Fremde Welten (#1) von Purple_Moon (Das Reich der Schatten ist gar nicht so gruselig.) ================================================================================ Kapitel 69: Erholungsphase -------------------------- Ich komme zur Zeit schnell voran - enjoy! Welt des Blauen Lichts. Sonntag Nacht/Dienstag Fremde Welten 69: Erholungsphase Marik taumelte und schlang die Arme um sich. Der Schmerz war furchtbar, und es war nicht der erste, den er ertragen musste. Mit bloßer Willenskraft hielt er sich auf den Beinen, bis Malices LP auf null waren und er selbst als Sieger feststand. Danach versagte sein Körper ihm den Dienst, aber er hielt mühsam die Augen offen. Denn wie er seine dunklere Seite kannte, war das jetzt noch nicht das Ende... ganz davon abgesehen, dass er sich nicht völlig blamieren wollte. Blacky fing Marik auf. „Gute Arbeit,“ sagte er zu ihm. „Weißt du, dass es komisch ist... in den Armen eines Duelmonsters zu liegen?“ Marik schaffte ein breites Lächeln, auch wenn er viel Arbeit damit hatte, nicht einfach einzuschlafen. „Pass auf... wegen Malice... er wird bestimmt---“ „Das... lasse ich nicht auf mir sitzen!“ Malice kam wieder auf die Füße. „Besiegt wegen eines Kuribohs! Das wirst du büßen!“ Er hatte den Stab in der Hand, der nun hell aufleuchtete. „Aber, aber, wer wird denn gleich...“ Es war Pegasus, der sich ihm in den Weg stellte. Er zog die Haare von seiner linken Gesichtshälfte – und entblößte das Millenniumsauge. „Ich bin völlig ausgeruht, Malice-Boy. Ob Marik-Boy geahnt hat, dass sich das als wichtig erweisen würde, weiß ich nicht, aber that's how it is. Du bist durch das Schattenspiel ermüdet!“ Und Pegasus konnte mit seinem Gegenstand umgehen. Das Auge strahlte hell und ließ die Haare seines Trägers imposant hochwirbeln. Erneut wurde Malice zu Boden geschleudert, und Pegasus überwand mit Eleganz die Entfernung zwischen ihnen, um nachzusetzen, doch da stellte sich Bakura zwischen sie. „Warte, ich habe mit dem da auch noch was zu klären!“ „Fein, fein, Bakura, das ist okay für mich, denn ich möchte nicht meinen Anzug ruinieren.“ Er band die Schleife an seinem Kragen neu und zog sein Jackett glatt. Bakura knackte mit den Fingerknöcheln. Niemand ging dazwischen, als er und Malice eine handfeste Schlägerei anfingen, die dezent im Hintergrund ablief. „Hab ich mich getäuscht, oder... hat er Bakura nur Bakura genannt, und... und nicht Bakura-Boy?“ erkundigte Marik sich. Vielleicht schwand ja auch sein Hörvermögen. „Ich glaube das war so. Da kommen Tristan und Duke. Ich lass dich mal in ihrer Obhut, ja?“ Marik nickte, und Blacky zog sich vorsichtig von ihm zurück. Tristan zog seine Jacke aus und faltete sie zusammen, um sie unter Mariks Kopf zu legen. „Ruh dich ruhig aus, Kumpel, wir machen den Rest. Du hast ihn fertig gemacht, superklasse!“ „Hmmm...“ Marik hob die Dueldisk und sah, dass er noch 700 Lebenspunkte übrig hatte, somit standen die Chancen gut, dass Arcana wieder in Ordnung kommen würde. Er ließ den Arm sinken, und auch seine Augenlieder senkten sich. Er wollte sie nur kurz schließen, aber für die nächsten paar Stunden blieb es dabei. Blacky erhob sich und sah sich Sorc gegenüber. Doch dieser stand ganz entspannt da, keineswegs angriffsbereit. Der Chaoshexer deutete mit dem Kopf in Malices Richtung. „Er... ist ein schlechter Verlierer. Naja.“ Bakura und Malice waren zu roher Gewalt übergegangen und hatten ihren Millenniumsgegenstände vergessen. Sie beharkten einander mit Fäusten, Fingernägeln, Zähnen und zogen sich gegenseitig an den Haaren. „Wie Mädchen,“ kommentierte Blacky. „Nun ja, wenn's hilft,“ meinte Sorc. Beide wandten ihren Blick von der Szene ab und wieder einander zu. Es war ein merkwürdiger Moment, denn sie wussten nicht recht etwas zu sagen. „Ich bin überrascht, dass du nicht auch noch... stänkerst,“ meinte Blacky schließlich. Der andere zuckte mit einer Schulter. „Hatte ich mir überlegt, aber es ist so würdelos, nach der Niederlage noch verzweifelte, hinterhältige Angriffe zu veranstalten, damit macht man sich nur lächerlich.“ „Sag... Vater...“ Blacky probierte das Wort auf der Zunge. Sorc hob bei der zögerlichen Anrede erstaunt eine Augenbraue. „Was habt ihr euch eigentlich dabei gedacht? Wir haben uns die ganze Zeit gefragt, wozu ihr das alles gemacht habt... Ihr habt nicht wirklich gedacht, ihr könntet diese Welt erobern, oder?“ „Hahaha... nein, Junge. Ich jedenfalls nicht. Malice kam auf mich zu und schlug vor, in die Welt des Blauen Lichts zu gehen und dort die Karriere zu machen, die ich im Schattenreich nicht hatte. Er versicherte, dass er eine Organisation hatte, die dabei helfen würde. Es war sehr verlockend für mich. Weißt du, ich wurde nicht in den Zirkel des Bösen aufgenommen, also wollte ich denen zeigen, was ich drauf hab. Jedoch wurde mir hier dann klar, dass Malice wohl hauptsächlich Rache als Motiv hatte. Er wollte den Pharao leiden lassen und dann töten. Ich weiß nichts über diese Welt, also bin ich bei ihm geblieben und habe ihm weiter geholfen.“ „Moooment... du hast das alles gemacht, um dem Zirkel des Bösen beitreten zu können?“ „Tja, so war's. Ich hatte mich beworben, wurde aber abgelehnt. Dreimal.“ „Oh Mann... Und wie soll es jetzt weitergehen?“ „Nun... der Sieger kann bestimmen, was mit dem Verlierer geschehen soll. Malice hatte vor, sich je nach Ergebnis eine Schicksalsstrafe auszudenken, wenn das Duell vorbei ist. Also...?“ „Hm? Oh, ich soll...“ Offensichtlich, denn Marik war ja eingeschlafen. Doch Blacky war gewissermaßen sein Partner im Kampf. „Ähm... ich hab vorher noch was zu erledigen, ja?“ Blacky schritt davon und suchte nach Dark. Über dem Duellfeld lösten sich lautlos die Stundengläser auf und gaben ihre Insassen frei. Auch die Geiseln wurden erlöst. Yugi, in seiner Gestalt als Himmelsdrache Slifer, fing Yami mit seinem Schwanz auf und umwickelte ihn, so dass er ihn vorsichtig auf dem Boden ablegen konnte. Schützend wand er seinen Körper um den Bewusstlosen, denn... es waren noch immer Feinde da. Die Rare Hunter versuchten zu fliehen, doch sie konnten den Spielbereich nicht verlassen. Das hielt sie nicht davon ab, es zu versuchen. Da Malice nicht oft angegriffen hatte, ging es den meisten gut, und auch jene, die für die Angriffe des Vampirlords bzw. Vampir-Genesis und Sorcs gelitten hatten, hielten sich noch auf den Beinen. Das beruhigte Yugi, obwohl er als Slifer immer eher skrupellos war und fand, dass sie es eigentlich nicht verdient hatten, dass er sie bemitleidete. Dark kam zu ihm herüber. „Alles klar bei dir, Yugi? Versuch, dich zurück zu verwandeln. Das Duell ist zu Ende.“ Yugi fiel es gar nicht schwer dieses Mal. „Oh... das war einfach...“ Auch seine Kleidung war noch heil, obwohl sie im Reich der Schatten immer kaputt ging, wenn er sich verwandelte. „Dark, bist du in Ordnung?“ „Ja doch.“ Dark machte sich mehr Sorgen um Yami als um sich selbst. Er kniete nieder und prüfte die Lebenszeichen des Jungen. Dabei blitzten leichte elektrische Entladungen an seinen Fingern auf. „Er ist sehr geschwächt... aber er wird’s überstehen.“ Yugis Großvater und Thea erschienen bei ihnen. „Wir kümmern uns um Yami,“ versprach Thea. „Uhm... was passiert jetzt? Musst du wieder ins Schattenreich, Yugi?“ Yugi sah fragend zu Dark auf, denn er selbst wusste keine Antwort. „Das Duell ist vorbei, und jeden Moment werden sich die beiden Welten wieder voneinander lösen und alle dorthin mitnehmen, woher sie kamen,“ erklärte Dark. „Wir müssen einen anderen Weg finden, um dich und deine Freunde zurück zu schicken, Yugi.“ „Es geht mir dort gut,“ versicherte Yugi seinen Freunden rasch, solange er es noch konnte. „Macht euch keine Sorgen um mich.“ Nun kam auch Blacky zu ihnen. „Dark...“ Die beiden fielen sich in die Arme und umschlangen einander mit solcher Gewalt, als wäre es das letzte Mal, dass sie dazu Gelegenheit haben sollten. Dass dabei zwischen ihnen Funken sprühten, wurde dezent ignoriert. Yugi wusste genau, wie es ihnen ging... und wünschte sich, Yami wäre bei Bewusstsein. Es war eine einmalige Gelegenheit, noch nie hatten beide einen Körper gehabt. Nur in diesem Schattenspiel war es möglich, doch leider hatte es seinem Partner zuviel abverlangt. Genesis mutierte in seine Normalgestalt zurück. „Appi, was für eine Augenweide!“ Er musterte den jungen Magier viel sagend von oben bis unten. „Freut mich, dass du die Sense benutzt.“ „Ja, vielen Dank nochmal! Boah, ich hab geträumt, dass all meine bisherigen Meister und die Akademie mir schlechte Bewertungen schicken und sogar die Produktion meiner Karte eingestellt wird! Dann hat man mir gesagt, ich müsse ein Krieger werden, weil ich als Magier nichts tauge...“ Appi sah sich um. „Yugi! Mann, war das ein Spaß! Hast du mich gesehen? Woahahahaaa!“ „Ja, Appi, das war cool! War es nicht das, was du wolltest?“ Yugi gönnte es ihm. „Aber du hast jetzt auch eine Spielkarte, ist das nicht super?“ begeisterte Appi sich weiter. „Oh... ähm...“ Schon, aber genau genommen wusste Yugi nicht recht, was er davon halten sollte. Es war ein seltsames Gefühl. Indessen hatten sich Blacky und Dark wieder voneinander trennen können, zumindest teilweise. Sie standen noch dicht beieinander. Blacky hatte seine Stirn gegen Darks gelegt, und seine Hände strichen immer wieder durch sein Haar. Dark ließ es sich einfach gefallen und hatte die Hände um Blackys Hüften gelegt. Doch nach wenigen Minuten mussten sie ganz voneinander ablassen. Yugi spürte, dass zwischen ihnen noch immer gedankliche Kommunikation ausgetauscht wurde, denn das ging viel schneller, als Worte zu formulieren. Blacky wandte sich nun seinem kleinen Schützling zu. „Yugi... vergib mir, dass ich dich verlassen habe, ich hätte eigentlich hauptsächlich für dich da sein müssen und---“ „Nein, nein, schon gut,“ unterbrach Yugi ihn. „Du konntest kaum darüber nachdenken, als du vor der Entscheidung gestanden hast, ob du Sorc und Malice folgen sollst oder nicht. Ich glaube, dass deine Entscheidung gut war.“ Der Magier nickte unsicher. „Ich muss dieses Schattenspiel jetzt beenden... als Sieger steht das Marik zu, oder eben mir als seinem Vertreter...“ Er schaute sich um, ob denn alle bereit waren. „Ich warte nur noch kurz auf Crimson...“ Crimsons Kleidung hatte wieder ihre normale Form angenommen. Er stand unter Arcana, als dieser von seinen Schattenspiel-Fesseln loskam und etwa zwei Meter weit auf den Boden fiel. Crimson fing ihn auf. Warum, war ihm nicht ganz klar. Der Mann war ja sowas von peinlich! Er hatte kein Rückgrat, jammerte immer gleich und schummelte, wo er konnte. Aber was wollte man erwarten... er war kein echter Magier, sondern ein Trickzauberer. An sich machte das Crimson nichts aus, er hatte es sich auch gerne gefallen lassen, von Arcana gespielt zu werden, denn dieser konnte gut mit den Karten umgehen, die Crimson im Duell unterstützten und eigentlich mochte er seine hinterhältige Art. Naja, das hatte er getan, bis zu jener Sache mit Ectoplasmer, als er hatte erkennen müssen, dass er nicht mehr als ein Diener für Arcana war. Genau diese Einstellung störte ihn. Mehr noch, als dass sein Spieler ihn für Ectoplasmer geopfert hatte – das an sich war etwas, was ein treues Duelmonster bereitwillig mit sich machen ließ, wenn es zum Sieg führte, aber dann wollte man dafür auch eine gewisse Dankbarkeit und Respekt. Crimson spürte zu seinem Verdruss, dass er noch eine gewisse Bindung mit dem Kerl hatte, aber sie war nicht zu vergleichen mit der zwischen Dark und dem Pharao. Ganz und gar nicht. Dark hatte in jenem Duell seine eigene Seele benutzt, um Ectoplasmer abzuwehren und seinen Herrn zu schützen. Das hätte Crimson nicht getan. Er legte Arcana auf den Boden und betrachtete ihn. Vielleicht, überlegte er, will uns das Schicksal ja auch etwas über uns selbst sagen, wenn es denjenigen wählt, mit dem wir auf diese Art verbunden sind... vielleicht war Arcana so etwas wie ein vorgehaltener Spiegel für ihn. Ohne seine übliche Maske sah man deutlich sein entstelltes Gesicht. Dabei hatte er noch Glück gehabt, dass es nur der Bereich um die Augen war, und die Augen selbst hatten nichts abbekommen. Hatte er nicht gerade neulich noch Appi etwas darüber erzählt, dass man eine Maske tragen muss, um nicht schwach zu wirken? Er wollte einfach weggehen und Arcana den Freunden von Yugi überlassen. Aber er brachte es irgendwie nicht fertig und erwischte sich schließlich dabei, wie er ihm das Gesicht tätschelte, um ihn aufzuwecken. Es funkte bei jeder Berührung. Der Mann atmete noch und kam schließlich mit einem leisen Stöhnen zu sich. „Schwarzer Magier!“ Der Gesichtsausdruck hellte sich auf. „Ich heiße Crimson,“ informierte der Weißhaarige ihn. „Aber hat es dich jemals interessiert, wie dein *Diener* heißt?“ „Aber... du bist eine Spielkarte... Du...“ Arcana schien darüber nachzudenken, ob er träumte. Crimson wollte ihn eigentlich mit Vorwürfen überhäufen. Aber letztendlich konnte man von einem Menschen aus der Welt des Blauen Lichts nicht erwarten, dass er an eine Seele in den Karten glaubte. Jedenfalls in dieser Zeitepoche nicht mehr. Davon abgesehen war er selbst auch kein Heiliger. „Wenn du jemals wieder meine Karte spielen willst, solltest du aufhören, dich selbst zu bemitleiden, und wieder etwas aus dir machen,“ forderte er. „Erst, wenn du dich selbst wieder respektieren kannst, werde ich das auch wieder tun. Ach ja, und vergiss diese Kathrine, oder wie sie hieß... hilft doch nichts.“ Damit ließ er den Rare Hunter dort liegen, stand auf und sah sich nach den anderen um. Doch er kam nicht weit. „Du!“ Och nööö... Olvin. „Ich werde dich zur Rechenschaft ziehen, Bürschchen!“ drohte der alte Magier. „Ich werde da sein, wenn du gerade nicht damit rechnest! Warts nur ab!“ „Wo ist eigentlich dein Problem?“ Wollte Crimson genervt wissen. „Du hast dich doch anscheinend ganz gut gemausert...“ „Ich hab für einen Irren gearbeitet, weil mich sonst niemand mehr eingestellt hat! Das ist alles deine Schuld, du mit deinen Lügen!“ „Etwas muss ja dran gewesen sein, wenn du tatsächlich von der Akademie verwiesen wurdest. Ich hab jetzt keine Zeit dafür.“ Er drehte sich einfach weg und ließ Olvin hinter sich. Damit, dass manche Leute ihn hassten, musste er wohl leben. Die Gruppe um Yugi und dem bewusstlosen Yami war inzwischen angewachsen, denn auch Joey, Seto, Mava, Neo, Faith, Serenity und Mokuba hatten sich dort versammelt. Er gesellte sich dazu und fragte sich, ob nicht bald wieder die Welten sich trennen würden. Das geschah normalerweise nach einem Schattenduell. „Bakura, würdest du vielleicht mal aufhören, MEINEN Körper zu ramponieren?“ beschwerte sich Ryou, der in Geistergestalt neben der Szene gestanden hatte. Eben hatte Malice Bakura am Auge getroffen, das gab bestimmt ein Veilchen. Leider wurde Ryou weitestgehend ignoriert, da Bakura keine Zeit hatte, auf ihn zu reagieren. Überall liefen Duelmonster umher oder standen herum. Die Rare Hunter waren völlig orientierungslos. Frau Morikawa und Mai waren als Einzige an ihren Plätzen geblieben, weil sie nicht wussten, was sie sonst tun sollten. Ryou konnte sich als Geist umschauen, ohne bemerkt zu werden... oder fast. Er erinnerte sich, dass Blacky Geister sehen konnte, also vermochten es vielleicht noch mehr Wesen. Als er gerade wieder verlangen wollte, dass Bakura mit Malice fertig wurde, kam Bewegung in die Sache. Die Schatten lösten sich einfach auf und nahmen alle Duelmonster mit sich, sofern sie nicht vorher schon in dieser Welt gewesen waren. Aber auch Seto, Joey und Yugi verschwanden wieder, und außerdem Sorc und Malice. Auf einmal war wieder viel mehr Platz, und sie befanden sich völlig unspektakulär wieder auf dem Sportplatz. Die Rare Hunter nahmen die Beine in die Hand und machten sich davon. Lediglich Arcana konnte das nicht. „Hey, was soll das?“ beschwerte sich Bakura, als sein Gegner auf einmal weg war. „Reicht es nicht, dass er dich ramponiert hat? Oder mich, besser gesagt. Na dann hab ich gute Nachrichten: Du darfst meinen Körper gerne noch behalten!“ regte Ryou sich auf. Er hatte ja verstanden, das Bakura sich während des Duells als 'Opfer' des Preises für Mariks Angriffe zur Verfügung gestellt hatte. Ryou hatte das sogar befürwortet. Aber wäre nicht auch Pegasus mit Malice fertig geworden? Oder der Millenniumsring? Hatte es ein Faustkampf sein müssen? „Ich weise darauf hin, dass ein Kampf mit Millenniumsgegenständen während eines laufenden Schattenspiels ungeahnte Folgen haben kann!“ zickte Bakura. „Ich erinnere mich da an einen Fall im Europa des sechzehnten Jahrhunderts...“ „Ja, ja! Klemm dir das.“ Ryou war jetzt nicht danach, sich solche Geschichten anzuhören. „Wir sollten vielleicht... einen Krankenwagen rufen oder so...“ „Wieso? Ist doch nur der Pharao... naja vielleicht für Marik...“ „Bakura!!!“ *** Yugi schloss kurz die Augen, als er die Veränderung bemerkte. Als er wieder hinsah, befand er sich wieder im Reich der Schatten, dort, wo Sorc früher sein Lager gehabt hatte und wo er und die Magier sich versammelt hatten, um dem Duell beizuwohnen. Er kniete am Boden, doch Yami lag nicht mehr vor ihm. Es war nicht wie sonst, wenn er ein Duell gewann, das gegen einen mächtigen Gegner ging. Dieses Mal fühlte er sich nicht wie der strahlende Sieger, denn noch immer waren er und Yami voneinander getrennt... und auch Blacky und Dark, und... „Hey Leute, der junge Marik hat uns zum Sieg geführt!“ rief Appi triumphierend, und alle um Yugi herum brachen in Jubelgeschrei aus. Auch Joey hüpfte herum und umarmte einige der Magier, als wäre das hier der Nachhall eines Fußballspiels oder etwas in der Art. Seto stand mit neutralem Gesichtsausdruck und verschränkten Armen in Yugis Nähe und zeigte mal wieder nicht, was er dachte. Dark streckte die Hand nach Yugi aus. Er wirkte traurig, lächelte aber. Yugi ließ sich von ihm aufhelfen und verdrängte die Sehnsucht nach Yami erstmal. Hier hatte er auch Freunde... und abgesehen davon gab es noch eine Sache zu klären. Irgendwo mussten schließlich auch Malice und Sorc sein... falls Blacky nicht veranlasst hatte, dass sie irgendwo anders gelandet waren, aber das konnte er sich nicht vorstellen. Dark hatte seine Gedanken wohl aufgefangen, denn er deutete mit dem Finger hinter sich. „Ich glaube, das Problem klärt sich gerade.“ Yugi folgte dem Fingerzeig und sah etwas Rotes durch die Menge huschen. Neugierig ging er nachsehen, mit Dark auf seinen Fersen. Crimson stürzte sich gerade auf den flüchtigen Malice, als Yugi dazu kam. „Hiergeblieben, ich schlitz dir die Kehle auf, duuu...!“ Er zückte ein Messer mit rötlicher Klinge, das auf Amazonenart an seinem Oberschenkel befestigt war, und hielt es Malice an den Hals. Dieser lag auf dem Rücken unter ihm und sah ziemlich panisch aus. „Ja, jetzt hast du Schiss, was?“ schrie Crimson ihn an. „Das ist bei jedem Möchtegern Bösewicht so – sie sind ganz cool... solange sie die Oberhand haben! Aber was jetzt, he? Was jetzt?“ Yugi blieb neben der Szene stehen. „Crimson, du wirst nicht wirklich dein Messer an ihm beschmutzen, oder?“ Der Magier schaute nicht zu ihm hoch, sondern behielt den Feind im Auge. „Versuch nicht, mich davon abzuhalten, Yugi! Ich weiß, wie das abläuft... deine Seite gewährt ihren Feinden immer Gnade, und was ist der Dank? Nächstes Mal versuchen sie wieder, dich umzubringen!“ „Naja... wo er Recht hat...“ meinte Dark. „Aber wir bringen leider wirklich keine Leute um, Crimson.“ „Du tust das nicht, Dark, aber ich bin keiner von euch!“ „Ach nein, he? Ich dachte, wir hätten auf derselben Seite gestanden.“ Darauf antwortete Crimson nicht. Dafür fing Malice an zu lachen. „Wir hätten dich wirklich bei uns anwerben sollen, Crimson... Sorc hatte Recht, aber ich hatte so viel Spaß dabei, deinen Rücken aufzuschlitzen! Wusstest du, dass das in Mariks Familie seit Generationen üblich war? Ich fand das sehr inspirierend! Na was ist, willst du dich rächen? Du kannt es nicht, das weiß ich, weil du--- Aaargh!“ Doch, Crimson konnte. Zwar schlitzte er Malice nicht die Kehle durch, aber schneller, als irgendjemand eingreifen konnte, hatte er das Messer zielgenau über die Brust des Blonden gezogen, so dass die Schnitte das Wort „Depp“ ergaben. Dabei wurde natürlich das Hemd zerfetzt. Der Magier stand auf. „Glück für dich, dass ich keine Tattoofarbe bei mir habe, vielleicht verheilt es ja. Aber wahrscheinlich kann man für immer Narben erkennen.“ Er lächelte gehässig auf Malice herab und drehte sich dann mit wehenden Haaren um – schließlich hatte er keinen Umhang mehr, der den Effekt verstärkt hätte, und sein Schurz war leider nicht so wirkungsvoll. „Komm, Eria, ich hab was zu erledigen... beeil dich!“ Yugi blickte ihm erstaunt nach, während er davon schritt. Er sah noch, wie Crimson sich mit Hilfe seines Ringes in einen Drachen verwandelte, Eria aufsteigen ließ und rasch davon flog. Als er sich wieder Malice zuwandte, stand Olvin da. Er trat nach seinem ehemaligen Boss. „Geschieht dir ganz recht!“ Dann stapfte auch er davon. Dark winkte die Gilfordbrüder heran und ließ sie Malice festnehmen. Von sich aus hatte dieser keine gefährliche Magie, insofern mussten sie sich wohl keine Sorgen mehr seinetwegen machen. „Dark, wir haben auch Sorc festgenommen,“ meldete Neo. „Genesis und Appi haben ihn unter Bewachung.“ „Gut, gehen wir nachsehen,“ entschied Dark und winkte Yugi, ihm zu folgen. Sorc verhielt sich friedlich. Als Yugi und Dark eintrafen, standen Lord Genesis und Appi bei ihm und hatten ein Auge darauf, dass er nicht zu fliehen versuchte. Doch das war kaum nötig, er war ein vorbildlicher Gefangener. Sie hatten seine Hände gefesselt, aber nichts unternommen, um ihn an der Benutzung seiner Magie zu hindern. Er war in eine Unterhaltung mit den beiden vertieft. Anscheinend befragte Genesis ihn bereits. „... rechneten aber nicht mit so vielen Wachen,“ berichtete Sorc gerade. „Yugi!“ Genesis kam auf den Jungen zu, das Verhör unterbrechend. „Ich möchte mich auch bei dir entschuldigen, dass ich gegen deinen Freund Marik kämpfen musste...“ „Aber Lord Genesis, dafür könnt Ihr nichts,“ winkte Yugi ab. „Wir alle wissen, dass es nicht Eure Absicht war. Was werdet Ihr mit Sorc machen?“ „Nun, ich hatte vor, ihn der Obhut von euch Magiern zu überlassen, sobald ich mit ihm fertig bin. Ich wollte gerne wissen, wieso er meine Villa angegriffen hat, aber das habe ich jetzt erfahren, also könnt ihr ihn haben. Oder, Dark, möchtest du, dass ich ihn in Gewahrsam nehme?“ Dark zögerte einen Moment. „Also, wenn es keine Umstände macht... Wir haben im Moment alle Hände voll mit dem Wiederaufbau zu tun. Um Malice kümmern sich die Krieger.“ Der Vampir nickte sachlich. „Kein Problem, wir haben noch einige... Gästezimmer frei.“ Yugi hatte Gelegenheit, Sorc aus der Nähe zu betrachten. Er fand, dass der Hexer nicht so böse aussah, wie man es von einem finsteren Bösewicht erwarten mochte. Auch hatte er weder um Vergebung gebeten noch versucht, sich zu rechtfertigen, dafür aber nahm er seine Niederlage mit der gebührenden Würde hin. Insofern konnte Yugi ihn nicht richtig hassen. Yugi hasste sowieso kaum jemanden – es gab lediglich Leute, die in seiner Favoritenliste ganz unten standen. Genesis pfiff nun einige seiner Leute heran und befahl ihnen, Sorc wegzubringen, und das war das letzte, was Yugi vorerst von ihm sah. Dark legte Appi eine Hand auf die Schulter. „Ich bin wirklich stolz auf dich, mein Schüler. Aber ich rate dir, deshalb nicht gleich deine Lehre aufzugeben, sondern noch ein Weilchen bei mir zu bleiben.“ Appi strahlte. „Aber gerne, Meister. Danke!“ Inzwischen war Joey fertig mit seiner Herumhüpferei und tauchte wieder bei Yugi auf, und auch Seto gesellte sich zu ihnen. Der Braunhaarige hatte einen leicht grummeligen Gesichtsausdruck. „Seto, was ist denn los?“ fragte Yugi besorgt. Der Firmenboss schnaubte. „Ich kam mir völlig nutzlos vor bei diesem Duell, Yugi!“ „Na dann ist ja alles wie immer!“ witzelte Joey. „Oder hast du schon jemals was zu einem wichtigen Duell beigetragen, wenn es um das Schicksal der Welt ging?“ „Übertreibst du jetzt nicht etwas, Wheeler?“ „Seto hat uns letztens diese wichtige Karte geschenkt...“ erinnerte Yugi sich. „Ausgeliehen,“ korrigierte Seto. Jedoch hatte er sie nie zurückgefordert, und es machte ja auch keinen Unterschied, da er jetzt mit Yami und Yugi zusammen war. „Ist ja auch egal,“ meinte Joey. „Was machen wir denn jetzt, wo wir den Feind besiegt haben? Wir können uns doch noch ein Weilchen das Schattenreich ansehen!“ „Dass Yugi in der Schule fehlt, fällt nicht auf, aber du...“ Seto zögerte. „Ach nein... fällt auch nicht auf.“ „Eh? Moment mal, was soll das denn heißen, Kaiba?“ zischte Joey aufgebracht. Yugi hielt sich wie immer aus den Wortgefechten der beiden heraus und amüsierte sich lediglich im Stillen. Er wurde nachdenklich. Im Prinzip wollte er zurück zu Yami, Großvater und den anderen, sprich: in seine Welt. Aber das Schattenreich gefiel ihm auch. Er fühlte sich hier geborgen, hatte Freunde, und die Landschaft war klasse. Das alles würde er schmerzlich vermissen. Er seufzte. „Wenn ich doch nur beide Welten haben könnte...“ Appi, der sich noch immer in der Nähe aufhielt, hatte ihn vernommen. „Beide Welten? Heißt das, du willst zwar nach Hause, aber auch gerne hier bleiben?“ „Ja, genau. Ich mag euch doch auch alle.“ Yugi war gerührt angesichts der Freude, die seine Worte bei dem jungen Magier auslösten. Umso mehr überraschte ihn Appis Antwort. „Aber das kannst du, Yugi!“ *** Yami fragte sich, ob er vielleicht nur geträumt hatte, dass er an Yugis Stelle in die Schule musste, von Rare Huntern gefangen gehalten worden war und als Opfer in einem Schattenduell gedient hatte. Es war wie vor ein paar Wochen... er erwachte in einem Krankenhauszimmer, das Millenniumspuzzle lag auf dem Nachttisch und sein Körper schmerzte. Außerdem gab es auch jetzt keine Spur von Yugi, allerdings war ihm nicht so übel wie damals und er war auch nicht an irgendwelche Schläuche angeschlossen. Yami setzte sich auf und stellte fest, dass noch ein Bett in seinem Zimmer war. Darin saß Marik und ließ gerade ein Buch sinken, als er sah, dass der andere aufgewacht war. Er nahm die Ohrstöpsel eines MP3-Players aus den Ohren und sagte: „Pharao. Schön, dass Ihr aufgewacht seid.“ „Wann fängst du an, mich Yami zu nennen, wie alle anderen auch?“ erkundigte Yami sich. „Welcher Tag ist heute?“ „Dienstag.“ „Oh.“ Das hatte er schon befürchtet. Nach den Lichtverhältnissen draußen war es ungefähr Mittag. „Gibt es was Neues?“ Marik überlegte. „Also... Frau Morikawa hat dich, Seto und Joey in der Schule entschuldigt... aber mit welcher Begründung, das solltest du lieber Thea fragen; sie, Ryou und Tristan sind heute wieder hingegangen. Alle anderen haben auch einen Tag bei der Arbeit oder in ihrer jeweiligen Schule gefehlt, aber da fiel es nicht so auf. Kay ist bei Großvater und versucht sich im Kochen, ich habe gehört, er hat die Mikrowelle mit Magie überladen. An irgendeiner Stelle muss er entdeckt haben, wie er sie in dieser Welt nutzen kann, dass konnte er Anfangs nicht. Also, die Magie, meine ich. Sorc und Malice sind mit ins Schattenreich verschwunden. Der Millenniumsstab wurde sichergestellt und Mokuba hat der Stadtverwaltung irgendein Märchen aufgetischt, um die nächtlichen Phänomene zu erklären.“ Yami merkte, dass sein Kopf Probleme hatte, die Informationsflut zu verarbeiten. „Dein Großvater bekam heute früh einen Anruf, ich glaube aus England, aber mehr sagte er nicht. Er tat ziemlich geheimnisvoll und deutete an, dass er lieber nichts verraten will, so lange nichts feststeht,“ fuhr Marik fort. „Allerdings war er bester Laune, als er mir das vorhin erzählt hat.“ „Ich wüsste gar nicht, dass er jemanden in England kennt,“ überlegte Yami. „Sein Freund Arthur ist doch Amerikaner...“ Dieses Rätsel blieb fürs Erste ungelöst. Yami und Marik fingen daher ein Gespräch über das Duell an, diskutierten, was man hätte anders machen können und was besonders gut gelaufen war. Marik schilderte, wie er überhaupt als Duellant ausgewählt worden war, und wie er die Karten zusammengestellt hatte. Yami interessierte sich sehr für die neuen Karten, aber das Deck war nicht vor Ort, also musste er sich in Geduld üben. Bald gab es Mittagessen. Das Krankenhausessen war nicht überwältigend, aber es stillte den Hunger. Die Ärzte behielten Marik und Yami noch für ein paar Untersuchungen und ließen sie am Nachmittag gehen, als beide darauf bestanden, dass sie zu Hause besser aufgehoben waren, schließlich hatten sie nichts als starke Erschöpfung auszukurieren. Sie konnten quasi gleich mit ihren Freunden mitgehen, als diese zu Besuch kamen. Daheim saßen sie dann alle etwas bedrückt herum, denn nun fehlte nicht nur Yugi, sondern auch Seto und Joey. Yami sagte sich, dass er noch seine restlichen Freunde hatte, aber er musste nun auf seine beiden Geliebten und seinen besten Freund verzichten. Allerdings gab es dafür... „Au! Verdammt!“ Ein Teller fiel scheppernd auf den Boden und war dem Klang nach zu urteilen nicht mehr zu gebrauchen. Das nächste schien eine Bratpfanne zu sein. Yami lächelte. Das Chaos. Es versuchte, den Herd und den Toaster und die Frittuese in Betrieb zu nehmen. Damit war der Magier mutiger als sein Duellant, denn Yami hatte es nach Möglichkeit vermieden, sich in der Küche allzu nützlich zu machen. Und was Kayos betraf... der hatte die Mikrowelle ja schon geschafft. Niemand ging nachsehen, auch wenn Großvater immer wieder besorgte Blicke zur Wohnzimmertür warf. Aber der gestrige Tag, den Yami ja leider verschlafen hatte, war wohl ausreichend gewesen, damit alle sich lieber von der Küche fern hielten, wenn der Magier des Schwarzen Chaos sich dort versuchte. Letzterer tauchte nach einer Weile, in der sie ihn weiter scheppern und fluchen gehört hatten, stolz im Wohnzimmer auf und stellte einen dampfenden Topf ,den er mit Topflappen getragen hatte, auf den Esstisch. „Untersetzer!“ schrie Großvater entsetzt, doch es war zu spät. Blacky hob den Topf wieder hoch, aber auf dem dunklen Holz war ein noch dunklerer Brandfleck zu sehen. „Ups, T'schuldigung, ich bring's wieder in Ordnung...“ Er selbst hatte sein Haar streng zurückgebunden, geflochten und trug sogar ein Kopftuch, so dass keine Haare ins Essen fielen. Die Schürze war ihm etwas zu klein und bunt besprenkelt. Brandflecken waren auch dabei. „Herr Mutou, warum lassen Sie ihn kochen, wenn Sie sich danach neu einrichten müssen?“ lachte Tristan halb ernst. „Ich hole einen Untersetzer.“ „Weil ich nicht wollte, dass er mir hilft, dass Lager aufzuräumen!“ rief Sugoroku ihm nach. „Kay, wie viele Teller haben wir noch?“ „Uhm... vier oder fünf, und mehrere Suppenschalen...“ Tristan kam mit einem Untersetzer zurück. „Der Zustand der Küche geht ja noch... ich habe das brennende Geschirrtuch vom Herd genommen und die Platte ausgeschaltet.“ Nun wurde der Inhalt des Topfes unter die Lupe genommen. „Ich habe leider nie viel mehr gemacht als Eintopf, wenn ich irgendwo unterwegs war,“ entschuldigte Blacky sich. „Und hier gibt es kein Gemüse, dass ich kenne... Crimson hätte es vermutlich trotzdem hingekriegt.“ „Ich hab ihm zumindest erklärt, dass man Kartoffeln schälen sollte und bei Erbsen die Hülse nicht mit isst,“ erklärte Sugoroku den anderen etwas verlegen. „Was ist das? Gemüsesuppe?“ „Ja, denke schon... ich habe auch versucht, die Fische in dem Ding mit dem Öl zu... äh... wie nennt man es? Fri... Zuzubereiten. Ja, also... Fische gibt es auch. Ich weiß, wie man die Innereien rausmacht und alle anderen Sachen, die man nicht so gerne isst... habt ihr Verwendung für die Köpfe?“ „Nein, wir haben keinen Hausdrachen,“ erklärte Großvater in vollem Ernst und Yami lachte sich im Stillen fast kaputt. Da Blacky nun die Küche verlassen hatte, trauten die Freunde sich, nach Geschirr zu suchen, damit sie essen konnten. Thea nahm die Fische mit, die der Magier auf einem Teller gestapelt hatte. Aus irgendeinem Grund war die Fritteuse heiß, obwohl der Stecker noch mit sauber aufgerolltem Kabel dahinter lag. Es stellte sich heraus, dass Blackys Kochkünste ganz in Ordnung waren, nachdem einige Gewürze herangeschafft worden waren, an denen sich alle nach Belieben bedienten. Auch arbeitete er generell sehr sauber... nur die Umgebung war dann eben ein Schlachtfeld und die elektrischen Geräte vertrugen anscheinend nicht zuviel Magie. „Marik, du bist ja jetzt wieder hier, wie wär's, wenn du dich jetzt vormittags immer mit Kay beschäftigst, wenn die anderen in der Schule sind?“ regte Sugoroku an. „Schattenreichmagier sind anscheinend viel zu neugierig, um mal ein paar Stunden in einer fremden Welt still zu sitzen.“ Blacky zog eine Schnute. „Hey, was soll ich machen? Ich würde mich ja alleine in der Stadt umsehen, aber das haltet ihr ja auch für keine gute Idee.“ „Wir können morgen mit dem Motorrad irgendwo hinfahren,“ schlug Marik vor. Diese Aussicht heiterte den Magier deutlich auf. Und so verlief die Woche ganz normal... soweit das möglich war. Frau Morikawa schonte die Freunde in der Schule. Sie fragte nicht vor der Klasse nach Joey und Seto. Yugi und die anderen waren sonst auch immer unter sich, so dass auch ihre Mitschüler eher wenig danach fragten, wo die zwei geblieben waren. Es gab Gerüchte, sie hätten jetzt das, was Yugi vorher gehabt hatte, oder sie hätten sich miteinander geprügelt, aber das ließ wieder nach. Die Truppe ging jedenfalls nicht darauf ein. Sie sagten immer nur, Seto und Joey seien krank. Yami gab sich wieder alle Mühe mit der Schule, aber ewig wollte er diesen Zustand nicht beibehalten. Großvater hatte ihm jetzt seine Karten und die Dueldisk zurück gegeben, und so verbrachte er Nachmittags oft Zeit damit, Blacky das Spiel beizubringen, was dieser absolut faszinierend fand. An den Vormittagen zeigte Marik dem Magier Domino City. Zwar war der Ägypter nicht gebürtig von hier, doch er kannte sich gut aus, hatte schließlich eine Weile hier gewohnt. Am Donnerstag kamen sie erst nachmittags vom Strand. Dieser Ausflug bestätigte endgültig, was sie schon alle vermutet hatten, nämlich dass Blackys blaue Haut nicht für ein Land mit Sonne geschaffen war. Er hatte einen Sonnenbrand, der schlimmer war als jeder, den er je im Reich der Schatten gehabt hatte, und konnte in der folgenden Nacht nicht schlafen, weil er nicht wusste, in welcher Lage er das tun sollte. Doch irgendwann fiel er in einen tiefen Schlaf, von dem er im Nachhinein annahm, dass es eine Art heilender Schlaf gewesen war, den seine Magie verursacht hatte. Er dachte sich nichts weiter dabei. Am Freitag jedoch geriet Blacky fast in Panik, weil seine Haut sich in großen Fetzen abpellte. Sugoroku war nahe dran, einen Arzt zu rufen, denn seiner Meinung nach ging das viel zu schnell. Jedoch stellte sich heraus, dass darunter gesunde Haut zum Vorschein kam... sie war jedoch viel heller, oder besser gesagt, weniger blau. Nun stellten die Freunde wilde Theorien auf, ob ein blauhäutiges Duelmonster eine 'normale' Hautfarbe annahm, wenn es längere Zeit der Sonne ausgesetzt wurde, wobei Blacky nachdrücklich betonte, dass 'normal' für ihn blau war. Er benutzte von jetzt an Unmengen an Sonnencreme. Sugoroku telefonierte des Öfteren, aber er sagte den jungen Leuten noch nichts darüber. Erst am Samstag rückte er mit der Sprache heraus. Zumindest teilweise. „Kinder! Wir fahren zum Flughafen!“ verkündete er mit strahlendem Gesicht. „Ich habe schon Mokuba angerufen, er kommt mit einer Limousine...“ Yami, Tristan, Thea, Marik und Blacky sahen einander verwundert an. „Ähm... verreisen wir, Großvater?“ fragte Yami etwas verunsichert. Doch darauf gab ihnen Sugoroku keine klare Antwort. Er lächelte nur geheimnisvoll. *** Fortsetzung folgt... einmal noch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)