Die Talismane von DistantSkyKing ================================================================================ Kapitel 3: Angst ---------------- Nach dem Frühstück setzte sich Haruka auf die Fensterbank im Wohnzimmer, ihrem Lieblingsplatz, wenn sie etwas sehr beschäftigt, und starrte in den Regen hinaus. Ich meinerseits ging zu meinem Lieblingsort zum Nachdenken. Auf dem Rücken ließ ich mich im Wasser treiben und starrte an die Decke. Von Außen prasselte der Regen an die Scheiben. Mit geschlossenen Augen atmete ich tief durch. Plötzlich hörte ich Haruka in den Raum kommen. "Irgendwie seltsam, findest du nicht?", fragte ich ohne sie anzusehen. "Was meinst du?", kam es überrascht von Haruka. "Na ja", ich drehte mich herum, tauchte ab und schwamm unter Wasser auf Haruka, die nur in Unterhosen und die Beine im Wasser baumelnd am Beckenrand saß, zu. Vor ihr tauchte ich wieder auf und legte meine Arme übereinander geschlagen auf ihre nackten Beine, mein Kinn stützte ich auf meine Arme und fuhr fort: "...wir wussten die ganze Zeit, dass wir das Leben eines Menschen opfern müssen, um an einen Talisman zu kommen, aber jetzt, wo es soweit ist, macht es uns Angst!" Haruka stützte sich nach hinten auf ihre Hände und sah zur Decke. "Du hast Recht, Michiru! Wir haben aber auch immer irgendwie schon vorher gewusst, dass der Kristall des Herzens des jeweiligen Opfers kein Talisman war, aber jetzt..." Haruka klang irgendwie hilflos. "Ja, jetzt wissen wir, dass wir heute einen Talisman finden werden. Ein Unschuldiger wird sich opfern müssen, er wird sterben und davor haben wir Angst!" ~FLASHBACK~ "Michiru?" Haruka's Stimme war leise und verunsichert, während sie ihren Verwandlungsstab in ihren Händen drehte. Ich hatte sie dabei beobachtet und sah nun in ihre grün-blauen Augen, die mich hilfesuchend ansahen. "Michiru, wenn wir einen Talisman finden, müssen wir den Menschen , in dessen Herz er verborgen war, sterben lassen, richtig?" Ich wendete meinen Blick von ihr ab und sah zu Boden. "Das ist richtig!" Ein resignierendes "Oh!" kam aus Haruka's Richtung und sie ließ den Stab sinken. "Aber...das bedeutet, dass wir Schuld an dem Tod dieser Person sind...", murmelte Haruka. Ich nickte stumm. Wie Recht sie doch hatte. "Wir müssen drei Menschen...", ich hielt inne und sprach dann langsamer weiter "...töten, sonst wird der Gral nicht erscheinen und die Welt wird zerstört!" Haruka nickte. "Ich weiß, aber..." Ihre Hände zitterten, weshalb ich aufstand und mich zu ihr setzte. Ich nahm ihre Hände in meine und drückte sie an mich. Haruka atmete tief durch. "...aber wenn wir das tun, Michiru", fuhr sie fort, ihren Blick zu Boden gerichtet, "wenn wir das tun, sind wir dann immer noch die Guten? Ich meine, wir werden jemanden töten..." Sie hielt inne und hob ihren Blick. In ihren Augen standen Tränen. Ich starrte sie wortlos an. "Ich weiß es nicht, Haruka, ich weiß es nicht!", murmelte ich schließlich. Eine vernünftige Antwort auf ihre Frage wusste ich keine. Der Gedanke, drei Menschen sterben zu lassen, machte mich ja selbst fertig, aber Haruka müsste über solche Sachen nicht nachdenken, wenn ich sie nicht in diese Mission reingezogen hätte. "Es tut mir leid, Haruka! Es ist meine Schuld, dass du dir darüber Gedanken machen musst.", entschuldigte ich mich. Doch Haruka schüttelte den Kopf. "Hör auf damit, Michiru! Es war meine Entscheidung den Verwandlungsstab zu nehmen, hörst du!" Ich nickte schwach. Dann plötzlich befreite Haruka ihre Hände aus meinen und umarmte mich. Sie drückte sich fest an mich und vergrub ihr Gesicht an meiner Schulter. "Michiru,...ich habe Angst davor, einen Menschen zu töten...", schluchzte sie leise. ~FLASHBACK ENDE~ Haruka atmete hörbar aus. "Ich weiß nicht, ob ich es wirklich fertig bringe einen Menschen zu opfern, Michiru!", murmelte sie. "Du musst, Haruka! Du hast keine andere Wahl!", antwortete ich mit ernster Stimme. Haruka wandte ihren Blick wieder von der Decke ab und lächelte mich mit einem schwachen Lächeln an. "Ich weiß!" Ich lächelte kurz zurück, stieß mich dann vom Beckenrand ab und ließ mich rücklings durchs Wasser treiben. Ich hörte, wie Haruka aufstand und sich auf eine Liege setzte. "Was erzähle ich da?", dachte ich bei mir, während ich an die Decke starrte, "Wenn mein Traum wahr werden sollte, muss Haruka niemand anderen, sondern sich selbst opfern." Bei diesem Gedanken zuckte ich zusammen und schloss die Augen. "Verdammter Mist! Warum ausgerechnet sie?", grummelte ich leise und schlug mit der Faust ins Wasser. Als ich einen Seitenblick nach Haruka warf, saß diese ganz in Gedanken auf der Liege. Sie machte ein ziemlich besorgtes Gesicht. Gerade als ich fragen wollte, was los sei, schwang sie sich auf und verließ, nachdem sie mir einen kurzen Blick zu geworfen hatte, den Raum. Ich hörte, wie sie die Tür zum Treppenhaus ins Schloss fallen ließ. "Haruka..." Ich schwamm zum Beckenrand und stieg aus dem Pool. Ich nahm mir mein gelbes Hndtuch, das über einer Liege hing und rubbelte meinen Körper ab. Dann folgte ich Haruka zurück in unsere Wohnung. Während ich die Treppen hinab lief, trocknete ich mir die Haare. Auf dem Weg begegnete mir die 7-jährige Tochter unserer Nachbarn über uns. "Hallo Michiru!", begrüßte sie mich fröhlich. Ich lächelte schwach. "Hey Hiromi!" "Du, Michiru, gehen wir irgendwann mal wieder zusammen schwimmen?", fragte Hiromi. Ich nickte. " Von mir aus gerne, wenn du möchtest, aber jetzt habe ich noch was zu erledigen!", antwortete ich. Hiromi stürmte die Treppen hinauf. Mit einem Seufzen sah ich ihr nach. "Wer weiß, ob wir uns je wiedersehen werden...", murmelte ich und ging weiter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)