Fremde Welten (#1) von Purple_Moon (Das Reich der Schatten ist gar nicht so gruselig.) ================================================================================ Kapitel 7: Ein Rettungsplan und ein Ausflug ------------------------------------------- Hi Leute, nächste Woche fahre ich Desde besuchen und dann zu meinen Eltern. Insgesamt bin ich dann 3 Wochen weg. Ich werde versuchen, trotzdem pünktlich die Fortsetzung zu liefern, aber versprechen kann ich nichts. Sollte sich etwas verzögern, macht euch keine Sorgen, die Fortsetzung folgt. Viel Spaß mit diesem Kapitel! Kapitel 7: Ein Rettungsplan und ein Ausflug Yami stand stirnrunzelnd vor Yugis Kleiderschrank. Er hatte fast bis zum Mittag geschlafen, nachdem Großvater ihn verlassen hatte. Sein Frühstück wartete vermutlich noch immer unten auf ihn, also wollte er sich dort mal sehen lassen. Aber er hatte einen Pyjama an und fragte sich, gegen was er ihn eintauschen sollte. Vor allem sahen Yugis Kleidungsstücke alle so klein aus. Yami wusste, dass sie die Verwandlung normalerweise mitmachten, aber dann hatte ja auch Yugi sie vorher angezogen. Angenommen, es gab bezüglich der Größe kein Problem, dann galt es immer noch, sich für etwas zu entscheiden. Nun, es war im Prinzip egal, schließlich wollte er ja nicht aus dem Haus gehen. Also suchte er ein paar Sachen zusammen, von denen er wusste, dass Yugi sie bei solchen Gelegenheiten trug: die graue Hose eines Trainingsanzugs und dazu ein lockeres weißes T-Shirt. Das sollte vorerst reichen, es sah bequem aus und war gewiss nicht zu klein. Socken, aber keins von den Halsbändern, die Yugi so mochte. Das konnte er sich für später aufheben. Yami begab sich ins Erdgeschoss und fand die Küche. Zum Glück hatte er nicht alles verlernt, was eigentlich immer Yugi gemacht hatte. Wenn er nun Japanisch nicht mehr hätte sprechen können, sondern nur noch Altägyptisch? Nicht auszudenken. Auf dem Küchentisch stand ein Tablett mit verschiedenen abgedeckten Schalen und Tellern. Daneben lagen Essstäbchen, und hier traf Yami auf das nächste Problem. Er konnte nicht besonders gut mit Stäbchen essen. Wenn er mit Seto essen ging, dann für gewöhnlich Europäisch. Wenn er zu Hause aß, dann war immer Yugi im Hintergrund, oder er übernahm das gleich ganz. Zumindest war das bisher so gewesen. Yami seufzte und besorgte sich eine Gabel. Er hatte Hunger und keine Lust, sich mit den Stäbchen aufzuhalten. Sugoroku hatte ein typisch japanisches Frühstück mit reichlich Auswahl zubereitet, vielleicht war es auch schon gleichzeitig das Mittagessen. Tamagoyaki war dabei und natürlich der unverzichtbare Reis. Dann gab es Natto. Yami wusste, dass die gegorenen Bohnen viele Vitamine enthielten, deshalb aß er sie. Er machte eine geistige Notiz, sie nicht zu seiner Lieblingsspeise zu machen oder den Eindruck zu erwecken, dass er sie gerne aß. Als nächstes nahm er sich einen kleinen gegrillten Fisch vor, der war schon eher sein Fall. Natürlich war immer Tee dabei. Yami wusste nicht, wie man die Spülmaschine richtig einräumte, aber er tat es, wie es ihm richtig erschien, um seinen guten Willen zu zeigen. [Bist weit gekommen, Pharao,] dachte er ironisch grinsend. Anschließend ging er in den Laden, um nach dem alten Mann zu sehen und ihm wie gewünscht etwas Gesellschaft zu leisten. Sugoroku war in ein Duel Monsters Spiel mit Kaibas Arzt, einem etwa vierzigjährigen Blonden, vertieft. Dabei saßen sie sich am Verkaufstresen gegenüber. Yami war überrascht, dass der Mediziner spielte, andererseits war man vielleicht vorbelastet, wenn man für Seto arbeitete. Und er hatte nicht gewusst, dass Großvater wieder ein Deck hatte, nachdem er seins Yugi gegeben hatte. Das war allerdings nicht verwunderlich. Der Mann liebte das Spiel und besaß einen Spieleladen. "Ah, Yugi, da bist du ja," stellte Herr Mutou fest. Yami nickte. "Das Essen war sehr gut, vielen Dank." Er war es gewohnt, dass ihn alle Yugi nannten, wenn Fremde dabei waren. "Kein Problem," versicherte Sugoroku, wandte sich dann wieder seinem Gegner zu, der offensichtlich keine großen Chancen gegen ihn hatte. Am frühen Nachmittag hielt Setos Limousine vor dem Laden und entließ nicht nur den Firmenchef, sondern zu dessen Verdruss auch Joey, Tristan, Thea, Ryou und sogar Duke. Sofort war es in dem Geschäft mit der Ruhe vorbei, als sich alle auf Yami stürzten und ihn nach seinem Befinden fragten. Der Arzt zog sich zurück. Großvater schickte die Bande ins Wohnzimmer, wo am meisten Platz war. Ryou nahm Yami beiseite. "Hey, Yami. Joey hat mir erzählt, was passiert ist. Es tut mir Leid, dass ich Bakura nicht zurückhalten konnte. Ihm tut es leider nicht Leid." "Vergiss es, es ist nicht deine Schuld. Aber mit Bakura habe ich noch ein Wörtchen zu reden! Er soll mir gefälligst helfen, Yugi wieder zurückzuholen!" verlangte Yami. Ryou nickte verstehend. "Ich habe schon mit ihm diskutiert. Jetzt hilft nur noch Erpressung." "Erpressung?" "Lass mich nur machen." "Äh, gut." Die beiden gesellten sich zu den anderen. Yugi wunderte sich, womit Bakura wohl erpresst werden konnte. Ryou setzte sich neben Duke. Jeder wusste, dass die beiden ineinander verliebt waren, aber noch nicht ganz zueinander gefunden hatten. Die Freunde hatten mitbekommen, dass Bakura die Beziehung nicht billigte, deshalb gestaltete es sich kompliziert. Der böse Geist ließ sich oft nur schwer unter Kontrolle halten. Allerdings hatte Ryou sich entschieden, ihn zu akzeptieren, statt ihn loswerden zu wollen, weil letzteres ihm sowieso nicht gelang. Joey hatte im Laden ein paar Karten gekauft und packte die Päckchen eifrig aus. Tristan regte sich über etwas auf, das in der Schule passiert war. Thea erzählte, dass Marco bald wieder in die Stadt kommen würde, und darauf freute sie sich schon sehr. Der Brief, den er ihr geschickt hatte, war ziemlich lang. Sie musste aufpassen, dass er ihr nicht von neugierigen Händen weggerissen wurde. "Maximilian veranstaltet nächste Woche Dienstag in Domino City eine Party, auf der man Duel Monsters und Dungeon Dice Monsters spielen kann," warf Duke gerade ein. "Wollt ihr nicht alle kommen?" "Wir überlegen es uns," antwortete Seto diplomatisch, ehe jemand beleidigend werden konnte. Zum Glück waren sie inzwischen daran gewöhnt, dass Duke den Mann mit seinem Vornamen ansprach und nur Gutes über ihn sagte. Joey hatte aufgehört, ihm jedes Mal dafür an die Gurgel zu springen. Das Königreich der Duellanten lag hinter ihnen, und es hatte keinen Sinn, auf Vergangenem herumzureiten. Nicht, dass sie Pegasus mochten. Man konnte vernünftig mit ihm reden, wenn man Wert darauf legte. Besonders Yugi mit seiner gutmütigen Art konnte sogar etwas Verständnis für den Millionär aufbringen. Schließlich hatte er alles nur für seine verstorbene Verlobte getan. Duke hatte Ryou schon oft zu Treffen mit Pegasus mitgenommen, ob nun geschäftlich oder privat. Da bahnte sich wohl wirklich was an. Aber beide schwiegen sich darüber aus, wenn sie gefragt wurden. Schließlich wandte man sich dem eigentlichen Problem zu, nämlich, wie man Yugi helfen konnte. "Er ist nicht in direkter Gefahr," sagte Yami. "Aber das heißt nicht, dass wir untätig rumsitzen. Wer weiß, was für Probleme im Reich der Schatten auf ihn zukommen." Joey witterte ein Abenteuer und ballte begeistert die Hände zu Fäusten. "Genau, Alter, wir werden ihn da rausholen!" Er blickte in die Runde, sein Gesicht plötzlich zweifelnd. "Bloß wie? Sollen wir ein Duel Monsters Spiel veranstalten und dabei das Feld mit diesem unheimlichen Nebel überziehen?" "Wäre vielleicht gar nicht mal so abwegig," bemerkte Seto. "Angeblich sind die Monster echt, wenn man sich auf diese Art duelliert. Möglicherweise können wir so Kontakt zu Yugi aufnehmen." "Dass gerade du das sagst, überrascht mich am meisten," spottete Joey. "Wer hat denn hier immer behauptet, Magie wäre ein Märchen?" "Im Gegensatz zu dir, Wheeler, bin ich in der Lage, meinen Horizont zu erweitern." "Hört doch mal auf, euch zu streiten!" schritt Thea ein. "Wenn wir das Risiko eingehen wollen, müssen wir uns darüber klar sein, wie gefährlich es ist." "Ach, wir haben doch zusammen schon so viel geschafft," winkte Tristan ab. "Ich persönlich würde ja gerne dahin gehen, wo Yugi ist. Würdest du nicht auch gerne deine Lieblingsmonster in Fleisch und Blut treffen, Joey?" "Klar doch! Den Flammenschwertkämpfer! Oder den Schwarzen Rotaugendrachen! Mann, wär' das cool!" Seto kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe, enthielt sich jedoch eines Kommentars. "Aber sagt mal, woher wissen wir denn, wo wir ankommen, falls wir ins Reich der Schatten gelangen? Vielleicht kommen wir an einem anderen Ende raus!" gab Duke zu bedenken. "Ihr redet alle, als wolltet ihr mitkommen," bemerkte Seto. "Wir lassen doch unseren Freund Yugi nicht im Stich!" verkündete Tristan. "Yami, du kannst voll auf uns zählen!" "Danke," sagte Yami. "Aber Duke hat Recht. Wir wissen nicht, wie wir Yugi finden sollen, selbst wenn es uns gelänge, ins Reich der Schatten zu kommen. Wir brauchen mehr Informationen, und dazu muss ich noch einmal mit ihm reden. Vielleicht sollten wir das mit dem Schattenspiel wirklich in Erwägung ziehen..." "Aber kannst du das, uns so ins Reich der Schatten versetzen?" fragte Thea besorgt. "Ich bin nicht sicher," gestand Yami. "Aber sogar Pegasus konnte es. Und er ist nicht einmal ein antiker Geist. Ich muss es früher schon gemacht haben... damals..." "Ich werde ein bisschen auf Bakura einreden," schlug Ryou vor. "Er macht das doch im Schlaf." "Das kommt gar nicht in Frage, der lässt uns dann nicht wieder zurück!" protestierte Joey sofort. "Wahrscheinlich wartet er nur auf so eine Gelegenheit!" "Reg dich nicht auf, Joey," bat Yami. "Ich werde es versuchen, aber ohne euch, bis wir wissen, ob es geht. Ich will euch nicht in Gefahr bringen." "Du tust es aber nicht heute," setzte Seto fest. "Ich hole dich morgen nach der Schule ab und wir fahren mit unseren Duel Disks zum Stadion, wo wir genug Platz haben. Dann bringen wir niemanden in Gefahr." Yami nickte, ihm sollte es recht sein. Auf ein paar Stunden kam es vermutlich nicht an. Hoffentlich. *** Dark ging am Nachmittag noch einmal zu Blacky, um zu sehen, ob er inzwischen erwacht war. Er selbst hatte lange im Bett gedöst und niemanden geweckt, wohl aber sein Bewusstsein darüber wachen lassen, wann Leben in seine Freunde kam. Im Gegensatz zu Blacky, der immer verwaschene, uralte Kleidung anzog, wenn er nicht im Einsatz als Magier des Schwarzen Chaos war, achtete Dark etwas mehr auf sein Äußeres, immerhin war er der Burgherr. Er trug heute eine figurbetonte schwarze Hose, knöchelhohe Stiefel und dazu eine luftige, violette Tunika. Er trug das vor allem deshalb, weil er wusste, dass Blacky es sexy fand, sonst hätte er sich vielleicht für eine klassische Robe entschieden. Bei seinem Geliebten erwartete ihn allerdings eine große Überraschung. Als er die Tür öffnete, die für ihn nie verschlossen war, glaubte er zuerst, er hätte sich im Zimmer geirrt, dann jedoch sah er Blackys Stab auf dem Bett liegen. Was er sonst noch sah, war kaum zu glauben. Keine Bücherstapel versperrten den Weg. Auf dem Schreibtisch war Platz, Papier lag ordentlich darauf, gleich neben einem Becher mit Schreibfedern und Kohlestiften. Alle Bücher waren in die Regale eingeordnet und nach Themen sortiert. Während Dark sich noch staunend umsah, kehrte Blacky zurück. Er war in eine ganz und gar nicht abgenutzte, schwarz glänzende Hose und ein ebenfalls schwarzes, langärmeliges Oberteil gekleidet und hatte die Haare ordentlich geflochten, statt sich nicht um heraushängende Strähnen zu kümmern. Dark starrte ihn ungläubig an. "Blacky... ist alles in Ordnung?" Blacky lächelte. "Wie du siehst. Ich war gerade in der Bibliothek, um ein paar Bücher zurückzugeben, die ich schon so lange hatte, dass keiner mehr wusste, dass sie nicht mir gehören. Aber jetzt brauche ich sie nicht mehr." "Geht es dir wirklich gut?" hakte der Schwarze Magier nach. "Ich habe noch ziemlich starke Kopfschmerzen, aber Mystics Tee hilft ein bisschen," gab Blacky Auskunft. Darks türkisfarbene Augen funkelten ihn an. "Ist das so?" Er verschloss die Tür von innen mit einem starken Zauber. "Ich kenne ein bewährtes Mittel gegen Kopfschmerzen..." Yugi hatte einige der Magier kennen gelernt, die bei dem Ritual dabei gewesen waren, sich ihm aber bisher nicht persönlich vorgestellt hatten. Zum Beispiel Kuromori (die Hexe des Schwarzen Waldes), ihren Lehrling Curl und Kycoo, den Geisterzerstörer, fand er sympathisch. Kycoo trug ähnliche Kleidung wie auf der Spielkarte. Er war eine Art Priester und hatte deshalb nicht so viele unterschiedliche Kleidungsstücke. Kuromori in ihrem eleganten, grünen Kleid hätte Yugi dagegen fast nicht erkannt. Sie sah klasse aus! Curl in seiner beigefarbenen Lehrlingsrobe verblasste neben ihr. Sein himbeerfarbenes Haar passte gut zur Farbe ihres Kleides. Die drei waren dem Element Finsternis zugetan und machten ein paar Experimente mit Yugi, um festzustellen, ob das gleiche auf ihn zutraf. Er musste mehrere Zaubersprüche über sich ergehen lassen, sich von Kuromori aus der Hand lesen lassen und dergleichen, nur um letztendlich zu erfahren, dass dies nicht sein Element war. Sie waren natürlich nicht in Mavas Zimmer geblieben, sondern hatten sich einen Arbeitsraum in der Nähe der Küche gesucht. Mystic kam dazu, um zusammen mit Mava und Neo ihren Gast auf seine Eignung für das Lichtelement zu prüfen. Das sah sehr gut aus, aber um sicher zu sein, wurden auch die Tests für alle anderen Elemente an Yugi gemacht. Ihm war bald ganz schwindelig von all den Zaubern, die sie über ihm aussprachen. Aber dann stand es fest. "Yugi, wenn du jemals ein Monster auf einer Karte wirst, wirst du ein Lichtmonster," verkündete Mava. Er freute sich, weil das auch sein Element war. "Wer entscheidet, was man wird?" wollte er neugierig wissen. "Ich meine, woher weiß jemand, dass ich da bin und zu einer Spielkarte gemacht werden kann?" Mava hob die Schultern. "Da bin ich überfragt. Auf jeden Fall funktioniert es. Man meldet sich als Kandidat an, und irgendwann wird man mal herbeigerufen. Naja, heute vielleicht nicht mehr, die Duelle finden ja nicht mehr regulär im Reich der Schatten statt. Aber früher wurden oft Menschen hierher verbannt, und einige konnten überleben und sich uns anschließen. Ticos zum Beispiel war ein Wahrsager aus einem Land Namens Indien." "Ist nicht dein Ernst!" Mava lachte über Yugis Reaktion. "Klar ist das mein Ernst. Jeder hier kennt bestimmt mindestens eine Person, die aus der Welt des Blauen Lichts kommt. So nennen wir den Ort, von dem du stammst, weil der Himmel blau ist, wenn die Sonne scheint." "Das hört sich ja ganz so an, als würden regelmäßig Leute hierher verbannt." "Nun ja, regelmäßig ist zuviel gesagt. Aber im Moment sind es wieder mehr geworden... das heißt, es war so, bevor du zusammen mit dem Pharao den Typ mit der blonden Stachelfrisur besiegt hast. Wir vermuten, dass er zu einem Großteil dafür verantwortlich war." "Mariks böse Seite!" ging es Yugi auf. Wer konnte schon sagen, wie viele Leute dieser Irre ins Reich der Schatten geschickt hatte und wie viele schon dem Zorn von Marik zum Opfer gefallen waren? [Aber alle, die er verbannt hatte, sind doch zurückgekehrt, oder? Naja, vielleicht kommt es darauf an, wie lange man bleibt.] "Der Besitzer des Millenniumsauges hat auch Menschen hierher geschickt. Aber es scheint, er hat seine Macht über den Gegenstand verloren," warf Neo ein. "Bei mir war dann wohl der Millenniumsring schuld," ergänzte Yugi. Neo sprang plötzlich auf und streckte sich ausgiebig. "Boah, ich hab lange genug rumgesessen, lasst uns ein bisschen trainieren oder so. Yugi, soll ich dir den Kampf mit dem Schwert beibringen?" "Du könntest von mir ein paar nützliche Beschwörungsformeln und Bannsprüche lernen," schlug Kycoo vor. Schon sah Yugi sich von Magiern aller Elemente umringt, die ihm etwas beibringen wollten. Alle redeten durcheinander, bis Mava sie mit einem Aufblitzen seiner Kräfte zum Schweigen brachte. "He, Leute. Habt ihr nichts anderes zu tun? Yugi ist dem Licht zugetan, es nützt also nichts, wenn er Feuer- und Wasserzauber lernt!" Plötzlich hatten alle etwas, das sie unbedingt noch erledigen mussten. Man konnte bei Mava nie wissen, wie viele unscheinbare Ausrüstungsgegenstände er am Leibe trug. "Na, besser?" Dark strich Blacky ein paar Haare aus dem Gesicht. "Oh ja, mein Kopf ist im Moment nicht der Körperteil, der mir am meisten wehtut!" "Ah, was soll ich denn sagen?" Beide Magier kicherten amüsiert. Dark kuschelte sich dichter an seinen Partner. "Du warst so wild heute... und trotzdem sanft. Ich mag das." "Ich weiß. Deshalb war ich so." Blacky drückte ihn fest an sich wie einen flüchtigen Traum, den er verlor, falls er ihn losließ. Sie blieben noch eine Weile so liegen, konnten jedoch nicht ewig so weitermachen. Dark wollte versuchen, dem Angreifer auf die Spur zu kommen, der ihr Ritual gestört hatte, wobei er sich einiger hellseherischer Möglichkeiten zu bedienen gedachte. Zu diesem Zweck brauchte er seine Ruhe in einem der Zauberräume in den Türmen. Blacky hatte vor, mit seinem Drachen über das Land zu fliegen und nach Unregelmäßigkeiten Ausschau zu halten. Dark nahm an, dass er Yugi mitnehmen wollte. Und so erhoben sie sich widerstrebend aus dem gemütlichen Bett, nicht ohne einen Reinigungszauber über das Bett auszusprechen und dem Reinigungspersonal trotzdem noch eine Nachricht zukommen zu lassen. Immerhin war es auch Yugis Bett zurzeit. Blacky zog sich seine neuen Sachen wieder an und begab sich in die Halle, um einen Hinweis auf den Verbleib ihres Gastes zu finden, während Dark sich in den besagten Turm verzog. Kuriboh erschien wie immer zur rechten Zeit und führte den Magier auf den Hof der Burg, wo Mava, Yugi und Neo sich ein Plätzchen gesichert hatten, um den Jungen mit verschiedenen Waffen vertraut zu machen - Übungswaffen natürlich. Sie wollten sehen, ob er für irgendeine Talent hatte. Mehrere Schaulustige hatten sich versammelt, machten Blacky jedoch unaufgefordert Platz. Yugi sah sich nach ihm um, als er aus dem Kreis heraus auf ihn zutrat. "Blacky, hallo! Wir haben gerade festgestellt, dass ich für eine Kampfaxt zu klein bin." Blacky lächelte schief und wuschelte ihm neckisch durchs Haar. "Das hätte ich dir auch so sagen können." Yugi streckte ihm die Zunge raus. Dass sein Beschützer ein Meister mit dem Kampfstab war, wusste er ja. Das war auch irgendwie logisch, immerhin war ein Stab die Waffe, die die meisten Magier ständig bei sich hatten, auch wenn diese eigentlich nicht dafür gedacht waren. "Ich könnte einen kleinen Drachenausflug vertragen, willst du mit?" schlug Blacky vor. Yugi bekam große Augen - was kaum einen Unterschied machte. "Fliegen? Ja, gerne." [Vielleicht kann ich ja doch noch lernen, wie man einen Drachen beschwört]. Er verabschiedete sich von den Brüdern mit dem Versprechen, das Training bald fortzusetzen. Neo wollte den beiden folgen, doch Mava hielt ihn kopfschüttelnd zurück. Er wartete, bis Blacky außer Hörweite war. "Etwas stimmt nicht. Seine magische Aura ist nicht in Ordnung." "Wessen, Blackys? Ist doch klar, der hat Darks Duft noch an sich," grinste Neo. Doch Mava beruhigte das nicht. "Er hatte neue Sachen an! Ich gehe zu Dark, egal, wobei ich ihn störe." Er war außer Blacky und Mad vermutlich der einzige, der sich das traute, auch wenn Dark nicht als aufbrausend bekannt war. Blacky führte Yugi zu einem der Plateaus, auf denen die Drachen landen konnten. Sie waren kaum dort angelangt, als auch schon ein großes, schwarzes Geschöpf über ihren Köpfen erschien und sich in einem Wirbel aus dunklen Schwingen nicht weit von ihnen niederließ. "Wow! Der Schwarze Rotaugendrache!" rief Yugi staunend. "Wie heißt er?" "Bubi." "Was...?" Blacky lachte laut auf. "Dein Gesicht solltest du jetzt mal sehen, köstlich!" Er streckte die Hand aus, um den Hals des imposanten Drachen zu tätscheln. "Schattensturm, das ist sein Name. Er heißt Schattensturm." Der Magier grinste noch immer, doch der Junge hatte den Scherz schon wieder vergessen. Vorsichtig trat Yugi näher. Schattensturm erschien ihm wilder als die Lichtdrachen, die er kennen gelernt hatte, was vielleicht an der Farbe lag. Oder vielleicht war er es tatsächlich. Wenn er sich mit Blacky zusammentat, war das anzunehmen. "Du kannst mit uns fliegen," wiederholte Blacky, "Aber sei gewarnt: Ich habe einen chaotischen Flugstil." "Das darf einen bei dir wohl nicht wundern," stellte Yugi fest. Er ließ sich auf den Rücken des Drachen helfen, und sobald Blacky es sich hinter ihm bequem gemacht hatte, ging es in die Luft. Es war ein Gefühl wie in einem Fahrstuhl, nur viel extremer. Blacky hielt seinen Schützling mit einem Arm fest an sich gedrückt, vielleicht fester als nötig. Doch diese Meinung revidierte Yugi sofort, als der Flug die Qualitäten einer Achterbahn annahm. Automatisch klammerte er sich an dem Arm fest, der ihn hielt, und hoffte inständig, dass der andere irgendetwas zu fassen hatte, damit sie nicht abrutschten. Ehe er es verhindern konnte, kreischte er, halb aus Panik, halb aus Vergnügen. Als er merkte, dass Blacky, aus welchem Grund auch immer, sicher auf dem Drachen saß, ließ die Panik nach, und es fing an, ihm Spaß zu machen. Hinter sich hörte er Blackys Lachen. [Wenn ich das Joey erzähle... er wird sich gar nicht mehr einkriegen!] [Schattensturm passt zu deinem Freund.] [Ja, allerdings! Joey ist auch manchmal so wild!] [Woher weißt du das denn?] [Argh! Was du mir schon wieder unterstellst! Du weißt genau, was ich meine!] Schattensturm flog jetzt normal weiter, abgesehen von der halsbrecherischen Geschwindigkeit. Inzwischen fand Yugi den Ausflug cool. [Ich wollte dir soviel zeigen, Yugi; fremde Wesen, wunderschöne Orte, faszinierende Landschaften... Du solltest sehen, dass das Reich der Schatten nicht so finster ist, wie man bei euch glaubt. Aber durch diese neue, unbekannte Gefahr kann ich es nicht riskieren, dich lange aus der Burg wegzubringen.] Blacky sprach weiter telepathisch, und das war wohl auch gut so, denn durch den Wind in den Ohren konnte man kaum etwas anderes hören. [Verstehe, wirklich schade. Aber so ist das eben, ich kann es mir nicht einfach nur gut gehen lassen, irgendein Problem taucht immer auf.] [Du wirst es schaffen. Was immer getan werden muss, wird geschehen, und es wird alles in Ordnung kommen. Yugi, ich... es gibt etwas, das ich tun muss. Könntest du dich eine Weile um Schattensturm kümmern, wenn ich fort bin?] [Musst du dafür verreisen?] [Ja, und ich kann einen Teil der Reise mit dem Drachen fliegen, aber er wird enttäuscht sein, wenn ich mich nicht mehr um ihn kümmern kann.] [Ähm... was muss ich machen? Ich hatte noch nie einen Drachen in Pflege.] [Beschäftige dich einfach ab und zu mit ihm. Er kennt dich jetzt, gewiss wird er auf dich hören.] [Ist gut. Wie lange wirst du weg sein?] Blacky antwortete nicht sofort. [Ziemlich lange. Wir werden uns nicht wieder sehen, fürchte ich.] [Oh, es dauert, bis ich in meine Welt zurückkehre? Das ist ja wirklich dumm. Geht es denn nicht anders?] [Nein, wir müssen uns jetzt verabschieden.] [Sofort?] [Ja. Entschuldige, dass es so plötzlich kommt, ich dachte, ich hätte noch Zeit. Doch ich spüre, dass ich nicht länger zögern darf.] [Hm. Wir sehen uns bestimmt wieder, ich finde vielleicht einen Weg, mal wieder herzukommen, und wenn nicht, sehe ich dich auf dem Spielfeld.] Blacky sagte nichts mehr dazu. Er drückte Yugi mit beiden Armen wie in einer Geste tiefen Abschiedsschmerzes. [Pass ein bisschen auf Dark auf. Danke, dass du mir dein Vertrauen geschenkt hast. Ich werde gehen, um es zu würdigen.] Yugi wusste nicht, was er damit meinte, aber er tat es als belanglos ab. [Es ist cool, dich zum Freund zu haben.] Schattensturm landete am Fuße eines Berges, und Blacky sprang zu Boden. "Tut mir wirklich Leid, Yugi. Ich hätte dich nicht mitnehmen sollen, schließlich bist du noch nie allein geflogen." Dem Jungen war ein bisschen mulmig, das kam wirklich etwas plötzlich. Aber wenn es sein musste... "Ich komme schon klar. Dieser Drache war in meinem Deck, wir werden uns sicher vertragen." Blacky nickte. Er berührte Schattensturms Kopf und schien kurz mit ihm zu kommunizieren, dann wandte er sich ab, schenkte Yugi noch ein bedauerndes Lächeln und machte sich an den Aufstieg des Berges. Bald war er zwischen den Bäumen des Waldes verschwunden, der den Berg bedeckte, nur der Gipfel war kahl. Ehe Yugi es sich anders überlegen konnte, hob der Drache wieder ab, jedoch eindeutig vorsichtiger als beim letzten Mal. Er wusste das sehr zu schätzen. *** Fortsetzung folgt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)