als er sich in der leeren Hütte umblickte, wich jedwede Freude aus seinem Gesicht. Abgestandene Luft hüllte ihn ein. /Zu spät... ich bin zu spät./ Wutentbrannt stapfte er wieder ins Freie. "Dieser verdammte Narr ist mir schon wieder entkommen." "Er kann nicht weit sein." Interessiert schaute Remik den Mann an, der mit keiner Wimper zuckte. "Die Luft drinnen war warm und die Luft roch schwefelhaltig, das heißt, dass er uns vielleicht eine halbe Stunde voraus ist. Und es sind keine Spuren von einem Pferd oder sonst einem Reittier auszumachen. Folglich ist er zu Fuß unterwegs." "Attilus!" Der junge Mann, der die Tür eingetreten hatte, trat vor. "Lauf zurück ins Dorf und bringe einen Ortskundigen her." "Ja, mein Herr." "Der Rest schaut sich weiter hier um." Die Männer verbeugten sich und verstreuten sich in alle Himmelsrichtungen. /Er kann also nicht weit sein... sehr gut, sehr gut./ Er knetete seine Hände und das Grinsen war in sein Gesicht zurückgekehrt. "Habt ihr was gefunden?", rief er in die hügelige Landschaft hinein. Von allen Seiten her drangen nur verneinende Antworten an sein Ohr. /Dieser Erin weiß sich zu tarnen... doch er ist allein, das wird mein Schlüssel zur Macht sein./ "Sucht weiter!" Nach einigen Minuten sah er seinen Gesandten zurückkommen, in Begleitung eines klein gewachsenen Mannes, der aber mühelos mit dem Jüngeren Schritt hielt, obwohl dieser jenen um mehr als einen Kopf überragte. "Guten Tag, Herr. Mein Name ist Sandir Kohr.", stellte sich der Langbärtige vor. Seine weisen Augen glänzten im Licht des Tages und das Grün seiner Iris glich Smaragden. "Also Ihr kennt jeden Winkel hier oben?" "Jawohl, Herr." "Wie weit kommt man in fünfundvierzig Minuten Fußmarsch?" "Kommt darauf an, welchen Weg man wählt." Remiks drängender Blick ließ ich sogleich fortfahren. "Einer führt westwärts um den Gipfel herum und anschließend hinunter ins Tal der rennenden Wiesel. Der andere umgeht die Spitze des Berges ostwärts und mündet in den Feldern von Rentis. Letzterer ist der beschwerlichere und gefährlichere von beiden." "Männer, wir teilen uns auf. Attilus, Unnar, ihr kommt mit mir. Wir folgen Herrn Kohr, der uns sicher über den im Osten gelegenen Weg führen wird." /Erin wird mit Sicherheit diesen eingeschlagen haben./ "Tut mir leid, aber meine Familie erwartet mich." Sandir verbeugte sich kaum merklich und bewahrte seine kühle Distanz. "Ihr werdet fürstlich entlohnt werden." "Ihre funkelnden Steine möchte ich nicht haben." Noch im Sprechen wandte er sich ab und ging. "Selbstherrlicher Trottel.", rief Remik ihm nach. "Also los, wir haben schon genug Zeit verloren." Als er zum dritten Male über einen großen Stein gestolpert war, wünschte er sich, er hätte den leichteren Weg genommen. Doch die Gier, Erin selbst erledigen zu können, trieb ihn weiter an. /Nicht umsonst habe ich Kopf und Kragen riskiert, um hierher zu gelangen... es kostete mich Unmengen von Edelsteinen, um die notwendigen Informationen über Erins Erscheinen zu bekommen. Und beinahe wäre ich dabei selbst zugrunde gerichtet worden. Doch dem Bastard hab ich's gegeben.../ Mit Genugtuung erinnerte sich Remik an den Zweikampf, den er mit Werther Dunkolm persönlich bestritten hatte. Werther war der Graf des benachbarten Landes und hatte ihn herausgefordert. Da Remik mit faulen Tricks, die er bis heute nicht zugeben würde, gewonnen hatte, war Werther gezwungen zu offenbaren, wo er Erin gesichtet hatte. Aber nicht nur das. Es war noch um vielmehr gegangen. Um das Buch. Um 'Inauguration'. /Es gleicht einem Kompass. Angeblich soll es die zukünftigen Geschehnisse vorhersagen. Die Geschichte, die darin erzählt wird, soll den Pfad weisen, dem der Auserwählte zu folgen hat, um Macht zu erhalten... deswegen ist Reiks so versessen darauf... ich werde ihm zuvorkommen. Und wenn ich es gefunden habe, dann werde ICH diese Macht-/ Eine aufgeregte Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. "Da vorne ist etwas." Remiks Augen folgten der Richtung, auf die der junge Attilus verwies. Aus der Ferne sah es wie ein Beutel aus, was sich dann auch bewahrheitete. Unnar hob ihn auf und roch daran. "Brot... man riecht es noch. Jemand hat ihn vor kurzem hier fallen gelassen." "Erin." "Gut möglich, Herr." "Schneller... wir müssen schneller gehen. Bald haben wir ihn." Alle beschleunigten den Schritt. Unaufhaltsam verfolgten sie Erins Fährte. "Du entkommst mir nicht,", zischte Remik vor sich hin... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)