Guten Morgen!...liebe Sorgen...
"...mh?"
Inuyasha öffnete die Augen. Die Sonne war noch nicht richtig aufgegangen. Das dämmrige Sonnenlicht tauchte den Wald in einen rötlichen Schimmer. Die Luft war kühl und feucht. Dementsprechend fühlte sich auch Inuyasha. Er sprang von seinem Lieblingsbaum und schlenderte gemächlich zum Dorf.
Der Boden war nass und schlammig. Doch daran hatte sich der Halbdämon schon gewöhnt. Diese dumme Fußbekleidung der Menschen war viel zu eng, er würde und wollte sie nie tragen! Ein paar Bauern waren auf den Feldern, der Rest des Dorfes schlummerte noch. So auch Kagome, Miroku, Sango, Shippou und Kiara.
"Wie können die nur so lange schlafen!?" Es sind nun schon drei Stunden verstrichen, und sie schliefen immer noch. Normalerweise hätte sich Inuyasha die Zeit mit dem Verwandeln von Dämonen zu Puzzleteilen vertrieben, aber heute hatte er keine Lust. Vielleicht hatte er ja heute auch keine Lust überhaupt auf Splittersuche zu gehen. In letzter Zeit ist ihm bewusst geworden, dass er es nicht mehr so eilig hat, das Juwel zu vervollständigen. Sei es, weil die gemeinsame Suche ihm viel Spaß bereitet oder sei es, weil er nicht weiß, was er tun soll, wenn der Klunker wieder ganz ist.
Die Tür von Kaedes Hütte öffnete sich und Sango kam heraus. "Schläft der Rest etwa immer noch?" murrte Inuyasha, der an die Hüttenwand gelehnt war. "Lass sie doch schlafen, gestern war ein harter Tag. Ich geh zum Fluss und mach mich frisch." Ohne sie weiter zu beachten hing Inuyasha weiter seinen Gedanken hinterher.
"Was? Ein Fremder in seltsamen Kleidern?" "Ja, ich hab ihn vorhin gesehen, als ich im Wald war." Inuyasha wurde aufmerksam. Mal davon abgesehen, dass den Dorfbewohnern schon mehrere Male eingehämmert wurde, sie sollen nicht ohne jegliche Begleitung in den Wald, war er neugierig geworden. Ein Fremder lässt sich hier selten Blicken!
Da er nichts weiter zu tun hatte machte er sich auf zu dem Teil des Waldes, in dem der Dorfbewohner den Fremdling gesehen hatte. Langsam bemerkte Inuyasha etwas...es war Frühling, da erwartet man zwar nicht gerade die Rekorde eines Hochofen zu brechen aber es sollte frisch sein, aber es war kalt.
Gehend durchstöberte er den Wald. Ohne auf den Boden zu achten setzte er einen Fuß nach dem anderen bis er in eine merkwürdige Pflanze trat - ein Fehler. Inuyasha trat nur in die Blüte, der Rest schoss nun aus dem Boden. "Ein bisschen Action kann ja nie schaden!" Die Lianen des kürbisartigen Gewächses umschlängelten Inuyashas Taille und quetschten diese. Bis Der Halbdämon den Klammergriff durch ein Sankontessou beendete.
Mit fiesem Grinsen zückte er Tessaiga und schlug den Kürbis entzwei. "War das ein Dämon? Die lassen sich auch immer mehr einfallen..." Der Kürbis hinterließ bei seiner Teilung ein Sporenmeer. Ganz benommen vom Anblick - oder eher von der Wirkung der Sporen auf seine Wahrnehmung - ließ er sich an einem Baumstamm nieder und nickte ein.
Späher
"Inuyasha? Inuyasha! *Batsch!*" "Au! Was soll das?" Besagter sprang auf und starrte Sango an. "Was fällt dir ein, mich zu schlagen?!" "Du hast hier am Boden gelegen und bist nicht aufgewacht. Du hättest dich erkälten können." "Erstens war ich wach und wollte...die Dämonen in eine Falle locken, genau! Und zweitens kann sich ein mächtiger Halbdämon wie ich sich nicht erkälten!" Mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck wendete sich Sango wieder Richtung Dorf zu.
"Was hast du hier überhaupt verloren?!" "Ich wollte mich kurz am Fluss waschen, falls du das schon vergessen hast...und der liegt ganz in der Nähe von deinem Schlafplätzchen eben. Und du warst vermutlich wieder auf Dämonenjagd." "Ich hab nach einem gewissen ,Fremden' gesucht, von dem zwei aus dem Dorf gesprochen haben! Hast du jemanden gesehen?" "Ja. Einen seltsam gekleideten Mann. Ich konnte ihn nicht verstehen, er sprach eine andere Sprache. Er sah freundlich aus, da habe ich ihm die Richtung zum Dorf gezeigt." Inuyasha blieb stehen und sah sie geschockt an. "Du hast WAS?! Und wenn das ein Dämon war!" "Das war bestimmt keiner. Und wenn, dann hätte er das Dorf so oder so gefunden."
Im Dorf angekommen durchforstete Inuyasha dieses. Sango kehrte zu den anderen zurück, die in Kaedes Hütte warteten. Kagome schaute auf. "Guten Morgen Sango. Wo warst du?" "Am Fluss." Kagome nickte nur. Es ist aber schnell kalt geworden, dachte sie nur. "Wo ist Inuyasha?" "Der ist auf der Suche nach einem Mann in einem komischen Kostüm. Ich hab ihn am Fluss gesehen, konnte ihn aber nicht verstehen, da hab ich ihn ins Dorf geschickt, vielleicht kann ihm hier jemand weiterhelfen - was immer er auch will."
Eine halbe Stunde verging bis die Tür aufschleuderte. "Inuyasha! Sei nicht so grob!" ermahnte ihn Kagome, doch er hörte nicht. "Das war bestimmt ein Dämon! Er wollte das Dorf nur ausspähen, um es platt zu machen!" "Sei nicht so pessimistisch. Nicht jeder, der ein bisschen anders aussieht ist auch gleich ein Dämon." Ein Bibbern lag in der Stimme des Schulmädchens, welches Inuyasha nicht verborgen blieb. "Hier!" sagte er und schmiss Kagome sein rotes Suijkan-Oberteil zu. "Danke." sagte sie mit einem Lächeln, dass ihm genug Wärme spendete, um dass Oberteil zu ersetzen. Durch sein dünnes Hemd war aber trotzdem noch die kühle Brise von draußen zu spüren, so schloss er die Tür und ließ sich bei den anderen nieder. Sie beredeten die Vorgangsweise für den heutigen Tag.
Einen Katzensprung entfernt in einem Lager...
"Was gedenkst du zu tun, John?" "Wir können nur hoffen, dass dieser alte Greis, den die Yorkshire vor ein paar Jahren von ihrer Expedition mitgebracht hat die Sprache dieser Leute spricht." John ging in sein Zelt zurück. Der andere Mann rieb sich vor Kühle die Hände und setzte sich an das Lagerfeuer zu ein paar anderen Männern, die bizarre Stäbe putzten...
Höhlenfieber
"Warum ist es heute nur so kalt?!" bibberte Kagome. "Ungewöhnlich für diese Jahreszeit...und erst recht für diese Region" "Ach ne!" schnauzte Inuyasha Miroku an und riss die Tür auf. "Wenn es euch Frostbeulen zu kühl ist, dann hör ich mich eben um!"
Unterdessen hatte sich im Dorf schon ein blauer Dunst niedergelegt. Am Ende der Reisfelder sah Inuyasha zwei Gestalten, die sich mit einem Bauer unterhielten. "Die Kamasuki-Höhle liegt nord-westlich des Waldes. Folgt dem Fluss einfach in Richtung Norden und Ihr könnt sie nicht verfehlen." Die beiden bedankten sich bei dem Bauer und gingen in die besagte Richtung. "Hey, Reishüter!" "Nennt mich nicht so! Was wollt Ihr?" "Was wollen denn diese Typen in der Kamasuki-Höhle?" "Woher soll ich das denn wissen, geht ihnen hinterher und fragt sie selbst. Und wenn Ihr demnächst was zu essen haben wollt, dann lasst mich jetzt um die Felder kümmern...aber wenn es weiterhin so kalt bleibt, fällt wohl die Ernte aus."
Den letzten Satz hörte Inuyasha gar nicht mehr und lief den beiden Reisenden hinterher um sie auszuquetschen.
"Wo bleibt er schon wieder?" "Er wird sicherlich schon wieder die Zeit vergessen haben." Beruhigte Kaede die aufgebrachte Kagome, während Miroku und Sango mit Felldecken zur Tür hinein kamen. "Die sollten reichen!" meinte Miroku und setzte sich auf den Stapel Fell.
Inzwischen hatte Inuyasha die Wanderer eingeholt und im Nacken gepackt. "Lass uns los!" schrie einer der beiden und zog ein Stilett, mit dem er versuchte den hinter sich stehenden Halbdämon zu stechen. Seinen neuen Suijkan versuchend nicht zu ruinieren ließ er sie los. "Was willst du...Dämon von uns!" "Was führt euch in die Kamasuki-Höhle? Doch nicht etwa ein -Juwelensplitter-?!" sagte Inuyasha mit sarkastischem Unterton und starrte die beiden an.
"Wieso sollte ich dir das verraten?" "Weil...ihr mich sonst nicht mehr los werdet." "Hey, Taichii, der sieht so aus, als wäre er hartnäckig..." sagte der eine Reisende zum anderen. "Mh, na schön. In der Höhle soll es ein altes Artefakt von hohem historischem Wert geben. Wir wollen es aus der Höhle bergen, um mehr über ein altes Volk zu erfahren, welches hier in der Nähe gelebt haben soll." Inuyasha schien enttäuscht: "Was?! Mehr nicht?" Plötzlich kam Inuyashas Gegenüber eine Idee: "Naja, es soll dort auch den ein oder anderen Perlen...ähm, ich meine Juwelensplitter geben!" "Geht doch!"
"Hey, was hast du dem Spinner da erzählt? Jetzt klebt der uns am Hacken!" "Denk an den Wächter des Artefakts..." flüsterte Taichii seinem Gefährten, während Inuyasha hinterher trottete. "Der sieht so aus, als könne er sich verteidigen..."
In einem Dorf westlich der gesuchten Höhle...
"So, alter Mann. Frag diesen Händler, ob er wisse, wo sich die Kamasuki befindet!" Eine Gruppe der Fremden waren in einem Dorf angekommen. Da sie die Sprache der Einheimischen nicht verstanden, benutzen sie ein Souvenir eines Abenteurers, der es bereits vor einigen Jahren die östliche Welt erreichte: ein alter Flüchtling, der nun den Dolmetscher spielt. Der Trupp wird von den Dorfbewohnern gemieden, da sie sehr auffällig gekleidet sind.
Nachdem sie den Ort der Höhle erfahren hatten setzten sie ihre Reise fort.
"So, da wären wir!" Taichii stand vor dem Eingang der Kamasuki. Inuyasha stürmte in Richtung Dunkelheit. "Halt!" "Was denn noch?!" "Die Höhle ist ein komplexes Tunnelsystem, du würdest dich auf Anhieb verlaufen! Kentaro, gib mir den Kompass!" Taichii streckte die Hand aus und Kentaro gab ihn den Kompass. Inuyasha schaute ihm ungeduldig zu. "Im ersten Teil des Gewölbes den nordöstlichen Gang." Er ging voraus, Kentaro und Inuyasha folgten ihm.
Allerdings endete der "Komplex" bereits nach einigen Schritten in einer Sackgasse.
Inuyasha trat näher an Taichii heran. "Ich hoffe du hast eine Erklärung, oder dein Leben endet genauso abrupt wie diese Höhle!" "Es gibt für alles eine Erklärung. Derjenige, der mir den Tipp gegeben hat, war ein Betrüger. Aber ich bin mir sicher, dass das Artefakt hier in der Gegend versteckt sein muss!" Während Inuyasha Taichii an die Gurgel wollte, suchte Kentaro die Höhle nochmals ab und stieß auf einen seltsamen Stein in die Höhlenwand....
Unkraut vergeht nicht
Kentaro berührte ihn mit der Hand und schreckte schnell zurück als ein Ast ähnliches Gebilde aus der Wand fuhr, an deren Ende öffnete sich ein Auge. "Uah, ist das eklig!" schrie Kentaro, womit er die Aufmerksamkeit von Inuyasha und Taichii auf sich zog. Inuyasha ging näher an das Auge heran. "Mh..." Hastig schaute es sich um und bemerkte schließlich, dass ein paar Zentimeter weiter schon die Augen eines gewissen Halbdämons ruhten.
Dieser zog auch schnell Tessaiga aus der Scheide und trennte das Auge vom Ast. Schlechte Idee, wie sich kurz darauf herausstellte. Die Wand brach auf und heraus kam noch mehr Geäst. "Ups." entfuhr es Inuyasha, freute sich aber heimlich, dass es jetzt endlich wieder ein bisschen Action geben würde. Ein Windstoß durchfuhr die Höhle. "Schnell raus hier!" schrie Taichii und die drei rannten raus. Inuyasha erkannte dort, mit wem sie es zu tun hatten: Das Biest, was ihn schon vor kurzem außer Gefecht gesetzt hatte...er dachte, er hätte das Vieh erledigt.
"WAS TUN MENSCHEN DA! NEIN...DÄMON AUCH DA SEIN!" dröhnte es durch den Wald und eine riesige, hässliche Blüte erhob sich aus den Ruinen der Kamasuki-Höhle. "DU SEIN HALBDÄMON. ICH DICH DAHIN ZURÜCKSCHICKEN, WO EIN TEIL VON DU HERKOMMEN: ZURÜCK IN DIE HÖLLE!" Eine Ranke raste auf Inuyasha zu. Dieser konnte ausweichen und die Ranke drückte sich mit großer Wucht in den Boden.
"Taichii, wir sollten uns vom Acker machen..." "Nein, Kentaro, schau, da oben in der Blüte!" Beim genaueren Hinsehen konnte man ein dunkles Glänzen erkennen. Kentaro bekam glänzende Augen: "Das...Artefakt, nachdem wir gesucht haben!" Taichii fügte hinzu: "Dieses Teil hat einer einstigen Blume wohl diese dämonischen Kräfte..." Taichii musste ausweichen, da eine Ranke sich in seine Richtung mit rasanter Geschwindigkeit bewegte. "Beeil dich!" rief Kentaro Inuyasha zu. "Inuyasha drehte sich zu ihm um. "Ich kann auch verschwinden und euch hier lassen! Das Mauerblümchen hier würde sich freuen!"
Mit Tessaiga trennte er eine der Ranken ab. "AH! DU ES PROVOZIEREN! HALBMENSCH!" Inuyasha wusste, dass er der Kamasuki-Blume im Zentrum am meisten Schaden würde. Die Blüte war sein Ziel, nur befand sich diese bereits hinter einem dicken Vorhang Ranken und Ästen. Die mussten weg - genau die richtig Aufgabe, Tessaiga als Häcksler einzusetzen. Taichii und Kentaro mussten hinter einem Baum in Deckung gehen, um nicht von umher fliegenden Pflanzenteilen getroffen zu werden.
Inuyasha kämpfte sich durch und wurde wuchtig von der Seite getroffen. Er richtete sich schnell wieder auf, da nun auch Wurzeln aus dem Boden hervor schossen und ihn versuchten, am Bein zu packen. Zu allem Überfluss nahm er auch noch den feinen Staub war, durch den er letztens völlig aus der Bahn geworfen wurde. ,Ich muss...mich........beeilen!' Doch er merkte nicht, dass ein wahrer, beweglicher Baumstamm auf ihn zu raste. Kurz bevor dieser Inuyasha wohl sämtliche Knochen gebrochen hätte zerfledderte er, ein lauter Knall ertönte - hinter Inuyasha.
"Was..." Die seltsamen Leute, von denen jeder in Kaedes Dorf zu sprechen schien standen dort. Es waren fünf Mann, alle hatten in der Hand ein Rohr aus dem eine Rauchfahne schwellte. Der alte Mann ("Der Dolmetscher") war auch bei ihnen und rief zu Inuyasha: "Junge, bring dich in Sicherheit!" Aber Inuyasha dachte noch nicht einmal dran. "WAS?! NOCH MEHR MENSCHEN! MIT WAFFEN DES FEUERS! STERBEN IHR AUCH WERDET!"
Mit dem Feuerschutz der Fremden konnte Inuyasha nah genug an die zentrale Blüte herankommen, er holte aus und stieß Tessaiga genau in den schwarzen Blütenstand. "HALBMENSCH!" war das letzte, was die Kamasuki-Blume kreischen konnte, bevor sie verwelkte und sich der Staub wie ein schwarzer Schimmer über den Wald legte.
Inuyasha kniete sich vor Erschöpfung auf den Boden und holte tief Luft, während Taichii und Kentaro dahin rannten, wo noch vor kurzem die Blüte war, um das gesuchte Artefakt zu bergen. "Ah, da ist ja das gute Stü..." "Festhalten!" Bevor die beiden sich das glanzvolle Relikt anschauen konnten, packte sie Inuyasha unter den Armen und verschwand in Richtung Wald. "Los, Männer, lasst sie nicht entkommen!" befahl der Anführer der Gruppe, die eben noch im Kampf gegen die Blume geholfen hatten. Seine Leute versuchten, die hüpfende Menschentraube zu treffen, was ihnen jedoch nicht gelang. "Verdammt, sie sind uns zuvor gekommen!" "Was nun John?" "Wir müssen hinterher!"
Kurz vor Kaedes Dorf setzte der Halbdämon die ihm bereits zu schwer gewordenen jungen Männer ab - unsanft. "Autsch! Ist das der Dank dafür, dass wir dir den Weg zur Höhle gezeigt haben?!" jaulte Taichii, bevor es für ihn eine Kopfnuss mit der Faust gab. "Das war der Dank...gib mir das Ding mal." Inuyasha riss es an sich und beäugte das Artefakt, was an ein winziges Schwert erinnerte. "Ist da ein Juwelensplitter drin?" "Ich sage mal ganz vorsichtig nein, da..." "ARGH!" Inuyasha war schon daran, das Teil in den Wald zu feuern, bevor Kentaro es ihm aus der Hand reißen konnte. "Macht doch was ihr wollt..." Inuyasha stapfte davon, doch er lag wenig später auf dem Boden. Keine Kagome da und er küsste einfach so den Boden?
Er richtete sich auf und schaute hinter sich: Eis! Im Frühling? Es war wirklich kälter, kälter als noch heute morgen. "Was ist hier los?!" Taichii hielt sein Artefakt in Augenhöhe. "Vielleicht hat das hier eine Antwort..."
