Schatten des Lichts von rot ================================================================================ Kapitel 11: ------------ Wie versprochen habe ich diesen Teil früher hochgeladen. Und es ist gleichzeitig der letzte dieses Abschnitts, wenn ich es mal so nennen darf, denn ab dem nächsten Kapitel zeigen sich zum ersten Mal neue Charaktere, die für die weitere Entwicklung der Geschichte wesentlich sind... Aber jetzt erstmal viel Spaß mit diesem Teil. Schatten des Lichts Teil 11 Müde ließ sich Misa zurück auf das Bett fallen. Es war kalt und sie kuschelte sich schnell unter die Decke. ,Jetzt lässt er mich schon wieder sitzen! Aber als ich das Bett gesehen habe, habe ich schon befürchtet er....Nein, dass würde er niemals.....er würde doch nicht, oder vielleicht...... Nein! So wie es aussieht, kann er mich noch nicht mal leiden. Ich bin ihm nur eine Last. Aber warum hilft er mir immer, sobald ich in Schwierigkeiten bin? Kojiro, du bist mir ein einziges großes Rätsel. Warum kannst du mir nicht einfach sagen, was du denkst. Ich bin doch keine Hellseherin. Woher soll ich denn wissen was in dir vorgeht? Vielleicht mag er mich ja doch ein wenig? Warum sonst sollte er mir helfen? Ich habe das Gefühl, das wird noch eine lange Nacht. Ich mit ihm in einem Bett. Ob das gut geht? Noch dazu ist es nicht gerade groß.' In Gedanken versunken, wartete sie bis Kojiro mit etwas Essbarem zurückkommen würde. Sie hatte seit dem Frühstück nichts zu sich genommen und ihr knurrte bereits der Magen. Kurz entschlossen stand sie auf und legte die Kleidung von Frau Kasuragi zusammen. Dabei fiel ihr auf, dass unter der Kleidung für Kojiro, auch zwei Kleider für sie dabei waren. ,Aber warum sollte Saoko ihm etwas für mich zum Anziehen mitgeben? Es ist bestimmt aus Versehen darunter geraten. Ein Glück! Sonst hätte ich nichts zum Wechseln der Kleidung dabei. Ich hoffe, sie machen sich keine Sorgen. Ich kann leider nicht mehr zu den beiden zurück und ich konnte mich noch nicht mal bei ihnen für alles, was sie für mich getan haben bedanken. Ich werde die beiden vermissen.' Es fing leicht an zu nieseln, aber der junge, in Gedanken verlorene Mann, schien dies gar nicht zu bemerken, während er weiter durch die Gassen schlenderte. ,Verdammt, ich habe schon viel zu viel gesagt. Ich hätte meinen Mund halten und sie einfach ignorieren sollen, aber nein! Warum kann sie mich auch nicht in Ruhe lassen?! Das wird eine lange Nacht........als ob ich mit ihr.......was glaubt sie eigentlich von mir?! Aber wenn sie denkt, dass ich ihr das Bett überlasse, nur weil sie zu zimperlich ist, neben einem Mann zu schlafen, hat sie sich geschnitten. Wenn hier jemand den Boden benutzt, bin das mit Sicherheit nicht ich.' Spät am Abend hörte Misa einen Schlüssel im Schloss. Sofort rannte sie zur Tür, riss diese auf und vor ihr stand ein ziemlich überrumpelter, beziehungsweise überraschter Kojiro. "Wo warst du nur so lange?! Ich habe schon gedacht, du kommst gar nicht mehr zurück." "Erstens: Das geht dich nichts an. Das ist allein meine Sache. Und Zweitens: Mach nie wieder die Tür auf, wenn du dir nicht sicher bist wer draußen ist. Haben wir uns verstanden?!" Damit legte er ein paar Früchte und Brot auf den Tisch. "Na hör mal! Mein Magen knurrt, als hätte ich tagelang nichts gegessen und nebenbei sterbe ich hier vor Langeweile." Ohne noch weiter zu zögern stürzte sie sich über das mickrige Mahl, hielt aber inne, als sie bemerkte, dass er sich bereits ins Bett begab. "Isst du nichts mit?" "Ich habe schon unterwegs meinen Teil gegessen. Mach nicht zu lange. Wir müssen morgen vor Tagesanbruch am Hafen sein." Noch bevor sie ihm weitere Fragen stellen konnte, rollte er sich zur Seite und schloss seine Augen. Nachdem kein Krümmelchen mehr übrig war, schlüpfte sie vorsichtig unter die gemeinsame Decke. Obwohl er ihr vor kurzem noch versichert hatte, dass er nicht an ihr interessiert wäre, zumindest nicht auf diese Art und Weise, war es ihr unangenehm mit ihm im selben Bett zu schlafen. Mühsam versuchte sie sowenig Platz wie möglich von der winzigen Schlafstelle einzunehmen und hing so mit einem Bein über der Bettkante. ,Vielleicht sollte ich nicht so spießig sein, immerhin will er ja gar nichts von mir. Das hat er mir ja mehr als einmal zu verstehen gegeben. Schon gut, ich sollte froh sein, dass es Männer gibt, die nicht gleich daran denken, wenn sie mit einem weiblichen Wesen zusammen sind, aber.....ach, ich weiß auch nicht. Wahrscheinlich ärgere ich mich nur darüber, weil es ihm vollkommen egal zu sein scheint. Es lässt ihn völlig kalt!' Grinsend bemerkte Kojiro, wie sie sich an den Rand drückte. Genauso hatte er sich das vorgestellt. Es konnte ihm nur Recht sein, immerhin hatte er so mehr Platz für sich, während Misa kaum ein Zipfelchen der Decke hatte, um sich vor der klirrenden Kälte zu schützten. "Schläfst du schon?", flüsterte sie ihm leise zu. Genervt murmelte er unverständlich etwas unter der bis zur Nase hochgezogenen Decke. "Kojiro?" "WAS?!" "Stört es dich, wenn ich....ich meine....macht es dir was aus, wenn ich....wenn ich etwas näher rutschen würde?" Misa war für die Dunkelheit, die ihre Röte im Gesicht verbarg mehr als dankbar. "Es ist nämlich ziemlich kalt hier und wenn mir kalt ist, kann ich nicht schlafen. Also..." "Tu was du nicht lassen kannst." Nervös kaute sie wieder an ihrer Unterlippe, rückte aber ein ganzes Stück näher an ihn heran. So schliefen sie schließlich Rücken an Rücken ein. Mitten in der Nacht erwachte Kojiro, als er plötzlich etwas Warmes um sich fühlte. Misa schlief mit einem Arm um seine Taille geschlungen, dicht an ihn gepresst, wie ein Murmeltier. Der Raum war kaum beheizt und obwohl er eigentlich angesichts der Kälte schrecklich frieren hätte müssen, spürte er eine unbändige Hitze in sich aufsteigen, die seinen ganzen Körper durchflutete. Ein wohliger Schauer jagte über seinen Rücken entlang der Wirbelsäule und endete in seinem Nacken, wo sich feinste Härchen aufstellten, als sie sich von hinten an ihn kuschelte. Ohne darüber nachzudenken drückte er ihren Arm fest an sich und sog den wunderbaren Geruch ihrer frischgewaschenen Haare, die nach Pfirsichen und Mandelöl rochen, was seine Sinne zu betäuben oder auch zu schärfen schien, ein. Darüber war er sich nicht so ganz sicher, denn er fühlte sich wie in Trance und gleichzeitig spürte er jeden einzelnen Zentimeter seines Körpers, der den ihren berührte, erzittern. In dieser Nacht machte er kein Auge mehr zu. Er konnte es sich selbst nicht erklären, aber irgendetwas ließ ihn nicht zur Ruhe kommen, wenn er sie so dicht bei sich spüren konnte. Ein paar Stunden später: Der Nebel hüllte die Stadt in einen grauen Schleier, während die ersten Lichter in den Häusern der Stadt brannten. "Es ist noch viel zu früh! Ich bin todmüde. Es ist doch noch gar niemand hier. Wofür sind wir so früh aufgestanden?" Misa war vollkommen schlaftrunken und quengelte schon den ganzen Weg bis zum Hafen. "Das ist ja auch Sinn und Zweck der Sache." Dabei zog er Misa, die sich gerade gegen eine Straßenlaterne gelehnt hatte und noch einmal herzhaft gähnte, weiter. Im Schatten eines Hauses erkannte sie ein leichtes Glühen, ein Glimmen, auf das Kojiro nun zuging. Ein großer, gutgebauter Mann mit einer Zigarette in der Hand trat aus der Dunkelheit und sah sich noch einmal kurz um, bevor er sich ihnen zuwandte. "Habt ihr das Geld dabei?" Seine Stimme war rau und tief, während er die beiden musterte. Seiner Kleidung nach war er ein Matrose, was seine stämmige Figur und seine Muskeln erklären würde. Kojiro nickte nur leicht und steckte ihm ein paar Scheine zu. Misa beobachtete das Ganze schweigend, war aber zu müde um sich weiter darüber zu wundern, geschweige denn irgendwelche lästigen Fragen zu stellen, was Kojiro gerade Recht kam. Ohne ein weiteres Wort folgte er mit Misa im Schlepptau dem Mann und schlich leise eine unscheinbare Landebrücke, die an der Seite des Schiffes befestigt war, hinauf. Oben angekommen führte der Matrose sie unter Deck in die Nähe des Maschinenraums. Es war stockdunkel und überall standen große Kartons und Kisten. Mit einer Gaslampe in der Hand wies er auf einen Platz in der Ecke, in der einige schmutzige, alte Decken lagen. Misa schreckte mit einem Satz hoch, als sie ein leises fiepen zu ihren Füßen hörte. "RATTEN!" Ein entsetzter Schrei gellte durch die stillen Räume und Gänge des gigantischen Schiffes. Sofort hielt ihr Kojiro den Mund zu, um sie von einem weiteren Schrei abzuhalten. Böse funkelnd warf der riesige Mann ihr einen vernichtenden Blick zu und schritt drohend auf sie zu. "Verdammt noch mal! Halt bloß die Klappe, sonst hören sie euch und wir sind alle dran! Was hast du denn erwartet?! Ein Viersterne Hotel für gnä' Madam?!" Damit verließ er den Lagerraum und ließ die beiden in völliger Finsternis zurück. "Tut mir Leid. Kommt nicht wieder vor.", flüsterte Misa entschuldigend. Doch im nächsten Augenblick hörte sie wieder leise scharrende Geräusche in ihrer unmittelbaren Nähe. Ängstlich klammerte sie sich an seinen Arm, während er sich seufzend voran tastete und fluchend mehrmals mit seinem Schienbein gegen harte Holzkisten stieß. Dabei hielt sie seine Hand die ganze Zeit über fest umschlossen. ,Sie benimmt sich wie ein Kind, aber wenigstens wird sie dann nicht versuchen das ganze Schiff zu erforschen. Ich hatte schon befürchtet, ich könnte sie keinen Augenblick allein lassen. Ich würde mit der richtigen Kleidung nicht auffallen, aber ein Mädchen, das hier durch die Gänge schleicht sehr wohl. So wie es aussieht, werde ich die nächste Zeit auch unter Deck verbringen müssen. Nicht das sie einfach losschreit, wenn ich nicht da bin. Sie ist ja eigentlich ganz süß, wenn sie sich mal nicht aufführt, wie ein verrücktes Huhn.' Als sie wieder zusammenzuckte, drückte er ihre Hand sanft und zog sie weiter, bis sie in der Ecke ankamen und sich dort auf den Decken niederließen. Dort klammerte sich Misa an Kojiro, als hätte sie Angst, dass er jeden Moment davonlaufen würde. Langsam gewöhnte sich Misa an die Geräusche um sie herum. Nichts desto Trotz hielt sie Kojiro noch immer wie ein Klammeräffchen an sich gedrückt. "Kojiro, wo fahren wir eigentlich hin?" "Nach Lodostina. Wir werden ein paar Tage unter Deck bleiben müssen. Der Mann vorhin wird uns in der Zeit etwas zu essen besorgen, aber du solltest ihm nicht trauen." "Warum?" "Er könnte bei einem hübschen Mädchen auf dumme Gedanken kommen." "Wie meinst du......oh, ich verstehe. Kojiro, du....du hältst mich für hübsch?" ,Natürlich finde ich dich hübsch. Ich müsste blind sein, wenn nicht.' Auch wenn seine Gedanken schon längst geantwortet hatten, kam kein Wort über seine Lippen. "Sag schon!" Misa wollte sich dieses Mal nicht einfach mit seinem Schweigen abspeisen lassen. Sie wollte eine eindeutige Antwort und zwar jetzt. "Kojiro?!" Seufzend atmete sie tief aus und lehnte sich zurück. "Du findest mich also hässlich und abstoßend." Sie klang dabei traurig und todernst. "Das habe ich nicht gesagt." Seine Stimme war kaum ein Flüstern, aber doch bestimmt. ,Oh, der Herr lässt sich dazu herab mit mir zu sprechen.' Langsam wurde sie wütend. Wieso musste er auch immer so ein Geheimnis um sich machen. "Was hast du denn dann gemeint?! Du redest ja nicht mit mir!" "Also gut, ich finde du bist hübsch. Eine Schönheit um genauer zu sein. Zufrieden?!" Die Antwort hatte einen mehr als nur wütenden und leicht gereizten Ton. Beleidigt zog sie ihre Beine an und legte resigniert ihren Kopf auf ihre Knie. "Ach, vergiss es.", murmelte sie leise. Kojiro holte noch einmal tief Luft und sprach nun sehr ruhig, wandte dabei aber seinen Kopf in die andere Richtung. "Wieso willst du das unbedingt wissen? Man hat dir doch bestimmt schon X-Mal in deinem Leben gesagt, dass du schön bist. Im Übrigen wäre es eine Lüge, wenn jemand etwas anderes behaupten würde." Misa wollte ihren Ohren nicht trauen. Hatte er das tatsächlich gerade gesagt? Es bedeutete ihr viel, dass er ihr ernsthaft geantwortet hatte und noch viel mehr, dass er sie anscheinend wirklich für hübsch hielt. "Danke." Eine peinliche Stille legte sich über den Raum und man hörte nur das leise surrende Geräusch der Maschinen, die zu starten schienen und das der Ratten, die überall am Boden herumliefen. Nach einer halben Ewigkeit wurde es Misa zu langweilig, da sie nicht wie Kojiro versuchte einzuschlafen, um die Zeit totzuschlagen. "Kojiro? Ich weiß noch fast gar nichts über dich. Du könntest mir doch erzählen wo du herkommst, oder von deiner Familie, oder auch....." Augenblicklich schnitt er ihr das Wort ab. "Das halte ich für keine gute Idee. Wenn du schon unbedingt reden willst, kannst du ja auch etwas von dir erzählen." Als er daraufhin keine Antwort bekam, schloss er wieder seine Augen, bis sie zögernd weitersprach. "Wir...wir könnten uns ja auch Geschichten erzählen, uns eine Vergangenheit erfinden, da wir offensichtlich beide nicht gern darüber reden wollen. Ich meine mit irgendetwas müssen wir uns ja die Zeit vertreiben, oder?" Unsicher wartete sie, was er ihr darauf erwidern würde. ,Eine andere Vergangenheit......Wie oft habe ich mir vorgestellt, es wäre anders verlaufen. Warum auch nicht.' Nach einigen Minuten begann er zu erzählen. Trotz der Dunkelheit die langsam etwas von einem Lichtstrahl aus einem Bullauge verdrängt wurde, konnte sie dabei ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen erkennen, als er mit geschlossen Augen von einer Kindheit sprach, die eigentlich nicht ihm gehörte, sondern nur in seinen Träumen existierte. So vertrieben sie sich mit Schlafen, Dösen, ihren so genannten "Erinnerungen" und unzähligen Streitereien die Zeit, bis das Schiff letztendlich im Hafen von Lodostina einlief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)