Blutmond von DoesNotAccept ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Gedanken. Abtrünigkeiten des eigenen Geistes. Zu was können sie fähig sein? Ein einziger Gedanke kann vernichten, aufbauen, Glück bescheren oder tiefe Dunkelheit. -------------------- Es ist dunkel. Sie geht langsam hinter dem Schatten her. Sie weiß nicht mehr genau warum, aber das spielt keine Rolle. Sie weiß nur, dass sie gehen muss, dass sie ihn nicht verlieren darf. Der Mond leuchtet blutrot an einem sternenlosen Himmel. Es ist alles so trostlos. Aber er ist ja da, beruhigt sie sich. Er ist da und wird auf mich aufpassen, mir wird also nichts passieren. Sie merkt, wie ihr Herz rast. Es ist normal, denn sie weiß, dass sie öfter einen schnellen Herzschlag hat. Der Schatten bewegt sich schneller. "Komm", ruft er, "komm und verlier mich nicht. Ich muss dich doch beschützen." Sie fängt an zu laufen, rennt hinter dem Schatten hinterher, der sich immer schneller von ihr fortbewegt. Sie ruft ihm nach, dass er warten soll, weil sei nicht so schnell ist, aber er wartet nicht. Schließlich ist sie allein. Sie bleibt stehen, sieht sich um. Zum ersten Mal seit sie mit dem Schatten unterwegs ist. Die Landschaft ist karg, öde und trist. Der Mond scheint blutrot an dem sternenlosen Himmel und sie ist allein. Eine Träne schleicht sich langsam ihre Wange hinunter. Immer mehr folgen. Sie wollen gar nicht mehr aufhören zu laufen, selbst als sie ihre tränen anschreit, sie sollen doch weg gehen, hören sie nicht auf zu laufen. Sie hat Angst. Unglaubliche Angst. Sie ruft nach dem Schatten, ruft nach irgend jemandem, aber niemand hört sie. Niemand ist da, um ihre Einsamkeit mit seiner Anwesenheit zu verringern. Dann rafft sie sich auf und läuft in die Richtung, in der sie den Schatten hat verschwinden sehen. Sie läuft und läuft. Ihre Knie tun schon weh von der großen Anstrengung, doch sie will noch nicht anhalten. Vielleicht wartet der Schatten ja hinter der nächsten Biegung auf sie? Und tatsächlich steht der Schatten am Rand des Weges und sieht zu ihr hin. Überglücklich läuft sie zu ihm und umarmt ihn. Doch sprechen kann sie nicht. Dazu fehlt ihr der Atem, deshalb belässt sie es bei einer liebevollen Umarmung. "Komm", sagt der Schatten zu ihr, "komm und folge mir. Ich bringe dich zu einem schönen Ort. Dort bist du nicht mehr einsam." Sie gehen einen dunklen Weg entlang, über dem der blutige Mond sein silbernes Licht sendet und sie hat endlich das Gesicht des Schattens gesehen. Es ist das Gesicht eines Wesens, dass nicht von dieser Welt sein kann. Sie hat keine Angst, aber sie ist neugierig. "Warum hast du so ein seltsames Gesicht", fragt sie den Schatten. Dieser bleibt stehen und dreht sich zu ihr um. "Ich habe kein seltsames Gesicht. Ich bin so geboren, aber das müsstest du eigentlich wissen, denn ich bin du. Ich bin das Monster, das in dir wohnt. Vor mir gibt es keine Rettung. Also lauf nicht weg. Ich bringe dich an einen schönen Ort." Der Schatten hebt eine Hand und legt sie um ihren Hals. "Ist gut", sagt sie. "Ich laufe nicht weg. Ich möchte mit dir gehen." Blut spritzt auf den dunklen Weg und eine kleine Hand fällt zu Boden. Unter dem blutroten Mond wird sie verspeist. Nur der Kopf bleibt übrig. "Siehst du", sagt der Schatten. "Ich habe dich an einen schönen Ort gebracht. Jetzt möchte ich als Gegenleistung deinen Körper haben." Der Schatten verschwindet und an seiner Stelle tritt das Mädchen auf den Weg. Ohne jegliche Regung sieht sie auf den kleinen Kinderkopf vor ihren Füßen. Sie dreht sich um und geht. Sie sieht nicht, wie sich eine kleine Träne langsam und leise die blutverschmierte Wange hinunter läuft, während der blutrote Mond sein schummriges Licht über eine trostlos-triste Landschaft sendet. Sie sieht es nicht und geht ihrem Verderben entgegen. By Farfan McKnife Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)